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Dresdner Journal : 24.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-24
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1877
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WM «»«mm« ILUrluM: . . l» R«k. »Mvli-d. <K»r^ SOkt »0kt. lt««!»— tritt ?o«t W^l 8t*»p»l«»«ot>I»» M»»» l»»«r»1s»pr»l8or k^Ir «iE 8»a« «ü»»r ^«ipttltovca ?atit«il« X) kt U»t» „LM»«u»dt" dj« /«I« »v ?s. LrioUsl»«»: 1't^Uod mit Luiiuttu»« <l«r 8o»o- and km«t»U» ^b«>6» Mr d«ii sot^ovdm 1'»^. Sonntag, den 24. Juni. ArkMerÄmmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1877 1u«vri»t«iuu>«»Iiii>« »oiMlrt,: : >r Lran<t«tetter, 6ommi«iooLr dv« Dr««tllvr doaru»I»; R»«»»rU l-Ir,»!«»-rr«»ktun ». H.: » ^0-^, v»rU» Vj«» «»mdurA- rr»ss-L«tptt^ rr»aUl>rt». ». Uiuled«»^ N«rU»: st Lorr»»Lt, ,' »r«m«a: /- LcWotte, : /„ ><«»9-°»'« tlllriüui - vdimott» : ». ^o»A«, rr^Lktarl ». X.: X »».-Uv n. <,' Le»vman«'«:ks LllvUU., UkrUli: /nv», »»»»„«r.- t>. s>'e/>ü«iter, k»rti-L«rU» -kr»Lktiut ». N. Sluttg^rl: Da«L« L L'o.,' S»mdurx: Lt««tjAer>, V!,» L«r»«8xvd»r: Uüiusl. Lipsditioo ds« Orosdovrtour»»!,, Orssdsa, /via^srstr»»«« Ho. SO. — Abonnements - Einladung. Auf da« mit dem I. Juli beginnend« neue vierteljährliche Abonnement de« „Dretdner Jour nal«" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen fürkre-den in unserer Exped ition (Zwinger- straße 20), für auswärt- bei allen Postanstalten. In Dresden - Neustadt können Adonne- ment«bestellungen aus das „Dresdner Journal" abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung de« Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 3l), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Ying-sandteS" sind die Jnsertior.Sgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Dresden, im Juni 1877. Äönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Lbnl. Ale Eröffnung des Aetrieves der Schaadau- Weustadt-Mrrröhrsdorfer Staatseisevöahn- tinie öetr. Nachdem der Bau der Staatseisenbahnlinie Schandau-Reustadt-Dürrr-hr-dorf vollendet ist, hat das Finanz-Ministerium beschlossen, dieselbe am 1. Juli dieses JahrrS dem allgemeinen Berkehr zu übergeben. An der neuen Linie befinden sich die Stationen Schandau, Seb nitz, Neustadt b./St. und Stolpen, sowie die Haltestellen mit Güterverkehr Wendischfähre, Ulbersdorf, Langenwolmsdorf und Krum hermsdorf und die Haltestelle für Personenverkehr Kohlmühlc. Die Leitung des Betriebes erfolgt durch die General-Direction der Staatseisenbahnen, welche die betr. Tarife und Fahrpläne bekannt machen wird. Dagegen verbleibt die Erledigung der auf Bauan- gelrgenheiten und auf die Regulirung der Besttzvcrhält- nisse sich beziehenden Geschäfte im Bereiche der neuen Bahnstrecke bis auf Weiteres noch dem für den Bau derselben bestellten Commissar, Finanzrath Opelt zu Dresden. - Ebenfalls vom 1. Juli dieses Jahre- an wird die Station Krippen an der Linie Dresden- Bodenbach als solche eingezogen, wogegen dieselbe als Haltestelle für beschränkten Personenverkehr fortbestehen bleibt. Dresden, den 22. Juni 1877. Finanz-Ministerium. vo« Könneritz. Müller. Mllttamlltllier Tlitil Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, SS. Juni, Abends. (Corr.- Bur.) Der in der heutigen Sitzung der ungari- schen Reguicolardeputation voraelegte Entwurf des zweiten Runtiums hält bezüglich der Quote und der Tteurrrestitutioneu a« den ftüheren Lor- schlägen fest. Das Runtium wird Montag oder Dienstag der österreichischen Deputation zukommen. Wien, Sonnabend, 23. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „presse* dementirt in ihrem heutigen Morgenblatte an leitender Stelle neuerdings alle Gerüchte von für die nächste Zeit bevorstehenden Kriegsrüstungen und Mobilmachungen. Weder eine allgemeine, «och eine partielle Mobilmachung stehe unmittelbar bevor. Es handle sich eventuell um eine Verstärkung der Garnisonen in der Militär- grenze und in Dalmatien. Dem Vernehmen nach hat die Pforte die tele graphische Correspondenz in fremden Sprachen wieder freigegeben. Cattaro, Freitag, 22. Juni. (Tel. d. Polii. Corr.) Die türkische Armee steht noch vor Ostrog. Die Montenegriner halten die Berghohen besetzt. Ein am IS. d. von der türkischen Südarmee unter Ali Saib Pascha unternommener Versuch, sich über Danilovgrad mit der türkischen Nord- armre unter Suleiman Pascha zu vereinigen, wurde durch Bozo Petrovic blutig zurückge wiesen, wobei die Türken beträchtliche Verluste erlitten haben. AuS Ragusa vom 2S. d. meldet die „Neue freie Presse": Die Vereinigung Suleiman Pascha mit Ali Saib Pascha soll beute stattfinden. Gestern standen beide CorpS 2 Stunden von ein ander. Pari-, Freitag, 22. Jvni, Abends. (W T. B.) Das Zuchtpolizeigericht hat da- erstinstanzliche Urtheil, durch welches der Präsident des hi«ß-e« Municipalraths, Bonnet Duverdirr, wegen Be leidigung des Marschallpräfidenten zu ISmonatiger Gefäuguißstrafe verurtheilt wurde, bestätigt. Paris, Sonnabend, 23. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Einer verbreiteten Version zufolge hätte die Regierung als Zeitpunkt für die Neuwahlen zur Drputirtenkammer den 16 September fest gesetzt. Lem Vernehmen nach geht der diesseitige Bot schafter in Berlin, Vicomte de Gontaut Biron, am 26. d. zu einem mehrwöchigen Aufenthalte nach EmS Die „France" will wissen, daß der Admiral Prinz v. Joinville zum Commandanten de- Mittel- meergeschwader- ernannt werden würde. Versailles, Freitag, 22. Juni, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de- Senat wurde die Berathung de- Antrag- auf Auflösung der Depntirtenkammrr fortgesetzt. Nachdem sich Berthaud vom linken Centrum gegen den Antrag ausgesprochen hatte, erklärte der Minister des öffentlichen Unterrichts, Brunet: Wir werden keinen Staatsstreich machen; wir sind Vertheidiger einer gemäßigten Republik. Was die Frage der officiellen Candidaturen anbetrifft, so wird sich das Ministerium darauf beschränken, die wahren Freunde des Marschall- Präsidenten zu bezeichnen. Den Belagerungszustand wird die Regierung nicht zur Anwendung bringen, wenn sie von den Radicalen nicht dazu gezwungen wird. Was unsere auswärtigen Beziehungen anlangt, so ist keine Gefahr; Frankreich will den Frieden. Der wahre Grund des Cabinetswechsels vom lv. Mat sei der Fort schritt des Radicalismus gewesen, welchem Jules Simon nachgegeben habe, anstatt ihm entgegen zu wirken. Die Be merkungen Brunet's über die Haltung des früheren Justiz ministers Mariel in der Angelegenheit des Gerichtshofes von Besancon über die gemischten Commissionen riefen einen heftigen Zwischenfall hervor. Martel proteftirte und sprach sich aufs Neue ungünstig über die gemischten Commissionen aus. Brunet skizzirte darauf das Pro gramm des neuen Cabinets und betonte, daß das Ca- binct die gemäßigte Republik vertheidigen würde, deren Grundgesetze jedoch auch einer Revision unterworfen werben könnten. Zum Schluß ersuchte der Minister den Senat nochmals dringend, der Auflösung der Kam mer seine Zustimmung zu ertheilen. Der Senat ertheilte mit 15V gegen 13V Stim men der Auflösung der Deputirtenkammer seine Zustimmung. Rom, Freitag, 22. Juni, Abends. (W. T B.) Der Papst bat in dem heute abgehaltenen Con- fistorium 3 Bischöfe für Italien, 3 Bischöfe für Spanien, die Erzbischöfe Mihalovic in Agram, Kutschker in Wien und Paroccki in Bologna zu Cardinälen und Apostrni zum Patriarchen von Venedig ernannt. London, Sonnabend, 23. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern hat rin CabinetSrath stattaesunden. Später hatte der Premier Earl of Beaconsfield eine Audienz bei der Königin Die Gerüchte, daß der Schatzkanzler künftigen Montag im Unterhause einen Ertcacredit von 2 Millionen Pfd. Sterl, für allgemeine kriegerische Vorbereitungen beantragen werde, gewinnen, „Reuter'S Office" zufolge, an Confistenz. Malta, Freitag, 22. Juni. (W. T. W) Da- deutsche, auS den Panzerschiffen „Kaiser", „Deutsch land", „Friedrich Karl" und „Preußen", sowie dem Aviso „ Kalke" bestehende Geschwader ist gestern Abend hier eingetrossen. St- Petersburg, Sonnabend, 23. Juni. (W. T B.) Der „GoloS* bespricht die Möglichkeit der Erwerbung des SuezcanalS durch England und sagt: Rußland würde weniger, als die anderen Mächte eine solche Eventualität bindern wollen; denn in sol chem Falle würde es die Möglichkeit finden, die orien talische Frage in einem mit Rußlands Interessen am meisten stimmenden Sinne ungehindert abzuschließen. Die anderen Mächte würden die Angelegenheit anders deurtheilen; dies berühre aber Rußland nicht. Die continentalen Mächte könnten auf Rußlands Mitwirken nicht rechnen, weil der Uebergang des Suezcanals in die Hände Englands Rußlands Hände freimachen und es von der Nothwcndigkeit entbinden würde, seine Actionsfreiheit zu hemmen, um nicht die Befürchtungen anderer Mächte zu erregen, welche ihre Neutralität Ruß land zuweilen sehr theuer verkauften. Zu bemerken ist, daß der „GoloS" zwar das verbreitetste russische Blatt ist, aber zu Mitthei- luugen von maßgebenden Stellen nicht benutzt wird. Bukarest, Freitag, 22. Juni. (Tel. d. Polit. Corr.) Vorgestern Abend feuerten die türkischen Batterien in Turtukai einige Mal auf Oltenitza. Gleichfalls vorgestern beschossen die rumänischen Batterien in Brket einige auf dem gegenübrrliegen- den Ufer im Marsche befindliche türkische Jnfan- teriecompagnien, welche auseinander liefen. Fruttletom Rrdigirt von Otto Banck. *) Unter de« Titel „Frühlia-sta-r in Florenz - hat «Uh« Ren« ei, lesta-werthe- nnd uvterdaUenves Buch cß«i S Schottländer in BreSlau) erscheinen laßen, aus d-fleu Serth wir durch Prob« ausm-rNam »tchten E» enthalt dieselbe eine iw-- ch nd talentvoll« Rntnttchilderunq verbnnde«, »it «m«r italienischen zenredlid pichen Scenrrie? Ein Gewitter in Aiesole. Bon Arthur Rens.*) Es stand rin sonniger Frühlingsmorgen über der schönen Arnostadt, als ich von der Carrajadrücke in die vi» vign» nuov» einbog. Schon zogen klingende Maul- rselkarren und schreiende Tabuletkrämer langsam durch die Gaffen von Florenz und vorüber, wie besessen rannten die Menschen, als gälte es, ihrer Seelen Seligkeit zu retten. Da saß der Zritungsverkäufcr mit der schwar zen Manchesterjacke und dem breiten Calabresrr am Sockel deS Palazro Strozzi und brüllte mit Stentor stimme sein unablässiges „Ouruott» ä'Itali»! — ko- pvlo äi krrsars l" — Ihm gegenüber an der Ecke der vi» I'ornubnoni hatten die Blumenmädchen ihren bun ten Markt aufgeschlagen. Da waren weiße Tazetten und buntfarbige Tulpen, blutrothe Geranien und die prachtvollsten Veilchen und Rosen neben einander auf- aestaprlt und zwischen dicken Büschen blauer und weißer Syringen lagen kleine Bouquets au- Feldblumen und Kränze auS blauen Cyanen und rothen Klatschrosen ge wunden — Florenz heißt ja doch „die Blühendei* — Schon von ferne quoll mir betäubender Dust entgegen und wie ich um die Ecke bog, flatterte ein ganzer Schwarm junger Mädchen auf mich zu. Es waren schlanke geschmeidige Gestalten in kurzen Spensern und breiten Strohhüten. Jede hatte einen Strauß in der Hand und jede trug ein zierliches Körbchen voll Blu men am Arm. Sie sagten nichts, sie lächelten nur und mit diesem feinen schalkhaften Lächeln auf den Lippen traten sie vor mich hin, hielren mir ihre Blumensträuße entgegen und sahen mich an mit ihren warmen däm mernden Gazellenaugen. Schön waren sie nicht — die Schönheit der Florentiner Blumenmädchen ist eines jener tausend und aber tausend Märchen, die von den Rei senden jenseits der Alpen erdichtet und diesseits der Alpen geglaubt werden; aber graziös waren sie alle in ihren kurzen schwarzen Jäckchen über den weißen Mie dern und den breiten goldgelben Strohhütm über den dunklen Haarflechten; sie kamen mir vor wie verblaßte Schmetterlinge, die einstmals schön und farbenprächtig gewesen sein mochten, die aber losen Buben ins Garn geriethen und in ihren Netzen sich den Staub von den Flügeln flatterten. Erst wenn man den Domplatz hinter sich hat und durch die M äs' bl»rl«lli in die Cavourstraße ein- btegt, wird's stiller und leerer. An die Stelle der Kauf läden und Schaufenster treten stolze Paläste mit breiten Fronten und hohen Portalen. Durch die weit geöffne ten Thorr blickt man in schattige Höfe mit glitzerndem Marmorgettfel am Boden und hohen vosquets blühen der Rosen um dir plätschrrndrn Springbrunnen in drr Mittr. Durch dir Etsenstäbe der Gittrrthore schimmert das lrdrrglänzende Laub des Lorbeers, der Myrthe und mannshoher Buxbaumheckrn, und über dir weißen Garten- maurrn ragt da eine dunklr Cyprrssr und dort eine Pinie oder drr weiße Glockrnthurm rtner versteckten Klosterkirche. So grlangt man unversehens in« Freie. Am „Oiaräino pudblico" entlang gehend, schlug ich hinter Porta-San-Gallo den Weg ein, der immer im Thale des Mugnone hin langsam bergan führt. Die Lust war schwül und das Licht der Sonne hatte jene stechende Wärme, die immer ein Vorbote von nahem Regen ist; schwarzblau, zum Greifen nah, standen die Apenninen vor mir im Norden/ und hinter mir im Sü den zogen sich schwere stahlfarbene Wetterwände zusam men. An Villa Palmieri, dem Schauplatze von Boc caccios „Decamerone* und dem Kirchlein San Domenico vorüber, Nimmt der Pfad hinter Villa-Mozzi einen steilen, cypressenbcpflanzten Berghang hinan. Das letzte Stück dieses Weges war so mühevoll, daß mir der Schweiß in dicken Tropfen auf die Stirne trat und ich froh war, als ich endlich die hohe Bergterrafle erreicht hatte, auf welcher Fiesole, das Fäsulä der alten Etrusker, erbaut ist. Ich trat ins nächste Albergo, bestellte bei der braunen Padrona, die mich an der Thüre empfing, eine kleine „Ooil»rione" und begab mich nach der Garten terrasse, die einen weiten Umblick auf Florenz, das ganze Arnothal und die umliegenden Höhen bietet. Vor mir längs der Mauer der Terrasse standcn Magnolien, Myrthen, Lorbeer und andere Gewächse, die in einer andern Zone heimisch sind. Zwischen ihrem dunkel glänzenden Blätterwerk hindurch fiel der Blick auf das lichtere Grün prachtvoller Edelkastanien und brritästiger Nußbäume; dahinter ragten schlanke Zypressen und thurmhohe Pappeln aus dem stlbergrauen Laubwerk de- Oelwaldes, der dir Gärten füllte, und dahinter ganz in der Tiefe dehnte sich das unabsehbare Häusermeer der Stadt mit seinen zahllosen Kirchenkuppeln und Glockenthürmen. Jenseits der Stadt, über dem lichtgr-nen Laubmerr der CaScinen, ragten die dunklen Cypressen von Monte-Oliveto wie schwarzumflortc Trauerfahnen und über dem Men hing stumm und düster d«r schwere bletgraue Gewitterhimmel und brütete Fruchtbarkeit. Immer dichter und fester zogen sich die Falten des dunklen Wolkenmantels zu sammen, der sich da oben langsam und lautlos über den Himmel ausgcspannt hatte; nur hie und da war noch eine kleine Insel lichten Aethers zwischen dem schmutziggrauen Gewölk zu sehen. Wenn durch solche Risse von Zeit zu Zeit ein Bündel langer Sonnen strahlen ins Thal bineinfiel, dann glitzerten die schrägen Schieferdäcker der Winzerhäuser und die weißen Wände ferner Bergkapellen phantastisch in der stechenden Sonne, die Blätter der Lorbecrbüsche glänzten nnd drunten in ferner Tiefe blitzte manchmal ein beleuchtetes Stromstück aus grünen Fluren auf, wie weißes Sprühfeuer. Aus dem unförmlichen Schornstein eines einsamen Winzer- HLuSchens quoll eine blaue Rauchwolke; sie wollte sich erheben, aber sic vermochte es nicht — es war, als ob die schweren Wolkenmassen, die am Himmel hingen, sie immer wieder niederdrückten, daß sie von dem glitzern den Hüttendache durch den glitzernden Oelwald und die hohen Cypressenstämme mit vem matten Südwino, der sie trieb, immer am Boden hinkriechen mußte, langsam, träge wir eine fraßesmatte Schlange. Und wie der blaue Rauch unten am Boden hinkroch, bald die lichten Wipfel der Oelbäume, bald die dunklen Stämme der Cypressen mit seinen leichten ziehenden Schlcierstrrifen verhüllend, so krochen oben am Himmel und an den Flanken der Berge hin dunkle geringelte Wolkenschlan gen, schwarze Schalten und aschfarbene Dämmerung über daS Thal breitend. Blutrothe und fahlgelbe Lickter schlichen durch die Dämmerung und legten phantastischen Widerschein auf die grauen Mauern der Klöster und die weißen Wände der Villen, dir das Thal umkränzten- Sonst war keine Bewegung in der ganzcn Landschaft. Kein Blatt zitterte, kein Ast schwankte — Alle- stand da in schwüler lautloser Ruh« — eS «ar, al- ob dft Jur orientalischen /rage. -j-* Wien, 2l. Juni. Die Gerüchte überstürzen sich. Eines meldet, der nach Wien berufene Feldzeug meister Baron Rodich werde seines Statthalterpostens enthoben werden, da die Regierung mit seiner Amts führung unzufrieden sei. Nein! sagt ein anderes, er ist zum Commandanten eines der zwei Armeecorps er nannt, die an der serbischen und türkischen Grenze auf gestellt werden sollen, und deren zweites dem General Mollinary anvcrtraut wird. Damit steht im Wider spruch, daß Rodich von Wien nach Marienbad zur Brunnencur gereist ist. Indessen sind die Gerüchte noch nicht zu Ende. Man erzählt, es sei die Anzeige hierher gelangt, die Russen würden, früherer Ver sprechungen nicht eingedenk, bei Kladowa die Donau passiren, um über serbisches Gebiet die türkischen Donau festungen zu umgehen und die tm kische Heeresaufstellung zwischen Donau und Balkan in der linken Flanke zu fasten. Ferner habe Graf Andrassy eine Note an die Pforte gerichtet, um dieselbe vor dem Weitervorrücken ihrer Truppen in Montenegro zu warnen. Vielleicht auf diese Gerüchte baut ein hiesiges Blatt, welches sonst gut beleumundet und nicht dafür bekannt ist, Sensa tionspolitik zu treiben, die Nachricht auf, daß im Süd osten zwei Armeecorps ausgestellt oder, wie ein anderes Wiener Blatt berichtigt, dort auf Bercitschaftsfuß, also auf halbe Kriegsstärke gesetzt würden. Man sagt aller dings, daß die Ereignisse manchmal ihren Schatten vor sich herwerfen und daß dies auch hier der Fall sein Gestern Morgen feuerten die türkischen Bat terien in Ruftschuk 24 Schüsse gegen Giurgewo, ohne daß die Russen daS Feuer erwiderten. Zwischen Widdin und Kalafat entwickelte sich gestern eine stärkere Kanonade, indem die rumä nische Artillerie die Errichtung neuer türkischer Batterien verhindern wollte und auch ihren Zweck durch Zerstörung der bereit- begonnenen Arbeiten erreicht bat. Bei diesem Anlass» geriethen in Widdin einige Häuser durch die rumänischen Pro- jectilr in Brand. In Kalafat wurden 7 Häuser durch die türkischen Granaten arg beschädigt. Gegen 6 Uhr Abend- nahm der Kampf ein Ende. Bukarest, Freitag, 22. Juni, Abend-. (Tel. d. Neuen freien Presse 1 Mehrere Recoano-cirungrn haben bei Ghecrt stattgefunden. Gestern über schritten 200 Russen in Barken die Donau bei Galacz. Bemerken-werth erscheint, daß da- jen seitige Ufer von den Türken mcht beseht ist. BraNa, Freitag, 22. Juni, AbendS. (Ageuce Havas.) 6000 Russen haben bei Galacz die Donau überschritten. Die türkischen Truppen am Mat- schincanal ziehen sich zurück. Eine authentische Bestätigung dieser Nachricht fehlt noch. Konstantinopel, Freitag, 22. Juni, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Agence HavaS" zu folge hat die Pforte heute den Vertretern der fremden Mächte eine Note übergeben, welche er- klärt, daß die Schifffahrt im Suezcanal für neu- trale Schiffe frei sei; die Pforte werde aber Maß- nahmen gegen feindliche Schiffe treffen. Von der Donau wird gemeldet, daß gestern ein lebhaftes Bombardement zwischen Widdin und Kalafat statthefunden hat. Die Russen wurden gezwungen, eine Insel gegenüber von Pirgo- zu räumen, welche von den Türken besetzt wurde. Depeschen vom asiatischen Kriegsschauplätze au» Erzerum bestätigen, daß sich Mukhtar Pascha bei Delibaba befindet. Athen, Freitag, 22. Juni. (Tel. v. Polit. Corr.) Dem Lrichenbegängniß deS k. k. österrei chisch-ungarischen Gesandter, Arhrn. v. Münch- Bellinghausen, wohnte der König bei.
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