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Dresdner Journal : 23.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187709234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-23
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1877
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^rsi 1877 Sonntag, den 23. September LdoLi»»»en1»pr»l»: Dres-nerIMmal Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. - Forwerg. Jur orientalischen /rage. ta ki WWWWWWWWWWWWD rd»Id 6« d«ut»ot»«n k«iod«i tritt ko«^ n»d ll. Abtheilung. Körner. de« Abonnements für das nächste Quartal, da bei verspäteter Bestellung die Nachlieferung voll- ständiger Exemplare nicht garantirt werden kann. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. sie gewissen Zielen zu und wird mein Enkel diese Ziele begreifen, ohne die Wege, welche sie bis dahin zurück gelegt, erforschen zu müssen? Wohin führt die nimmer rastende Production? Wird nach hundert Jahren ein Menschenleben hinreichcn, um alles Lesenswcrthe zu er fassen? Freilich, eine große Anzahl moderner Producte lebt wie die Eintagsfliege. Boni Meteor hat sie nicht den Glanz, aber die Kürze der Lebensdauer. Arthur Schopenhauer stellt unerbittlich fest, daß die meisten Bücher „besserungeschrieben* geblieben wären. Erdrückt das Verbältniß der guten zu den schlechten Büchern in den Ziffern aus 1:100,00). Trotz dieses Ansatzes wird man einsehen, daß selbst das Gute unter den literari schen Hervorbringungen nach zwei oder drei Jahrhun derten voraussichtlich einen derartigen Umfang erreicht haben muß, daß nicht leicht Jemand die Literatur, auch nur seiner eigenen Nation gründlich kennen wird. In China gilt bekanntlich Derjenige, der chinesisch lesen kann, als Gelehrter. Ich ahne die Zeit, da man in Europa den Fachmann, welcher die Titel der allerbedeutendsten Literatnrerscheinungen seiner Nation auswendig weiß, zu den Weisen des Volkes rechnen wird. Zur Zeit 'Napo leons 111. calculirte ein Franzose, der eben nichts Besse res zu thun hatte: ein Mensch, der täglich 14 Stunden lese, benötbige Ml) Jahre, um sämmtliche Bücher der kai serlichen Bibliothek zu Paris durchzulesen. Dabei sind nur die schon vorhandenen Bücher in Betracht gezogen, jedoch nicht die nachwachsenden, nicht daß Penelope in stiller Nachtstunde auftrrnnt, was sie deS Tages ge woben, nicht, daß die Literatur eiu Lsrtnnm mobil« ist, und wieder nur ein solches ihr dauernd zu folgen vermag in ihrer ewigen Rastlosigkeit. Ein Tropfen nach dem andern rollt in den Ocean des Büchermärkte-. Während ich tiN neues Werk kennen lerne ik da» nene Abonnements - ßinkadung. Auf das mit dem I. Oktober beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Journal-" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden in unserer Expedition (Zwinger- straße 20), für au-wärtS bei allen Postanstalten. Zn Dresden - Neustadt können Abonne- mentsbestellungen aus da- „Dresdner Journal" abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „EingesandteS" find die JnsertionSgebühren auf 50 Pf. pro Zeile sestgestellt. r» »MUI»» 4nt»«k« : dLbrUeb: . . 18 llicrd. Verordnung, eine Ernennung für die erste Kammer der Stände- Versammlung betr. Wir, Albert, von GotteS Gnaden König von Sachsen rc. rc. re. verkünden hiermit: Da durch den aus Anlaß des Verkaufs seines Gutes Unwürde erfolgten Austritt des Wirklichen Geheimen Raths Grafen von Seebach eine der K 63 der Ver- sassungsurkunde bei 14 bezeichneten Stellen in der ersten Kammer der Ständeversammlung zur Erledigung gelangt ist, so haben Wir zu deren Wiederbesctzung den Kammerherrn Otto von Schönberg auf Mockritz ernanut und zu dessen Beurkundung gegenwärtige Ver ordnung unter Vordruckung Unseres Königlichen Siegels eigenhändig vollzogen. Dresden, am 15. September 1877. (gez.) Albert. v. Nostitz-Wallwitz. 1-* Wien, 20. September. Ueber das Ergebniß der Konferenzen, die zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Andrassy in Salzburg stattgefun den haben, ist nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen, und dies wird selbst von Blättern zugrstanden, welche den Schein zu erregen bemüht sind, daß sie in die Ge heimnisse der Diplomatie tiefer und rascher, als andere Leute, eingeweiht werden. Schlüffe, freilich negativer Natur, werden sich vielleicht daraus ziehen lassen, daß das Wiener Cabinet unbedingt abgeneigt ist, aus seiner jetzigen Politik vollkommener Neutralität herauszutrcten, mit deren Resultaten zufrieden zu sein es bisher alle Ursache hatte. Ausnahmen könnten nur eintreten, wenn durch besonders wichtige Vorgänge, z. B. durch eine militärische Katastrophe auf der Balkanhalbinsel, die europäischen oder österreichischen Interessen in bedenk licher Weise gefährdet würden. Möglich aber ist eine solche Katastrophe nach beiden Richtungen hin, und man braucht daher nicht anzunehmen, daß Deutschland oder Oesterreich-Ungarn unter der Voraussicht gewisser für Rußland ungünstiger Ereignisse eine Besetzung von Congreßpolen plane, um die dortigen russischen Streit kräfte zu degagtrcn und auf dem Kriegsschauplätze ver wendbar zu machen, sei es auch nur, damit der allfällige Rückzug der Russen nach Rumänien gedeckt werde. Noch wird man wohl daran thun, zwei Thatsachen festzuhal- tcu: nämlich einerseits, daß der Dreikaiserbund nach wie vor unerschüttert fortbestrht, andererseits aber, daß un sere an der Orientfrage nahe und stark betheiligte Mo narchie aus politischen und kommerziellen Gründen eure Verlängerung des Krieges auf das nächste Jahr hinaus nicht wünschen kann, womit nicht gesagt sein soll, daß der gegenwärtige Augenblick einer Mediation günstig ist. Cattaro, 20. September. Von ihrem hiesigen Spe- cialbcrichterstatter erhält die „Pr." nachstehende Depesche: Der Fürst Nikolaus zog gegen Gacko. In Bilek fand man außer viel Proviant und Munition auch 3 Kanonen, wovon 2 Krupp'sche. Auch im Fort Prcsjcka war viel Proviant und Munition. Das Fort Odziua Poljana in der Duga wurde auch genom men. Bilek wurde verbrannt und die bewaffnete tür kische Besatzung nach Stolac cscortirt. — Man er- Aekanntmachung. Nachdem mit Genehmigung des Ministeriums des Innern die Vereinigung der Landgemeinden Glaubitz, Sageritz und Langenberg zu Einem Gemeindcver- bande erfolgt ist, so wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 14. September 1877. Ministerium deS Innern, Ragusa, Freitag, 21. September, Nachmit- lg«. (W. T. B.) In Trrbinje und allen tür men Ortschaften, welche sich dem Kürsten Riko- lau- unterworfen haben, ist der Belagerungszu stand proclamirt worden. Da- Bombardement von Gacko steht bevor. lnosratenpreloor k'ür Uso Kaum einer ^espLltensn kstit«ils SO kt. voter „kin^vsaadt- dis Teils VO Kt. Lrnekelneu: l'Lzlieb mit ^usimNiLs der 8oon- und KeierM»« Xbvud» kllr dsa tollenden 1»». bbrliok: 4 U»rk bO kt. z^mpel-o«-^ bin». -.mrsloo Xiuvmsril: 10 kt. NiMnmtlilher Theil Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 22. September, Nach mittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichs kanzler, Fürst BiSmarck, ist, von seinen beiden Söhnen begleitet, heute Mittag A1 Uhr hier ein- getroffen. Verordnung, die Veranstaltung einer Neuwahl für die II. Kammer der Ständeversammlung betreffend. Nachdem der Abgeordnete der H. Kammer der Stände- versammlung für den I l. städtischen Wahlkreis, Advocat Richard Ludwig in Leipzig, seinen freiwilligen Aus tritt aus der Kammer erklärt hat, macht sich die Vor- erfahrcn.... Man wird Lebensenihusiast aus geistigem Egoismus. Die Furcht vor dem Kommenden in Wissenschaft und Literatur ist nicht neu. Sie hat schon in bedeutenden Köpfen gespukt, und so mag sie auch im Gehirnkasten eines anspruchslosen Plauderers ihren Platz finden. „Der Tag ist vielleicht nicht mehr fern*, sagt Thomas Carlyle, „wo die ganze Erde die Schriften über Das, was auf der Erde geschehen, nicht mehr fassen kann und das menschliche Gedächtniß, verwirrt und überwäl tigt, aufhören wird, etwas zu behalten." Citiren ist nicht mein Lieblingsgeschäft, es erinnert an Freigebigkeit mit fremder Leute Geld, allein in manchen Fällen thut der Unberühmte gut daran, sich mit Aussprüchen eines Berühmten zu decken und diesen als Zeugen zum Wahr heitsbeweise aufzurufen. Ein Pendant zu dem Aus spruche des englischen Heldcnverherrlichers ist das Wort eines deutschen Culturhlstorikers: „Fast sehnt sich der Gelehrte in die guten einfachen Tage zurück, wo er noch in alle Pulstrungen des Denkens einblicken und eingreifen konnte, ohne sich in erdrückenden Stoffen zu verlieren."... Wie es Leute giebt, die aus Furcht vor dem Tode Leichenbegängnissen auswcicken, so gehe ich schöngeistigen Verlagskatalogen gern aus dem Wege, denn jeder von ihnen bedeutet mir unliebsame literarische Zukunftsmusik. Nicht, als bezweifle ich, daß auch künf tighin Werthvolles und Interessantes auf den Bücher markt gelangen werde, — nein, aber ich schaudere davor zurück, wie dieses Wcrthvollc und Interessante sich ver mehren wird, bis der einzelne Mensch, und sei er ein intellektueller Riese, endlich al- hilf und rathloses Zwerg lein der Literatur gegenüberst Herr muß. Oben schon nannte ich die Frage, die sich un- Strebenden auf die Lippen drängt: onouocxno tunäsm? Was endlich? Giebt rS für die Literatur einen Ruhr-, einen Höhepunkt? Kt-.ro Au- Schum la berichtet ein Telegramm, daß seit dem 1S d anhaltender Regen eingetreten ist, welcher die Wege fast unpasfirvar macht und die Operationen erschwert. Bukarest, Freitag, 21. September, Abend-. (W. T. B.) Gestern stu tz die rumänische Kavallerie abermal- mit Tscherkeffeu zusammen, schlug die selben in die Flucht und erbeutete eine Kahne. Lon sonstigen Gefechten liegt heute keinerlei Nach richt vor: in militärischen Kreisen werden wich- tigere Kcug-ereiguiffe erst in einigen Tagen al- bevorstehend angesehen. Konstantinopel, Sonnabend, 22. Septem- ber. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Hier verlautet von einem gestern früh bi» gestern Abend bei Biela stattgehabten Kampfe. Nähere- ist noch nicht be kannt. Eine dem Sera-kierate zugegangene De- pesche Mehemed Ali Pascha- meldet gleichfalls von einem gestern stattgehabten Kampfe. Athen, Freitag, 21. September, Abend-. (Tel. d. Dresdn. Journ^) Da-aesammte Cabinet ver bleibt im Amte. Ein neuer Conseil-präfident wird demnächst ernannt werden. New-Aork, Freitag, 21. September. (W. T. B.) Die durch den anhaltenden Regen hervorge- rufenen Urberschwemmungen haben in Chattan- nooga, wie in dem Thale deS Blackwarrior (Ala- bama) die Baumwollernte vernichtet. Gegen 30,000 Ballen sollen zerstört sein. Cetinje, Freitag, 21. September. (Tel. d. Presse.) Die Montenegriner Haden nunmehr auch die Kort- Nordrrn und Zloftuz im Dugapaß erobert und dabei 160 Gefangene gemacht. Per Dugapaß ist nunmehr vollständig in der Monte negriner Hand. (Vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage" unter Cattaro.) Pari-, Sonnabend, 22. September. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Da» „Journal officiel" veröffent- licht das Decket, durch welche» die Wahlcollrgien auf den 14. Oktober zur Vornahme der Deputir- tenwahlen, sowie ein andere» Dekret, durch wel- che» der Senat und die Deputirtenkammer auf den 7. November zu einer außerordentlichen Session einberufen werden. Der Maire von Versailles, Rameau, hat seine Stelle niedergelegt und seinen desfallsigen Ent schluß mit dem Inhalte de» vom Marschallpräsi- denten erlassenen Manifeste» motivirt. Rom, Freitag, 21. September, Nachmittag». (W. T. B.) In dem heutigen Consistorium wurde der Cardinal Pecci zum Camerlengo ernannt; außerdem wurden mehrere italienische und aus ländische Bischöfe ernannt. London, Sonnabend, 22. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der russische Botschafter, Graf Schuwalow, ist von seinem Besuche bei dem StaatS- secretär de» Aeußern, Earl Derby, in KnowSley hierher zurückgrkehrt. Der „Standard" meldet, daß vier große Lon- doner Firmen aufgefordert worden sind, Offerten einzureichen für die Submissionölieferung von eiser nen Baraken, welche nach Bukarest zu liefern und für 100,000 russische Soldaten bestimmt sind. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Professor Robert Kummer zu Dresden das Ritter kreuz I- Classe vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König hat allergnädigst geniht, dem herrschaftlichen Oberförster Prasse zu Ruppers dorf das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Vrvodovr donrnat»; U»»d«U->»7U»-wi«» kr»»ktur1». U.: Lamenet«« L ka-ter8«rU» V>«»-NEi»u»- ». U NLoed«»: Sttd ktoise, N.rU»- Lr-W«»: L LÄUotte,- Stuns«n'« tiüist»»; vd«w»1t»: ?>. keNAt,- kr»»kkurl «. U . L o. 0. Hi« 8ucbd, üvrUt». , U»ui»o-»r: O. Sekünte-, - LsrUo ?r»»kturt » N 8turt»»rt: /)ai«de t öo, s-mdur»- A^teud^en, Vi»»: ^t. t-ppetit. Uvr»n«»vb«rr Lrpvdition dv» Urssdosr Journal«, I>ru«deu, Tvivxsrstnrs»« Xo. 2V. Täglich wird Neues geschaffen, täglich geschieht Neues, um schwarz auf weiß verzeichnet zu werden — Alles, was die Vernunft erfassen soll, nimmt immer größere Dimensionen. Wächst aber auch die Vernunft mit ihren Aufgaben? Wächst der Tag über seine traditionellen vierundzwanzig Stunden hinaus, auf daß der Sterbliche für die Erfüllung umfangreicherer Pflichten Zeit ge winne? Nimmt die physische Kraft der Menschen zu, um sie zum Ertragen immer steigender Strapazen zu befähigen? Nichts von Alledem... So ists erklärlich, wenn Derjenige, der sich in irgend einem Zusammen hänge mit der Literatur weiß, manchmal mit entsetztem Hinblicke auf buchhändlerische Neuigkcitslisten ausruft: „quousyus tanäem?" Der Gebildete von echtem Schrot und Korn blickt ohnehin nur ungern in die Zu kunft. Er müht sich Jahrzchnde hindurch ab, mit Wer- ken des Zeitgeistes Schritt zu halten, und er muß sich sagen, daß eines Tages der Tod ihn abrufen wird, viel leicht gerade, wenn die Morgenröthe einer neuen Erfin dung, einer neuen Kunstcpoche, einer neuen Richtung der Poesie heranbricht. Ich fürchte den Tod nicht. Aber ich bin Mechaniker, und die Idee, daß ich bewußtlos vermodern werde, während der erste lenkbare Luftballon von Berlin nach Wien verkehrt, bereitet mir tiefes Ent setzen. Könnte ich für eine Stunde auscrstehen, um die sem Triumphe beizuwohnen, so wollte ich ruhig sterbcn. Ich bin Literarhistoriker. Muß ich nicht wünschen, mein Grab verlaffen zu dürfen, wenn einmal der neue „Faust' eine- neuen „Goethe" erscheint, wenn ein an» derer Shakespeare wieder das Hohelied der Liebe singt, wenn der Erbe Dante Alighieri'» zum zweiten Male Himmel und Hölle durchschreitet? Nicht weil er aufhiren wird, zu sein, haßt der auf deS Geistes Höhe Stehende den Tod, sondern weil er schmerzlich voraus ahnt, von dem Besten, was er erstrebt und ersehnt, nichts mehr zu nähme einer Neuwahl in diesem Wahlkreise nöthig. ES wird daher deren ungesäumte Veranstaltung hierdurch angeordnet und als Tag der Abstimmung der 17. October 1877 festgesetzt. Zum Wahlcommissar ist Herr Bürgermeister Hennig in Grimma ernannt worden. Dresden, am 21. September 1877. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwih. Forwerg. wartet die baldige Uebergabe von Metokia, welches von den Montenegrinern cingeschlossen ist. Metokia ist zwar viel stärker, als Bilek, wird sich aber nicht halten können. — Im montenegrinischen Lager ist keine russische Artillerie; blos die 2 vor Kurzem eingeschmuggelten Kanonen waren aus Rußland, werden aber von montenegrinischen Aitilleristen bedient. Außer dem russischen diplomatischen Agenten ist überhaupt kein einziger Ruffe oder sonst ein Fremder als Mitkämpfer im montenegrinischen Heere. — Der scheinbare Widerspruch zwischen der be dingungslosen Uebergabe von Nik sic und dem freien bewaffneten Abzüge aller Niksicer Combattanten beginnt sich, wie man der „Polit. Corr." aus Cetinje schreibt, nach und nach aufzuklären. Letzterer scheint vom Für sten Nikolaus unter der Bedingung, oder doch in der Voraussetzung gewährt worden zu sein, daß unter diesem Eindrücke nicht nur das Fort von Prrsjeka, sondern auch die den Dugapaß entlang gelegenen und von den Tür ken noch besetzt gehaltenen Blockhäuser der ersten Auf forderung zur Uebergabe viel bereitwilliger Folge leisten würden, als es sonst der Fall wäre. * Bukarest, 21. September. Nach einem Tele gramm, welches der „Polit. Corr." unterm heutigen Tage von hier zugeht, haben die rumänischen Divisionen, welche am 18. September Nachmittags einen erfolglosen Angriff von Grivica aus auf die große türkische Cen- tralredoute vor Plevna gemacht haben, bei dieser Action 400 Mann an Todten und Verwundeten ver loren. Die türkischen Ncdoutcn und die Stadt Plevna werden unaufhörlich von den russisch-rumänischen Bat terien beschossen und erleiden sichtlich großen Schaden, ohne daß die Türken das Feuer erwidern. Man er klärt dies mit Munitionsmangel im Lager Osman Paschas. Thatsachc ist es, daß eine große, für die Armee Osman Paschas von Sofia auf dem Wege ge wesene MunitionS- und Proviantcolonne in Gefahr, von schwärmenden Kosakcnpulks aufgehoben zu werden, eiligst nach Nisch zurückgekehrt ist. Auch weiß man im russischen Hauptquartier, daß auf bringendes Verlangen Osman Paschas die Festung Widdin sämmtliche Ni- zambataillone der dortigen Besatzung eiligst nach Plevna zu einer Verstärkung absenden mußte, während in Widdin 200) Nedifs als Garnison zurückblieben. — Am 17. September fand bei Plevna auf der Straße nach Widdin zwischen einer rumänischen Cavalleriebrigade und irregulärer tscherkessischer Cavallerie ein Ge fecht Statt. Die Tscherkeffeu wurden mit Hinterlassung von mehreren Todten, Verwundeten und dem Verluste einer Art von Standarte in die Flucht geschlagen. (Die ses Gefecht dürfte dasselbe sein, welches nach einer De pesche des Bukarester Specialcorrcspondenten der „Pr." an dem Fluß Jsker, 4 Meilen in westlicher Richtung von Plevna, stattgcfunden hat.) — In einem Bukarester Telegramm der „N. fr. Pr." heißt es, daß Osman Pascha ohne Gefahr einen siegreichen Ausfall machen könnte, wenn nicht die rumänischen Truppen seine rechte Flanke bedrohten- — Nach einem Berichte der „Daily News" ist der russische Sanitätsstrb seit den letzten Schlachten ,so übe, häuft, daß die Verwundeten hilflos buchstäblich verfaulen. Vorerst wurde jeder ernstliche Angriff auf Plevna aufgegeben; angeblich soll er nach der Ankunft der Garden ausgenommen werden. Wie der Correspon- dent meint, dürfte derselbe ohne besseren Erfolg bleiben, da die Taktik und die Bewaffnung der Türken bei Wei tem bester sei; insbesondere sollen die Türken vorzüg liche Ingenieure besitzen, wogegen die Russen i icht eiu Brückenjoch ausbessern könnten. Zudem seien die Tür ken gleich gut verproviantirt und in gehobener Stim mung, wogegen die Russen bei dem Bewußtsein, daß, wenn sie infolge einer Verwundung fallen, sie hilflos umkommen müssen, muthlos geworden sind. — Der Bukarester Specialcorrespondent der „Pr." tclegraphirt: Das Schwergewicht der Situation liegt gegenwärtig nicht vor Plevna, sondern in Biela, wo hin die Mehrzahl der Verstärkungen dirigtrt wird, um Literarische Zukunft-musik. *) (Erste» preisgekröntes Feuilleton.) In meinen Büchern giebt es, wie fleißig ich auch lese, noch immer unaufgeschnittene Bände, und beim besten Millen komme ich mit den Rückständen nicht zurecht. Glaube ich die letzteren aufgearbeitet, so langen Pakete mit literarischen Novitäten an, und abermals muß ich es mir gefallen lasten, daß so und so viele vernachlässigte Druckwerke mich mit vorwurfsvollem Blicke anschauen. Wollten Autoren, Verleger und Drucker einmal eine längere Pause in ihrem Wirken eintreten lasten, so könnte der Zeitgenoste, der »u kait bleiben will, die Ruhezeit benützen, um das Vorhandene aufzuarbeiten. Es giebt keine solche Pause; da- biblische Wort von der Vermehrung, welche an des Ufers Sandkörner gemahnt, erfüllt sich in schrecklicher Weise an den Büchern, kein Buch ist zu schwach, um nicht rin anderes zu erzeugen, eder nicht in der Mesalliance mit einem anempfindenden Leser etliche broschürte oder gebundene Kinder zu gebären. In diesem rapiden Anwachsen des Lesematertals liegt nn unheimliches Moment; den Fachmann, der intime Beziehungen »ur Literatur hat, überkömmt es nicht sel ten, al» schöpfe er Master in rin Danaidrnfaß, als müsse er unter der Wucht rindringender RecenstonSexemplare ersticken, und liegt er im Fieber, so mag es ihn dünken, als lasteten vtermalhunderttausend Bände, die er unbr- dingt lesen muß, al» drückender Alp auf seiner Brust. *) Eigenthum d«S literarische, EenkalbnreanS in Vertin
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