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Dresdner Journal : 17.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-17
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1879
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836 Hälfte der Zweiten Kammer der Generalstaaten die Auflösung zu decreiiren und neue Wahlen auSzu- fchreiben. Die öffentliche Stimmung ist höchst ge- drückt und sucht vergebens nach einem AuSgang. Zu den politischen Sorgen drängen sich noch ökonomische Befürchtungen; daS anhaltende Regenwetter bedroht Holland mit einem wahren Hungerjahre. Rom, 15. Juli. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: DaS Ministerium hat gestern Abend den Eid geleistet. Marine und Handel sind zeitweilig besetzt; nian verhandelt noch über ihre endgiltige Be setzung. Die Kammern sind auf Donnerstag einbe rufen. Madrid, 14. Juli. (Tel.) Nachdem Sagasta, Ca novas und Martinez Campos gesprochen hatten, nahm die Kammer mit 247 gegen 44 Stimmen die Ant wort auf die königl. Botschaft an. London, 14. Juli. Der hiesige Correspondent der „Hamb. Nachr." schreibt: Es sind setzt gegründete Aus sichten vorhanden, daß der internationale Tele- graphencongreß den Worttarif annehmen werde. Im Princip ist dies bereits entschieden, und der Wort tarif wird für alle Depeschen in Anwendung kommen, mit dem Unterschiede jedoch, daß, während man jetzt ein einziges Wort nach Deutschland telegraphiren kann, Hinfort eine Minimaltaxe für 5 Worte für jedes Tele gramm zu entrichten sein wird, und dann erst einzelne Worte berechnet werden. Der noch streitige Punkt ist der Preis, der für ein Wort zu entrichten sein soll. Es liegen zwei Anträge vor: der eine befürwortet, daß für jedes Wort der zwanzigste Theil der Gebühr einer zwanzigwortigen Depesche, der andere, daß der sünf- undzwanzigste Theil einer zwanzigwortigen Depesche berechnet werden soll. Es heißt, die Majorität werde sich für den letztgenannten Antrag entscheiden, der für das Publicum entschieden der erwünschtere sein würde. Der jetzige Taris zwischen hier und Deutschland be rechnet 4 ll. per Wort, bei einer zwanzigwortigen De pesche erhöhte dies die frühere Gebühr von 6 s. per Telegramm um 8 ll., allein eine Eintheilung von ü s. in Zwanzigstel würde Unbequemlichkeiten haben, da der zwanzigste Theil 3'/^ ü. wäre, und '/z ä. sind eine Unmöglichkeit, 3^ 6. oder 3'/« ll. müßte der Preis sein; im ersteren Falle aber würde das Publicum, im letzteren die Regierung gegen früher etwas im Nach theil fein. — Der „Köln. Ztg." gehen aus London noch fol gende Nachtragsnotizen zum Begräbniß des Prin zen Louis Napoleon zu: Die Kaiserin Eugenie hatte in der Nacht vom Freitag auf Sonnabend meh rere Stunden kniend am Sarge ihres Sohnes gelegen und war erst am Morgengrauen nach Anhörung einer Messe in ihre Gemächer zurückgekehrt, die sie sodann nicht wieder verließ. Dem Prinzen Jerome Napoleon hatte sie entbieten lassen, daß sie bereit wäre, ihn sammt dessen Söhnen und Schwester, der Prinzessin Mathilde, nach dem Begräbniß zu empfangen. Doch nur die Prinzessin machte von dieser Aufforderung Gebrauch, während der Prinz nach der Begräbnißfeier sofort nach London abfuhr. Was die Königin Brctoria betrifft, blieb sie bei der trauernden Mutter bis zu dem Augenblicke, wo die Leiche aus dem Hause getragen wurde, kniete früher an dem Sarge nieder und legte auf diesen einen goldenen Lordeerkranz mit den eigenhändig geschrie benen Worten: „8ouvcuir äs vivc allsetioQ, ä'sstiius st äs prokvuäs rezrsts äs la part äs Victoria Uez." Den Trauerzug sah sie von einer hart am Breterzaun des Parkes hergerichteten Plattform den Weg nach der Kirche ziehen. Dann begab sie sich abermals für wenige Minuten zur Kaiserin Eugenie, verabschiedete sich bei ihr und fuhr nach Windsor zurück, ohne die Rückkehr der Bonaparte'schen Familienmitglieder, die sie bei ihrer Ankunft empfangen hatten, vom Begräbniß abzuwarten. Letzterem hatte auch die Prinzessin v. Wales beige wohnt. Der Kranz, den sie auf den Sarg gelegt, trug von ihrer Hand folgende Inschrift: tokeu ok »Llsctiou auä rszarä kor bim vbo liveä tb« most spotlsss ot lives uuä äisä a soläisr's äsutb ü^btiuS kor our cause in Aulalanä" (em Zeichen der Liebe und Achtung für Den, der makellos gelebt hat und den Soldatentod gestorben ist im Kampfe für unsere Sache im Zululand). Von den anderen nahezu 2000 Kränzen, die am Begräbnißtage auf den Sarg und in der Grabkapelle niedergelegt wurden, trugen viele ebenfalls Inschriften; die meisten waren französisch abgefaßt und rührten von Franzosen her. — Gestern (Sonntag, den 13 d.) hörte die Kaiserin Eugenie Messe in der Schlafstube ihres Sohnes, k. Rooney, der die Leiche vom Cap nach England ge leitet, celebrirte. Auf dem Bette lagen die welken Kränze und Sträuße, die bei der Abfahrt des „OronteS" aus der SimonSbai von Lady Frere und anderen Damen auf den Sarg gelegt wor den waren. Die katholische Kirche von Chislehurst war gestern die besuchteste von allen auf viele Meilen in der Runde. Sie war schwarz auS- geschlagen geblieben; ein Blick in die anstoßende Grabkapelle mit ihren beiden Särgen war nur durch die Gitterthür gestattet, welche sie von der Kirche ab- schließt. Diese Woche über wird nur Franzosen der Eintritt in die Kirche gegen Vorzeigung ihrer Visiten karten frei gestattet sein. Anderen wird, um übergroßem Andrange zu wehren, vom Küster ein mäßiges Ein trittsgeld abgefordert werden. Wohin die Kaiserin Eugenie sich demnächst begeben wird, ist noch nicht be kannt. Den Einen zufolge nach Spanien, Andere da gegen glauben, daß sie eine Zeitlang stille Ruhe in einem Kloster suchen werde. Am Ende ließe sich Beides vereinigen; den Ausschlag wird wohl ihr Leibarzt geben. St. Petersburg, 12. Juli. Der hiesige Corre spondent der „Schles. Zig." schreibt: Nach hier ein gelaufenen Nachrichten soll das Elend unter den Be wohnern der von Feuersbrünsten heimgesuchten Orte, namentlich von Orenburg, Irbit und Uralsk, jeder Be schreibung spotten, und in Irkutsk wird es wahrschein lich noch schlimmer aussehen, denn diese blühende Stadt ist im eigentlichen Sinne des Wortes vernichtet worden. Der Kaiser gab seine Genehmigung zur Eröffnung einer Subscription an allen Orten des Reiches zum Besten der Abgebrannten von Irkutsk. Ueber die Ur heber dieser Riesenbrände verlautet immer noch nichts Gewisses; es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß in mehrfachen Fällen (in allen jedoch keinesfalls, das ist hinlänglich erwiesen) vorsätzliche Brandstiftungen vorliegen. Ob nun diese Feuersbrünste von Nihilisten, Tataren, Kosaken, oder von rasfinirten Gaunern und Dieben angelegt worden sind, das läßt sich jetzt noch nicht constatiren. Die vielfach angeschuldigten Tataren und Kosaken hält man hier solcher Verbrechen für unfähig, und für die Nihilisten würde aus den Mord bränden kein großer Nutzen resultiren, abgesehen etwa davon, daß hierdurch in dem 80-Millionenreiche 100000 neue Unglückliche geschaffen werden, ans denen sich vielleicht ein paar Tausend Unzufriedene machen lassen. Die Indolenz der Bevölkerung und der dortigen Be hörden scheint nicht den kleinsten Antheil an der Schuld zu tragen. Konstantinopel, l4. Juli. Eine von heute Abend datirte Depesche der „Polit. Corr." meldet: Das Ge rücht von der Begnadigung und Rückkehr Mahmud Damat Paschas, des Schwagers des Sultans, gewinnt immer mehr an Consistenz. Er soll schon demnächst am Bosporus eintreffen. Es heißt nunmehr, daß Izzet Pascha zum Nachfolger Mahmud Damat Paschas auf dem Gouverneurposten in Tripolis ausersehen sei. — Die französische Regierung hat ein von dem frühern Khedive, JSmail Pascha, gestelltes Ansuchen, seinen Wohnsitz in Algier nehmen zu dürfen, abschlägig be antwortet. Ismail Pascha soll sich nun entschlossen haben, in Nizza seinen Aufenthalt zu nehmen. Zur Grieutfragc. 2. Wien, 15. Juli. Zur Frage der Demolirung der bulgarischen Festungen verlautet, daß die Ab tragung der an der Ostseite Rustschuks gelegenen Forts Kink, Tosouvar-Tabia, Hadi-Dgweza, Topiah- Tscheschme und der weiteren Forts bis zum Fort Said-Pascha rüstig vorwärts schreitet; mit der Demo lirung der an der Westseite Rustschuks gelegenen Forts wurde jedoch bisher noch nicht begonnen. Die Schlei fung der Außenwerke von Silistria wurde ebenfalls bereits in Angriff genommen. Infolge dieser That- sachen und in Erwägung der von dem Fürsten Alexan der I. bisher stets bewiesenen Vertragstreue dürften es die Mächte woh'. unterlassen, der Circularnote der Pforte entsprechend, eine Pression in der fraglichen Sache auf die Regierung des Fürsten Alexander aus zuüben. Bukarest, 12 Juli. Man schreibt der „Allg. Ztg.": Zur Lösung der Jude «frage wird unter anderen Vorschlägen auch die Gründung einer Hypo thekenbank in Anregung gebracht, mit deren Hilfe der Entnationalisirung des Grund und Bodens vorgebeugt werden soll. Nach diesem Vorschläge wäre die Gleich berechtigung der Confefsionen auszusprechen, doch würde für 3 Jahre der Erwerb von Grundbesitz auf Jene zu beschränken sein, die bereits früher einen Rechtstitel hierzu haben. Die von einer Privatgesellschaft zu er richtende Hypothekenbank hätte die bis zur Hälfte be ¬ lasteten Liegenschaften zu übernehmen und amortisirbare Pfandbriefe auszugeben; man glaubt augenscheinlich, auf diese Weise so weit Ordnung in die Grundbesitz- Verhältnisse bringen zu können, daß dann ohne Be fürchtungen vor den Folgen des Wuchers nach 3 Jahren auch die Juden zur Erwerbung von Grund und Boden zugelasfen werden könnten. Bukarest, 15. Juli. Wie man der „Polit. Corr." telegraphirt, haben die Sektionen der rumänischen Kammern gestern 7. Delegirte gewählt, welche die Anbahnung eines CompromisseS m:t der Regierung in der Judenfrage verfuchen fallen. Die Wahl fiel auf 3 Mitglieder, welche dem Vorschläge der Regierung zustimmen; die anderen 4 Mitglieder dagegen sind die sem Vorschläge abgeneigt. Unter Letzteren befindet sich der Deputirte Bernescu, welcher zum Präsidenten die ses 7gliederigen ComitsS gewählt wurde. Bis gestern war die Judenfrage ihrer Lösung keinen Schritt näher gerückt. Heute soll der Ministerpräsident Bratiano mit dem österreichisch-ungarischen Gesandten, Grafen Hoyos, in der Judenfrage conferiren. Philippopel, 15. Juli. Ein Telegramm der „Po lit. Corr." bestätigt die von dem Marquis v. Salis bury in der gestrigen Sitzung des englischen Oberhau ses ausgesprochene Muthmaßung, daß die Russen die genannte Stadt gänzlich geräumt haben. Die rus sischen Truppen verließen vorgestern Philippopel. Die Mitglieder des ostrumelischen Direktoriums, die Geist lichkeit und eine große Volksmenge gaben ihnen bis auf den Bahnhof das Geleite. Konstantinopel, 11. Juli. In einer Correspondenz, welche der Augsburger „Allg. Ztg " von hier zugeht, heißt es: Das gegenwärtige Cabinet ist längst zur Un- macht verurthellt, weil das persönliche Regiment des Sultans jede Initiative des Ministeriums beseitigt und ohnedies die Kräfte desselben durch gegenseitige Uneinigkeit und Jntriguen aufgerieben werden. Diesem Schwanken des Cabinets ist es zuzuschreiben, daß selbst die dringendsten Lebensfragen bis jetzt noch keinen weitern Schritt zu ihrer Lösung gethan haben. In den Finanzanlehen schleppt sich die Regierung durch kleine Platzanlehen mühsam von Woche zu Woche fort, aber jedes derartige Anlehen erfordert weitere Ver pfändungen von Staatseinkünften, über welche die Pforte den Gläubigern gern eine Art Scheincontrole gestattet, während die älteren Staatsgläubiger gegen eine derartige Weiterverpfändung ihrer Bürgschaften protestiren. Eine wirksame Anleihe, ohne welche nun einmal der gegenwärtigen Sachlage kein Ende ge macht werden kann, ist unerläßlich; aber bis jetzt hat sich die Regierung nicht' entschließen können, die Be dingungen einer solchen Anleihe zu genehmigen. Um erkleckliche Ersparungen zu machen, muß die Armee bedeutend reducirt werden; aber ehe eine solche Re duktion vorgenommen werden kann, müssen 400000 Lire als Soldrückstände ausgezahlt werden, und diese Summe kann die Regierung nicht aufbringen. Anderer seits sind Reformen in den Provinzen unausführbar, so lange diese Provinzen in den Händen der Tscherkessen, Baschi-Bozuks, Zeibeks und Kurden sind; aber der Kriegsminister verweigert die Abgabe von Soldaten zur Gendarmerie. Ernonnungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Po st Verwaltung ist ernannt worden Ernst Emil Kind, seither Postverwalter in Ostritz, als Postverwalter in Plauen bei Dresden. Dresdner Nachrichten vom 16. Juli. — Die Reichsstrafproceßordnung, welche am 1. Oktober d. I. in Kraft tritt, schreibt vor, daß der R'chter keine Privatklage wegen Beleidigung annehmen darf, wenn ihin nicht der Kläger bescheinigt, daß von einer Vergleichsbehörde die Sühne erfolglos versucht worden ist. Die Vergleichsbehörden sind von der Justiz verwaltung zu bezeichnen. Zu Ausführung dieser Be stimmung hat unser Justizministerium unter dem 16. Mai d. I. im Gesetzblatt eine Verordnung erlassen, nach welcher in allen Gemeinden des Landes Friedens richter zu bestellen sind, welche auf Vorschlag der Amtsrichter vom Justizministerium ernannt werden. Zu Beleuchtung des Berufs und der Organisation dieser neuen Behörden hat der „Dresdner Anzeiger" in Nr. 194 und 197 d. I. eine Reihe beachtenSwerther Artikel begonnen, auf die wir hiermit aufmerksam machen wollen. Wir entnehmen daraus, daß obwohl Niemand zur Uebernahme des Amte- verpflichtet, doch die Einrichtung in allen Kreisen daS erfreulichste Ent gegenkommen findet. Am 12. d. M. betrug die Zahl der Personen, welche sich zur Uebernahme deS Amtes bereit erklärt hatten, bereits nahe an 500. Darunter befanden sich 53 Rittergutsbesitzer, 26 RittergutSpachter und Verwalter,, über 80 Grundbesitzer, inehrere Hundert Gemeindevorstände, OrtSrichter, Gerichtsschöffen u. s. w., viele Standesbeamte, 8 Bürgermeister, 1 Stadtverord netenvorsteher, 6Stadträthe, 1 Oberforstmeister, l Forst - inspector, 8 Oberförster, 2 herrschaftliche Förster, 6 Fabrikbesitzer und Fabrikbeamte, 4 Bergbeamte, 3 Pastoren und Kirchenvorsteher, 3 Lehrer und Oberlehrer, l Arzt, 1 Apotheker, 9 Rentier-, 9 pensionirte Beamte und Offiziere, 5 Meister auS verschiedenen Gewerben. Zwar fehlen noch die Berichte namentlich aus den größeren Städten, in welchen das Werk der Eintheilung der einzelnen friedensrichterlichen Bezirke und der Vorbe reitung von Personalvorschlägen ein umfassenderes und schwierigeres ist, allein dem Vernehmen nach können auch von dorther günstige Erfolge erwartet werde». * Seit gestern ist die 1. königl. Polizeibezirks wache aus dem Hause am Altmarkte nach Breite« straße 3, pari, links verlegt worden. s Soeben erschien die Juliausgabe von Jacob's Eisenbahnführer durch Oesterreich-Ungarn. Essei im Hinblick auf den bevorstehenden Abgang des Extra zuges „Geucke" an dieser Stelle besonders daraus ver wiesen, denn nach sorgfältiger Durchsicht erscheint uns dieses Buch als der beste und umfangreichste Führer, welcher unter allen derartigen Reisehandbüchern eine Fülle des trefflichsten Materiales in übersichtlichster Weise zusammenstelll, so daß eine schnelle Orientirung an der Hand des Inhalts, Verzeichnisses und der bei gegebenen Karten auch dem weniger in die Cours bücher eingeweihten Touristen überaus erleichtert wird. Das Werk bietet sonst noch Mancherlei deS Nützlichen und Interessanten, wie man dies nur im Bädecker rc. zu finden gewohnt ist. Neben sämmtlichen Fahrplänen der österreichisch-ungarischen Eisenbahnen, der Dampf schiffe und deren Anschlüsse an das Ausland finden wir als weiteren schätzbaren Inhalt eine Uebersicht der vorzüglichsten Curorte, das Betriebsreglement der öster reichischen Bahnen, dre directen Fahrkartenpreise, die Fahrpreisermäßigungen der einzelnen Bahnen, ein Orteregister, sämmtliche Postanschlüsfe, eine Angabe der empfehlenswerthen Hotels und der SeheuSwücdig keilen rc. Was aber dieses CourSbuch vor vielen an deren, namentlich vor den großen Handbüchern, aus- zeichnet, ist die Zusammenstellung sämmlicher Rund reise-, Coupons- und combinirbaren Rundreisebillets Auf diese letztem, auf den Strecken der Elisabethbahn, Kronprinz-Rudollbahn und der Südbahn eingeführten Billetsorten sei besonders aufmerksam gemacht, denn hiernach ist es dem Reisenden bei einiger Sorgfalt in der Auswahl ermöglicht, sich Rundreisetouren selbst zu combiniren und an den Personenkassen zusammenstellen zu lassen. Schon im vorigen Jahre hat sich diese Neuerung den allseitigen Beifall der Touristen nach Tirol, dem Salzkammergut rc. erworben. Das auch sonst sorgfältig ausgestattete Coursbuch ist in allen Buchhandlungen, auf dem böhmischen Bahnhof bei dem Buchhändler Herrn Weigand zum überaus billigen Preise von 1 M. käuflich zu haben. * Gestern Abend gegen U10 Uhr ist ein junger Mann, dessen Person der Dunkelheit wegen nicht weiter zu erkennen war, von der Augustusbrücke herab in die Elbe gesprungen und ungeachtet der Bemühun gen eines Schiffers darin verschwunden und nicht zu retten gewesen. Auf einem zurückgelassenen Zettel hat er bekannt, daß er leichtsinnig gewesen sei und nun aus Nahrungslosigkeit zum Selbstmorde getrieben werde. * Ein Zimmermann verunglückte gestern in dem neuen Reichspostgebäude an der Annenstraße. Er stürzte bei dem Legen von Balken aus der zweiten in die erste Etage herab und wäre wohl arg verletzt wor den, wenn er nicht das Glück hatte, auf einen Schutt haufen zu fallen. So ist er verhältnißmäßig nur ge ring beschädigt, wenn auch für längere Frist nicht arbeitsfähig. * In einem Droguengeschäft auf der Albrecht- straße kam heute früh auf bisher noch unaufgeklärte Weise ein Schadenfeuer aus, das jedoch durch die Feuerwehr bald gelöscht wurde und einen nennens- werthen Schaden nicht verursachte. provinMnachrichtcn. Chemnitz, 15. Juli. (CH. Tgbl.) Sicherem Ver nehmen nach ist vom Stadtrathe in dessen jüngster Hinter den Geschützständen erlaubt eine große, eigens für die Zuschauer erbaute Tribüne bequem und gefahrlos die Beobachtung aller Versuche. Vor ihr, über den Geschützständen, erhebt sich ein groß artiges Laufkrahngerüst, von dem aus die kolossalen Rohre gehoben und trauSportirt werden. An der Wand deS einen Trägers dieses GerüstS hat, unbekümmert um den unter seinen Fittigen sich häufig ereignenden Höllenskandal, ein Rothkehlchenpaar sein Nest gebaut. Auch die in der Umgegend deS Platzes ansässigen Hasen vertragen daS Schießen ganz gut, während die Füchse sich bald aus dem Staube gemacht haben. Von den verschiedenen Geschütz- und Geschoßarten machen einige auch auf den Laien den gewaltigsten Eindruck. Erwähnen will ich hier nur, daß eine von Krupp construirte lange 15-Centimeterkanone im Mo ment der Entzündung der Ladung 2600 Atmosphären Gasdruck auSzuhalten hat, und daß die Geschosse des 40-LentimetergeschützeS eine Länge von l12 Centimeter haben: Zahlen, die wohl auch verwöhnten Ansprüchen genügen dürsten. Dresden. Am 15. d. fand das zweite und letzte daS Schuljahr 1878/79 beschließende Prüfungscon- cert deS Dresdner EonseroatoriumS für Musik unter Leitung deS artistischen Director», Herrn Kapell meister» Or. Wüllner, un Saale de» Gewerbehause» Statt und bot musikalisch treffliche und genußreiche Productionen. Wie in den früheren Eoncerten der Conjervatonumschüler traten dabei ganz besonder» her vor die höchst lobenSwerthen Ausführungen de» Orche ster», die ganz vorzügliche Leistung der vereinigten Chor- gesangtlassen (namentlich in S. Bach » Uugniticnt). Nächstdem zeichneten sich Frl. Kluit und Herr Buch- maier durch talentvolle», bereits tüchtig durchgebildetes Pianoforlespiel aus. Erstere spielte recht geschmackvoll die letzten zwei Sätze auS Chopin's L-moU-Concert, Letzterer Phantasie von F. Schubert, instrumentirt von Liszt, mit virtuos und musikalisch sehr vorgeschrittener Sicherheit. Noch überraschender aber in dieser Hinsicht war deS Violinisten Herrn Wolfs's Bortrag der Gesangscene von Spohr. Der durch schöne Tonwirkung sich auszeichnende Concertflügel war aus der Fabrik deS Herrn E. Ascherberq. DaS den wärmsten Beifall der versammelten Hörer hervorrufende Concert schloß mit der Verkündigung der Preiszeugnisse und Be lobungen und der Vertheilung der Jahreszeugnisse. * „Die restaurirte Albrechtsburg zu Meißen. Ein beschreibender Führer von Tb. Gampe", so heißt ein kleines, Einheimischen und Fremden gewiß will kommenes Büchelchen, das so eben in Dresden bei L. Kämmerer erschienen ist. Außer einer Anführung der nöthigsten historischen Daten über die Entstehung und die Schicksale der Burg, welche endlich als eine theure Reliquie der sächsischen Fürstengeschichte unter unserm König einer geschmackvollen und reichen Renovation entgegengeführt wurde und nun in farbigen Erinne rungsbildern zum Beschauer spricht, enthält dieser nütz liche Commentar eine Schilderung der Arbeiten, die in diesem Raume von Architekten, Malern, Bildhauern, Ornamentisten und andern Technikern der Kunstgewerke yeschaffen worden sind. Der Verfasser hat sich dabei in löblicher Weise rein fachlich gehalten und scheint für dergleichen Bethätigungen eine geschickte Hand zu haben. * Der internationale Meteorologencongreß, welcher während der Osterwoche in Rom versammelt war, hat bezüglich deS Weyprecht'schen Planes, den Polarforschungen durch Errichtung von circum- polaren Beobachtungsstationen eme festere Basis zu geben, folgenden Beschluß gefaßt: „Der Congreß erkennt die hohe wissenschaftliche Bedeutung an, welche synchronische, meteorologische und magnetische Beobach tungen, ausgeführt in den Polargebieten durch gleich zeitige Expeditionen, besitze». Er empfiehlt allen Re- gierungen, ähnliche Unternehmungen auf das Wirl- tamste zu unterstützen. In Anbetracht: 1) daß die Mehrzahl der Mitglieder des CongresseS bezüglich dieser Frage nicht mit Instructionen versehen ist, 2) daß solche Instructionen unbedingt nothwendig sind, um zu definitiven Beschlüssen zu gelangen, beschließt der Congreß, seinen permanenten Lomlte zu beauf tragen, daß derselbe den Zusammentritt einer Special commission veranlaßt, bestehend aus Delegirten der jenigen Regierungen, welche sich in irgend einer Weise an einem derartigen Unternehmen betheiligrn zu können glauben, versehen mit den nöthigen Instructionen und Vollmachten. In Anbetracht der einleitenden Schritte, welche von den Herren Gras Wilczek und SchiffSlieu- tenant Weyprecht schon geschehen sind, hält es der Congreß für thunlich, daß sich diese Commission am 1. October 1879 in Hamburg versammle, um Verein barungen über die Detail- und die Mittel zur Aus führung zu treffen." * Der portugiesisch« Afrikareisende, Major Pinto, ist in London angekommen. Da die Session der königl. geographischen Gesellschaft geschloffen ist, so w»rd er demnächst in der Wohnung de» Präsidenten, Lord Northbrook, den englischen Geographen eine Vor lesung über seine Entdeckungen in Afrika halten. * Em amerikanischer Ingenieur, Undank (dem Namen nach ein Deutscher), der in China den Bau einer Eisenbahn leitet, hat die große chinesische Mauer näher untersucht und giebt davon folgende Beschreibung: Sie ist 360 deutsche Meilen lang, 18 Fuß hoch und oben 15 Fuß breit. DaS Fundament besteht durchweg aus solidem Granit, daS Uebrige aus festem Mauerwerk. In Zwischenräumen von 200 bis 300 Schritt befinden sich feste, 25 bi» 30 Fuß hohe und 24 Fuß im Geviert messende Thürme. Oben auf der Mauer befinden sich auf beiden Seiten Brust wehren, so daß die Bertheidiger von emem Thurm zum andern gehen können, ohne dem Anblick der Feinde ausgesetzt zu sein. Die Mauer ist ohne Rück sicht auf das Terrain über Berge, Thäler und Ebenen oft an 1000 Fuß tiefen Abgründen vorüber aufge führt, Bäche und kleinere Flüsse sind überbrückt, große Ströme an beiden Ufern mit starken Thürme» flankirt. Die Mauer wurde etwa 200 Jahre vor Christi Ge burt gegen die Einfälle der Tataren gebaut. Die Zeit, welche die Aufführung diese« kolossalen Werke» in Anspruch nahm, und die Kosten, die e» verursachte, entziehen sich jeder menschlichen Berechnung. Jeden falls müssen viele Millionen Menschen dabei thätig gewesen sein. (Undank ist nicht der Erste, der Nach richten über diese Mauer gegeben hat. Schon der Geologe Hiedler au» Dresden bemerkte über diese» Riesenwerk, daß seine Erhaltung unter den verschiede nen Dynastien eine sehr schwankende geivesen sei und an vielen Stellen ein gänzlicher Verfall hervorträte.)
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