Delete Search...
Dresdner Journal : 22.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-22
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^17 Donnerstag, den 22. Januar. 1874 zb«nuemt»t»prel»: Im ck«ll^ck«n däbrllod:. . . . S H>Ir. ^sLbrlicti: l 1'klr. 1b Kxr. Llvrslll«Hummern: 1 1 8lempelrusckl»ik Umru, »u»«rk»Idae» deutscds» tieictie» ?o«t- uvd luseralenprelse: ?är de» kuum eio«r ^esputteueu ketitreil«- 2 Axr. v udsr „L m^eeuuäi" di« Lei le: ü dlxr. Lrselieliienr TLzllob mit Xuimckws dsr 8ouu- uucl ksiert»?«, Fbsvds kür dso kol^enävn ^»8 Dres-nerÄonrnal. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. ln«er»te»uv»»Ume »u^«Lrt»r , l-«tp»iz: F>. Landstetten, (lummieeionLr des ' Oresdner dounml»; eliendus.: LuAe»« Font u L k-'ne^en,- Smodur^-Ierll»- Vim»-L»:p»^ »»„I-Lr«il»o-kr»LUllrt« ».:Lau,en«te»n -t Do^/en: IsrUn VlsnULmkorU-rrs^-Lsixit^-rrmUl- turt ». H.-Hülled,»: Lud Misse, LsrUn: F Leteme^en, dneattdendan^.L^A/Lneckt, Srswsa: L. 8c?ctotte,>r«»- l»u: /...ÄUiiAen s Lüreuu; Okswutti: Fn. HiA<, kr»n>l- turt » ».: L daeAen'sobe u. 3. Leneman»»Htv üueüt»., LuitLeFCo., SbrUts: dnvü, Lmmovsr: t'.Ackü«len,- k»ri,: d/ai as, La/itte, Luttier «0 Co./ Stott^srt: Laube F Co., 8üdd Annoncen-Ldnea«, Visa: Al Oxpelit. NerausxvUerr Kvaisl. Lrpsdition de» Dresdner dourruds, Dresden, jdar^uretden^usse Ho. D Amtlicher Theil. Dresden, 17. Januar. Se. Königliche Majestät Haden zu genehmigen geruht, daß der Schulrath im Ministerium des (Lullus und öffentlichen Unterrichts Emil Gustav Reinhard Bor.nemann zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehenen Orden der Eisernen Krone tll. Elasse an nehme und trage. Dresden, 17. Januar. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Professor Dr. Oskar Paul in Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Ritterkreuz des Franz-Zoscf- Ordens annehme und trage. Bekanntmachung. Auf Ansuchen des Comits für den Zuchtmarkt von edleren Pferden zu Neubrandenburg ist der Vertrieb von Loosen der mit dem Zuchtmarkte für edlere Pferde zu Neubrandenburg verbundenen Verloosung von Pferden, Equipagen rc. für das Königreich Sachsen auf das Lahr 1874 unter der Bedingung gestattet wor den, daß nach erfolgter Berloofung die Nummern der gezogenen Gewinne im „Dresdner Journale" und der „Leipziger Zeitung" öffentlich bekannt gemacht werden. Dresden, den 14. Januar 1874. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Gdt. Bekanntmachung, die Anstellung von MUitäranwärtern bett. Unter Verweisung auf die deshalb früher ergangenen Anordnungen werden hierdurch die dem Ministerium des Innern unmittelbar unterstehenden Behörden und Ver waltungssteUen, sowie die Communalbehörden des Lan des und die, nicht zu den unmittelbaren Dependenzen des Ministeriums des Innern gehörigen Verwaltungs stellen an die ungesäumte Erstattung der Anzeigen über die im Jahre 1873 erfolgten Anstellungen von Militär anwärtern mit der Eröffnung erinnert, käst gleichzeitig die Staatsangehörigkeit der betreffenden Angestellten an- zugeben ist, Vacatscheine aber nicht einzureichen sind. Dresden, am 20. Januar 1874. Ministerium des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 21. Januar, Stachmittags. (W. T. B.) Zuverlässigem Lernehmen nach steht unmittelbar die Veröffentlichung der kaiserlichen Ordre bevor, durch welche der Reichstag auf den 5. Kebruar einberufen wird. AuS (5orvey (Westfalen) wird gemeldet, daß der Dichter Hoffmann von Fallersleben in voriger Nacht gestorben ist. Wien, Dienstag, 2V. Januar, Abends. (W. DB.) Der Neichsrath tritt morgen wieder zu summen. In der nächsten Sitzung des Herren dause» wird die Regierung Gesetzentwürfe cinbrin gen, welche die Wahrung der Rechte von Pfand- briefbefitzern, die Anlegung von Eisenbahnbuchern, sowie die Wirkung der an einer Eisenbahn ein- geräumten Hypothekenrechtc und die Sicherung der Rechte von Eisenbahnprioritätsobligationen be treffen. In der morgenden Sitzung des Abgeordneten hauses wird das Ministerium nachstehende Gesetz entwürfe einbringen: Gesetze zur Reguliruug der Lustern Rechtsverhält nisse der katholischen Kirche nnd der klösterlichen Ge nossenschaften, ein Gesetz zur Regelung der Beiträge des Pfründenvermögens zum Religionsfond und ein Gesetz, betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religions- genosscnschaften. Die erstere Vorlage hebt das Eoncor- bat seinem ganzen Inhalte nach auf und enthält ein gehende Bestimmungen zur Regelung der äußern Rechts verhältnisse der katholischen Kirche in Bezug aus fol gende Punkte: Kirchenämter und Pfründen, die Aus übung der kirchlichen Amtsgewalt und Seelsorge, die katholisch-cheologischen Kacultäten und die Heranbildung von Eandidaten, die kirchlichen Eorporationen, das kirch liche Patronat der Pfarrgemeinden, der kirchliche Ver mögensrach und die Staatsaufsicht über die kirchliche Verwaltung. Pest, Dienstag, 20. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Das Ministerium hat heute in dem vom Abgeordnetenhaus? niedergesetzten Einund- zwanzigerauSschusse die Entwürfe für die Budgets der Jahrgänge 1875, 187V und 1877 vorgelegt. Nach denselben würde sich ein Deficit für 18d5 von 21 Millionen, für 1876 von 14K Millionen und für 1877 von 12k Millonrn ergeben. Durch Ersparungen und Steuerreformen unrd sich indeß voraussichtlich eine jährliche Mehreinnahme von 12K Millionen über den Anschlag Herausstellen. Versailles, Dienstag, 20. Januar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National Versammlung stand zunächst auf der Tagesordnung die Interpellation deS General» du Temple über die Wiederbesetzung des Gesandtschaftspostens beim italienischen Hofe. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog v. Decazes verlangte die Vertagung der In terpellation und gab bei dieser Veranlassung folgende Erklärung ab: „'Nichts rechtfertigt die Erregung der letzten Lage. Keine Mißhelligkcit hat unsere guten Be ziehungen zu Italien gestört. Ich bin autorisirt, dies unter der speciellen Zustimmung des Marschallpräsidenten zu versichern. Unsere Politik besteht darin, den Papst mit frommer Ehrerbietung und sympathischer Fürsorge zn umgeben und diese unsere Fürsorge auch auf seine geistliche Autorität und Unabhängigkeit auszu dehnen. Unsere Politik besteht aber auch darin, mit den» Italien, wie es die Umstände geschaffen haben, auf richtige Beziehungen des guten Gnvernehmens und der Freundschaft zu unterhalten. Unsere Politik gegen die anderen Mächte ist dieselbe.^ Wir wollen den Frieden, weil wir ihn für das von allen Parteien er strebte Wohlergehen Frankreichs für nothwendig halten. Wir wollen den Frieden mit ganz Europa uud werden unaufhörlich arbeiten, um allen Eonflicten und Mißver ständnissen vorzubeugen. Wir werden uns bemühen, alle Aufreizungen, von welcher Seite sie auch immer kommen mögen, zu unterdrücken. Die Würde Frankreichs würde nur gefährdet werden durch eine abenteuerliche Politik, welche unS zu einem Acte der Schwäche oder der Tollheit füh ren würde. Frankreich ist stark genug, um immer ver ständig handeln zu können." Der Minister sprach dar auf die Erwartung aus, daß diese Erklärungen ausreichen würden, um unfruchtbare Debatten abzuschneiden, die nur die Sicherheit des Landes gefährden können, und ver langte deshalb die Vertagung der Interpellation du Temple. Der Antragsteller hielt trotz dieser Erklärungen des Ministers seine Interpellation aufrecht und verlangte das Wort. Die Versammlung beseitigte aber die Interpellation durch Annahme der Vor frage. Sodann wurde das Gesetz über die Ernennung der Maires mit 367 gegen 324 Stimmen angenommen. Bern, Dienstag, 20. Januar, Mittags. (W. T. B.) Der Bundcsrath hat die Einladungen zu dem internationalen Postcongreß erlassen, welcher, nachdem Rußland seine Thcilnahme an demselben zugesagt hat, nunmehr am 15. September d. I. hier zusammentrcten soll. Tagesgerichte. Dresden, 21. Januar. Le. Majestät der König Arruhlen heute von Mittag 12 Uhr an folgende De Mutationen zu empfangen: der Lehrcrcollegien der 12 Gymnasien des Landes,, geführtj von dem Rector der Kürinnschule zu St. Afra in Meißen Prof. Dr. Ilberg; der^ zum.Gerichtsamtsbezirk Radeburg gehörenden Amts lanchchaft; ,,der Landgemeinden des Gerichtsamtsbezirks und der Stadtgemeinde Strehla. — Nachmittags 5 Uhr findet bei Ihren königl. Majestäten unter Theilnahme Ihrer königt. Hoheiten des Prinzen und der Frau Plin zessin Georg in den Paradesälen deS königl. Schlosses bin größeres Diner statt, zu welchem die Herren Staats Minister, die Directorien und sämmtliche Mitglieder der beiden hohen Ständekammern und eine Anzahl beim Landtage thätiger Regierungscommissare geladen wor den sind.» Dresden, 21. Januar. Tic Zweite Kammer trat in ihrer heutigen Sitzung, nachdem der Minister deS Innen: aus eine Interpellation des Abg. Barth (Stenn) geantwortet hatte, daß nach Eintritt der neuen Behördenorganisation die Tanzregulative unzweifelhaft laut 8 12 unter 1 des Organifationsgesetzes unter Eog nilion der Bezirksausschüsse zu erlassen sein würden, in die Berathnng des ordentlichen Staatsbudgets, zunächst deS Ausgabebudgets ein. Der Präsident eröffnete vor erst eine allgemeine Debatte über das gcsammte Buoget. Im Verlaufe derselben vertheidigte der Finauzminifter Krhr. v. Friesen die Grundsätze, nach denen das außer ordentliche Budget ausgestellt und die Ausgaben auf bas ordentliche und außerordentliche Budget venhcilt worden seien, gegen Bedenken des Abg. Iordan, er erklärte, daß die aus der Höhe des außerordentlichen Budgets herge- leitetcn Befürchtungen für Steuertraft und Eredit des Landes nach seiner festen Ueberzeugung unbegründet seien; den Abgg. Schreck und Kirbach gegenüber wies er nach, daß die Regierung ihr Absehen ununterbrochen auf die Verminderung der Beamtenftellen richte, nur lasse sich das nur nach und nach, nach Maßgabe der eintretenden Vacanzen, erreichen. Gegen eine Aeußerung des Abg. Fahnaucr, der sich von Neuem gegeu alle Ge haltserhvhungen erklärte, weil sie nicht dem Bedürfniß, sondern nur dem Luxus uud der Genußsucht dienen, der Littenverderbniß Vorschub leiiteu uud den sächsischen Staat dem Verfalle entgegenführen würden, wurde von einer Mehrzahl voll Rednern Verwahrung eingelegt. Die Abgg. Oehmichen und Walter bekämpften ebenfalls die von dem Abg. Iordan betreffs der finanziellen Zu kunft des Landes geäußerten Befürchtungen. Hierauf erledigte die Kammer Abthcilung O des Ausgabebudgets, FinauzdepaNemcnt, über welches vom Abg. Beck Bericht erstattet ist. Die Bewilligungen werden durchweg in der von der Deputation vorgeschlagenen Höhe ausgesprochen, darüber hinausgehende Anträge abgetehnt. Dresden, 2 l. Januar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 2. Stück vom Jahre 1874 heute hier eiugetrossen. Dasselbe enthält: Sir. 381) Verordnung vom 7. Ja nuar d. I., die Errichtung eurer DiSciplinarkammer in Straßburg im Elsaß betreffend; Sir. 382) Bekanntmachung vom 14. Januar d. I., die Ernennung der Bevollmäch tigten zum Bundesrathe betresseud. * Berlin, 20. Januar. Die Nachrichten über das Befinden Sr. Majestät des Kaisers lauten andauernd günstig und macht die Wiedergenesung regelmäßige Fortschritte. Seit mehreren Tagen hat Se. Nia jestät wieder Uniform angelegt. So hatte auch die hier anwesende GratulationSdeputälion des k. k. österreichischen DragonerregimentS „Karl Prinz von Preußen" Sir. 8 die Freude, daß Kaiser Wilhelm dieselbe in der Uniform seines österreichischen HusarenrcgimentS empfing; die erste fremde Uniform, die Se. Majestät seit seinem Unwohl sein anlegte. Mittags finden in der Siegel Spazier fahrten statt. Doch werden, zumal bei dem ungünstigen Wetter, noch sortdauernd Schonungsrücksichten entpsohlen. — »Wie die „Si. Pr. Z."^hört, ist über den Beginn der Reichstagssession ein endgilüger.Beschluß noch nicht gefaßt; nur das scheine allerdings sestzustehen, daß die Be rufung so früh als möglich innerhalb der ersten Hätfte des Monats Februar erfolgen werde. — Im Abgeordnelen- h ause wurde heute zunächst die dritte Berathung des Gesetz entwurfes, betreffend die Beurkundung des Personen standes und die Form der bürgerlichen Eheschließung, beendet. 8 53 wurde nach einem Anträge des Abg. Petri mit einigen Veränderungen folgendermaßen äuge nommen: „Alle diesem Gesetze entgegenftchrnden Vorschriften treten autzcr Kraft. Ein Gleiches gilt von den Bestimmungen, welche die Schtiegung einer Ehe wegen Verschiedenheit des Religions bekenntnisses oder die Trennung einer Ehe dem Vande nach wegen de» Religionsbekenntnisses verbieten, uud welche eine Naatlicke Einwirkung auf die Vollziehung der Taufe anordueu. Wo bisher wegen des Retlglonsbetenntmjses eine» oder beider Ehegatten nur aus beständige Trennung von Tisch und Bett zu erkennen war, tritt die gänzliche Eheichewuug an die Stelle." Ein Antrag deS Abg. Dr. v. Gerlach, deu zweiten Satz des Paragraphen zu streichen, wurde abgelehnt. 8 54 wurde ohne Debatte genehmigt; desgleichen der Gebührentarif mit einer von der freien Eommission be antragten redactionellen Aenderung. Schließlich lag noch eine Resolution deS Abg. Dr. Hammacher vor: „Die königl. Staatsregicrung auszusordern, eine Revision der im Bezirke des AppeUaiwnsgerldnes Köln und »« Gebiete der vormaligen freien Reichsstadt Frankfurt a. M. geltenden Bestimmungen über die Beurkundung des Personenstandes vor zunehmen, und die thunlichile Gleichförmigkeit der dessallslgen Gesetzgebung sür die ganze Monarchie hervelzusühren." Dieselbe wurde vou deu Abgg. Dr. Hammacher nnd Hollenberg befürwortet, von den Abgg. Dr. Philippi nnd Dr. Windlhorst (Meppen) bekämpft, während der Justiz Minister nichts dagegen einzuwenden hatte. Die Rejo lution wurde vom Hause angenommen. Mehrere zu diesem Gesetze vorliegende Petitionen wurden als dnrch die Beschlüsse des Hauses erledigt erklärt. Windlhorst (Meppen) schließt die Berathung mit einer nochmaligen verwerfenden Generalkritik des Gesetzes, das er in aller und jeder Weise für mißrathen nnd durch das Herren Haus verbesserungswürdig bezeichnet. Sobald eine Zu sammenstellung der Beschlüsse erfolgt sein wird, wird eine namentliche Abstimmung über das ganze Gesetz et- folgen. — Hierauf trat das Haus in die erste Berathung der Provinzialordnung ein, die von dem Minister des Innern Grafen zu Eulenburg mit einem längeren Vor trage über die Ausführung der Kreisordnung eingeleitet wurde. Der Minister empfahl, bei der Berathung dieser Vorlage denselben Weg einzuschlagen, wie bei Berathung der Kreisvrdnung. Las Haus beschloß, den Entwurf einer aus 21 Mitgliedern bestehenden Eommission zu überweisen. — Sodann wurde die Etatsberathung fon gesetzt. Die Etats für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, das StaatSminislerium, den „deutschen Reichs und preußischen StaatSanzciger" und das Bureau des StaatsminislcriumS werden ohne Debatte acceptirt; nur Titel i2 deS letzten Etats, „Dispositionsfond sür allgemeine politische Zwecke", 31,0 '0 Thlr., führt eine Debatte herbei. Abg. Richler (Hagen- erhebt den zuletzt 18V7 von Twesten erhobenen Einfprnch diesmal wieder, nicht nur weil die liberale Partei jetzt wicver die Majorität lin Hause errungen habe, son dern weil die Regierung genug Organe besitze. Neben dem „RcichSanzeiger" habe sic die „Provinzialcorrefpondenz", welche von einem schon anderweitig dnrch den Etat mit vöv Thlr. be soldeten Oberregistrator Liedtke redigirt werde Redner wolle de» Etat derselben bewilligen, aber dann muffe sie ihren os» ciellen Eharakter osten an ych tragen. Redner wendet sich >o- dann gegen die osstciösen Eorrcspondcnzen, welche vom Press burcaü des MiniucriumS des Innern ausglngcn. Für die vom Geh. Rath Hahn und -yerrn Kuttge immcirten „Waschzettel" wurden den Strohmännern, bei denen mehr aus orthographische, als aus politische Kenulniv gesehen werde, Remunerationen ge zahlt. In diesen Strohmannercorrcspondcnzcn würden unier anfcheinend harmlosen Bemerkungen auch Ansichten gegeben, welche Stimmung machen sollten. Diese Eorrespondcnzen hatten sich in die größte Mehrzahl der Ieitungen Eingang gcfchafft. Auch der Reichskanzler habe seine Eanalc, so die Stern'jche und MatthiaS'jche Eorrewondenz; es sei behauptet, auch die „Deutschen Nachrichten" feien osstciüs, und er finde eS glaub Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Vortrag de» Prof. Dr Reclam. Das Hauptthema des am 20. d. stattgehabtcn, ziem lich zahlreich besuchten und fast zwei Stunden ausfül lenden Vortrags war der Einfluß des Erdbodens auf Cultur, Sitte uud Gesundheit; das Haupt interesse sowohl für den Redner, als für den Zuhörer lag aber ohne Zweifel in den letzten fettgedruckten Wor ten der Ankündigung: „mit Berücksichtigung der Lcichenverbrennung nach neuem Verfahren." Indem wir dieser Thatsache Rechnung tragen, bringen wir von dem ersten größern Theile des Vortrages, der überdies schon vor einiger Zeit in einem verbreiteten Untcrhaltungsblatte gedruckt erschienen ist, blos eine kurze Skizze über den Gang der Darstellung und gehen nur bei dem Schlußcapitcl, der Lcichenverbrennung, et was ausführlicher auf das Mitgetheilte ein. Redner schilderte zunächst die Abhängigkeit des Menschen, seiner körperlichen wie geistigen Entwickelung und Lebensweise von den Verhältnissen des Bodens, auf dem,'und des Klimas, in dem er lebt. Um diesen Einfluß besser zu veranschaulichen, benutzte er das Beispiel von New-2)ork und Neapel, zweier Großstädte, die beide am Meere und unter demselben 41. Breitengrade gelegen, auch beide in historischer Zeit von Einwanderern bevölkert worden sind. Uebergehend zu den in verschiedenen Städten be kanntlich so verschiedenen Gesundheitsvcrhältnissen be merkte er, daß man dieselben jetzt hauptsächlich nach der Statistik der Todten abschätze, da eine verwerthbare Krankheitsstatistik nur sehr schwer zu beschaffen sei. Er betonte, wie die frühere, durch das Sumpfklima bedingte Ungesundheit von London gegenwärtig so außerordentlich verbessert sei, daß die Sterblichkeit seiner Einwohner auf 22 pro Mille gesunken sei, während sie als anderes Extrem für Breslau noch 58 pro Mille betrage. Auf dem Lande schwankt die Sterblichkeit der Bewohner zwischen 15 bis 20 Proccnt. Tic geologische Beschaffenheit des Bodens hat einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Gesundheit der ihn bevölkernden Menschen, ganz besonders bei An- süllung mit Zersetzungsproducten organischer Stoffe durch die ihm entströmende Luft. Der Untergrund einer dichtbevölkerten Stadt gleiche in dieser Beziehung dem Boden eines alten Kirchhofes. Redner erwähnt hierbei die Untersuchungen zweier alter römischer Begräbniß- plätze bei Hanau und Ahrweiler, von denen der erstere in culturlosem Sandboden in b()0 Jahren nur eine Zu nahme der Erddecke um 1 Fuß erkennen ließ, während diese Zunahme bei letzterm infolge der Cnltur eines be völkerten Ortes in dem gleichen Zeiträume sich bis auf 5 Fuß gesteigert hatte. Tic sragmentarischcn Erörterun gen des Redners über die krankmachcndc Einwirkung von Algcnsporcn und Bakterien, über den Einfluß der Bewegungen des Grundwassers auf das Vorkommen ge wisscr epidemischer Krankheiten u. dergl. hätten wir lieber wcggelassen gesehen; cs thut nicht gut, Dinge, über deren wahres Wesen und Wirken die Wissenschaft noch nicht das letzte Wort gesprochen hat, einem Laienpublicum als pikantes, in der Hauptsache die Verdauung des Gehörten nicht sörderndes Gewürz vorzusctzen. Mit vollem Rechte betonte Redner dagegen die Nothwendigkeit, daß die Men schen, namentlich Diejenigen, welche auf das Wohnen in großen Städten angewiesen sind, sich vor den nach theiligen Einflüssen des Bodens möglichst zu schützen haben, daß hierzu aber nicht allein an erster Stelle die Wissenschaft berufen sei, indem si« die Schädlichkeiten aufsuche und die Art ihrer Beseitigung darlege, sondern daß es auch der Unterstützung der öffentlichen Meinung, des Bewußtseins aller Gebildeten und ihres thatkräfügen Mitwirkens für die als nothwendig erkannte Besserung bedürfe. Wir schützen unS aber gegen die uns be drohenden Nachtheile des Bodens hauptsächlich durch Beschaffen eines guten Tränkwassers mittelst Röhrenlei tungen, durch Reinhaltung des Bodens, wozu es vor Allen: eines richtigen Verständnisses für das System des Straßenbaues bedarf. Redner schilderte hierbei in Wort und Bild die in Florenz von den Medicis erbauten Straßen, welche heute noch gebrauchsfähig sind, sowie die Heeresstraßen der alten Römer von nahezu ewiger Tauer. Ein weiteres Schutzmittel liegt in der raschen Beseitigung der Abfallstoffe, für welche Redner große Schwemmjiele empfiehlt (Abbildung der Olunc.» muxiw». in Paris). Als letzte Pflicht, deren Erfüllung die Reinhaltung des Untergrundes erfordert, bezeichnet Dr. Reclam die Beseitigung der Begräbnisse, an deren Stelle eine rasche, oberinbischc Verbrennung der Leichen zu treten hat. Unter den verschiedenen Methoden, welche in neuerer Zeit hierzu empfohlen worden find, beschreibt Dr. Reclam ausführlicher die von Prof. H. E. Richter in Dresden angegebene Lcichenverbrennung mittelst einer- großen Riesenstichflamme von Luft und Leuchtgas, sowie das auf der Wiener Weltausstellung sogar prämiirte Versahren von Brunetti. Beide Verfahren entsprechen aber nicht den zu stellenden Anforderungen; insbesondere ist das von Brunetti zu langsam, zu kostspielig, zu roh und feiten der Behörden geradezu unzulässig. Das nach Rücksprache mit Ingenieuren von Reclam angegebene und durch angestellte Versuche erprobte Versahren der Lcichenverbrennung beruht auf Benutzung der sogenannten Regenerativfeuerung, wie solche beim Schmelzen von Metallen rc. üblich sind (in cinem durchbrochenen ge mauerten Eanal hin und hergehender Gasstrom mit Luftzutritt rc.). Redner behauptet, daß mittelst dieses Verfahrens ein menschlicher Körper binnen 20—30 Mi nuten vollständig zu weißer Asche verbrannt werden könne und der Kostenbetrag sich trotzdem nur auf wenige Thalcr belaufe. Die näheren Details der ganzen Methode, namentlich anch die bcccnte und pietätvolle AuSführungs weise derselben wurde durch eine große Abbildung ver anschaulicht, auf welcher Leichenhalle, Priester, Trauer Versammlung, Gruft, Sarg und Regenerativofen darge stellt waren. Die durch letzteren bis über Weißglühhitze erhitzte Luft verbrennt den organischen Körper, ohne ihn erst zu verkohlen, ohne Geruch und Rußbildung. Von 100 Pfund Masse blieb nur circa l k Pfund weiße Asche und bröckliche Knochen übrig. Diese letzten Rette deS Todten sind dann in einer llrne oder dgl. beizu setzen. Redner erklärt die Lcichenverbrennung nach seiner Methode nicht nur als vollkommen unschädlich für die Lebenden, sondern auch als für unsere Vorstellungen anheimelnder, edler, idealer, gegenüber dem langsamen Verwesen im Erdboden. Wir enthalten uns an dieser Stelle jeder weiteren Beurtheilung, insbesondere über die praktische Ausführ barkeit einer allgemeinen Lcichenverbrennung. Am Schlüsse sei nur gestattet, die Auslassungen eines anderen be deutenden Schriftstellers über Sanitätspolizei bez. dieser Frage kurz anzuführen: „Die geruchlose Leichenver- brennung kann durch polizeilichen Befehl dem Verscharren nicht substituirt werden, weil dies letztere in allen civili- sirten 'Nationen so sehr eingebürgert ist, daß die Be seitigung auf unüberwindlichen Widerstand stoßen würde, und weil andererseits das Begraben sich so einrichten läßt, daß cs nicht durchaus zu schaden braucht. Man wird deshalb gegen (sachgemäßes) Verbrennen der Leichen polizeilich Nichts rinzuwrndcn, vielmehr die Ein»
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview