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Dresdner Journal : 14.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-14
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 14.04.1880
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^85. Mittwoch, den 14. April. 1880 I» x»»,«» 4-vtteL«» : ^Lürliek: . . tS K»r^ jt^tlrUck: 4 K»rll bO ks. Hiorsill« ^llwiosrv: 10 kt La»»«rk»Id äe» cksutscbso keiede» tritt ka-t- uoä Atewpslrusebl«^ biuru. Io»»r»1euprels< r ^«r «t«o k»ao> viasr ^psltvnso ?«61«il« 20 ?l. vutsr „LuiU«»oät" ctis Lsüs L0 kk. DreMerLoumal. Lr»eli«l»«»r H^Uok mit XuiaLdme äsr 8oov- uvä k«isrt»^e Abeoä, kür äeo kol^soäev 1»8 Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ln-kri»t<-n»i>n»lim« au-vrüttst ^r. Coiuiui»»iollLr 6« Ors-Ullt-r douruitk; U»»t>aris - v«r!ia Vi»o V»»»I - Lr«,I»a kr»okturt ». H i ^aare^te,»» k s^oAier, v«rUi» Vi»»-S»mdur8- kr»8-l.«ipri8-kr»Lllkurt ». >l Ilünedsai .1/oL««, v«rU»: LHiicl. /ni «/i</r»c/ant, vr«m«a: F §c/>totte, vr»»i»a: F Uür^<tu; 0k«miUt»: F>. kr»»tlkllrt «. H.: «/arAer'»ode u. F O ^rrrmann »cbv tinobli»n«tlnn8; vvrM»: tt. A/Mrr,' S»iuror«r: 6. Lcku§«/, , , k»ri, L-rNQ-rrLn^kiirt ». H. Stott^^c: Daube k t/b.,' L»wditr8: F /r/eu«kAen, ^4<i Lteiuer. Ilvrsnsxvdsr: NSoi^i kxpetiition 6e« l^-üänvr ^ourvst«, l>re«äen, Xvin^vr-tnl»!« I^o. 20. Amtlicher Theil. Dresden, I. April. Se. Majestät der König hat allergnädigst geloht, aus Anlaß des Einhundert und fünfzigjährigen Bestehens der hiesigen Firma Hr. Wm. Bassenge und To. dem Mitinhaber derselben Paul Emil Bassenge den Titel und Rang als „Lommerzien- rath" beizulegen. Dresden, 8. April. Se. Königliche Majestät hat dem Rechtsanwalt Justizrath Ernst Walter Gensel in Chemnitz das Tomthurkreuz II. Klasse vom AlbrechtS- orden zu verleihen allergnädigst geruht. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in 8 I? des Bolksschulgesetze» vom 26. April 1873 in Verbindung mit 88 2 und 15 der durch Bekanntmachung vom 1. November 1877 veröffentlichten Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen ist zum Eommissar für die Schulamts-Candidaten- und Wahl fähigkeit» - Prüfungen am Lehrerinnen - Seminar zu Callubrrg der Geheime Schulrath l)r. Bornemann in Dresden ernannt worden. Dresden, am 7. April 1880. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. von Gerber. Götz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Dienstag, 13. April, Mittag«. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der gestrigen Sitzung deS Bundesraths lvgl. die „TageSgeschichte") betonte der württembrrgische Bevollmächtigte die Nothwendig keit, derartige Aenderungen der Geschäftsordnung des Bundesraths vorzunehmen, daß Vorgänge wie bei der Abstimmung in der Sitzung des Bun- desrathS vom 3. d. M. vermieden werden dürften. Aenderungen der Reich-Verfassung werden, sicherem Vernehmen nach, von keiner Seite beabsichtigt. Die Anträge auf die erforderlichen Aenderungen der Geschäftsordnung dürften Preußen überlassen bleiben. Wien, Montag, 12. April, Abend». (Tel. d. Boh.) Bis heute find 1KV Redner für dir Specialdebatte über da- Budget im Abgeordneten hause vorgrmrrkt. Morgen findet die Verhand lung über den DiSpofitionsfond Statt. Die ge meinsame Erklärung der Verfassung-Partei wurde von Herbst verfaßt und von den Bureaux der verfassungstreuen Club- acceptirt. Da- Bureau de- Kortschritt-club- wollte in dieselbe einen PassuS aufnehmen, worin der deutsch-nationale Stand punkt betont werden sollte, waS aber als inoppor- tun fallen gelassen wurde. (Vgl. den Bericht über die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses unter „TageSgeschichte".) Pari-, Montag, 12. April, Abend». (W. T. B.) Wie da» Journal „Union" meldet, hat der Cardinal - Staatssekretär Nina der franzö sischen Regierung einen Protest de» heiligen Stuhles gegen die Decrete vout 29. März bezüg lich der Congregationen zugehen lassen. Rom, Montag, 12. April, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Die Kammer beräth daS KriegS- biidget. Ein heute Abend zu veröffentlichende» Com- muniquS besagt, daß Coppino der ministerielle KammerpräfidentschaftScandidat sei. London, Dienstag, 13. April, früh. (W. T. B.) Der Bicekönig von Indien, Lord Lytton, ist unter dem Titel Earl Lytton in den Grafen stand erhoben worden. Der „Globe" meldet, nach einer beute in Liverpool eingetroffenen Privatdrpesche sei der König von Birma gestorben. Ein weiteres Privattelegramm de- „Globe" aus Valparaiso vom 10. d. MtS. bestätigt, daß Callao von den Chilenen blokirt wird. London, DienStag, 13. April, Vormittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Führer der Liberalen werden nächsten Donnerstag zu einer formellen Berathung zusammentreten. Zur Aufsuchung deS englischen UebungsschiffeS „Atalanta", welches mit 300 jungen Seeleuten vergangenen October eine Urbungsfahrt nach West indien antrat, am 31. Januar d. I. die Bermuda inseln verlassen hat und seitdem vermißt wird, ist daS bisher im Canal stationirte Geschwader abgesrndet worden. Stockholm, Montag, 12. April, Abends. (W. T. B) Die Zweite Kammer hat die Militär vorlage mit 121 gegen 75 Stimmen abgelehnt. Der Slaatöministrr de Geer gab infolge dessen die Erklärung ab, daß er sich als der Last der Regierung enthoben betrachte. (Vgl. die „Tages- geschichtet) Christiania, Montag, 12. April, Abends. (W. T. B.) Das Storthing hat daS skandinavische Wechselgesrtz angenommen. St. Petersburg, DienStag, 13. April, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichs kanzler Kürst Gortschakow befand sich gestern Abend etwas besser, nahm einige Nahrung zu sich und schlief etwa», verbrachte aber die ganze Nacht schlaflos. Der Tchwächezustand ist heute unver- ändert, die Herzthätigkeit schwach, der Kopf frei.. Dresden, 13. April. In Bremen ist jüngst das Capital für den beab sichtigten Bau einer seit langer Zeit als dringend nothwendig erkannten Siechenanstatt von Einer frei gebigen Hand geschenkt worden und hierdurch der sonst bei dergleichen Veranlassungen übliche umfängliche, umständliche und mühsame Apparat des Geldsammelns durch Circulare, persönliche Besuche, Bitten, Preßgänge seiten eines zahlreichen, vorsichtig nach Stand, Beruf, kirchlicher und politischer Richtung auSgewählten ComiteS erspart geblieben. Im Hinblick auf diesen Vorgang erörtert die „Weser-Zeitung" eine Schat tenseite des deutschen Nationalcharakters, nämlich die Selienheit großer gemeinnütziger Schenkungen und Geldopfer, wobei wir allerdings eine entschiedenere Betonung des Umstandes vermissen, daß bei uns weit weniger häufig, als bei anderen Völkern große Reich thümer in Einer Hand sich vereinigen, was namentlich auch von der Geburtsaristokratie gilt. Dennoch ent hält der Artikel eine Reihe so treffender Bemerkungen über die Privatfreigebigkeit für gemeinnützige Zwecke in Deutschland, daß wir seinen wesent lichsten Inhalt nachstehend reproduciren. „Wir sind — heißt es —, und das gilt von Deutschland im Allgemeinen im Vergleich mit anderen Ländern, in dieser Beziehung an einen sehr niedrigen Maßstab ge wöhnt. In England, in den Vereinigten Staaten, in der Schweiz, um nur diese Länder zu erwähnen, sind große Stiftungen von einzelnen reichen Leuten durch aus nicht seltene, an das Wunderbare streifende Er eignisse, vielmehr häufige, als etwas Selbstverständ liches hingenommene Vorkommnisse. Der in jenen Ländern herrschenden ernsteren Religiosität entsprechend, giebt eS dort mehr Leute, als bei uns, welche großen Besitz al« ein anvertrautes Gut behandeln, von dem sie sich vor Gott und Menschen verpflichtet erachten, einen Gott wohlgefälligen und die Menschen beglücken den Gebrauch zu machen; die Zahl der Leute ist dort größer, welche ihren Ehrgeiz darein setzen, nicht nur die Welt durch die Kostbarkeit ihrer Wohnungen, Villen, Gemälde, Gastlichkeiten und Toiletten in Er staunen zu setzen, sondern auch durch die Höhe der Opfer, welche sie sich für humane und ideale Zwecke auferlegen; diesen echt christlichen Geist, welchem ein, wenn auch dem Besitze angemessener, daher wirthschaft- lich wohl zu rechtfertigender Luxus, dennoch nicht ge rechtfertigt erscheint, wenn er nicht begleitet ist von einem bedeutenden Aufwande für allgemeine Zwecke, dieser wahrhaft vornehme aristokratische Sinn, der da hin strebt, in edlem Gebrauche der Glücksgüter es Anderen zuvor zu thun und als ein Beispiel voran zu leuchten, diese Gesinnung ist in Deutschland weniger vertreten, als in anderen Culturländern. Es geht in dieser Beziehung durch unser nationales Leben kein großartiger, vielmehr ein kleinlicher, engherziger Zug; allzu häufig zeigt sich das Bestreben, sich möglichst billig mit den herantretenden, aus Anstandsrücksichten nicht völlig abweisbaren Anso.derungen abzufinden. Gelegentlich kommen wohl bedeutende Stiftungen und Schenkungen Einzelner für gemeinnützige Zwecke vor, aber auch unter voller Berücksichtigung der nicht übergroßen Wohlhabenheit Deutschlands, doch m allzu geringer Zahl im Vergleich mit Dem, was anderwärts ge schieht und bei uns geschehen könnte und geschehen sollte... Wie viel Gutes und Heilsames könnte geschehen, wenn manche Vereine mit einem Capitale ausgestattet wären, anstatt ganz und gar auf die beschränkten und schwer auf der ursprünglichen Höhe zu erhaltenden Einnahwen aus jährlichen Beiträgen angewiesen zu sein; wie viel bedeutender würden selbst die Einnahmen aus solchen Beiträgen sein, wenn die große Menge der Beitragen den nicht genöthigt wäre, ihre für solche Zwecke be reiten Mittel allzusehr zu zersplittern. Das kann aber nur herbeigeführt werden, wenn sich als Sitte ein bürgert, wa« bisher nur von Einzelnen in anerkennens- werther Weise geübt ist, daß Diejenigen, welche durch ihre hervorragende Wohlhabenheit dazu im Stande sind, eine Ehre darin finden, durch namhafte Schen kungen, Stiftungen und Beiträge mehr zu leisten, als Andere. Daß bei oem entgegengesetzten Verfahren keine wohlthätige Einrichtung auf die Dauer bestehen kann, zeigt das Schicksal der städtischen Armenpflege in Bremen. Ojficiell ist berichtet worden, daß die schöne altbremische Einrichtung der freiwilligen Selbstbesteue rung für das Armenwesen aus dem Grunde hat auf gehoben werden müssen, weil die oberen Beiträge nicht in dem gebührenden richtigen Verhältniß bemessen wor den sind; jetzt ist der Beitrag zur Armenpflege in eine Steuer im Verhältniß des Einkommens verwandelt, was man des Princips halber wohl bedauern, worüber sich aber mit einem Anschein von Recht Niemand be schweren kann. Es würde einen gewaltigen socialen Fortschritt bedeuten, wenn das edle, durch die Stiftung des Siechenhauses gegebene Beispiel bei Denen, die dazu in der Lage sind, Nachahmung fände, sei es durch Schenkungen bei Lebzeiten, sei es durch letztwillige Verfügungen, und zwar nicht blos zu Gunsten von WohlthätigkeitS-, sondern auch von wissenschaftlichen und anderen öffentlichen Zwecken. Man fürchte doch nicht, dadurch einen Raub an der Familie zu begehen. Wo größeres Vermögen ist, da hängt das Glück der Familie wahrlich nicht von einer Summe ab, mit der für die allgemeine Wohlfahrt schon Bedeutendes ge leistet werden könnte. Dagegen ist es ein wahrer, dauernder, Glanz und Ruhm verleihender Familien schatz, einen Namen zu tragen, der an eine Stiftung geknüpft, als der Name eines Wohlthäters seiner Mit bürger bis in die fernste Zukunft mit Achtung genannt und mit Segenswünschen begleitet wird. Schon in den ältesten Zeiten, in den griechischen und römischen Städten, nicht minder im Mittelalter in Deutschland, war es das Streben und der Stolz hervorragender Bürger, auf solche Weise sich über die Menge zu er heben und ihrem Andenken Dauer zu sichern. Möge sich diese wahrhaft vornehme und palricische Denkungs art auch bei uns mehr und mehr verbreiten und de- thätigen." Tagesgeschichte. —ru.— Berlin, 11. April. In Gegenwatt Ihrer Majestät der Kaiserin und unter Vorsitz des Prä sidenten v. Holleben fand gestern (Sonnabend) eine Sitzung des deutschen Centralcomites der Ver eine des rothen Kreuzes Statt. Zunächst legte der Vorsitzende den Kassenbericht für das Jahr 1879 vor. Am 1. Januar 1879 hatte der Kassenbestand in 356187 M. 3 Ps. bestanden, dazu waren an Ein nahmen gekommen an Diversen 300 M., Zinsen be nutzbar angelegten Capitales 18 182 M. 30 Pf. und Wohlthäterbeiträge 7668 M. 40 Pf. (darunter ein Geschenk Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin in Höhe von 7500 M.), in Summa also 26150 M. 70 Pf. Die Ausgaben an UnterstützungS - und Ver waltungskosten haben eine Höhe von 9312 M. 47 Pf. erreicht, so daß am Schluffe deS Jahres 1879 rin Be stand von 373 019 M. 26 Pf. verblieben ist. Hier mit ist denn auch das Ziel erreicht, daß der eiserne Bestand, welcher seiner Zeit auf 360000 M. festge stellt worden ist und der dazu dienen soll, das Central- comite in die Lage zu setzen, beim Ausbruche eines Krieges seine Thätigkeit sofort beginnen zu können, wieder erreicht ist. Diesem eisernen Bestände ist zu gleich auch eine von dem Rittergutsbesitzer Verdrieß auf Fredersdorf zum Andenken an seinen jüngst ver storbenen Vater, den Commissionsrath Verdrieß, einen Mann, der sich durch seine Thätigkeit als Mitglied des Centralcomites große Verdienste um die freiwillige Krankenpflege erworben hat, gemachte Stiftung in Höhe von 6000 M. zugewachsen. Die Zinsen diese- Specialfonds sollen alljährlich für Zwecke des rothen Kreuzes verwendet werden. Unter den Eingängen be fand sich eine hocherfreuliche Mlttheilung aus Oester reich, nach welcher infolge der Initiative der kaiser lichen Regierung sämmtliche Hilssvereine in den ein zelnen Kronländern mit Ausnahme von Ungarn, sowohl Männer- als Frauenvereme, unter dem Protectorate der kaiserlichen Majestäten sich zu einer „Oesterreichischen Gesellschaft deS rothen Kreuzes" vereinigt haben. An der Spitze des Bundes steht als Präsident Karl Frhr. v. Tinti. — Auch in Mecklenburg hat sich ein wichtiger Fort schritt in der Sache des rothen Kreuzes vollzogen. Auf Veranlassung und unter dem Protectorate Ihrer königl. Hoheit der Frau Großherzogin ist daselbst ein Verein unter dem Namen „Mecklenburgischer Marien - Frauenverein " neu ins Leben ge treten, der den Zweck verfolgt, im Kriege im Vereine und unter der Leitung des Landesvereines zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger mitzu- arbelten an dem Werke der freiwilligen Krankenpflege. Feuilleton. Rtdigirt von Otto Banck. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 12. April: „Eabale und Liebe", Trauerspiel in fünf Acten von Schiller. (Frl. Hahn vom Münchner Hoftheater al- Gast.) Zu diesem tragischen Zeitgemälde deS jugendlichen Genius, der darin den glänzendsten und ihm eigen - thümlichsten Höhepunkt deS ProfadialogS erklommen, fehlt e» unserem Theater bereits seit längerer Zeit nicht mehr an einem geschlossenen Verein vorzüglicher Vertreter, namentlich seitdem für die schwierige Rolle de- phantastisch sentimentalen und doch von männ lichem Kern erfüllten Ferdinand in Hrn. MatkowSky ein boffnungSvoller Repräsentant erwachsen ist, der dem schwunghaften poetischen Nimbu- diese» Charakters durch unvergleichlich glückliche Mittel gerecht zu wer den ausgerüstet ist. Die Frau Miller will zwar zu den Jahren der meisterhaften Mütterrollen von Frl. Berg nicht ganz harmoniren, doch die haltungSvolle Wahrheit und Einfachheit der Darstellung überbrückt diese Lücke. Hr. Porth ersetzt al» Präsident zwar seinen Vater noch immer nicht ganz, indem er die bleiche Infamie de» Ehrgeize», die steche Sünderstirn de» decoritten, in erschlichenen Würden haltung-voll stech gewordenen Hallunkenthum» nicht mit der über raschenden Illusion, mit der sprachlichen Schneidigkeit de- „alten" Porth vorzuführen vermag, welcher auch der Zeit nach solchen Originalgestalten näher stand, als der heutige Tag. Doch da- Charakterbild de» Sohnes ist immerhin scharf geprägt, dabei maßvoll im Colorit und von bester Wirkung fürs Ganze. Hr. Jaffe und Hr. Marcks treffen für Wurm und v. Kalb die für die Gesammtcomposition noth wendigen Localfarben und viele ihrer Scenen belohnt die fleißige Ausarbeitung, während wir für die Mil fortrolle das merkwürdige Theaterglück haben, zwei ausgezeichnete Vertreterinnen zu besitzen. Fällt diese Partie auch mit vollem, langjährig bewährtem Rechte in den Besitz deS Frl. Ulrich, so würde doch auch bei Abwesenheit derselben Frau Ellmenreich in der Lösung dieser Aufgaben glänzen können. Der Rolle der Louise ist diese Künstlerin durch die Zeit ohnehin entrückt, denn so merkwürdig es klingt, es bleibt eine Thatsache: daß eine talentvolle Schau spielerin viel länger im Stande ist, eine sehr jugend liche, für ihre Lebensphase nicht mehr zutreffende Rolle auS dem Gebiete der naiven Poesie darzustellen (Gret chen, Clärchen, Käthchen), als auS dem der sentimen- talischen Poesie (Louise, Julia, Sara Sampson. Beatrice in der „Braut von Messina", Marie in „Clavigo"). Für solche Schöpfungen der Liebesdichtung eine junge Anfängerin von Talent und scheinbarem Beruf zu finden, die als poetische Jungfrau ungefähr in Parallele zu setzen wäre mit Hrn. MatkowSky, wie er vor zwei Jahren war, da« bliebe, wie Hamlet sagt, ein Ziel aufs Innigste zu wünschen. Entwickelt sich au» solcher Kraft auch nicht, was sie veripricht — das Werdende zu beobachten erfüllt mit Hoffnung, dieser Entschädigung für viele Täuschungen im Leben, wie in der Kunst. Wo man indeß sieht, daß auf folche und an nähernde Hoffnungen nicht zu rechnen ist, da würde ein Engagement ein Fehlgriff sein, geeignet, die schon vorhandene Schwäche unseres Kleinpersonals zu ver mehren. Frl. Hahn stellte die Louise mit löblichem Fleiß, mit einfachem Spiel, mit deutlicher Sprache, mit Bühnenroutine und vollständiger, sinniger Auffassung dar. Mit all' diesen anerkennenSwerthen Bestrebungen gewinnt man aber nur kleinen Ausgaben ein haltbares, vielleicht genügendes Resultat freundlich gefälliger Mittelmäßigkeit ab. Doch ohne einen intimen poetischen Zugang, ohne die überzeugende Gluth der sentimen talen Schwärmerei des Herzen-, ohne eine ideale Empfindung für den aller Modernität und Trivialität entgegenstehenden hochgespannten Zustand der leiden schaftlichen, überschwenglichen Seelenstimmung kann eine Louise niemals so gespielt werden, wie sie an einem geistig vornehmen Kunstinstitut verlangt werden muß. O. B. Kulturgeschichte. F. H. Cushing, welcher experi mentelle Untersuchungen über die Art der Fabrikation von Töpferwaaren, Steinäxten und Feuerstein pfeilspitzen angestellt hat, indem er nur solche Werk zeuge benutzte, die auch der Urbevölkerung zu Gebote standen, gab auf einer Versammlung der Dniteä States Autkropvlozical Society im vorigen Jahre eine inte ressante Beschreibung von der Herstellung von Feuer- steingeräthen, wie sie von den vorgeschichtlichen Be wohnern Amerikas und Europa- vor dem Gebrauche de- Elsen» gehandhabt worden ist. Die allgemeine Vorstellung, baß alle Steinpseilspltzen ihre Form da durch erhielten, daß man Splitter mit einem starken Steinhammer abschlug, leitete auch Cushing bei seinen ersten Versuchen; da er jedoch fand, daß es auf diese Weise unmöglich war, die feineren und künstlicheren Exemplare von indianischen Pfeilen nachzuahmen, und daß selbst die roheren Formen meist bei der Bear beitung zerbrachen, so ward es ihm klar, daß die In dianer eine feinere Methode anwendeten. Nach vielen erfolglosen Versuchen entdeckte er zufällig, daß kleine Splitter von Feuersteinen viel sicherer und genauerer mit einem spitzen Knochen- oder Hornstäbchen abge brochen werden können. Die scharfe Kante des Stein schneidet leicht in den Knochen, und wenn dieser nun plötzlich nach oben geschnellt wird, so springt an dem Punkte, welcher dem Drucke ausgesetzt war, ein Blätt chen ab, und zwar in einer vorher zu bestimmenden Richtung. Bei diesem Verfahren deS Abblättern» („b'Iulcinß", wie Cushing es im Gegensatz zu dem de» Behauens nennt) konnten Lanzen- und Pfeilspitzen zu den zartesten und scheinbar zerbrechlichsten Formen mit einer Genauigkeit und Haltbarkeit bearbeitet werden, wie sie sonst nicht zu erreichen ist. Der Vortragende legte nun die verschiedenen Stufen seines Verfahren» dar, indem er damit begann, ein paffendes Stück von eimr größeren Masse abzuschlagen, es dann mit einem Kiesel in eine Blattsorm mit spitzen Kanten brachte, denen er mit mehreren Schlägen eines Steinhammer» eine rechtwinklige Gestalt gab, und endlich mit dem AbblätterungSinftrunient aus Knochen den Pfeil zu spitzte und tinkerbte. Statistik. Der 56. Jahresbericht (für 1878) de» Berliner Verein» für Ausbreitung de» Christenthum» unter den Juden enthält eine interessante Statistik über
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