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Dresdner Journal : 14.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-14
- Monat1874-05
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1874
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1871 Donnerstag, den 14. Mai — DreMtrIonrml Verüntwortlichcr Ncdacteur: I. M. Hartmann. Ooloud»«»»»«- d«i I>r«»dn»r Souru»!,; eb«lla»» : LxA^i ^o,.- , L L»wdui^->«rll». l-Sr.,I»a-kr»LLkar1» ».: //uMiEt«» N«rU» kvrl ». H.-ItÜLcd»»: /Ko«»«, L«rliL F.Netem«^«-, /»va/id<ndanX,//.F/LrecXt, »r«w«oi L ScX/otte, Lr«, l»o: 6ür«»u; 0k«w>uU: r»iAt kart» N.: F. F«eAcr'«eko u. T.tk.//«^lann'^cb« Nuctiti, 7)«uüeF0'o.,' üorlit». /nv D., N»v2ov«r: 0' äc/tiE/k^, k»ri»: //«r««, /.«/itte, -0 t/o., HouL« F O'o., ^üdd. Ttt>:o»ccn-Nd-cau, Vi«Q: AI Ö/^-«5t. U« ruusxvdvrr Nümsci. Expedition des Dresdner dourn^I», Dresden, Xlnr^nretüeußnssv Xo. 1. XdonnemootsprsI»« ... , , f2 T kkr. «teinpel^el'üdr, dLürllcü:. . . . 6 7blr. ( ^tsetien 'TMdrlied: i lüir. 1b Uxr. I Itticke» Dost- und llinrelu« tkumruern: 1 I»Kr.) 8teinpelxu»eki»ts biuru, luserLtenprvlse, Dllr den N»um einer Av«p»!tenell Detitxsilo: i ^r. Ooter „Din^o»»ndt" dis Teils: b dizr. Lrsedslaen: l'tKUob mit ^u»L»dm« der 8onn- und koisrtLxo, ^beud» tür den kotxondvo 1»^ Beilage. Ämtlichcr Thril. Dresden, >3. Mai. Ihre Majestät die Königin Marie Haden gestern Allerhöchstihre Weinbergs-Villa bei Wachwitz bezogen. Telegraphische WittrrungSberichte. Börsennachrichten. Inserate. B. kauutmachullg. In Gemäßheit der Verordnung der Königl. Mini sterien der Finanzen und des Innern, die Staatsprü fungen der Techniker betreffend, vom 24. December 1851 — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1851 Seite 483 folg. — werden Diejenigen, welche sich der gedachten Prüfung für die Periode 1874/75 in einem der nachgenannten Fächer: i) der Geodäsie; 2) dem Jngenieurfache im engern Sinne (Straßen-, Eisen bahn-, Brücken- und Wasserbau); 3) dem Maschinen wesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau, ingleichen für den Betrieb der Staatseisen bahnen; 4) dem Hoch- und Landbauwesen zu unterziehen beabsichtigen, hierdurch aufgefordcrt, bis spätestens Ende Juni laufenden Jahres sich mit einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staatsprüfung an die unterzeichnete Commission zu wenden. Diesem Gesuche ist beizufügen: 1) ein Zeugniß über die nach 8 6 der erwähnten Ministettal-Verordnung er forderlichen technischen und wissenschaftlichen Vorkennt nisse, 2) ein Ausweis darüber, daß der Gesuchsteller mindestens drei Jahre lang denjenigen Zweig der Technik, für welchen er die Prüfung abzulegen beabsichtigt, mit Erfolg praktisch geübt hat. (Vergleiche 8 7 der ange- zogcnen Verordnung.) Der Ausweis unter 2 hat sich auf eine genaue Dar legung der hauptsächlichen Arbeiten, mit denen und der An und Weise, in welcher der Prüfungscandidat dabei beschäftigt gewesen, unter Angabe der einzelnen Zeitab schnitte und unter specieller Bezeichnung der Bauaus führungen, bei welchen er thätig gewesen ist, sowie der von ihm gefertigten Projecte und schriftlichen Arbeiten zu erstrecken. Zugleich wird dem Prüsungscandidaten freigestellt, etwaige von ihm herrührende und durch den Druck veröffentlichte, in das Gebiet der Technik einschla gende Arbeiten beizufügen. Im Uebttgen wird auf Grund der Bekanntmachung vom I I. Juli 1857 zur öffentlichen Lenutnih gebracht, daß ausnahmsweise auch außerhalb der vorgeschriebenen Frist Anmeldungen von Prüfungscandidaten zur Able gung der Staatsprüfung angenommen werden. Dresden, am l. Mai 1874. Königliche Commission für die Staatsprüfungen der Techniker. von Thümmel. Heydenreich. Nichtamtlicher Theil. Ueli er sicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Eoblenz. Kassel. München. Stuttgart. Gotha. Wien. Pest. Brüssel. Amsterdam. Florenz. Madrid. Shanghai. New-S)ork.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Zwönitz. Stollberg.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalendrr. Feuilleton. Rrdigirt von -Ltto Banck. K. Hoftheater — Neustadt — am 12. Mai: „Ein Kind des Glücks", Schauspiel in fünf Acten, von Charlotte Birch-Pfeiffer. (Fräul. Elise Hof mann, vom Wallnertheater, als Gast.) Wenn dieses Jntriguen- und Conversationsstück auch zu den allerschwächsten und oberflächlichsten Arbeiten der Birch-Pfeiffer gehört, nach dessen Eindruck ein Nicht kenner der Verfasserin die praktische vollströmende Büh nentüchtigkeit derselben sehr ungerecht beurtheilen würde, so bietet dieses oft unnatürlich zusammengebaute Drama doch den Schauspielern mehrere ausgiebige Rollen dar, als bewährten Vorzug der Birch-Pfeifscr'schen Fabrika ttonen. Fräul. Berg und Herr Jaffe, die Herzogin und der Abbä, und in ihrer Sphäre auch Frl. Allram, die Amme, machten der gewissenhaften Aussührung dieser Rollen am meisten Ehre. Im Allgemeinen war die Darstellung keine sichere Gejammtleistung, von Gedächt nisschwächen getrübt. Tas Stück verdankt sein Ent stehen einer Modcrichtung; diese fand einen Reiz darin, ähnlich wie das in erhöhter Art in der „Waise von Lo- wood" und der „Grille" rc. geschieht, junge Mädchen, am liebsten halbreife, zur Trägerin des dramatischen In teresses zu machen. Gegenwärtig ist, Virtuosinnen zu Gefallen, eine ganze dramatische Backfischliteratur ent standen, wo die lieben und meist äußerst kleinen Dinger „ihr Herz entdecken", ohne Erfolg das „Wildfeuer" hüten, „die letzte Puppe" an- und ausziehen und andern naiven Unfug treiben. Dolche Enthüllungen lassen sich nur ausnahmsweise genießen und verlangen mehr Zuthat von Poesie, als dir literarischen Züchter dieser Treib hauspflanzen zu verschwenden im Stande sind. licht' Nachrichten. Karlsruhe, DienStag, 12. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand auf der Tagesordnung die General debatte dcS Gesetzentwurfs, betreffend die Verhält nisse der Altkathvliken. Im Verlause der Discussion bezeichnete der Abg. Fieser (Engen) das Unsehlbarkeitsdogma als eine infame Irrlehre, was zu einem erheblichen Zwischenfalle Veran lassung gab. Die ultramontancn Abgeordneten protestirten gegen diese Bezeichnung und verließen mit Ausnahme des Abg. Junghaus unter großem Lärm die Sitzung. Abg. Iunghaus beantragte darauf den Ordnungsruf gegen den Abg. Fieser, welcher nach längerer Debatte unter Zu stimmung des Staatsministers Jolly und der Abgg. Baar und Bluntschli vom Präsidenten ausgesprochen wurde. Die ultramontanen Abgeordneten kehrten darauf in die Sitzung zurück, worauf die Debatte fortgesetzt wurde. Wien, Mittwoch, 13. Mai. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Die heutige „Wiener Zeitung" veröffent licht die vom Kaiser sanctionirten Gesetze, betreffend die äußern Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche und die Beiträge zu dem ReligionSfond. Aus Graz wird amtlich gemeldet, daß sämmt- Uche Bäche und Flüsse Steiermarkü ausgetreten sind und größere Bodenflächen überschwemmt Ha den; eine thellweise Einstellung des Bahnverkchrs wegen Beschädigung oder Gefährdung deS Bahn körpers habe stattgesunden. Pest, DienStag, 12. Mai, Abends. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) In einer Conferen; der Deak- partei erklärte der Finanzminister Ghyczy, er werde um die Ermächtigung zur Abschließung der zweiten Hälfte des Anlehenö von 17s Millionen Fl. ansuchen. Versailles, DienStag, 12. Mai, Nachmit- tagS^lW.DBI Die Nationalversammlung hat -heme tlxrr Ekptmynr vieler aufge»»M««». In der heutigen Sitzung gelangte zunächst ein Schrei ben dcS Deputirtcn Piccon zur Verlesung. Der Teputirte Piccon macht in dieser Zuschuss der Versammlung die Anzeige, daß er sein Mandat nie dergelegt habe, und giedt weitere Erläuterungen über die am ll'. April d. I. von ihm bei dem Banket der Actionäre der Nizza-Cuneo-Eisenbahn in Nizza gehaltene Rede. Piccon erklärt darin unter Bezugnahme darauf, daß der von den Journalen veröffentlichte Text seiner Rede bereits früher von ihm als unrichtig bezeichnet worden sei, er habe nur der Nationalversammlung selbst eine Darlegung des wirklichen Sachverhaltes geben wol len. Er liebe 'Nizza, seine Heimath, über Alles und habe die Abtretung derselben an Frankreich acceptirt, nachdem dieselbe eine vollendete Thatsache geworden. In der Rede, aus welcher man ihm einen Vorwurf mache, habe er nur geäußert, wenn die Wiedererwerbung Nizzas durch Italien möglich wäre, könne dieselbe nur durch eine freie Vereinbarung unter den betheiligten Mächten herbeigeführt werden. Nach Verlesung des Piccon'schcn Schreibens erklärte Beauregard, Deputirter für Savoyen, er müsse gegen die separatistische Kundgebung, welche in den Aeußerun- gen von Piccon enthalten sei, Verwahrung einlegcn; wenn in seiner Heimath auch eine Verschiedenheit der politischen Ansichten existire, gäbe es über einen Punkt doch keine Divergenz, da alle Parteien, Monarchisten In diese Kategorie gehört „Ein Kind des Glückes", Hermance. Frl. Hofmann zeigte wie im „Aschenbrö del" ein geschicktes Treffen des Tons, eine verständige Lebensbeobachtung und eine vorgeschrittene Gewandtheit im Spiel. Diese Eigenschaften, ost durch kindliche Wärme erhöht, wurden auch durch freundliche Aufnahme be lohnt, und diese Anerkennung ist geeignet, den Fleiß und die lebendige Hingabe der jungen Schauspielerin an ihre Rollen zu ermuthigen. Sehr fraglich scheint mir aber eine etwas vielseitigere Verwendung dieses Talents, das durch einen zum hatten Accent zwingenden Mangel an Organ, sowie durch ein schwaches, poetisches Pathos in leidvollen oder begeisterten Momenten noch beschränkter gemacht wird, als es seiner 'Natur nach bereits ist. Sehr vvrtheilhaft zusammengehaltcn wird oft von einer sehr kleinen Bühne eine solche Kraft, die ihre Miniaturmittel ohne die Stütze eminenter innerer Begabung und fesseln der äußerer Anmuth nicht ungestraft forciren darf, wie das unser Publicum an andern Beispielen oft genug gesehen hat. Der ausgedehnte akustische Apparat und das weite Sehfeld eines größern Hauses weisen auf eine aewisse Fülle der Physis hin — nur das wahrhafte Talent darf sich Vielerlei, auch die zartesten Dimensio nen erlauben. Was man so Talent gewöhnlich nennt und am richtigen Platze recht niedlich finden darf, wird in jenem Falle stets dem Drucke des Ensembles unter liegen. Möchten Frl. Hofmann und unsre Regie den wohlmeinenden Ausspruch dieser Thatsachen berücksichtigen. O. B. Ein sterbender Waldsohn. Vou P. K. Roscgger. Es klopft ans Fenster. „Wer draußen?" ruft der Pfarrer und Achtet sich im Bette auf. und Republikaner, geeinigt seien in dem Rufe: „Es lebe Frankreich!" Beauregard fügt hinzu: „Das haben wir im letzten Kriege bewiesen." ES folgte darauf die AuSloosung der Abthei- lungeu, worauf die Sitzung geschloffen wurde. Morgen wird die Wahl des Präsidiums vorge nommen werden. Madrid, DienStag, 12. Mai. (Tel. d. Pr.) Der diplomatische Vertreter Oesterreichs, Baron Graveuegg, verlangte energisch Satisfaction für Ercesse des Pöbels gegen daS österreichische Kon sulat in Valencia. DaS rasche und vollständige Eryebniß war, daß ein Adjutant des General- capltänv von Valencia sich im Konsulat einsand und vor Viceconsul Roud, dem Kommandanten deS österreichischen Schiffes „KrundSberg" und einigen Offizieren das Bedauern der Negierung ausdrückte und versprach, die Schuldigen nach der Strenge deS Gesetzes zu strafen. Bukarest, Mittwoch, 13. Mai. (Tel. d.Dreödn Iourn.) Heute hat die Eröffnung der Eisenbahn verbindung stattaefunden, durch welche von Jassy aus der Anschluß der rumänischen Bahnen an die russischen Bahnen hergestellt wird. TiUjeS-tUMie. Dresden, 13. Mai. Beide Kammern hielten heute Sitzung. Die Erste Kammer erledigte den Etat des Ministeriums des Innern, zumeist in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen und Bewilligungen der Zweiten Kammer. So stimmte sie namentlich dem Beschlusse der letzteren »u, die Zahl der neuen Amtshauptmannschasten auf 25 festzusetzen. Dagegen bewilligte sie das von der Regierung für die AmtShauptlcute geforderte Bausch quantum von je 1000 Thlr. zur Haltung eigenen Fuhr werks, während die Zweite Kammer nur ein Berechnungs geld von je l<> O Thlr. für Reiseaufwand bewilligt hat. Die Regierungspostulate zur Beförderung der Gewerbe und der Landwirtschaft sind von der Zweiten Kammer bekanntlich um je 10,000 Thlr. — auf 26/ oo und 3 ,OoO.Thlr. — erhöht worden; die Majorität der Finanzdcputation der Ersten Kammer, getreu ihrem Grundsätze, mit den Bewilligungen unter keinen Um ständen über die Postulate hinauszugchen, beantragt Ab lehnung dieser Mehrbewilligungen, der Referent Seiler empfiehlt als Minorität die Zustimmung dazu, für welche sich in der Debatte auch Staatsministcr v. 'Nostitz-Wall witz verwendete. Die 33/ 00 Thlr. für die Landwirth- schaft wurden auch mit 16 gegen 15 Stimmen bewilligt, bei den 26,0« 0 Thlr. für die Gewerbe standen die Stim men, so daß in der nächsten Sitzung die Abstimmung zu wiederholen ist. Ferner bewilligte die Kammer die von der Regierung beantragte Vermehrung der hiesigen Stadtgendarmette um 5o, statt der von der Zweiten Kammer genehmigten 25 Gendarmen. Die beiden letzten Positionen, Kunstakademien rc. und Landesstraf-, Versorg- und Heilanstalten, werden in der nächsten Sitzung noch berathen werden. Die Zweite Kammer setzte die Specialberathung des Einkommensteuergesetzes fort. Als Norm für die Einschätzung bei feststehenden Einnahmen wurde nach dem Anträge der Majorität der Deputation der volle Betrag angenommen, während die Minorität in allen Fällen den dreijährigen Durchschnitt angenommen wissen wollte. Bezüglich der Form der StcuerauSschreidung wurde beschlossen, daß durch jedes Finanzgesetz bestimmt werden soll, ein wie Vielfaches der im tz 1 t angegebenen „Die Maria Holzer bin ich", sagt die Stimme draußen, „ein Versehgang ist; wir bitten tausendmal uni Verzeihung, der Bartelmei will versterben!" So ist der Pfarrer aufgestanden und in der stürmi schen Winternacht mit der Maria Holzer hinauf gegen die Hinteren Lautergräben gegangen. In seiner Klause liegt der alte Kohlenbrenner, der Nußbartelmei geheißen. Er haucht in seine braunen Fäuste hinein und denkt, wer wohl zuerst kommen wird, der Pfarrer oder der Rippenhans. Den Rippcnhans verspürt er zutiefst in seiner Brust. Es kommt der Pfarrer, stellt das Heiligste auf den wackelnden Tisch, setzt sich an das Krankenlager und frägt mit Theilnahme: „Ei, ei, wie geht's Battelmei?" „Dank' der Nachfrag', passabel, ich lieg' auf dem Todbett. Den Ehrenwald Franz hab' ich schon ange- redet, daß er mir die Truhen zimmert und mit meinem Leib thät's nachher in der Richtigkeit sein. Aber mit meiner Seel'! — Pfarrer, verzeih' mir's Golt, die ist Dir schwarz wie der Böse!" Der Pfarrer sucht zu sänftigen und zu trösten. Warum denn ? frägt der Battelmei, bin ja gar nicht in Verzweiflung. Weiß gleichwohl, daß alles recht muß werden. Was macht denn der Herr Pfarrer Geschichten mit seiner weißen Pfaid? Nein, das brauch' ich nicht. Wir thun die Sache kurzweg ab. Wenn Einer so auf dem letzten Stroh liegt, ist man zu nichts mehr aufge legt. Thu' sich der Herr nur wieder setzen. Das sag' ich aber gleich, mit dem Glauben steht's bei mir schlecht. Glauben thu' ich, wenn ich's recht will sagen, an gar nichts mehr. Der Herrgott ist selber schuld, daß ich so bin herabgekommen. Er hat mich ja schön sauber vergessen. Und er hat mir's versagt, und er hätt'S in seiner Allmächtigkeit wahrhaftig bei meiner Seel' leicht thun können. einfachen Sätze (Simpla) zur Erhebung kommen soll. Die vom Abg. Krause beantragte Contingentirung der Steuer wurde abgelehnt. Ueber diese Sätze selbst, welche die Deputation nach einer von I zu 2^ aufsteigenden, mit 0600 Mark die 'Normalhöhe erreichenden Scala aufgestellt hat, entspann sich eine längere Discussion. Abg. Walter be kämpfte dieses System der Progression vollständig und Abg. Krause wenigstens insofern, als derselbe bei einem Ein kommen von 1000 Thlr. an die Progression aufhören lassen wollte. Staatsminister Frhr. v. Friesen erklärte sich zwar mit dem Princip der Progression einverstan den, hätte es aber lieber gesehen, wenn die Ausstellung der Scala bis dahin aufgeschoben worden wäre, wo das Einschätzungswerk vollendet wäre und ein klares Bild davon gegeben hätte, wie sich die Steuer auf die einzel nen Steuerklassen vertheile. Die Kammer genehmigte die von der Majorität der Deputation vorgeschlagene Scala mit 60 gegen 12 Stimmen. Nach Erledigung des 8 13 wurde die Wciterberathung vertagt. Dresden, >3. Mai. Vom Gesetz- und Verord nungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 5. Stück vom Jahre 1874 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: 'Nr 38) Verordnung vom l l. April d. I. die Beobachtung der geschlossenen Zeiten in poli zeilicher Hinsicht betreffend; 'Nr. 30) Bekanntmachung vom 14. April d. I., die Eheschließungen schwedisch norwegischer Staatsangehöriger im Königreiche Sachsen betreffend (adgedruckt in Nr. R) des „Dresdn. Iourn."); Sir. 40) Decret vom 15. April d. I., wegen Bestäti gung der Einquartterungsordnung der Residenz- und Hauptstadt Dresden; Sir. 41) Bekanntmachung vom 15. April d. I., die RichtungS-Linie der Werdau-Wei- daer Eisenbahn innerhalb des königl. sächsischen Landes gebiets betreffend; Sir. 42) Decret vom n1. April d. I., wegen Bestätigung der Statuten der Lehrerwittwen- und Waisenkasse „Vogelstiftung" des königl. Gymnasiums zu Chemnitz; Sir. 43) Bekanntmachung vom 23. April d. I., die Aufhebung der GenchtSämtcr Grünhain nnd Weißen berg betreffend; Sir. 44) Verordnung vom 24. April d. I., die Einlieferungen in die Landesstrafanstalten be treffend (adgedruckt in Sir. 103 des „Dresdn. Iourn."); Sir. d5) Verordnung vom 27. Apn d. I., die Expro- . priation von Grundeigenthum für Erweiterung des Bahnhofs Dresden der Leipzig-Dresdner Eisenbahn rc. betreffend; Sir. 46) Verordnung vom 30. April d. I., die vorzunehmende Ermittelung des Ernteertrags für daS Jahr 1873 betreffend. 8 Berlin, 12. Mai. Das Herrenhaus geneh migte heute in Schlußberathung das Mennonitengesctz, gemäß den Anträgen seiner Iustizcommiffion und nebst einer von derselben beantragten Resolution, und erledigte sodann eitrige minder erheblrche Gegenstände der Tages ordnung, um morgen zur Berathung der kirchlichen Vor lagen überzugehen. — Im Abgeordnctenhause ge langte heute, nachdem eine gauze Reihe von Gesetzent würfen, darunter die wegen Bewilligung von Schutz- Prämien für Vollblutzuchtpferde und wegen Einstellung der Chaussöegeldererhebung, theilS in dritter, theils in erster und zweiter Berathung erledigt und der Verwal tung des Staatsschuldenwejens fürs Jahr 1872 De- charge enheilt worden war, der Gesetzentwurf, betreffend die Uebernahme einer Zinsgarantie (in Höhe von 5 Millionen Thlr.) für die Berliner Nordbahn, zur Ver handlung. Die Generaldebatte eröffnete mit einer ver nichtenden Kritik der einschlagenden Gründungsver hältnisse Abg. Dr. Lasker: Er verkenne nicht die wohlwol lende Absicht der Regierung, welche nur das provinzielle In teresse am Zustandekommen des projectirtcn Bahnunternchmens fördern wolle, allein der LandcSverirctung komme cs zu, auch der wirthschaNllchc» Moral größere Beachtung zu schenken und wohl zu erwägen, ob die staatliche Garantieleistung für em nnl nichtsnutzigem Leichtsinn begründetes Unternehmen nicht ein bedenkliches Präjudiz schaffen könne. Er müsse hier auf den nur von BKnigen gelesenen Bericht der Unlersuchungs- commission vom vorigen Zahre zurüdkommen, der leider wohl nicht mehr aus die Tagesordnung dcS sehr ermüdeten HauscS kommen werde, und bei dieser Gelegenheit auSsprcchen, wie die glatte nnd gemessene Darstellung der an der «Sache haftenden Mag davon ja wohl reden. Selbunter, wie die Sepp Marian ist gestorben, die ein wenig mein ist gewesen, hab' ich an ihrem Todtenbett gesagt, Marian, hab' ich ge sagt, wenn du jetztuuter mußt verlöschen, du junges Blut und ich allein sollt verbleiben meiner Tage lang, so ist das die größte Grausamkeit von Gott im Himmel oben. Aber wissen möcht' ich's, Marian, und vor meinem Tod noch möcht' ich's wissen, was es mit der Ewigkeit ist, von der sie sagen allerweg, daß sie kein End' hält', und daß die Menschenseel' in ihr thät fortleben. Es ist nichts Rechtes zu erfahren und da soll Einer fremder Leut' Reden glauben, und etwan wissen die auch nichts. Und jetzt, Marian, hab ich gesagt, wenn du doch wohl fortmußt, und bist in der Ewigkeit weiter, gleichwohl wir dich begraben haben, so thu' mir die Freundschaft und komm' mir noch einmal zurück, und wenn's auch nur auf ein Viettelstündlein ist, und richt' mir's aus, damit ich weiß, wie ich daran bin. Die Marian hat's versprochen, und wenn sie kann so wird sie's halten, davon bin ich überzeugt gewesen. — Darauf, wie sie verstorben, hab' ich viele Nächte nicht schlafen mögen, hab' immer gemeint, jetzt und jetzt wird die Thür aufgehen, wird die Marian hereinsteigen und sagen: ja, Bartelmei, magst wohl glauben, 's ist richtig, 's ist dort drüben eine Ewigkeit und du hast eine un sterbliche Seel! — WaS meint der Herr Pfarrer, ist sie gekommen? — Sticht ist sie gekommen; gestorben und todt und weg ist sie gewesen. — Und seither, ich kann mir nicht helfen, glaub' ich schon an gar nichts mehr." Er schweigt und horcht dem Tosen des Winter sturmes. Der Pfarrer soll eine Weile in die Herd flamme gestarrt und endlich die Worte gesagt haben: „Zeit und Ewigkeit, mein lieber Battelmei, ist nicht durch einen Heckcnzaun getrennt, über den man hin und
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