Delete Search...
Dresdner Journal : 25.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-25
- Monat1874-02
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 25.02.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^§46. Im a»ot»o8»o L«tvd«! ILdrUvt»:. ...» Iktr ^^Lkrliot»: 1 l^lr. 1b Hssr ßmrelovKuwweril: 1 Io kr,o««o tritt iLUrtivk 2 1'klr 8temp«t^«bütir, »«»^rlmldäs« äeut»cd»o 8«iet»v» ?o«t- uaä 8t«wp«l»u»ck!s^ dioru, Iu-er»teoprvl«er ^2r <tsv It»um «iosr ^eivLltsosa ?«titrsil«: 2 vot« „Lio8««»oät" äi« 2«it«: ü tlxr. ' Lroodvloear j^Uck mit Homuckms ä« 8o«m- ooä koiortLx«, Av»o«t» kür äso kolxvoävo ' Mittwoch, de« 25. Februar. Dres-nerImMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 11874. Ia»«r»teo»»o«I,m<' »»«^Lrtsr ^r. (/ommi^oionLr I>r«»<tn«!r 4ourn»l«; eb«nli>t» : />'ort u L Z-'re^rr, SmodaiA-L«rU»- Vt«o-I.«lx»lU-L»,«I->r«il»o-rr»oIliar»» //au,e«t^i», <0 ^o-Irr, >«rUo Vi»o-L»mdorx-rr»G-l^>v!it^-kr»oL kort ». N. -NÄLck»»: Ruct L/o»«r, I»rU» /,ii>a/i6ir«<ianl, // ^örecät, Sr««»a: L Lc^Iottr, Sr«, I»a: D. ÄunAr»'« NüivitU; Vk«mmt»' H I'oiAt. ^r»ot kurt» N.: N. FaeAer'üvtie u. F.CNer^mu»»^Ne Lueüt»., DauLrcs Co., vörlit«: /nv /> Smmovr: C Lc^i^d/rr/ k»ri»: ^kt»as, Da/itte, Nu/tier «t Co., Stotts»«: LouLe <4 Co., Lü<ilk. ^»noncen-Litreau, Vioo: O/Pe?,t. tli-ruusxvdvrr liöni^l. Lxpvüitiou N« I)ro8«Ioer ^ournolo, Dro^tlvii, ÄI^rtzM-ottivu^UL^o d>o. I. Amtlicher Theil. Dresden, 24. Februar. Seine Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar ist gestern früh 12 Uhr 10 Minuten von Weimar hier eingetroffen, im „Victoria-Hütel" abgetreten und heute früh 4 Uhr 45 Minuten nach Frankfurt aM. adgereist. Dresden, 0. Februar. Die erste Hofpredigerstelle an der evangelischen Hofkirche in Dresden ist dem bis herigen zweiten Hofprediger Consistorialrath vr. Louis Bernhard Rüling, die zweite Hofpredigerstelle aber dem Pfarrer vr. piül. Richard Löber zu Flemmingen über tragen worden^ Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 23. Februar). Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Clster. Brand. Döbeln.) Beilage. Telegraphische WitterungSberichte. Börsevnachrichten. 'Skltyr.lplMe Nachrichten. Berlin, Dienstag, 24. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) DaS Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung daS Civilehegesetz in der Fassung des Herrenhauses gegen die Stimmen der Polen und deS CentrumS angenommen. DaS Ministerium beantragt die Vertagung deS Landtags vom 25. Februar bis zum 18. April; die Abstimmung darüber wird morgen stattfindrn. Schwerin, Montag, 23. Februar, Nachmit tags. (W. T. B.) In der heutigen Plenarversamm lung des Landtags wurde ein Rescript der schwe- rinschen und eine Rote der strelitzer Regierung mitgetheilt. Beide Regierungen acceptiren eine wiederholte Be- rathuug der tztz l bis ö der Versassungsvorlage (welche die Formation der neuen Landesvertretung betreffen) und die die völlige Uebereinstimmung mit den Prin- eipicn der Regierungsvorlage aussprechenden Beschlüsse der Landschaft, sowie den Beschlust der Ritterschaft, die Vorlage im Principe nicht verwerfen zu wollen, lehnen jedoch den Beschluß des letzten, Standes betreffs Auf rechterhaltung der Ritter- und Landschaft als politischer Corporation ab. ES wurde darauf beschlossen, daß jeder Stand daS Capitel der Vorlage über die Modisscatisn der Landesvertretung noch einmal derathen solle. Paris, Montag, 23. Februar, Abends. (W. T. B.) Der Proceß der MessagerieS gegen die Suezcanalcompagnie ist durch daö heute publicirte Urtheil deS CassationShofeS zu Gunsten der letz ter« entschieden worden. Versailles, Montag, 23. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung vertagte in ihrer heutigen Sitzung die DiScusfion einer Inter pellation des Deputirten Naquet über Wahlbeein flussungen im Departement Vaucluse (in welchem bekanntlich Ledru-Rollin candidirt) durch die Regierung bis zur Vornahme der Wahlprüfung und verwarf den Antrag auf Wiedereinführung der LeitungS- stempelsteuer. Die Commission, welche mit der Untersuchung des Verhaltens der Regierung der nationalen Ber- theidigung betraut ist, hat ihren Bericht veröffent licht. Derselbe ist für die Septemberregierung, besonders aber für Gambetta sehr gravirend, macht den Letzter» für die Niederlagen der Armee nach dem 4. September 181V größtentheilS verantwort lich und verlangt von der Septembrrregierung strenge Rechenschaft. Moskau, Montag, 23. Februar, AbendS. (Corr.-Bur.) Der Kaiser von Oesterreich ist soeben hier eingetroffen und auf dem aufS Festlichste ge- schmückten Bahnhofe von den Spitzen der Behör- den empfangen worden. Ganz Moskau war mit Flaggen geschmückt und auf das Glänzendste illu- minirt. Dresden, 24. Februar. Während die leitenden Prehorgane der hauptsächlich betheiligten Länder völlig klar und einig sind über die eminent friedliche Bedeutung der Reise des Kaisers von Oesterreich nach Ruhland und die hohen Ver dienste der deutschen Rrichsrrgierung um die Herbei führung dieser erfreulichen Annäherung zwischen den be freundeten Nachbarreichen, hat sich ein Theil der dem neuen deutschen Reiche etwas mißgünstigen Presse, dies seits wie jenseits des Rheins, die Ntüh« nicht verdrießen lassen, diesen unzweideutigen Erfolg der vom Deutschen Kaiser inaugurirten Friedenspolitik als eine gerade gegen den Urheber und Beförderer derselben gerichtete Diver sion der beiden Ostmächte darzustellen. So abgeschmackt auch jedem Unbefangenen auf den ersten Blick solch' forcirte Deduktionen erscheinen mögen, so haben doch mehrere hervorragende Blätter dieselben einer ernsthaften und ausführlichen Widerlegung gewürdigt. Der vom „Jour nal des Döbats" versuchten Ausführung über Deutsch lands vermeintliche Beiseiteschiebung ist, wie bereits an dieser Stelle erwähnt, die „Neue freie Presse" energisch entgegen getreten, und ebenso hat die Augsburger „All gemeine Zeitung" die von reichsfeindlicher Seite ziemlich durchsichtig aufgestellte Perspective einer russisch- osterreichisch-französischcn Allianz einer sachlich eingehen den Erörterung unterzogen, die sich vorzugsweise mit der Stellung Deutschlands und Rußlands gegenüber der orientalischen Frage beschäftigt. Wir entnehmen diesem Artikel folgende Hauptstellen: „Ein Zusammenstoß zwi schen der germanischen und der slawischen Welt ist wohl noch in weiter Ferne und könnte füglich nicht vor, son dern erst nach der Lösung der orientalischen Frage vor kommen. Auch könnte bis dahin die Macht der Civili- sation zur Vermeidung solcher großen Zusammenstöße führen. Vorläufig aber haben Rußland und Deutsch land ein gemeinsames Interesse, die Umgestaltung des euro päischen Ostens einverständlich vorzunehmen. Deutschland an der obern, Rußland an der unten« Donau. Es handelt sich darum, die Völkerschaften des europäischen Ostens der europäischen Gesittung wieder zu gewinnen, und gerade Deutschland würde Europa die Gewähr leisten, daß in diesem Gebiete von Seite Rußlands keine ma teriellen Eroberungen gemacht werden möchten. Anderer seits aber würde Rußland in der Emancipation seiner Sttnmn- und Glaubensgenossen in der Türkei der natio nalen Politik des russischen Volkes Genüge leisten. Für Deutschland ist die Erhaltung der Türkei kein Dogma. Vielmehr der Strom der deutschen Civilisation, der sich so mächtig nach Osten eine Bahn bricht, möchte lieber dort solche Elemente antreffen, welche überhaupt einer Civilisation zugänglich, als solche, welche einer solchen ganz feindlich sind . . . Der Krystallisationsproceß mit den kleinen christlichen Staaten der Türkei ist ein gemein schaftliches Interesse Deutschlands und Rußlands. Nie mals war aber die Constellation im europäischen Staaten system so günstig, daß diese civilisatorische Mission von Deutschland und Rußland ungehinderter erfüllt werden könnte. Wenn heute Deutschland und Rußland zur Lö sung der orientalischen Frage sich anschickten, so gäbe es kein Hinderniß für sie. In ihrer Macht stünde es, die ganze Karte von Osteuropa umzugestalten, und zwar nicht nur in jenen Theilen, die streng in das Gebiet der orientalischen Frage, sondern auch in jenen der oberen Donauländer, die zum Problem der endlichen Lösung der deutschen Frage gehören ... Wir halten an der Ueber- zcugung fest, baß ein Einverständniß zwischen Deutsch land und Rußland, durch die gegenseitigen Interessen geboten, im gegebenen Fall zu einem förmlichen Bünd- niß führen möchte. Dieses Einverständniß konnte eben so wenig durch die Reise Kaiser Wilhelm's nach Wien, als durch die Reise Kaiser Franz Joseph's nach St. Peters burg getrübt werden. In den höheren Kreisen Wiens mag man wohl große Hoffnungen an die St. Peters burger Reise für die ganze Stellung Oesterreichs knüpfen. UnS scheint aber die Stellung Oesterreichs durch das gegebene Vrrhältniß Deutschlands und Rußlands ge nügend gekennzeichnet. Oesterreich kann sich wohl diesem Vrrhältniß accommodirrn, eine Aenderung in demselben hervorzu bringen, ist es nicht im Stande." — Auch die „National - Zeitung" weist auf die Thatsache hin, welche alle Ereignisse des letzten Jahrzehnds nur immer Heller ins Licht gestellt haben, „daß das russisch-deutsche Einvernehmen in den beiderseitigen Staatsinteressen so tief wurzelt, daß es fast für unerschütterlich angesehen werden kann." Nur insoweit die österreichische Politik sich dieser Interessengemeinschaft anzuschließen vermöge, sei für sie Raum in dem neuen europäischen Concert. — Daß es sich bei den dieser Tage in St. Petersburg statt - gefnndenen Besprechungen österreichischer und russischer Staatsmänner vorzugsweise auch um orientalische Ange legenheiten gehandelt habe, das nimmt auch ein Leitartikel der „Spener'schen Zeitung" an. Derselbe geht von der Anwesenheit des russischen Vertreters bei der hohen Pforte, des Generals Jgnatiew, in St. Petersburg auS, und behauptet, dieser hervorragende Diplomat sei mit der Abfassung eines, die Lage der Dinge im Orient erörternden Memorandums betraut worden. — Dagegen schreibt die „Kölnische Zeitung" am Schluffe eines längeren Artikels: „Hoffen wir, daß man in St. Petersburg die orientalische Frage ruhen läßt. Hui« tu non INO vor«! Viel besser wäre es, wenn jene Reise eine andere Frucht brächte, nämlich bessere Handels beziehungen zu Rußland und eine Erleichterung der Grenz plackereien. Man klagt darüber in Oesterreich gerade so wie bei uns, und so schließen wir uns in dieser Bezieh ung ganz den guten Wünschen an, welche die Wiener Prrsse dem Grafen Andrassy auf den Weg mitgab . .. Was die Türkei betrifft, so werden die Vertreter Ruß lands und Oesterreichs nicht vergessen, daß durch den Pariser Frieden alle Mächte auf einseitige Einmischung in die 'Angelegenheiten des türkischen Reichs verzichtet haben." — Von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus betrachtet der dem St. Petersburger Cabinet nahe stehende „Nord " diesen Gegenstand. Das Brüsseler Blatt weist darauf hin, daß die Reise unmittelbar nach jenem Act der russischen Regierung stattfand, durch welchen die früheren polnischen Landestheile definitiv den anderen Provinzen des Reiches assimilirt wurden, und bemerkt dazu: „Indem Kaiser Franz Joseph die Huldigungen eines russischen Regiments in Warschau entgegennahm, contrasignirte er daö Decret, welches den Namen Polens auf immer von der Karte Europas verschwinden macht." Tue englischen Blätter widmeten der neuen politischen Constellation um so theilnehmender ihre Aufmerksamkeit, als der Kaiser Alexander in seinem beim Galadiner auf den Kaiser Franz Joseph ausgebrachten Toast die Per son der Königin Victoria neben dem Deutscheit Kaiser direct in die Friedcnsallianz hineingezogen hat. Die „Times" erklärt sich, in einem auf diesen Toast bezüg lichen Artikel, mit der darin angedeuleten Ouadrupel- allianz zwischen Rußland, Oesterreich, Deutschland und England in dem Sinne einverstanden, daß es England als seine Aufgabe betrachte, darauf hinzuwirken, daß die Staaten des Continents ihre Differenzen auf friedlichem Wege zum Austrage brächten. Jede andere Auffassung einer solchen Allianz, insbesondere in dem Sinne, als ob es sich darum handle, daß England eine anta gonistische Haltung gegen Frankreich einnehmen solle, würde allen bisherigen Grundsätzen der englischen Po litik widersprechen. — Der „Globe" meint, daß Frank reich allein die Freundschaft zwischen Oesterreich und Rußland bedauern werde, und sagt zum Schluffe: „Sollte der Besuch des Kaisers Franz Joseph in St. Petersburg etwas dazu beitragen, um den Gedanken zu verscheuchen, daß Frankreich eines Tages im Stande sein wird, den Kampf um Elsaß und Lothringen wieder auf- zunehmen, so wird er viel heisamere Wirkungen haben, als Wirth oder Gast anticipiren." Tagesgeschichle. Dresden, 24. Februar. In den Paradesälen des königl. Schlosses sand gestern Abend das zweite Hof- concrrt statt, zu welchem wiederum zahlreiche Ein ladungen ergangen waren. V. Berlin, 23. Februar. In der heutigen Sitzung des Reichstags, welche nur von kurzer Dauer war, beantwortete zunächst der Präsident des ReichSeisenbahn- anüs eine Interpellation des Abg. Frhrn. v. Minnige- rode, dahin gehend, ob eine Vorlegung des Reichseisen bahngesetzes für die künftige Herbstsession zu erwarten sei, in bejahendem Sinne. 'Nach kurzer Discussion wur den sodann die Gesetzentwürfe über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reichs und die Einrich tung und Befugnisse des Rechnungshofs einer l4gliedrigen Commission überwiesen. Die übrigen, minder erheblichen Gegenstände wurden ohne Discussion erledigt. (Vergl. umstehend den Sitzungsbericht.) — Dieelsaß - lothring - schen Abgeordneten haben heute einen neuen Antrag eingebracht, den die Führer und die Mehrzahl der 'Mit glieder des Centrums eingereicht haben und welcher also lautet: Der Reichstag wolle beschließen, .dem nachstehenden Ge setzentwürfe seine Zustimmung zu geben: „Gesetz, betreffend die Aufhebung des 8 10 deS Gesetzes vom 3v. December 1871, welche« die Einrichtungen und die Verwaltung von Elsaß-Lothringen regelt. Wir Wilhelm rc. verordnen cm Ramen des deutschen Reiches nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was Einziger Paragraph. 8 tv des Gesetzes vom 30. December 1871, betreffend die Einrichtung und Verwaltung von Elsaß Lothringen, ist ausgehoben." Guerber, Wintern, Philippi, Simonis, vr. Raeß, Baron v. Schauenburg, Hartmann, Söhnlin, v. Mallinckrodt, vr. Lieber u. s. f. Als Motiv ist der § lO des angezogencn Gesetzes und der 8 0 des französischen Gesetzes über den Belagerungs zustand abgedruckt, letzterer in französischer und deutscher Sprache, als Ursprung jener jetzt geltenden Bestimmung. 8 10 legt nämlich für die Zeit der 'Noth und Gefahr dem Oberpräsidenten die Befugnisse der Militärbehörde im Belagerungszustande bei. Es lag in der Absicht, diesen Antrag schon auf die Tagesordnung der Mitt- wvchssitzung zu bringen; man will jedoch den Parteien Zeit lassen, sich mehr damit bekannt zu machen, und so wird die Angelegenheit erst an, nächsten Montag, 2. März, zur Verhandlung kommen. — Die Commissionen zur Vorberathung der Gewerbegcsetznovelle und des Reichs- preßgesetzes sind gewählt worden und haben sich consti- tuirt. Der Vorstand der ersteren besteht aus den Abgg. vr. Bamberger, Vorsitzender, vr. Schulze (Wiesbaden), Stellvertreter, vr. Mayer (Donauwörth) und Bluhme, Schriftführer. In der letzteren Commission werden die gleichen Functionen versehen durch die Abgg. l>. Völk, lir. Schwarze, Hullmann und Jörg. —' Wie man von zuverlässiger Seite vernimmt, glaubt nian die Rückfragen an verschiedene Bundesregierungen, die in Bezug auf das im Bundesrathe angenommene Reichspapiergeld gesetz noch vorgenommen worden sind, in so kurzer Zeit zu erledigen, daß man die Vorlegung des Gesetzes an den Reichstag für die nächste Woche erwartet. * Berlin, 23. Februar. Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Dänemark traf gestern früh um h 6 Uhr aus St. Petersburg hier ein. Derselbe wurde bei seiner Ankunft auf dein Ostbahnhofe von Sr. kaiserl. und königl. Hoheit dem Kronprinzen, dem stellvertreten den Gouverneur General der Infanterie v. Stülpnagel, dem Polizeipräsidenten v. Madai, sowie von den Mit gliedern der königl. dänischen Gesandtschaft empfangen und dann zu seiner Wohnung nach dem kronprinzlichen Palais geleitet. Mittags erfolgten die Besuche der Maje stäten und der Mitglieder der königl. Familie. Abends war der Kronprinz mit seinem hohen Gaste zunächst im Opern- und später im Schauspielhause anwesend. Heute Nachmittag fand, dem Kronprinzen von Dänemark zu Ehren, bei den kronprinzlichen Herrschaften ein Diner von einigen 40 Gedecken statt. — Der Ausschuß des Bundesraths für Jnstizwesen hielt gestern eine Feuilleton. (Redigirt von Ott» vamk.) Hofmann's Concert der Leipziger Künstler fand am 23. Februar im Saale des „Hotel de Saxe" statt, richtiger zu bezeichnen als Concert der Frau vr. Peschka- Leutner, denn der Name dieser geschätzten Sängerin, welche vor mehreren Jahren als Mitglied unseres Opern- personals so willkommen erschienen wäre, hatte wohl ausschließlich den überaus zahlreichen Besuch des Con- certs veranlaßt. Jetzt hatte ihre Stimme an Weichheit und Schmelz eingebüßt, an Schärfe gewonnm, und die Vorzüge ihrer trefflichen Technik und ihres spirituellen Vortrags treten zudem am entschiedensten und wirk samsten nur auf der Bühne in Verbindung mit dem Spiel und der dramatischen Actton hervor; hier auch wird die geistig gewandte Vielseitigkeit ihrer Leistungen außerordentlich schätzbar. Im Concertgesange dagegen wird Mangel an Noblesse, innerer Wärme und feinerer Ausarbeitung des Vortrags fühlbarer. Frau Peschka- Leutner sang im ersten Theil des Concerts Mozart's Arie der Königin der Stacht „O zittre nicht"; sie ist in- deß doch nicht genug Gesangsvirtuosin, um durch Bravour und volle Eorrecthrit diese Arie auch im Concert zu einer ungewöhnlichen Wirkung zu bringen. Die Herren Manuel und Nicasio Jimenez aus Trinidad-da-Cuba machten sich schon vor einigen Jahren hier durch ihr deachtenswerthrs Talent vortheilhast be- kannt und zeigten jetzt eine bedeutend fortgeschrittene Ent wickelung desselben. Namentlich gewann sich der Pianist Herr Manuel Jimenez wohlverdiente Anerkennung seiner virtuosen Ausbildung durch die Ausführung des in teressanten und besonders in der ersten Abtheilung geistreich Htasbriteten ksciui-Concerts von Liszt, dessen Begleitung am zweiten Pianosorte Herr H. Hub er übernommen hatte. Fehlt auch dem Erstgenannten noch die technisch voll kommene Beherrschung der ungemein schwierigen Aus gabe, so entwickelte er doch in sehr gewinnender Weise einen musikalisch verständig eingehenden und mit Wanner Empfindung gestalteten Vortrag. In Verbindung mit ihm spielte auch der Cellist Herr Nicasio Jimenez — dem ein besseres Instrument zu wünschen wäre — Variationen für Cello und Pianoforte von Mendelssohn, die indeß für das Concert ungeeignet sind und lang weilig wirken. Fräulein Auguste Redecker sang Rossi s Arie aus „Mitrane". Ihrer schönen frischen Altstimme und ihrem musikalisch zwar richtigen, aber noch schüler haften und sehr gleichmüthigen Vortrage ist eine wei tere künstlerisch fördernde Ausbildung zu wünschen. Herr Wiedemann trug Lieder von Brahms und Schumann vor. Seine Leistungen sind nicht geeignet, sich an einem Orte Theilnahme zu erwerben, wo dafür die Unter stützung jener Anerkennung fehlt, welche durch eine lang jährige musikalisch schätzenswerthe Gesangsthätigkeit er worben wurde. Den zweiten Theil des Concerts füllte der Vortrag des aus Volksliedern zusammengestellten spanischen Liederspiels von R. Schumann aus, und zwar durch Frau Peschka-Leutner, Fräulein Redecker, die Herren R. Wiedemann, Leideritz, Manuel Jimenez (Pianoforte). Die Compositton stammt aus Schumann's letzter Periode und ist in den meisten Nummern von reizvoller Melodik, poetischer und charakteristisch eigenthümucher Färbung; in einigen Gesängen dagegen (z. B. 'Nr. 4, 6) tritt schon ein Verlassen der geschlossenen Melodieform, eine recitirende gesuchte und im Ausdruck gequälte Gesangsführung ein. Für den Inhalt wird unklar und in der Idee der Auffassung und Behandlung irrittrend, daß das Liebes paar doublirt wird; gleich das erste Geständniß „von dem Rosenbusch, o Mutter" von zwei Töchtern ge sungen, erscheint als eine zu große Ueberraschung für die Mutter. Und wenn man auch annehmen mag, daß der Tenor sich im „Intermezzo" den Baß nur zum Se- cundiren mitgenommen hat, so weisen doch Sir. 3 u. 8 und auch i) darauf hin, daß hier von zwei Liebespaaren die Rede ist. Die Ausführung des geistreichen, selten gehörten Werkes war sehr dankenswerth; sie erwies sich musikalisch löblich und sorgsam einstudirt und machte, obwohl eine möglichst feine Ausgestaltung und poetische Beseelung des Vortrags unerreicht blieben, in ihrer Ge- sammtheit einen höchst fesselnden Eindruck. C. Banck. Pariser Briefe. Paris, 18. Februar 1874. Paris ist nicht niehr die heitere, lebensfrohe Stadt, deren oberster Gott das Vergnügen, deren erstes Gesetz Witz und gute Laune war; es ist ein sehr ernsthafter Ort geworden; der Genuß des Tages wird verkümmert durch die Sorge um den nächsten Morgen; die Pariser lachen nicht mehr — sie treiben Politik, nur Politik. Auch die Journale sind langweilig und pedantisch, durch Parteizänkereien gehässig geworden; man liest von nichts als von dem Septennat des Marschalls Mac Mahon. Der Handel stockt; die Geschäfte gehen schlecht; Paris ist diesen Winter verhältnißmäßig leer, es fehlt an Frem den; viele Salons, die sonst gastlich und glänzend ge öffnet waren, bleiben geschlossen, und der Schlüssel, der diese Salons wieder öffnen könnte: das Vertrauen in die Stabilität der jetzigen Verhältnisse — scheint noch immer nicht geschmiedet zu sein. Um diesen Uebelstän den abzuhelfen, sind nun officielle Festlichkeiten veran staltet worden; man hoffte, daß das von oben gegebene gute Beispiel fvrtwirkrn und die in dem leeren Säckel der Pariser Handelswelt herrschende Ebbe durch eine heil same und sehr hexbeigewünschte Fluth ersetzen werde. Zu diesem Ende hat der Präsident der Republik im Palais des Elyste zwei große Ballfeste veranstaltet, und der Seinepräfect hat im Palais des Luxemburg, dem ehe maligen Senatspalast, in welchem sich bekanntlich die Ae- dilen von Paris, denen das Rathhaus in Brand gesteckt worden ist, haben flüchten müssen, das Gleiche gethan. Nian spricht nun noch von einer dritten officiellen Fest lichkeit, welche die hiesigen Finanziers — Io» l>„n- »«4« ct« I» ti.-uee — zu Ehren des Marschalls Mac Mahon veranstalten wollen. Die Sache scheint indessen noch nicht ganz entschieden; die hohe Finanz leidet eben falls unter dem Drucke der Zeiten und ein großer Ball in Paris kostet viel Geld. Der Marschall Mac Mahon hat zu der ihm für seine Feste von der Natio nalversammlung ausgeworsenen Summe noch «0,000 Frcs. aus seiner Tasche zulegen müssen; die Aufopferung des Seinepräfccten ist noch anerkennenswerther, denn er hat den von ihm veranstalteten Ball ganz und gar aus eigenen Kosten bestritten, da der radicale Pariser Muni- cipalrath jeden Credit für eine so „frivole" Ausgabe verweigert hatte. Diese officiellen Festlichkeiten, abgesehen von dem mo mentanen Stutzen, den sie der Handelswelt bringen, sind übrigens entsetzlich langweilig; es ist immer dieselbe Ge schichte: Glänzend erleuchtete Marmortreppen, besetzt mit zwei Reihen Mnnicipalgardisten, die mit ihren weißen Pantalons und ihren blitzenden, bebuschten Helmen an die famosen Cent-Gardes des Kaiserreiches erinnern: eine endlose Reihe prächtiger Salons, Kronleuchter, Kron leuchter und wieder Kronleuchter; reiche Vergoldungen und duftende Blumen; ein unentwirrbares Gedränge von prächtigen Toiletten und blitzenden Uniformen, Brillan ten und Ordenssternen; das Faubourg-St.-Germain reicht der Chaussi-e - d'Antin die Hand, das heißt die alte Aristokratie fraternisirt im Sinne der jungen Re-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview