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Dresdner Journal : 05.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-05
- Monat1874-05
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 05.05.1874
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jor- dig- ereS ieser ng? aber t876 mttt ides nals eren mde -sich n in kicht inte, alen der itsrn Mlß- nicht v an deK >hme onal )ber- lissar netSt ürde. tiger zeren de»7 cneh- mit rein luna is ist lllein »resse aats- mehr > gel- was u an aber lickts r die chkeit aüber zanze lstan- nigen n sie dar über, nmcn : der- ff er- »ziger möge »rücke erden e Be g Re vor 7 Budget Etats lerade t auf- r Re- Zeiten, - und dem- m die siechte chresie roßen ndern staube insers ck von Wort wo eS chwie- >f die (Ah! " fick n auf It sich n auf as die nn sie Reaie- huldi- l aus» -eilte« , des -it 32 Com- Abg. und Dienstag, den 5. Mai 1874 V102 DresdnerÄMrnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Iu»«r»teo»ao»bni« »„vLrtsr l.4tp»tz - FV. Lra»ck»tetter, Oomnumiootr ck», Or««1nor 1ouru»I»; «boncka» : ^>«Ae» I u. V ll»u»dar^-L»rIl»- <? LerUn Vjs»-N»mdllrx-rr»^-I,»ip»i^-kr»NIl- lurt a Ick.-Küacdeu^ /tack. ^t/vE, Lsrlt» /»ira/icienk/a»/ ,// /t/Lreciit. Lr«m«u: L ,8c/i/attt, br«»- I»a: D. Äa»z/c»» >» Üüreau; />. t aiAk, kurta U. :^,.^«eAer'»ekvu.^.c-.^/errmü»n'dc:bt!Uuebb., Da uLect (?«.,- OvrUt»: /»v-D„ L»uoov«r: deiiEier,' ?»ri»: //a»a», Da^tte, Lui/,ee -b L-o., Slaltxart: DauLe tt 6V, Hüctci. Aunaucen-Nüeea«, Visu: Uernuoxedvrr kxpeckition cl^-i Dre^ckner Nurnala, 1>ix'iL!ou, 2Iur8üretImnAü6->o d!o. 1. Xdonnemoutoprelir li° ck.°t.°d.» L.i°k.: t trittMrliek « 'N».,, k 2 r lllr. Ltswpvtzsbubr, .ILtrrUvn 6 ?blr. k E„rki»idtln geuttckea ^Mbrliaü: I IRlr. tb Uxr. 1 K. übv, Lost- unck f.'ioLt.Iue diumoic ru: t Hjsr. f 8tarnz>alru»ablatr Kiuru, laoerateupreloer Liir cksu kann» einer ßespnltsoou p«tit»eile: S d!xr. Unter „Linxesnnckt" ckio 2eilv: ü Ujsr. Li-ocdetne», 'kLbdvd mit La«n»knl« clor 8onn- nnck koiortnx«, ^benct» kür äon kolzsnäsn Amtlicher Theil. Dresden, 4. Mai. Seine Durchlaucht der rm. Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. ist am 2. d. M. Mittags von Gera hier eingetroffen und im „Victoria- Hütel" abgetreten. Dresden, 22. April. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Cigarrenfabrikbesitzer Adolf Weisker sen. in Waldheim den Titel und Rang eines „Commerzienraths" zu verleihen. Dresden, 30. April. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor der classischen Philologie und Mitdirector des philologischen Seminars vr. psiil. Georg Curtius in Leipzig das Comthurkreuz 2. Classe des Verdienstordens zu verleihen geruht. B-kanntmachung. In Gemäßheit von 8 6 der Verordnung über den Ge schäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Kö nigreiche Sachsen vom l 0. September l ^56 wird von dem Ministerium des Innern hierdurch bekannt gemacht, daß die Europäische Lebensversi cherungs- und Ren- tcn-Bank in Stuttgart den Vorschriften in KK 2 bis 4 der angezogenen Verordnung Genüge geleistet und Leipzig zum Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen ge wählt hat. Dresden, am 24. April 1874. Ministerium des Innern Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. UichtamUichn' Theil, Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Hannover. Nürnberg. Schwerin. Weimar. Rudolstadt. Haag. Bern. Rom. Madrid. Stockholm. Rio-de-Janeiro.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Bautzen. Auerbach. Werdau. Crimmitschau.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Einaesandtes. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Plauen i. V. Falkenstein.) Vermischtes. Lotteriegewinnliste vom 3. Mai. Feuilleton. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichten. Inserate. TtltyraMlche Nachrichten. Paris, Sonntag, 3. Mai, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das gestern verbreitete Gerücht, die Regierung habe ihre Einwilligung gegeben, der äußersten Rechten eine Concesfion zu machen und die Berathung der konstitutionellen Gesetze zu vertagen, wird aus das Bestimmteste dementirt. Madrid, Sonntag, 3. Mai, Vormittags S Uhr. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die neuesten, der Regierung vom Kriegsschauplätze im Norden zu- gegangenen Nachrichten bestätigen die nunmehrige Entsetzung von Bilbao, sowie den Einmarsch der Regierungstruppen in diese Stadt, welcher jedoch nicht, wie die „Corresxondencia" anzeigte, am t. d., sondern erst am 2. (Sonnabend) Nachmittags statt- gefunden hat. Ein Ertrablatt der amtlichen„Gaceta" publi- cirt ein Telegramm deS Militärkommandanten von Castro-d'Urdiales, welches kurz den Einzug der Regierungstruppen in Bilbao meldet. Ein wei teres Telegramm besagt, daß Truppentheile des 3. Armeekorps am Sonnabend Nachmittag '46 Uhr in Bilbao eingerückt find. Der Marschall Serrano würde heute seinen Einzug halten. Die Carlisten sind völlig deSorganifirt und suchen ihren Rückzug auf die Provinz Guipuzeoa (an Frankreich grenzend) zu bewerkstelligen. Madrid, Sonntag, 3. Mai, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Stadt ist illuminirt. Das städtische Anuntamiento überbrachte dem Urieas- minister Zavala seine Glückwünsche zu den Er folgen Serrano s und der Armee. Neuere Nachrichten von der Nordarmee find nicht eingcgangen. Die telegraphische Verbindung ist infolge des andauernden stürmischen Wetters gestört. Der militärische Telegraph zwischen Portu- galete und der Madrider Endstation ist gestern hergefiellt worden. Die „Iberia" meldet, die Regierung beabfich tige die militärische Besetzung der baskischen Pro vinzen, sowie die Formirung einer neuen Opcrations- armee, welche in fliegenden Colonnen das ganze Königreich bis zur totalen Vernichtung der Car listen durchziehen.soll. Ein aus San Martino vom 25. April datir- tes amtliches Decret beruft alle Spanier zur Fahne ein, die am letzten December d.J. ihr IS. Lebens jahr vollendet haben. Heute fand ein Mordversuch auf Pi y Mar- gall in dessen Wohnung statt. Der Mörder tödtete sich selbst, nachdem mehrere Revolverfchüsse fehl gegangen waren. Der Exdeputirte Santa Maria ist von der Jntranfigentenpartei verhaftet worden. Eine in Bayonne am heutigen Tage einge troffene Carlistische Depesche dementirt die Nach richt von dem Einmarsch der Republikaner in Bilbao und meldet, daß daS Bombardement von Bilbao noch fortdauere und lebhafter sei, als je. General Ollo habe seine Streitkräfte in starken Vertheidigungslinien um Barracaldo concentrirt. Zarboza und lkastrc-Jana könnten dem Feinde die Spitze bieten. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Athen, Sonntag, 3. Mai, Morgens. (W.T.B.) Komunduroü hat dem Könige gestern ein Memo- randum vorgeleat, in welchem er das Verlangen stellt, daß von seiner Amtsführung jeder unberech tigte Einfluß fern gehalten bleiben und eine Aen- derung in der auswärtigen Politik eintreten müsse; andernfalls sehe er sich außer Stande, den Auf trag deS Königs, ein neues Ministerium zu bil- den, auszuführen. Tagesgeschichte. Dresden, 4. Mai. Se. Excellenz der Herr Staats minister Abeken ist gestern aus Berlin hier wieder eingetrosfcn. * Berlin, 3. Mai. Nach den neuesten Dispositio nen wird Se. Majestät der Kaiser am 7.Mai Abends zum Gebrauche der Cur nach Wiesbaden abreisen und daselbst bis zum 24. d. Nits, verweilen und dann am nächsten Tage bereits über Ems nach Berlin zurückkchren. — Se. Majestät der Kaiser von Rußland ist in Begleitung der Großfürsten Konstantin und Alexis und mit einem zahlreichen Gefolge, in welchem sich der Haus minister Graf Adlerberg und der Oberkammerherr Fürst Dolgorukyi befinden, auf dem Ostbahnhofe hier- lelbst eingetroffen. Zum Empfange Allerhöchstdesselben waren Se. Majestät der Kaiser, der Kronprinz und sämmtliche königlichen Prinzen, nebst dem Großhcrzoge von Sachsen-Weimar daselbst anwesend, ferner der russi sche Botschafter, Generalfeldmarschall Graf v. Moltke und Generalfeldmarschall Frhr. v. Manteufscl. Kaiser Wilhelm, der Kronprinz, sowie die Prinzen Karl und Friedrich Karl trugen die russische Feldmarschallsuniform, die übrigen königl. Prinzen die Uniformen ihrer russi schen Regimenter; unsere sämmtlichen hohen Herrschaften waren mit ihren russischen Orden und Bändern geschmückt. Unser Kaiser ging dem Kaiser Alexander, welcher die Uniform seines preußischen Kaiser-Alexander-Gardcgrc- nadierregiments trug, nachdem Allerhöchstderselbe den Waggon verlassen hatte, einige Schritte entgegen und umarmte ihn, worauf die Begrüßung und Vorstellung der allerhöchsten und höchsten Herrschaften unter sich er folgte. Die russischen Großfürsten trugen ebenfalls die Uniformen ihrer preußischen Regimenter. Kaiser Alex ander und die Großfürsten fuhren direct vom Bahnhofe zur Begrüßung der Kaiserin Augusta in das königliche Palais; von dort begab sich der Zar nach dem Hotel der russischen Botschaft, wo Ihre kaiserl. königl. Hoheit unsre Frau Kronprinzessin und die Prinzessinnen des königl. Hauses zum Empfange anwesend waren. — Illach dem im „St.-A." veröffentlichten Programm war zum Empfange des Kaisers Alexander auf dem Ostbahnhofe eine Compagnie vom 2. Gardercgiment zu Fuß, der Zug zu 20 Rotten, mit der Fahne und der Regimentsmusik aufgestellt, die directen Vorgesetzten auf dem rechten Flügel, ein Doppelposten an der Thür des Empfangssalons. Auf dem linken Flügel der Ehrenwache hatten die Comman- deure des brandenburgischen Kürassierregiments (Kaiser Nikolaus 1. von Rußland) Nr. 6 und des Ulanenregi ments Kaiser Alexander von Rußland (I..brandenbur gisches) Nr. 3 zur Ueberrcichung des Rapports an den Kaiser Alexander, die Commandcurc des 2. schlesischen Husarenregimcnts Nr. 6, sowie des 2. rheinischen Husa- «nregiments Nr. 0 zur Überreichung des Rapports an die Großfürsten Alexis und Konstanten Ausstellung ge nommen. Vox dem russischen Botschaftshotel war eine Compagnie des Kaiser-Alexander-Gardegrenadicrregiments Nr. l, der Zug zu 20 Rotten, als Ehrenwache mit der Fahne und der Regimentsmusik derart ausgestellt, daß der linke Flügel derselben am Eingangsportal abschnitt. Die directen Vorgesetzten standen auf dem rechten Flügel der Compagnie, der Regimentscommandeur überreichte dem Kaiser Alexander bei der Ankunft am Hotel den Rapport des Regiments. Ein Doppelposten war vor dem russischen Botschaftshotel und ein Posten von zwei Unteroffizieren mit Gewehr bei Fuß an der Thür des kaiserlichen Zimmers ausgestellt. Diese beiden Posten giebt während der Anwesenheit des Kaisers Alexander hierselbst permanent das Kaiser-Alexander-Gardegrenadier- regiment. 8. Berlin, 3. Mai. In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses passirten, nach Ankündigung einer auf die Vermehrung des Betriebsmatcrials der Staatseiscnbahnen bezüglichen Vorlage, zunächst die Ent würfe, betreffend die evangelische Kirchen- und Synodal ordnung und das Fischereigesctz, ohne weitere Debatte die dritte Berathung und wurden den früheren Beschlüssen gemäß angenommen; ebenso in erster und zweiter Be rathung die Gesetzentwürfe, betreffend die Aushebung der gesetzlichen Erbfolge nach der Magdeburger Polizei ordnung und die Aufhebung des Homagialeidcs. Da rauf nahm das Haus die erste Lesung des die Bcthei- ligung der Staatsbeamten bei der Gründung und Verwaltung von Actien - Commandit- und Bergwerks- gesell>cbaften regelnden Gesetzentwurfs vor. Das Princip der Vorlage ist in 8 - ausgesprochen, welcher lautet: FttliUttow Redigirt »on Otto Banck. K. Hoftheater. - Neustadt. - Am 2. Mai. „Der geheimnißvolle Brief", Lustspiel in einem Act von Benedix. (Neu einstudirt.) „Das Ren- dez-vous", dramatische Scene in einem Act von Franz Copps, übersetzt von W. Grafen v. Baudissin. (Zum ersten Male.) „Die einzige Tochter", Lust spiel in zwei Acten von Alex. Grafen v. Fredro, über setzt von Alex. Rosen. (Zum ersten Male.) Stach traditionellen Schablonen der Bühnenliteratur ist das bekannte Benedix'sche Stück gearbeitet. Es kann es auf diesem Wege nur zur Bewirthung mit kalter Küche bringen. Die bescheidene Wirksamkeit der Gestal ten wurde einzig auf die komische Situation verwiesen. Letztere stützt sich wieder auf altbewährte Motive. Eine eifersüchtige, verliebte Bauerndirne, eine engherzige Bauernmutter, ein gutartiger, ehrlicher Bauernbursche zählm alle drei zu den tausend Millionen Menschen unsrer schleunig fortschreitenden Menschheit, welche nicht lesen und schreiben können. Ueber ihnen steht ein Vater, der im Militärdienst jene Künste als Unteroffizier errun gen hat. Seine Intelligenz und seine Brille ermöglichen ihm durch Vorlesung eines Briefes die Entlarvung einer plumpen Jntrigue, die ein Stadtschreiber — nach alten Theaterüberlieferungen natürlich ein hämischer Racker — zum Nachtheil des Bauernburschen improvisirte. Der Austritt endet behaglich, der rehabilitirte Fritz darf sein Aennchen heiratben. Frl. Berg, die Herren Kramer, Meister und Hagen und Frl. Masson waren in der Darstellung mit Hinaebnng thätig. Der junge französische Dichter Franz Copps erweckt und verdient warmes Interesse. Der materiellen Effect sucht, den pikanten socialen Problemen und deren pein lichen sexuellen Verirrungen abgeneigt, sucht er seine Aufgabe in einer poetischen, aber zugleich psyct ologisch wahren Bespiegelung des Menschenhcrzens. Eine unge suchte Beweglichkeit der Einbildungskraft, Reinheit der einfachen Sprache, Anmuth nnd Zartsinn des Dialogs geben ihm unter den modernen Franzosen eine exceptio- nelle Stellung. Das Glück seiner dramatischen Lauf bahn ist noch unentschieden; indem er sich jedoch den edleren Plustern seiner Station anschließt, tritt er auch bei uns dem edleren Geschmack nahe. Die kleine dramatische Scene: „T-o renllt-r-vous, (i!vms6ie en un »oto, en vor« pur b runyoio ist 1872 bei Alphons Lemerre in Paris gedruckt. Eine Vergleichung des Originals mit der meisterhaften Ueber- tragung wird den gründlichsten Sprachkennern ein inte ressanter Genuß sein. Ich kann nur sehr wenigen Per sonen ein eingehendes Urtheil über Verdeutschungen aus fremden Literaturen zugestehen. Wer blos die Vocabeln und die vulgäre Grammatik versteht, ohne durch eigen- thümliche Lebensfügungen, eisernes Studium und ange- borne Intuition in den subtilsten Geist der ausländischen Sprache und in die Geheimnisse von dessen unsichtbarer Loge eingedrungen zu sein, der kann sich auf diesem Ge biet nur durch Anmaßung über die ABC-Schützen er heben und mag er so geläufig parliren, wie der talent vollste Papagei. Selbst in dieser stets beliebten Kunst ein Stümper, rechne ich mich daher nicht im Entferntesten zu jenen Kennern, sondern danke dem Himmel, wenn mir noch einige Fortschritte in meiner schwierigen Mutter sprache vergönnt sind. Aber ich halte die meisten mo dernen Uebersetzungsarbeiten für nichts weiter, als eine freche Maculatur und zwar aus Gründen, die ich gele gentlich zur Fatalität der Betreffenden darzulcgrn gedenke; statt die kosmopolitisch-literarische Bildung zu fördern, ver dunkeln solche Ucbersetzerfadrikatc dieselbe wesentlich, Miß verständnisse verbreitend und nichtsnutzige Oberflächlich keit. Die Origmalvcrfasser und das Publicum sind die Betrogenen, die armseligen Ucbersetzer die Betrüger; der Verleger allein streicht möglicher Weise die Ernte ein, nachdem er alle drei Parteien maltraitirt hat. Graf Baudissin, der ruhmwürdige Moliöre- und Shakespeare-Uebersetzer, hat uns seiner Zeit (in der Schle- gel-Tieck'schen Editton) einige der schönsten Werke des großen Briten nicht nur echt poetisch übertragen, sondern heimisch gemacht. Er erwies sich seitdem stets als geist und gemüthfrischer Altmeister der Ucbcrfetzungsliteratur. Man sah ihn bei den schwierigsten Vorgängen seiner Thätigkeit mit dem Genius jener Nachbarsprachen innig vertraut und ich finde ihn, was mir noch mehr heißt, in der künstlerischen Behandlung unsrer Muttersprache graziös, sorgsam, voll delicatester Beherrschung all ihrer reichen Nüttel und von jedem abstracten Altersstil frei durch geläuterte, aber immer jugendliche Anempfindung alles wahrhaft Dichterischen. Dieser frischen Eigenschaft entfließt denn auch die geschmeidige Strömung, die ge schmackvolle Haltung im Dialog des eben aufgeführten „Rendez-vous". Wie eine Episode einem noch ungeschriebenen Ro man, den sich Jeder nach Verständniß weiter dichten kann, ist Copps's dramattsirte Scene der Lebensbcobachtung entnommen. Man erblickt darin deutlich eine Anfrage des Autors an das französische Publicum - eine Anfrage, die man ebenso zeitgemäß an die deutsche Adresse richten kann —: ob neben der heutigen Lust am überraschenden, gemein realistischen Theatereffect, an der grob sinnlichen Actton noch gemüthvoller Sinn genug übrig geblieben ist, um fünfundzwanzig Minuten lang wichtige Vor gänge und Wandlungen in der Menschenbrust zu be- „Unmittelbare Staatsbeamte dürfen ohne Genehmigung des vorgesetzten Ressortministers nicht Mitglieder des Vor standes, Aufsichts- oder Verwaltungsraths von Actien-, Eom- mandit- oder Bergwerksgesellschasten sein, und nicht in Comit s zur Gründung solcher Gesellschaften eintrete». Die Genehmigung ist fortan zu versagen, wenn die Mit gliedschaft mittelbar oder unmittelbar mit einer Remuneration oder mit einem anderen Vermögenrvorlheile verbunden ist." Hierzu beantragt >) Abg. Kalle die Worte „Actim-, Commandit- oder Bergwerksgesellschaften" zu ersetzen durch das Wort „Erwerbsgejellschaften," zieht aber seinen Antrag zu Gunsten der vom Abg. Rickert em pfohlenen Fassung: „Einer unter die Vorschriften des Handelsgesetzbuchs oder des Berggesetzes fallende Erwerbsgesellschaft;" welche Fassung die Schulze-Delitzsch'schen Genossenschaften vom Verbote ausschlicßt, zurück. 2) Abg. Schmidt (Sagan) Alinea 2 so zu fassen: „Eine solche Mitgliedschaft ist gänzlich verboten, wenn dieselbe mittelbar oder unmittelbar mit einer Remuneration oder mit einem anderen Vermögensvortheile verbunden ist. Jedoch können die vor der Publication dieses Gesetzes be reits crtheillen Genehmigungen, sofern sich aus der Benutz ung derselben keine Unzntraglichkelten ergeben haben, bis zum l. Januar 1876 in kraft belassen werden." Geh. Rath Herrfurth trat diesen Anträgen namens der Regierung entgegen und führte namentlich aus, daß eine rückwirkende Kraft des Gesetzes einerseits nicht an gebracht erscheine, weil die den betreffenden Beamten crthcilte Genehmigung allemal wldcrrnslich sei, anderer seits unter Umständen zu großer Härte führen könne. Abg. Lasker aber vertheidigte beide Amendements ein dringlich in einer sehr beifällig aufgenommenen Rede, in welcher er die Betheiligung von Beamten an Handels unternehmungen für dem öffentlichen Interesse zuwider laufend erklärte und tadelnd des Umstandes erwähnte, daß noch in jüngster Zeit hohe Staatsbeamte derartige Wahlen auf sich zu lenken gewußt hätten. Es sprachen noch die Abgg. Kalle, Rickert und Kannegißer für, v>-. Windthorst ('Meppen) gegen die Amendements und der Minister des Innern, StaatSminister Graf Eulen burg, gab die Erklärung ab, daß die Regierung die Be theiligung von Staatsbeamten an Erwerbsgesellschaften nicht für unsittlich halte, aber wohl für unzweckmäßig, wcil die Beamten dadurch in eine schiefe Lage gegenüber dem Publicum und ihren Vorgesetzten kommen. Das Haus entschied sich für Annahme sowohl des Rickert'schcn als des Schmidt'schen Amendements und genehmigte dann ohne Debatte die beiden übrigen Paragraphen des Entwurfs, welche lauten: 8 L. Solchen unmittelbaren Staatsbeamte», welche aus der Staatskasse eine sortlausendc Besoldung oder Remune- ration nicht beziehen, oder welche nach der Statur hrcs Amtes neben dieser Besoldung noch aus einen anderen Er werb hingewiesen sind cMetucinalbeamten u s. w.), kann die Genehmigung, auch wenn mit der Mitgliedschaft ein Vcrmögenevortheil verknüpft ist, crtheilt werden, sofern die llcbernahme der letzteren »ach dem Erniesscn des vorgcictztcn Ressortministers nut dem Interesse des StaatSdienges ver einbar erscheint. 8 6. Die ertheilte Genehmigung «st jeder zeit widcrruslich. Aus einstweilen in den Ruhestand versetzte Beamte finden die Bestimmungen dieses Gesetzes keine An wendung Damit war die zweite Berathung dieses Gesetzent wurfs erledigt und cs folgte die dritte Berathung des Gesetzes, betreffend das Kostenwescn in Auseinander- sctzungssachen, das ohne Debatte genehmigt wird. Eine von der Commission vorgcschlagene Resolution, auf die Pensionsberechtigung der Protokollführer bezüglich, wurde trotz deS Widerspruchs deS RegierungscomimssarS Prä sident Schellwitz angenommen, eine andere vom Abg. Plath beantragte Resolution wegen Zuordnung besol deter Bureaubeamtcn wurde an die Agrarcommifflvn verwiesen. Der letzte Gegenstand der Tagesordnung, der Gesetzentwurf, betreffend die außerordentliche Tilgung von Staatsschulden, ward auf Antrag des Abg. Rickert ohne DiScnssion an die Buogelcommiision veruucien. — Graf Arnim, welcher, wie bereits gemeldet, aus Paris hier ciugetrvsseu isl, hat in der,,-pen. Ztg", welche anläßlich seiner ersten Veröffentlichungen durch die Wiener „Presse" seine Voraussicht gegenüber obachtcn. Da diese Frage auch bei uns durch beifällige Aufnahme deS Stückes mit Ja beantwortet wurde und sich dies zur Ehre der Zuschauer bei einem so liebens würdigen Gegenstände voraussehen ließ, so muß ich auf richtig bedauern, im Original eine Anzahl reizender Ein zelheiten, wirksamer Ideen und Redewendungen bemerkt zu haben, die für die Bühncndarstcllung von der Siegte gestrichen sind. Kürzungen empfehlen sich, wo cs gilt einheitlicheren Fortgang herbcizuführcn, oder die Action vor Lähmungen durch nebensächliche Episoden, lange RaisonnementS zu schützen. Die Tinte hat mehr Stücke ungenießbar gemacht, als der Rothstift. In einer dra matischen Scene aber, welcher die Handlung absichtlich fehlt und die Rede Selbstzweck ist, wird das Sparen we niger Minuten zur kostspieligen, ja komischen Ockonomic. Sie gleicht der Verbesserung eines kleinen svl-gsam ge bundenen Blumenstraußes, aus welchem der bedenkliche Liebhaber einige Röslein hinauswirft. Seine Schüchtern heit durfte überzeugt sein, daß die nachsichtige 'Nase der schönen Empfängerin diese paar Blüthcn auch noch auf- gcrochen haben würde. Und noch eine ernstere Seite hat daS Streichen; es wurden dadurch einige harte Uebergänge hcrbcigeführt, während doch das Original eine Seelenstimmung psychologisch in die andere hinüber- lciten will. Ter feine, durch Decenz und sittliche Läuterung ge adelte Act zeigt eine schöne junge Frau der vornehmen französischen Gesellschaft. Sie hat in der übcrmüthigen Laune der Langenweile einem jungen Künstler das Ver sprechen gegeben, ihn heimlich in seinem Atelier zu be suchen. Sic führt cS aus. Darin liegt nichts Ungewöhn liches. Viele Pariser Damen, die im berühmten Kloster pensionat erzogen sind und eine Convcnienzhcirath ge schlossen haben, wissen nicht, wo ihre Männer, und viel Männer, die solchen Damm vermählt sind, ahnen nich-
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