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Dresdner Journal : 15.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-15
- Monat1874-04
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1874
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1871 ^85.^ Mittwoch, den 15. April Dtes-ncr Munal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. l-«Ip»lU Onmmiiioiltr ä«, Orvüänsr Sournitl»; vtx!ii<1<t» : L«A«« F'o,.- u. n S»wdu>A-»,rU»- <t- N«rl^ Vt«»-L»o»dMA-rr»L.l^tp,ig.rr«L» kort ».U -Ikü»ed«»: Kn-t ^foL»e, L«rU» X , ^liS^c^e, Lr«m«o L »r«, loo: 7. .StunA-» » Lürsou; Ld«mmt»: ?> 1»,^ kr»o>- ton » N. u. F <7 Nuokk , S»rIit»E /nv/), S»ooc>v«r: C. kon«' /o/itte, Lu/ki^-ck th>., »tutt^vt: Oauüe F r'o., <Sü«ili ^nno^^n-Li«>ea<«, Vt«o ^t/ Oxpeiit. U«p»u8xvdsr: Xünijsr Lxp«<lition «1t!8 DrftxNiier Sourn»!«, Onlitj^u, ja^r^itr^tkvn^u-i«! Xo. 1. Lk»n»«m(>nt»pr»i,r Im ä.o^d.» Loivk.! l Iv tntt iLdrlwl» . - .... / 2 rklr. 8temp"l8«bül»r, ^NrNok:. . . - « rd1r.l^,„^^^,.t«».e° . KMrlick: l Hilr. lö i Uvivkv» ko»t unä kiurelueKummsru: 1 di^r. f 8wm^Iril»vßl»ir dmrii, luserateuprelsk: ?Sr Nen kt»uw einer ^«»poltenso ketitreil«: 2 Xxr. Unter „Lill^voLnät" Nie Leit«; b ürsekelvenr — DtsUoN "üt LnnuUrm« Nsr Sonn- nnN koisrt»^», ^beoä» kür Neo kol^enNsn Ämtlicher Theil. Sc. Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Geheime Regierungsrath Häpe nl Dresden das von Sr. Durchlaucht dem regierenden dursten Reuß jüngere Linie Heinrich dem XIV. ihm ..rliehene Ehrenkreuz I. Klasse annehme und trage. WMamllulm' Meil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Trier. Frankfurt a. M. Karlsruhe. Wien. Prag. Paris. Bern. Barcelona. London. St. Petersburg.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotteriegewinnliste vom 13. April. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 13. April). Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Telegraphische WitterungSberichte. Bvrsennachrichten. Inserate. TelkyraplMc NnchrWtn. BreSlau, Montag, l3. April, Nachmittags. (W. T. B.) Aus Veranlassung von Unruhen, welche am Sonnabend, durch klerikale Agitationen ver anlaßt, in Laurahütte stattgefunden haben, find gestern, wie die „BreSl. Ztg. ' meldet, der Pfarrer Ttabik und der Kaplan Ganczarski wegen Auf reizung, sowie Manner und 2 Krauen wegen LandsrirdenSdruch verhaftet worden. (Bgl. unter „Tagesgeschichte-.) Wien, Montag, 13. April, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Herrenhauses wurde die Spekialdebatte über das erste konfessio nelle Gesetz, betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche, begon nen, nachdem der Antrag der Minorität, über die Vorlage zur Tagesordnung überzugehen, mit 7? gegen 43 Stimmen abgelehnt worden war. Vor der Abstimmung über diesen Antrag traten der Kultusminister v. Stremayr und der Ministerprä sident Kürst Auersperg für die Vorlage ein. (Bgl. die Inhaltsangabe dieser beiden Reden unter „Tages- geschichte".) Die sämmtlichen Paragraphen des Gesetzes wurden nach beendigter Debatte in der vom Aus schlisse vorgeschlagenen Fassung unter Ablehnung der von der Minorität zu einzelnen Paragraphen gestellten Abänderungvanträge angenommen und darauf auch das ElnführungSgesetz unverändert genehmigt. Die gesammte Vorlage wurde sodann in der unmittelbar sich anschließenden dritten Le sung ebenfalls angenommen. Vor Beginn der Specialdebatte hatten die Erzbischöfe und Bischöfe den Sitzungssaal verlassen. Moraen werden vom Herrenhaus« die Wahlen gestern (Sonntag) Abend stattgehabten Fractionssitzung, zu den Delegationen vorgenommen werden. m welcher über die Haltung der Partei zu dem milita hat den Vorfall zunächst dcm Landrath in Kattowitz an- das andere Amendement von den Socialdemokrateu Las- srlle'scher Richtung ausgeht und ein Milizheer zu con- struiren bezweckt. — Das preußische Abgeordneten haus ist heute Mittag ebenfalls wieder zusammengetre ten. Die heutige Sitzung, welche der Reichstagssitzung voraus ging, dauerte kaum eine halbe Stunde. Auf Abg. Rickert's Bertagungsantrag erklärte der Präsident v. Bennigsen, daß nach der Geschäftslage des Reichs tags es sich empfehle, in den nächsten 14 Tagen keine Plenarsitzungen abzuhalten; dagegen forderte er die Prä sidenten der Commissionen auf, in dieser Zeit die Gegen stände zu berathen, deren Erledigung nach der Wieder erösfnung der Session noch möglich ist. Ten einzelnen Abgeordneten wird der Lag der nächsten Sitzung seiner Zeit vom Präsidenten mitgetheilt werden. — Die heutige „R. A. Z." schreibt: Das Befinden des Herrn Reichskanzlers hat sich insofern gebessert, als ihm mündliche Verhandlungen und Kenntnißnahme von Geschäften möglich ist. Im Uebrigen aber ist daran, daß er das Zimmer verlassen könnte, voraussichtlich in mehreren Wochen nicht zn denken. Er hat zwar in den letzten Tagen jedesmal einige Stunden außer dem Bette zugebracht, aber das Nebenzimmer nicht anders als im Rollstuhle erreichen können. — Wie die „M Pr. Z." berichtet, sind aus der Fortschrittspartei infolge gewisser Vorgänge meiner gezeigt. (Wie wir einer Corrcspondenz der „M-Z." entnehmen, wurde am l l. d. derselbe Crawall von Schulkindern in Scene gesetzt; da sich aber auch Erwach sene daran betheiligten, so wurde Militär aus Königs hütte, woselbst sich ein Eommando aus eben denselben Gründen befindet, requirirt. Als dieses erschienen war, wurden mehrere Verhaftungen vorgcnommen.) Trier, ll. April. (K. Vlksztg.) Heute Abend ging die Verhandlung gegen Diejenigen zu Ende, die hier am 10. März bei Schließung des Priesterscminars verhaftet worden sind. Drei Männer wurden zu 4, zwei zu 3 Monaten und ein Knabe von 14 Jahren zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt. * Frankfurt a. M., 13. April. Der Frankfurter Wahlverein hielt heute Abend eine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung ab, in welcher neben städtischen Angelegenheiten auch die Besprechung des Militärgesctzcs aus der Tagesordnung stand. Wie der Telegraph meldet, wurde in dieser Frage die folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung erkennt in dem Compromiß, welcher eine Uebereinstimmung zwischen der Regierung und der Ma jorität des Reichstags begründet, einen Vorgang, welcher die wohtthätigstcn Folgen sür die politische Entwiäclung des Ge- sammtvaterlandeS haben wird, und fühlt sich gedrungen, den Männern aus beiden Seitcu, welche bemüht waren, dieses dorf im fürstbischöflichen Palais. Auch diese Demonstra tion schloß mit Ertheilung des Segens, welchen die Ver sammelten knieend empfingen. — Ueber einen Kinder aufruhr berichtet die „O. G. Ztg." aus Laurahütte Folgendes: Am 8. d. Nachmittags controlirte der Polizei verwalter Opitz den Kaplan Ganczarski wegen Erthei- lung von Religionsunterricht, der ihm untersagt ist. Hr. Opitz erfuhr nämlich, daß von besagtem Kaplan der Re ligionsunterricht den zu confirmirenben Kindern seit ge raunter Zeit in der Laurahütter katholischen Kirche er- theilt werde, und überzeugte sich durch eigenen Augen schein, daß dem wirklich so war. Zwar die Kirchthüre fand er verschlossen, aber durch ein Kirchenfenster sah er, wie der Kaplan Ganczarski die Zöglinge unterrichtete. Als nach Schluß des Unterrichts die Kinder heraus kamen, befragte der Polizeiverwalter mehrere um ihre Namen, sie alle aber verweigeren die Namensangabe. Hr. Opitz nahm nun einen Knaben in das Gewölbe eines Kaufmanns, welches der Kirche gegenüber liegt, und er- " fuhr dort, daß der Geistliche den Knaben sämmtlich ver ¬ boten habe, auf Befragen über ihre Namen Auskunft zu geben. Als Hr. Opitz hierauf auf die Straße trat, wurde er von sämmtlichen Eonfirmanden, deren Anzahl durch Kinder der Siemianvwitzer Schule, die sich gerade auf dem Heiniwege befanden, bis auf etwa 200 angewachsen war, sowie durch eine Menge alter Weiber und weib licher Dienstboten mit Geschrei, Pfeifen und Schimpfen empfangen. Die unmittelbar aus der Kirche kommenden Eonfirmanden waren bereits mit Stöcken und Steinen bewaffnet, und in ihrer Mitte stand Pfarrer Stabil, durch Lächeln diesem Treiben seinen Beifall bekundend. Zufälligerweise fuhr ein Gutspächter aus Siemianowitz vorbei und forderte den Polizeiverwalter Opitz, sowie den Polizeidiener Hein auf, seinen Wagen zu benutzen. Da die Herren doch gegen Kinder und Weiber vorzugehen nicht gewillt waren, stiegen sie in die Britschke, wurden das eine, von der Fortschrittspartei ausgehend, will die . geforderte Friedenspräsenz auf 1 Jahr bewilligen mur ».hierbei jedoch durch Steinwürfe von den «indem be- die künftigen Präsenzstärken im Etat festsetzen, wogegciC sästigt, glücklicherweise aber nicht getroffen. Hr. Opitz Rom, Montag, 13. April, AbendS. (W.T.B.1 Die „Libertü" meldet, der österreichische Botschaf ter beim päpstlichen Stuhle, Graf Paar, habe am Freitag die Antwort deS Kaisers von Oesterreich auf das an Letzteren auS Veranlassung der kon fessionellen Gesetze gerichtete Schreiben deS Papstes überreicht. DaS Blatt vernimmt ferner, daß der Papst den Botschafter bei dieser Gelegenheit auf daS Wohlwollendste empfangen habe und daß im Vati kan beschlossen worden sei, gegen die konfessionellen österreichischen Gesetze eine nur rein formelle Oppo fition zu erheben. London, Montag, 13. April, Abends. (W. T. B.) Im Unterhause nahm heute der UnterstaatS- secretär des Innern, Bourke, Veranlassung, die Erklärung abzugeben, daß die Regierung bisher keine Gelegenheit gehabt habe, die Krage, ob den Carlisten die Rechte einer kriegführenden Partei beizuleben seien, in Erwägung zu ziehen. Auch dabe eme Corresüondenz über dresen Gegenstand mit den übrigen Mächten nicht stattgefunden. rischen Septennat berathen wurde, heute sieben Mitglieder au sge schieden, und zwar die Abga. Or. Löwe, Kreutz, Schmidt (Stettin), Or. Zinn, Groß, Berger (Witten) und Vr. Heine. BreSlau, 13. April. Die Ovation, welche neu lich eine Anzahl Mitglieder des schlesischen katholischen Adels dem Fürstbischof Vr. Förster darbrachten, hat Cagcogtschichte. v. Berlin, 13.April. Der Reichstag brachte die Berathung des 8 1 des Militärgesetzes in seiner heuti gen Sitzung nicht zn Ende. Nachdem der Referent für den ersten Abschnitt, Abg. Miquel, die Verhandlungen der Commission und die Gründe dargelegt hatte, welche dieselbe bewogen hatten, die Streichung des Paragraphen vorzuschlagen, befürwortete Abg. v. Bennigsen das von der nationalliberalen Partei ausgehende Amendement, die geforderte Friedenspräsenz auf < Jahre zu bewilligen, zu welchem Vorschläge der Vorsitzende des Bundesraths- ausschusjes für Landhecr und Festungen, StaatSminister v. Kämeke, daS Einverständniß deS BundeSratheS auS- sprach. Nachdem hierauf noch Abg. Reichensperger (Olpe) den Antrag des Ccntrums vertheidigt hatte, die Friedens- Präsenzstärke jährlich im Etat fcstzustellen, wurde die Weiterbcrathuug auf morgen vertagt (vgl. den Sitzungs bericht in der Beilage). Es werden in der morgen den Sitzung noch zwei Amendements befürwortet werden, gestern 'Nachfolge gefunden. Es erschien nämlich nach dem Vormittaasgottesdienste eine etwa 120 Mann starke, zumeist aus Webern bestehend« Schaar ullramontaner Bewohner der Stadt Reichenbach und von Leutmanns- Resultat zu Stande zu bringen, sihren Dank und ihre Zu stimmung auszusprecheu" Karlsruhe, >2. April. (Fr. J.)^ Die höheren Verwaltungstreise sind neuerdings von zwei rasch nach einander erfolgten Verlusten betroffen worden, indem der Landescommissar Winter und der Director des groß herzogl. Verwaltungshofes Fecht mit Tode abgegangen sind. Es bereiten sich dadurch wichtige Veränderun gen im Personal des Verwaltungsdienstes vor. Auch die Präsidentenstelle beim großherzogl. Verwaltungs- gerichtshof ist nunmehr endgiltig besetzt worden, und zwar mit dem bisherigen Director des OberschulratHS Rench, an dessen Stelle der Ministerialrath Nokk getre ten ist. Außerdem sieht man einigen Aenderungen in der Organisation entgegen. So soll der Verwaltungshof zwar deibehallen, aber einer höher« Staatsstelle als selbstständige Abtheilung beigegeben werden. Auch steht die Neuorganisation der Oberrechnungskammer auf Grund mehrfacher Anregungen von Seiten der Kammern der Ausführung näher. ff* Wien, 12. April. Die Gerüchte über Verhand- lunsten wegen eines neuen Concordates gehen von der clencalen Partei aus. Die Verbreiter derselben verweisen auf die Analogie der heutigen kirchenpolitischen Lage mit der im Jahrr 1867, als die erste Serie der soge nannten confrssionellen Gesetze unter dem Bürgerministe- rium der verfassungsmäßigen Erledigung zugeführt wer den sollte. Es ist allerdings richtig, daß damals, bevor man diese Gesetze in Angriff nahm, Negotiationen mit der römischen Curie eingeleitet worden waren, mit wel chen man die Herren v. Meysenbug und Crivelli be traut hatte. Sie blieben, wie man sich erinnern wird, ohne Erfolg. Allein zu jener Zeit war das Concordat noch nicht gekündigt; es bestand als Vertrag und Gesetz vollkommen aufrecht. Die Kündigung desselben als Ver trages erfolgte erst unter dem Ministerium Potocki, und der Zweck der ersten und wichtigsten kirchenpolitischen Vorlage, mit welcher sich gegenwärtig der Reichsrath be schäftigt, ist eben der, daS Concordat auch formell als Gesetz aufzuheben. Nun wäre es aber, gelinde gesagt, höchst eigenthümlich, zu einem zweiten Eoncordate zu schreiten, so lange das erste noch existirt. Das Verlangen der clencalen Partei, man möge ein neues Concordat mit Rom abschließen, tritt nicht zum ersten Mal hervor; der Gedanke ist nicht neu. Schon 1868 in der bekannten Maidebatte im Herrenhause empfahl Graf Leo Thun die „Revision" des ConcordateS. Sie sei, wie er meinte, sehr leicht; man brauche nur — so gab er zu verstehen — ein anderes Cabinet zu bilden, welches der Curie mehr genehm sei, als das Bürgerministerium. Graf Leo Thun muß das am besten wissen, und wir zweifeln nicht, daß Oesterreich eine zweite, schwerlich aber eine verbesserte. Auflage des ConcordateS erhalten hätte, wenn er zu jener Zeit Minister gewesen wäre. UebrigenS sind die gegenwärtigen Kirchengesctze, wie in den 'Motiven zu denselben deutlich entwickelt wird, zu dem Zwecke ge geben, um Lücken auszufüllen, welche bezüglich dcr Be stimmungen des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche durch die Kündigung des Concordates entstanden sind. Hätte man beabsichtigt, ein neues Concordat mit Rom abzuschließen, so würde man der vorliegenden kirchen politischen Gesetze nicht bedurft haben. * Wien, >3. April. 'Nachdem in der letzten Sitzung des Herrenhauses die Generaldebatte über das erste der confessionellen Gesetze geschlossen worden ist, haben sich heute nur noch die beiden Berichterstatter und die Vertreter der Regierung vernehmen lassen. Das Haus war wiederum in allen seinen Theilen dicht besetzt. Zu Beginn der Sitzung machte der Präsident die vom Hause mit lebhaftem Beifalle aufgenommene erfreuliche Mit- theilung, daß der Unfall, der daS hochgefeierte 'Mitglied Freiherrn v. Lichtenfels in der letzten Sitzung betroffen, ohne ernstliche Folgen vorübergegangen. Die Debatte nahm ihren Anfang mit dem Schlußworte des Minoritäts- berichterstatterS Grafen Falkenhayn, der, die Competenz des Forums in dieser Frage bestreitend, den Uebcrgang zur Tagesordnung beantragt. Ritter v. Hasner sprach Feuilleton. (Kemgirt von Otto Banck.) K. Hoftheater (Altstadt). Am 13. d. eröffnete die italienische Operngesellschaft des Herrn Pollini unter musikalischer Direction des Herrn Kapell meisters Goula einen Gastspiel-CykluS mit Verdi's Oper „Amelia, oder: Ein Maskenball". Die Mitglieder der Gesellschaft sind uns geschätzte und willkommene Gäste durch ihre bereits öfter gebotenm genußreichen Darstellungen geworden, und die veran staltete Wiederholung derselben seiten der königlichen Direction unserer Bühne wird von dem musikliebenden Publicum gewiß nur mit aufrichtigem Tank und leb hafter Theilnahme empfangen werden. Auch Herr Marini trat hier bereits vor zwei Jahren Zuf. Er ist ein Tenor ersten Ranges, sowohl durch Schönheit, metallreiche Kraft, Klarheit, Egalität und außerordent lichen Umfang (bis zum hohen O), als durch künstlkrisch vollendete Ausbildung seiner Stimme. Sticht eine un mittelbar wirkende warme Innigkeit ist ihrem Klange eigen, aber Energie und Verve, verbunden mit einem schönen ttlmc, Als.-ssu <0 volw, geschmeidiger Nuan- cirung und einer seltenen raschen Ansprache des Tons. Letztere Eigenschaften ermöblichten ihm einen vollendeten Vortrag auch dcr rhythmisch leicht und scharf accentuirt bewegten Melodiesätze in der Partie des Richard, wo durch z. B. das große Ensemble im zweiten Act, das wiederholt werden mußte, eine so ausgezeichnete Wirkung gewann. Herrn Marini's Gesangsleistung wird wahrschein lich im „Trovatorr" einen außerordentlichen Höhepunkt ge winnen. Gleich meisterhaft war dir Ausführung des Rrnato durch Hrn. dr Padilla in Feinheit, Noblesse, dramatischer Charakteristik, warn, und innerlich im Ausdruck, ohne je äußerliche Effectmittel zu verwenden. Auch Madame Desirve Artüt machte als Amelia ihre virtuose und geistreiche Meisterschaft geltend; vollkommen in der Be handlung und den künstlerischen Intentionen, aber nicht mehr in jener entsprechenden Tonwirkung, welche von ungeschwächten, stets gehorsamen Stimmmitteln abhängt und allein für den größeren Kreis der Hörer den vollen zündenden Eindruck Herstellen kann. Um so mehr wäre zu wünschen, daß ihr eine junge Sängerin zur Seite stände, welche, mit frischem schönen Stimmfond begabt, Hoffnung erweckte, dieser Gesangsmeisterin einst in ihren Leistungen ähnlich zu werden. Signora Derivis erregt diese Erwartung nicht, wenn sie auch den Pagen Oskar, namentlich in den beiden letzten Gesangspiecen befriedigend sang; sehr löblich war ihre sicher efsectuirendc Betheiligung in den Ensemblesätzen. Auch Signora Abeli giebt nur eine musikalisch genügende, aber wenig charakteristische Ausführung der Wahrsagerin Ulrika. Vortreffliches leisteten in den kleineren Rollen die Herren Manni und Decarli. Die Gesammtaufführung aber, musterhaft in der Leistung dcr Kapelle und des Chors, war eine vorzüg liche und ergab einen ganz wesentlich günstigeren, in italienisch eigenartiger und charakteristischer Belebung und Gestaltung des musikalischen Materials erhobeneren Eindruck, als unsere deutsche Darstellung, die doch mit Recht als eine höchst gelungene gelten konnte. An diesem Resultat hatte sowohl die mit intimerem Verständniß auf Verdi's Musik eingehende Behandlung der Sänger in Vortrag und Ausdruck, als manche — durch Rücksicht auf deutsche Worte undeirrte — Temponahme und Mo difikation der Beweguna, und bedeutsamere Herausarbei tung einzelner Motive Antheil. Ich erwähne z. B. nur den schön ausgeführten Ensemblesatz im 2. Act, das Terzett und den durch feine Mäßigung der Bewegung in seiner Trivialität gemilderten Schlußsatz im 3. Act, das Quintett im 4. Act, das gleich die erste Scene eröffnende und im 4. Act, wie auch in der Ouvertüre wiederholte Motiv rc. Viele geistreiche, ja geniale Züge der Verdi'schen 'Musik wurden erst in diejer Aufführung vollkommen bemerkbar; wohl keiner derselben ging verloren, und für den Ein druck der trivialen gehaltlosen Sätze, in die Verdi mit so unwiderstehlichem Behagen verfällt, ergiebt sich da durch ein versöhnenderer und reifer interessirender Gegensatz. Die weiteren Vorstellungen der italienischen Opern- gesellschast seien der wärmsten Theilnahme der Musik freunde empfohlen. C. Banck. Gewerbeindustrie. Auch wir streben auf dem Con- tinente nach ähnlichen Stützen für Kunstindustrie, Hand werk und Fabrikwesen, wie solche das Londoner Kensington- Museum und die berühmten internationalen und par tialen Ausstellungen zu Kensington bieten. Ehe wir aber einen Ersatz für solche Mustersammlungen auf hei mischem Boden uns erobert haben, und zwar hoffentlich auch in Sachsen, sind die Industriellen und die Kunst techniker auf das Interessante jener englischen Schätze und deren Anordnung zu verweisen. Bei der diesjähri gen internationalen Ausstellung zu Kensington, die in diesen Tagen eröffnet wird, ist bis jetzt am weitesten vorgeschritten die Lederausstellung, welche an die Stelle der vorjährigen Seidenausstellung getreten ist und auch dieselben Räume einnimmt. DaS nützliche Nistertal ist hier in jedem Zustande des natürlichen Vorkommens wie der künstlichen Verarbeitung zu sehen. An den Wändrn hängen gegerbte Fclle jeder Gattung. Weiter wird das Leder in der Verarbeitung zum Schuhwerk, zum Maschmengebrauch, zur Sattlerei und zu anderer mannichsacher Verwendung gezeigt. Maschinenriemen, Schuhleder, Sohlen, zwei mächtige Schilder, Sättel, Gurte, Peitschen, Koffer, Reisenecessaires, Schreibmap pen rc. reihten sich in reicher Auswahl aneinander. Sehenswert!) ist namentlich die Sattlerarbeit und sodann die interessante Sammlung gebundener Bücher. Die Bibliotheken des Erzbischofs von Canterbury, der Decane von Turhan, und London, des Herzogs v. Buccleuch, deS Britisch Museum und mehrere andere Büchersamm lungen haben ihre Bände aus der Zeit vom 12. bis 17. Jahrhundert in freigebigster Weise hergegeben, um die massive Buchbinderarbcit unserer Vorfahren zu ver deutlichen. Unter den Erzeugnissen desselben Gewerbes in der 'Neuzeit ist die reiche Auswahl von Geschäfts büchern, manche von kolossaler Größe und luxuriöser Ausstattung, bemerkenswert!). Daneben natürlich auch die zierliche Lederarbeit für den Schreibtisch, den Näh tisch, die Reise rc. An die Lederabtheilung reiht sich die Spitzenausstellung, welche gleichfalls reichhallig und in teressant ausgefallen ist. Die Abtheilung für mit der Hand verfertigte Spitzen bringt manches historische Stück zum Vorschein, darunter ein Exemplar point ll« Venisu aus dem Besitz von Marie Antoinette. Die hohe Ari stokratie hat der Ausstellung ziemlich freigebig alle Kunst- spitzen zur Verfügung gestellt, welche gewiß Zuschauerin nen in Menge anlockcn werden. Die Nottinghamer Handelskammer hat ein recht vollständiges Assortiment von Spitzen zur Vertretung der englischen Industrie be liefert. Tie südlichen Galerien sind mit Baumaterial und Bauutenjilien aller Art ungefüllt, und als Unter abtheilung schließen sich gesundheitliche Bauvorrichtungen an. Hier finden sich beispielsweise Ziegel aller Art, in Nebengalerien Ziegelpressen, Thonmühlen, Thonschneide- apparate, Ventttationsvorrichtung, Brennöfen; sodann kunstvolle Mosaikfußböden, Stubenöfen und Kamine alter und verbesserter Form, Patentschlösser, Dachdautcn,
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