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Dresdner Journal : 14.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-14
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1879
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Im 8»»»« äsatied« ^Lürlixtl: . . 18 ^^rU«d: 4 K»rk S0?s. Lin^Iiie 10 kl Lu»xrkLld cts» cteotscdell Keieke» tritt kost- uiut 8l«opeln>,ci»i»8 diirirt. L»»erNteQprel-ie: kür tlev 8»luo eurer zeepelterreo ketitreile 20 ?t. Unter „k!io^«e»oät" äiv Leite bO kk Lrnekel»«» r I^Hcd mit Xuenatim« 6er 8ovr>- arut keierts^e Akeoü» für äen koixen^eo ^»8 Dres-im Journal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Io>»er»1ea»>i>»I,«e »»»NLrt«» Leipeix: />> Lra^tt^tr,, Uommi»»ionLr 6o« vreeUoer öaurost»; S»»d«U-««rli» Vt»» LetpeiU N—l - SreUe» kr»ok1vit ». t ko-ter,- >«rUn Vt« -S»md«r,- rn»G-l<»jpii^ kren^tnrt ». N. »ünetlen: Lfo«e/ LerUn: S. Xorniet, : L Sc-ltotte Lreel»«: L ^^Aen'e 8äre»u; VLemmtt: L^r. koiA«; knurklurr ». U.: F ^arAe^octte u. 2 6. fferrmamm- »etle 8uckt»»oätuu^; vorUt,: O LfMrr, S»»»,e«r! U k»ri, Nerlin-krnLLtilrr ». ». Dani»« L Lo./ L»»d«r»: L7ev<iA«n, ^tei «Aei^er. Uer»u8x«der: ÜSniLl. Urpeäitioo cis» Vreeaillvr ^ounuü«, UreeUen, Lvio^eretrneiiv Xo SV. Amtlicher Theil. DreSdeu, 13. Mai. Se. Majestät der König hat dem Präsidenten der OberrechnungSkammer a. D. Oswald Erhard Römisch da» Lomthurkreuz H. Llasie vom Verdienstorden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Eommijfiou»rath bei der BrandverficherungScom- mission, Leuthold, da» Dienstprädicat al» Regierungs rath und dem Assessor bei derselben Behörde, Frey berg, das Dienstprädicat al» Eommission»rath zu verleihen Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Gemeindevorstand, ErbgerichtSbesitzer Nestler zu Mitt weida das Berdienstkreuz, sowie dem Gutsbesitzer Dennhardt zu Gatzen und dem städtischen Polizei - wachtmeister Zürner zu Meerane das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung. DaS Ministerium deS Innern hat auf Ansuchen der Unternehmer der Waarenverloosung, welche mit einer zu Dresden in der Zeit vom 1. Juli bis 31. August diese» JahrrS zu veranstaltenden Ausstel lung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie verbunden werden soll, die Genehmigung zum Vertriebe von Loo sen dieser Lotterie für den Bereich deS Königreich- Sachsen unter der Bedingung gestattet, daß die Num mern der gezogenen Gewinne seiner Zeit durch die „Leipziger Zeitung" und das „Dresdner Journal" öffentlich bekannt gemacht werden. Dresden, den 10. Mai 1879. Ministerium des Innern. von Rostitz - Wallwitz. Nichtamtlicher Theil. N k d - r i i ch I. Telegraphische Nachrichten, ragr-geschichte. Zur Orientfrage. - Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichtev. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 12. Mai.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, IS. Mai, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Rationalliberalen haben in einer heute abgehaltenen ArattionSfitzung zu Drlegirteu für die Zolltarifcommisfion bestimmt: die Abgg. Bamberger, v. Benda, v. Bennigsen, vr. Delbrück, vr. Hammacher, Oechrlhäuser, Rickert und vr. v. Schauß. Mithin haben jetzt alle Fraktionen, mit Ausnahme der Deutschconser- vativen, ihre Delegirten für die W Commission bestimmt. Kassel, DienStag, 13. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ^ Hier eingegangever Nachricht zufolge ist daS Städtchen Tann an der Rhön durch eine Feuersbrunst größtentheilS zerstört worden. Wien, Montag, 12. Mai, Abend». (Tel. d. Boh.) Die Pforte hat rwei Circularvoteu hier überreicht, in welchen über maßlose Gewaltakte, verübt an der muhamedauischev Bevölkerung Bul gariens und Ostrumelien», Klage geführt und daS Verwenden der Mächte in dieser Angelegenheit bei der St. Petersburger Regierung erbeten wird. Die Roten tragen daS Datum de» 3V April. Triest, Montag, 12. Mai, Abend». (Corr.- Bur.) Rach zwei Wahlgängen wurde heute in engerer Wahl Bazzoni (Progrcssist) mit 28 Stim men gegen Dimmer, weltyer 25 Stimmen erhielt, zum Podest« gewählt. Madrid, Montag, 12. Mai, Nachmittags. (Eorr.-Bur.) DaS Resultat der Municipalwahlen m Spanien ist für die Regierung günstig. London, Moutag, 12. Mai, AbendS. W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der UuterstaatSseeretär deS Aeußern, Bourke, auf eine Anfrage Barter », ihm sei nichts von eine« Uebereinkommen der Türkei mit Ruß land bekannt, nach welchem erstere auf daS Recht, Garnisonen im Balkan zu Haden und bestimmte Plätze von Ostrumelien zu besetze«, verzichtet habe. Der Staatssekretär der Colonien, Hick» Beach, erklärte, die Boers hätten ihr Lager am 18. April ausgelöst und seien friedlich heimgekehrt; die Conferenz Bartle - Krere's sei günstig abge- laufeu. Der Tchatzkanzler, Sir S. H. Northcote theilte mit, daß die Pfingstferieu vom 27. Mai bi» zum S. Juni dauern würden. St. Petersburg, DienStag, 13. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS Livadia ist die Meldung eingegangen, daß Prinz Alerander v. Battenberg gestern Morgen daselbst eingetroffen ist. Tagesgeschichte. Dresden, 13. Mai. Die diesjährigen Herbst- Manöver deS XII. (königl. sächsischen) Armeecorps, denen bei der Infanterie ein 8 tägiges Exerciren im Regiment in den Garnisonen, ein ütägigeS Exerciren in der Brigade in Dresden, bez. Bautzen, Chemnitz und Leipzig, bei der Eavallerie ein 1 »tägiges Exerciren im Regiment in den RegimentSstabSquartteren, bei der Artillerie die Schießübungen bei Zeithain vorangehen, finden innerhalb der Divisionen Statt. Hierzu werden gebildet: Die 1. Division Nr. 23 auS: der 1. Jnfantene- brigade Nr. 45, der 2. Jnfanteriebrigade Nr. 46, dem 2. Jägerbataillon Nr. 13, je einer ELcadron des Garde reiterregiments, 1. Husarenregiments Nr. 18, 1. Ulanen- regimentS Nr. 17, dem 1. Feldattillerieregiment Nr. 12 (excl. der reitenden Abtheilung) und einem Detache ment des Pionierbataillons Nr. 12; die 2. Division Nr. 24 aus: der 3. Jnfanterie- brigade Nr. 47, der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48, dem 1. Jägerbataillon Nr. 12, je einer E-cadron des Ca rabinierregiments, 2. Husarenregimcnt» Nr. 19, 2. Ula nenregiments Nr. 18, dem 2. Feldattillerieregiment Nr. 28; die Cavalleriedivision aus: der 1. Cavallerle- brigade Nr. 23, die Regimenter zu 4 Escadrons, der 2. Cavalleriebrigade Nr. 24, die Regimenter zu 4 Es cadrons, der reitenden Abtheilung 1. Feldattillerieregi- mentS Nr. 12. Die Cavalleriedivision beginnt am 22. August »tägige Fcldmanöver, für deren Dauer ihr auch die beiden Jägerbataillone zugetheilt werden, dann übt sie 3 Tage in Brigaden bei Taucha östlich Leipzig und ebendaselbst vom 1. bis mit 6. September im Di- visionsverbande. Bon dort kehren die Regimenter bez. reitende Artillerie mittelst Fußmarsches in ihre Garni sonen zurück. Die 1. Division Nr. 23 concentritt sich am l. September zwischen Bautzen und Kamenz, um nach Zutheilung von Lavallerlc und Artillerie an die 1. Brigade Nr. 45 und die 2. Brigade Nr. 46, inner halb dieser Verbände und zwar erstere bei Kamenz- Elstra, letztere beim Kloster Marienstern vom 3. bis mit 6. September in Detachements von mehreren Feuilleton. Nedigirt von svtto Bauet. Stille« Glück. Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung zu Nr. 1VS.) Indem man in die große Halle eintrat, wo für heute die Tafel aufgeschiagen war, mußte der Ober- sorstmeister, der mit den beiden anderen Gästen folgte, rasch vorschreiten. Eine wunderliche Kampfscene bot sich seinen Blicken. Die beiden großen Doggen, die Wariegg'S Begleiter bei seinen Waldritten waren und ihr gewöhnliches Lager in der Außenhalle nicht weit von der Hausthür hatten, waren von der Dienerschaft nicht vertrieben worben und bedrohten in diesem Augen blick einen prächtigen gelblichen Hund von Leonberger Race, welcher nicht in» Hau» gehörte. Wartegg gebot Ruhe und befahl seinem Diener, die Thiere auf den Hof zu entfernen. Der «mt»rath sagte entschuldigend, daß der angegriffene Hund ihm gehöre und ihm gegen seinen Willen hierher nachgefolgt sei, und wollte mit kurzer Strenge das schöne Thier vor die Schwelle jagen. Frau v. Wartegg aber trat ihm wie ihrem Gemahl entgegen: „Wir sind einmal hin im Jagdschloß, und auf dies« Halle haben die Lieblingshunde ein alte» Recht! Mafien Sie dcu Ihren still auf seinem Platz, auch «usere beiden Uogcthüme werden sich friedlich geberden und so helfen sie unsn ungewöhnliches Speisezimmer so gut decorireu, wie die «Opie und Geweih« dort obeu!" In der That streckten sich alle drei Hunde fried lich genug auf die Rehfelle, die am Steinboden der Außenhalle für sie ausgebreitet lagen. Die kleine Tischgesellschaft begab sich nach dem obern Theil des schönen gewölbten Raumes, den ein besonders kost barer alter Parketboden und dunkle Eichenholztäfelungen auSzeichneten, und ließ sich an der Tafel Nieder. Die kleine Scene mit den Thieren hatte auch den stummen Gästen, dem Pfarrer und vor Allem dem Revierförster, die Zunge gelöst, und ein lebhaftes Gespräch der Männer befreite Agnes von der Pflicht, sich allzuviel zu ihrem Nachbar zu wenden. Herr v. Jsserstädt, der neben ihr saß, hatte wiederum den Oberforstmeister neben sich — jeder Blick, der zwischen der jungen Frau und ihrem Gemahl getauscht wurde, mußte über ihn hinweggleiten. Agne» ward inne, daß er scharf und nicht ohne innere Erregung beobachtete — in ihr keimte der Vorsatz, daß dir» erste Zusammentreffen nach Jahren womöglich auch da» letzte bleiben solle. Ihr Vorsatz würde noch fester gewesen sein, hätte die junge Frau klar gewußt, wa» in dieser Stunde in der Seele de» Amt»rath» auf- und abwogte. Paul v. Jsierftädt war natürlich bei Agnes' Anblick in ver gangene Tage zurückgeführt worden. Aber sowohl die Erinnerung an halbvergessene Stunden, wie der Ein druck der lebensvollen Anmuth de» jungen WeibeS wirkten auf ihren Vetter und einstigen Verlobten in peinlichster Weise. Paul v. Jsierftädt meinte erst jetzt eine Demüthigung tief und brennend zu empfinden, die jahrelang hinter ihm lag und die er zu Zeiten lachend al» ein Gück gepriesen hatte. Dazu schien e» ihm iu dieser Stunde, al» ob Wattegg die Sicherheit seine» Glück» und Besitze» prahlerisch und übermüthlg Bataillonen nebst entsprechender Eavallerie und Ar tillerie gegeneinander zu manövriren. Diesen Uebungen schließen sich die Divisionsmanöver an, während welcher am 8., 9. und 10. September die 1. und 2. Brigade Nr. 45 und 46 gegeneinander fech ten werden und am 12. und 13. September die ge stimmte 1. Division Nr. 23 gegen einen markitten Feind manövriren wird. Am 14. September kehren mit Ausnahme des 4. Jnfanterieregnnents Nr. 103, des 2. Jägerbataillons Nr. 13, sowie der berittenen Truppen, die auf Fußmarsch angewiesen sind, alle Ab- theilungen per Eisenbahn in ihre Garnisonen zurück. Die 2. Division Nr. 24, welche nach Zuweisung von Eavallerie und Artillerie an ihre Brigaden vom 3. bis mit 6. September Detachementsübungen mit der 3. Brigade Nr. 47 bei Plauen, mit der 4. Brigade Nr. 48 bei Reichenbach aussühren wird, erreicht die Umgebung genannter Orte mit erstgenannter Bri gade, sowie der Eavallerie und Artillerie mittelst Fuß marsches, während die 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 auf der Eisenbahn von Leipzig nach dem Boigtlande trans- pottirt werden wird. Ebenso wie die 1. Division Nr. 23 wird auch die 2. Division Nr. 24 am 8., 9. und 10. September Brigade gegen Brigade und zwar bei Plauen und am 12. und 13. September im Divisions- verbande gegen einen markitten Feind manövriren. Dann kehren die gejammten Fußtruppen der 2. Divi sion Nr. 24 am 14. September unter Benutzung der Eisenbahn, die Eavallerie und Artillerie mittelst Mar sches an den folgenden Tagen in ihre Garnisonen zu rück. Innerhalb beider Divisionen finden während der Detachementsübungen 3 Bwacs der Vorposten, wäh rend der Divisionsmanöver ein Bivac der ganzen Division und ein Bivac der Vorposten Statt. — Zum Schluß bleibt noch zu erwähnen, daß zwei Compagnien des Pionierbataillons Nr. 12 vom 10. August bis 20. September an einer Belagerungsübung bei Coblenz Theil nehmen werden. * Berlin, 12. Mai. Heute Vormittag hat Se. Majestät der Kaiser sich zur Truppenbesichtigung nach Potsdam begeben und ist Nachmittags wieder nach Berlin zurückgekebtt. Gestern Mittag hat Se. Majestät auch den Präsidenten deS Reichsgerichts, wirkt. Geh. Rath vr. Simson empfangen und sodann dem aus Athen hier eingetroffenen deutschen Gesandten daselbst, Hrn. v. Radowitz, eine Audienz ertheilt. — Rach dem heutigen „Reichs-Anz." erfreut Se. k. u. t. Hoheit der Kronprinz sich m Klssingen unausgesetzt des erwünschten Wohlbefindens. Die Höchstdemselben mehr als eine allgemeine Vorsichtsmaßregel, wie auf Grund etwa hervorgetretener bestimmter Krankheitser scheinungen angerathene leichte Brunnencur ist vom günstigsten Erfolge begleitet, so daß mit Zuversicht die Rückkehr Sr. kaiserl. Hoheit in bekannter Kraft und Gesundheit gegen Ende dieses Monats zu erwarten steht. — Die „Nat.-Ztg " zeigt heute an, daß Sonn tag, den 11. Mai Mittags, Vr. Bernhard Wolff, einer der Mitbegründer und nachher der langjährige Besitzer der „National-Zeitung", der Begründer des allbekannten Wolff'schen Telegraphenbureaus, nach längeren Leiden sanft entschlafen ist; er hatte sein 68. Lebensjahr um 2 Monate und 8 Tage überschritten. Das Telegraphenbureau verkaufte er im Jahre 1864 an eine noch jetzt bestehende Actiengesellschaft (die Conttnentaltelegraphencompagnie), und seit 1871 lebte er ausschließlich seiner „National-Zeitung". — Wie der „Wes.-Ztg." aus Wilhelmshaven berichtet wird, dürfte Contreadmiral Berger die Stelle des Vicc- admirals a. D. v. Henk als Director der Admiralität erhalten. — Nach der „N. A. Z." hat die Commission zur Vorberathung der den Wucher betreffenden An träge in der Generaldiscussion den einhelligen Beschluß gefaßt, daß Anträge auf strafrechtliche Verfolgung des Wuchers zulässig seien. zur Schau stelle. Der skeptische, kalte Jurist wußte nichts von dem warmen unfaßbaren Hauch, den ein vollbefriedigtes Dafein bi» in die leblosen Umgebungen ausströmt. Die ruhige Sicherheit, die theilnehmende Güte, mit welcher der Oberforstmeister von Menschen und Verhältnissen der Gegend sprach, reizten seine Widerspruchslust. Der AmtSrath kam sich beinahe selbst fremd vor: er fühlte, je länger er in dieser Umgebung verweilte, sein Blut wallen und brausen. Und so gut er nach außen hin seine Aufregung beherrschte — so sehr überließ er sich innerlich dem Zuge derselben. So geriethen schon während Wartegg's Diener die gefleckten Forellen deS Hirschaubachs herumbot, der Herr des HquseS und Jsserstadl in einen Wortwechsel, welcher den tiefen Gegensatz ihrer Naturen völlig entsprach. „Sie sind, wie alle Menschen, die fern von der Welt leben und denen es bisher leidlich gutgegangen ist, geneigt, an den Bestand der Dinge, namentlich liebgewordenrr Dinge zu glauben"! entgegnete der Amtsrath auf eine flüchtige Bemerkung Wattegg's mit auffallender Schärfe. „In unsrer Zeit gilt Nichts al» Stärke, wa» nicht stark ist heißt unsittlich und von Rechtswegen der Vernichtung geweiht — das sind Ge meinplätze, welche die Spatzen von den Dächern pfeifen. Ich glaube an die Spatzenweisheit, aber Berehttefter, ich füge meinerseits hinzu, was ist denn stark/' „Ein gesunde» Herz und em redlicher Wille!" sagte der Oberforstmeister, welcher durch den Ton Jsserstädt'» aufmerksam ward, daß der Boden eines allgemeinen politischen Gespräch» verlassen sei. „Mein Hochheimer hier", fügte er scherzend hinzu, indem er die grünen Rheinwerngläser füllte, „ist nicht bedenklich stark, aber — Nach einem Telegramm der „Wes.-Ztg." haben die BundeSrathsau-schüsse heute die Vorlage, be treffend die Erhebung der provisorischen Zölle (Sperr gesetz), mit unerheblicher Abänderung angenommen. DaS Tabaknachsteuergesetz wird dadurch in keiner Weise berührt. — Der Ausschuß für das Gütertarifgesetz beginnt morgen seine Arbeiten. Zum Vorsitzenden der Tarifcommission deS Reichstags ist v. Bennigsen in Aussicht genommen. v. Berlin, 12. Mai. Die heutige Sitzung des Reichstags wurde ausaefüllt mü der Fortsetzung der ersten Lesung der Tabaffteuervorlage. Die Abgg. v. Schmid (Württemberg), Meier (Bremen), Lender und Vr. Buhl erklärten sich im Princip sür die Vor lage, wenn auch theilweise für eine Ermäßigung der Steuersätze, wollten jedoch die Nachsteuer ersetzt wissen durch eine Ermäßigung deS Steuersatzes für den in ländischen Tabak auf bestimmte Zett, und verwarfen die Licenzsteuer gänzlich. Abg. v. Puttkamer (Löwen berg) wollte bei Prüfung der Vorlage vor allen Dingen das finanzielle Bedürfniß ins Auge gefaßt wissen. Gegen die Vorlage sprachen die Abgg Fritzsche und Köpfer. Das Haus beschloß di« Ueberwetsung der Gesetzentwürfe an eine Commission von 28 Mitgliedern, welche, ebenso, wie die Commissionen sür den Zoll tarifentwurf und die Brausteuervorlage, nächsten Mitt woch gewählt werden wird (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). Stuttgart, 11. Mar. (A. Z.) Die Gäste des kömgl. HofeS zu den VermählungSfeierlichkeiten sind in den letzten Tagen eingetroffen. Der Bräutigam ist Prinz Georg Maximillanowitsch Romanowski, Herzog v. Leuchtenberg, Neffe der Königin; die Braut Prinzessin Therese, Tochter de» Prinzen Peter von Oldenburg, mit dem wütttemberglschen KünigS- hause dadurch verwandt, daß Prinz Peter ein Stief sohn deS Königs Wilhelm von Württemberg ist, ein Sohn der bekannten Königin Katharina au» ihrer ersten Ehe mit dem Prinzen Georg von Oldenburg. Die württemberglschcn Majestäten tragen die Kosten der Hochzeit. Dieselbe wird aber ohne großes Ge pränge im Schooße der königl. Familie abgchalten. Außer dem Vater der Braut sind anwesend, die Schwester derselben, Großfürstin Alexandra Petrowna, Gemahlin des Großfürsten Nikolaus, mit ihrem Sohn Peter; der Bruder der Braut, Herzog Alexander, mit seiner Gemahlin Eugenie, welche zugleich Schwester des Bräutigams ist; eine Halbschwester de» Bräutigams, Fürstin Scheremeffew, geb. Gräfin Stroganow, mit ihrem Gemahl; Herzog Georg von Oldenburg; Herzog Adolf von Nassau, Schwager des Prinzen Peter von Oldenburg; Prinz und Prinzessin Wilhelm von Baden, Letztere eine Schwester des Bräutigams. Die Trauung hat sowohl nach russischem, als nach protestantischem Ritus heute im Residenzschloß stattgefunden. /1p Weimar, 12. Mai. Die Neubildung der Innungen nimmt das Interesse der gewerbtreibenden Bevölkerung Thüringens in hohem Maße in Anspruch. Dem hiesigen Gewerdeverein ist seiten deS Oberbürger meisters ein sorgfältig auSgearbetttteS Jnnungsstatut nebst Vertragsformularen für Lehrling»- und Gehilfcn- annahme überwiesen und zugleich in Anregung gebracht worden, daß es jedenfalls zweckmäßig sei, wenn die etwa schon bestehenden und noch zu bildenden Innungen einen Gesammtausschuß zur Berathung der allen Ge- werbtreibendcn gemeinschaftlichen Fragen, wie Lehr lingswesen, Meisterprüfungen, Unterstützung-kaffen bildeten, da nur auf diese Weise «ne innige Gemeinschaft der Gewerbtreibenden erzielt würde. Die Gewerbe vereine haben in dieser Beziehung vielfach bereit- vor gearbeitet. 2. Wien, 12. Mai. Der feierliche Schluß de» Reichsraths erfolgt nächsten Sonnabend. Der Mi- doch nicht ohne Kraft! Auf da- Wohl meiner werthen und lieben Gäste!" Der Amtsrath Hötte deutlich, daß Wattegg das bedenkliche Gespräch nicht fortsetzen wolle. Aber die Wahrnehmung, daß beim Anklingen der Gläser Frau Agnes sich vorzugsweise gegen den Pfarrer und den Revierförster verneigte, stimmte ihn nur gereizter und kriegslustiger: „Bon gesunden Herzen weiß ich nichts, meine amt liche Erfahrung hat mich gelehrt, daß wer kein Herz hat, was man so keui Herz haben nennt, am besten alle Collisionen mit dem Gesetz vermeidet, worauf ja alle menschliche Vottrefslichkeit zuletzt hinauSläuftl Redlicher Wille aber — sollten Sie wirklich nicht wissen, daß es nichts Traurigeres in dieser Welt giebt, als mensch lichen Willen/! Um ein Stück Hirschhorn von da oben in einen Messergriff zu verwandeln, brauchen Sie scharfe Instrumente aller Art — um einen der schön sten alten Lichenbalken hier in Asche zu legen, müssen Sie ihn in Brand setzen und da» Feuer findet harte Arbeit. Menschlicher Wille aber wird vom kleinsten Anstoß in sein Gegentheil verwandelt. E» giebt Nich», dessen er sicher fähig und Nicht», dessen er unbedingt unfähig wäre!" „Auf die» Gebiet kann ich Ihnen nicht folgen" versetzte Wartegg, dessen offene» Gesicht einen entschie denen Unmuth über die Weise seine» Gaste» nicht ver leugnete. „Ich habe nie verstanden, in allgemeinen Sätzen zu streiten! Wenn Sie nicht vorziehen, da» Thema, da» wenig Freude verspricht, fallen zu lassen, so müssen Sie mir am schlichten Beispiel klar machen, wa» Sie meinen."
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