Delete Search...
Dresdner Journal : 08.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187712081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18771208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18771208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-08
- Monat1877-12
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 08.12.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
O 284. ad»»o »»«»tiprali r tkdrUod: . . lS N»rd. ^Mi-liek- 4 »tvd ÜO ?f Liorvlo« Kuwulvr»; IO kk. L«»»«a»ld 6«, kaied« tritt?o«t- mxi 8t»wpelru»ot>I»4i tüi»«a. ln»«r»t«uprel»or ?Lr Uso k»uw «wer ^«»p»ItSQSo ?«tit»ml« 20 ^t- votsr „Lu»K«»L<1t- ctw L«l« 40 kt. Lraedel»«» r I'LsIivk mit Xa»ll»bms äsr Soan- aaä ksi«rt»K« Xbvllä» kür ä«o toiKSlläso 1^. Sonnabend, den 8. December. Äres-uerZournal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. >877 I»»»r«tvo»aa»iim« »«»^>rt«: » Lr<»-<i«ett«', Oomwi—ioaLr 4« l)r«<iv«r 4oaro»I»; S»»diUU-r«rU»-Vi«» L ^0A<er, a«rU» -Vl«» ^nu»2wrr ». » >L»ek,» /t««i Lt»««- S,rU»: Z. , 7nva/xirn4«nt,' »-«»-» /c S-«,1»o: /> Lt«»-«»'» tlür«»»; 0d»«»1», : ». ^o»At,' knuOlkuN » ».: ^arse^icd« u. 6. 4/«-rmann'«ot>s öackk , SSrUt»: /nv-I-, S»»L«v,r: 0. ,8'c/»ü«r«-, ?«rt, L«rU» « «. - : Mattke L ^o., S»wtilrU: n. Vt«: Ft. Opp«t»t. Nvr»u8tsvd«rr Nüuikl. Lrpsäitioo ä«« Orsslloor lourruu», f Orvsäsa, /vio^vrstr»«« Ko. 2V. Inserate sür die Weihnachtszeit finden im ^IVre8tK»«r Journttl- eine sehr geeignete Verbreitung. Der Jnsertionspreis dekägt 20 Pf. für die Jnseratenzeite cder deren Raum. Bei mehrmaliger Wiederholung eines In serats wird ein entsprechender Rabatt gewährt. «V In Dresden - Reustadt können Jnse- rate für da- „Dresdner Journal" abgegeben wer den in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Abonnements-Bestellungen aus unser Blatt angenommen werden. Kimigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Rr. 20.) Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 7. December, Nach«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Abgeordnetenhause er klärte heute anläßlich einer Interpellation deS Abg. v. Tchorlemer Alst wegen der handelspoli tischen Verhandlungen Deutschlands mit Oester- reich Ungarn der HandelSminister Ur. Achenbach: Die Regierung würde zwar unter anderen Umständen selbst den Wunsch hegen, dem Hause Mittheilung zu machen; gleichwohl sei sie nicht in der Lage, weil die abgebrochenen Verhandlungen mit Oester- reich neuerdings wieder ausgenommen worden seien. Der HandelSminister betonte zum Schluß, daß diese Verhandlungen ausschließlich Sache deS Reichs seien. Wien, Donnerstag, 6. December, Abends. (W. T. B.) Bei der heutigen DiScusfion im Bud- getauSschuß der österreichischen Delegation über den mockus proeeSenäl der Berathung erklärte der Minister deS Auswärtigen, Graf Andrassy, daß die ungarische Delegation nicht im Stande sei, das Budget rechtzeitig zu erledigen, und sagte, rin gleichartiges Vorgehen beider Delegationen sei schon in Anbetracht der äußeren Lage wünschens- werth. Gras Andrassy fügte hinzu, die öffentliche Mei nung sei über die orientalische Frage nur wenig unter richtet; die »orzulegenden Dokumente würden die Ver gangenheit klar legen. Die österreichische Politik werde in ganz Europa als eine klare, zielbewußte anerkannt, dirselve gehe >m Einvernehmen mit den anderen Mäch ten vor; Oesterreich sei maßgebend in der orientalischen Frage und handle nur nach österreichischen Interessen. Or. Giskra sagt: Ob die auswärtigen Regie rungen mit unserem Minister des Aeußern zufrieden sind, ist für uns gleichgiltig; wir selbst wollen klar sehen. Graf Andrassy antwortet: Ihm erscheine es als Verdienst, wenn das Bild seiner Politik noch nebelhaft sei; dies sei besser, als die Schädigung unserer Interessen durch vorzeitige Aeußerungen. Der ungarischen Delegation machte Graf An draffy die Mittheilung, daß die gemeinsame Re- girrung von den Delegationen für kurze Zeit (3 Monate) eine provisorische Indemnität zu ver langen beabsichtige. Der Ministerpräsident Tisza ersuchtc die Mitglieder der Delegation, den diesbezüglichen Beschluß möglichst bald zu fassen, damit auch die Reichstagsdelegation sich bezüglich des Provisoriums entscheiden könne. Graf Andrassy theilte ferner mit, daß er beab sichtige, ein Rothbuch vörzulcgen, aus welchem die in den letzten Jahren befolgte auswärtige Politik beur- theilt werden könne; indcß werde die Vorlage erst in etwa 3 Wochen erfolgen können, da er für manche zu veröffentlichende Schriftstücke die Zustimmung der be treffenden Mächte einholen müsse. Die auf die Indemnität bezüglichen Vorlagen dürften voraussichtlich morgen von der Regierung eingebracht werden. Paris, Donnerstag, 6. December, Abends. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat Dufaure nach der abermaligen Besprechung, die derselbe heute mit dem Marschallpräsidenten Mac Mahon hatte, die Aufgabe übernommen, sich mit der Bildung eines neuen CabinetS zu beschäftigen. Wie eS scheint, dürste daS nen zu bildende Cabinet dem linken Centrum entnommen werden. DaS rechte Centrum lehnt eS ab, an dem Cabinet Theil zu nehmen, will dasselbe aber unterstützen. Die Majorität des Senats soll der gleichen Ad- ficht sein. Im Augenblicke finden Besprechungen Statt, um dem Cabinet die Majorität der Kam- wer zu sichern, und hat der Oomitö «lirectour der Gruppen der Linken den Wunsch auögedrückt. mit Dufaure direct verhandeln zu dürfen. Paris, Freitag, 7. December (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn den Reihen der Minorität der Depu- tirtenkammer, namentlich unter den Bonapartisten, herrscht große Unzufriedenheit über den Versuch deS Marfchallpräfidenten Mac Mahon, ein par lamentarisches Cabinet zu bilden. Dieselben er- klären bereits, daß sie nicht anstehen werden, mit der äußersten Linken gegen ein gemäßigtes Cabinet gemeinschaftlich zu operiren. Paris, Freitag, 7. December, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal deS DöbatS" erfährt, daß Dufaure hinsichtlich der Bildung deS neue» CadrurtS vollkommen freie Haud erhielt. Dasselbe werde rin homogenes sein und morgen constituir t werden. Versailles, Donnerstag, K. December, AbrnbS. (W. T. B) Sämmtliche Berichterstatter der Budgetcommisfion legten in der heutigen Sitzung der Drputirtenkammer ihre Berichte vor. Rom, Donnerstag, 6. December, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Dcpu> tirtenkammer begründete Ercole die von ihm ein- gebrachte Interpellation, betreffend die Beschlag nahme 2 italienischer Schiffe im Bosporus durch die türkischen Behörden. Der Minister des Auswärtigen, Melegari, be tonte in seiner Antwort zunächst, daß die italienische Regierung den Pflichten der Neutralität streng getreu bleibe, dabei aber gleichzeitig ihre Rechte und Interessen als neutrale Macht aufrecht erhalte. Der Minister er örterte sodann die Beschlagnahme der schiffe, wegen deren sowohl mit der Pforte, wie auch mit den anderen Mächten bereits wiederholt Mitthcilungen ausgetauscht seien, und erklärte, er glaube, das Recht sei auf der Seite Italiens. Da er aber noch nicht die Beweg gründe kenne, welche die türkischen Behörden zu ihrem Vorgehen bestimmt hätten, so müsse er sich jeder bezüg lichen weiteren Aeußerung enthalten. Angesichts der freundschaftlichen Beziehungen Italiens zur Pforte und unter Hinweis auf die Anstrengungen Italiens, der Türkei die Kalamität des Krieges zu ersparen, hoffe er zuversichtlich, daß die Pforte den Vorstellungen Italiens Gehör schenken und die Schiffe freigeben werde. Die Frage sei übrigens nicht so ernst, wie sie von den Jour nalen dargestcllt worden sei. Am Schluffe fügte Melr- gari hinzu: Indem Italien die Rechte der beiden scquestrirten Schiffe vertheidige, trete es für die Sache des Fortschritts und der allgemeinen Interessen ein, und würden dem zweifellos alle Mächte zustimmen. Eine weitere Folge wurde der Interpellation nicht gegeben. London, Freitag, 7 December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „TimeS" veröffentlicht eine« Brief aus Konstantinopel, von einer Persön lichkeit herrührend, welche einen Vertrauensposten bei einem hohen Würdenträger deS ottomanischen Reiches bekleidet. Dieser Brief, vom 29. No vember datirt, bebt hervor, daß die Türkei, an dem Erfolge ihrer Waffen verzweifelnd, sobald Erzerum gefallen und die Straße nach Adrianopel bedroht sei, einen Separatfrieden mit Rußland schließen wolle. ES heißt in dem Schreiben: Lieber den Russen freie Passage im Bosporus gewähren, als ihnen gestatten, auf Konstantinopel zu marschiren. Konstantinopel, Donnerstag, 6. December, Mittags. (W. T. B.) Vom Kriegsschauplätze in Bulgarien wird gemeldet: Eine von Saleh Pascha commandirte Division auS Osman Bazar ist gestern gegen KcSrova gerückt und hat eine Kanonade gegen den Feind eröffnet. Letzterer hat in der Nacht KeSrova geräumt und ist gegen Tirnova zu- rückgegangen. KeSrova ist darauf von Saleh Pascha besetzt worden. Tagesgeschichte. Dresden, 7. December. Beide Kammern hielten heute Vormittag öffentliche Sitzungen ab. In der Ersten Kammer erfolgte zunächst die Einweisung und eidliche Verpflichtung des durch königl. Ernennung der Kammer zugeordncten Frhrn. Bernhard v. Tauchnitz. Hierauf beschloß die Kammer nach einer kürzeren De batte einstimmig dem Anträge ihrer Deputation gemäß: 1) der königl. Staatsregierung die Ermächtigung zu crtheilcn, den § 38 al. 3 des Gesetzes vom 26. April 1873 vorgeschriebenen Termin, die Einführung des Turnunterrichts betreffend, sür einfache Volksschulen auf dem Verordnungswege bis auf Weiteres zu pro- rogiren; 2) die Petition des Schulvorstandes zu Wilschdorf und Genossen für erledigt zu erachten; 3) die Zweite Kammer zum Beitritt zu diesen Beschlüssen einzuladen. Nächste Sitzung: Dienstag. Die Zweite Kammer lehnte nach längerer Dis- cussion das Postulat von 400,000 M. für Errichtung eines neuen Seminars in Rochlitz ab, versagte sodann dem von der Regierung über das Grundstück Nr. 25 der Doßstraße in Berlin mit Vorbehalt der ständischen Genehmigung zum Zweck der Errichtung eines Gebäudes für die Zwecke der sächsischen Bundesbevollmächtigteu und der Gesandtschaft abgeschlossenen Kaufvertrag ihre Genehmigung und lehnte die zu diesem Kaufe, wie zur Errichtung des Gebäudes geforderte Summe von 780,000 M. zur Zeit ab. In der darüber geführten Discussion wurde in Ucbereinstimmung mit dem Depu- tationsberichte von den Abgg. vr. Schaffrath, Ackermann und vr. Stephani die Nothwendigkeit, früher oder später ein Gebäude in Berlin für den gedachten Zweck zu er bauen, aus Grund ihrer Erfahrungen ausdrücklich an erkannt und betont, daß nur die gegenwärtige finanzielle Lage des Landes sie dazu veranlasse, dem ablehnenden Votum der Deputation beizutrctcn. * Berlin, 6. December. Die Nachricht, daß ein Antrag Oesterreichs hier eingetroffcn sei, den Han delsvertrag in seiner jetzigen Fassung bis zum l. Juli k. I. zu prolongiren, bestätigt sich; dieser Antrag ist vorgestern Abend hierher gelangt. Eine dem „Hann. Cour." von hier zugegangene Correspondenz, in welcher bezüglich der Ausführungen über die Zollvertragsver- haudlungen mit Oesterreich-Ungarn behauptet ist, Fürst Bismarck habe dieser Tage die Sistirung aller Aus arbeitung von Gesetzvorlagen für den Reichstag ver fügt, wird heute von der „N. A. Z." als „unwahr" bezeichnet. — Nach der „Post" wird der Reichstag wahrscheinlich noch im Januar k. I. einberufrn; al- allerspätester Termin werde der l. Februar bezeichnet. — Wie das eben genannte Blatt hört, wäre zum l. Januar wieder «in veränderter Tarif fürTelrgramme zu erwarten. — Der Bundes rath hielt heute Nachmittag 2 Uhr eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz des Präsi denten des Rcichskanzleramts Staatsminister Hofmann, über welche die „N.-Z." Folgendes berichtet: Eine Vor lage, betreffend die Uebersicht der Ausgaben und Ein nahmen der Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen rc. für 1876, sowie ein Antrag Königreich Sachsens, be treffend die Erhöhung der Rübensteuer, wurde den Ausschüssen überwiesen. Ausschußanträge, betreffend den Besoldungs- rc. Etat der Reichsbankbeamten, die Einziehung der Noten der Rostocker Bank, wurden ge nehmigt und das Protokoll des Zoll- und Steueraus schusses vom 7. November d. I. zur Kenntniß genom men. Durch mündliche Ausschubberichte wurden erledigt: die Vorlage, betreffend die Statistik des Verkehrs auf den deutschen Wasserstraßen unter Annahme der (früher mitgetheilten) Anträge und die Angelegenheit betreffend die weitere Ausprägung von Einmarkstücken. Ferner stand zur Verhandlung rin mündlicher Bericht de- Rechnungsausschusses über die Vorlage, betreffend den Gesetzentwurf wegen Einlösung rc. der Darlehenskassen- scheine des vormaligen norddeutschen Bunde-. Den Schluß machte die Vorlegung von Eingaben. — Der „K. Z." wird von hier geschrieben: Eine bemerkenswerthe Annäherung der Regierung der Ver einigten Staaten Amerikas an Deutschland auf dem handelspolitischen Gebiete ist jetzt erfolgt. Wie aus einer diesseitigen Handelskammern zugegangenen Mittheilung amerikanischer Consuln erhellt, sind die in Deutschland angestcllten Beamten des auswärtigen Amts von dem Staatssecretär in Washington angewiesen wor den, Mittel ausfindig zu machen und sie ihm dann mit- zutheilen, welche eine Förderung der beiderseitigen Han delsbeziehungen herbeizuführen im Stande wären, wobei ausdrücklich hinzugefügt ist, daß es sich hierbei um Maßregeln der Gesetzgebung, der Verwaltung oder Handelsuntrrnehmungen handeln könne. Man wkll hieraus schließen, daß eine Aenderung der amerikanischen Zollpolitik im Bereiche der Möglichkeit liegt. — Der „K. Z." schreibt man: Das Entlassungs- gcsuch des wirkl. Geh. Rathes Ur. Herrmann als Präsidenten des Oberkirchcnraths wurde am Sonntag vor acht Tagen eingereicht, unmittelbar nachdem der Erlaß des Oberkirchenraths an die Berliner Synoden auf dem Landtage heftig angegriffen und vom Cultus- minister wenigstens nicht verthcidigt war. Allein die Ursache zu diesem Eutlassungsgesuche liegt tiefer. Kaiser Wilhelm, welcher wie sein Vater Friedrich Wilhelm III. an dem kirchlichen Leben lebendigen Herzensantheil nimmt, ist mit dem Gange, welchen die kirchlichen An gelegenheiten bei uns genommen haben, sehr unzufrieden. Davon hat der Präsident des Oberkirchenraths deutliche Beweise, obgleich doch der vielbesprochene Erlaß offen bar dazu bestimmt schien, Sr. Majestät eine Genug- thuung zu geben. Herrmann ist mit seiner versöhn lichen Richtung schon lange kampfesmüde und verzwei felt schier daran, das Schifflein der Kirche noch ferner durch Scylla und Charybdis hindurch zu steuern. Des halb sein Entlassungsgesuch. Man hat die Hoffnung noch nicht aufgcgeben, ihn zum Bleiben zu bewegen. II. Berlin, 6. December. Im Abgeordneten- Hause zeigte heute der Präsident zunächst an, daß von dem Abg Frhcn. v. Schorlemer-Alst eine Interpellation eingebracht worden ist, betreffend den Stand der Ver handlungen mit Oesterreich behufs Erneuerung des Handelsvertrages von 1868, desgleichen von den Abgg. Krech und Genossen ein Antrag, betreffend die Veruut- Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 6. December: „Großstädtisch", Schwank in vier Acten von I. B. v. Schweitzer. Des verstorbenen Verfassers Stücke sind nicht nur im scenischcn Entwurf und ihrer leichten Skizzirung der Charaktere überall talentbekundend und selbst da anregend, wo man sich mit dem Geschmack und der zu raschen Hand des Autors nicht einverstanden erklären kann, sondern sie haben für den Schauspieler noch ganz besonder- den Vorzug, sich leicht und gefällig fpielen zu lassen. Das Dankbare für die Darsteller wird noch durch eine wirkungsreiche Situationskomik ge steigert, die vor der Rosen'schen, Moser'schen u. s. w. den Vorzug hat, glaubhafter und minder unnatürlich herbeigeführt zu fein. Diese Eigenschaften zeigen auch bet unS in der eifrigen und wohlgestnnmten Aufführung von „Graßstädttsch" ihre guten Einflüsse. Die Ge- sammtleistung erfreut durch eine kecke Stimmung. Die Aufführung würde sich noch etwas glücklicher gestalten lassen, wenn die beiden jungen Mädchenrollen Paula und Charlotte jene von Frl. Zipfer, diese von Frl. Both, statt umgekehrt, gespielt würden. Auch hat der Verfasser wohl im Buar gehabt, daß der Stu dent Fritz, der nun in den heiligen Ehestand tritt, bet aller Keckheit ein wenig gereifter dargrstellt werden soll, al- ihn Hr. Hagen äußerlich und innerlich zeichnet. Man darf auf der Bühne wie im Leben dem glücklich überstan denen Doctorexamen für die männliche Reputation nicht zu viel zumuthen. Hr. Engelhardt zeichnet seinen Adolar aus Selters sehr ergötzlich nach dem Leben. Er wurde recht erfreu lich unterstützt von der Debütantin, Frau Berg, welche als neuengagirtes Mitglied zum ersten Male austrat und zwar in der Gattin Adolar's, Lieschen Liebctreu. Ihr Charakterbild ist maßvoll, sorgsam durchgcführt, und der Ausdruck des Provinziellen paßt gerade hier als eine treffende Farbe. Die Darstellerin hatte ent schieden gelungene Uebergänge und bekundete einen ge übten Blick sür die Situation; auch erleichterte sie das Ensemble dadurch, daß sie sich nicht in den Vorder grund drängte. Von Hrn. Formes, der ebenfalls sein Debüt hatte, kann man in seiner Rolle des Buchhändlers Mackedei die gute Maske und temperamentvolle Bravour nicht übersehen; ebensowenig aber auch einen in den Effecten sehr grob und äußerlich gehaltenen Possenton, der sich mit Vorliebe zur Crricatur hinneigt. O. B. Ausstellung der AlbertvereinSlotterie. In ihrer Mannichfaltigkeit und ihrem Reichthum will die Ausstellung weit öfters in Augenschein ge nommen sein; so ost man auch den Besuch wiederholt, immer wird man wieder eiwas Neues entdecken und von Neuem gefesselt werden. Und so hätten auch wir unserem Beruhte über die bereits durchwanderten Theile der Exposition noch so Manches nachzutragen. Von Maschinen und Wirthschaftsgegenstänven wären noch hervorzuheben: ein patentirter automatischer Dampf- kesselspeiseapparat von S. G. Cohnfeld in Zauckeroda, vier eiserne Geldschränke von A. Richter und Söhne, Etsschränke, Petroleumkochapparate in allen Größen, Thermometer und Barometer. Auch auf dir Reiselust unserer Zeit ist Bedacht genommen durch praktisch ein ¬ gerichtete Koffer, Decken, Feldstühle und Feldstecher und reich ausgestaltcte Necessaires. Ebenso sieht man schöne mit Perlmutter eingelegte Schatulle», und in tausend Farbcnnuanccn und der raffinirtesten Zusammenstellung, Toilettengegenstände aller Art: elegante Fächer, die luftigen Telegraphen zarter Verhältnisse, zierliche Käst chen mit den feinsten Handschuhen. Wer wünschte nicht lieber mit einer derartigen Schaf- oder Ziegen haut, als mit dem ungegerbten Mcnschenleder in Be rührung zu kommen. Daneben fehlt es nicht an passen den, hübschen Staffagen für den Schreibtisch, das Kamin u. s. w. und spaltenlang könnten wir berichten von den vorhandenen Ziergegenständen in Marmor, Bronze, Elfenbein, Holz und Leder, welche dem Comfort des Lebens entgegcnkommen und das Dasein veredeln, während sic cs verschönen. Doch die zahlreichen Zeit messer der Ausstellung rufen dem Berichterstatter zu, weiter zu gehen, um auch dem Juhalt der übrigen Säle gerecht zu werden- Trefflich ist für die Zeitrechnung durch die Lotterie gesorgt. 39 Glashütter Uhren von Lange und Söhne (im Werthe von 12,300 Mark) und 119 andere Uhren, Wanduhren und Chronometer von Rost, Ruof, Dürr stein u. A. werden den glücklichen Gewinnern zurufen: 'time is mone^. Zeit ist Geld. Ein famoses Sprich wort! Wir Deutschen haben viel schöne Sprüche über die Zeit. Wir alle wissen, daß Chronos seine Kinder frißt, und wünschen sehnlich, daß er diese Operation mit einigen seiner Kleinen je eher je lieber vornehmen möge. Viele von uns haben die Füße des Verses — ku^rt irrsvoeabilv tempu» — so genau gezählt, als wäre rr rin Skoloprndrr; wir haben uns von Schiller und Confucius lehren bassen: Blitzschnell ist der AuaenbUck dakta und hatten vorher schon aus dem Kinderfreund gelernt: Den verlornen Augenblick Bringt keine Reue je zurück. Aber das Alles ist nicht Timo i« wove;-, ein Wort, besonders in unserer Zeit, würdig der sieben Weisen Griechenlands, das bei den Engländern die Frucht einer langen Praxis ist; hoffen wir, daß eS auch für Andere das Saatkorn einer besseren Praxi- werde. Dazu kann ein Zeitmesser beitragen und aus dicsem Grunde will uns der Gewinn einer Uhr al- doppelter Gewinn erscheinen. Noch sei der Bibliothek gedacht, welche sich am Ende des Saales aus schönen illustnrten Werken aufbaut. Meist sind es Werke, die sich bereits im deutschen Hause Hausfreundschaft und Bürgerrecht erworben haben. Mit ihrem trefflichen, allgemein ansprechenden, litera rischen und artistischen Inhalt wetteifert die äußere Ausstattung, der Geschmack und die Geschicklichkeit de- Buchbinders, sodaß diese Werke in jeder Beziehung al- Prachtwerke sich documcntiren. Ebenso passend wie diese Bücher sind auch die zu Gewinnen bestimmten großen Kunstblätter ausgewählt, welche in geschmack voller Einrahmung sich zahlreich in der Ausstellung vorfinden. In guten Kupferstichen und Photographien geben sie entweder rin anmuthigcs Madonnenbild Ra- fael's und seiner berühmten Zeitgenossen wieder, oder, nach den besten Originalen, irgend eine glänzende That deutscher und darunter namentlich sächsischer Waffen, oder auch eine jener reizenden Volks- und Familien- scenen von Knaus, Vautier, Defregger u. A, die al- sinniger Wandschmuck immer willkommen sind. Auch ist an dieser Stelle noch einer interessanten, künstlerisch literarischen Gabe zu aedenk,« --- -i.»-»-»-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview