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Dresdner Journal : 14.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-03
- Tag1874-03-14
- Monat1874-03
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 14.03.1874
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1874 Dres-nerIourml Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. L«tx»iU: FV. OvmmimilljuLr äe» Drv«jl»vr louruLl»; «tx-nck»« : /o»^ u /t U»»dLrA->«-«» -t H-Z«^, >«rUL Vt«--»»»dvU-rn>,-L«ip»tG-rD»i^ tvrl «. U.-NLucL»»' Kuck. llko«x, I«rU» /xiaZickfrrck««-!, // XZö^e/iZ, Lr«w«v: Lc^Zotte, Sr«, 1»»: Lürv»u; 0«,»uätt: H ^«Al, NnuUi kart» ».: L ckasA-r'svtr« u. Dt? Kerr»«an« «cfie öuckd., tlouLeck 6'0, SörUt,: /nv-L, L«u»,v«r: Lc^Eter, kart»: ck/ciras, KuZZie-r <1 Co., Stuttgart: Dausr ck ZÄ., Lückck. Ax«Mice»»-Kuk«au/ Vt««: AZ Oxpetit. U<-r»u«xvdorr Xüui^I. Kx^Iillon civs Dreüäilti- ä>r«.«1vu, Xo. 1. sd»»»emo«t8prsl»r lm a.ut»«k«° L.i°L. - 1 InttMrliek S s * ' , , , ' , * ) »»»»«rluUdcks« äsvwcboo lq^rlwd - 1 Idir. Id l Nvieti«» ?o»t„ unä LtllLvIv»>Xnmm«»rr>: 1 N^r. , 8GrapeIru»vkIaL bioru, Iu8«>r»1v»prvi8sr t'är äeo kLum «i»or ^««paltvuLu ketitroN«: L X^r. Nvtvr „Lio^vnaiickt" «N« Leit«: b N^r. Lrsekeli»«»: PL^liod aüt Ksiiuchw« ä« Loa«- vvä k«art«L«, ^bsock» kür ä«o koljsvQäeo 1s^. Sonnabend, M 14. März, Amtlicher Theil. Dresden, 7. März. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor der orientalischen Sprachen Geheimen Hosrathe Dr. Heinrich Veberecht Fleischer in Leipzig das Eomthurkreuz I. Elasse des Albrechts ordens zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, >0. März. Se. Königliche Majestät haben dem Büchsenmacher Freyer des Garde-Reiter-Regiments die silberne Medaille vom Albrechtsorden allergnädigst zu verleihen geruht. - Dresden, 12. März. Se. Königliche 'Majestät haben den« Bevollmächtigten beiin Bundesrathc Generalmajor i. Disp. von Brandenstein, den Generallieutenants- Ekaracter allergnädigst zu verleihen geruht. Wchwmtll'lm Theil. Telegraphische Nachrichten. Braunschweig, Donnerstag, 12. März, Nachmittags. (W. T. B.) Der in der LandeSver sammlung vertheilte Bericht der Commission, welche zur Berathung deS auf das Regentschaftö- gesetz bezüglichen Schreibens deS StaatSministe- riumS niedergesetzt war, empfiehlt, die Ausfüh rung des Regentschaftsgesetzes für jetzt ruhen zu lassen. Wien, Donnerstag, l2. März, AbendS. (Corr.- Bur.) Im Abgeordnetenhaus« wurde deute die Specialdedatte deS Gesetzentwurfs über die Rege- lung der äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche fortgesetzt. - Zu 8 8 (den Verlust eines kirchlichen Amtes oder einer kirchlichen Pfründe betreffend, vgl. übrigens unter „Tagesgeschichte") sind 16 Redner vorgemerkt. Davon verzichten Hanisch (gegen) und Scharschmid (für) auf das Wort. Gegen den Antrag des Ausschusses sprechen I >r. Chelmecki und Dr. Dunajewski, welcher Letztere dem Staate nicht das Recht absprechen will, die äußeren Ver hältnisse der Kirche zu regel», aber den 'Mißbrauch jener Bestimmung fürchtet, welche die eventuell« Entfernung eines Seelsorgers von seinem Orte betrifft, nnd die Zurücktveisung des Paragraphen an den Ausschuß fordert. Sodann ergreift das Wort Kowalski, welcher einen, vom Präsidenten selbst ständig erklärten Antrag betreffs Regelung der Compe- tenz des Gerichtshofes höchster Instanz in administra tiven und Straffällen stellt. Nach Schluß der Debattte stellt Fux einen Abänderungsantrag. Smolka polemisirt als Generalredner gegen Naumowicz und andere Redner aus der Generaldebatte und verzichtet schließlich, vom Präsidenten zur Sache gemahnt, auf das Wort. 8 2 wird in der Ausschußfassung angenommen, und die Amendements werden abgelehnt. Sodann werden die 88 0—13 ohne Debatte ange nommen. — Der 8 >4, in der vom Abg. Sueß bean tragten Fassung angenommen, lautet: „Tie Bischöse ver walten die innern Kirchcnangclegenheiten ihrer Diöcesen nach den kirchlichen Vorschriften, soweit diese nicht den Staatsgesetzen widersprechen." — Die 88 15 und 16 wurden in der Fassung des Ausschusses, § 17 in der Fassung der Regierungsvorlage, welche der Untcrrichts- minister Dr. v. Strcmayr in längerer Rede befürwortete, angenommen. Die 88 18 dis 22 wurden unverändert nach den Ausschußanträgen angenommen. Morgen wird die Debatte fortgesetzt. Paris, Donnerstag, 12. März, AbendS. (W. T. B.) Die Akademie hat den Entschluß gefaßt, Emil Ollivier, obschon dessen formelle Aufnahme noch nicht erfolgt ist, gerade so wie jedes andere Mitglied der Akademie zu ihren Sitzungen zuzu- lassen. Versailles, Donnerstag, 12. März, AbendS. (W. T. B.) Die Nationalversammlung erhob heute den AntragPouyer O-uertier S, wonach vom 1. Juli 187L ab die Besteuerung der Zuckerraffinerien eintreten soll, mit 386 gegen 280 Stimmen zum Beschluß. Der Handelvminister gab dabei die Er klärung ab, daß die hierauf bezüglichen Unter handlungen mit den Unterzeichnern der Convention von 1864 (England, Holland und Belgien) bereits eingeleitet seien Bom Minister deS Innern, Her zog v. Broglie, wurde dann noch ein Gesetzent wurf vorgelegt, wonach die Ausdauer der dermalen functionirenden Municipalräthe provisorisch bis zum Erlaß deS neuen MunicipalgesetzeS verlän gert werden soll. Seiten der Versammlung wurde für diese Gesetzvorlage die Dringlichkeit be schlossen. London, Donnerstag, 12 März, Nachmit- tagS. (W. T. B.) Die Königin, sowie der Herzog und die Herzogin von Edinburgh sind heute Mit tag mit dem Prinzen Leopold und zahlreichem Gefolge von Windsor hier eingetroffen. Trotz deü starken Schneefalls waren die Straßen von einer zahllosen Menschenmenge erfüllt, welche die fürstlichen Herrschaften bei ihrem Einzuge in die festlich geschmückte Stadt mit großem Enthusias mus begrüßte. Die Regierung wird, gutem Vernehmen nach, eine Commission zur Vorberathung über die Ar- beitergesetzgebuna ernennen. Die Commission soll ein Gesetz, welches die Beziehungen zwischen Ar- beitnebmern und Arbeitgebern regelt, in Vorbe rathung ziehen und außerdem sich über diejenigen Gesetze äußern, welche mit Rücksicht auf vir Wünsche der Arbeiterpartei event. aufzuheben wären. Tagtsgefchlchte. * Berlin, 12. März. Die Besserung in dem Be finden Sr. Majestät hes Kaisers schreitet in der er freulichsten Weise fort; gestern Abend hat AUerhbchst- derselbe der Vorstellung im Opcrnhausc bcigewohnt, und heute Abend findet im königl. Palais bei Ihren Ma jestäten eine dramafische Abendunterhaltung statt. — Fürst Bismarck soll dagegen wieder sehr leidend sein. Vor gestern hatte derselbe allerdings das Bett verlassen kön nen, gestern aber war ihm dies nicht möglich; der Krank heitsanfall soll überhaupt so heftiger Natur sei«, wie es seit 1866 nicht mehr der Fall gewesen ist. Auch der „Schl. Ztg." wird berichtet, daß im Befinden des Reichs kanzlers die erwartete entscheidende Wendung zum Bessern bis jetzt leider ausgeb lieben sei. Die Nacht zum 11. März war durchaus schlaflos, die Schmerzen sehr heftig. Die Aerzte versprechen sich, wie das genannte Blatt meldet, nach der Herstellung des Fürsten sehr viel von einer Nachcur in Kissingen, die der Kanzler etwa in der ersten Hälfte des Sommers antreten soll. Doch bezweiseln sie sehr, daß es gelingen wird, den Fürsten zu diesem Schritte zu bewege«. Er zieht in solchen Fällen die ländliche Ruhe von Varzin vor und hält eine dort vorgenommenc Brun- nencur für genügend. — Die „Voss. Z." schreibt: „Tic in parlamentarischen Kreisen verbreitete 'Nachricht, daß der Rcichstagsbeschluß, betreffend die Gewährung von Diäten an Rcichstagsabgeordnete, unter den Mitgliedern des Verfassungsausschusses eiue Beurteilung finde, welche auf endliche Zustimmung des Bundesraths schließen lasse, bestätigt sich nicht. Fürst Bismarck ist auch heute noch gegen die Diätenbewilligung, und das genügt, um das Schicksal des Reichstagsbeschlusses vorherzusehcn." D. Berlin, 12. März. Den Reichstag beschäf tigte in seiner heutigen Sitzung zunächst der Antrag der Abgg. Vahlteich und Hasenclever auf Sistirung der gegeu die Abgg. Bebel und Liebknecht verhängten Hast für die Dauer der Session. Zur Vertheidiguna desselben ergriff außer den beiden Antragstellern nur Abg. IN . Ewald das Wort, wogegen die Abgg. Dr. Meyer (Thorn) und v. Mallinckrodt die Unvereinbarkeit des Antrags mit der Bestimmung des 8 31 der Reichsvcrfassung uachwiesen. Nachdem außer dem Abg. Donimirski (nameus der Po len) noch der Abg. Krüger (Haderslebcn) ihre Stellung zu dem Anträge dargelegt hatten, wurde der Antrag mit großer Majorität ab^elehnt. Hierauf erledigte das Haus den Entwurf der Strandungsordnung nach den An trägen der Eommission (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Der Bundesrath hat nunmehr den Ge setzentwurf betreffend die Ausgabe von Reichspapier geld, in seiner Sitzung vom lO. d. 'M., wie bereits kurz gemeldet, definitiv erledigt und die Vorlegung an den Reichstag beschlossen. Die verbündeten Regierungen sind dahin übereingekommen, daß > 20 Millionen Mark Reichs Papiergeld ausgeacben werden sollen, welche unter die einzel nen Staaten nach dem Verhältnisse der Matricularbeitrage vertbeilt werden. Dafür übernehmen die Einzelstaaten die Verpflichtung, das von ihnen ausgegebene Papiergeld einzuziehen. Denjenigen Staaten, welche mehr Papier geld ausgegeben haben, als ihnen vom Reiche gewährt witd — 10 an der Zahl — wird außerdem über den ihnen zufallenden Antheil hinaus vorschußweise ein Be trag an Reichskassenscheinen überwiesen, welcher zwei Drittheilen der über jenen Betrag hinausgchenden Pa piergcldschuld entspricht, mit der Verpflichtung, diesen Ucbcrschuß in 15 Jahresraten an das Reich zurück- zuzahlcn, welches seinerseits dafür eine entsprechende Zahl Reichskassenscheine einzieht. Sachsen würde demgemäß circa 2'/» Millionen Thaler Reichskassenscheine erhalten, außerdem zeitweise — da die Papiergeldschuld Sachsens 12 Millionen Thaler beträgt — zwei Drittheile der restirenden 9'^ Millionen, also circa 6'^ Millionen, die in 15 Jahresraten von etwa 4<!0/X)0 Thlr. zur Ab zahlung gelangen würden. — Der Gesetzentwurs, be treffend die Jnternirung bei. Ausweisung renitenter Kirchendiener, den der Justizausschuß dem Bundes- rathe mit einigen Modifikationen zur Annahme empfiehlt, wird voraussichtlich noch in dieser Woche im Plenum des Bundesraths bcrathen werden, und cs steht alsdann für den Anfang der nächsten Woche die Vorlegung des selben an den Reichstag zu erwarten. — Der „Staats-Anzeiger" enthält nachstehende Er klärung: „Emi-e öffentliche Blätter enthalte» eiue Korrespondenz, wonach von Seiten des Handelsministeriums der wiederholt von Eisenbahngesellschaften nachaesuchtcn Bewilligung von Prioritätsanlcihen zur Fortführung angefangener Eisenbahnbauten, befichunaswclse zur Ausdehnung des Eisen bahnnetzes unberechtigte Schwierigkeiten bereitet sein sollen Diese Behauptung entbehrt, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, aller Begründung, Soweit hierbei Unternehmungen in Frage kommen, mit deren irregulären Finanzirung sich be reits der Bericht der llntcrsuchungscommisuon eingehend befaßt hat, werden etwaige Schwierigkeiten in den Verhältnissen dieser Unternehmungen, nicht aber in der Haltung der Behörden be ruhen, welche sich der Pflicht nicht entziehen können, die Landes- gesetzt zu handhaben und aus eine völlige Klarstellung der Lage solcher Unternehmungen zu dringen Vermuthlich wird die Gelegenheit nicht fehlen, an anderer Stelle aus diesen Gegen stand zurückzukommcn." Posen, 10. März. Zur Durchführung der Kirchengesetze schreibt man der „Lchles. Ztg.": Im Kreise Pieschen hatte der Propst Bujina zu Sobotta, welcher gegenwärtig eine ^monatliche Gcfängnißstrafe wegen Uebersetzung und Verbreitung Bollanden'scher Broschüren verbüßt, zwei benachbarte Pröpste mit der Stellvertretung während seiner Gefängnißhaft beauftragt und hiervon sowohl das erzbischöfliche Eonsistorium zu Gnesen, als den Oberpräsidenten benachrichtigt. Da je doch nach dem Gesetze vom 11. Mai v. I. cs Sache des Erzbischofs gewesen wäre, dem Oberpräsidentcn von dieser Stellvertretung Mittheilung zn machen, so wurden jene beiden Pröpste amtlich benachrichtigt, daß ihre Stellver tretung gesetzlich ungiltig sei und sie sich demnach aller geistlichen Amtshandlungen in der Parochie Sobotka zn enthalten hätten. Da sie auf dieses Verbot nicht achte ¬ ten, so wurden sie wegen Uebertretuna des Gesetzes vom 11. Mai v. I. angeklagt und zu 5—20 Thlr. Geldbuße, im Unvcrmögcnsfalle zu 1—4 Tagen Gefängniß ver urtheilt, und zwar der eine von ihnen, der gleichzeitig Decan war, zu der höhern Strafe. — An fast allen höhern Lehranstalten unsrer Provinz wird gegenwärtig den katholischen Schülern polnischer Zunge kein Re ligionsunterricht ertheilt, da die geistlichen Reli gionslehrer sich bekanntlich geweigert haben, diesen Un terricht in derselben Sprache, wie die übrigen Unterichts- gegenstände, d. h. vorwiegend in der deutschen, zu er- theilen, und die polnischen Schüler den von weltlichen Religio »sichrem a» diese» Anstalten enheilten Unter richt nur in sehr beschränktem Maße besuchen. Es ha ben nun zwar die Aeltern vieler polnischen Schüler um die Erlaubniß gebeten, daß ihre Söhne an dem von Geistlichen erthectten Privatreligionsunterricht Theil neh men dürfen. Da jedoch diese Geistlichen den Unterricht stets in der polnischen Sprache crtheile.i und darin eine Umgehung der Oberpräsidialverfügung erblickt wird, so ist den Schülern die Erlaubniß, an einem derartigen Unterrichte Theil zu nehmen, bisher stets verweigert worden. * BraunSberg, 11. März. Der behufs seiner Vernehmung vor den Untersuchungsrichter geladene Secrctär des Bischofs, Dr. Weitzenmiller, hat die verlangte Auskunft über das Emennungsdccret eines widerrechtlich Angestellten Geistlichen verweigert und wurde deshalb wegen Zcugnißverweigerung verhaftet. Münster, >2. März. (Tel.) Heute Vormittag ist ein weiterer Theil des Mobiliars des Bischofs nach dem Pfandlocale transportirt worden, ohne daß ir gendwelche Ruhestörungen stattgefunden Haden. (Wie die „K. Vlksztg." aus Munster erfährt, hat der Transport der gepfändeten bischöflichen Möbeln den Gerichtsbehörden große Schwierigkeiten bereitet. Weil in Münster keine Arbeiter dafür zu finden waren, hatte man solche von den vorherrschend protestanfischen Orten Tecklenburg und Ladbergen rcquirirt, aber auch von dort war abschlägige Antwort erfolgt.) Kassel, 10. März. Das kgl. Eonsistorium hat aus Veranlassung der letzten Amtsentseyungen der reni tenten Geistlichen eine Ansprache an die bezüglichen Gemeinden erlassen, über deren JnhaU die „Hamb. Nachr." Folgendes erfahren: Zunächst wird in der Ansprache der Borwurf entkräftet, als fei durch die Bildung des GesammtconsistoriumS an den wesentlichen Grundlagen der hessischen Kirch« etwas geändert Die Zusammenseyuug des EonnnormmS aus Lutherisch««, Re- formirten und llnirten sei unbedenklich, weil schon weit über ein Jahrhundert ein solches Zusammenwirken in Hessen be standen habe. Die Union dem Lande auszudränaen, liege nicht m der Absicht des Konsistoriums; dieses sei vielmehr noch in bestimmterer Weise, als die srühern Eonsistorien, ausdrücklich zum Schutze und zur Wahrung des Rechts der evangelischen Bekenntniste im Lande verpflichtet „Ucbrigens — heißt es sodann — stehen die auf Beseitigung der reformirten Kirche in Hessen als solcher gerichteten Bestrebungen einiger resormirten Geistlichen und die SeparatiooSneigungen derselben und eines lutherischen Geistlichen in weit grösierm Gegensätze zu dem Interesse und Wesen der Bekenntniste im Lande, als es die mit dem Namen „„Union"" bezeichnete brüderliche Gemein schäft der Resormirten mit den Lutheranern und gegenseitige Anerkennung der letzter» untereinander, wie sie bei völliger Fortdauer der Bekenntnisse im Hanauischcn besteht, je vermöch len." Tie Behauptung der Renitenten, daß sie um des Glau bens willen verfolgt würden, sei also ganz unbegründet. Ganz ernstlich werden dann die bisherigen Anhänger der Renitenten ermahnt, den Austritt aus der Gemeinde und Bildung selbst ständiger Gemeinden nicht leicht zu nehmen, sich auch keine Hoffnung daraus zu mache«, als könnten sie ohne förmlichen Austritt ans der Kirche ihren Sondergelüsten Genüge thun oder nach dem Austritt Anspruch auf das Krrchenvermöaen, oder einen Theil desselben erheben, endlich auch zu bedenken, daß die Abgcsctzten zu keinerlei kirchlichen Amtshandlungen mehr berechtigt sind: sollten diese solche doch vornehmen, so seien dieselben jedenfalls ohne alle rechtliche Wirkung und nach 8 182 des Strafgesetzbuches strasbar. Diese Warnung des Eonsiftoriums soll von den Kanzeln verlesen, die 'Namen der Renitenten sollen im Amtsblatte veröffentlicht werden rc. München, 11. März. 'Nach dem „Volksfreund" hätten die 32 clericalen Abgeordneten Bayerns an Se. 'Majestät den König sich gewendet mit der Bitte, die Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Refidenztheater. Am 12. März spielte man vor überfülltem Hause Scribe's „Adrienne Lecouvreur" nach der deutschen Bearbeitung von Hermann und zwar wurde die genannte Bühne zu der Ausnah,ne dieses Wagnisses durch das Gastspiel einer in der deutschen Theatergeschichte berühmten Künstlerin, Frau Niemann- Seebach, veranlaßt, die in der Titelrolle dieses Stückes auftrat und dabei auf ihren pecuniären Gewinn zum Besten des Albcrtvereins verzichtete. Gerade für Dres den war dieses Auftreten, das sich noch am Sonnabend in Hebbel's „Maria Magdalena" wiederholen wird, von drsonderm kunsthistorischen Interesse, denn die Kunst genüsse, welche 1856 Frl. Seebach als Gretchen, Julia, Elärchen, Adrienne u. s. f. den hiesigen Freunden der Schauspielkunst bot, gehören zu den schönsten Erinne rungcn auf diesem Gebiete. Die genannte Schauspiele rin hatte sich auf demselben die ercepfionelle Stellung des genial Psychisll en, Intuitiven erobert, nachdem sie sich, nur erst in gemessenen Kreisen durch dir Hambur ger Bühne bekannt, schon zwei Jahre vor dem Dresd ner Gastspik, 1854 bei den Münchner Mustervorstellun gen, die nie wieder Ihresgleichen; fanden, von einer Elite deutscher Kunstkenner eine allgemeine Bewunderung erwarb. Dieses eminente Talent ging einen ganz sonderbaren Pfad. Von sogenannten äußern Mitteln, dies«m Nothpfcnnig der Natur, welcher gewöhnlichen Begabungen kurze Wegzehrung verleiht, auch schon in d« Jugend nur schwach begünstigt, aber überreich mit seelischer, reizbarer Fülle ausaestatt t, war es der Ge nannten niemals möglich, auf dem üblichen mechanischen Wege zur schauspiele.ischen Kunsttechnik zu gelangen. Bei dem außerordentlichen Umfang ihres Rollenfachs im elastischen und modernen 'Repertoire gelangte sie zur technischen und zwar in Sprache und Action zu einer vollendeten technischen Ausbildung einzig und allein durch das Medium der Empfindung und der Phantasie. Ihre große Intelligenz und ihr feiner Tact des Urthcils waren dabei niemals Finder, sondern nur Regulatoren des Resultats. Dieser Gegensatz eines profanen, spcculativcn Entwickelungsgangcs war ein immerwährender Sieg des Psychischen'über das Materielle, eine tägliche Anweisung auf die Begeisterung des künstlerische» Auge»blicks. Das stets zarte, elegische Orga», unter jener Fahne wirkte es so groß, die an sich empfindsame Leidenschaft, unter jener hoch poetischen Conception erwuchs sie zu wahr haft tragischem Pathos, die Bewegungen des kleinen Körpers, unter dem Hinblick auf heroische Ziele dehnten sie sich zu plastischer Freiheit. Und gerade dieses Walten von innen heraus war es, welches als echt deutsch die Sympathien des deutschen Publicums so tief ansprach: man fühlte hier auch in der Schauspielkunst das laute Echo der deutschen Dramatik, in fröhlichem Jubel und bangem Aufschrei den Hcrzens- ton der Idealität. Daß einer solchen, auf das schöpferische Ertemporircn des Momentes gestellten Talcntcntfaltung das Ueber- schwangliche, Ucberfüllte in Form von Episodenthum und Manier besonders nahe tritt, liegt in der Natur der Sache. Es forderte diese Gefahr auch von Frau See bach ihre Opfer, doch blieb cs immer ein für sie gün stiger Unterschied, daß sie nie einer allgemeinen kunst- technischen Manierirtheit sich zuneigte, die aus Ergänzung geschwächter innerer Impulse entspringt, sondern vielmehr jener, die aus dem Ueberschuß dieser Impulse entsteht, und, mit dem Herzblut des Individuums bezahlt, dessen persönliches Eigcnthum ist. Mit dirscm Herzblut des Gefühls hat sic in großen Summen gerechnet und sich verrechnet, sie calculine aber nicht mit den gemeinen Factoren des Virtuosenthums. Bei dieser außerordentlichen Jntensivität eines national deutschen Künstlertalentes, bei dessen überraschendsten Manifestationen ich Zeuge war, muß mir allerdings der aufrichtige Wunsch nahe treten, ein weiteres Dahinschrcitcn in jener Laufbahn in Rollen beobachten zu können, die einer Thatsachc Gerechtigkeit widerfahren lassen, der wir Alle unterworfen find. Es ist der unerbittliche Tribut der Zeit. Wenn ideale Jntensioncn ewig jung bleiben, so entzieht sich ihrer Verwirklichung doch die Willigkeit der wandelbaren physischen Mittel und dies führt zwischen dem beabsichtigten Effect und seiner scenischen Ausführung sehr leicht einen schmerzlich berührenden Bruch herbei. Tas machte sich denn auch in der vom Autor ju gendlich und im Naturell einfach gedachten Adrienne im ersten Theil der Rolle geltend. Die geistigen Bewegun gen der Rolle waren zu ernst, zu farbenschwer, sie hat ten zu wenig vom flüchtigen Phosphorglanz des wech selnden, leichtblütigen französischen Temperaments. Als aber die Tragik eintrat, nahm zwar die Leidenschaft noch einige Male zu jähe Ausdrucksformen exccntrischer Le- clamation ein, aber der Eindruck des Ganzen verein fachte sich in einer innigen Vertiefung des Schmerzes, in einer oft großartigen Auffassung des Vortrages, welche der Sterbescene eine ergreifend psychologische Färbung für jene pathologische gab, durch welche mich stets die Rachel mit ihrer schonungslosen Bravour des Unschö nen so tief verletzte. Vian hätte die übrige Darstellung in etwas heben können, wenn Frau 'Müller den jungen Abbö (eine Glanzrolle der Dahn-Hausmann) gespielt hätte. Dem Hr». Schenk war diese Partie keineswegs gut einstudirl. Die Rolle des Michonnct konnte man nicht ohne Wehmuth in Dresden wiedersehn. Sie war der Liebling des gro ßen Daw iso n und gehörte zu seinen rührend genialsten Leistungen. Otto Banck. Zur Charakteristik der Hebbel'schen Muse. (Fortsetzung aus Nr. üS.) Hebbel's Muse trägt aber auch ein Herz für dir Leiden der Menschheit in sich. 'Nur sucht sie dieselben in Fällen auf, die sich durch ihre Seltsamkeit auszeichnen. Sie sieht den Impuls zur dramafischen Dichtung nicht in rein menschlichen Interessen, in der Begeisterung eines Hclde» für allgemein gilfigc Ideen und sittliche Wahr heiten, nicht im historische» Organismus des Weltganzen, sondern in dem bohrenden polemischen Erfassen socialer Probleme. So tieffinnig und gewaltig hier ost ihre Jn- tensionen sind, so zersetzt sie dieselben doch durch die Spitzfindigkeiten eines rein pathologischen Experiments und zerstört die versöhnende Harmonie klarer Schönheit durch die erbitterte, ewige letzte Frage an die Gerechtig keit des Schicksals, worauf nach Heine's Motten „em Narr auf Antwort wartet". Hebbel macht dabei, wie es im Drama nicht anders sein kann, das Publicum zu diesem Narren, eine Rolle, die es nie lange ertragen, wird. Es wird sich immer dagegen sträuben, die Person eines Stückes von der tragischen Schuld freigcsprochen und diese der Gesellschaft, der Wrltordnuug, wie ein Stigma altüberlieferten Unrechtes auf die Schullern ge wälzt zu sehr». Daß dabei die geheimen Räthsel im sinnlichen Naturell des ewig Weiblichen — doch nicht desjenigen, welches uns hiuan-, sondern hinabzieht — mit physiologischer Begier anatomisch zergliedert werden, ist noch eine besondere Vorliebe, welche weder zu sittlichen, noch ästhetischen reinen Effecten, vielmehr zu einem neuen real poetischen Mysterium des Materialismus, cinrm
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