Delete Search...
Dresdner Journal : 10.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188001102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-10
- Monat1880-01
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Sonnabend, den lO Januar. 1880. ,7S-»»,bV b. b.U ».su ». «. ,bv». vbj zo ««.»db.uE G. ». ,7b». -sr,2bb.u.» s». » ,2b b». ,2b». 0«. b.u.». ,bvb. sbu.» »»-U,7L-«,»Ü Lv-7«,r» b.U. ,b»bz. s«. ,bv b.u B. t». «,b0 ». ». 4,7b» 2,b0» 3» b.u.». ,2b b.u.» ». 4.2b » ». i» b.u » >,7b ». 2« ». 0 ». >,7b G >1 ». >3 ». >2 ». »,7b». i»,2b« 8,bv » 7,b0 G >,4b» » >,830 B >,220 ». ,«o» ,20 « 2,50» 0,d0 » >,iro» 3 b.u B. 1». SÄÄSSW« di V«r- K !b. L »r »880. LTKN««ä tltk, Präsident, ltk, I >, tasewttz, r. n Hermann Idemar Bau- Lin MSd- Seyfferdl in abert Müller schramm in it Fri Anna o Liebig in Frl. Hulda Herr Leh- ilie Schmidt iS Wilhelm Bertha Nie- Hunke, Pens. )err Johann Hrn Täsch- » eine Tach ar Wilhelm rau Amalie geb. Sin- mmr» l S Januar irweiter Be- !3 über da» gewerblichen r s. Depu- dr- Etat«, betr.; 8) Gesammt m betr. , den 2 Ihr. Fort r den Be i«bih. 4) >» der Zu- Justiz be- Dre-be« all. Nr. 16. Dretden. ^doonamentaprel» r lm U»n>»» 4»ut»«8«a n«t«b»: l^driiod: . . 78 Karle. HsLbrUod: 4 Karle bO kk. l'.'inrklos Hummern: 10 ?s LniiartuUd deadem»cii«u Reivde» tritt ko»t- uuä LtewpvlLuevUIa^ Kiuru. Inseruteuprvlue: kür d«n Kaum siasr ^vepaltaneu ?«tit»eilv 30 kt. Votvr „Lio^omwut" dis Leils bv kt. Hrsekokuen r mit Auanrrkws der 8onn- und k'siortng? ^ksnds für den kolbenden Dres-nerMurml. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. In«sr»t«iiaoaakme au„r»Mar l.«ipiig: d->. Lea»d*tett<,, Lou>uii»»,vaär de» Lrsadusr dourual»; llawdar« - Lerlla Vis» l-atpiig v»»«I-8o»»I»il ^i-»llklu>t ». H : La««e»u<te»n L k^oAier, Lerliu Vieo-S-unkurgr krax-Laiprix ^raakturt ». H. »ünobaa! Lud 8«rUa: s. L'o»rnrct-, /n» addendun/c, 8r«m«n: L. Lc/doite; Nreiiau: L. ÄunAen'« üüreau; cuammlr ^MAt; Vrimlclurt » tl. > L daeAer'sekv u. d 0. //errmunn- »sks lNielili-mdlungs; VörMi: (r. MMer, Naaaovr: äe/ttt»»/ , , kari» 8«rlüi-kr»nktur1 ». A. »tutl^arl: Laube L Ou.,' Lamdurg^ L L7cud</eu, ^id. Lteiner ll«ruu8xvb«ri Xünitsl. Expedition de» lireadusr douruai», Öresden, Avinx-erülrusue Xo 20. Amtlicher Theil. Dresden, 7. Januar. Se. königl. Majestät hat dem Ortsrichter Carl August Sättler in Griesbach bei Wolkenstein das allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen allergnädigst geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Aufwärter bei der Expedition der „Leipziger Zei tung", Seiffert, das allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Bekanntmachung. Die nächste Prüfung der Expectanten für das Königlich Sächsische Kadetten-Korps soll am 5. und 6. April 188V stattfinden und werden die an das Kommando des Königlichen Kadetten Korps zu richtenden Anmeldungen dazu am 15. Februar ge schlossen. Später erfolgende Anmeldungen können nur aus nahmsweise Berücksichtigung finden. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Expec tanten sür die verschiedenen Klassen sind in dem Aus züge aus dem Regulativ des Kadetten-Korps vom Jahre 1877, dem I. Nachtrag zu demselben vom Oc- tober 1878 und dem II. Nachtrag 1879 — sämmtlich zu beziehen in der Buchhandlung von C. Höckner, Dresden-Neustadt — ersichtlich. Der Auszug enthält zugleich alle Vorbedingungen zur Ausnahme, sowie die näheren Vorschriften, nach denen die 60 etatsmäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen Erziehungsbeitrage von 90, 180 und 300 M. zur Vertheilung kommen. Dresden, den 29. November 1879. Kriegs-Ministerium, von Fabrice. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in tz 17 Abs. 1 des Gesetzes, daS Volksschulwesen betreffend, vom 26. April 1873 in Verbindung mit 8 2 der durch Be kanntmachung vom 1. November 1877 veröffentlichten Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen ist bis auf Weiteres zum Commissar für die Schulamts-Eandidaten-Prüfungen am Se minar zu Auerbach der Seminardirector Schön selber daselbst ernannt worden. Dresden, am 31. December 1879. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. vr. v. Gerber. Götz. Bekanntmachung, den 4. Nachtrag zur thierärztlichen Arzneitaxe betreffend. Zu der durch Verordnung vom 23. November 1876 (Seile 500 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1876) veröffentlichten thierärztlichen Arzneitaxe ist der 4. Nachtrag erschienen und an sämmtliche Be- zirkSthierärzte und Apotheker deS Landes vertheilt worden. Unter Hinweis auf die Vorschriften der gedachten Verordnung wird solches mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß der beregte Nachtrag in der Hof buchdruckerei von C. C. Meinhold und Söhne hier für 15 Pfg. pro Exemplar käuflich zu haben ist. Dresden, den 8. Januar 1880. Ministerium des Innern, II. Abtheilung. Körner. Kr. Feuilleton. Nedigirt von Otto Bauet. Zum Lode vereint. Novelle von Adolf Stern. * (Fortsetzung zu Nr. ».) Mit wenigen raschen Schritten war Konrad Wille bei seinem Kranken. Der Waldhüter hatte sich leicht emporgerichtet, sein Haupt stützte sich auf den Arm, er blickte um sich und rief noch einmal nach Gertrud, als der Arzt in der Thür und vor semem Lager erschien. Er besann sich augenblicklich und lächelte den jungen Fremden dankbar an, aber er fragte: „Wo ist mein Weib, Herr?" und al» Doctor Konrad entgegnete „Auf dem Wege nach Gersfeld, um einen Trank für Euch in der Apotheke Herrichten zu lassen", sagte er mit einem Anklang von Mißmuth in seinem Ton „War da» nöthig, Herr Doctor? Mir ist, al» hätten Sie mich schon gesund gemacht, ich fühle mich weit besser und stärker, al» vorhin, da Sie kamen." „Aber da» Fieber kann am Abend wieder stärker werden," versetzte Doctor Wille und nahm die Hand de» Kranken „Ich mußte Ihre Fran bäten, die nöthiae Arznei herbeiznschaffen, ich drang umsonst in sie, sich nach einem andern Boten umzusehen. Sie blieb dabei, daß sie Niemand in der ganzen Gegend kennt und Niemand den Weg für sie machen würde." „Kennen schon," saate Franz Buchner zwischen den Zähnen hervor „aber sie würden nicht für uns gehen, und sie brauchen und sollen es auch nicht!" Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 9. Januar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenbausrs legte der Kinanzminister Ur. Bitter den Gesetzentwurf, betreffend die Be willigung von Staatsmitteln zur Beseitigung deS Nothstandes in Oberschlesien, vor. Der Finanzminister sagte, die Verhältnisse hätten sich seit der Interpellation im Abgeordnetenhause noch zum Schlimmeren gewendet Die Regierung hätte die Sachlage an Ort und Stelle untersucht. Die Zahl der Hilfsbedürftigen belaufe sich auf 106000. Bis zum Ende dieses Monats sei Vorsorge getroffen; dann werde weitere Staatshilfe erforderlich fein. Auf 4 Monate feien 1 500 000 M., im Ganzen 6 Millionen erforderlich, deren Bewilligung jetzt bean tragt werde. Eine halbe Million werde zur Ernährung der Hilfsbedürftigen ä lonäs peräu gefordert. Der Rest wird zu Darlehen für die Aussaat den Kreis- auSschüssen überwiesen werden. Ferner sollen Eisen bahnen gebaut werden von Kreuzburg nach Lublinitz und Tarnowitz, von Gleiwitz nach Rybink, von Oppeln nach Neiße mit 2 Zweigbahnen. Die Kosten der Bauten werden aus 12^ Millionen veranschlagt. Die Regierung wird ferner die Anlage von Drainagen in großem Maßstabe vorbereiten. Wenn Alle- wahr sei, was über die dortigen Wucher verhältnisse gesagt worden sei, so müßte etwas ge schehen, um die Bevölkerung auch gegen ihren Willen zu schützen. Die Regierung würde die Schuldver hältnisse verbessern, den Flachsbau, die Strohflechterei und die Holzarbeit fördern. Der Minister schlägt vor, dir Vorlage der Budgrtcommission zu überweisen. Nom, Freitag, 9. Jannar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Cretzulcöco ist zum rumänischen Ge sandten am diesseitigen Hofe ernannt worden. London, Freitag, 9. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach einer Meldung der „TimeS" auS Pretoria von gestern ist der ehemalige Präsident der Tranövaalstaaten, Pretorius, wegen Hochver- raths verhaftet und seine Freilassung gegen Cau- tion verweigert worden. Konstantinopel, Freitag, 9. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Betreff der Besetzung der griechischen Patriarchatskirche zu Philippopel durch eine Abtheilung bulgarischer Milizen, welche die Kirchenschlüssel an den Generalgouverneur von Ostrumelien, Alrko Pascha, übergeben haben, wird aus Philippopel gemeldet, daß sich eine griechische Deputation dieserhalb zu Aleko Lascha begeben habe, welcker den Vorfall untersuchen lassen zu wollen versprochen bade. (Vgl. die „Tagesgeschichte") New-Jork, Donnerstag, 8. Januar, Nach mittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Legislative des Staates Maine nahmen die Republikaner ihre Titze ein, doch weigerte sich der Präsident des Senats, welcker bis zur Wahl des Nachfolgers Garcelon'S, dessen Amtsdauer gestrrn um Mitternacht abgrlaufcn ist, als Gouverneur fungirt, die Mandate der Republikaner vor Fest stellung seiner Machtbefugnisse zu vrrisiciren. Washington, Donnerstag, 8. Januar. (W. T. B.) Im Repräsentantcnhause wurden Vor lagen eingebracht, wonach für Eisenerze Zollfrei- heit gewährt, für Brucheisen eine Steuer von 3, für Stahlschienen eine solche von 1U Dollars pro Tonne festgesetzt, die Steuer auf baumwollene Garne aber um 25 Proc. und diejenige auf Leinenfabrikate um 10 Proc. erhöht werden soll. Dresden, 9. Januar. Mit den Gerüchten, die englische Regierung habe die Einverleibung Afghanistans beschlossen, steht nicht nur Im Gesicht des Mannes sah der junge Arzt den trotzig-stolzen und düstern Zug wieder, den er schon ein paar Mal auf dem der Frau wahrgenommen hatte. Er zögerte einen Augenblick mit feiner Antwort und erwiderte dann nur kurz: „So hat eben Frau Gertrud gehen müssen. Haben Sie aber Ihre Frau so lieb, wie Sie sagen, so sollten Sie doch daran denken, daß ihr in schlimmen Fällen eine Hilfe nicht fehlt. Sie sind draußen tagelang und das arme Weib ist hier immer allein!" „Gertrud ist gern allein geblieben und hat mich mit Freuden erwartet," gab Franz zur Antwort, und in der Stimme des Kranken war ein so zuversichtlicher, stolzer und dabei treuherziger und froher Klang, daß Doctor Konrad fast ein wenig beschämt hinwegblickte. Er saßte sich inzwischen bald und sagte, sich ruhig auf den hölzernen Schemel neben dem Bett niederlassend: „Sie verstehen mich falsch, lieber Mann! Daß Sie sich allein mit Ihrer jungen Frau ganz glücklich sühlen und sie mit Ihnen, glaube ich Ihnen gern und lobe eS. Aber Sie haben erfahren, daß es nicht immer geht, wie wir wünschen, und müssen in Zeiten dafür sorgen, in solchen Fällen eine Hilfe wenigstens bcreä zu wissen. Statt Ihrer konnte Ihre Frau schwer krank sein — und das wäre beinahe schlimmer. Sie können Kinder erhalten —" „Wir hatten ein Kind, das uns nach wenigen Tagen starb," versetzte der Waldhüter gepreßt. „Wir trugen e« statt zur Taufe zum Bcgrabnitz nach Ober bach hinab — Gertrud war dann den ganzen Winter lang viel traurig und in sich gekehrt!" In den Worten und noch mehr im Autdruck de» Maune» zitterte eine schwere Erinnerung nach. Der die jüngste Erklärung des Schatzkanzlers, sondern die neueste Rede des Vicekönigs von Indien im Wider spruche. Er betonte nochmals, daß der Zweck des Unternehmens nicht eine Gebietserwerbung, sondern die feste Herstellung dauernder Grundlagen für den zukünftigen Frieden Indiens, sowie solider selbst wirkender Bürgschaften für das zukünftige gute Be tragen der afghanischen Nachbarn Indiens sei. Die „Times" sind sehr befriedigt durch die Nachrichten aus Afghanistan, da sie über die Vollständigkeit der jüngsten Erfolge keinen Zweifel lassen. Der rebellische AuSbruch scheine mit einem Schlage erdrückt und die Gefahr fernerer Verbreitung rechtzeitig abgewandt wor den zu sein. Der Feind ist im offenen Felde ge schlagen morden, und wiederholte Erfahrungen haben ihm die Unmöglichkeit gelehrt, den britischen Waffen zn widerstehen. Die Aus« abe, die sich Loid Lytton setzt, den Feind von der Gerechtigkeit und Großmuih Englands zu überzeugen, sei schwieriger, werde aber hoffentlich erfolgreich sein. Die Rede des V.cekönigs sei ein guter Beweis dafür, daß nicht die Absicht be stehe, im Princip von der vom Lande gebilligten Po litik abzuweichen. Das Blatt glaubt aber, daß das Land nicht so, wie England es gefunden, verlassen wer den würde. Die auslösenden Einwirkungen der eng lischen Invasion dürsten dieselbe vielleicht überleben. Afghanistan, das nie fest geeint war, dürfte sich in seine Bestandlheäe auslöfen. Diese Aussicht sei keine ungünstige. Sollte Kandahar mit Zustimmung und auf den Wunsch seiner Bewohner behalten werden, so sei dies keine wesentliche Abweichung von der angekündigten Politik. — Die Flucht Abdurrahman Khans aus russischem Gebiet bildet einen ernsten Gegenstand der Discussion in England. Man fürchtet vorläufig weniger seinen Einfluß in Afghanistan, als im afghanischen Tulkestan, wo er einen starken Anhang haben soll, und zwar in Balkh und Badakschan. Er zeigte als Gouverneur in jener Gegend große Mäßigung, und seine seit seiner Flucht von Afghanistan erfolgte Vermählung mit der Tochter des Jahandir Schah, Exhäuptlings von Ba- dakjchan, hat ihm die Anhänglichkeit der USbegs noch mehr erworben. Man glaubt, daß er sich ein Ver mögen von 200000 Rubeln erspart hat, da er im Exä schr eingeschränkt lebte, und es dürfte ihm nicht fchwer fallen, in den bezeichneten Distrikten eine ziem lich starke Streitmacht zu sammeln, um seine Autorität im afghanischen Turkestan aufzurichlen. Ein naher Verwandter seiner Frau, Mir Baba, hat überdies sich schon der Herrschaft Badakfchans bemächtigt, und mit diesem wird er sich wahrscheinlich vereinigen. Abdur- rahman'S Bewegungen und Erfolge werden daher sowohl von England als von Rußland beobachtet werden. Hat er sich im afghanischen Turkestan festgesetzt, so kann Rußland ihn als Werkzeug gebrauchen, um das übrige Afghanistan zu bedrohen, was England selbstverständlich nicht gleichgiltig sein kann. Es läßt sich daher im Momente noch gar nicht abfehen, wohin Abdurrahman's Flucht führen kann und inwiefern Englands Politik dadurch beeinflußt werden könnte. Der nordamerikanische Congreß, welcher sich vom 19. December ins zum 6. Januar vertagte, hat von Neuem gezeigt, wie wenig es der Mehrzahl seiner Mitglieder mit ernster und zeitsparender Besorgung der Geschäfte des Volks Ernst ist. Der ganze erste Monat seiner „Thätigkeit", meint die „New-Uorker Handelszeitung", ist, wie hergebracht, fast ohne alle Früchte für die öffentlichen Angelegenheiten ver flossen, obgleich es an Stoff zur Arbeit, wenn solche beabsichtigt worden wäre, kaum gefehlt haben könnte, wenn man erwägt, daß bis jetzt schon ungefähr 600 BillS als tingegangen verzeichnet sind, der verschiedenen in der Präsidentenbotschast und den Departements berichten enthaltenen Anträge und Vorschläge nicht zu gedenken. DaS Repräsentantenhaus erledigte zwar, junge Arzt aber ward durch dieselben beinahe leiden schaftlich erregt, daS ganze Bild des Jammers, den die Einsamen durchlebt haben mußten, trat ihm vor die Augen und er zürnte, indem er dabei doch dem Kranken sorgfältig das Kissen zurechtlegte und den kühlenden Umschlag erneuerte: „Und die Frau hat das Kind zur Welt gebracht und hat es verloren und ist dabei immer und immer mit Euch allein gewesen und nur mit Euch! Und das soll so fortgehen! —" „Ich habe den Doctor aus Gersfeld geholt und der Herr Pfarrer von Lberbach hat uns zwei Mal be>ucht!", entgegnete der Waldhüter. „Jst's denn fo gar Unrecht, wenn zwei Menschen nur für einander und miteinander leben wollen?" Wieder war es Konrad Wille, als müsse er vor der siegenden Gewalt so einfacher starker Empfindung verstummen. Und doch ward er beim Blick auf den Kranken inne, daß derselbe von der alten Unruhe er faßt fei. Er fühlte, daß er entweder das Gespräch abbrechen, oder klar sehen müsse — wie es jetzt stand, ward der leidende Mann von seinen Gedanken und Doctor Wille'S drängenden Worten nur gequält. Er überlegte noch, wa- ihm unter solchen Umständen ge boten sei, und in dem Halbdunkeln Gemach herrschte einige Minuten eine dumpfe schwüle Stille. Da, mit einem Male richtete sich der Waldhüter auf seinem Lager wieder empor und fragte mit einer seltsam bcbenden Stimme: „Können Sie mir gewiß versprechen, Herr, daß ,ch die» Mal wieder aufstehen werd«." Und glauben Sie, daß da- harte Fieber sobald nicht wiederkommt!" „Ich sagte Ihnen schon, daß Sie nicht so krank sind, al» Sie glauben", antwortete Doctor Wille. und dies ungewöhnlich zeitig, drei der VerwilligungS- bills,' die für die LandeSküstenbefestigung, den PensionS- etot und die Militärschule von Westpoint — alle drei eine wachsende Belastung deS Staatsschatzes enthal tend —, allein diese Bills gelangten im Senat nur bis an die betreffenden Ausschüsse. Kein Wunder, daß unter diesen Umständen und bei so lässige» Betreibung der Nationalgesetzgebung, sür welche das Volk mit beträchtlichen Summen besteuert wird, es nicht an Angriffen auf den Congreß fehlt und an Stimmen, welche bei einer Vergleichung der gegenwärtigen Remune ration der uordamenkanlschen Volksvertreter mit der früherer Zeiten, sich dahin au-sprechen, daß der letz teren der Vorzug gebühre und es gerathen sein würde, zu dieser zurückzukehren. Die Mitglieder des Con- gresses erhielten früher ihre Vergütung in der Form von Tagegeldern — 8 Dollars sür jeden Arbeits tag; durch einen späteren Congreßact aber wurde dies in einen festen Jahresgehalt von 5000 Dol lars — sür die Mitglieder beider Häuser gleich — verwandelt. Während sich darüber streiten läßt, welche Einrichtung die praktischeren Vortheile auf ihrer Seite habe, hat doch die Erfahrung gelehrt, daß die Gewährung eines festen, von der Sitzungszeit un abhängigen Gehalts an die Nationaigefetzgeber wenig stens dem von ihm erwarteten Erfolge einer Beschleu nigung der Geschäfte im Ganzen nicht entsprochen hat, und ebensowenig wird sich in Abrede stellen lassen, daß die frühere Einrichtung mit dem bei den Arbeits- Verhältnissen oes Volks durchschnittlich geltenden Grund sätze in besserem Einklänge stand, nach welchem die Vergütung des Arbeiters nach der von ihm wirklich geleisteten Arbeit und der auf diese verwendeten Zeit bemessen wird. Daß die bestehende Einrichtung auch der Anberaumung von Extrasitzungen kein Hinderniß in den Weg legt, während die Gewährung von Tage geldern zu solchen möglicher Weise Veranlassung geben könnte, dafür hat die Extrasitzung des vorigen Som mers ein Zeugniß abgelegt. Auf eine Rückkehr zu der früheren Einrichtung sich Hoffnung zu machen, würde jedoch „die Rechnung ohne den Wirth machen" heißen, da die Beziehung eines festen Gehalts von 5000 Dollars für die die überwiegende Mehrzahl bil denden Drohnen des CongresfeS neben anderen per sönlichen Beweggründen, nach der Wahl in die Natio- ualgesetzgebung zu trachten, sicherlich nicht zu den ge ringeren Reizmitteln gehört. Und außerdem liegt die Entscheidung über die Vergütung der Congreßmitglieder einzig und allein in den Händen der Betheiligten selbst. Das Veto eines Präsidenten, er gehöre welcher Partei er wolle an, über einen solchen Punkt würde nur unter ganz außergewöhnlichen Verhältnissen denk bar und dessen Ueberstimmung durch eine Zweidrittel mehrheit kaum zweifelhaft sein. — Unmittelbar vor dem Be ginn der Weihnachtsferien befchäfttgte sich der Congreß, wie die „New-Iorker Staatszeitung" fagt, „wohl mehr um einen Ableiter für die öffentliche Aufmerk samkeit zu haben, als aus ernstem Interesse für die Sache", mit zwei Fragen, die wohl werth wären, gründ licher behandelt zu werden: mit der Jndianerfrage und der Negerfrage. Der Senat will den Secretär deS Innern ermächtigen, durch eine Commission die Utahs zur Aufgabe ihrer Ländereien in Colorado zu bestimmen. Während dieser Antrag im Senat wider spruchslos durchging, hat er im Repräsentantenhause zu einer stürmischen Debatte geführt, in welcher der Jndianerhaß der westlichen Pwnniere ebeuso gut seinen Ausdruck fand, als die sentimentalste Betrachtung der Rothhaut als „Mündels der Nation", deren Excesse uns nicht abhalten dürfen, vor ihren „vertragsmäßi gen" Rechten stehen zu bleiben, wie die Kuh vor dem Scheunenttore. Die „N.-A.Staatsztg." glaubt, daß man dem Secretär des Innern die gewünschte Vollmacht um so unbedenklicher geben sollte, als er sich bis dahin „Und wenn Sie sich ein paar Tage ruhig pflegen und Ruhe im Gemüth haben, werden Sie gesund von hier aufstehen. Sie sehen nicht aus' wie ein Mann, der kränkelt — und wissen das wohl auch, so daß ich'S Ihnen nicht erst zum Trost sagen muß." Wieder folgte eine schwüle Pause — der Arzt sah deutlich, daß Franz Buchner unablässig nachsann. Von Zeit zu Zeit öffnete er die Lippen und schloß sie wie der, und dann holte er schwer Athem. Und mit einem Male sagte er leise: „Kann denn daS sein, Herr Doc tor, daß dem Menschen, wenn er krank ist, eben DaS unrecht dünkt, wa» ihm sonst für recht gegolten hat?" „Freilich kann eS sein", entgegnete Doctor Konrad. „Und mein Freund — in der Krankheit trifft es der Mensch ost besser, als wenn er sich stark und kräftig fühlt." „Und Sie meinen, daß das nicht sein darf, daß zwei Menschen, d'.e sonst nichts und Niemand auf der Welt haben und denen Keiner den Tag gönnt, nur bei einander leben und auch miteinander sterben, wenn es zum Sterben kommt?" Der Kranke mochte meinen, daß er noch immer nur eine verlorene Frage getdan habe — der junge Arzt aber stand lautlos, tief erschüttert. Wie ein Licht, da» am AuSgang eines dunkeln Raume- entzündet, mit einem Mal rückstrahlrnd die Wände erhellt, zwischen denen er suchend und tastend hrndurchgetappt, errieth jetzt Konrad Wille Alles, verstand Alle-, wa- ihm seit diesem Morgen räthselhast erschienen war. Er fühlte sich im Augenblick unfähig, ein Wort zu «»widern, er wußte selbst nicht, was ihm mit einem Mal die Lippen schloß. Ader er faßte sich rasch und antwor tete .ernst, doch im mildesten Ton:
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview