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Dresdner Journal : 06.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-06
- Monat1874-02
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 06.02.1874
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O 30 -rdonnomonksprolir Iw «»uUok»» 8«>vd«: dLbrlict» Ulr ^^LkriiOi: 1 l'dlr. lk» diskr kiurelov Kummern r r K^r Io kr»u»»«u tritt iLdrlieb 2 1'klr. 8t«mpost,el>Nbr, »»»»«rktldde« dent», Ken tteicde» ?o«t- und 8t^mpolru»eklutk kmru, 1u»ern1eopr«l8er ?llr den k»um einer zsspniteneo ?etitrsil«: L Kxr. Unter „Lin8S»nät" dis 2sile: b K^r. Lrsedelaeu: I'Lblied wit ^ninndwv der Sonn- nnd koiertn^o, Ab«nd» kür dsn kolzvndsn 1^. ^Freitag, den 6. Februar 1874 DreMerÄMMal Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. Inserntennnnndme »u»«Lrt»r » l.»tp»ix: ^>r Lrunttotetter, Ovmmi«iiooLr de» Dresdner donrnnl»; ekeiidu« : LnAe»« /-'ort u L ^'re^er> N»md«r^L»rIt»- Vi»u l^ipiigk S"«I-Lrv»l»ii-rr»nktur1» » : ^/a<,xen»te»n d ^vA/er,' L«rU» Vi«ll-SlMldurx-rr»^-I.«ip,i^-kr»nk- kart L n. Hünckso: Lud L»rUo: ^I.Leteme^er, /,n attdendanll .// dlöree^c, vre-nrn: L Se/dotte, Nr», t»u: L 8tu>iAe>i« öüreuu; vk-mnit»' /'r. k^orAt, kr»»k urt» N.:L.dakAer'»ekeu.d.t?.Lerrmann «vkvtjuekk., Lu idu-d k'o.. värlitr: driv-/), 8»nnovsr: <7. §e^Eler,' ?»r>, //<ieui, LnMe, Luttierd 8tattx»rt l OauLe d 8üdd dnnnuken - Lüreuu, Vien: dl OxpettL. U«i nusxederi Nüniel. krpeditiou de« Dresdner .lourvnl», Dresden, Karxaretkeuxusse Ko. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 5. Februar. Ihre Majestät die Königin sind gestern Stachmittag 2 Uhr 50 Min. nach Frank furt a/M. gereist. — Seine Majestät der König haben aUergnädiast zu genehmigen geruht, daß Frau Sara Heinze geb. Mag nus zu Dresden die ihr von des Königs von Schweden und Norwegen Majestät verliehene goldene Medaille mit der Aufschrift literis et artibns annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 5. Februar, Nachmit tags. (W.T.B.) Der Reichstag ist heute Nachmit- tag 2 Uhr durch den Reichskanzler Fürsten v. Bis marck im weißen Saale deS königl. Schlosses er öffnet worden. In der Thronrede wird zunächst das lebhafte Be dauern des Kaisers ausgesprochen, daß Er verhindert sei, den Reichstag in seiner neuen Zusammensetzung persönlich zu begrüßen. Nach einem kurzen Rückblick auf die Arbeiten des vorigen Reichstages, welche die Rege lung der aus der politischen Neugestaltung Deutsch lands hervorgcgangenen Verhältnisse abschlossen, wird hcrvorgehoben, daß die Gemeinsamkeit der Ge setzgebung auf allen schon vor Gründung des Reichs gemeinschaftlichen Bundesgebieten ausnahmelos durchge- führt, eine gemeinschaftliche Finanzwirthschaft verfassungs mäßig geordnet und Vertreter der durch frühere Kriege dem Reiche entrissenen, durch den Frankfurter Frieden wiedergewonnenen Lande zum ersten Mal im Reichs tag anwesend seien. Die Hauptstelle der Vorlagen nimmt diesmal ein von dem, dem vorigen Reichstage vorgelegten Entwürfe wenig abweichendes allgemeines Militärgesetz ein, durch welches nicht blos der verfassungsmäßigen Verheißung, sondern namentlich der ersten Pflicht jedes Staates: die Unabhängigkeit seines Gebiets und die friedliche Ent wickelung seiner geistigen und wirthschaftlichen Kräfte zu schützen, genügt werden soll. Die rechtliche Stellung der Presse sei bereits Be- rathungSgegenstand des Bundesraths und des Reichs tags gewesen. Das Bedürfniß eines gemeinsamen Preß- gesetzeö sei zweifellos. Die Bundesregierungen hätten den von Preußen gestellten bezüglichen Antrag berathen und seien bemüht, in dem vorzulegenden Entwürfe be rechtigte Ansprüche auf freie Meinungsäußerung durch die Presse mit den Anforderungen in Einklang zu drin gen, welche das öffentliche Interesse mit nicht minderem Rechte gegen den Mißbrauch der Freiheit erhebt. Eine vorzulegende Novelle zur Gewerbeordnung soll die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch aus beiden Lebenskreisen zu entnehmende Gerichte in einfachem, jeder lästigen Forni entkleideten Verfabren sichern, Vorsorge gegen Stachtheile treffen, mit denen die öffentliche Ordnung, die nationale Arbeit durch rechtswidrige Einwirkungen auf den freien Willen der Arbeiter, durch rechtswidrigen Vertragsbruch bedroht wird. Lie Thronrede erwähnt als fernere Vorlagen: Ab änderungen der gesetzlichen Bestimmungen über die Militär invaliden, über das Kriegsleistungswesen, über die Rech nungslegung für Reichseinnahmen und Reichsausgaben, über den Reichsrechnungshos, über eine neue Strand- ordnung. Die Reichshaushaltsrechnungen für 1867 bis 1870 sollen zur Entlastung vorgelegt werden. Die Ergebnisse des vorjährigen Reichshaushalts seien noch nicht definitiv festgestellt, indeß ausreichend bekannt, um die Zuversicht zu gewähren, daß die letzten Iahres einnahmen trotz der über den Etat hinaus bewilligten erheblichen Summen, einen namhaften Ueberschuß er geben. Die auswärtigen Beziehungen berechtigten zu der Ueberzeugung, daß alle fremden Regierungen gleich der Tagesgeschichle. Dresden, 5. Februar. Die Zweite Kammer er ledigte heute den Dauetat, über welchen vom Abg. Uhle mann Bericht erstattet ist. Ueber die damit zusammenhän gende, in das außerordentliche Budget eingestellte Forderung von 550,000 Thlr. für die in der laufenden Finanz periode nothwendig auszuführendcnsBrückenneubauten und über die zahlreichen mit dem Bauetat in Verbindung stehenden Petittonen will die Deputation besonderen Be richt erstatten. Dagegen wurden zwei andere Positionen des außerordentlichen Budgets, 340,0<-0 Thlr. zu größerer Beschleunigung dringlicher und wichtiger, aus dem gewöhn lichen Etatquantum nicht zu bestreitender Chaussee- und unsrigen entschlossen und bestrebt seien, der Welt die Wohtthaten des Friedens zu bewahren und durch keipe auf Friedensstörung gerichtete Parteibestrebungen in dtz- ser Fürsorge, in ihrem gegenseitigen Vertrauen sich be irren zu lassen. Die sich wiederholenden Begegnungen mächtiger, fried liebender, einander persönlich näherstehender Monarchen und die erfreulichen Beziehungen Deutschlands zu den uns durch geschichtliche Traditionen befreundeten Völkern geben dem Kaiser das feste Vertrauen auf gesicherte FoK- dauer des Friedens, welches Vertrauen auszusprechen dH- Reichskanzler den allerhöchsten Auftrag habe. Der Präsident Simson ist durch körperlich^ Uebelbefinden für die allernächste Zeit behindert, seinen Sitz im Reichstage einzunehmen, und bat sich infolge dessen noch nicht zur Uebernahme der Geschäfte des ersten Präsidenten bereit erklärt. Sollte, wie gehofft wird, nicht noch die Erklärung der Bereitwilligkeit L>r. Simson'S erfolgen, so würde v. Forckenbeck mit dem Präsidium betraut werden. Darmstadt, Mittwoch, 4. Februar, Nachmit tagS. (W. T. B) Die Erste Kammer ist heute bei der Berathung deS BolkSschulgesetzeS den Be schlüssen der Zweiten Kammer, betreffend die Aus schließung der OrdenSgeistlichen vom Unterricht in den Volksschulen, mit 15 gegen 12 Stimmen bei getreten. Bei der Berathung des GemeindegesetzeS wurde der Antrag wegen der direkten Wahl der Bürgermeister angenommen. Versailles, Mittwoch, 4.Februar,AbendS. W T.B.) Die Nationalversammlung setzte heute die Be rathung deS neuen Steueraesetzes fort. Ein Ge- genentwurf, welcher die Besteuerung der Gewebe verlangte, wurde, nachdem er von dem HandelS- minister lebhaft bekämpft worden war, mit 462 gegen 145 Stimmen adgelehnt. Bern, Mittwoch, 4. Februar, AbendS. (W. T. B.) Die renitenten Geistlichen deS berner Jura haben bei dem BundcSrathe gegen ihre von dem diesigen RegierungSrathe verfügte Jnternirung in den alten CantonSthcilen Protest erhoben. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Wie verlautet, findet die Volksabstimmung über die revidirte Bundesverfassung am 19. April d. I. statt. London, Donnerstag, 5. Februar. (W.T.Bo- DaS Resultat der bisher bekannt gewordenen 339 Parlamentswahlen erAiebt, daß 181 Conservative und 158 Liberale gewählt worden sind. Die Con- servativen gewannen 43, die Liberalen 19 Sitze. In Sheffield haben gestern auü Anlaß der Wahlen Unruhen stattgefunden. Nach soeben hier eingegangenen Meldungen aus Cape-Coast Castle war General Wolseley am 19. Januar nur noch einen Tagemarsch von Kumasfi entfernt und beabsichtigte am 23. Januar den An griff auf diesen Ort auSzuführen. Der König der Aschantis hatte als Friedensunterhändler einen deutschen, als Gefangener in seinen Händen be findlichen Missionär an den General abgesandt. Straßenneubauten und 300,000 Lhlr. zur Entschädigung der Stadtgemeinbe Dresden für die Uebernahme der innerhalb dieser Stadt gelegenen, überwiegend dem städtischen Verkehre dienenden fiskalischen Pflaster - und Straßenstrecken zur eigenen Unterhaltung, bei dieser Gelegenheit mit bewilligt. Eine längere De batte wurde den Dienst- und Gchaltsverhältnissen der Chaussdewärter und Oberchausssewärter und einem von dem Abg. Gräser und einer großen Anzahl Genossen ge stellten Antrag gewidmet, das für Wegebauunterstützungen an Eommunen eingestellte Postulat von 60,000 Thlr. auf 80,000 Thlr. zu erhöhen; letzterer Antrag wurde gegen 3 Stimmen angenommen, obwohl der Regierungs- commiffar Geh. Rath v. Thümmel von seiner Ännahm adrieth. Die übrigen Bewilligungen wurden in der von der Deputation beantragten Höhe ausgesprochen. Hierauf bcwilliate die Kammer ohne Debatte die im außerordent lichen Budget für den Bau der neuen höhern Gewerbe schule in Chemnitz auf die gegenwärtige Kinanzperiode eingestellte (summe von 32o,000 Thlr. Den Schluß der Sitzung füllten Berichte der 4. Deputation über Be schwerden aus. Nächste Sitzung Sonnabend. * Berlin, 4.Februar. Das Staatsministcrium ist heute Mittag unter dem Vorsitze des Niinisterpräsiden ten Fürsten v. Bismarck im auswärtigen Amte zusammen getreten. — Die morgen nach der Eröffnung des Reichs tags folgende erste Sitzung desselben wird nur den For malien, der Wahl der Abtheilungen zur Anstellung der Wahlprüfungen rc. gewidmet sein, und bis zum nächsten Montage wird voraussichtlich der Reichstag keine fernere Sitzung halten. Von da an werden für einige Zeit der Reichstag und der preußische Landtag neben einan der thätig sein. So unerwünscht diese Combinativn auch erscheinen mag, sagt die „St. A. Z.", so ist dieselbe doch auch diesmal nicht zu vermeiden gewesen, da wohl Nie mand daran denken kann, den Landtag zu vertagen, be vor nicht das Budget und das Civilehcgesetz in beiden Häusern durchberathen worden ist. Ebenso ist es dringend nöthig, die Ergänzungsgesetze mindestens die erste Lesung passiren zu lassen, damit sie der betreffenden Commsssion überwiesen werden können. Natürlich läßt sich nicht im Voraus sagen, wie viel Zeit zur Erledigung aller dieser Arbeiten nöthig sein wird, aber früher, als bis zum 15. d. M. wird eine Erledigung doch nicht möglich ,ein. — In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses führte die Tagesordnung zur ersten Lesung des Antrags v. Bockum-Dolffs und Genossen wegen Einführung-der Kreisordnung in Rheinland und Westfalen. Der An tragsteller und die Abgg. Delius und Berger sprechen für, der Abg. Miquel gegen den Antrag, weil Letzterer erst die Einführung einer neuen Gemeindeordnung in die westlichen Provinzen wünscht. Namens der Regie rung erklärt der Geh. Nath Persius, als deren Com- missar, daß diese sich den Ausführungen Niiquäl's an- schließc, jetzt zunächst die Berichte der Provinzialregie rungen abwarten müsse, im Uebrigen aber eine neue Gemeindeordnung für Rheinland und eine Novelle zur Gemeindeordnung für Westfalen vorbereite. Schließlich wird der Antrag an eine Commission von 21 Mitglie dern überwiesen. Es folgt dann die erste Berathung des Antrags Schlüter auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Beseitigung der von Geistlichen vorzuneh menden Sühneversuche. Justizminister Leonhardt erklärt sich gegen den Antrag; bei Vorlegung der neuen Proceßordnung im Reichstage werde dieser Gelegenheit haben, sich mit dieser Materie zu beschäftigen, und man dürfe den Verhandlungen des Reichstags in keiner Weise vorgreifen. Der Antrag wird hierauf der Justizcommis- sion zur Vorberathung überwiesen. Auf Antrag des Abg. Statz beschließt das Haus, daß das Strafverfahren gegen den Abg. Patheyer sistirt werde. Hierauf beschäf tigte sich das Haus mit Petitionen und Wahlprüfungen. Für morgen stehen die Kirchengcsetze auf der Tagcsörd nung. — Der Ministerpräsident Fürst Bismarck giebt heute ein großes parlamentarisches Diner. — Mittwoch, den 11. Februar, wird, wie die „Spen. Z." erfährt, der Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten zu einer Sitzung zusammentreten. In dieser wird u.^A. gemäß 88 28 und 2!» des Gesetzes vom 12. Mai le 73 darüber Beschluß gefaßt werden, ob mit Rücksicht auf den Ausfall der Voruntersuchung das Verfahren gegen den Erzbischof Ledochowski einzustellen, oder ob derselbe zur mündlichen Verhandlung vorzuladen ist. Posen, 3. Februar. Ueber die bekannte Verhaf tung des Erzbischofs Ledochowski meldet der „Kuryer Pozn." noch Folgendes: Der Erzbischof Ledochowski war bereits am Sonnabend durch das Krrisgericht benach richtigt worden, daß er aus dem Grunde, weil er die Bezahlung der ihm auferlegten Geldstrafen verweigert habe, und weil sich im erzbischöflichen Palast keine Gegen ftände mehr befänden, welche der Pfändung unterlägen, in den nächsten Lagen verhaftet werden würde. Gestern, am Mana-Lichtmeßfeste, wohnte er noch dem Lottes dienste im Dome bei, enheilte den Versammelten seinen Segen und leitete die übliche Procession. Heute srüh nach 3 Uhr war in der Nähe des Domes beim Walle eine Compagnie Soldaten aufgepflanzt, und eine beträcht liche Anzahl von Polizeibeamten erschien beim Dome und besetzte die Brücken nach der Schrodka und Wallischei. Die Domwächter wurden aus der Zagorze zurückgehalten und ihnen »»befohlen, sich ruhig zu verhalten. '^4 Uhr klopfte der Polizeidircetor Staudy in Begleitung des In spektors und eines Polizcibeamten an die Thür des erz bischöflichen Palais, und auf die Frage, wer da sei, ant wortete er: das Gericht. Sogleich wurde ihm vom Portier geöffnet, welcher den Hauskaplan aufweckte, und dieser benaäwichtigte sofott den Erzbischof von Allein. Ter Erzbischof kleidete sich sofort an und wurde von dem Polizeidircctor Staudy alsdann persönlich benachrichtigt, daß er den Befehl habe, ihn zu verhaften, und daß er ihm eine Viertelstunde Zeit zu den Vorbereitungen lasse. Geim hätte der Hauskaplan (Meszczynski) den Erzbischof in die Gefangenschaft begleitet; aber es wurde dem Erz bischof weder den Kaplan, noch einen Diener mitzunehmcu gestattet. 4 Uhr Morgens begab sich der Erzbischof mit dem Polizeidirector Staudy zu einem der beiden Fuhr werke, welche vor dem Thorwege standen (es schienen dies Postwagen zu sein), und bestieg dasselbe; auf den Kutscherbvck setzte sich ein in Civil gekleideter Polizei beamter, und außerdem wurde auf den Wagen ein Koffer mit den Sachen des Erzbischofs gepackt. Von da fuhr der Wagen über die Wallischei nach der Stadt. — Wir erfahren überdies, daß für den Fall, daß das erzbischöf liche Palais nicht geöffnet worden wäre, die erforderlichen Vorkehrungen getroffen waren, und daß der Polizei director Staudy, welcher den zweiten Wagen bestieg, mit dem Erzbischof in Begleitung von zwei Schutzleuten 5 Ubr Morgens auf der Breslau-Posener Bahn abgefahren ist. Von Rawicz wurde alsdann, wie man hört, der (Erz bischof nach dem Kreisgerichtsgcfängniß in Ostrowo ge- bracht. Posen, 4. Februar. Eine Privatbepesche der „Spen. Ztg." meldet: Der Erzbischof Ledochowski ist gestern 'Nachmittag in Ostrowo cingetrofsen und an das Kreis- gerichtSgcsängniß abgeliefert worden. Aus allen Stationen waren militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen. In Ostrowo war von der Ankunft nichts bekannt. Der Erzbischof bewohnt zwei eingerichtete Zimmer. Unter den Polen hier herrscht große Bestürzung. Limburg (Nassau), 4. Februar. Ein Telegramm der „Köln. Vlksztg." meldet: Bischof Or. P. J. Blum, wegen der, ohne Beachtung der Bestimmungen jdes be treffenden Gesetzes vom Mai v. I. erfolgten Besetzung der Pfarrei Balduinstein unter Anklage gestellt, ist heute vom hiesigen Krcisgerichte freigesprochen worden. Darmstadt, 3. Februar. (Fr. I.) Der Finanz Minister erklärte in der heutigen Sitzung der Ersten Kammer, daß Ende 1875 das Budget einen Ueber schuß von 11 Millionen aufweisen wird. * Schwerin, 3. Februar. Die gestern vom Landtage eingesetzte Commission zur Vorberathung der„Grundzügc" für eine Modifikation der Landesverfassung besteht, wie man den „H. 'N." schreibt, in ihrem rittcrschaftlichen Theile über wiegend aus Gegnern einer principiellen Aenderung der Ftuilletom (Redizitt von Otto vanck.) Concert zum Besten der Armenpflege des hiesigen Viccntiusvereins am 4. Februar im Meinhold'schen Saale. Das Concert wurde durch die hohe Gegenwart Ihrer Majestät der Königin Marie, sowie Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg geehrt und erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuchs. Tue musika lischen Honneurs machte wie bereits seit Jahren Herr Hofkapellmeister Dr. Rietz, und das Programm nannte außer einer Reihe von bekannten und hochgeschätzten Vertretern der Dresdner Künstlerschaft auch einige jüngere musikalische Kräfte. So ergab die allgemeine Physio gnomie des Abends eine bunte, wenn schon ziemlich glück lich zusammengestellte Mosaik, welcher von vornherein die Theilnahme jener Kreise des Publicums gesichert ist, die den Musikgenuß vorzugsweise in der Mannigfaltigkeit des Dargebotenen suchen. Daß bei einem Quodlibet die nur Anmuth zulassende Behandlungsart liebenswürdiger Kleinigkeiten im Vortheile sich befindet und die ernstvoll« Kunst, sowie der Künstler als bewußtvolles Individuum gar wenig zur Geltung kommt, ist selbstverständlich. Gegenüber einem solchen Massenaufgebote wird der Con- crrtleiter in die Situation eines Wrrthes gedrängt, der in dem engen Raume seines Salons die Menge der Gäste nur mit einiger Schwierigkeit placiren kann und die Auswahl unter den reichen Tafelspenden jedem Ein zelnen überlassen muß. Wenn sich dann der Abschluß des Mahles einigermaßen verzögert, so wird auch dafür den liebenswürdigen Gastgeber kein Vorwurf treffen. Das Programm wurde eröffnet mit der bekannten treff lichen Ausführung des Septetts für Pianoforte, Flöte, Oboe, Horn, Bratsche, Violoncell und Contrabaß von Hummel, vorgetragen von den Herren Georg Leitert, Fürstenau, Hiebendahl, Hübler, Schleising, Hüllweck .jun. und Kevl. Der Erstgenannte erwarb sich außerdem, na mentlich als Gegensatz zu den rein vergnüglichen Produk tionen, durch die Wiedergabe der Phantasie für das Pianoforte von Robert Schumann (vp. 17) ein aner- keunenswerthes Verdienst. Weiter boten an Jnstrumental- ;oli die Herren Otto Hohlfeld und Hüllweck su». Con certsätze von Vieuxtemps und Molique. Sehr reichlich waren auch die Gesangssoli vertreten, nämlich durch vier Mitglieder unsrer königl. Oper. Fräul. Reuther sang Recitattv und Arie aus „Figaro's Hochzeit", Frl. Mal ten Lieder von R. Franz und von Dessauer, während Hr. Riese zwei Lieder von A. Fesca und Hr. O. Watz- lawik eine Arie aus Kreutzer's „Nachtlager von Granada" gewählt hatte. Der „Vollständigkeit des Programms halber fehlte natürlich auch die übliche Declamattons- nummer nicht. Dieser wenig dankbaren Aufgabe hatte sich die k. Hofschauspielerin Fräul. Theisen unterzogen und mit einem nur wenig bekannten Gedichte von Fr. Halm einen recht glücklichen Griff gethan. Schließlich constatiren wir die außerordentlich sympathische Auf nahme, welche sämmtliche Darbietungen fanden. R. Gthr. Concert der Sängerin Fräulein Helene v. Reden am 4. d. im Saale des „Hotel de Sarr". Frl. v. Reden scheint für ihre bisherige Gesangsausbil dung keine musikalisch gute Leitung gehabt zu haben. Ihre Mezzosopransttmme ist im Klange und in der In tonation mangelhaft entwickelt, und übermäßig in die Höhe, zu gepreßten, forcirten Tönen getrieben. Ein fort währendes Verschlüssen und Hinüberziehen der Töne, das weder als correctes Legato noch als Portamcuto gelten kann, entstellt den Vortrag, dessen assectirte Manier noch durch die Art der Tonschattirung und durch heftiges Markiren einzelner Worte (wie z. B. in Lchumann's „Ich grolle nicht") vermehrt wird. Offenbar zwar singt Fräulein v. Reden mit vielem Aufwand von Gefühl, bewußtem Verständnis, und sorgfältiger Ausführung iu ihrer Weise, aber befangen in einer Manierirtheit und Unfertigkeit der Technik, wodurch die natürliche Wirkung und musikalisch geschmackvolle Gestaltung verloren geht. Dies zeigten die Ausführungen, sowohl der Arie aus der „Zauberflöte" — die zu langsam genommen wurde —, als der Lieder von Schumann und Schubert (die Post). Ihre Aussprache ist deutlich, aber uurein iu der Voea- lisaticn. Die Herre» Pianist C. Heß und Franz S ch u- bert jui>. unterstützten die Concertgeberi» durch bei fällig aufgenommcnc Einzelvorträgc und durch Repro ductton der Sonate op. 24 von Beethoven für Violine und Pianoforte, wobei sich Herr Schubert durch sei» graziöses, fein und gescbmackvoll ausgearbcitetes Spiel auszeichnete. C. Banck. Bildende Kunst. Die Kunstakademie von San Luca in Rom hat in dem bekannten Professor Filippo Prospcri kürzlich einen neuen Director auf 3 Jahre erhalten. Wenn dieses Institut bisher an einer inhalt leeren, lebensarmen Reproduction der Antike krankte, so ist es möglich, daß es jetzt dem modernen Realismus zugeführt wird, der sich m einem Thcilc des jungen Italien reqt, aber leider den eifrig geborgten französi schen, geistige» und technischen'«unstmitteln mehr hohle Effectsücht, als innerliche Produktionskraft entgegenbringt. Archäologie. Die italienische Regierung läßt jetzt in Ron, Ausgrab ungc u im Innern des Kolosseums aus- führeu. Man stieß 2,k- Nieter tief auf den antiken Fuß bodcn des Amphitheaters, wo die gewölbten Einlasse für die zum Kampf bestimmten Thiere zu Tage kamen. Es. geht daraus hervor, daß der Boden viel tiefer liegt, als man gewöhnlich annahm. * Die Commission der internationalen Aus stellung im Jahre 1874 in Loudon gedenkt eine Reihe von Sammlungen zu veranstalten, welche die Ethnologie und Geographie der verschiedenen Theile des britischen Reiches illustriren soll. Aus dicseu Sammlungen will man nach und nach ein großes nationales Museum des Reiches bilden. Die Sammlungen dürften umfassen lebensgroße und andere Portraits von Urbewohnern in ihren gewöhnlichen und Galatrachten, Wohnungsmodelle, Eremplare ihrer Hansgeräthe, Götzen, Waffen, Boote und Kanocs, landwirthschaftlichc und musikalische Jnstru mente, Werkzeuge und Jndustrieproducte. -j- Am 3. Februar ist in Berlin John Prince Smith gestorben, eine literarische Capacität für Volks wirthschaftslehre und Freihandel. Seine Aufsätze in der „VieOeljahrüschrift für Volkswirthschast" zeichneten sich für alle Parteien durch Klarheit und staatsökonomisches Wissen aus. Er war 180!) iu London aeboren, verlebte seine Fugend in Indien, wo sein Vater Gouverneur von British Guiana war, später ging er nach Deutschland und wurde englischer Sprachlehrer in Elbing. In Ber lin fungnlc er lange als Präsident der „Volkswirthschast lichcn Gesellschaft- und war Kosmopolit von deutscher Gesinnung.
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