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Dresdner Journal : 27.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-27
- Monat1874-12
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 27.12.1874
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1874 Sonntag, de» -7. December Ar 30». l» ,»»»«» ^UueUvt»:. ...» Vklr. zzjLürtteÜ! 1 l^lr. lb U»r. ^u»»lLelrvww«D: 1 L„»<r»»lpck«« 6s«t»ok«o lU-ietz« tritt kott »oä 8te»l>p«>iu»«:dI»U du»»». I»,kr»te»prel»o, i^ür ck«o K»ow eivrr ^«»v»tt»o<-o l"^6tr«il«! A K<sr llowr „kibjs«>«wät" ckiv /«io: b U^r. xRblloü mit itaiL^tuLv äsr 8vLo- »sck ^«iortA^, ^bovck» kllr cko» kol^vLä«» Zres-nkrIournat. Verantwortlicher Redacteur: CommisfionSrath I. G. Hartmann in Dresden. L«Ip»tU: /iraax/ni^tr»', <ownii»»ionLr äe« l>nnckut>r ^oiuiml»; < ix>vcl«t» i /-.«-<„ u L /-re^rr, S»«d«A üsrll». V>«« ß»,«I-»r«,I.» Nr»»KN»tt» IL: <v l «e»/r» 3«elt» V>»> kr«»». kurt ». K -Mü»< K«a -c»ck A/e>„r. 3«rU» .4 ^trmryeer, /><,ili</^»i,<<m>. r/ ^t/brrrAk. Lr«»«»: />. Le«« I»u : /. ,>/<<»ee/e^e'x ONre mi; Lk«mnit« i ». x vlAe, kr»»>- eurt M.: ./nre/«r'«.it,- u. ttix ü> <t<-'o./ SiirUl»: ^nv /> , Kimovsr- t,'. K<-äü«t«-, v»rl«: >/»»««, Vxi^itte, /r«/O>r <t t,'o., >lolt^»rt: /-„«ös cl ^'«., .^ückck ^»noncrn-^täree«»«, Vl«: ^4/ , U<-r»n»xekLrr klSmstt. ^xp^eiitioit 6»-» Ori-ücknor .lnurnal», tirosll«-», ^lar^ci-ctü»-»^»»^« kno. I. Amtlicher Theil. Dresden, 24. Decemder. Se. Majestät der König haben geruht, dem Ministerialrath in» Ntinisterium des Königlichen Hauses, Geheimen Hofrath Bär, den Titel und Rang eines Geheimen Rathes zu verleihen. Dresden, 24. December. Ihre Majestät die Königin Mutter haben den Inhabern des Stadl- und Kurzwaa- rengeschästes hierselbst, Heinrich Otto Eberstein, Iu lius Wilhelm Eberstein, in Firma: Gebrüder Eber stein, das Prädicat: Hoflieferanten Ihrer Majestät der Königin Mutter zu ertbeilen geruht. WMstrntiis^r Uekersirttt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Straß burg. Stuttgart. Karlsruhe. Paris. Brüssel. Bern. Madrid. Oporto. St. Petersburg. Bukarest. New- Vork. Rio-de-Janeiro.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten (Großenhain.) Vermischtes. Staüstik und VolkSwirthschaft. EingesandtrS. Feuilleton. Tagcökalender Inserate. Börsen- Nachrichten. A-rc^r.'.nlnlcks' ^Ittchnldlen. Paris, Freitag, LS. December, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Ägence HavaS" meldet auS Bayonne vom heutigen Tage: Die Carlisten haben sich bereit erklärt, die Rostocker Brigg „Gustav gegen Zahlung der Douanegebübren wieder herauszugeben. (Vgl. die ausführlichen Mit- theilungen über die Beschießung des genannten Schiffes durch die Earlisten in der Rubrik „Tagesgeschichte" unter Madrid.) Lon Santander find Verstärkungen eingetroffen. General Loma ist von seiner bei Urnieta erhalte nen Verwundung wieder hergestellt. Londsn, Freitag, LS. December, Morgens. (W. T. B.) Gestirn Abend hat sich bei Tblpton auf der Ostbahn ein großes Unglück ereignet. Der Expreßzug entgleiste, und mehrere Wagen stürzten infolge dessen in den Canal. Bis .19 Uhr AbcndS waren bereits 30 Leichen anfgcfunden. Wahrschein lich ist indeß die Zahl der Umgckommcnen noch größer Außerdem find viele Passagiere ver wundet. In der Kohlengrube „Cronell Hill" in Stafford shire hat eine Gasexplosion stattgefundrn. Von L1 in der Grube befindlichen Arbeitern kamen dabei 20 um das Leben. Nach hier eingcganaenen Meldungen auS Per nambuco (Brasilien) find die Jesuuen aus der Provinz Pernambuco ausgcwiesen worden Feuilleton. Redigirt von Otto Bouck. Rrfidenztheater. Am ersten Weihnachtsfeiertage wurde zum ersten Male ein von Fr. Wagner und Dorn verfaßtes und mit Mnsikbcigabc von dem Er steren ausgestattetes „Originalzettbild" mit Gesang: „Die Herren Gründer" gegeben und zeigte eine recht sorgliche Vorbereitung von Seiten dieser rastlosen Bühne und ihrer fleißigen Mitglieder. Man soll einem Theater über den Eifer seiner Thä- tigkeit kernen Borwurf machen, wenn es auch für das betreffende Institut wünschcnswerth wäre, jenen Eifer bis auf das "ichtige Maß des physischen und geistigen Vermögens cinschränken zu dürfen. Was nun aber speciell die Absicht betrifft, zu den Feiertagen Novitäten vorzuführen, so muß ich in diesem gutgemeinten System eine überflüssige Anstrengung und eine Verschwendung erblicken. Es ist nothwendig, mit dem Repertoire ein wenig ökonomisch zu verfahren uno die materielle Be gierde vieler schwach gebildeten Kreise des Publikums nach Neuigkeiten nicht durch bereitwilliges Entgegen kommen zu einer banalen, höchst frivolen Oberflächlich keit groß zu ziehen. Endlich könnte es Mode werden, womöglich alle Tage ein neues Stück, neue Coulissen, neue Eostumr und am liebsten auch neue Schauspieler sehen zu wollen, und cs bliebe 'Nichts mehr dauernd, als die Unvernunft, die in einer solchen Geschmacksentsitt lichung liegt. Wenn dies im Allgemeinen zu beherzigen ist, so kommt es speciell für die Festtage gar nicht auf dir Novitäten an. Wer kein Heim hat oder sich zu solchen Zeiten veranlaßt fühlt, dasselbe zu verlassen, will und wird sich L tout prir amusiren, sobald ihm irgend etwas Tagesgeschichte. Dresden, 26. December. Pom Reichs gesetz blatt ist das 30. Stück vom Jahre 187-1 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 0'29) Bekannt machung vom 19. December d. I., die Außercours- sctzung verschiedener Landes-Silber- und Kupfermünzen betreffend; Nr. 0'30) Bekanntmachung vom >9. De cemder d. I., das Verbot des Umlaufes fremder Silber- uud Kupfermünzen betreffend. * Berlin, 25. December. In der am 22. Decem- ber stattgehabten Sitzung des Bundesraths wurde über die vom Reichstage beschlossenen Abänderungen des Reichshaushaltsetats für 1875 derathen und dem nächst ein Schreiben, betreffend Beleidigung des Bun desraths, vorgelegt. In der hierauf folgenden 1l. Sitz ung für elsaß-lothnngscde Angelegenheiten bildeten dre vom Reichstage beschlossenen Aenderungen des Landes- haushaltsetats für l 875 den Gegenstand der Berathuna. — Der „St.-A." meldet heute amtlich, daß Se. Majestät der König dem Staats- und Minister der geistlichen, Un terrichts- und Medicinalangelegenheiten, 1>r. Falk, den Stern zum rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub zu verleihen geruht hat. — Wie die „N-Z." meldet, hat noch vor den Ferien die preußische Regie rung sich beeilt, den Weg für die Umwandlung der preußischen Bank in eine Reichsbank dadurch zu eb nen, daß sic am 23. December den Antheils eigner n zum l. Januar l"76 ihre Bctheiligung gekündigt hat. Es ist damit bewiesen, wie gesichert auch auf Sei ten der Regierung das Zustandekommen des Reichsbank gesetzes aus Grund der neuesten Vorschläge erachtet wird. — In der Politik herrscht Ruhe. Das Weihnachts- fest beherrscht Alles, und auch in denjenigen Kreisen, welche die Geschicke der Völker zu leiten berufen sind, hat man seiiter Herrschaft Raum geben müssen. So wohl der Kaiser als auch der Kanzler beschäftigten sich in den letzten Tagen mit Weihnachtseinkäufen, und an gesichts der erschütternden Nachricht, welche die „Magdeb. Ztg." sich von hier telegraphireu ließ, daß das Polizeipräsi dium nicht mehr für die Sicherheit des Reichskanzlers cintreten könne, scheint es der „D. R.-C." geboten, zu constatiren, daß Fürst Bismarck bei seinen Weihuachts- einkäufen von einem ultramontanen Meuchelmörder nicht incommodirt worden ist. — Ein zuerst dunkel austauchendes Gerücht erhält sich hartnäckig und wird jetzt schon in Kreisen laut, die davon speciell betroffen werden, ohne daß man ihm mit derjenigen Energie entgegentritt, die man sonst an dieser Stelle gewöhnt ist. Dieses Gerücht betrifft nichts Geringeres, als die bevorstehende Spal tung der Fraction der Nationalliberalen und zwar derart, daß Herr Lasker mit dem linken Flügel dieser Fraction sich von seinen bisherigen Parteifreun den lossagen wolle und künftighin selbstständig eine Fraction bilden werde. Die „D. R.-C." bemerkt hierzu: Wir wissen nicht, wie viel Wahres an all' den Nach richten ist, welche in dieser Beziehung die Luft vurch- schwirrrn; aber als ein bemcrkenswerlhes Zeichen kann es wohl erachtet werden, daß Herr Lasker, der treue Besucher der Soirren des Fürsten Bismarck, auf der letzten derselben nicht erschienen war. Ebenso kann wohl der Ton und die Haltung, welche die „Nordd. Allg. Ztg." in den letzten Tagen angenommen hat, als der deutlichste Beweis gelten, daß eine nicht geringe Verschnupfung beini Reichskanzler gegen den Abg. Las ker eingetreten ist. Eine Trennung des Abg. Las ker und seiner cngeru Freunde von der nationallibe- ralen Fraction würde an und für sich nichts An deres heißen, als eine entschiedene Parteinahme der ausscheidenden Mitglieder gegen die Negierung. Tie „D. R.-C." will an die Wahrheit dieses Gerüchts zwar noch nicht glauben, hielt es jedoch für geboten, von demselben Notiz zu nehmen, da es in immer größern Dimensionen auftritt und dadurch an Bedeutung ge winnt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt heute, daß für die Zwecke des Ministeriums für die landwirthschaft- probat Erheiterndes geboten wird. Es ist ein sachlicher Schade, bei diesen Veranlassungen neuen Leistungen die Spitze abzubrechrn, da dieselben benutzt werden sollten, an ungünstigen Tagen (zu welchen natürlich auch die Sonntage nicht gehören) das Publicum anzuregen. Das neue Stück „Die Herren Gründer" hatte frei lich keine Spitze, doch kann dieser ungünstige Zufall am Princip nichts ändern. Wir haben es mit einem mora lischen Tcndenzdild zu thun, worin der bittere Ernst zu wenig scharf und der Scherz zu weuig lustig vorgetra gen ist. Mit einseitiger Breite wird bei der Entlarvung modernen Börsen- und Gründerschwindcls verweilt, doch das Behagen ist mehr auf Seite der Verfasser, als der Zuschauer. Diese vermissen mit Recht nicht nur eine erwünschte, durch triviale Einfälle nicht zu ersetzende Dosis von Komik, Witz und Satire, sondern auch jene vielfach einschneidenden Zeitbcziehungen, bei welchen uns eine Anzahl von noblen und gemeinen Schuften und Papierschnapphähnen wehmuthSvoll in Erinnerung ge bracht werden. Der Stoff ist reich, seine Autoren sind es nicht, und ihr allerdings ehrlich gemeintes dramatisches Unternehmen verspricht wenig Dividende. Neben diesen, mittelmäßigen Allgemeincffect fehlt es jedoch den, Stücke nicht an unterhaltenden Scencn und erheiternden Stellen. Es wurde viel gelacht, und die 'Novität gehört immerhin zu den nützlichen süßsauren Medicinen, die sich Mancher gönnen darf. Und zur bessern Hälfte des Erfolgs trug denn auch das fleißige, aufgeräumte Spiel wesentlich bei. Besonders waren nach der ernsten Seite hin Frau Pfeil, Frl. Remond, die Herren Freeman und Bauer, nach der komischen besonders Hr. Alexander thätig. Hrn. Karl's Rolle ist zu grob und äußerlich gezeichnet, um dankbar zu sein. O. B. lichen Angelegenheiten die Grundstücke Leipziger Platz 9 und 10 an gekauft seien; der Kaufpreis beträgt 525,000 Thlr. Der Kauf ist unter Vorbehalt der Zu stimmung des Landtages erfolgt. — Ziemliches Aufsehen erregt hier eine „Erklärung", welche der köuigl. bayrische Landrichter Debon in Kissingen in der Kullmanu'jchen Angelegenheit gegen einen Artikel des „Deutschen Reichs- und köuigl. preuß. Staats-Anz." veröffentlicht hat. Der letztere batte bekanntlich (wie auch in Nr. 294 des „Dresdn. Jvurn." erwähnt) in einer längeren Mittheiluna über die Aus sagen Kullmann s rc. und speciell über die Unterredung, die Fürst Bismarck mit demselben unmittelbar nach dem Attentat gehabt, u. A. auch behauptet, der köuigl. preußische Polizeirath Weber sei von Herrn Debon er sucht worden, über die erste Vernehmung des Kullmann „das Protokoll zu dictiren" und Herr Debon habe sich überhaupt in einer derartigen, sein Nervensystem zerrüt tenden Gemüthsverfassung befunden, daß er außer Stande gewesen, äußere Eindrücke in sich aufzunehmen. Herr Debon behauptet nun, Herr Polizeirath Weber habe zwar vor dem Erscheinen des Fürsten eine Frage an Kullmann richten wollen, er (Debon) sei dem aber mit dem höflichen Ersuchen entgegengrtreten, dies zu unter lassen; während der Besprechung des Fürsten mit Kullmann sei gar kein Protokoll, sondern nur eine nach trägliche Registratur hierüber auf Grund der Erinne rungen ausgenommen und nur bei Aufnahme dieser Re gistratur sei von ihm die Mitwirkung des Herrn Polizei raths Weber und zweier andern anwesenden Herren in Anspruch genommen worden. Sodann heißt es in der Erklärung des Herm Debon wörtlich: „Diese von mir dem Herrn Protokollführer in die Feder dicnnr Registrator wurde sodann dem Kullmann voraeleseu und von ihm nach Genehmigung unterzeichnet, wobei ich mich »och erinnere, daß der genau ousmerkcnde Kullmann bei einem »ivar ganz synonvmen Ausdrucke einwendete: „Ich habe nicht so rc., sondern so rc. gesagt", wa« natürlich sofort genau nach dem von ihm angeoebenen Wortlaute berücksichtigt wurde. ES ist also schon bezüglich diese- Vorganges cme vollständige Uu- Wahrheit, das ich an Herrn Polizeirath Weber das Ersuchen gestellt Hütte, das BernehulungSprotokoll zu dictiren, wozu ich mich unfähig gefühlt hätte, wie ja überhaupt von einem Äer- hvre des Kullmann bei dieser Reaitlraturaufnahwe noch gar keine Rede war. Nach geschehener Registraturaufnabmc nahm ich dann in eigener auSschließender Thätigkeit da- Verhör mit Kullmann vor Es ist deshalb, ich wiederbole es und ver sichere es ans Diensteeeid und Dienstespflicht, eine ebenso ent schiedene Unwahrheit, daß ich mich in einer derartigen, mein Nervensystem zerrüttenden Gemüthsverfassung befundeu, bah ich ..»her Stande gewesen, äußere Eindrücke in mich auftunehmen, als daß ich derartig in Aufregung gerathen, daß ich an Herrn Weber das Ersuchen gestellt hätte, das Veruehmungsprotokoll ru dictireu, ivelchen Wunsch zu erfüllen derselbe als Potizei- veamter außer Stande gewesen wäre. Niemals hätte es mir in den Sinn kommen können, ein so unerhörtes Ersuchen zu stellen, und in coooein berechtigte nicht ein Laut, nicht eine Svlbe zu solcher Annahme und unbegreiflichen Behaup tung." — Nach einer Meldung der „K. Z." hat der Reichs kanzler dem Bundesrathc folgenden Gesetzentwurf über die Erwerbung von zwei in Berlin belegenen Grund- stücken für das Reich vorgelegt: 8 l Der Reichskanzler wird ermächtigt zum Ankauf der zu Berlin in der WilhelmSstraße 77 und in der Königgratzer- Itraße t»4 v gelegene» Grundstücke für das Reich den Betrag von e Millionen Mark zu verweudeu. h 2. Die Mittel zur Deckung dieses Betrages und der Kosten des Kaufgeschäftes sind aus dem verfügbare» Bestände der von Frankreich ge zahlten Kriegskostenentschädigung und den davon aufgekomme- n n Zinsen zu entnehmen." (Es sind dies die der fürstlich Radziwill'schen Familie gehörigen Grundstücke. Mit den Ei genthümern , Fürsten Anton und Ferdinand Radziwill, ist am >. December namens des Reiches ein notarieller Vertrag über den Verkauf abgeschlossen worden Die Eigenthümcr verpflich teten sich bezüglich des übrigens schuldenfreien Palais in der WilhelmSstraße die Einwilligung ihrer Miterdeu längstens in a»ht Wochen bei einer Conveutionalstrase von ovo.oun Mark beizudringen Die Genehmigung des Bundesratbeo und Reichstages bis l. Februar ist Vorbehalten, widrigensalls der Kauf nichtig.) * Hannover, 22. Dcccmbrr. Die Vcrmuthung, daß das von der Landessynode beschlossene Trauungs- gesetz keine Aussicht auf dir Zustimmung des Kaisers Zm Bann deS Schweigens. Novelle aus der Zeit des letzten Krieges (Fortsetzung aus Air 2v>.) Was Graf L. sagte, war wahr, allein, wir er es vorbrachte, mußte aufs Ticfstc verletzen. Dann sprach er von Helene, von ihrer Schönheit, Lirbenswürdigkrit und von ihren gesellschaftlichen Vorzügen, wobei er ein leich tes Bedauern einfließcn ließ, daß diese Vorzüge so wenig zur Geltung kommen könnten. Er erwähnte ihrer als einer Bekannten, jedoch so, daß man auf mehr als nur Bckannt- sein schließen konnte, wenn man nur wollte, und alles Dies geschah in einer prahlerischen, gesuchten, spöttischen Weise, die Jedem anssallen durfte. Ich saß dabei und hörte zu, stumm, ohne ein Wort der Erwiderung, und doch kochte es in mir vor Zorn. Mir war, als träume ich. Das wagte man in meinem Beisein, vor Zeugen! Mir schien, als hafteten fragende Blicke auf mir: und das duldest Du? — Ich war wie gelähmt; ich wollte jedoch noch sehen, wir weit er ging. Und er ging weit, so weit, daß ein Wort den Bann, der auf mir lag, löscu und ich ihm die Verleumdung ins Gesicht schleu dern mußte, wollte ich nicht als ein Elender dastehen. — Die Kameraden suchten zu vermitteln, es sei Alles nur Scherz. Graf L. erzähle genr von seinen Erfolgen bei den Frauen und schmücke lebhaft aus, er meine es auch nie so schlimm, als er scheine und so weiter. — Von Vermittelung konnte jedoch keine Rede sein. Der Graf war aufgeregt — der starke Punsch mochte das Seine gethan haben — ich selbst aufs Aeußerste ge bracht, forderte Genugthuung für dir Verleumdung — als solch« mußte ich, vor den Zeugen wenigstens, Alles ansehen. Der Graf lächelte. Er weigere dir Genug thuung nicht, aber er trat dicht an mich heran und als obrrsten Landrsbischoss habe, hat sich vollkommen bestätigt. Das in kirchlichen Dingen wohl unterrichtete Nkünkel'sche „Zcitblatt" brachte zurrst die "Nachricht, die Sy- nodalbrschlüsse seien in Berlin verworfen, und heute weiß das „Tageblatt" schon das Nähere zu berichten. Danach ist daS Schreiben des Eultusminifters an dir hiesige Kircbenregierung vor 8 Tagen eingegangeu und begründet die Verwerfung mit dem Hinweis auf die Nichtberechttgung des in dem Gesetzentwürfe der Landes- synede enthaltenen Ausdrucks „kirchlich uuerlaudte Ehen". Der EultuSminister habe deshalb Sr. Majestät die Nnvt- bestätigung der Beschlüsse unserer außerordentlichen Lan- dessynodr empfohlen. Straßburg, 22. December. Wie man der „Nat - Ztg." schreibt, sollen die drei Bezirkstage unmittel bar nach "Neujahr behufs der Wahl der Mitglieder in den Landesausschuß zusammenberusen werden. Letzterer, der bekanntlich aus je 10 Mitgliedern der Bezirkstage zusammengesetzt wird, soll dann Ende Januar in seine bcrathcnoe Thätigkeit eintretrn. — lieber einen Monstreproce ß berichtet die „Schles. Ztg.": Der Sitzungssaal des Zuchlpolizeigerichts zu Zabern war am 14 d. M. belebter, als gewöhn lich; 300 Männer aus den Kreisen Saarburg, Zabern und Mölsheim waren angeklagt, ansgewandert zu sein, um sich dem deutschen Militärdienst zu cntziheen. Fast von Allen waren die Angehörigen vor Gericht erschie nen. Sämmtliche Angeklagte wurden zu großen Geld bußen unter Beschlagnahme ihres hinterlassenen Ver mögens verurtheilt. Ttuttgart, 23. December. (Fr. I.) Eine ganz un gewöhnliche Sensation erregt die gestern Abend erfolgte Verhaftung der beiden Directoren und des Procu- nsten der württembcrgschen Coinmissionsbank, die Be schlagnahme drr Bücher und Scripturcn und vorläufige Schließung des Bureaus. Der Befehl dazu ging vom Stadtgericht aus und nmrde durch einen Polizeiinspector, einen Polizeiuütcroffizier und l2 Schutzmänner in Voll zug gesetzt; 12 Kisten voll Bücher und anderer Gegen stände sollen nach dem Stadtgerichte gebracht worden sein. Das Stadtgericht habe infolge einer Denunciation aus dem Badeuschen sich zu dieser Maßregel veraulaßt gesehen, und zwar auf die Denunciation eines Agenten oer Bank in Baden hin, der früher Beamter der Com- missionsbank gewesen und kürzlich von der Direction wegen Betrugs und Unterschlagung von Geldern ge richtlich belangt worden war. Karlsruhe, 2?. December. (Fr. I.) Bei Gelegen heit der von den verurtheilteu Ncupriestrrn Jhringcr und Geppert an den obersten Gerichtshof eingereichten Beschwerde gegen das Urtheit hat der Vertheidiger, ge stützt auf einen Gesctzesparagraphen, die Ablehnung einer Anzahl Oberhofrichter — wegen gesetzlicher Un fähigkeit und weil sie den Betheiligten kein ungeschwättites Vertrauen einstößtcn — beantragt. Wenn das entschei dende Justizministerium dem Ablehnungsantrage Folge giebt, so tritt der interessante Fall ein, daß besondere Oderhofrichter »tt Iioo ernannt werden müssen. (Die Ablehnung von sechs Mitgliedern des Oberhofgerichts durch den Vertheidiger gründet sich darauf, daß die selben bereits an der abweisenden Beschlußfassung über die Verweisungsbeschwerde betheiligt waren.) Paris, 24. December. Die gestrige Discussion der Nationalversammlung über die Angelegenheit des Bonapartistischen Comites des ,,^k>i»el uu peusil«-." und die Wahl des Deputirten de Bourgoing hat einen ziemlich yarmlosen Verlauf geuommcn; das Gewitter hat sich verzogen, ohne großen Schaden anzurichten. Ob gleich der Sitzungssaal in Versailles beim Anfang der Verhandlung jenes Schauspiel bot, welches die parla mentarischen Schlachten einzuteiten pflegt, so zeigte sich doch sehr schnell, daß auf keiner Seite vie Stimmung eine kampsesmuthige war. Daß die Discussion eine ruhige blieb, erklärt sich leicht aus zwei Umständen. Einmal hatte die äußerste Linke die Mittelparteien da durch scheit gemacht, daß sic am Tage vorher eine Jn- flüstertc mir zu, ob ich vielleicht auch Beweise verlange? — Diese in höhnendem Tone mit abwärts gekehrtem Blick mcphistophelisck gelispelten Worte trafen mich in der Seele. Sollte er sie schaffen können, diese Beweise, die mein ganzes Lebensglück zerstören müß ten? Bedurfte ich ihrer noch? Warcu nicht die letz ten Tage in der Heimath schon Beweis genug? — Alles brach über mir zusammen. Ich zweifette an Helene und glaubte dem Schurken auch ohne Beweise. Aber dir Ebre verlangte gebieterisch ihr Recht, Genugthuung für die Schmach, mir angethan in Gegenwart Anderer. Vergeblich tönte der mahnende Ruf des strengen Kriegs- gesetzcs dazwischen: heute gehört dein Leben nicht dir selbst, ein jeder Athemzug, jeder Blutstropfen dem Vater land! Wir konnte ich warten, wer weiß wie lange! — bis zu Ende des Krieges vielleicht, wenn wir das Ende des Krieges überlebten! Wir trafen uns möglicher weise nie mehr im Leben, ich war entschlossen zum Ge- setzcsbruch, ich forderte augenblicklich den Zweikampf, in wenigen Minuten schon konnte der Graf znrück- gcschickt werden. — Und wehe! so geschah es auch; noch während der ohnmächtigen Vermittclungsvcrsuche der Freunde kam die ausgrfertigte Ordre für den Grafen, er mußte so fort aufbrechcn. — Noch höre ich sein spottendes: „Nun, rin anderes Mal, Herr v. Felscn, auf Wiedersehen!" wie Hohn klang es mir im Ohr und vergiftete mein Leben. — „Kurze Zett darauf brachte mich meine Wunde hier her, von dem Grafen hörte und sah ich nichts mehr.—" Felsen hielt inne. Die Oberin hatte ihm aufmerk sam zugehört, jetzt fragte sie: „Und nun, was geschah weiter?" „Was geschah weiter?" wiederholte er, „ist dies nicht genug?"
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