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Dresdner Journal : 04.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-03
- Tag1879-03-04
- Monat1879-03
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 04.03.1879
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.V 52 Dien^taft den 4. März. Lv»»»^»«»t»pi-eli: lm x»»,«» ä»uucl»«» L«teL« äLkrllLk: . . 18 ^jitkrllt-d: 4 SO kk. Lm^luvkiuiomsro: l0 ?k. ^»««riuUd ä«6eut»el>v» ktrieliv« lnlt ?ost- uu<1 8tewpelru:clilit8 diorv. l»»sr»t«uprsl»er kür üsn kt»um »losr U«ptUtsnvll kstitreil« SO kt Unter „kraxsErät" äls 2«I« SO kt. Dresdner Zomnal. Lr»«U,li»«»r l'LsIieN mit Xu,o»Nm» 6«r 8ouv- rwä keisrtLge Xd«oä» kür Nso kotzenäen l'a.z. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. tk78. In^ei-slensnn-Uwe H. Lranci^tettrr, 6vmrnl»»ooLr N« Ore»<ioer 0ouroul»; S»wdorU >«rUll Vi«ll 8»»«I-Nr«ii»« ^r,»r«> t U: Aaasenstr»»» L ^vA/er, LerUo Vi-o-SLwdiu^- kre^-l.«ip«ix krukkurt » Ilnll-t»«»: K-ä L/v««, »«rU»:§Hi»ct,/nrariti^>«ia»t, Lr-mea: L iSo^ott«, LrsilLU L. ütan-er«'« 8üre»u; vdiomik, ko,At; kr»Lic1nrl ». H.: ^aeA-rHie u. t,'. ^/errma«»- »ckv ljuedkxnälun^; vörlltt: N»LLovr: 0 k»r>, L«rU--knu»>ckrirr ». ». 7)a««be ä! S»wdm^: » e r » u 8 x e d e r: XönlLl. LipeNitioQ Ne« liresctner lourruU», I »reecten, /«ivxerstr»«»« I^o SV. Nichtamtlicher Theil. U e d e r s i ch t. Lelegraphische Nachrichten. - La-es-eschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. München. AuS dem Altenburgischen. Prag. Buda-Pest. Paris. Madrid. Stockholm. Washington.) Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Statistik und Lolktwirthschaft. Eingesandtes. Keuilletou. LageSkalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom I. März.) Proviuzialuachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Döbeln.) Vermischtes. Börsevnachrichtea. Lelegraphische WitterungSberichtr. Inserate. Lelttzraphische Aachrichten. Leplitz, Montag, 3. März, LormittaaS. (Tel. d.Dre»dn.Journ?> Heute früh ^8 Uhr ist bei einer Liefe von 13 Meter der O.urllenspitgtl erreicht worden; Lemperatnr 37'/,» Grad Röaumur. ES herrscht die freudigste Erregung. Glockengeläut«. Böllerschüsse. Buda-Pest, Sonntag, 2. März, Abend». <W. T. B.) Der BndgetauSschuß der österreichi schen Delegation trat heute zu einer Sitzung zu- sammen. Der Reichskriegsminister, Gras Bylandt-Rheidt, gab ein ausführliches Exposö über die Vorbereitung und die Durchführung der Occupation von Bosnien und der Herzegowina. Die Berathung der auf die Occupation bezüglichen Vorlagen wurde abgebrochen und der Bericht de- Referenten über den Nachtrags credit zum Budget für da» Ministerium des Auswär tigen nach längerer Debatte genehmigt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Andrasfy, erklärte im Laufe der Debatte, die serbische Regierung trage an der Verzögerung des Zustandekommens der neuen Handelsbeziehungen keine Schuld; vor der Auf nahme der diesbezüglichen Verhandlungen fei eine ge naue Vereinbarung zwischen dem österreichischen und dem ungarischen Ministerium nothwendig. Die Ver handlungen zur Herbeiführung dieser Vereinbarung seien gegenwärtig im Gange; zu denselben werde auch bisweilen der Vertreter Serbiens zugezogen. (Vgl. die „TageSgeschichte*.) Paris, Sonntag, 2. März, Abend». (W. T. B.) Einige Blätter sprechen die Ansicht auS, da- dnrch dir gestrige Abstimmung in der Depu- tirteakammer, bei welcher die Rechte sich mit der äv-ersten Linken vereinigte, um die Vertagung der Berathung der Interpellation LiSbonae'S (über den Grund der Unterbrechung der Untersuchung in Betreff der Verhältnisse auf der Pariser Polizeiprä- fectur) durchzusetzen, der Fortbestand deS CabinetS Waddington gefährdet sei. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „TageSgeschichte*.) Der „National" sieht voran», da- die Radi- calev die Nachfolger der konservativen Republi kaner sein würden. Die „France" veröffentlicht einen Artikel Girardin'S, in welchem die Bildung eines Ca binetS Gambetta verlangt wird. Bern, Sonntag, 2. März, Vormittag». (W. T. B.) Gestern Abend starb in Glaru» der Bundespräsident vr. I. Heer im Alter von 54 Jahren. London, Sonntag, 2. März, Nachmittag». (W. T. B.) Wie „Reuter'» Office" aus Kal kutta vom heutigen Lage gemeldet wird, ist dort ein Schreiben Jakub Khan s vom 20. Februar eingrtroffen, in welchem der Wunsch nach Wieder berstellung der freundschaftlichen Beziehungen zu England auSgedrückt wird. (Vgl. die Rubrik „Zur Orient frage*.) St. Petersburg, Montag, 3. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Prof. vr. Botkin sieht sich veran laßt, gegenüber den Feststellungen durch die be rufenen mrdicinischen Autoritäten in mehreren Blättern heute zu erklären, daß er ungeachtet aller Behauptungen, die Krankheit des Bauer» Prokowjew sei Syphilis, doch bei seiner früheren Diagnose beharren müsse. Washington, Sonntag, 2. März, Vormit tag». (W. T. B.) Der Präsident Hayes hat die antichinesische EinwanderungSbill verworfen, weil durch dieselbe der gesammte Burlingame-Vertrag hinfällig und die beiderseitigen Unterthanen schutz los werben würden. Der Congreß habe außer dem nicht die Competenz, Verträge zu modisiciren; eine Störung der bestehenden Lertragsverhältniffe würde die materiellen Interessen Amerikas beein trächtigen. Lagesgeschichte. Dresden, 3. März. Se. Majestät der König ertheilte gestern Mittag dem Grasen Karl Thun- Hohenstein, k. k. Kämmerer und Comlhur des souve ränen Malteserordens, eine Particularaudienz und nahm einen im Auftrage des Großpriors erstatteten Bericht über die Ordensthätigkeit gelegentlich der Occupation Bosniens und der Herzegowina von Seiten der österreichischen Truppen entgegen. Heute Nachmittag findet eine größere Hoftafel Statt, zu welcher zahlreiche Einladungen an Herren vom Civilstaatsdienst und aus der Armee ergangen sind. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat auf die Zeit vom 2. bis 15. d. M. der Kammerherr Graf Rex übernommen. Dresden, 3. März. Bei der am 27. Februar vollzogenen Reichstagswahl deS X. sächsischen Wahl kreises (Döbeln rc.) waren laut amtlicher Zusammen stellung 10985 Stimmen eingegangen, und sind hier bei 0601 St. auf den Rittergutsbesitzer Geh. Rath v. König auf Noschkowitz und 4344 St. auf den Lylo- graphen Burkhardt in Leipzig gefallen; die übrigen hatten sich zersplittert. Herr v. König ist demnach gewählt. Dresden, 3. März. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 2. Stück vom Jahre 1879 in der Ausgabe be griffen: Dasselbe enthält: Nr. 6) Verordnung vom 28. December 1878, die rechtzeitige Aufstellung und Eingabe von Liquidationen über Militärleistungen be treffend; Nr. 7) Decret vom 18. Januar d. I. wegen Bestätigung der Genosfenschaftsordnung der Genossen schaft für Berichtigung der Parthe zwischen Leipzig und Schönefeld; Nr. 8) Verordnung vom 3l. Januar d. I., eine Abänderung des Reglements über die Ci- vilversorgung und Civilanstellung der Militärpersonen vom 13. August 1870 betreffend; Nr. 9) Bekannt machung vom 5. Februar d. I., die Bewilligung einer in der Sparkassenordnung für die Stadt Thum ent haltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; Nr. 10) Verordnung vom 7. Februar d. I., die Prü fung der Apothekerlehrlinge betreffend; Nr. 11) Aus führungsverordnung vom 8. Februar d. I. zu dem Gesetze vom 2. Januar d. I., die veränderte Einrich tung der Altersrentenbank betreffend; Nr. 12) Decret vom 11. Februar d. I. wegen Bestätigung der Ge- nossenschaftsordnung für den Hopfenbachverband VIII, Beiersdorf-Hohndorf; Nr. 13) Decret vom 12. Februar d. I. wegen Bestätigung der Genosfenschaftsordnung für die Genossenschaft zu Regulirung des AlbrechtS- baches m Niederkaina-Basankwitzer Flur. L,. Berlin, 2. März. In der gestrigen Sitzung des Reichstags beantwortete zunächst Reichskanzler amtspräsident Hofmann die Interpellation des Abg. Or. Thilenius, Maßregeln gegen die Einschleppung der Pest betreffend, dahin, daß der neulich aus St. Pe tersburg gemeldete Pestfall officiell nicht als solcher bestätigt sei. Sollte derselbe dennoch ein solcher fein, so werde die Regierung geeignete Maßregeln gegen eine Einschleppung ins Werk setzen; im entgegengesetz ten Falle sei die Hoffnung gerechtfertigt, daß die Be schränkung der Krankheit auf ihren Herd gelingen werde. Hierauf fuhr das Haus in der ersten Lesung des Etats fort. Es sprachen die Abgg. Or. Reichensperger (Cre feld), Rickert, v. Kardorff und i)r. Bamberger, und zwar die beiden letztgenannten Redner lediglich über das Thema der Zoll- und Witthschaftspolitik, der Erstere im schutzzöllnerischen, der Letztere im freihändlerischen Sinne. Dem Anträge des Abg. Rickert gemäß wurde eine Anzahl Positionen des Ordinariums und das ganze Extraordinarium der Budgetcommission, auf den Antrag des Abg. llr. Nieper das Ordinarium der Post- und Telegraphenverwaltung einer besonder» Commission von 14 Mitgliedern überwiesen. (Vgl. den Sitzungs bericht in der Beilage.) Die nächste Sitzung, in welcher die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Disciplinargewalt deS Reichstags über feine Mit glieder, ihren Anfang nehmen wird, findet nächsten Dienstag Statt. — Die Abgg. v. Seydewitz, v. Hell dorff und Ackermann, unterstützt von der deutschcon- servatwen Partei, haben einen Antrag eingebracht, be treffend die Abänderung der Gewerbeordnung. Von demjenigen Anträge, welcher von denselben Herren in der vorjährigen Frühjahrssession eingebracht wurde, damals aber nicht mehr zur Berathung gelangte, un terscheidet sich der jetzige dadurch, daß er nicht wie jener die Form eines Gesetzentwurfes hat, sondern als Resolution gefaßt ist. Materiell will er ebenso wie der vorige eine strengere Regelung der Concessionirung zum Betriebe des Gewerbes als Schauspielunternehmer (die Concession soll versagt werden, wenn dre Behörde auf Grund von Thatsachen die Ueberzeugung gewinnt, daß dem Nachsuchenden die zum Betriebe des Gewerbes erforderliche Zuverlässigkeit oder Bildung abgeht), ferner dre Versagung der Concession zum Betriebe der Gast- und Schankwirthschaft in dem Falle, daß ein Bedürf- niß zu einer solchen Anlage nicht vorliegt. Weiter soll das Gewerbe von Auctronatoren nur von solchen Personen betrieben werden dürfen, welche von Staats- nrid Communalbehörden oder Corporationen bestellt und concessionirt sind. Sogenannte Waarenauctionen (bei dem Gewerbebetriebe im Umherziehen) sollen ganz verboten, die Wanderlager zu den Gemeindeanlagen herangezogen werden. Eingehender als der vorjährige Antrag behandelt der diesjährige das Thema der In nungen, für dessen gesetzliche Regelung 13 verschiedene Gesichtspunkte angegeben werden. Insbesondere wird vorgeschlagen, daß die Innung die legitime Vertreterin des betreffenden Gewerbes fein, ihr die Wahl für die Schiedsgerichte und etwaige höhere gewerbliche Ver tretungskörper zustehen soll und daß sie über die den frag lichen Gewerbszwelg betreffenden öffentlichen Einrichtungen gutachtlich zu hören ist. In den Bezirken und für die jenigen Gewerbe, für welche Innungen gebildet worden sind, sollen nur Mitglieder der Innung Lehrlinge zur Ausbildung annehmen dürfen. Der Innung fall zustehen die Aufsicht über die Fachschulen, über das Lehrlingr und Gesellenwesen, die Abnahme von Gesellen- und Meisterprüfungen, die Verwaltung der Kranken-, HilfS-, Spar- und Jnvalidenkassen der Innung und die Für sorge für die invaliden Gesellen, wie für die Wittwen und Waisen der Jnnung-mitglieder und Gesellen. Die Gesellen sollen berechtigt sein, durch gewählte Vertreter in einem durch Statut festzustellenden Umsange an den Befugnissen der Jnnungsverwaltung theilzunehmen. Die Innungen sollen unter der Aufsicht der Gemeinde behörden stehen, welche auch durch die LandrSgesetz- gebung angehalten werden können, die Innungen durch executivlsche Beitreibung der Jnnungsbeiträge und Geld strafen zu unterstützen. — Der Commission zur Vor- berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchs gegenständen, gehört von den sächsischen Abgeordneten der Abg. Reich an. — Die „Post* schreibt: Die gestrige parlamen tarische Soiree bei dem Fürsten Bismarck war zahlreich besucht von allen Parteien des Reichstage», auch der Fortschrittspartei und zwar von Mitgliedern sowohl der norddeutschen als süddeutschen Seite der selben. Der Fürst unterhielt sich lange mit den an wesenden Ministern und erst gegen Mitternacht bildete sich ein engerer Kreis, in welchem dann auch die witth- schaftlichen Fragen besprochen wurden. — Der evangelische Oberkirchenrath hat au» Anlaß der Gefahren, von denen die gesammte sittliche und rechtliche Lebensordnung feiten der soclalistischen Bestrebungen bedroht ist, eine Ansprache an die Geist lichen und Gemeindekirchenräthe der evangelischen Lan deskirche gerichtet. Nach einer Erörterung der Gesichts punkte für das amtliche Wirken bezüglich der Erziehung der Jugend, der Förderung von Zucht und Sitte, ver breitet sich die Ansprache deS Weiteren über die Be theiligung der Geistlichen bei socialpolitischen Agitationen. Es wird in derselben u. A. gesagt: Durch die Durch führung politischer Lieblingswünsche oder volkSwitth- schasilicher Resormversuche, deren Werth von ihren Anhängern meist überschätzt wird, sei die Heilung der gegenwärtigen Uebelstände nicht zu erwarten. Eine Agitation für sociale und politische Reformen fetten der Kirche ziehe sie in den kleinen und großen Krieg irdischer Parteileidenschaften hinein, auS dem sie nur Einbuße ihrer allgemeinen Vertrauensstellung und ihre» Ansehens davon tragen könne. Bei den socialen Pro blemen handle es sich um schwierige, theilS wissenschaft lich, theils technisch zu erledigende Fragen, welche auS- zutragen überhaupt nicht Sache der Kirche sei, und für die den Geistlichen meistens die umfassende Kenntniß und das gereifte Urtheil fehlen, während sie durch die Einmischung in ein ihnen fremdes Gebiet den heil samen Einfluß der Kirche schwächen, statt ihn zu fördern. * BreSlau, 1. März. Die Wahl de- l)r. Frie densburg zum ersten Bürgermeister von BreSlau ist unter Beilegung des Titels „Oberbürgermeister* be stätigt worden, ebenso die Bestätigung des zum zweiten Bürgermeister der Stadt Breslau gewählten Or. Dick hut erfolgt. Dem Elnführungsacte wird eine gottes dienstliche Feier in der Haupt- und Pfarrkirche zu St. Elisabeth vorangehen. Der in öffentlicher Sitzung des Collegiums der Stadtverordneten stattfindenden Einführung, welche voraussichtlich durch den Oberpräsi- denten v. Puttkamer vollzogen werden dürste, wird ein Festmahl folgen. * München, 1. März. Se. Majestät der König hat Se. kömgl. Hohen den Prinzen Arnulf von Bayern unter Belassung in seiner Eigenschaft als Ba- Feuilleton. Redigirt von Vtto Banck. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 1 März: „Ein anonymer Kuß*, Lustspiel in 1 Act von A. Serond und I. Blerzy. Deutsch von A. Winter. (Reu einstuditt.) „Die Büste*, Lustspiel in 2 Acten von F. Zell. Rach der gleichnamigen Novelle von About. (Zum ersten Male.) Beide Stücke waren recht gut einstuditt, und „Ein anonymer Kuß* verdiente dem Repertoire wieder ein verleibt zu werden, da diesem kleinen Scherze durch unser Personal eine ganz vorzügliche Darstellung ge- sichett ist. Die Verfasser haben eS verstanden, einen unbedeutenden Vorgang auf einem Maskenbälle mit so feiner Geschicklichkeit auSzubeuten, daß er eine Kette eingebildeter Verwickelungen und ergötzlicher Verlegen heiten bildet, die in einem pikanten Dialog dem Hil den de- Ballabenteuer» gleich Fesseln um die Brust geschlungen werden. Hr. Dettmer spielte diesen galanten Ritter mit erheiternd komischer Wirkung, während Frl. Ellmen reich seine Gegnerin in graziös muthwilliger Weife und mit einschmeichelnd witziger Betonung der Rede repräsentitte. „Die Büste* ist ein lebendig gearbeitete» Lustspiel, welches eine gewandte Benutzung der ihm zu Grunde liegenden Er;adiuna zeigt. Die reich gewordene Frau eine» verstorbenen Maurermeisters, wie dieser mit ihrer Bildung und ihrem derbe« Gebühren au» dem Volke hervorgegavgen, läßt sich von eine« Künstler modelli- ren. Er ist derselbe, in welchen sich ihre Nichte vor Kurzem auf dem Ball im Stadthause verliebt hat. Der Anstand des jungen Mannes verleitet Tante und Nichte, sowie auch zwei Bewerber um die Hand der letzteren, den Bildhauer für einen verkappten Prinzen zu halten. Die hieraus entspringenden Verwickelungen und komischen Situationen zerfließen endlich als gegen standslos und die beiden Liebenden werden ein Paar. Die Wirkung des Stückes gipfelt sich in der derben Realistik, mit welcher Tante Michaud gespielt wer den kann. Der feine Künstlertact und hohe Seelen adel, welche Frau Bayer zu einer so vornehmen Er scheinung in der modernen Schauspielkunst gemacht haben, müssen ihr den Zugang zur kleinbürgerlich- volkSthümlichen Charakteristik erschweren. Dennoch leistete Frau Bayer mit bestem Humor in dieser ihr nicht entgegenkommenden Aufgabe etwas immerhin durchaus Wirksames. Die übrigen Rollen sind alle so unbedeutend wie leicht spielbar. ES sei von ihren fleißigen Darstellern nur Hr. Richelsen als Bildhauer und Frl. Zipser in der Pattie de- Lehrjungen Risotto erwähnt. O B. Zur Krage der Livisectionen. Gegenüber den gewaltigen Fortschritten in der Er kennung, Verhütung und Behandlung der Krankheiten, welche die Medicin in den letzten Jahrzehnden auftu- weisen hat, giebt eS leider in der ärztlichen Thätigkelt auch unerquickliche Erscheinungen genug, welche den Glanz dieser Errungenschaften zu trüben drohen. E» sei nur erinnert an die gegenwättige Stellung deS Arztes zum Publicum, wie sie sich feit dem Bestehen der Gewerbefreiheit naturgemäß entwickelt hat, an die oft rein materielle, gewerbsmäßige Auffassung des ärzt lichen Wirkens am Krankenbett, an das Blühen des Gehcimmittelschwindels, der Curpfuscherei und ähnliche Zustände mehr. Nicht in letzter Linie und bei der Laienwelt einen nachhaltigen Eindruck für die Beur- theilung der ärztlichen Kunst hinterlassend, steht die wesentlich von England ausgegangene Agitation gegen die Vivisectionen, gegen das Experimentlren der Phy siologen und Aerzte an lebenden Thieren. In Deutsch land werden diese Bestrebungen in neuester Zeit be sonders durch die Thierschutzvereine fortgesetzt, und es sind wohl nur wenige Leser dieses Blattes, denen nicht die bereits in vierter, sehr vermehrter Auflage erschienene Schrift von Ernst v. Weber: „Die Folterkammern der Wissenschaft. Eine Sammlung von Thatsachen zur Prüfung für das Laien-Publicum.* unter die Hände gekommen wäre. Auch der Unterzeichnete hat die Broschüre, welche einem Arzte am Ende nichts wesentlich Neues bieten konnte, durchgelesen. Möge Niemand über die Sache ein Urtheil fällen, der den Inhalt des Buches nicht kennt. Der Verfasser bringt eben Thatsachen, denen man allerdings eine auf Effect berechnete Zusammenstellung zugestehen muß, aber es sind doch im Wesentlichen nicht wegzuleugnende That sachen und — Thatsachen sprechen. Jeder Mensch — sei er Arzt oder Laie —, der noch für die Regungen de- Gefühl- und de» Gewissen» empfänglich ist, muß bekennen, daß die Herrschaft des Menschen über die Thiere nicht in einer solchen unbeschräntten Weise auf- gefaßt und auSgeübt werden darf, daß die Physiologen mit ihren experimentellen Studien die Grenzen de» Zulässigen nahezu überschritten haben, und daß auf diesem Gebiete auch in Deutschland eine Aenderung gewünscht werden muß, um so mehr, da die für da» Wohl der kranken Menschheit erzielten Resultate dieser tausendfachen, oft nur von Schülern und Stümper« unternommenen Experimente bis jetzt in gar keinem Verhältnisse zu der Grausamkeit und Gefühllosigkeit stehen, welche dabei zu Tage treten. Es sind aber nicht blos Laicn, sondern auch Aerzte, welche diesen Standpunkt schon längst eingenommen haben und viele der letzteren stimmen, gleich dem Schreiber dieser Zeilen, gewiß dem offenen Geständnisse ihres französischen Collegen Desjardins bei: ^juvous gu«, quelgu« uwour quo )'uie pour lu scüenos, repuzne et rvpußnenu tou)ours » tenter uu« exx>erieue« qui n'uurLit pour but qu« l'intsret tte lu scieuee, et non eelui äu malLäe lui-meme." Und sollte dieses Wort, welche» wohl zunächst vom Experimentlren am kranken Men schen gilt, nicht mehr oder weniger auch für höher organisirte lebende Thiere seine Giltigkeit haben? Der naheliegende Einwand, daß man ja nie im Vorau» wisse, welche großen Entdeckungen bei diesen Versuchen schließlich herauskommen könnten, hat sicher nur einen sehr beschränkten Werth. Für die Aerzte, besonders die werdenden, haben diese Experimente, welche in der neuesten Zeit die un geheuerlichsten Blüthen treiben, oft noch den ganz fpeciellen Nachthell, daß sie das sittliche Gefühl all mählich abstumpfen und manchen jungen Mann auch gegen die Schmerzen und Leiden kranker Menschen theilnahmloser machen. Bei der heutzutage vorwiegend realistischen Rich tung der Medicin dars e» nicht Wunder nehmen, daß
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