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Dresdner Journal : 31.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-31
- Monat1874-12
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1874
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SS 303 Donnerstag, dm 31 Deiemdei 1874. Ldo»«»«»tiprei,: l, ,»—» ILbrUvt»;. ...» rklr. I ^MrUod- 1 IRlr. »b I^ttr äs« 8»m» «««r ^«p»It»u«l ?«Ct»«l«.- » v«t»r „Lio^eMtiult" äi» 2«lv: i K?r. Kr»ed»t»«»: Tk^Uvk mit Xvmmdm« ck«r Koon- vo6 Fsisrt»^«, ^booä, kür ä«o svl^ooäso T»^. DreMlerImimal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. k«»«r»t<-N»I»«»l»»« »»»Wirt»» L»Ip»tA: F>. Oolluoi»nionLr <tv« 1)re«1uvr /ouro»i»! kbvnciL» : /^Ar», «. L Smodoi^ »«rlt». Vi,o-L«»p,i^-S»»«I-»r«»l»o-rr»oKtort » N.: cs ^0A/rr, L«rU» Vt«o-8»wdo/Hi-kr»»-I<«tp»t^-I'r»Lil- kart ». N. -Nitockro: ^o<i. L»rUo: N,<«n^e^, Znt ai<t/en«/unz,// X/LrelHt, Sr«M«o L. Lc-iiott«, »r«« I»o: F,. ÄanAen'» tjürv««; 0Ü»«uuti: F>. I viAt, ?r»o>- kurt» H.: F. ^/orAer'xck«u.F t7.//rrrnirinn'seke Luck^ HuitLeckL'o., VSrUtit /»v/7, S»ouor»r: <7. /8c^üd»irr, kurt»: 7/ci! «», Zxi/ittr, Lu//irr <s <7o , Stutts»«: /-u«Le tt <7o., Lückck. ^4» noncrn - L«reri u, Visa: X/. OMettt. Uor»u»xel»«rr t - llüiii^I ^,pt!tiition <ir« Drl^nor .lournsl», l>n^,l>». Xln>'iri»»4N,-i>ix!i»,>»« l. Ämtlicher Theil. Se. Majestät dcr König habt» allergnädigst geruht, dem Factor in der »Sächsischen Pulverfabrik" bei Bautzen Karl Klüpprlberg das Ehrrnkreuz vom Albrrchts- orden zu verleihen. > Sr. Majestät der König haben dem Ufermetster Carl Leberecht Herschel in Dresden die goldene Medaille des Verdienstordens allergnädigst zu verleihen geruht. WchlnmMchtr T!ml. Uedtrsird». Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Breslau. Posen. Kiel. München. Stuttgart. Wien. Prag. Paris. Rom. Stockholm. St. Petersburg. Konstantinopel. Bu karest.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Burgstädt.) »erwischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Feuilleton. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Grimma Zwickau. Mittweida. Meerane. Werdau. Auerbach. Freiberg. Döbeln.) EinaesandteS. Feuilleton Börsevnachrichten. Telegraphische Witterungsderichte Inserate. sseicsir.ivtüichl' Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 3V. December, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ. > Gegen das Urtheil deS Stadt gericht» in dem Arnim'schen Proceffe ist nach be reits vorher erhobener staatSanwaltschaftlicher Appellation gestern spät AbendS auch von Seiten des Grafen Arnim die Appellation eingewendet worden. Straßburg, Dienstag, SS. December, Mit tag». (W. T. BH Gutem Vernehmen nach ist, so weit bi» jetzt feststeht, daS Zusammentreten der Bezirkstage behufs Wahl deS LandeSauSschuffrs für den 11. Januar in Aussicht genommen. Buda-Pest, Dienstag, 29. December, AbendS. (Corr. Bur.) Dem „Unaar. Lloyd" zufolge finden demnächst Commissi onSberathungen in Brody und Rvvvfielica statt, betreffend die Zoll- und Eisen bahnfragen zwischen Oesterreich-Ungarn und Nuß- land. Paris, Dienstag, SS. December, Abends (W. T. B.) Im Laufe deS nächste^ Monat» wird auf der russischen Botschaft ein großes Diner stattfindcn, an welchem, dem Vernehmen nach, auch der Marschall Mac Mahon Theil nehmen wird. Da» Carlistische Organ „Cuartel real" bringt dir Mittheilung, daß Espartero am 21. d. M. gestorben ist. Nom, Dienstag, 29. December, AbendS. (Corr - Bur.) Infolge der Verhältnisse NomS wird der päpstliche Stuhl daS Zubeljayr 1875 nicht be gehen: doch gewährt die Encyklika auS diesem Anlässe die herkömmlichen geistlichen Gnaden. Tagtsytschichte. * Berlin, 29. December. Der heute Abend er schienene „St.-Anz." veröffentlicht aus Anlaß des Ar- nim'schrn Protestes eine vom Reichskanzler untrrm 14. Mai 1872 erlassene vertrauliche Circulardepesche, die künftige Papstwahl betreffend, welcher der „St.- Anz." folgende Bemerkungen vorausschickt: „Die unge- wöhnlichcn Umstände, durch welche die gerichtliche Ver ¬ folgung des wirkl. Geh. Raths Grafen v. Arnim her- beigeführt wurde, haben diplomatische Aktenstücke an die Oeffentlichkeit gebracht, welche zu strenger Geheimhaltung bestimmt waren. Für die Zulassung der öffentlichen Verhandlung über dieselben war u. A. die Erwägung maßgebend, daß die Hand, welche sie dem Archiv ent zogen, voraussichtlich stückweise und willkürlich daraus mlttheilen und bekannt machen würde, wogegen die volle und ganze Kundwerbung allerdings zu audern, aber minder schwer wiegenden Bedenken Anlaß bot. Die Richtigkeit dieser Auffassung findet schon jetzt bezüglich der secretirten Acten ihre Bestätigung. Das k. Stadt gericht zu Berlin hat bekanntlich eine Reihe von Do kumenten ausgrschieden und der Oeffentlichkeit v»rent- halten, weil nach Ansicht des Gerichtshofes von dem Bekanntwerden derselben eine Gefährdung des Friedens zu besorgen sei. Diese Srcretirung und deren Beweg grund dient nun schon einer mehr und mehr um sich greifenden Verdächtigung als Anhalt. Mit Recht hat das Stadtgericht jene Aktenstücke kirchenpolitischen In halts secrelin. Denn mit wenig Ausnahmen handelt es sich dabei nicht um unser, sondern um fremdes Amts- geheimniß. Dem Inhalte nach hat nichts davon das Licht des Tages zu scheuen. Wenn aber fast alle aus wärtigen Regierungen infolge diesseitiger Anregung und in dem bisher nie getäuschten Vertrauen auf deutsche Diskretion sich in Betreff eines bedeutungsvollen Ge genstandes geäußert haben, wenn hervorragende Staats männer des Auslandes aus ihrer berechtigten Zurück haltung ebenso vertrauensvoll herausgetreten sind, dann wird die Rücksicht diplomatischer Verschwiegenheit un umgänglich. Ohnedies muß der Credit der Negierung, da eine jede für das Verhalten ihrer Organe verant wortlich ist, darunter leiden, daß einer ihrer vornehm sten Funktionäre vertrauliche Aeußerungen fremder Ca- binete und Diplomaten, die ihm durch seine Regierung zu seiner amtlichen Information zugänglich gemacht wor den, im Reisekoffer mit sich im Lande umhcrführcn, allen Gasthofschancen aussetzen, oder solche Aktenstücke gele gentlich einem Advocaten zur Bestellung an einen Un tersuchungsrichter mit auf den Weg geben konnte! Den fremden Cabineten gegenüber haftet die deutsche Negie rung auch für den Mißbrauch, der, nach bisherigen Erfahrungen zu urtheilcn, mit zurückbehaltenen Ab schriften der confidenticllen Mittheilungen derselben ge trieben werden kann. Die Regierung selbst kann sich keinenfalls ermächtigt halten, vertrauliche oder geheime Mittheilungen anderer Regierungen der Oeffentlichkeit zu übergeben, wenn sie auch die Verantwortung dafür zu tragen hat, daß sie einen kaiserlichen Botschafter in solche geheime Mittheilungen im Interesse des Dienstes glaubte einweihen zu können. Soweit es sich um das Intimste, das nur Deutschland angeht, handelt, kann Alles an das Licht gezogen werden, ohne unsere aus wärtigen Beziehungen zu schädigen, geschweige denn dm Frieden zu gefährden. Die Basis zu dem ganzen dcr Oeffentlichkeit vorenthaltencn Fascikcl bildet eine Kir- culardcpesche des Reichskanzlers vom l4. Mai 1872, die künftige Pap st wähl betreffend; an sie schlossen sich die Rückäußcrungeu fast sämmtlicher andern Re gierungen, die dem Botschafter in Paris vermöge seiner amtlichen Stellung mitgethcilt worden. Die letztem bleiben, soweit die Macht der Regierung reicht, geheim gehalten; das deutsche Circular, worauf dieselben sich beziehen, lautet folgendermaßen: „Vertraulich. Berlin, den ir. Mai 1872. Die Gesundheit des Papstes Pius IX. ist nach alten uns »»kommenden Berichten eine durchaus befriedigende und keine Symptome einer baldigen Aenderung darbietende. Ueber kurz oder lang aber muß eine neue Papstwahl immer eintreten; und der Zeitpunkt entzieht sich der menschlichen Berechnung und Voraussicht. Die Stellung des Oberhauptes der katho lischen Kirche ist für alle Regierungen, innerhalb deren Län der diese Kirche eine anerkannte Stellung hat. von solcher Be deutung. daß es geboten scheint, sich die folgen eines Wechsels in der Person des Papstes rechtzeitig zu vergegenwärtigen. Es ist schon früher anerkannt worden, daß die Regierungen, welche katholische Unterthemen Haden, dadurch auch ein großes und unmittelbares Interesse an einer Papstwahl haben, sowohl an brr zn wählenden Persönlichkeit selbst, als besonders auch da- nm, daß die Wahl von all' den Garantien m formaler und materieller Beziehung umgeben sei. welche eS den Regierungen möglich machen, sie als eine giltige und allen Zweifel aus- schlreßende, auch für sich und den Theil der katholischen Kirche in ihren Ländern anzuerkennen. Denn daß die Regierungen, ehe sic dem durch Wahl constituirten Souverän, der berufen ist, so weitgreisende, in vielen Stücken nahe au die Souverane- tüt grenzende Rechte m ihren Ländern auszuübeu, diese Rechte faclnch zuacstehtn, verpflichtet sind, gewissenhaft zu erwägen, ob sie die Wahl anerkennen können, varüber scheint mir kein Zweifel sein zu können Ein Papst, welchem die Gesammtheit oder die Mehrzahl der europäischen Souveräne aus formalen oder materiellen Gründen glaubte die Anerkennung versagen zu müssen, würde so wenig denkbar sein, wie es denkbar ist. daß ein LandeSbischof in irgend einem Lande Rechte ausübte, ohne von der Staatsregiernng anerkannt zu sein. Dies galt schon unter der früher« Ordnung der Dinge, wo die Stellung l er Bischöfe noch eine selbstständigere war. und die Regierungen i ur in seltenenen Fällen in kirchlichen Dingen mit dem Papste in Berührung kamen Schon die un Anfänge dieses Jahr hunderts geschloffenen Concordate haben direktere und gewisser maßen intimere Beziehungen zwischen dem Papst und den Re gierungen hervorgerufen; vor Allem aber bat das vatikanische Conkil und seine beiden wichtigsten Bestimmungen, über d,e Unfehlbarkeit und über die Jurisdiktion des Papstes die St-l- lung des Letztem auch den Regierungen gegenüber gänzlich ver ändert und da« Interesse der letzter« an der Papstwahl aufs Höchste gesteigert, damit aber ihrem Rechte, sich darum zu kümmern, auch eine um so estere Basis gegeben Denn durch diese Beschlüsse ist der Papst in die Lage gekommen, in jedcr einzelnen Diöcesc die dischv lichen Rechte in die Hand zu neh men, und die päpstliche Gewalt der landesbischöflichcn zu sub- stitmrcn. Die dischösluhe Jurisdiction ist in der päpstlichen aufgcgangen; der Papst übt nicht mehr, wie bisher, einzelne bestimmte Reservatrechte aus, sondern die ganze Fülle der bischöflichen Rechte ruht in seiner Hand; er ist im Princip an die Stelle jedes einzelnen Bischofs getreten, und es hängt nur von ihm ab, sich auch in der Praxis »n jedem einzelnen Augen blicke an die Stelle desselben gegenüber den Regierungen zu setzen Die Bischöfe sind nur noch seine Werkzeuge, seine Be amten ohne eigene Verantwortlichkeit; sie sind den Regierungen gegenüber Beamte eines fremden Souveräns geworden, und zwar eines Souveräns, der vermöge seiner Unfehlbarkeit ein vollkommen absoluter ist — mehr als irgend ein absoluter Mo narch in der Welt Ehe die Regierungen irgend einem neuen Papste eine solche Stellung kinräumen und ihm die Ausübung solcher Rechte gestatten, müssen sie sich fragen, ob die Wahl uud die Person desselben die Garantien darbietcn, welche sie gegen den Mißbrauch solcher Gewalt zu fordern berechtigt sind. Dazu kommt noch, daß gerade unter den jetzigen Verhältnissen nicht mit Sicherheit zu erwarten steht, daß auch nur die Ga rantien. mit welchen in frühcrn Zeilen ein Conclave umgeben war, und welche es selbst in seinen Formen und seiner Zu sammensetzung darbot, zur Anwendung kommen werden. Die vom römischen Kaiser, von Spanien und Frankreich geübte Exclusive hat sich oft genug als illusorisch erwiesen. Der Ein fluß, ivelchen die verschiedenen Rationen durch Cardinale ihrer Nationalität im Conclave auSüben konntcn. hängt von zufäl lige« Rmstäude« ad. Unter weiche« Umstüieden Vie Mtchste Papstwahl stattfinden, ob dieselbe nicht vielleicht in übereilter Weise versucht wird, sodaß die frühern Garantien, auch der Form nach, nicht gesichert wären — wer wollte das voraus- sehen? Aus diesen Erwägungen scheint es mir wünschenswerth, daß diejenigen europälschen Regierungen, welche durch die kirchlichen Interessen ihrer katholischen Unterthancn und durch die Stellung der katholischen Kirche in ihrem Lande bei der Papstwahl intcressirt sind, sich rechtzeitig mit den dieselbe be treffenden Fragen beschäftigen, und wo möglich, sich unter einander über oie Art und Weise verständigen, wie sie sich der selben gegenüber verhalten wollen, und über die Bedingungen, von welchen sic event die Anerkennung einer Wahl abhängig machen würden. Eine Einigung der europäischen Regierungen in diesem Sinne würde von unermeßlichem Gewicht und vielleicht im Stande sein, im Voraus ichwcre und bedenkliche Complica- tionen zu verhindern Ew rc. ersuche ich daher ergebens», die Regierung, bei welcher Sie beglaubigt zu sein die Ehre haben, zunächst ver traulich zu fragen, ob sie geneigt sein möchte, zu einem Ideen- austausch und einer eventuellen Verständigung mit uns über diese Frage die Hand zu bietcn. Die Form, in welcher dies geschehen könnte, würde dann leicht gefunden werden, wenn wir vorerst der Bereitwilligkeit sicher sind. Ich ermächtige Ew. rc., diesen Erlaß vorzulesen, bitte Sie aber einstweilen, denselben noch nicht aus der Hand zu geben und die Sache überhaupt mit Diskretion zu behandeln. (gez.) v Bismarck " — Wie die hiesigen Blätter melden, hat die Kron prinzessin der Witlwe des vor Kurzem verstorbenen Directors des Berliner statistischen Bureaus, Prof. Dr. Schwabe, in Anerkennung dcr thätigen Beihilfe, welche sie in ihren Bestrebungen zur Verbesserung der Lage des weiblichen Geschlechtes feiten des Verstorbenen ge funden, gleichsam als Weihnachtsgeschenk eine Zulage von jährlich 200 Thlr. zu ihrer Peusion angrwiefen. — Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland, welche zuerst am l. Januar, hier cinzutrefsen beabsichtigte, hat heute die Nachricht aus San Remo hierher gelangen lassen, daß Sie auf dcr Rückreise nach St. Petersburg erst einige Tage später in Berlin anlangen werde. BreSlau, 29. December. In Angelegenheit des Kanonikus Frhrn. v. Richthofen veröffentlicht heute die „Schles. VolkSztg." drei Actenstücke. Das erste der selben ist ein untern» 30. October d. I. vom Domca- pitel „z. h. Johannes" an den Fürstbischof von Breslau gerichtetes Schreiben, durch welches der Fürstbischof mit Rücksicht darauf, daß Herr v. Richthofen seit dem 1. September das Amt als altkatholischer Seelsorger zu Gleiwitz angetretrn habe, ersucht wird: bei dem Kul tusminister eine nochmalige Gegenvorstellung anbringen zu wollen, um dem Frhrn. v. Nichthofen nuninehr seine Pfründe zu entziehen, da es angesichts der ob waltenden Sach- und Rechtslage „als eine beispiellose Undilde" bezeichnet werden müsse, wenn Frhr.v. Richt hofen noch im Genüsse einer römisch-katolifchen Pfründe belassen werde. Dem Wunsche des Domcapitels nach- kommend, wandte sich nun dcr Fürstbischof unterm 1 l. November an den Kultusnnnistet und suchte in einem (als zweites Actenslück veröffentlichten) Schreiben nach zuweisen , daß Herr v. Richthvfen, welcher der römischen Kirche, dem Papste und dem Bischöfe von Breslau den Gehorsam aufgekündigt, die Verbindung mit dem Papste und der päpstlichen Kirche gelöst und sich einer anderen Cultusgemeinde thätig angeschlossen habe, keinen wei teren Anspruch auf die Pfründe erheben könne. Das fürstbischöfliche Schreiben schloß mit dem Ersuchen, die Ausführung ter kirchlichen Entscheidung von» 15. Mai 1873 (betreffend die Declaration über die Ausschließung des Frhrn. v. Richthofen ans der kath. Kirche und über den Verlust seines geistlichen Amtes) nicht ferner zu hemmen und den Anspruch des Frhrn. v. Nichthofen auf das Kanonikatsgehalt uebst Amtswohnung als er loschen anzuerkennen, da es an jedem Gesetze fehle, „um diesen grundlosen Anspruch ferner staatsseitig zu schützen." Hierauf erging unterm 4. d. ein Schreiben des Kultusministers Ur. Falk, welches darauf hinwcist, daß kein Gesetz vorhanden ist, auf Grund dessen der infolge der Berufung des Frhrn. v. Richthofen in das Domcapitel vollbe^rüudete Anspruch rechtmäßig wieder Habe entzogen werden können. Dann heißt es: „Der Domherr Frhr. v. Richthosen hat bisher weder seinen Austritt aus der katholischen Kirche iu der dafür ge setzlich vorgcschriebenen Forni erklärt, noch hat er durch d»e über ihn früher verhängte Exkommunikation, da dieie fort dauernd jeder rechtlichen Wirkung entbehrt, der Rechte ver lustig gehen können, welche er als Mitglied der Kirche und des Domcapitels besitzt Daß er sich inzwischen den Altkatho liken offen angeschlossen hat, und daß in dein Kreise der Letz teren über den katholischen Lchrbegriff verschiedene Meinungen bestehen, erscheint sür die von Ew. sürstbischöflichen Gnaden bcrcgten Maßnahmen ohne Belang. Rechtlich sind die Altka tholiken auch noch jetzt in derselben Lage dein Staaie gegenüber, in welcher sich die übriger» Katholiken befinden." Frhr. v. Nichthofeu verbleibt demnach im Besitz seiner Pfründe, des KanonikuSgehalteS und der Amts wohnung. Posen, 28. December. (K.Z.) Nunmehr ist auch gegen die Domvicare, welche früher Consistorialbeamtc ge wesen sind, DisciplinarUntersuchung eingeleitet, weil sie sich weigern, fernerhin ihrem jetzigen Vorgesetz ten, Herrn v. Masscnbach, Gehorsam zu leisten. Kiel, 28. December. Die „Kicl. Ztg." meldet: Die von dem königl. Konsistorium in Kiel über den Pastor Ziese (in Schleswig) verhängte Amtssus- pcnsivn hat dasselbe wieder aufgehoben, nachdem der Pastor Ziese bei seiner Vernehmung am l8. d. M. die Erklärung abgegeben hat, daß er die Anordnungen des Konsistoriums in Betreff des Trauformulars und dcr kirchlichen Verkündigung befolgen werde. Feuilleton Redigirt mm Otto Banck. A. Hoftheater. — Neustadt — Am 29. December: „Er hat etwas vergessen", Dramatische Kleinig keit von Berthold. „Zwei Tage aus dem Leben eines Fürsten", Lustspiel in vier Acten von Dein- hardstrin. (Herr E ngelhardt vom Leipziger Stadt- theatrr als Gast.) Nachdem vor einem schwach besetzten Hause die Kleinigkeit von Berthold glücklich vorübergegangen war, trat der Gast, welcher dem Publicum ungewöhnlich viel Rollen vorgespielt hat, in der sehr glücklichen des Ren tiers Suh v. Kuhdorf auf. Man würde auf eine unverantwortliche Weise das kritische Trtheil zur Unklarheit führen, wenn man da mit anfangen wollte, gewisse Begriffsverwirrungen in der Anschauug des Dramatischen und dcr Darstellungs kunst zu toleriren. Vor allen Dingen bleibt es einc strenge Verpflich tung jeder Hofbühne — und wir wollen uns dieselbe als eine von den vielen beim Jahresschluß ins Ge- dächtniß zurückrufen — daß alle auch nur etwas feine ren Lustspiele auch möglichst fein dargestellt und nach keiner Seite hin zu possenhaften Effecten ausgcnützt «erden. Dies ist eine Verletzung des edlern Geschmacks, sowie rin Verstoß gegen die Absicht der Verfasser und den Sinn des Ganzen. Eine solche Absicht, die Lustspiele zu vergröbern, liegt auch ersichtlich nicht in unserer Regie. Aber sie wird von einzelnen Mitspiclenden forcirt, und dann sind die Folgen nicht minder schlimm. In Bezug hierauf muß offenbar mehr Achtung vor den Rrgieanordnungen eingeführt werden. Das Lustspiel von Deinhardstein, „Zwei Tage aus dein Leben eines Fürsten" kann in einzelnen Scenen und Rollen ungemein farcenhaft hercchgezogen werden, aber cs ist nicht für eine so tiefstchende Auffassung ge dacht; es läßt sich haltungsvoll und fein nuanciren, und es gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit und mit ihr an Reiz des Komischen. So wurde es früher bei uns dar- gestellt, und Hr. Quant er war ein unvergleichlicher Kuhdorf. Noch heute werden einzelne Partien beschei den gespielt, so Wilhelm Fürst und Nath Schemmann (durch Hrn. Richelsen und Meister), aber sie stehen mit andern und mit dem Totaleindruck in keiner Har monie. Hr. Marchion, dessen Talent unser Theater rechtzeitig zu entwickeln vergaß, meint cs gut mit seiner Komik als Gastwirth, aber er spielt mit seiner Carrica- tur sämmtliche Hierhergehörige Scenen in Grund und Boden. Und der Gast? Hr. Engelhardt schloß sich ganz allen den Ueber- treibungen an, welche man bei der Repräsentation eines lächerlich arroganten jüdischen Bankiers durch einc ge wöhnliche Virtuoscndarstellung hier und da gewohnt geworden ist, doch wohl zu merken, nicht aus Bühnen ersten Ranges gewohnt werden darf. Will Hr. Engel hardt künftig in Dresden Boden gewinnen, so wird er sich in derartigen Aufgaben ganz entschieden vor einer grob drastischen Ausführung von Kladderadatschqestalten zu hüten und seine Intentionen und Ausschmückungen ge- fchmackvollcr zu wählen haben. O. B. Rundschau über Theater und Mufik. *-j- In Norddeutschland und noch mehr in England ist es stehender Jahresgebrauch, die Weihnachtszeit in den Theatern durch Vorführung großartig ausgestatteter Fernen und Kindermärchcn auszufüllcn. Auch in München scheint dieser Gebrauch sich einbürgern zu wollen; mindestens sahen die Theaterbesucher an den diesjährigen Weihnachtsabenden sich buchstäblich ins Märchenland versetzt. Das Hofthcater brachte zwei „Märchenspiele", nämlich „Undine" und „Dornröschen" von Franz Bonn, zu welchen der Intendant Frhr. v. Perfall die Musik geschrieben und denen ein Pro log desselben Verfassers vorausging Die gewählte Form nähcrt sich, wie man der „A. Z." schreibt, dcr eines weltlichen Oratoriums, etwa wic Schumann die „Peri" behandelte; sie schwebt zwischen Lyrik und Drama in der Mitte und hat doch von keinem die volle Wirkung. Musikalisch wird „Dornröschen" als das bedeutendere Werk bezeichnet; während dcr Tonsctzcr in „Undine" mehr aus deu Bahnen dramatisch-musikalischer Recitation wandelt, hat er sich hier dem Licderhaftcn genähert. Die scenischc Ausstattung war geschmackvoll und reich. — Stoch in dcr letzten Stunde hat der Reichs tag den im Budget für 1875 ausgcworfencn Posten von 40,OM Francs zur Subvention des Theaters in Metz bewilligt. Dasselbe steht in diesem Winter völlig leer. Bei der gänzlichen Zurückhaltung der französischen Bevölkerung, aber auch infolge dcr Armuth rcsp. mäßigen Bctheiligung ver deutschen Kolonie ver mochte sich die im vorigen Winter ausgetretene deutsche Schauspielcrgescüschaft nich» zu halten, wiewohl sie an mehreren Tagen der Woche auch in Diedenhofcn spielte. Versuchsweise wird nun von den Wcihnachtsfeicrtagrn an eine kleine französische Gesellschaft, die sich bereits in einem Out« < lmutnnl im Vaudeville wie in der Operette Anerkennung erworben, auf der Bühne des Stadttheaters auftreten. — Vor einigen Tagen hiüt die Gesellschaft der Musikfreunde inWien ihre Generalversammlung ab. Der reine Vermögensstand beziffert sich auf ca. ", t u I i —ESS» 745,000 Fl.; die Zahl der Mitglieder betrug im letzten Jahre 11 > 9. In Betreff des Konservatoriums constatirt der Bericht, vag sich sowohl die Frequenz der Zöglinge, wie auch der Umfang des Lehrstoffes aufs 'Neue ge hoben hat. Das C onservatorium war im letzten Schul jahre von 610 Zöglingcn und >0 Volontären besucht, darunter 575 In- und 45 Ausländer. Die Ansbildungs- schulen besuchten 227, die Vorbildungsfchnlen 296 und die Vorbereitungsschulen 97 Eleven. Die Ausgaben der musikalischen Hochschule betrugen 67,647 Fl. und fanden in den Einnahmen ihre vollständige Bedeckung. — Die Wiener Hofopcr brachte soeben statt der bei solcher Ge legenheit sonst üblichen Kvncertvorführung zum Vvr- theile ihres Pensionsinstituts eine vollständige Vorstel lung des Lord Byron'schen Dramas „Manfred" mit der Musik von Schumann. Das Experiment, welches bekanntlich bereits in München angestcllt wurde, scheint in Wien über alle Erwartung gelungen zu sein. Der erste Act griff relativ am wenigsten durch; dagegen war die Wirkung der zweiten Hälfte (dcr beiden letzten Acte) von der Bühne herab eine weit bedeutendere, als im koncertjaal Namentlich gewinnt Schumann's Mufik in den melodramatischen Momenten durch die Anschaulichkeit der Scene eine malende und zugleich commentircnde Kraft, welche man sonst kaum ahnt. An anderen Momenten wird freilich die Or- chesterpartic allzu sehr zur Illustration hcrabgedrückt. — Während im Burgtheatcr Adolph Wilbrandt's neuestes, den Dresdnern bereits seit einer Reihe von Wochen bekanntes Trauerspiel „Arria und Messalina" einen ziemlich „lärmenden" Erfolg sand, ohne daß die Kritik an diesem Freudenfeste sonderlich warmen An theil nahm, führte das Stadttheater in dem Drama „Dalila" eines der ältesten Stücke des Franzosen Feuillrt dem Wiener Publicum zum ersten Male vor.
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