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Dresdner Journal : 03.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187710035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18771003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18771003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-10
- Tag1877-10-03
- Monat1877-10
- Jahr1877
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- Dresdner Journal : 03.10.1877
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WS2«. ik« >v K«ieb« tritt ko«^ u»ck 8tewpe>L»odl»8 bi»»». I» ä—t—L« »«teL»: S Lürlick: . . zg XjLkrUek: 4 K»rk kokt. Lior^to« Xummero: 10 ?k. Ia»«r»t«»prol8er kilr cks» Ksom eiosr ^««pLlteQSi» kstit»»1s 20 1^1 Outsr „LivgssLvckt- äi« 2«lv KO kt. krsedetLva: iL^lick Mit Ausnskws cksr 8o»n- null ksisrt»go ^k«ock» kür ck«o kots«r><i«l ^»8 Mittwoch, den 3. October. DresdnerMmml. Verantwortlicher Redactenr: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. 1877 Ill8or»1«a»»»»liwv »u8«Lr(«r , Oommix»io»Lr ä»x l)r««ckoer ^ouro»I»; S»«durff-L«rU»-Vis» L»lp»>^ »»»«l-Sr„I»u ^r»»kkun « N.: L / N«rUo-Vtoll-Uamdur^- kr»^ - ^r»»2rarr ». N Uitoed«» >«rlu>: ä. /Corrocl:, Lr«w»u : >. Lc-üotte/ »r»»!«u: L't»»ssn'» Uürcmi; 0k«mull,: >>. koiA/,' rriulkkarr ». H: L'. ^aeAer'xvde u. t). ^/errinonn'sokv ttuckk., OörUti:/nv, Uiu»ov«r: O. LcLü««tcr, k»rii - N-rUo I>»»2kott » »l »tult,»rt: />a«k, L (/<,., S»mdur^: Lten-tAen, Vt«»: F/_ Oxpettt. Uvr»u8ssvder: künij-l. ^xj>cUition <iv» Drvsctoer ^our»»I», t)r««ivo, ^w>ll8sr8trll««s Uo. 20. Amtlicher Theil. Dre-den, 1. October. Sr. Majestät der König hat den zeitherigen Königlich Bayerischen Hofkapellmeister Prof. Or. Franz Wüllner zu München zum Kapell meister bei der Königlich musikalischen Kapelle zu er nennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. LageSgrschichtr. (Berlin. München. Prag. Paris. Brüssel. Haag. Koppenhagen. New-Jork.) Ernennungen, Versetzungen rc. im offen«. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviazial-Rachrichten. (Leipzig. Zwickau. Wils- druff. Wurzen. Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 1. October. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten Paris, DienStag, 2. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ler republikanische Wahlcomits für die Kandidatur Gr« vy'S im 9. Pariser Arrondiffe- ment, dessen Vorsitzender Gambetta ist, hat ein Schreiben veröffentlicht, welches Vertrauen und Sympathien für Grevy ausspricht und ihn formell als Denjenigen bezeichnet, der würdig ist, den Rang und den Platz ThierS' an der Spitze der französischen Demokratie und die Führung der Majorität der ehemaligen 363 Deputaten zu über nehmen. St. Petersburg, Montag, 1. Oktober, Abends. (W. T.B.) Ofsiciell wird vom asiatischen Kriegsschauplatz« auS Karajal vom 28. und 29. vor. MtS. gemeldet: Am 27. September eröffnete JSmail Pascha den Angriff auf der ganzen Linie der von den Truppen des Generals Tergukassow besetzten Stellungen. Unser rechter Klügel wurde von 12 Bataillonen bei Tscharuchtschi angegriffen. Nach längerm Kampfe wurden die Türken durch daS Kuban sche Regiment zurückgeworfen und 7 Werst weit verfolgt. Der Verlust der Türken ist sehr bedeutend. Unsererseits wurden der General lieutenant Dewell, der Commandeur deS Kuban'- schen Regiments, Oberst Kabenin, und 6 andere Offiziere verwundet, 4 Offiziere contufionirt. Außer dem hatten wir 16 Soldaten todt, 148 verwundet oder contufionirt. Jur orientalischen Frage. * Buda-Pest, 1. October. Auf die ersten alar- mirendrn Nachrichten von dem siebenbürger Putschversuch kommen nun andere, die jene als weit übertrieben darstellen und das Wahre an der Sache auf ein Minimum reducirt haben wollen. So hieß cs schon gestern, die anfänglichen Gerüchte hätten die Affaire über alles Maß ausgebauscht; und heute will die „Bud. Corr." auf Grund mehrseitiger Meldun gen „aufs Bestimmteste" versichern können, daß die ganze Angelegenheit keineswegs nennenswerthe Dimen sionen angenommen hat, und daß die Polizei vollkom men genügte, um der Agitation ein Ende zu machen; miliiärische Intervention sei gar nicht nothwendig ge wesen. Die genannte Correspondenz spricht auch Klapka vou jedem Verdachte frei, welcher in einer aus Paris Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. - Altstadt. — Am 1. October: „Ein Ring", Intriguenstück in 5 Acten von Char lotte Birch-Pfeiffer. Dieses mit anerkennenswerther Sorgfalt neu rinstudirte und auch äußerlich sehr elegant ausgestattete Drama gehört unseres Wissens zu den früheren Arbeiten der für das Repertoire auch heute noch unentbehrlichen Schriftstellerin. Ihre unebenbür- tigen Nachfolger scheinen, indem sie jeden irgend ver wendbaren Stoff «»ns göns dramatisiren, absichtlich bemüht zu sein, den Nimbus des sie zur Production anregenden Vorbildes immer wieder aufzufrischen. Der mehr und mehr einreibenden Lüderlichkeit gegenüber müssen der scenische Aufbau und die Durchführung der Charaktere bei der so viel Geschmähten heute geradezu Respect einslößen- Wie Humboldt von den Ehen der Franzosen sagt, daß sie »VOL Seonowis äs ek»1vur ge schloffen seien, so darf man von der Birch-Pfeiffer behaup ten, daß sie »vso Sconomio ä'ssprit schreibt. Aber indem sie uns in die hohen Gesellschaftskreise führt, respectirt sie den guten Ton derselben. Dieses Verdienst kann nicht genug betont werden, erfährt jedoch bei dem an possenhafte Urbertreibungen gewöhnten und durch alle Künste des Raffinements blastrt gewordenen Publlcums schwerlich die volle Würdigung. Die beiden Hauptrollen de- Herzogs v. Richelieu und der Herzogin v. Guise befanden sich bei Hm. Dettmer und Fräul. Ulrich in den besten Händen; die Leistung der Letzteren gipfelte in der Erzählung der Geschichte des Ringes. Auch Frau Wolff (Marquise v. Mortemar) und Fräul. vvtnand (Prinzessin v. CharolaiS) warm ganz an an die Redaction des „Ellenör" gerichteten Depesche die Nachricht von seiner Theilnahme an der geplanten Be wegung dementirt. In einem andern, von französischen Blättern veröffentlichten Schreiben führt Klapka die letztere auf die Träume einiger Enthusiasten und Neu linge in der Politik zurück. Nachdem die Türkei nicht von den materiellen Kräften Ungarns Nutzen ziehen kann, müfte sie zum Mindesten die moralische Unter stützung der gesammten ungarischen Nation genießen. Die „N. fr. Pr." erfährt noch folgende Details: Das meiste Geld für das Unternehmen (2000 Pfd. Sterl.) gab der bekannte englische Turkophile Butler-Johnston her. Das übrige Geld stellten die Türken zur Ver fügung. Dafür wurden angekaust: 1000 Martini gewehre, 50,000 Patronen, 400 Fez. Alles wurde con- fiscirt. Die übrigen Saisirungen, namentlich in Wien, betrafen für Rumänien bestimmte Sendungen. Von hiesigen Persönlichkeiten sind blos 2 als entschieden compromittirt bekannt, im Szeklerlande dagegen mehrere wohlhabende Leute. AuS dem Volk ist Niemand com promittirt, weil die Führer die Sache noch nicht be kannt gegeben hatten. In Siebenbürgen verlautet ge rüchtweise, es hätten mehrere Verhaftungen stattgefundcn. Belgrad, 1. October. Laut einem Telegramm der „Polit. Corr." wird in hiesigen offtcicllen Kreisen der nach auswärts verbreiteten Nachricht, daß der Eintritt Serbiens in die Kriegsaction bereits beschlossen wurde, auf das Entschiedenste widersprochen. Dagegen dürfte es sich bewahrheiten, daß die endgiltigen Beschlüsse der serbischen Regierung in der Kriegs frage zumeist von der Mission des eben erst eingctroffenen neuernannten russischen diplomatischen Agenten und Generalconsuls, des Staatsraths Pcrsiani abhängt. — Einem Telegramm der „Allg. Ztg." zufolge legte der Oberst Nikolic, gewesener Kriegsminilter, welchem das Kommando über das Javorcorps anver traut wurde, das letztere, angeblich weil ihm von Seiten des Kriegsministcrs mehrere Vorschläge in Betreff des Operaiionsplanes abgeschlagen worden seien, nieder. Bukarest, I. October. Der hiesige Spccialbericht- erstatter der „Pr." telegraphirt, in wohlunterrichteten Kreisen verlaute, daß der Zar die Absicht ausgesprochen habe, den Winter bei der Armee zuzubringen. Die Ankunft der Kaiserin, als obersten Protectorin des „rothen Kreuzes", wird als wahrscheinlich bezeichnet. — Der Bukarester Korrespondent der „Nordd. Allg. Htg." berichtet in einem vom 26. September datirten Schreiben über eine Audienz beim General Totleben. Aus den Aeußerungen des berühmten VertheidigerS von Sebastopol gewann er die Ueberzeugung, daß an ein Zurückgehen der russischen Armee in die Win- terquarticre noch nicht gedacht wird, sondern im Osten oder Westen des ausgedehnten Kriegstheaters ein ent scheidender Schlag zu gewärtigen steht, von dessen Aus- gange erst ein eventueller Rückzug abhängen dürfte. — Nach einer der „Polit. Corr." vorliegenden Meldung aus Bukarest vom 1. October sind die in den letzten Tagen verbreitet gewesenen Angaben über vorgefallene neue Kämpfe zwischen der Armee des Groß- fürsten-Thronfolgers und der Armee Mehemed Ali's unbegründet. Osficiellen, bis zum 29. September rei chenden Mittheilungen aus Gornji-Studen zufolge hat sich auf dem Hauptkriegsschauplatze nichts Bedeutenderes zugetragen. (Allerdings aber sind die Russen den sich hinter den schwarzen Lom zurückziehenden Truppen Mehemed Ali's auf dem Fuße gefolgt, und dieselben haben sowohl bei Popkiöi als Katjchelewo mit den Türken Fühlung gewonnen.) — Von Kalafat aus haben die rumänischen Batterien am 30. September die vor Widdin ankernden türkischen Transportschiffe beschossen. — Auf rumänischem, im Donaubette gelegenen Terrain stellen türkische Abtheilungen aus der Festung Silistria die von den Russen im Jahre 1854 errichteten Ver schanzungen wieder her, von welchen aus Letztere die genannte Festung bombardirt haben. — Auf der nach Plevna von Rahova führenden Straße hat eine rumä nische Cavallerieabtheilung im Vereine mit russischen ihrem Platze. Der Gestalt Ludwig's XV. verlieh Hr. Nichelsen ein zu knabenhaftes Aussehen. Der Gold- schmied Pelletier des Hrn. Hänselei genügte; ebenso der Claude Michaud des Hrn. Matkowsky, welchen in einer wichtigen Scene sein Gedächtniß leider völlig im Stiche ließ. Recht angenehm in Erscheinung und Spiel war Fräul. Zipser als Aimöe, obgleich im Ganzen eine noch reichere und feinere Nüancirung zu wünschen übrig blieb. R. Gthr. »mourn äs I'kilipp«. Romanexcerpt nach Octave Feuillet (Fortsetzung za Nr. 228.) Jeanne ließ sich überreden, aber wer eigentlich Recht hatte, das war sie. Wenn ihr Cousin in den Sprech saal kam, so sah er in der That nicht die moralische Schönheit, er sah nur das ungeordnete Haar, die kurzen Nägel, die langen Gliedmaßen, die breiten Stiefel, die faltigen Strümpfe, und er selbst besaß so wenig an moralischer Schönheit, daß er die erhabene symbolische Seite all' dieser Dinge nicht einmal gehörig würdigen konnte. In der That, der Geist Philipp's war von ganz anderen Idealen eingenommen. Die Erfolge in den Schulen, seine poetischen Versuche welche von seinen Mitschülern bewundert wurden, hatten ihn einigermaßen verwöhnt. Er träumte von Ruhm und Ehre, er sah sich als einen der Helden in der glänzenden Welt von Paris, in der Welt voll Bewegung und Leben, und zitterte vor dem Gedanken, in der Provinz, in dem einsamen väter lichen Hause seine Tage zuzubringen. Als er deshalb zur Zeit der Ferien nach Hause zurückkehrte und sein Vater die trüb« Stimmung s«in«s Sohnes bemerkte, hatte er eine Unterredung mit demselben, in welcher der Plan Dragonern einen aus 80 Wagen bestehenden, mit Gerste und Weizen beladenen Provianttransport aufgehoben. Die Verproviantirung Plevnas gelang, wie englische Berichte jetzt klar herausstellen, lediglich durch sträf lich« Nachlässigkeit der russischen Generäle, vor- näalich Krilow's, der das Vorrücken von 2000 Fuhrwerken viel zu spät erfuhr und dann wegen Mangels richtiger Dispositionen kein einziges der- sellen abfing. Die Rumänen waren geschickter und finzen seitdem 80 Fuhrwerke eines zweiten Convois. Der Korrespondent der „Daily News" telegraphirt: Die Russen beschießen Plevna zeitweilig mit Mörsern, liegen aber sonst müssig, während die Rumänen ihre Lauf gräben rührig gegen die zweite Grivicaredoute poussiren urd schon ihre vierte Parallele begannen. Sie wollen diese bis auf 90 Fuß von der Redoute poussiren, bevor sic den Sturm beginnen würden. Wenn die Rnssen gleich tüchtig arbeiteten, dann würde Plevna vor Ablauf zweier Wochen unterliegen, aber sie sind absolut plan los und kopflos, warten auf Verstärkungen, die lang sam eintreffen und schließlich die während der zwei letzten Monate entstandenen Lücken doch nicht ganz ausfüllen werden. Die hilflose Lage einer so prächtigen Armee sei ohne Beispiel in der Weltgeschichte. Mittler weile unternahmen die Türken noch nichts gegen die rumänischen Laufgräben; sie minirten aber vielleicht die Redoute, um sie im Nothfalle in die Lust zu sprengen. Dem „Daily Telegraph" zufolge lautet das Gutachten des Generals Totleben, welcher soeben an Stelle des Generals Zotow dem Fürsten Karl von Rumänien beigegeben worden ist, dahin, daß sehr ausgedehnte Belagerungsoperationen gegen Plevna von Nöthen sind. Durch die Ernennung zum Chef des Stabes des Fürsten Karl wird Totleben in Wahrheit der Leiter der Ope rationen der russisch-rumänischen Armee gegen Plevna. Man wird wohl nicht irren, wenn man annimmt, daß nun die Angriffe auf die verschanzte Stellung Osman Paschas einen anderen Charakter erhalten und die Belagerungsarbeitcn an Stelle der Stürme treten werden. Die Eisenbahn von Giurgewo nach Siminitza soll in 6 Wochen fertig werden. Die Russen vor Plevna leiden arg durch Krankheiten; ihre Verpflegung war durch den Morast während der letzten Tage eine mangelhafte. — Die „Polit. Corr." ist in der Lage, den authen tischen Wortlaut der neuesten, vom 22. September datirten Depesche des rumänischen Ministers des Aeußern an die rumänischen Agenten im Auslande über die auf den Schlachtfeldern begangenen türkischen Grau samkeiten zu veröffentlichen. Die Depesche lautet in der Uebersctzung des officiösen Organs, wie folgt: Seit Beginn des Krieges, welcher Bulgarien zum jetzigen Schauplatze hat, und lange bevor die rumänische Armee in diese Provinz eingerückt ist, habe ich Ihnen behufs Mitlhei- lung an das Cabinet von ... . angekündigt, daß die tür kischen Militärbehörden jenseits der Donau beschlossen haben, den in ihre Hände fallenden rumänischen Verwundeten und Gefangenen weder Gnade noch Barmherzigkeit zu gewähren. Das Ministerium von Konstantinopel beeilte sich damals, diese Tbatsache zu bestreiten und ich meinerseits habe den Ereignissen die Sorge überlasten zu sollen geglaubt, in diesem Punkte die formelle» Erklärungen der hohen Pforte zu demen- tircn Unglücklicher Weise hat sich meine Voraussicht nur zu sehr gerechtfertigt. Ich habe Sie, Herr Agent, durch eine Depesche vom von dem unmenschtischen und ungesetzlichen Verfahren ver- ftäodigt, welches die türkischen Militärautorrtäten gegen unsere Verwundeten und unsere Ambulanzen in Plevna beobachten. Mit jedem Tage aber steigern immer empörendere Thatsachen die allgemeine Entrüstung Indem ich den Abscheu theile, welchen sie allen Jenen einflößen, die Zeugen derselben sind, kann ich mir es nicht erlassen, ohne die geringste Verzögerung zur ein- zigen Aussicht auft eine mögliche Abstellung dadurch meine Zuflucht zu nehmen, daß ich den Signatarmächten der Genfer Convention die barbarischen Verletzungen bekannt gebe, wel- cher sich die türkischen Anführer und Soldaten ieden Tag schuldig machen. Auf dem Schlachtfelde von Grivica sind am 18. Septem ber der Major Nikolaus Joan und der Hauptmann Nastäse von der rumänischen Armee, welche zu schwer verletzt waren, um sich an einen sichern Ort zurückzieheu zu können, von den nach dem Rückzüge der kämpfenden Truppen eingelangten Baschi-Bezirks buchstäblich in Stücke gehackt worden. Im Uebrigeu bezeugen die wenigen rumänischen Verwundeten, der beiden Cousins, ihre Kinder mit cinandcr zu vcr- hcirathen, zur Sprache kam. Philipp erklärte seinem Vater mit gebührender Hochachtung, aber fest, daß er seine Cousine nicht hcirathcn könne, denn er liebe sie nicht. Er bat seinen Vater um Entschuldigung, wenn er ihn mit diesen Worten beleidige, aber er ziehe es vor, ihm die Wahrheit zu gestehen. „Auch ich", sprach der Vater, „muß zu dir sagen, entschuldige mich. Ich habe geglaubt, dir ein ruhiges, glückliches, nützliches und ehrenvolles Leben bereiten zu können, als ich die Hcirath beschloß. Mehr als je ist es nothwendig, daß Leute, wie wir in ihrer Hcimath weilen und sich da die allgemeine Hochachtung erringen. Abgesehen von den wirklichen Diensten, welche wir leisten können, liegt schon in unserer Gegenwart, in der Ucberlegenheit der Bekanntschaften und Beziehungen, in der Wohlanstän- digkcit unseres Lebens, in der Erinnerung, welche unser Name erweckt, ein Beispiel, rinc Autorität, welche eine Art von Unterweisung und Unterricht in dem Lande bildet. Wir gleichen jenen alten Thürmen, welche man hie und da in dem Lande wahrnimwt, die dem Wan derer auffallen, dem Landmanne bei seiner Arbeit vor Augen stehen, die große Menge unwillkürlich zu edlen Gefühlen, zu erhabenen Gedanken aufrufen. Nein, mein Sohn, wir Landedclleutc sind keine unnütze» Menschen!" Philipp versicherte seinem Vater, daß er weit entfernt davon sei, die Stellung der Edellcute auf dem Laude zu verkennen, daß er aber jum Erlaubniß bitte, seine Studien vollenden und in den Staatsdienst treten zu dürfen. Der Vater ertheilte ihm die Erlaubniß, um armte ihn, zog ihn an seine Brust und Beide schied«» bewegt. Dem Vater Philipp'- blieb es Vorbehalten, die traurige Nachricht seinem Cousin zu hinterbringen. Die Wirkung, welch« diesrlbe auf Gras Lropolo ausübte, war welche verstohlen vom Schlachtfeld« entweichen konnten, ein- müthig, daß sie Banden von Plünderern und Mördern nach Beendigung deS Kampfe- auf die Todteu sich stürzen sahen, nm sie zu berauben und zu verstümmeln, sowie auf die Verwundeten, um ihnen mit schrecklichen Martern den Gar- aus zu machen. Es ist demnach nicht mehr zu zweifeln gestattet, daß Acte solcher Art nicht nur geduldet, sondern sogar von de» Befehls habern der türkischen Armee autorisirt sind. Letztere- wird noch mehr dadurch bewiesen, daß die otto- manische Armee in Mißachtung aller von den europäische» Staate» in gesetzlicher Weise aewährte» humamtäreu Bestim mungen, ganz besonders da- Personal des „rothen Kreuze-" verhindert, semeS Amtes aus den Schlachtfeldern zu walten. Indem sie gewissermaßen unsere Verwundete» al- eine sichere Beute für ihre autorisirten Schlächter vorbehält, schießt sie absichtlich auf die weiße Fahne, und da in unsern Ambvlan- zen bereits 2 Krankenträger Opser ihres Muthes und ihrer Hingebung geworden sind, mußte angesichts der türkischen Po- fitionen jedweder Dienst des dort einem sichern Verderben ausgesetzten Saoitätspersonales, eingestellt werden. Es geht daraus hervor, daß die Leichname unserer Gefallenen dis zu diesem Tage unbegraben liegen. Es sind dies von mehrer» ausländischen Militärattaches gesehene und constatirte Thatsachen, welche uns in die scheuß lichste Barbarei versetzen Es ist unmöglich, daß die der Genfer Convention beigetretenen Staaten sich darauf beschrän ken, von solchen schändlichen Vorgängen nur einfach Act zu nehmen. Indem ich an die erhabenen Gefühle der Humanität und die menschliche Achtung appellire. welche die Regierung stets bekundet hat, bei welcher Sie, Herr Agent, beglaubigt sind, hege ich die Hoffnung, Dank dem Drucke der fremden Mächte, die türkischen Behörden bald wieder in die Bahn der Verträge einlenken zu sehen, welche sie gern vergesse». Ich kann nicht genug aus die empörende Wirklichkeit der Acte Nachdruck legen, welche ich oben anfübre; sie würde nach meiner Ansicht eine formelle Erhärtung durch eine internationale Commission verdienen, und die rumänische Regierung ist die erste, eine ernstliche Untersuchung über das schuldvolle Treibe» der tür kischen Militärbehörden auzusucheu. Belieben Sie demnach. Herr Agent, Sr. Excellenz dem Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu diesem Zwecke die gegenwärtige Note vorzulesen und ihm davcn Ab schrift zu geben. Genehmigen Sie, Herr Agent rc. rc Cogolniceavo- TifliS, 30. September. Die „Pr." erhält von ihre»» Specialberichtcrstatter auf dem asiatischen Kriegs schauplätze nachstehende Depesche: Gegen den General Andronikow wurde ein Attentat ausgeführt. Der Attentäter wurde gefangen und mit Ejub Aga, welcher die muhamcdanischen Einwohner zur Auswanderung be wogen hatte, hingerichtet. — Zur Erleichterung deS Armeetrains wurden die Rationen der Soldaten um ein Drittel vermindert; das entzogene Drittheil wird in Geldbeträgen reluirt. — Der Tifliser „Kawkas" berichtet über eine Re volte Folgendes: In einigen Auls des mittleren Daghestan (auf dem Nordostabhangc des Kaukasus) bemerkte man seit einiger Zeit unter der Bevölkerung eine Gährung, welche immer mehr und imehr anwuchs und ihren Gipfelpunkt darin erreichte, daß am 10. Sep tcmber eine Schaar von Bergbewohnern bei der Geor- giew'schen Brücke einige russische Handwerker überfiel. Es entspann sich ein hartnäckiger Kanipf, wobei natür lich die Russen den Kürzeren ziehen und die Flucht er greifen mußten. Die Meuterer setzten sich darauf in einem Thurm fest, aus welchem sie erst von einem aus Gunib herbeigeeilten Bataillon mit 2 Geschützen ver trieben wurden, wobei sie 10 Todte verloren. Auf russischer Seite fielen 8 Soldaten und wurden ver wundet 3 Offiziere und 36 Soldaten. Tagesgeschichte. * Berlin, 1. October. Bei Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin sand gestern Nachmittag, aus Anlaß des Geburtstages der Kaiserin und Königin, im neuen Palais zu Potsdam Familientafel mit Umgebung Statt. Demnächst folgte eine Festlich keit, zu der auch die Zöglinge der Kaiserin Augusta- Stiftung geladen waren. — Dcr Bundcsrath, wel cher zum nächsten Montag (8. October) cinberufc» ist, hat bei seinem Zusammentritt zunächst die Neubildung dcr sieben ständigen Ausschüsse zu bewirken, von denen niederschmetternd. Er murmelte die Worte: „Das wird Jeanne tödten!" Glücklicher Weise war Jeanne, obwohl voll Gefühl, doch auch voll Muth. Als sie die traurige Nachricht vernahm, zeigte sie nicht ihren Schmerz, denn sie war zu stolz, die blutende Wunde den Blicken zu enthüllen. Sie schritt nur sinnend einher und ihr Leiden breitete eine Art von Schleier über das junge Antlitz Nie sprach sie von ihren fehlgeschlagcnen Hoffnungen. Allein, gleichsam um ihn zu trösten, batte sie die Gewohnheit angenommen, Herrn v. Boisvilliers wöchentlich ein Mal zu besuchen nnd wie ein guter Geist in dem Hause desselben zu walten. Als dcr Edelmann, von dirsen Aufmerksamkeiten gerührt, ihr seine Dankbarkeit aus sprach, sah sie ihn mit tiefer Empfindung an und sagte: „Ist cs denn nicht mcine Pflicht, Ihre Tochter zu sein, da ich die Ursache bin, daß Ihr Sohn Sie verlassen hat?" Herr v. Boisvillicrs ergriff die zitternde Hand des Mädchens und drückte voll Hochachtung seine Lippen darauf. Um diese Zeit verbreitete sich ein cigenthümlicheS Gerücht, welches Philipp v. Boisvillicrs betrat, in der Nachbarschaft. Ein Herr hatte von Paris eines finer Blätter mitgcbracht, welche sich ausführlich mit Thcater- neuigkeiten beschäftigen. Dieses kündigte an, daß auf einem der Pariser Theater ein Drama in 5 Arten auf- geführt werden solle, welches „Frökcgonde" betitelt sei und zum Verfasser Herrn Philipp v. Boisvillicrs habt. Diese Nachricht brachte eine außerordentliche Bewegung in den verwandten Häusern hervor. Der Vater Philipp's wurde am tiefsten davon ergriffen und er wäre es noch mehr gewesen, wenn er all die Neben- umstände gekannt hätte, die mit der Aufführung des Stückes seines Sohnes verbunden waren. Von allen Gattungen der Literatur zog die dramatisch« Philipp b«,
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