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Dresdner Journal : 19.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188003197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-19
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 19.03.1880
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Freitag den 19. März. 1880. l» U»oi«ll L»ut,eL«» >»ie»«' iLürliok: . . I« K»rk. 4 K»rle SO kt. Liorsloe Xumiovro: 10 kk L»»—rtuUd äe»6evt»ck«o keioke, tritt ?<Xit- u»<t 8t«ivi>«lru»cdlit^ tuoru. laocrateoprtl»«: kür ä«» kaum siovr ^««pLlteoeu ?etitrvil« 20 kl. vut«r „killK—»oät" äis 2«ils LO kl. DreMerZoymal Li^eüelueur Ulliel» mit XunnLkws cksr 8ovn- rmä ksierta^k Absoä« kür äev sol^snäso 1'^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. l u»i<-rat<>o«n »all n><> un»>« lt> t>«» l^ip»i^: /tra»ele!te«</, Cvmu>l»»ü>aür <>v, Or«»ä»vr ^ouruul»; g»wdarff-L«rIta Visa rn>uktuit ». N : ^/<ia«e»u<le,a Lerlm Vi«a-H»mdurx kr»Ek'l<«'prlS ^raukturt ». »l Hüaekiu i A/o»»c,- LsrNll: L. ^tvrniet. /«i eilie/eix/«»»^:, Lr-moa: F Lc/i/otte / Lr«»I»o: 4,. tjür«iiu; 0d»mn>tr H. j rrsLlOart a ^«cNe^divkv u. (/'. //ri rmari» »eM- Iiiie>>>l>>,ki<Uiin^i VöriN«: tr. Llül/er,' 8aimov«r: t). ,, kart» L«rlü»-?r»Lkkurt ». A. Stolt^art! Lamdorz: Lt«n«r. Iterausxvdei-: icttvisl. l:x>>t!<>itioil 6v» l>rt>»ä»8r Journal«, linwclen, /» i»jst!r>»>rav'>v >'o. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 18. März. Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ist gestern Abend hier angetommen und im „Victoria-Hotel" ab getreten. Dresden, 11. März. Se. Majestät der König hat dem Consistorialrath, Superintendenten vr. Otto in Glauchau da» Comthurkreuz II. Elasse vom AlbrechtS- orden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat geruht, dem ersten Archivar im HauptstaatSarchive Dr. ptül. Otto Adel bert Posse das Dienstprädicat Archivrath, unter An weisung des Ranges in der IV. Llasse der Hofrang ordnung, zu verleihen. Nichtamtlicher Lheit. U e d e r s i ch t. Lei »graphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Social-Eorrespondenz. Gazzetta Pie montese.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Prag. Paris. Rom. Chrstiania. Bukarest.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Zittau.) EingesavdteS. Feuilleton. Tagtskalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 17. März.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Adorf. Pirna.) Statistik und VolkSwirthschaft. Börsevnackrichten. Telegraphische WitterungSbrricdte. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 18. März, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Auf die Beschwerde der rumänischen Eisenbahngrsellschaft änderte daS Land gericht die Verfügung deS Handelsrichters dahin ab, daß die Eintragung der von der Generalver sammlung am 3. d. M. gefaßten Beschlüsse über Statutenänderungen sofort zu erfolgen habe, auf den dagegen eingelegten bekannten Protest aber keine Rücksicht zu nehmen sei. Berlin, Donnerstag, 18.März, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Reichstagscommission zur Borberathung deS SocialistengesetzeS hat mit 10 gegen 3 Stimmen die Geltungsdauer des Ge setzes bis zum 30. September 1884, anstatt, wie die Regierungsvorlage wollte, bis zu demselben Termine deS Jahres 1886, festgesetzt. Die Com mission beschloß ferner zu dem sogenannten Be lagerungsparagraphen eine Declaration dahin gehend, daß die Ausweisungen von Reichstags- und LandtagSabgeordneten während der Dauer der Session ungiltig seien. Paris, Mittwoch, 17. März, AbendS. (W. T. B.) Der „Agence HavaS" wird aus Monte video gemeldet: Der Präsident der Republik Uruguay, Oberst Latorre, ist von seinem Posten zurückgetreten. Der gesetzgebende Körper hat Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 17. März: „König Lear", Trauerspiel in 5 Acten von Shake speare. Uebersetzt von Heinrich Voß dem Jüngern. (Neu einstudirt.) DaS Zurückgreifen zu dieser klassischen Tragödie, um dieselbe wieder in möglichst würdiger Weise unserm Repertoire emzufügen, hatte von Seite des sehr zahl reichen TheaterpublicumS eine Aufmerksamkeit und rege Theilnahme erweckt, welche der Schwierigkeit der Vorbereitung und Tagesarbeit entsprach. Bei der selbstverständlichen Rücksichtnahme auf die vorhandenen Kräfte und auf die dramaturgische Thatsache, daß eS sich nur noch unter ganz besonder- glücklichen Umständen ereignen kann, diesem Giganten gemälde von der Dämonie der Leidenschaft, von der tragischen Sühne ihrer Uebereilungen seine chm eigen- thümliche geistige Atmosphäre, seine stimmungsschwrre Dämmerung auf dem dunklen Hintergründe der Sage im Totaleindruck der Aufführung zu sichern — bei dieser Rücksichtnahme darf man den Erfolg des Abend- al- einen relativ vortrefflichen bezeichnen. Da» ungeheure Gemälde, in der Unnatur deS Menschen- herzen» weit AuSeinanderliegende» in wenige Momente zusammendrängend, geht, wie da» Macbeth- und Othello- bild, über den Rahmen moderner Fassung und Auf fassung binau», und man darf zufrieden sein, wenn e» die fcenische Darstellung nicht zu nah an das Prosa- pirendr Licht de» realistisch Geschichtlichen heranzieht. Francisco Vidal zum Präsidenten der Republik gewählt. DaS gesammtc Ministerium hat seine Entlassung gegeben. Die Ruhe ist nicht gestört worden. Rom, Mittwoch, 17. März, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtrnkammer wurde heute die Berathung des Budgets für daS Ministerium deS Auswärtigen fortgesetzt. Nicotera sprach seine Ansichten über die im Laufe der Debatte aufgeworfenen Fragen au-, unterzog die Verwaltung der aus Mitgliedern der Linken gebilde ten Ministerien einer'Prüfung und gab seinem Be dauern über die Spaltungen der Linken Ausdruck. Mit der Politik der gegenwärtigen Regierung ist der Red-- ner nicht vollkommen einverstandeii, erklärt aber den noch, für das Cabinet stimmen zu wollen. — Mar- selli, Dellarocca, Umana und Friscia sind von der Antwort de- Ministerpräsidenten (vergl. die „Tages- geschichte") befriedigt, Visconti-Venosta dagegen nicht. Letzterer motlvirte seine Erklärung. — Der Deputirte di Blas io beantragt die Annahme einer, dem Cabi net günstigen Tagesordnung. — Bong hi bezeichnet die Politik der Regierung als eine ohnmächtige. — Minghetti beantragt ein Mißtrauensvotum gegen das Cabinet, begründet seinen Antrag und erklärt, daß er seiner Zeit als Minister seinen Collegen die Frage vorgelegt habe, ob die Annexion Bosnien- und der Herzegowina durch Oesterreich die Interessen Italiens würde gefährden können, und daß er eine verneinende Antwort darauf erhalten habe. Der Redner spricht sich sodann gegen die Duldung der „Italia irreckeutu", sowie der republikanischen Vereine aus, erblickt in dem Berliner Vertrage den Keim neuer Complicativnen und bezweifelt, daß die Negierung genügend vorbe reitet sei. — Cavallotti beantragt die Annahme einer Tagesordnung, in welcher die Zuversicht ausge sprochen wird, daß das Cabinet in den Beziehungen mit Oesterreich das internationale Recht wahren und die Interessen des Friedens mit den Pflichten einer freien nationalen Regierung in Einklang bringen werde. — Der Ministerpräsident Cairoli behält sich und dem Minister des Innern, Depretis, vor, auf die Ausführungen Cavallotti's noch zu antworten, glaubt jedoch, fofort die Besorgnisse wegen der von Caval lotti Oesterreich zugeschriebenen kriegerischen Absichten beseitigen zu müssen. Die freundschaftlichen Beziehun gen zu Oesterreich seien in Wahrheit unbestreitbar. Das Cabinet treibe nicht e:ne Politik der Furcht, son dern eine Politik der Loyalität und der Achtung der Verträge. — Morgen soll die Berathung fortgesetzt werden. London, Mittwoch, 17. März, Abends. (W. T. B.) Im Unterhause antwortete heute der erste Lord der Admiralität, Smith, auf eure bezügliche Anfrage Gourley'S, daß die von der Regierung bestellten Hintcrladergrschütze sich dem französischen Systeme wohl näherten, demselben jedoch nicht ganz entsprächen. Ueber die zu Essen mit Krupp schen Geschützen stattgehabten Experimente sei der Bericht der dazu beordert gewesenen englischen Offiziere noch nicht vollständig fertig gestellt. Christianis, Mittwoch, 17. März, Abends. (W. T. B.) DaS Storthing hat heute mit 93 gegen 20 Stimmen dir Abänderung des Grund gesetzes, betreffend die Theilnahme der Minister an den Verhandlungen des StorthingS, beschlossen. Bukarest, Donnerstag, 18. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das ministerielle Journal „Pressa" bezeichnet die von den Oppositionsjournalen ver breiteten Gerüchte, daß die Reise deS Minister präsidenten Bratiano nach Berlin den Abschluß einer Allianz mit Deutschland mit Hinblick auf Die Vorgänge und Gestalten müssen wie das Ge witter aus der Heide etwas Elementares, Entferntes behalten, der Phantasie und dem Gefühle näher als dem Verstände zugänglich. Es darf nicht ungerecht verkannt werden, daß die Herstellung dieses poetischen Colorits für eine frühere Zeit leichter war, als für die Gegenwart. Ihr kriti scher Charakter zersetzt auf allen Gebieten die große Illusion und macht sie frei aus dem Bann der Em pfindung, zum Nachtheil des Kunstwerks. Dies soll besonders der weihevollen Empfänglichkeit, der naiven Seelenwärme der gebildeten Jugend den Geist befruch ten und ihre Weltanschauung adeln — doch gerade unsere jüngere Generation rechnet jetzt häufig mit Factoren, die früher in das kleine Einmaleins der Lebensprosa verwiesen waren. Das führt heute zur glänzenden Bereicherung an Verstandesschlüssen und zur kläglichen Verarmung an Idealität. In Summa werden auch die Künstler von dieser Geschmacksrichtung angekränkelt und es ist viel ver langt, wenn sie über dieselbe hinweg bei ihrer ge schwächten Produktivität in das Reich des Ideals mitten Hineingreifen sollen. Ich betrachte die Learvorstellung trotz ihrer erfreu lichen und erfolgreichen Bestrebungen als eine letzte Generalprobe, der dadurch eine Steigerung der Har monie folgen wird, daß man in Rede und Spiel die Localsarben abdämpft, die Grellheiten mildert, mehr plastischen Contour als kleine Modellation wirken läßt, für den naturalistischen Ton nach Möglichkeit etwa- Mythische», groß und einfach Stilisine» em- treten läßt. „Nicht zu nah vor, bleiben Sie doch bei diefer Dichtung hübsch im Hintergrund!" soll Ludwig einen eventuellen Krieg bezwecke, als vollständig unbegründet; Rumänien müsse, um seine durch den Berliner Vertrag geschaffene Stellung zu behaup ten, Alles vermeiden, was der Grund einer Be sorgniß oder eine Drohung für die Signatarmächte sein könnte; nur unter Beobachtung einer achtungs vollen Reserve gegen alle Mächte könne eS die Er eignisse mit Zuversicht abwarten. Athen, Mittwoch, 17. März, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer erklärte heute der Ministerpräsident Delyannis, daß er daS von Trikupis ausgestellte Programm nicht gutdeißen könne. Er rathe zur Sparsamkeit bezüglich deS Budgets deS Innern, halte dieselbe aber beim Kriegs- und Marinebudget nicht für angezeigt. Schließlich sprach der Minister die Hoffnung aus, daß die griechische Grenzregulirungsfrage dem nächst ihre Lösung finden werde. Dresden, 18. März. Die Arlbergbahn, welche durch die jüngst erfolgte Genehmigung der erforderlichen Mittel zu ihrem Aus bau durch das österreichifche Abgeordnetenhaus nun mehr als gesichert erscheint, und ein Festmahl, zu welchem vor etlichen Tagen der Gesandte der schweizerischen Eidgenossenschaft in Berlin, Dr. Roth, eine Reihe namhafter Gäste zur Feier des glück lich vollendeten Durchschlags im St. Gotthardtunnel vereinigte, lenken unsere Blicke nochmals auf dieses Riesenunternehmen. In einem „Die Opfer des St. Gotthardtun nels" überschriebenen Artikel recapitulirt die neueste „ Social-Correspondenz" die bei den Tunnelardeiten vorgekommenen Unglücks fälle, wie folg«: Im Juli 1872 begannen die Arbeiten mit der Herstellung der Voreinschnitte für die Tunnel mündungen, und am 11. October eröffnete ein Italiener die Reihe der Verunglückten; ein zufällig von einem Bergabhange herabrollender Felsblock traf und zer drückte ihn. Im folgenden Jahre fand in Göschenen eine Explosion der Dynamithütten Statt, wodurch 3 Arbeiter getödtet und mehrere schwer verwundet wurden. Zugleich forderte aber auch der bereits in das Berges- innere vorgetriebene Firststollen sein erstes Opfer; beim Abfchießen einer Mine wurde ein Arbeiter getödtet. Diese Unfälle gaben dem Unternehmer Veran lassung, eine Kranken- und Unterstützung-kaffe zu gründen. Wie nothwendig dieselbe war, zeigte sich bald, denn mit jedem Monate, je weiter der Bohrer m den Fels eindrang, vergrößerte sich die Zahl der Unglücke; denn damit vermehrte sich die Zahl der Arbeiter, da sich die der Angriffspunkte ver mehrten, der Betrieb wurde ein schwierigerer, der Weg bis vor Ort weiter, die Arbeit anstrengender, da die Temperatur stetig zunahm und schon hier durchschnitt lich 25" Reaumur betrug, also auch eine Erschöpfung von Energie und Geistesgegenwart desto leichter mög lich war. Im Jahre 1874 wurden 3 Arbeiter dadurch gelöster, daß eine nicht abgeschossene und stecken ge bliebene Patrone angevohct wurde und dabei explodirte; 3 Arbeiter wurden durch die Förderwagen überfahren, welche das au-gebrochene Material herausbringen, und 4 Arbeiter starben an Erstickung in den Minen gasen, welche sich nach der Sprengung zu entwickeln pflegen. Endlich wurden durch erneute Explosionen der Dynamithütte in Airolo und des Pulvermagazins in Göschenen eine Anzahl Arbeiter verwundet. Im Jahre 1875 verunglückten im Ganzen 47 Arbeiter, davon wurden 16 getödtet; 10 Mann kamen durch unzertige Entzündung von Minen ums Leben, 25 wurden aus demselben Grunde schwer verletzt; die übrigen Unglücksfälle verlheilen sich auf Emathmen von Minengafen, Sturz oder Fall, Herabrollen von Steinen und Einklemmung bei der Förderung. Im Jahre Devrient nach einer mündlichen Ueberlieferung gesagt hab?n. Das ist auch geistig zu verstehen. Hr. Porth hat für die Titelrolle großen Fleiß aufgewendet und bereits jetzt im Hinblick aus seine dieser Aufgabe nicht wahlverwandten Künstlerindivi dualität ein hochachtbares Resultat gewonnen. Mit Recht wurde ihm reicher Beifall gefpendet — doch ich glaube, daß er in dem von mir angedeuteten Geist des Stückes seine Partie viel weiter verfolgen und vertiefen kann. Neben ihm ist Edgar eine bewährte Leistung deS Hin. Deitmer. Bei dem Gewände diese- armen verstoßenen Sohnes scheint mir indeß der Schneider etwas zu viel Stoff zurückbehalten zu haben — viel leicht giebt er wieder einige Fetzen heraus, um das Zwischending zwischen Garnichts und emem molligen Schlafrock passender herzustellen. Hr. Koberstein sei als Kent, den er mit Feuer und Leben spielte, auf einen tieferen minder schnarren den Ton aufmerksam gemacht. ES versteht sich von selbst, daß in Ermangelung einer noch jüngeren tüchtigen Kraft Frau Ellmen reich als Cordelia dem Drama zur wesentlichen Stütze wird. Hr. Matkowsky hat sich in der schwierigen Rolle des verwegenen Bastard- vor einer peinlichen Mischung von scharf aufgetragenen und süßlichen Tönen zu hüten. Frl. Guinand spielte die Regan, bei der Kälte und Ruhe am Platze ist, Frl. Ullrich erfreut durch eine Haltung und Kühnheit des Verbrechen-, wie sie im Sinne deS Stücke- am Platze sind. Hr. Devrient muß sich einer klaren, festeingesetzten Rede befleißigen, namentlich wenn es die Darstellung 1876 stieg die Zahl der lediglich Verletzten auf 78, diejenige der Todten aus 24. Auch hier kam ein großer Theil der Unfälle bei der Entzündung von Minen vor, nämlich 7 Tödlungen, 12 Verletzungen. Außerdem wird das Ueberfahren häufiger, denn die Zahl der Förderpunkte, der Züge und Gleise vermehrt sich; 8 Mann wurden hierbei getödtet. Im Jahre 1877 betrug die Zahl der lediglich Verletzten nur 60; diejenige der Getödieten jedoch stieg auf 31; 12 Mann kamen in den Minen um; 5 wurden überfahren, 5 durch herabrollende Steine erschlagen. Im Jahre 1878 belief sich die Zahl der Verletzten auf 73, diejenige der Getödteten auf 30; 16 wurden in den Minen verwundet, 7 getödtet; die Zahl der Ueberfahrenen stieg auf 15, von denen 6 sofort geiödtet wurden; außerdem kamcn sonst noch 2 Arbeiter bei der Förderung um, 18 wurden verletzt; 4 wurden durch herabrollende Steine getödtet, 17 verwundet. JnSgesammt sind bis Ende December 1878 106 Arbeiter getödtet worden; die Zahl der Ver letzten beläuft sich vielleicht auf 300. Rechnet man die noch im vergangenen und in diefem Jahre bis zum glücklichen Durchbruch der beiderseitigen Firststollen Verunglückten hinzu, fo wird die Zahl der Getödteten annähernd 150, die der Verwundeten 400 betragen. Es sind da- wahrlich große Ziffern, auch im Verhält- mß zu der gejammten Arbeiterzahl; denn durchschnitt lich kommen auf diese 1<k Tödlungen und 2H^> Ver letzungen. Aber nicht nur der Arbeiter stellte sein Leben blos; nicht blos ihn trafen die Unglückssälle. Ein junger Ingenieur fiel bei der Vornahme von Messungen eine steile Felswand hinab und wurde zer schmettert am Fuße derselben aufgesunden; und selbst den Leiter deS ganzen Tunnelunternehmen», L. Favre aus Genf, traf ein frühzeitiger Tod infolge der stn- strengungen und Strapazen, denen er sich bei dem schwierigen Werke unterziehen mußte; er starb, vom Schlage getroffen, un Tunnel selbst, vor dem nun glücklich errungenen Erfolge im Juli vergangenen Jahres. — Soweit der Artikel der „Social-Corre spondenz". Zur Ergänzung desselben fügen wir ein Resumv der Debatten hinzu, welche sich in der Sitzung der italienischen Deputirtenkammer vom 10. d. an eine Interpellation des Abg. Boselli über eine unter den italienischen Arbeitern am St. Gotthardtunnel herrschende Krankheit knüpften. Dieses Resumv erschreckt durch seine entsetzlichen Daten das Herz und belastet in sehr ernster Weise das menschliche Gewissen bei der Ver antwortung culturgeschichtlicher Wagnisse. Der Inter pellant hob in seiner Motivlrung hervor, daß fünf Siebentel der Arbeiter Italiener, von diesen aber jährlich 10 Procent gestorben seien. Es wäre traurig, wenn die großen Errungenschaften der Wissenschaft nicht ander-, al- durch zahlreiche Opfer von Menjchen- leben ermöglicht werden könnten, doch sei es ein Trost, daß der Durchstich des Mont-Cenis das Gegentheil bewiesen habe. Berühmte Professoren der Turiner Universität hätten oie Krankheit studirt und begut achtet, daß ihre Ursache dem Mangel an gesunder Luft un Tunnel beizumesfen fei. Die italienischen Arbeiter hätten von der Direction sich nicht des ge bührenden Schutzes zu erfreuen gehabt; er halte e» daher für nothwendig, jetzt, wenn auch etwas spät, gegen diese Behandlung italienifcher Landesklnder zu protestiren. Da oie Arbeiten am Tunnel noch nicht beendigt seien, so erscheine es gerathen, durch eine Untersuchung festzusteUeu, wie die Krankheit entstanden und welche Mittel dagegen anzuwenden seien. Es sei ferner nöthig, auch für tue Familien der gestorbenen Arbeiter etwas zu thun. Der Interpellant verlangte von der Regierung ferner zu hören, ob die fchweizerijche Behörde ihre Pflichten in fanttätspolizeilicher Hin sicht erfüll! habe, und fragt, wie es komme, daß diese Behörde, dem Gesetze zuwider, Kinder unter 16 Jah ren zu den Arbeiten am Tunnel zugelassen habe. liebewerbender Fürsten gilt, die um Worte nicht ver legen sind. Als Gloster ist Hr. Jaff«, als Narr Hr. Marcks zu erwähnen. Bei dem großen Bemühen, welches dieser letzteren kaum lösbaren Aufgabe ersichtlich zu Theil wurde, kann ich doch den Wunfch nach mehr Gemüthswärme unter der Hülle des Spottes nicht unterdrücken. Dies läßt sich auch wohl leichter, als eine Steigerung des Humors erzielen. Mögen diese Bemerkungen bis zu den Wieder holungen des Stückes genügen. Otto Banck. Das PalmsonntagSconcert. Beelhoven's neunte Symphonie und Händels Cäci- lienode bilden dies Mal das Programm desselben. Beelhoven's erhabenes Tonepos, eines jener ideealen Denkmale des menschlichen Genius, wie sie diesem von Zeit zu Zeit von glücklicher Offenbarung begnadet, in der Kunst zu schaffen gestattet sind, ist uns durch mehrfache Ausführungen wohl bekannt, und jede Wieder holung der wunderbaren Tondichtung bietet durch in timere Erkenntniß und Würdigung inner tiefsinnigen und erhebenden Schönheiten nur reicheren Genuß. Für oie Cäcilienode Händel'» aber wird das Inter esse durch einige Nachrichten über die Veranlassung ihrer Entstehung, der w,r noch nn größere» Werk desselben Meister» verdanken, erhöht werden. Der Kalendertag der christtichen Märtyrin Cäcilie, die wegen ihrer von der Sage gerühmten Hetzen musi kalischen Begabung die Schutzheilige der Musiker ge worden war, wurde schon in frühen Zeiten von diesen
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