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Dresdner Journal : 15.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-15
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1874
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LkvE, LsrlL: A /ketemr^^, /n»attckr^cka»1,^AtbrecLc >r«w«»: .Äkkott?, »r„ l»o: D <8ku»»0«^t >i Nürvuu; Cbsouüt»: ». »nwk kart» N.: ^arA<-r'»cb^u. <'.//krr»n«»i»>tt.bv Luobt»., Kuatbect t'o., SÜrUt«: /nv D Lwwovr k»rt,: Dtl/itte, N»,k«>r «t Co.,- Molts»rt />a«bc «d c^o., ^1n^o»we»t-Küre«K, Vwoi A, Uvr»usx«d^rr 1 llü»uzi Lrpvckition ti«-« OrksNoer louriwl», Vrvoll«», ^lttr^rvtüvujsu««! Ho. 1. Amtlicher Theil. ktzlBekanntmachung. M^Unter Bezugnahme aus die Bekanntmachung vom 2ü" März vorigen Jahres wird andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Vaterländische Lebens- Versicherungs - Aktiengesellschaft zu Elber feld unter Aufgabe des gleichzeitigen Sitzes in Dres den, als alleinigen Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen Leipzig beibehalten hat. Dresden, am 5. Januar 1874. Ministerium de« Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Lckmaltz Fromm. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Köln. Fulda. Aus Kurhessen. Straßburg i. E. Ncünchen. Aus Baden. Wien. Triest. WBern. Madrid. Kopenhagen. St. Petersburg. Bukarest.) Ernennunaen, Beisetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Prvvinzialnachrichten. (Zittau. Plauen i.V. Marien derg. Reichenbach. Olbersdorf.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Vermischte». Statistik und Volkswirthschast. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. Posen, Mittwoch, 14. Januar. (W. T.B.) Der Erzdischof LedochowSki hat, dem Lernehmen nach, dem hiesigen AppellationSgerichte, von welchem er, auf Neqmfition deS könial. Gerichtshofes für kirch liche Angelegenheiten in Berlin, zum Behufe seiner vorläufigen Vernehmung auf heute Vormittag vor- geladen worden war, die Anzeige gemacht, daß er der Vorladung nicht Folge leisten und in dem anbe raumten Termine nicht erscheinen werde. München, Dienstag, 13. Januar, Rachmitt. (W. T. B.) Die Kammer der ReichSräthe hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag Herz bezüglich der Diäten der NeichStagSabgeordneten mit allen gegen 1 Stimme wegen mangelnder Kompetenz der Kammer abgelehnt. In der Kammer der Abgeordneten begründete, nach Ablehnung eines Antrages deS Abg. v. Hafenbrädl auf die Wiedereinführung eines Tarifs für Lebensmittel, der Abg. Völk seinen Antrag, daß Bayern im BundeSrathe auf die Beibehaltung der Schwurgerichte dringen solle. Der Antrag wurde demnächst angenommen. Im Laufe der DiS cusfion äußerte Abg. v. Schauß den Ultramontanen gegenüber, daß, wenn durch ihre Schuld eine Ge fahr für das Reich und das Land entstände, der Einheitsstaat immer noch besser wäre, Pl» eine kranke Eonföderation. Die über den Ausfall der Reichstagswahlen vorliegenden Nachrichten lassen es als fast un zweifelhaft erscheinen, daß in den sämmtlichen LS Wahlkreisen von Oberbayern, Niederbayern, Ober pfalz und Unterfranken, abgesehen von der Wahl im ersten Münchner Wahlkreise, die ultramon tauen Candidaten gewühlt worden find. Paris, DieuStag, 1S. Januar, Abends (W. T. B.) Die Nationalversammlung begann heute die DiScusfion über das MaireSgesetz. LouiS Blanc und Christophle sprachen gegen, der Marquis de LalfonS und Baragnon für die Vorlage. Die Berathung wird morgen fortgesetzt werden. Lie Commission zur Lorberathung der kon stitutionellen Gesetzentwürfe ist heute mit dem Vicepräfidenten deS Miuisterrathet, Herzog v. Broalie zusammengetrrteu und hat die Erklärungen deffelden über daS Wahlgesetz eutgegrngenommen. Aach den Intentionen des Ministers soll die Wahl berechtigung mit dem 2b. Jahre beginnen und ein 3jähri- ges Domicu für die Ausübung des Wahlrechts erfor derlich sein. Den Wählerlisten sollen die Steuerer- hedungsliften zu Grunde gelegt und das Listenscrutinium abgeschasst werden. Der Herzog beantragte ferner, daß ein Senat durch die Regierungen und die Generalräthe gemeinschaftlich ernannt werden solle, und forderte, daß die Vorlage des Wahlgesetzes spätestens bis Ende April erfolgen solle. Die „Agence Havas" bezeichnet dir heute an der Börse verbreiteten Gerüchte von Mißhelligkeiten mit Italien als völlig unbegründet. Der „Monde" enthält eine Depesche aus Rom, in welcher die von der „Köln. Zeitung" veröffent lichte päpstliche Bulle über die Papftwahl für un echt erklärt wird. Paris, Mittwoch, 14. Januar. (W.T.B.)Ein Telegramm aus Oran (der Hauptstadt der gleich namigen algerischen Provinz) meldet, daß die auf dir spanische Jnsurgentenfregatte „Numancia" geflüch teten Aufständischen Cartagenas in dem Hafen von Oran, MerS-el-Kebir, gelandet find und fick den französischen Behörden ergeben Haden. In den Händen der letzter« befinden fich u. A. Con treras, Calvez, die Mitglieder der aufständischen Junta und andere Führer der Aufständischen. Dem Rruter'schen Bureau in London wird aus Oran üder die diesem Ereignisse vorauSgegangenen Actionen telegraphirt, daß die aus Cartagena ent kommene Jnsurgentenfregatte „Numancia", an deren Bord fich gegen LsW Flüchtlinge befinden, am 13. d. (Dienstag, Morgens um 8 Uhr auf dortiger Rhede eingetroffen und vor Anker gegangen ist. Die „Numancia" hat fich am Ausgange des Hafens von Cartagena durch 5 Negierungsfxegatten durch geschlagen, welche das Auslaufen derselben verhin dern wollten. Die Garnison von Oran hält fich in Bereitschaft und erwartet die weitern Weisungen der französischen Behörden. Madrid, Dienstag, 13.Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Die Nachricht von der Einnahme Carta genas bestätigt sich. Die Forts San Julian und Galleras, sowie die Stadt sind von Truppen be- setzt. DaS Ministerium beschloß, den General Lopez Dominguez, welcher die Operationen gegen Carta gena geleitet hat, zum Genrrallieutenant zu er nennen. London, DirnStag, 13. Januar, Mittags. «W. T.B.) Nach Meldungen, welche dem „Reuter schen Bureau" aus Panama »ugehen, ist dort die po litische Agitation im Wachsen begriffen. Der Ver treter Frankreichs hätte, dem Vernehmen nach, die Erklärung abgegeben, daß er die Abtretung von Panama an die Vereinigten Staaten begünstigen werde, obgleich die Regierung von Neu Granada ihm den Vorschlag habe übermitteln lassen, Pa nama an Frankreich zu cediren. Man glaubt, daß dir Regierung von Neu-Granada zunächst in die ser Angelegenheit keine entscheidenden Schritte thun werde. Lagesgeschichte. * Berlin, l3. Januar. Lie Besserung im Befinden des Kaisers schreitet gleichmäßig fort; jedoch hat Se. Majestät dem zu Ehren der hier anwesenden hohen englischen Gäste gestern stattgehabten Diner noch nicht beigewohnt, wohl aber, wie bereits erwähnt, den Prinzen und die Prinzessin von Wales und den Prinzen Arthur von Großbritannien empfangen und sich auch die Gefolge der fremden Herrschaften vorstellen lassen. Heute Vormittag sind die königl. Prinzen mit dem Prinzen von Wales und dem Prinzen Arthur von Großbritannien zur Abhaltung einer Hofjagd auf Schwarz uud Dam wild nach Königs Wusterhausen gefahren. Die hohen englischen Gäste gedenken heute Abeud l l Uhr Berlin wieder zu verlassen, um ihre Reise nach St. Petersburg fortzusetzen. — Der Ausschuß des BundesratHS sür Handel und Verkehr hielt heute eine Sitzung. Der Justizausschuß des Bundesraths wird fich jetzt unver weilt der Beendigung der Berathung des Preßgesetzes zuwenden und seine definitiven Anträge dem Bundes- rathe unterbreiten. Die Vorlegung des Preßgesetzes in der FrühjahrSsession des Reichstages ist als beschlossene Sache anzusehen. — In der heutigen Sitzung des Hauses derAbgeordneten, welchem am Ministernsch der Justiz minister Or. Leonhardt mit mehreren Regieruugscommis- saren beiwohnte, theilte der Präsident zunächst mit, daß der Abg. v. Bockum-Dolfss einen Antrag auf Einführung der Kreisordnung in Rheinland und Westfalen ringe bracht habe. Dann wurde daS Gesetz, detr. die Auf hebung der Mahleingangssteuer von Stärke rc., nach einer kurzen Bemerkung »es Abg. Wagner (Franzburg) und einer berichtigenden Entgegnung des Regierung» commissars in dritter Lesung definitiv angenommen. Es folgte die zweite Berathung des Etats der Justizverwal tung. Tie Eommissare des Hauses und einzelne Abge ordnete haben zu deu versckiedeuen Etatspositionen sehr zahlreiche Anträge gestellt, welche den Gegenstand ein gehender Debatten bilden und die ganze Sitzung aus- süllen. Die Hauplerörterung lehnt sich an die von den Eommisfaren beantragte Streichung der für 4 Pröses soren als Mitglieder des Obertribunals ausgeworfenen Besoldungen von je l2ö<) Thlr. Abg. Bähr (Kassel) verkennt zwar die Vortheile nicht, welche aus einer Verbindung von Theorie und Praxis er wachsen könnten, will dieselben aber auf anderem Wege erreicht wissen und in den obersten Gerichtshöfen vorzugsweise erfahrene Richter fungiren sehen. Abg. Haucke hat mehr Zutrauen in die praktische Leistuiigs- sähigkeit der Universitätslehrer, räth aber, nur 2 davon, je »ach Bedarf, unter die Räthe des hohen Gerichtshofs aufzunehmen. Justizminister O Leonhardt erklärt sich mit dem Haucke'- schen Anträge einverstanden und beruft sich zu dessen Empseh jung aus die nützliche Theilnahme der Prosessoren Homeyer und Hessler an den Berathungen des Oberlribunats: eiu etwaiger Mangel an praktischem Geschick sei mehr im Einzelrichtcramte, als bei Kollegien von Belang. Abg. Reichensperger findet das Zusammenwirken von Richtern und Professoren nicht so ganz unbedenklich und weist aus den Grundsatz der allgemeine» Gerichtsordnung hin, daß kein Richter ein besoldetes Rcbcnamt inne haben solle; die Ausnahmestellung der Prosessoren im Gesetze von I8ül sei von den Anhängern des Rechtsstaats rechts und links lebhaft bekämpft worden. Bei aller Hochachtung gegen die Thätigkeit der beiden genannten Eelebritäten muffe er sich doch gegen die Zulassung von Professoren erklären. Das Obertribunal sei nicht der geeignete Platz, um sür wissenschaftliche Größen, denen immer, em eigener Habitus verbleibe, als Gelegenheit zur Einsammlung praktischer Ersahrungcn zu dienen. DaS höchste Richteramt des Staats solle nur in einer regelrechten Rlchter- carri«re erreicht werden können. Justizminister IR Leonhardt weist nochmals aus den colleglalischen Charakter des Obertribunals hin, wodurch die geäuverten Bedenken vielfach beseitigt würden, und aus die beim Appellationsgericht zu Jena gemachten günstigen Er sahrungcn. FeuiUctow (Redigirt von Otto vaack.) Da» erste Dampfschiff in Ungarn. Von M. Z> Kak. (Schluß aus Nr. 10.) Das Ende von Alledem war aber, daß das „Pfund" Banknoten sür den Fürsten auf gut französisch „pvrllu" war. Darauf machte Graf S). dem Fürsten folgenden Antrag. „Erneuern wir «die Wette. Jetzt wette ich darauf, daß ich auf demselben Pferde, das mich hierhergebracht hat, auch den stromabwärtsfahrenden Dampfer überhole und daß ich früher an der Pester Landungsbrücke sein werde, als das Schiff gelandet haben wird." ^Eine solche Wette konnte man getrost eingehen. Sie war eine verlorene Wette. »Zehn Pfund gegen eines, daß Sie nicht früher dort sein werden!" „Wetten wir nicht mehr auf Noten." „Also auf Gold." „Auf einen noch kostbareren Schatz. Wenn ich die Wette gewinne, dann geben Sie mir Diejenige zur Frau, um deren Hand ich Sie bitten werde." „Gilt. Wenn Sie aber die Wette verlieren, dann >)«irathen Sie Diejenige, welche ich Ihnen geben werde." „Angenommen!" Sie reichten sich die Hand, die Wette war ge schlossen. Es folgte noch ein Banket in dem am Ctromufer errichteten Zelte, noch ein Dutzend Toaste wurden aus- gebracht, dann erdröhnten die Mörser noch einmal, auf dem Schiffe wurde geläutet, die Herren und Damen, die als Gäste anwesend waren, stiegen vom Waitzner User auss Schiss. Graf L). schwang sich wieder aufs Roß — ritt dann ebenfalls auf das Verdeck des Schiffes. „Was soll das bedeuten?" fragte der Fürst erstaunt. Der Eavalier antwortete kaltblütig: „Ich habe ja nicht gewettet, daß ich auf meinem Pferde reitend früher in Pest sein werde, als der Dampfer, sondern vlos auf dem Pferde sitzend." Natürlich war die ganze Gesellschaft auf seiner Seite. Man sand den Spaß sehr gelungen. Und der Graf hatte vollkommen Recht. Aber der Fürst kam nicht aus feinem Phlegma. Als ihn jeder sattsam ausgelacht hatte, sprach er zum Grafen: „Wenn zwei Renner gleichzeitig das Ziel erreichen, so nennt man das ein „todtes Rennen" und es gibt dann keinen „^reis." Doch ich glaube, daß, was Sie immer beginnen mögen, der „Argo" doch um eine „halbe Kopflänge" früher am Ziele sein wird, als Sie." Nun waren die Lacher wieder auf seiner Seite. Graf A. erwiderte kein Wort. Seine Bekannten fingen an, fich bei Seite zu schlagen, als ob sie ihn bedauer ten, daß er sich in eine solche Wette hineingeritten. Plötz lich befand er sich ganz mutterseelenallein auf dem zweiten Platze. Wie er so im Sattel saß, war er wirklich ein Ritter von der traurigen Gestalt. Als der „Arao" die Margarethrninsel passirt hatte, spazierte der Fürst zu dem Verlassenen hinüber und in dem er den schlanken Hals des schönen Pferdes streichelte, flüsterte er ihm zu: „Die Prinzessin mit dem Schweinskopfe ist schon die Ihre." „Nicht doch, lieber Herr Schwiegerpapa!" rief Gras I., gab dem Pferde die Sporen in die Weiche und sprang üder das Schiffsgeländer in die Donau. Die ganze Gesellschaft schrie auf einmal entsetzt auf. „Rian muß das Schiff halten lassen!" kreischten die Damen. „Nur weiterfahren," sagte der Fürst. Haben wir keine Angst uni den Ritter. Dort schwimmt er schon zu Pferde mitten in der Donau; nicht einmal seinen Hut hat er verloren. Das war ein prächtiger Sprung — vom Schisse ins Wasser. Aber all' die Bravour wird ja wohl doch vergeblich sein. Bis er ans Ufer gelangt, und während er dann weiterjagt, unterdessen wird ja der Dampfer schon lange die Landungsbrücke erreicht haben -und der Preis um so gewisser verloren sein. Als die Schaar der Zuschauer voll Spanuuug zu sah, wie der Reiter irgendwo an's Land kam, da suhr der „Argo" schon lange nahe der Landungsbrücke, und der Reiter hatte noch anderthalbtausend Schritte bis dahin. Aber da sollte Fürst L. noch einen anderen Unter schied zwischen einer Themse- und einer Touaudampfer- sahrt kennen lernen. Der Themsedampfer, er mag von wo immer kommen, hält geradeweg an bei femer Land- dungsbrücke; der Donaudampfer aber, weun er wasser abwärts schaufelt, hält nicht in demselben Tempo nächst der Brücke an, denn in diesem Falle würde eine fliegende Brücke aus ihm werden; sondern er schwankt und trippelt langsam und bedächtig gegen die Wasserströmung bis zur Landungsbrücke hinauf, wo die an Stricken gebundenen Klötze unter daS gassende Publicum hin- eingeworfen werden, dis Jemand sie auffängt. Da mochte nun der Fürst in allerlei Sprachen Flüche ausstoßen, der Eapitän wollte keinen verstehen, und das versammelte Publicum begrüßte mit seinem Vivatjauchzen den zu Pferde anlangrnden Grasen /). um eine Niinute UKAbg. vr. Lasker lheilt die beim höheren Richterstande gegen die Professoren herrschende Abneigung nicht. Wie da« Beispiel England« lehre, daß Advocate» Zierden de« Richter amls sein könnten, so hätten auch dem Obertribunal schon Berliner Prosessoren, wie Puchta, Homeyer u. A. zur Zierde gereicht. Ein in dasselbe berufener Proleffor sei unabsehbar wie jeder andere Richter, und aus ihrem Lehramte werde eben sowenig ihre Unparteilichkeit geschädigt, wie tue anderer Richter aus ihrer politischen Stellung. Der Abg. Reichensperger sei insolge seiner politischen Stellung der Ansicht day gewissen Gesetzen nicht zu gehorchen sei, und doch werde er in seiner Stellung als Richter unzweiselhaft daraus sehen, daß diesen Gesetzen Gehorsam werde. Abg. ^>e. Windthorst tMcppen» bestreitet den unabsey baren Charakter der inS Obertridunal berufenen Prosessoren: e« werde letzt nur die Wiedereiusühruug der vor Kurzem glück lich beseitigten HilsSrichtrr beabsichtigt. Lieber als aus solchem Umwege zweien Berliner Prosessoren Gehaltszulagen zu ver schaffen, solle man alle Gehalte erhöhen. Die Actenverschickung au fremde Facuttaten habe deu Werth gehabt, datz autzerhalo des Landes befindliche Tribunale eine Enttcheidung abgaben; dieser Vortheil sei im Lause der Zeit verloreu gegangen. Be dauernSwerth sei, daß manche Richter zuviel sich mit der Politik beschäftigten. Abg. Or. Gneist will nur einige lhatsächliche Rectlficationen zu der Debatte liesern. Die BerUuer Universität sc» gegründet nicht ohne Rücksicht auf den obersten GerichtShos, daher Savigny'S, Eichhorn'S, Puchta'S u. A. zwiesache Thätigkeit. Die Universitätsprofessoren seien allerdings in den Spruch geeichten praktisch geübt, mehr als Mitglieder mancher Ober appellanonsgenchte. Es halten stets viele Beziehungen zwilchen dem Obertribunal und den ordentlichen Prosessoren der Berliner juristischen Facultät geherrscht: durch Streichung der bett. Etatsposition würde ein Recht lener Professoren verletzt wer den, welches nicht nur im FacultätSstatut, sondern auch im Gesetz von lvüi anerkannt sei. Abg. Windt Horst (Bieleseld- wendet hiergegen eiu, daß eS sich nicht um Beseitigung lenes ProsessorenrcchtS handele, sondern nur um die nebenamtliche Stellung der Räthe. Mau möge Prosessoren ins Obertribunal berufen, aber unter der Bedingung, daß sie dann ihr Lehramt aufgeben. Abg. Miquel verwendet sich dafür, die in Berlin gebo tene Gelegenheit, Theorie und Praxis zu verbinden, nicht zu beseitigen, die Trennung räche sich bedenklich an den Theore likern. Nachdem noch Abg. Elauswitz aus praktischen Grün den die nebenamtliche Beschäftigung der Professoren de kämpft, wird der Passns, welcher die nebenamtliche Beschäs tigung von Prosessoren im Obertribunal vorschlägt, ge strichen. Eine höchst interessante Diseusjivn knüpfte sich ser ner noch an den Titel über die Auslagen in Untersuchungs fachen. Die Abgg. Windthorst (Bielefeld) und Berger nahmen den Anlaß wahr, gegen die nur auf Begün ftigung der Brutalität hinauslaufenden Humanitätsrück fichten zu eifern und für stärkere Belastung der Parteien mit den Unterfuchuttgskosten, für Aenderung der Antrags dsstimmungen im Strafgesetzbuch und für schnellere Rechtsprechung bei brutalen Lebens- und Eigenthnms Verletzungen einzutreten. Justizminister Ur. Leonhardt theilte hieraus mit, daß die Staatsanwaltschaften zu energischem Vorgehen angewiesen seien. Ob der zu milden Praxis der Gerichte durch Appel lation abzuhelscn sei, müsse abgewartet werden. Auch sei, gegen über den vielleicht zu sehr dem Leben entfremdeten Richtern, eventuell eine größere Theilnahme des Laicnclcmentcs zu be rücksichtigen. Darüber, wie die allerdings angreifbaren Antrags bestimmungen zu modificiren seien, stehe noch nichts fest. Abg. LaSker schreibt die in Rede stehenden Auswüchse der gewissermaßen revolutionären Zeit zu, welche die Ausgabe habe , im RechtSlebcn völlige Rcufchöpiungen durchzufetzen. DaS Strafgesetz habe an den ictzige» Uebelstandcn keine Schuld, mehr der Strasrlchtcr, welcher sich früher gewöhnt habe, müg liehst dem Minimum der Strasfätze sich zu nähern »nd nicht nach den fpeciellcn Fallen die Höhe abzumessem Anßer einer freieren Gewöhnung des Strafrichters fei eine schnellere Recht sprechung geboten. Der Verachtung des Gesetzes müsse die Strafe aus dem Fuße solgen, schnell und zermalmend wie der Blitz. (Odo! im Eeutrum.» Gleichzeitig mit der Eriminal- proceß und der Gesängnißordnnng sei eine Revision des Straf gesctzbiichs vorzunehmcn. Abg. l>. Windthorst (Meppen) weist sür die Strafvoll streckung daS Streben nach Uniformität zurück und befürwortet eine humane Reform der Gcsäiignißordnung Richt so sehr dem Strasgcsctzbnch, als der Nachwirkung vieler, großer Kriege, der Roth vieler Klassen und der rohen Behandlung, welcher einige Klassen ausgesetzt seien, sei das Wachsthum der Bruta lität zuzuschreiben. UebrigenS möge man sich hüten, das An sehen der Richler durch allgcmelue Angriffe herabzusetzen. Red ner bczweiselt, daß Schöffengerichte härtere Strafen verhängen früher, als den „Argo." Um manche Pferdelänge hatte der Reiter seinen Rivalen überholt. Der Preis dieses Handicap war die Hand der schönen Charlotte. Der Gras hatte ihn ehrlich verdient. .... Ich weiß nicht, ob Viele von uns ihm daS nachmachen würden.... * Ueber die Pariser Kunstakademie ist in Be zug ans die Parteilichkeit ihrer Uttheile seit langen Jaht-en mit Recht Klage geführt worden. Das „Journal officiel" theilt ferner einen VoArag des Kunftintendanten, Herrn v. Ehennevieres, an den Minister mit, welcher auf die Wiederherstellung einer völlig selbstständigen „nationalen Akademie der französischen Künstler" abzwit, wie solche unter dem alten Regime bestand, selbst von der Revo lution geschont und erst von dem starren Eentralismus Napoleon's !. unterdrückt wurde. Diese Akademie soll zunächst aus sämmtlichen Malern, Bildhauern, Bau meistern, Zeichnern, Stechern und Lithographen zusam mcngejetzt sein, welche entweder dem Institute angehören oder eine Medaille in den Pariser Kunstausstellungen errungen haben oder mit dem Orden der Ehrenlegion decorirt sind. Diese Akademie soll künftig in voller Un abhängigkeit vom Staate ganz allein die Kunstausstel lungen organisiren; die Aussteller sollen selbst ihre Jury wählen. Die Lache ist einstweilen nur Project und bei der diesjährigen Ausstellung soll nach der alten Methode vorgegangcn werden.
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