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Dresdner Journal : 15.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187705156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-05
- Tag1877-05-15
- Monat1877-05
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1877
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Dienstag, den 15. Mai. MIOS I» 4»»u«a4» Xi«»*: i»drtjvt>- . . »8 HjLUrttuv: 4 >t»rd 80 ?k. tiin»vlii«k1vioia«ril: Iv?1. L«—r»»l» cts» ck»at»ol»4» li«tot>« tritt ?o«t- v»ä 8wmp«t,a«g»U^ tttsii». lZ>»«r»te»pr«l»e: » ür a«n N»n« «w«r s«p»Itell«o ?sUr»«it« 80 kk. Vot«r „Livrsiwät" äi« /«il« »v ?k. kr»ob»i»«»r pii^Iiod mit Fa»o»t»io« <t«r 8oaa- aiut ^>,svä» 5llr a«v sol^«v<j«v DreMerHolMMi. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath 3- G- Hartmann in Dresden. 1877 L«IpitU: A> üra»i-1»kktter, ^uniunixinokr Uv» Ork»auvr ^ouruitl-; S»«k»rx B»rlto-Vj«>» I^>s>llU-8«»«l-8r«»I,u-r>'<u»Lkun ». »k - /i t^vA/e^, Lorli» Vi«» U >wi>«r,k - l.«ip»>^ ^»llkNirr » »I Näsekev ^>«>1 8«rtt» ! L , Sr«w«o. Lc/tiotte, Sr«»l»»i /.. aVanAen« tiüi.^u. 0d«wi»t« » l^oiAt, ^n»ukturi » »I A u. (,' //errmo»i>i'«kt! ltuebb., OörUt«: D,v -// , 8»»llov»r: t,'. r»ri» -8»rUL kr»»Ilt«rt ». U. Dau^e L Oo, S»wdur^^ D K7eucts«»», Vt,» ^4/. t-xpet»t- U«r»«8xeb»rr liöni^I. krpeaitioo üe» l)re»«to^r lournrO», l)r» ««1ou, Ho. 2o. Amtlicher Theil. Dresden, 8. Mai. Ee. Königliche Majestät hat dem Vorstände des Bezirksgerichts Chemnitz, Bezirksgerichts - direktor Karl Theodor Brückner, sowie dem Vor stände des Grrichlsamts daselbst, Gerichtsamtmann Cduard Beyer, das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienst ordens zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Rom. Buenos Aires.) Dresdner Nachrichten. Statistik und VolkSwirthschaft Feuilleton. TaarSkalender. Inserate. Beilage. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Oederan. Falkenstein. Altenberg. Zittau.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. EingrsandteS. Lotteriegewinuliste vom 12. Mai d. I. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsbrrichte. Inserate Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 14. Mai, Mittags. (W. T. B.) Ler russische Botschafter in London, Graf Schuwalow, welcher gestern Abend nach einem Besuche des Kürsten Bismarck in Friedrichsruhe hier eintraf, conferirte bald nach seiner Ankunft mit dem hiesigen russischen Botschafter, Baron Ubril, wird heute von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen und reist morgen Vormittag nach St. Petersburg weiter Paris, Sountag, 13. Mai, Abends. (W. T B.) Der Erzbischof von Paris, Cardinal Guibert, hat in einem Schreiben an den Justizminister gegen die von der Deputirtevkammer am 4. Mai angenommene Tagesordnung, durch welche die Negierung aufgefordert wird, gegenüber der ultra montanen Agitation von den gesetzlichen Mitteln Gebrauch »u machen, protestirt. Der früher« Minister, Senator Ernest Picard, ist gestorben- Nom, Sonntag, 13. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Zn einer heute stattgehabten Versammlung der Mitglieder der oppositionellen Partei der Deputirtenkammer wurde Sella zum Führer der Partei gewählt. Die Versammlung faßte auch den Beschluß, dem Gesetzentwurf«, betreffend die Civilliste deS Königs, zuzustimmen. Feuilleton. Redigirl von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 12. Mai. „Der Damenkrieg", Lustspiel in 3 Acten nach Scribe und Legouvö. (Frl. Bredow vom Wallner- theater zu Berlin, als Gast.) — „Ludwig der Vier zehnte", Schwank in l Act von Grandjean. Das auf allen Bühnen beliebte Scnbe-Legouvö'sche Lustspiel hat sich in Deutschland fast noch lebensfähiger erwiesen, als in Frankreich. Seine vier Hauptrollen sind so glücklich bedacht, daß sie sich, was sehr selten bei einem Stücke gesagt werden kann, sämmtlich »um Gastiren eignen und auch alle vier, am meisten freilich die der Gräfin Autreval, dazu benutzt worden sind. Die mehr oder mindere Trefflichkeit der Aufführungen richtet sich jedoch nicht nur nach dem jeweiligen Bestand des Personals, sondern bei dieser Comödic ganz beson ders nach dem durch häufigere Aufführungen fein und im Dialog schlagend in einandergreifenden Zusammen spiel. Uebersehen läßt sich nicht, daß unser Theater für diese Pisce früher eine interessantere Glanzepoche ent faltet hat. Es wurde zwar auch jetzt straff und mit guter Laune gespielt, jedoch Hrn. vauer's Flavtgneul zeichnet keinen herzenraudenden Flüchtling, und Frl. Ulrich entwickelte sonst in ihrer gebornen Kermadio eine interessantere Bühnrnmischung von Esprit und weiblicher Anmuth, welche letztere bei dem verliebtrn Schmetterling in Brdirntrnlivröe das Hin- und Her- flattrrn zwischen Rose und Knospe und Sitzenbleiben auf der letzteren natürlicher unterstützte. Die Ent täuschung der geistvollen Gräfin muß annähernd ein schalkhaftes Ereigniß des bösen Zufalles bleiben. Den Gringnon, diese Liedlingspartie bedeutender Chargen« Re apel, Sonntag, 13 Mai, Mittags. (W. T. B.) Der ägyptische Finanzminister, Aktar Pascha, ist heute früh hier eingetroffen. St. Petersburg, Montag, 14. Mai. (W. T B.) Ler „Aaence russe" zufolge haben die De batten deS englischen Parlaments über die Glad- stone'schen Resolutionen hier einen sehr günstigen Eindruck gemacht, insbesondere dir ministerielle Erklärung, die Politik Englands werde sich le- diglich«auf die Wahrnehmung britischer Interessen richten Di« „Agence russe" hebt hervor, daß die Intentionen Rußlands weder direct, noch indirekt, weder die Interessen Englands, noch die Interessen einer andern Macht bedrohten. Die türkischerseitS verbreiteten Nachrichten über angebliche türkische Waffenerfolge liefern angesichts der diesseitig vorliegenden Nachrichten den Beweis, bis zu welchem Grade der Erfindung dir türki- schen KriegSdulletinS gehen. Bukarest, Sonntag, 13. Mai, Morgens. (W. T. B.) In der gestrigen Abendfitzung deS Senates wurde schließlich eine vom Fürsten Deme ter Ghika eingebrachte Tagesordnung, die der von der Deputirtenkammer beschlossenen fast vollständig gleich lautet, mit 36 gegen 7 Stimmen angenom men. (Vgl. den ausführlichen Bericht in der Rubrik „Zur orientalischen Frage".) Konstantinopel, Sonnabend, 12. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die Kammer hat eine Adresse an die englische Negierung gerichtet und derselben darin ihren Dank für die Antwort Englands auf baS russische Circularschreiben auSgedrückt. Der rumänische Agent ist von hier abgereist. Die Regierung verbreitet folgende« Telegramm vom Kriegsschauplätze in Armenien: Die Russen griffen gestern in großer Zahl die von der Avant- aarde der Hilfstruppen in der Nähe von Batum besetzten Stellungen an. Es entspann sich daraus ein v^stündigeS Gefecht, welches mit dem voll ständigen Rückzug deS Feindes endigte. Der Ver- lust der Russen beläuft sich auf mehr als 4666 Mann; der uvsrige ist verhältnißmäßig wenig beträchtlich. Athen, Sonntag, 13 Mai. (Tel. d. Köln. Ztg.)' Dir Schüler der 6e«I« t'ruuhui«« ll'ureküvlv^ie von Athen, welche auf der Insel Melo« (Milo) Ausgrabungen vornahmen, haben einen Arm mit einem Spiegel aufgefunden, der sich al« Ergänzung der im Louvre befindlichen Venu« von Melo« darstellt. (Diese Nachricht wird der Bestätigung dringend bedürfen; schon mehrfach hat man sich in ähnlicher Weise mit diesem, durch Vermuthungen und archäologische Conjccturen vielgeprüften Wunderwerke der antiken Plastik ohne endgiltiges Resultat beschäftigt. D. Red.) Kairo, Sonntag, 13. Mai, Vormittag«. (W. T. B.) Da« englische Geschwader, bestehend au« 5 Panzrrfregatten, wird am 16. d. M. in Port- Said erwartet. Jur orientalischen /rage. j-* Wien, 12. Mai. Heute wird in der „Wiener Zeitung" und gleichzeitig im „Buda-Pcsti-Közlöny" die österreichisch - ungarische Neutralitätserklä rung amtlich veröffentlicht. Sie trägt die Form von gleichlautenden Verordnungen des österreichischen Mini steriums einerseits, des ungarischen andererseits, datirt von gestern, durch welche die von den Behörden und den Angehörigen der Monarchie während des zwischen Rußland und der Türkei ausgebrochcncn Krieges hin sichtlich des Hanvels und der Schifffahrt zu beobachten den Grundsätze kundgemacht werden, bewegt sich also vollständig in jenen Grenzen, über welche Ihnen bereits am 8. d. Mittheilung gemacht wurde. Mit dem öster- spicler, gicbt Hr. Richelsen mit möglichster Lebendig keit ; er hat die Aufgabe tüchtig durchstudirt und bringt die komischen Haupteffecte zur genügenden Wirkung. Frl. Bredow versuchte sich in der Rolle der Leonie, dem Vernehmen nach zum ersten Male. Diese Aufgabe, schwerer als die bisherigen, gab ihr jedoch auch mehr Gelegenheit, ein wenig zu charakterisiren und bewegtere Gefühle des Herzens auszudrückcn. Die Wahrnehmung war erfreulich, daß der jungen Schauspielerin gerade diese Partie durchaus am besten gelang. Das Spiel erschien minder unruhig und einfacher, und der Dialog gewann bei der jugendlichen Frische der Gesammter- scheinung einige recht treffende Momente. Man nahm diese Leistung beifällig auf. O. B. Zur amerikanischen Sittenrrform. Die „New-Yorker Staatszeitung" hielt es für eine moralisch wichtige Aufgabe, in der nachfolgenden Be trachtung eine hoffnungsvolle Wendung in den gesell schaftlichen Zuständen Nordamerikas zur Aussprache zu dringen und zugleich das Wünschenswerthe derselben zu erörtern. Es ist manchmal gut, so hebt jener Artikel hervor, wenn man in wichtigen Lebensangelegenheiten die Frauen zu Rathe zieht. Sehen sie auch nicht so weit, so sehen sie um so klarer. Der Gemahlin des Präsidenten muß man es lassen, daß sie gleich beim ersten Schritte ins weiße Haus das Richtige that und eine Reform ins Werk setzte, dir ohne Zweifel heilsame Folgen haben wird. Frau Hayes hat am Jnaugurationstage ohne alle Consultativn gewußt, wie sie austrrten mußte, um sich die unbedingte Achtung des Landes zu sichern. Sie trug ein einfaches, bescheiden garnirtes, nicht ausge schnittenes Seidenkleid. Eine einzige Brosche war ihr reichisch - ungarischen Erlasse gleichen Zweckes, welcher im Jahre 1870 infolge des deutsch-französischen Krieges kundgemacht wurde, stimmt sic im Wesentlichen überein. Der hauptsächlichste Unterschied ist der, daß, während dieser Erlaß von Handel und Seeschifffahrt sprach, in der gestrigen Neutralitätserklärung von Handel und Schifffahrt die Rede ist, weil die dann kundgemackten Vorschriften auch von dem Verkehr auf der Donau gelten. Praktische Wirkung wird die letzterwähnte Clausel vornächst nicht haben, da die Schifffahrt auf der un teren Donau verhindert ist. Die erste k. k. priv. Donau- DampfschiffsahNsgeseUschaft übernimmt auch gegenwärtig und bis auf Weiteres Passagiere und Güter donau abwärts nur noch bis Orsowa. — Die Berliner „Tri büne" bringt eine nach ihr von mehreren anderen Zei tungen producirte Analyse einer Circulardepesche Les Grafen Andrassy, gerichtet an die östcrreichisch- nngarischen Vertreter im Auslände, welche sich mit einer Darlegung der Orientpolittk des Wiener Cabinets be schäftigt. In unterrichteten Kreisen wird versichert, daß diese Circulardrpesche nicht existirt. — Mittheilungen ans Tultscha berichten von einer Panik, welche sich der Bevölkerung dort und in derDobrudscha infolge der aus Konstantinopel ergangenen Ordre bemächtigt habe, im Falle eines Ueberganges der Russen aus das rechte Donauufer das ganze Land von der Donau südwärts bis Küstcndschc und zum Trajanswall in eine Wüstenei zu verwandeln, Städte, Dörfer und Weiler dem Erd boden gleich zu machen. Die Bevölkerung hat sich an die europäischen Consuln in Tultscha gewendet, damit diese in Konstantinopel Schritte thun, um das Verhäng niß von ihr abzuwenden. * Triest, 12. Mai. Mit dem Lloyddampfer „Hun- garia" sind heute Graf Zichy und Prinz Heinrich VII. Reuß mit Gemahlin, Beide nebst Gefolge, nach Kon stantinopel abgereist. * Buda-Pest, 12. Mai. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses beantwortete der Minister präsident Tisza die Interpellation Mocscary's in der Angelegenheit der „Corvina" dahin, daß der Abgesandte des Sultans im Sinne der von seiner Regierung ihm ertheilten Instruction handelte. Die ungarische Regie rung hat oem Sultan ihren Dank ausgesprochen, noch ehe das Abgeordnetenhaus sie damit betraute. Mocsary kommt in seiner Erwiderung aus die Orientfrage zu sprechen und fragt, ob es noch ein Ungarn gebe? Der Ministerpräsident erwidert darauf, daß diese Frage, wenn sie einmal aufgeworfen wird, nicht mit Worten, sondern mit dem Schwerte wird gelöst werden müssen. * Pari«, 12. Mai. Der „France" zufolge wird der diesseitige Botschafter iu Konstantinopel, Graf Bourgoing, in den nächsten Tagen auf seinen Posten zurückkehrcn. — Herr v. Lesseps wurde vor einigen Tagen nach London berufen. Wie die „Köln. Ztg." hört, werden die Verhandlungen über den Suezcanal zwischen England und den Interessenten des Canals wieder ausgenommen. Rom, 12. Mai. (Tel.) Tie „Italic" meldet, Graf Corti werde heute Abend oder morgen Rom verlassen, um sich auf seinen Posten nach Konstantinopel zu begeben. Brind fi, 12. Mai. (Tel.) Die von Ungarn ein- getrvffcne Deputation der Sofias ist mit dem Lloyd- dampscr nach Konstaniinopel weitergercist. Mit dem selben Dampfer reiste Iskander Khan, Neffe des Emirs von Afghanistan, nach Konstantinopel, um dem Sultan seine Dienste anzubieten. Madrid, 12. Mai. (Tel) Die amtliche „Gaceta" veröffentlicht eine königliche Verordnung, in welcher den im Auslande wohnenden spanischen Unterthanen die Beobachtung der strengsten Neutralität gegen die Türkei wie gegen Rußland anbefoblcn wird und die jenigen Spanier oder Fremden, welche auf spanischem Gebiete Soldaten für irgend eine der kriegführenden Mächte anwcrben, mit strenger Strafe bedroht werden. * Stockholm, 12 Mai. Wie man den „H. N." telcgraphirt, wird die Neutralitätserklärung der ganzes Geschmeide. Das volle Haar hielt ein Kamm von Schiltkrötenschale zusammen. Ihre Tochter glänzte ebenfalls durch einfache Eleganz. Die übrigen Damen, welche bei der Feierlichkeit zugegen waren, hatten sich im Voraus dieser Geschmacksrichtung angcpaßt. In wie weit nun das lobcnswerthe Beispiel der Frau Präsidentin von der amerikanischen Damenwelt befolgt werden wird, muß dahin gestellt bleiben. Er zwingen läßt sich auf diesem Gebiete nichts. Allein die Präsidentin ist, wie ein englisches Blatt bemerkt, „eine Stadt, die auf einem Berge liegt und von den Leuten gesehen wird." Tausende von Frauen in Wash ington und Hunderttausende in der Union werden sich bestreben, ihr an Würde und Einfachheit gleichzukom men. So mag denn die Wirkung ihres vortrefflichen Beispiels von unermeßlicher Tragweite sein. Das wäre für das Volk der Vereinigten Staaten, namentlich auch für die weniger bemittelten Klassen, eine Wohlthat, die nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Man will bemerkt haben, daß in der Washingtoner Damenwelt jetzt schon ein bescheidener und anständigerer Ton herrscht, daß man sich bemüht, lächerliche Ausschreitungen der Mode vorsichtig zu vermeiden und daß man mehr und mehr bestrebt ist, die wahre Frauenwürde durch das einfache äußerliche Auftreten zu bocumentiren. Man wird nun nicht erwarten, daß die amerikani schen Frauen und Mädchen aufhören werden, sich so anziehend als möglich zu kleiden. Vor einem solchen Unglück wolle der Herr die amerikanische Republik gnä dig bewahren. Ist es im höchsten Grad unnatürlich, wenn die Frauen ihre Anzüge mit kostbaren Fransen und Bändern überladen, sich über die Maßen schnüren, ihren Haarwuchs verunstalten u. s. w., so wäre eS noch weit unnatürlicher, wenn sie auf einmal „sinken" und für ihr Aeußeres gar nichts mehr thun wollten. Daß vereinigten Königreiche Schweden und Norwegen binnen wenigen Tagen publicirt werken. Im schwedischen Reichstage verlangte die Negierung einen Credit voll 2 Millionen Kronen zur eventuellen Aufrechterhaltung der Neutralität. * St. Petersburg, 8. Mai. Ein Schreiben, welches der neuesten „Polit. Corr." von hier zugeht, äußert sich in sehr scharfer Weise über die englische Politik Es heißt Larin: Schon wenige Tage nach erfolgter Neu- tralitätsproclamirung feiten Englands kommt es zum Vorschein, wie recht man an hiesiger leitender Stelle mit dem dem englischen Cabinet cntgegengcbrachtcn Miß trauen hatte. Der Ton und die Fassung der Note des Earl of Derby ist eine solche, daß das Cabinet von St. Petersburg darauf zu erwidern verzichtet Rußland kennt auf diese Note keine andere Antwort, als gänz liche Jgnorirung Englands, das die Wege betreten kann, welche ihm seine Interessen vorschreiben, ohne daß Ruß land von nun an irgend welche weitere Bemühungen an den Tag legen wird, um das Cabinet von St. James von folgenschweren Entschlüssen zurückzuhalten. Die Spannung zwischen Rußland und England ist zu einer Kluft geworden. Daß unter diesen Verhältnissen alle Vorbereitungen getroffen werden, um der von Eng land drohenden Gefahr zu begegnen, kann wobl nicht Wunder nehmen. Eine Täuschung Englands dürste cs aber unter jeder Bedingung sein, wenn dieses annimmt, einen eventuellen Strauß mit Rußland in der Krim oder an der baltischen Küste ausfechten zu können. Die Erfahrung des Krimkricgcs hat für Rußland nicht umsonst ihre Früchte getragen. Kühn trotzt es der ihm in Europa drohenden Gefahr, die abzuwenden es Mittel besitzt. Der Kampf um Englands Interessen, wenn es zu einem solchen kommt, wird in Indien ans- gefochtcn werden, und dem glorreichen Blatte in der Kriegsgeschichte Rußlands: dem Uebcrgaiigc Suwarow's über die Alpen, wird sich das nicht minder glorreiche Blatt des Ueberganges des Generals Kaufmann über den Pamir hinzugcscUen. Rußland hat durch die Worte seines Kaisers deutlich erklärt, daß es keine Er oberungspolitik treibe. Rußland wird aber auch nicht dulden, daß England aus Wirren Nutzen ziehe, die auszukämpfen und zu ordnen Rußlands Aufgabe ge worden ist; eine Aufgabe, die England trotz der Con fercnz und des Protokolls zu ncgircn sich erkühnt hatte. Gelüste Englands auf Kreta oder andere Territorien des türkischen Reiches werden von Rußland mit eben der Entschiedenheit abgewchrt werden, als es selbst seine uneigennützige Politik prvclamirt hat. Rußland hat kein Interesse daran, einen mächtigen Gegner wie Eng land festen Fuß im türkischen Nachbarstaate fassen zu sehen. Geschieht letzteres aber doch, so siebt sich Ruß land durch nichts gebunden, auch seinerseits die „Politik der Interessen" als bewegenden Motor seiner Entschlüsse aufzusteUen und zu befolgen. Durch das Hervorzichcn des abgelebten Pariser Traktats provocirt England selbst die Vernichtung desselben. Noch ist dieser Schritt offi- ciell nicht geschehen. Tritt diese Eventualität ein, so wird sich England dann die Provocirung dieser That- sache selbst zuzuschreibett haben. — Der „Wien. Abdp." schreibt man unter demselben Datum aus St. Petersburg: Dieser Tage wird die Regierung eine positive Widerlegung der in dem eng lischen Blaubuche erschienenen Berichte des Consnls Mansfield über angebliche Grausamkeiten gegen die Uniaten in Polen erscheinen lassen. Polen rst völlig ruhig, die polnischen Offiziere und Soldaten in der russischen Armee sind durchaus zuverlässig. Der Gencral- stabschcf General Ncpokoitschitzki ist selbst ein Pole. Befremden muß cs also, wenn die türkische Regierung aus Deserteuren und gefangenen russischen Soldaten polnischen Geblütes eine polnische Legion erlichten will. Deserteure wird cs schwerlich geben. Ist doch während des letzten Aufstandes in Polen unter den zahlreichen dort fechtenden Soldaten polnischer Abkunft auch nicht ein einziger zu den Rebellen übergcgangcn. sich die Frauen, und insbesondere die Mädchen, mit Anmuth schmücken, ist nicht minder ein Gebot der Na tur, als daß sic für die ungehinderte Tbätigkeit aller Lebcnsorgane besorgt scin sollten. Sich anziehend zu machen und wirklich Andere anzuzichen >st in der That, was man auch dagegen sagen mag, die erste und wich tigste Aufgabe des weiblichen Geschlechts. Nur darf das nicht in einer so ungezogenen, allen Natur- und Geschmacksrrgeln, namentlich aber auch dem Geldbeutel Hohn sprechenden Weise geschehen, wie es häufig vor kommt In dieser Hinsicht ist in den letzten lo Jahren in diesem Lande viel gesündigt worden. Die allgemeine Ucberspanntheit, welche die Periode nach dem Nrbellions- krieg und insbesondere die ersten Jahre der Grant'schcn Administration gekennzeichnet hat, ist wohl nirgends schamloser zu Tage getreten, als im Klcidcrluxus oer Frauen. Eine Folge der allgemeinen Corruption und der Entfernung von der Natur und der gesunden Moral, hat dieser Luxus nicht wenig zur Demoralisirung des Volkes beigetragen. Es ist conftatirt worden, daß die Lüdcrlichkeil und Unehrlichkeit des Bcamtenthums in sehr vielen Fällen von den unbändigen Modethorhciten der Damen hervor gerufen wurden. Die amerikanischen Frauen, hebt die „New-Yorker Staatszeitung" hervor, sind wegen ihrer alles Maß überschreitenden Glanzentfaltnng bei den Nationen des Auslandes zum Sprichwort geworden. Es gab eine Zeit, da die amerikanischen Zeitungen nichts Interessanteres bringen konnten, als die Schilderungen deS Braut- oder Ballstaatcs amerikanischer Frauen und Jungfrauen. In dcn Hütten der Armen wurden diese verlockenden Beschreibungen mit Begier gelesen, und die unbrmittcltcn Mädchen, welche keine ichweren Seiden stoffe kaufen konnten, beeilten sich, ihre baumwollenen Kleider durch die Urderladung mit allerlei Schnörkelzeug
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