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Dresdner Journal : 25.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188008257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-25
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 25.08.1880
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O1S7 Mittwoch, den 25. August. 1880 l» U»tkk«: ^»krlieL: . . »8 j^MrUoK: « Uarll bO ks. k^a»«lo« k^umwsrv: l0 kf Lu—rd«Id 6eu6kut»ckeu keicke» tritt ?o»t- aoä Ltempelruucklit^ Uiouu. Ia»er»tenprkl»er ^är 6«n k»um «irrer ^puitellvo ?e6treils SO?l. vuter „k!iu8e«u»ät" äie Luilu so kk. Lruclisli»«» r 1'Lzliol» mit Ln«v»kme äsr 8ona- vock kliert»?» Llreuä» für äso solzenäeo DrcMnÄMMl Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»eraten»nnl»Irme unuvlirtut /<> , ^0!i>i>ii»-,iouUr li« Drosäoer ^ouroirk; SuwdarU - UerUu Vi«u l-eipri^ Ur«,I»u rrunlrturt ». U: Aaa»en«tr>» L VvAter, LerUu Vi«uH»mdurx- kr»^-Letpuix kr»u>rkurt » U »üoedsu! /t«</ A/u««e,' S«rlt»: §. /c«rri i . /„ > o/i <te»i , Lrewea: L. LcLtl-tte; »r«,I»u L. StaiA' « « Uürviru; 0k«wuN, ?> k'rxAt; kruuilkurt ». A.! F u. t/. ^/errmann- »eN« UttcUUirnüluojli v-rUt»: t- A/Mer, Suuuovur! 0 8c/>«->>/> : kuri» L«rlm - kruutrturr » U. Srutt^urt: /)a^d« Lc ^».,- Lumdur^: ^c/eu^Aen, ^ct Ä«n«r. N e r » u 8 x « d « r: Uünixl. Lrpeäitioo äe» l-resäner ^ouru»i«, Ur«»t1en, 2urivj?«r»>ruE klo. 8«. Amtlicher Theil. Perordnung, die Einziehung der bei Amtsgerichten gebildeten Strafkammern betreffend, vom 20. August 1880. Mit allerhöchster Genehmigung ist beschlossen wor den, die bei den Amtsgerichten zu Zittau, Pirna, Meißen, Oschatz und Annaberg bestehenden abgezweig- ten Strafkammern einzuziehen. Demzufolge wird bestimmt, waS folgt: 1) Die Wirksamkeit der bezeichneten Strafkammern hört mit dem 30. September 1880 auf. 2) Vom 1. October 1880 an geht die den bezeichne ten Strafkammern nach Punkt 4 der Verordnung, die mit dem 1. October 1879 in Wirksamkeit tre tenden Gerichte betreffend, vom 28. Juli 1879 (Gesetz- und VerordnungS-Blatt Seite 235 flg.) zugewiesene Thätigkeit auf die Strafkammern der Landgerichte über, in deren Bezirk sie ihren Sitz hatten. 3) Ladungen und sonstigen Verfügungen, welche in den bei einer abgezweigten Strafkammer anhängi gen Rechtssachen vor dem 1. October 1880 er gangen sind, haben die Betheiligten von diesem Zeitpunkt an bei der Strafkammer deS betreffenden ^Landgericht« Folge zu leisten. Dresden, am 20. August 1880. Ministerium der Justiz. vr. v. Abekrn. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. relegraphische Nachricdten. Zeitungsschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) Ta^esgeschichte. (Berlin. Hannover. München. Wien. Zur orientalischen Frage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffcntl. Dienste. Die Aufhebung der bei Amtsgerichten gebildeten Strafkammern. Die BetriebSergebnisse der königl. StaatSeisen- bahnen. (Kohlentrausport.) Dresdner Nackrichten. Provinzialnachrichten. (Frankenberg. Adorf. Pirna. Zittau.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, DienStag, 24. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Badische Korrespondenz", daS officielle Organ der badischen Nationallibe- ralen, bringt heute den Tert der Absageerklärung an die Secessionisten unter den Nationalliberalen im Reichstage. Wien, Montag, 23. August, Abends. (Tel. d. Boh.) Heute Morgen wurde der Drechsler- gehilfr Havelstadt in dem Augenblick verhaftet, als er aufrührerische Druckschriften socialdemokra tischen Inhalts auf dem Kärnthner Ring an Passanten vertheilen wollte. Gestern sind der Tischler Treibenreif und der Schuhmacher Mar- schall verhaftet worden, weil sie verdächtig find, an der Vorbereitung der für gestern beabsichtigten Demonstrationen betheiligt gewesen zu sein. Bei den gestrigen Morgenconcerten in den Stadt bezirken wurden zahlreiche gedruckte Aufforde ¬ rungen vertheilt, an dem Volksfest nicht Theil zu nehmen; einer der Agitatoren soll als SicherheitS- wacbmann verkleidet gewesen sein. London, Montag, 23. August, AbendS. (W. T. B.) In der heutiaen Sitzung deS Unterhauses gelangte die irische Frage zu eingehender Erör terung. Der Obersecretär für Irland, Forster, erklärte, es sei leine Veranlassung vorhanden, Ausnahmegesetze für Irland zu verlangen, da absolut kein Ausstand be fürchtet werde. Wenn sich im Laufe des Herbstes oder Winters die bestehenden Gesetze als unzulänglich her ausstellen sollten, was er jedoch durchaus nicht erwarte, so würde er keinen Augenblick anstehen, die Ein berufung des Parlaments zu befürworten, um Aus nahmegesetze zu verlangen. — Aus eine bezügliche Anfrage Finnlgan'S erwiderte Forster, die Gewehre der irischen Polizei würden mit Rehposten anstatt mit Kugeln geladen, weil dadurch bei einem Straßen aufruhr das Leben unschuldiger Personen weniger ge fährdet erfcheine. — Die Antwort Forster's führte eine längere Debatte herbei, wobei die irischen Depu- tirten gegen die bei der irischen Polizei eingeführte Neuerung lebhaft protestirten. Das Parlamentsmit glied Dillon kam hierauf auf eme ihm jüngst vom Obersecretär Forster ertheilte Antwort zurück, in wel cher er (Dillon) der Böswilligkeit und Feigheit be zichtigt worden war, um Forster Gelegenheit zur wei tern Erklärung zu geben. — Forster erklärte, er müsse jedes Wort seiner Antwort an Dillon ausrecht erhalten. Dillon habe das wische Volk zur Ueber- tretung der Gesetze, welche die Regierung trotz der da gegen ins Werk gesetzten Agitation aufrecht zu erhalten gedenke, aufgehetzt. — Die Erklärung Forster's führte zu einer mehrstündigen Debatte, in welcher die irischen Deputirten sich namentlich über die Bezichtigung der Feigheit heftig tadelnd äußerten. — Der Staats- secretär für Indien, Marquis v. Hartington, er klärte schließlich, die irischen Deputirten hätten Nichts vorgebiacht, waS eine Zurücknahme der Beschuldigung der Feigheit rechtfertigen könne. Die Regierung könne gegenwärtig ihre Politik bezüglich JrlanüS nicht dar legen; sie wünsche aber, die dort herrschenden Uebel stunde abzustellen. Zugleich forderte Hartington das Haus auf, die unnützen Debatten fallen zu lassen und die Geschäfte, die auf der Tagesordnung ständen (das AuSgabebudgct für Irland), zu erledigen. Im Verlaufe der Sitzung erklärte der Staats sekretär für Indien, Marquis v. Hartington, er hoffe, daß, wenn die Berathung des Budgets am 30. d. erledigt werde, der Schluß des Parlaments am 6. September erfolgen könne. Dresden, 24. August. Als Gambetta am 9. d. in Cherbourg im Club der Lommis vo^ußours seine bekannte Rede, in wel cher er sich zum Organ der Zwecke der Revanche partei machte, vom Stapel laufen ließ, vermied es die überwiegende Mehrzahl der deutschen Zeitungen, im Gegensatz zur Wiener Presse, den Expeciorattonen des französischen Kammerpräsidenten eine allzu große Be deutung beizulegen. Gaden doch die GeneralratHS- wählen, die Reben der Minister bei Eröffnung der selben, sowie die Stimmen aus dem bessern, arbeitsamen Theile deS französischen Volkes von dem tiefen Frie- densbedürsnisse Frankreichs Kunde. Unterdessen scheint jedoch, wie der neuerdings wieder in Aussicht gestellte Rücktritt deS Grafen St. Valller vom Berliner Bot- schaslerposten beweist, eine andere Strömung in den französischen Regierungskreisen lisch der Herrschaft zu streben. Der Botschafter, dessen Person für Deutsch land eine Bürgschaft für die freundschaftlichen Be ¬ ziehungen zu dem von ihm vertretenen Lande bot, soll emer agitatorischen, unruhigen Partei weichen, deren Führer, mit schlecht verhülltem Ehrgeiz, eine weitere Ausdehnung seiner Macht erstrebt. Angesichts dieser beunruhigenden Agitation sieht sich daher eine, wie es scheint, bewährte Feder, die wohl auch die nöthige Autorität besitzt, um ihren Worten Nachdruck zu ver leihen, veranlaßt, mittelst der „Norddeutschen All gemeinen Zeltung" emen „kaltenWasserstrahl* auf die erhitzten Köpfe der französischen Revanche politiker zu ergießen. Die gestern Abend erschie nene „Norddeutsche Allgemeine Zeitung* schreibt: „Wir haben eS vermieden, die Auslassungen deS Herrn Gambetta in Cherbourg und die daran geknüpften Hetzereien chauvinistischer Blätter zu besprechen, so lange wir ungewiß waren, ob Herr Gambetta im Namen Frankreichs, oder im eigenen gesprochen hat: im erstern Falle würden wir die publicistijche Be leuchtung seiner Rede im Sinne der friedlichen Politik unsers Vaterlandes unterlassen haben. Die Aeuße- rungen des Präsidenten der Republik in Dijon und des Ministerpräsidenten Hrn. v. Freycinet in Mon tauban gaben uns zu unserer lebhaften Befriedigung die Gewißheit, daß in der auffälligen Rede deS Kammerpräsidenten nicht Frankreich, sondern Hr. Gam betta persönlich zu Europa gesprochen hat; damit ver fällt seine Rede der Domäne der Publlcsstik, und wir knüpfen die Besprechung derselben zunächst an den Artikel der „France* vom 16. d. M., weil dieser den unberechtigten Appell Gambetta's an die „„Gerechtig keit** am klarsten hervorhebt. Der Eingang deS Ar tikels lautet: „„Hr. Gambetta hat in der herrlichen Rede, welche er im Club der Oowiuis vo^ußvurs in Cherbourg hielt, von Recht, Gerechtigkeit und Zukunft gesprochen. Diese Worte, untermischt mit den klarsten FriedenSversicherungen, erscheinen dem Mißtrauischen Deutschland wie ein babylonisches „Mene Tekel* in Flammenschrist. Deutschland wird beherrscht und unterjocht von der Verblendung, welche bisweilen auch den aus seinen Schätzen huigekauerten Geizhals er greift. Die Journale jenseits des RheniS überlassen sich einer lächerlichen Panik."* Verlangt die histo rische Gerechtigkeit wirklich, daß das Elsaß, ein ur- deutscheS Land, französisch seit Der französische An spruch auf diese Gerechtigkeit gründet sich — und auch französischer Schulunterricht kann darüber nicht im Unklaren lassen — aus die Raubkriege Ludwig's XIV., auf den Uebersall der deutschen Reichsstadt Straßburg mitten im Frieden, auf die gewaltsamen Annectirungen der eesässischen Reichsstände zu Ende des letzten Jahr- hundeUS und auf die Thatsache, daß Deutschland m der Zwischenzeit infolge seiner umern Zerrissenheit zu schwach war, um andere, als ohnmächtige Versuche zur Wiedererlangung des Raubes zu machen; auf die Thatsache ferner, daß die Politik der außerdeutschen Großmächte 1814 und 1815) ein Interesse hatte, das deutsche Volk schwach und Frankreich gegenüber hilfs bedürftig zu erhalten, und daß infolge dieser Berech nung Frankreich in der Lage blieb, von dem in Deutsch land elnspringenden Winkel bei Weißenburg auS,Süd- deutjchland bis über Stuttgart und Würzburg hin mit den Truppen des großen Feldlagers im Elsaß und bei Metz, gleichzeitig mu einer Kriegserklärung, mili tärisch zu occupiren. Solcher Einfälle mit oder ohne Kriegserklärung sind, wenn wir von der früher» Weg nahme der Reichsstadt Metz ganz absehen, in den letzten 200 Jahren mehr als zehn von Frankreich er folgt, ohne Provocation der Deutschen, nur aus Er oberungssucht, unter Benutzung des Vorsprungs, den Frankreich vor Deutschland m der nationalen Einigung besaß. Nur ein Mal ist der Krieg von Deutschland begonnen worden: 1792, wo aber freilich das Reich durch die gewaltsame Unterdrückung dec Relchsstände im Elsaß von Seiten Frankreichs zur Kriegserklärung gezwungen war. Wenn damals eine gesicherte Zukunft Deutschlands auf dem Wege der Einmischung in die inneren Angelegenheiten Frankreichs gesucht wurde, so ist das eine politische Thorheit, die wir nicht wieder begehen werden. Bisher hatten wir den Eindruck, die Staatsmänner der französischen Republik würden, in richtiger Würdigung der Thatsache, daß die Mehrheit auch der französischen Nation sich kaum je für einen Krieg erwärmt, zu dem sie nicht durch Angriff ge zwungen wird, ihrerseits friedlichere Wege gehen, als die Bourbonen und die bonapartlstlschen Kaffer; nament lich hatte Hr. Gambetta sich den Ruf eines Freun des — man kann fast sagen einer Bürgschaft — des Friedens erworben: wenn nun seine Rede vom 9. d. zeigt, daß er diesem Berufe entsagt, dieser Rolle müde ist, daß er seine Zukunft lieber aus die Reputation deS Manne» der Revanche gründen will, so hat diese unerwartete Er scheinung rn Deutschland zwar keine „pauigus", aber doch Verwunderung und aufrichtiges Bedauern erregt. Deutschlands Politik wird deshalb genau so fried liebend bleiben, wie sie bisher war; aber dem Ver trauen auf die Dauer des Friedens, welches in Frank reich nicht minder, als in Deutschland die Basis alles wirthschaftlichen Gedeihens bildet, hat die Kundgebung des Herrn Gambetta einen harten Stoß versetzt. Wir sehen infolge derselben nicht etwa Verwicklungen vor aus; aber jene Kundgebung beweist doch, daß die Kriegspartei unter den Republikanern ebenso bedeutende Anhänger, wie unter den französischen Monarchisten hat, und namentlich ist es ein überraschendes Novum, daß ein so einflußreicher Staatsmann, nne Herr Gam betta, zur KnegSpartel gehört. Wir haben fchon oben die Frage aufgeworfen, ob Herr Gambetta die Ge rechtigkeit in der Verbindung, wie er gethan hat, mit Grund anrufen konnte. Wir wollen hier nur daran erinnern, daß die Erbitterung zur Zeit der Friedens schlüsse von Nymwegen und RySwlck in Deutschland ebenso groß war, wie heute in der französischen Re- vanchepartei. „Nimmweg* und „Reibweg* hießen jene Friedensschlüsse damals im Volksmunde, und diese Er bitterung konnte sich im Lause des vorigen Jahrhun derts infolge der weiteren Beraubungen Deutschlands durch französische Eroberer nur steigern. Aber nicht nur wartete das deutsche Volk damals vergebens aus die vergeltende Gerechtigkeit der Geschichte, sondern alle früheren Gewaltthaten wurden noch in den Schatten gestellt durch die sehr viel umfangreichern Napoleon'-, der Frankreich über die Elbemündung hinaus blS nach Lübeck ausdehnte. Im Namen seiner „„immanenten Gerechtigkeit"" könnte Herr Gambetta jetzt ebenso gut Lübeck und die Elbemündungen wiederverlangen, wie daS Elsaß: beide sind uns auf dem Wege der Gewalt ent rissen und beide auf dem Wege der historischen Gerechtigkeit wieder deutsch geworden. Wenn das republikanische Frankreich, unter Gambetta's Füh rung, die Traditionen etwa fortzusetzen geneigt ist, welche das monarchische unter Ludwig XIV. und XV. wie unter Napoleon I. und III. uns gegenüber geleitet haben, so müssen wir uns leider mit dem Ge danken vertraut machen, daß der Friede auf der West grenze unsicher bleibt; nur muß die friedliebende Mehr heit beider Nationen wissen, wer es ist, der den für Alle wünschenswerthen Frieden heute bedroht. Deutsch land wird nicht müde werden, »n seiner nationalen Politik den Beweis zu liefern, daß es Frieden halten will und den Krieg verabscheut. Wir können auch mit Genugthuung constatiren, daß unsere friedliebende Po litik in den 10 Jahren, fett die Nation ihr Recht auf nationale Einigung verwirklicht hat, von Erfolg ge wesen ist, da heute Niemand mehr den Verleumdungen Glauben schenkt, als trüge Deutschland sich mit Plänen einer Eroberungspolitik nach französischem Muster in irgend einer Richtung. Wir bedauern, daß der krie gerische Geist, der unsere Nachbarn heute wie seit 300 Feuilleton. Siedigirt von Otto Banck. Senkblei und MeereStiefe. Gar Mancher liest abgerissene Daten über die Er forschung der MeereStiefe und staunt ob des kühnen Unternehmens und seiner Resultate. Wenige haben von dem Verfahren selbst nur einen oberflächlichen Begriff. Der Versuch, diese Lücke ein wenig auszu- füüen, dürfte wohl auf Antheilnahme rechnen. Es geschieht hier nach den ausführlicheren Darstellungen von l)r. Klein und Dr. Thomä. Bi» fast zur Gegenwart ist ein wissenschaftliches Eindringen in die ewig vom Wasser bedeckten Abgründe des Meere» unmöglich gewesen. Noch vor einigen Jahrzehnden konnte Niemand eine begründete Ansicht darüber aufstellen, ob die Oceane der Erde blos einige Tausend Fuß tief seien, oder ob nicht auch, über un geheure Flächen ausgedehnt, Tiefen von vielen Meilen vorhanden wären. Alle Anstrengungen, in dieser Be ziehung Gewißheit zu erhalten, erwiesen sich fruchtlos und e» schien, als werde über den oceanischen Tiefen auf immer der Schleier de» Geheimnisse» ruhen. Nur über die Tiefen und die Bodenconfiguration der seich- teren MeereStheile, welche zudem viel von Schiffen be sucht werden, hatte man nach und nach bestimmte und im Ganzen sehr sichere Vorstellungen gewonnen. In dieser Beziehung ist besonder» die Umgebung der bri tischen Inseln sehr genau erforscht, und e» hat sich da bei daS geographisch nne geologisch interessante Resul- tat ergeben, daß Großbritannien und Irland auf einem submarinen Plateau ruhen, welche» stellenweise kaum um Klrchthurmshöhe unter der Oberfläche des Meere» liegt. Wie die Untersuchungen gezeigt haben, stürzt erst in einer gewissen Entfernung westlich von Irland der Seeboden zu den Tiefen des eigentlichen Oceans hin ab. Wohl war schon wiederholt der Versuch ge macht worden, das Senkblei in die Abgründe des hohen Meeres zu werfen, aber stets war der Erfolg ein mangelhafter. Kein Zeichen kündigte dem Beob achter im Schiffe oder Boole an, wann das Loth den Grund erreicht hatte: Faden um Faden rollte voll der Leine in die Tiefe, fortgerffsen von seiner eigenen Schwere oder von untermeerischen Strömungen. Auch war die Leine jedesmal verloren, denn es war unmöglich, sie Mit dem Senker wieder herauf zu bringen. Unter diesen Umständen stellte sich der Ocean als ein wirk lich unergründlicher Schlund dar und man konnte nur Vermuthungen über seine Tiefe wagen. So glaubte Lacaille, das Meer habe nur eine durchschnittliche Tiefe von 5>00 Metern, Laplace meinte, die Tiefe des Oceans müsse der mittleren Höhe des Festlandes ziemlich gleich sein, Humboldt schätzte lange die durchschnittliche MeereStiefe zu 2000 Metern, während Houng, emer der scharfsinnigsten Physiker der neueren Zeit, au» der Bewegung der Fluthwellen auf 5000 Meter Mittlere Tiefe des atlantischen Ocean» schloß. Alle diese Schätzungen gingen indeß von Voraussetzungen aus und machten den Mangel directer Messungen nur um so fühlbarer. Zunächst wurden einige Fortschritte im Lothen dadurch gemacht, daß man die Lothleine mög lichst dünn nahm und als Gewicht eine Kanonenkugel anwandte. Unter diesen Umständen war natürlich an ein Heraufholen des Loths von vornherein nicht zu denken, es war aber auch nichts weiter daran gelegen und man hatte den großen Vortheil, daß der Moment des Ausschlagens auf den Meeresboden als deutlicher Stoß gefühlt, und selbst wenn dies nicht der Fall war, aus der Veränderung in der Geschwindigkeit de» Ablaufens der Leine augenblicklich erkannt werden konnte. Eine wichtige Vervollkommnung gab Brooke dem ganzen Verfahren dadurch, daß er das Gewicht in der Weise befe'ttgte, daß dieses sich am Meeresgründe von selbst ablösen mußte. Das Brooke'sche Tiesloth ist trotz seiner Einfachheit in hohem Grade zur Unter suchung der größten Meerestiefen geeignet. Natürlich Hal es nach und nach Verbesserungen erhalten, indem man statt der Kugel geeignetere Körper wählte, auch bessere Apparate zum Fassen der Grundproben, sowie Thermometer zur Bestimmung der Temperatur des Grundwassers anbrachte und statt der bis dahin ge bräuchlichen Hansleine Clamerdrath verwendete. Um vollständlgere Proben Dessen, wa» aus dem Seeboden lagert, lebt und webt, an die Oberfläche zu bringen, hat man Schleppnetze construlrt, deren Idee dem dänischen Geologen O. F. Müller angehört. Forbes hat zuerst mittelst dieses Apparate» d»e Thiere und Pflanzen de» SeebodenS genauer studirt. UebrigenS ist der ganze Apparat sehr schwer und erfordert zu seiner Herauf- holung Dampflrajt. Dann liefert er indeß die reich lichste Ausbeute, und in der That klingt e-, un Ver gleich zu den früheren unbeholfenen Versuchen fast märchenhaft, wenn wir vernehmen, baß vom Grunde de» Ocean» der Schlamm centnerwetse heraufgebracht wird. Weit umfassende Untersuchungen wurden auf dem großen wissenschaftlichen Eroberungszuge angestellt, den die britische Schraubencorvette „Challenger" um die Erde ausführte. Das Schiff verließ am 7. December 1872 den Hafen von Sheerneß und lief am 24. Mai 1876 wieder m Spithead ein, nachdem e» innerhalb 3H Jahren einen Weg von 17 232 geographischen Meilen zurückgelegt und die erfolgreichste wissenschaft liche Expedition der Neuzeit ausgefüyrt hatte. Bi» zum Januar 1875 stand der „Challenger" unter dem Commando von Sir George Nare», und al» dieser zum Leiter der englischen Polarexpedition ausersehen war, befehligte Capnän Frank Thomson die Corvette. Dem wissenschaftlichen Stab stand Prof. Wyvtlle Thomson vor. Das Schiff war durchaus für die Zwecke der Expedition umgebaut worden und verlor bi» auf zwei schwere Geschütze vollständig seine kriege rische Ausrüstung. Auf dem Oberdeck befand sich eine doppelcylindrische Dampfmaschine von 18 Pferdekraft mit den nöthigen Vorrichtungen zum Einwtnden de» Schleppnetzes und der Lothleinen. Die Art und Weise, wie auf dem „Challenger" die Tiefseelothungen auSgeführt wurden, hat Spry in folgender Weise beschrieben: „Um im tiefen Wasser Lothungen anstellen zu können, muß man nvthwendiger- weise einen Dampfer haben; mit einem Schiffe unter Segeln kann man keine zuverlässigen Resultate erhal ten, da selbst beim allerruhigsten Wetter die Dünung oder die Oberstächenströmung genügt, um das Schiff in der kürzesten Zeit eine beträchtliche Strecke von der Stelle, wo man oaS Loth fallen gelassen hat, fortzu- treiben. Es ist deshalb nicht möglich, eine senkrechte Lothung vorzunehmen, zudem werden auch die Zeit intervalle zwischen dem Versinken der 100-Faden-Mar»
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