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Dresdner Journal : 28.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187703285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-03
- Tag1877-03-28
- Monat1877-03
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 28.03.1877
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O 71.Mittwoch, de« 28. März. I»drl>-d- . tritt?o.t- °»ä X^krliod- 4 bv^s. 8u,°>p»t,n»°ÜI^ dü°.L Lior«Ius>tuwm^rv: lv?t ln»er»teuprel,e: r «r 6SU ttuuw «iusr ^««pultoaso ?«tit««I« «0 ?k. H»wr „Liu^ssLoät" äi« /«il« bv ?L kr»ed«loeo: PLlkliek mit ^uiL»dms <t«r 3ovo- uad k«i»rt»K« Lbvvck, kSr ä«v tol^sn<i«u 1^. Drcs-ntl Zourml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1877 lo»«-r»t«iii»ou«kmv »u»^2ri,r L«tx,ix: /-> Lrc»»»<i»tetter, Oommissioviir üs. Drincknvr souroal»; N»»>dor^ NerUll-Vii-L-l-eiprix-vL-vI-Ni-siliu-rrLLkcurr » ».: Nerli» Vi^v ».»wbur, ?r»L l.ripiikx-I'rLuUtUil ». IL lläuedsu: ^kut - L«ruu: Ü. , /»iott<kc»icka»z., Ni^w«»^ >. üc/ckokt<- ; Lrvila« : ätk« «</<-«'« Oün-.tU, Ldsuuiit« : ?> kranlkkurt » »I E ^ufArr'«ci>s n ck. (/ s/er-vnon-t'sehv t!uohb.; NörNlr. 8»uuovvr: 0'. , ?»r>»-LsrIiu r>uu1cturl ». ». Srutlx^r^ I-ait/e L k,'v , üuiudurk: x ^e7ei«t/At>«, Vi»v: NOrnn^xt-ber: lküni^I. krpeckition cis» Orssänsr ^vuruul», t>rs»äen, /vu>sssi-»tlA«»s dto. 20. Abonnements - Hintadnng. Auf das mit dem I. April beginnende neue vierteljährliche Abonnement der „Dresdner Jour- nalS" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dre-deu in unserer Ex p ed ition (Zwinger- straße 20), für auswärt- bei allen Postanstalten. Zn Dresden - Neustadt können Abonne- mentebestellungen auf das „Dresdner Journal" abgegeben werden in der Kunst, und Musikalien handlung de« Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 3i), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Znseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eing'sandteS" sind die Jnsertionsgebühren aus 50 Pf. pro Zeile sestgestellt. Römgl.ExPrMiMdtsDrcSImer Iommis. ÄmMchkr Theil. Dresden, 25. März. Auf allerhöchsten Befehl wird weacn erfolgten Ablebens Seiner Großherzog» Uchen Hohen des Prinzen Carl von Hessen und bei Rhein am Könialichcn Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 25. bis mit 3l. dfs. Mts. angelegt. Se. Majestät der König hat allerqnädigst geruht, dem in Dresden wohnhaften Großhändler Johann Meyer aus Petersburg bas Comthurkreuz Ur. Classe vom Albrcchtsorden zu verleihen. MlMmMcker Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. LageSgeschichte. Ernennungen. Versetzungen rc. i« öffentl. Dienste. Provinzial-Nachrichten. (Schneeberg. Limbach) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz) Lermischte«. Beilage. Börfrnnachrichten. Telryr.ixMche Nachrichten. Wien, Montag, 26. Mürz, Nachmittag«. (W. T. B.) Der Kaiser wird morgen den General Jg- natiew in besonderer Audienz empfangen. Ler General wird sodann mit seiner Gemahlin an dem Hofdiner Thrit nehmen und hierauf die Rückreise nack St. Petersburg über Berlin antrrtrn. Heule diniren der General Jgnatiew und Gemahlin bei dem Grafen Andrassy. Wien, Diru«tag, 27. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter besprechen die schwebende Krage von ihren verschiedenen Standpunkten au«. Die „Reue freie Presse" will wissen, daß, fall« die dirrcten Verhandlungen zwischen England und Rußland sich zerschlagen würden, Graf Andrassy al« Vermittler aufzutre- len gedenke. Der „Presse" zufolge neigen die diplomatischen Kreise der Ansicht zu, daß die Protokolloerhandlungen keineswegs abgebrochen seien, vielmehr VerständigungSvrrsuchr nach den Feniltetou. Redigirt von Otto Banck. Rundschau über Theater und Musik. *ss Der 50. Todestag Ludwig van Beethoven's, welcher leider nur bei einem kleinen Theile unserer Tages- prrsse die gebührende Berücksichtigung findet — die Berliner „Post" und die „Köln. Ztg." veröffentlichen eine Reibe bisher noch unbekannt gebliebener Briefe Beethoven's —, dürfte in fast allen größeren deutschen Städten in einer des unvergleichlichen Tonheros würdigen Weise begangen worden sein. Wo die Umstände es gestatteten, wurde eine der beiden gewaltigsten Tondichtungen des Meisters, die den Höhepunkt seines Schaffens bezeichnen: die neunte Symphonie oder die Mssa solsmni», zur Auf- sührung gebracht. Das letztgenannte Werk kam neulich (an dem auf den 2. März fallenden Bußtage) in Leip - z i g durch den Riede l'schen Verein nach längerer Pause abermals zu Gehör. Im „Musikal.Wchbl."wird bei dieser Gelegenheit auf die Verdienste hingewirsen, welche sich Prof. Riedel um die Popularistrung dieser Somposition durch die Art ihrer Wiedergabe erworben hat. Beet- hoven's thrilweise völlig neue Auffassung des ritualen Mcsscntertes, welche an Stelle des traditionellen einen mehr rein menschlichen, hier und da sogar ganz in dividuell zugespitzten musikalischen Ausdruck treten ließ, hat Prof. Riedel besonders scharf erfaßt und sich be müht, den sonst für Kirchenmusik üblichen, so zu sagen imprrsonellrn Vortrag durch einen möglichst individuell charakteristischen, gebotenen Falls sogar dramatisch be lebten zu ersetzen. Die möglichst scharfe HerauSardestung aller charaktertstischen Detail«, sowie eine, man möchte Feiertagen ausgenommen werden würden, falls der Friede zwischen der Türkei und Montenegro inzwischen erzielt werde, wa« überhauvt als Vor bedingung einer friedlichen Verständigung der Ca- biuete gilt. Allerdings dürfte England die De- mobilisirungSfrage nicht in der Weise stellen, wie die« jüngster Tage geschehen ist. Cadix, Montag, 26 März, AbendS. (W. T. B.) Bei dem zu Ehren de« König« Alfonso im hiesigen Arsenal stattgehabten Banket brachte derselbe einen Toast auf die englische Marine au«, erinnerte hierbei an seinen früheren Aufenthalt in London und schloß mit dem Wunsche für die Kort- dauer der freundschaftlichen Beziehungen zwischen England und Spanien. Der englische Gesandte, Layard, heb in seiner ErwiderungSrrde hervor, daß die Armeen Englands und Spanien« beide seiner Zeit für da« Princip der Unabhängigkeit gekämpft hätten. London, Montag, 26. März, Abend«. (W. T. B.1 In der heutigen Sitzung de« Unterhauses erwiderte der Kanzler der Schatzkammer, Sir H. Northcote, auf eine Anfrage de« Parlamem«mit- gliedeS Korster, der Staatösecretär de« Auswär tigen, Earl Derby, habe dem türkischen Botschafter, MusuruS Pascha, erklärt, daß die von dem Sul tan beabsichtigte Amnestirung sich nicht auf die jenigen Personen erstrecken dürfe, welche sich Gr- waltthätigkeiten hätten zu Schulden kommen lassen. Dir Pforte habe auf diese Erklärung noch keine Antwort ertheilt; Achmed Aza gehöre übrigens nicht zu Denen, welche begnadigt werden sollen. London, Dienstag, 27. März. (Tel-d. Dresdn. Journ.) Der „Daily Telegraph" will wissen, daß Rußland die Protokolloerhandlungen in London auf einer Basis zu erneuern beabsichtige, welche Englands Anschauungen über die Abrüstungsfragc Rechnung tragen dürfte. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt noch nicht vor. Kopenhagen, Montag, 26 März, Nach mittag«. (W T. B) In dein von beiden Häusern de« Reichstags bebuf« Berathung de« Budgets eingesetzten gemeinsamen Kinanzausschuß wurde der Antrag der Linken, dahingehend, daß die De mission de« Ministerium« die Vorbedingung für jede weitere Budgrtberatbuna sei, von der Rechten einstimmig abgelehnt. Die Regierung, welche eine vorläufige Budgetvorlage einbringen und die AeichStagsscssion wiederholt verlängern wird, em pfiehlt die Annahme der Dringlichkeit für diese Vorlage. (Vgl. unter „Tagcsgcschichtc".) Konstantinopel, DienStag, 27. März (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die montenegrinischen Dele- airten erwarten noch die erbetene Instruction aus Eetinje. Die Verhandlungen werden inzwischen nicht fortgesetzt. Die Kammer fährt mit der Berathung ihrer Geschäftsordnung fort. Jur orientalischen /rage. ss* Wien, 25. März. General Ignatiew ist heute Morgen hier angckommcn. Die Unterhandlungen über das internationale Protokoll werden in London, soweit die Osterwoche nicht eine Unterbrechung herbei- führt, inzwischen fortgesetzt; doch hält man hier den nachträglichen Beitritt der großbritannischen Negierung für nicht wahrscheinlich und bedauert, daß dem so ist. Man sagt nichts Neues, wenn man, die Dinge vom österreichischen Gesichtspunkte angesehen, findet, daß die russischen Vorschläge annehmbar, jedenfalls eine taug liche Basis für fruchtbare Unterhandlungen waren, und daß die Zustimmung Englands wenigstens einen zeitweiligen Weltfrieden verbürgt hätte. Rian hat in Wien guten Grund, zu glauben, daß das Cabinet von sagen handgreifliche und doch stets wieder ideal abge klärte, die Bezugnahme des Einzelnen auf das Ganze nie außer Acht lassende Deutlichkeit und Klarheit des Ausdruckes überhaupt, welche eine Mißdeutung der Becthoven'schen Intentionen scitcn des Hörers gewisser maßen a priori ausschließcn, sind die bemcrkenswerthc- sten Charakteristica der Niedcl'schcn Aufführungen der Lli.isL. Sie sind es, welche das allgemeine Verständnis des Werkes in Leipzig so wesentlich gefördert ha' en, und ihnen gegenüber scheint die rein praktische Aus führung der Composition, so trefflich dieselbe auch ist, nur sccundärc Bedeutung zn besitzen, denn sie ist ja in letzter Instanz nur Voraussetzung jener. Inzwischen hat die künstlerische Energie dieses Vereins bereits wieder ein geistliches Concert ermöglicht, welches am Palmsonntage in der Nikolaikirche staitfand. — Die Saison der Gewandhausconcerte schloß eben falls mit Beethoven, von dem im Lause dieses Winters 7 Symphonien und 4 Ouvertüren aufgeführt wurden. Von den zahlreichen Novitäten, unter denen sich auch Goldmart's „Ländliche Hochzeit" befand, war wohl nur eine einzige von hervorragender Bedeutung: die Sym phonie von Brahms. „Zion", ein Concertstück für Chor, Baritonsolo und Orchester, von Niels W. Gare fiel geradezu durch. In der letzten Kammermusikunter- haltung des Gewandhauses lenkie der Kammermusikus Baumgärtel mit seinen beiden Söhnen aus Dresden in dem Trio für zwei Oboen und englisches Horn (op. 87 Oäur) von Beethoven besonderes Interesse auf sich. Hörten wir, schreibt der Musikreferent der „D. A. Z.", in dergleichen Werken bisher stets nur unsere heimischen Künstler, so bewies uns jenes Trifolium, daß hinter dem Berge auch noch Leute wohnen; denn die genannten Herren documentirten sich nicht nur als Meister auf ihren Instrumenten, sondern sie gaben und auch da« St. Petersburg der Abrüstung nicht nur innerlich und grundsätzlich nicht widerstrebte, sondern daß cs mittelst der Protokollvorschläge sogar den Zweck verfolgte, ebne Schädigung seiner politischen Traditionen, seines Prestige und seiner Würde zu der Möglichkeit einer Abrüstung zu gelangen. Eine passende Form, welche einerseits die Demobilisirung sicherte, andererseits Rußland nicht zu nahe trat, hätte sich ohne Zweifel finden lassen; die Be schuldigungen, welche die englische Presse gegen den guten Willen Rußlands erhebt, sind nach Hierortiger Anschauung nicht berechtigt. Da nicht geleugnet werden kann, daß England selbst ein Interesse hat, den Frieden zu erhalten, so müssen es prircipielle Bedenken sein, welche seinem Beitritte zum Protokolle im Wege stehen. Solche sind aber nicht zu entdecken. Das Protokoll ist im Wesen nur eine Wiederholung und Zusammenfassung der auf der Konferenz in Konstantinopel gefaßten Be schlüsse; diese aber waren von England angenommen, und es ist schwer, Motive zu finden, welche für die gegenwärtige Haltung des britischen Cabinets maßgebend sein mögen. Von österreichischer Seite wären dem Zu standekommen des internationalen Protokolls keine Schwierigkeiten bereitet worden; die Ucbcreinstimmung Europas ist, wie zur Zeit des Berliner Memorandums, nur deshalb keine perfccte geworden, weil England es an seinem Beitritte fehlen ließ. Unter diesen Umstän den scheint General Jgnatiew mit seiner Reise nach Wien nur allgemeine, nicht spccielle diplomatische Zwecke zn verfolgen. Der Standpunkt des Wiener Cabinets ist ihm ja bekannt; er wird sich überzeugen, daß sich derselbe seither nicht geändert hat. * Wien, 26. März. Der General Jgnatiew und dessen Gemahlin haben heute das Diner bei dem Grafen Andrassy eingenommen. Die „Pr." schreibt in ihrem Abeudblatte: Wie uns von informirter Seite geschrieben wird, sind die Londoner Verhandlungen, die allerorts bereits als gescheitert angesehen werden, zur Stunde formell noch nicht abgebrochen. Es steht noch immer eine letzte Erklärung Englands aus, die möglicherweise noch Anknüpfungspunkte zu neuen Transactionen dielen kann. Unser Gewährsmann hebt insbesondere hervor, daß gerade jene Mächte, die sich bisher in der Reserve gehalten haben, durch die eingetretene Wen dung veranlaßt werden können, in den Vordergrund zu treten und neue Grundlagen für eine Vereinigung zu suchen Dabei würde es sich ausschließlich um die Abrüstungsfrage handeln; denn in der Protokoll- frage bestehen thatfächlich keine erheblichen Differenzen. Würde cs gelingen, Rußland in der Demobilistrungs- angclcgenhcit zu positiven bedingungslosen Concessionen zu bestimmen, wozu allerdings nur sehr geringe Aussicht vorhanden, dann würde das Protokoll ohne weitere Schwierigkeiten erledigt werden. In den Con- fcrenzen, die General Jgnatiew mit unserem Minister des Auswärtigen gestern gepflogen, soll denn auch in der That die Demobilisirung den Schwerpunkt der Dis kussion gebildet haben. Ob General Jgnatiew eine be sondere Mission an unsere Adresse hat, darf füglich bezweifelt werden. Würde ihm, schreibt man uns wei ter, die Gestaltung der Dinge etwa neuerlich die Ein ladung zu einer gemeinsamen Operation eingebcn, so dürfte er wohl derselben Antwort gewärtig sein, die seinerzeit dem Grafen Sumarokow auf eine ähnliche Einladung ertheilt worden ist. Oesterreich dürfte sich unter den gegenwärtigen Umständen weder zur Action, noch zur Passivität bereden lassen. Es muß sich jeden falls Arme und Hände frei zu halten trachten, um sie im Augenblicke, wo cs sein Interesse erheischt, zu brau chen, wie cS diesem Interesse entspricht. — Der „N. fr. Pr." zufolge wirv General Jgnatiew Wien nicht Mittwoch, sondern schon morgen (Dienstag) Abend verlassen, und cs geht die Version, er werde, anstatt die directe Route über Krakau zu nehmen, den Rückweg nach St. Petersburg möglichenfalls über Berlin an- tretcu. Rustschuk, 25. März. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet eine lange Reihe militärischer Dis- Muster eines Ensemble, wie wir es auf dem Gebiete des Streichquartetts in solch feiner, übereinstimmender Tonschattirung nur an den Florentinern Becker und Genossen kennen. — Nachdem am 26. Februar Byron's „Manfred" mit der Musik von Robert Schumann im Nationaltheatcr zu Berlin gegeben worden war, setzte das königl. Opernhaus am 1. März auch dessen „Genoveva" mit großer Sorgfalt in Scene. Der Er folg war jedoch kein besserer, als der bei den bisherigen Versuchen. Für Bühnenwirkung fehlt Schumann eben der Smn, denn von den „Hugenotten" schrieb er, diese Musik gehöre nicht in die Oper, sondern in den Circus; für die lebendige Lonsprache der „Stummen von Por- tici" batte er die Bezeichnung „roh, gcmüthlos und ab scheulich instrumentirt", vom „Tannhäuser" urtheilte er: „Die Musik ist gering, ost geradezu dilettantisch, gehaltlos und widerwärtig." Von seiner „Genoveva" aber behauptete er: „Jeder einzelne Tact derselben ist dramatisch". Welch ein Geschrei würde erhoben worden sein, wenn Wagner diese selbstbewußten Worte gebraucht hätte! Gerade in der angeführten Behauptung Schumann's liegt der Beweis für seinen Mangel an Befähigung für die Oper. — Nachdem in der zwecken Woche des Februar Albert Niemann im „Ferdinanz Cortez" zum letzten Male als engagirtes Milglied der Hofbühnc gesungen, auf welcher er künftig jeden Winter drei Monate als Gast auftre ten wird, eröffnete Theodor Wachtel fein zweimonatiges Gastspiel, welches die alte Anziehungskraft ausübt. Die Kritik weiß über diesen Länger, der schon seit so langer Zeit in seiner Kunst thätig ist und dessen Rollenkrei« sich nicht erweitert, eigentlich nichts Neues zu sagen, als das allerdings immer aufs Neue Ueberraschrnde, daß feine Stimme noch immer der Zeit trotzt, und daß er im Wesentlichen jetzt so singt, wie er vor 30 Jahren und darüber schon gesungen haben mag. — DaS königl. Positionen. 2 Panzcrkanonenbovtc der Scemarine mit je 4 schweren Gußstahlgeschützcn wurden zur Do nauflottille beordert und vor drei Tagen in Sulina sta- tivnirt. Am selben Tage traf daselbst ein Kriegstrans- portdampfcr mit 22 Gußstahlkauonen ein, welche zur Vervollständigung der Armirung in den um Tultscha aufgeworfenen 4 Redouten und 2 Batterien verwendet werden, fo daß der Festungsartilleriepark von Tultscha nunmehr 26 Gußstablkanonen, 14 Vorderlader und 6 Mörser aufweist. Mit Placirung dieser Geschütze soll in nächster Woche begonnen werden. Die bei Varna vor Kurzem vollendeten beiden Strandbalterien, die eine auf der Ostscite des Hafens, die andere unterhalb Ga lats gelegen, erhielten von den neulich in Varna angc- kommcncn Kruppgeschützen je eine 2l-Ctmtr.-, zwei 18 Cimtr.- und sechs >2 Ctmlr. Kanonen. Die Truppcn- züge in die Dobrudscba dauern fort. Konstantinopel, 25. März. (Tel.) Eine Gruppe Deputirter beabsichtigt, demnächst die Regierung wegen des Exils Midhat Paschas zu interpellire». — Die hiesige Garnison wird gewechselt, und wird dieselbe durch von Syrien kommende Truppen ersetzt.-- illMofllichichlt. * Berlin, 26. März. Der officielle „D. R-A." enthält an der Spitze seiner heute Abend erschienenen Nummer anläßlich der Feier des kaiserlichen Geburts tages folgenden, an den Reichskanzler ergangenen Dank Sr. Majestät des Kaisers: „Der Tag, an welchem Ich mein achtzigstes Lebensjahr voll'Ndete, hat im deutschen Volke eine Mich tief rührende Theilnahme gefunden Die Beweise derselben sind Mir auS allen Theilen des Reichs in der mannichsachste . Weise nament lich in der Form von Adressen, schriftlichen und telearaphüchen Glückwünschen, Gedichten, Compojitionen, Bildern, Blumen und anderen sinnigen, zum Theil kostbaren Spenden zugegan- gen. Städte und Dorfschasien, Corporationen und Vereine, F-eslgenossenschasten und einzelne Personen aller Stände haben sich beeilt. Mir die allgemeine festliche Slimmuna des Tages zu zeigen, und nicht allein auS den Gauen des Vaterlandes, 'andern auch von jenseits der deutschen Grenzen, selbst ans den fernsten Ländern habe Ich die Versicherung empfangen, datz überall, wo Deutsche weilten, Meiner in Liede gedacht worden ist. Diese Überleiche Fülle freudiger Wünsche Hal Mir den Tag zu einem besonders weihevollen gestaltet. Um geben von einem mächtigen Kreise verbündeter und befreunde ter Fürsten, habe Ich mit G nugtbuuna den Werth gefühlt, als Mittelpunkt des nationalen Empfindens betrachtet zu werden; aus diesem Bewußtsein schöpfe Ich neue Kraft, Mich der Sorge für die Wohlfahrt des Vaterlandes zu widmen In diesem Sinne möchte Ich allen jenen Glückwünschrnden Meinen Dank für ihre Aufmerksamkeit kundgebeu; Ich beauf trage Sie zu dem Zwecke, Vorstehendes alsbald zur öffent lichen Kenntlich zu bringen Berlin, den 2s. März >877. Wilhelm " — Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin von Sachsen haben, wie bereits kurz gemeldet, am Sonnabend Abend 10 Uhr 35 Minuten per Extra zug auf der anhalter Bahn Berlin wieder verlassen und sich mit dem bekannten Gefolge nach Dresden zu rückbegeben. Zuvor hatte bei Höchstdenselben im hiesigen Schlosse noch cine kleine Theegesellschaft staitgefunden, an der die kaiserl. Majestäten und einige Mitglieder der königl. Familie Theil genommen haben. Von dort aus gaben dann Ihre Majestät die Kaiserin und Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz dcn erlauchten Gästen bis zum Bahnhöfe das Geleit, woselbst außer dem nur noch der königl. sächsische Gesandte v. Nostitz- Wallwitz und die Herren und Damen der sächsischen Gesandtschaft, sowie der Viceoberstallmeistcr v. Rauch und die zum Ehrendienst befohlenen Offiziere zur Vcr- abschiedung anwesend waren. — Nach der „N. A. Z " ist das Abschiedsgesuch des Chefs der Admiralität, Generals der Infanterie v. Stosch, durch allerhöchste Cabinctsordrc vom 25. d. Atts, abgclchnt worden. Durch die iu derselben zum Ausdruck gelangte aller- höchste Willcnsmeinung ist die Angelegenheit dahin er ledigt worden, daß der Chef der Admiralität mit dem heutigen Tage die Dlcnstgcschäfte wieder übernommen hat Nach der „N. Pr. Z." soll diese Entscheidung durch ein Schauspielhaus machte mit dem Lustspiel „Ein Pessimist" von Ernst Eckstein und dem Schauspiel „Guter Name" von A. v Wint-rfeld nur wenig Glück. Dagegen hat die sranzösischc Schauspiclergcsellschaft, welche seit Be ginn des Jahres im Saaltheater des Schauspielhauses Vorstellungen giebt, in der Gunst des Berliner Thcatcr- publicums rasch Wurzel gefaßt. — Zwei Bühncn niederem Ranges ziehen augenblicklich durch Gastspiele allgemeineres Interesse auf sich. Charlotte Wolter führt imNesidenz- theater die tragischen Frauengcstaltcn klassischer Dichtung vor und macht nebenher gern eine Exkursion ins Roman tische und Moderne zur Freude der an die Pariser soi- äisunt Sittencomövie gewöhnten Menge und zum Be dauern der dem Zeitgeschmack principiell abgeneigten Kritik. Die andere hervorragende Erscheinung, welche Berlin in Entzücken versetzt, ist Fräul. Etclka Gerster, die Primadonna der bei Kroll gastirenden italienischen Opcrngescllschaft deS Impresario Gartini, deren Lei stungen recht rsspcctable sein sollen. — Das königl. Theater in Hannover verwendete soeben vier volle Abende an die Aufführung des ganzen Goethe'schcn „Fqust". Der erste Abend fühlte dcn bekannten „Faust" vor, und zwar einschließlich der Lcene in der Hexen küche. Die Grctchentragövic, also bis zum Ende des ersten Theiles, folgte am zweiten Abend. Nach dieser Einricklung zerfällt der erste Theil in zwei ziemlich gleiche Theile uno so, daß jeder Abend, ohne den Zu schauer zu ermüden, ein abgeschlossenes Ganzes ausfüllt. Der dritte Abend brachte die erste Hälfte des zweiten Theiles in drei Acten und führte die Handlung bis zu der klassischen Walpurgisnacht fort, mit welcher der letzte Abend eröffnet wurde. Robert Lutz, welcher in dcn „Hamb. Nachr." eingehend über die Jnscenirung in Hannover rescrirt, giebt der vorausgegangenen und vielfach zum Muster genommenen Aufführung in
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