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Dresdner Journal : 26.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188111268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-26
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 26.11.1881
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1881 Sonnabend, den 26. November. W275 Nres-nerIomMl Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. E. Krantz übernommen. L. B. Noiod« tritt k«t- oaü 8towpoIra»odI»D diom. Arie von Glinka und einer Arie aus Rossini'- Cenerentola. DaS Eoncert war sehr wenig besucht, weniger al» das Talent der Sängerin verdiente. Und eS bot doch zudem die Annehmlichkeit einer ungewöhnlichen Kürze, und des Verzichtens auf ein concertireudrS Clavier. Die Ausführung der Pianofortebegleitungen hatte Hr. das für feine Individualität passende Terrain zu erobern. Auch der Hauptheld deS Stücke-, Jordan, erschien in dieser Aufführung natürlicher, da eS Hrn. Mat- kow-ky gelang, die Schroffheit der rauhen Außenseite in diesem Charakterbild« zu mildern. — Die Darstel lung war von beifälliger Theilnahme begleitet. O. B. Beilage. Reich-tag-verhandlungen. (Sitzung vom 24. No vember.) Dre-dner Nachrichten. material, das ungemeine Fülle in der Mittellage, Kraft, Glanz und Reinheit deS Klanges besitzt und durch Beseitigung der öfter gebrauchten, unschönen und sorcirten tiefen Brusttöne und der Gaumentöne wohl rgalisirt werden könnte. Auch zur Coloratur erweist sich die Stimme im Verhältniß zu ihrem vollen Klange befriedigend, ansprechend und biegsam, nur müßte die Tonbildung dasür modificirt werden, denn Ausbildung und Beherrschung der Stimme sind ganz ungenügend. Trotzdem wirkt die Concertgeberin durch Verve und affectvoll belebten Ausdruck der Behandlung und deS Vortrag-, und besonder- in dem ruhiger entwickelten Eantiiengesange auch durch den Eindruck de» Organ-. Am besten gelang ihr der Vortrag deS AndantesatzeS in der ersten Arie von Glinka au- besten Oper „da- Leben für den Zar- und de- „Wanderer- von Schu bert; ihr musikalische- Talent und ihre gesangliche aber im Naturali-muS haftende Begabung trat mehr oder Feuilleton. Redigier von Otto Banck. ^Lllrliotn L Horte SV?t. Lioioloo ltnnuooro: 10?t. , auf die Unterstützung aller Patrioten ohne Unterschied der Parteien. Paris, Donnerstag, 24. November, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Senats zog Griffe seinen Protest gegen die Wahl Voisin-- LavernidreS zum lebenslänglichen Senator zurück und brachte den Antrag auf Erlaß eines Gesetze- ein, daS daraus abzielt, die Bedingungen für die Wählbarkeit der lebenslänglichen Senatoren näher zu bestimmen. VoisinS-Lavernidre wurde hierauf zum lebenslänglichen Senator proclamirt. In der Deputirtenkammer brachte der Finanz- Minister eine Vorlage wegen Bewilligung der für die Expedition nach TuniS bis Januar k. I. er- forderlichen Supplementarcrevite ein. Bei der Brrathung über die Wahl deS für Loudeac (De partement Cole-- du - Nord) gewählten Deputirten BoScher erklärte der Bischof Freppel von Anger», daß er für den CteruS dieselben Rechte in Anspruch nehme, welche andere Bürger hätten. Der CteruS habe sogar da- Recht, von der Kanzel aus den Gläubigen die Theil nahme an der Wahl anzuempfehlen, um die Pflicht gegen daS Vaterland zu erfüllen. — Mehrere Depu- tirte der Linken legten hiergegen Verwahrung ein. — Der Minister deS Innern, Waldek-Rousieau, er klärte, die Regierung könne solchen Doctrinen gegen über, die eine Einmischung des CleruS in die Wahlen zur Folge hätten, nicht gleichgiltig bleiben; die Regie rung sei der ganz bestimmten Ansicht, daß sich der EleruS streng innerhalb der Grenzen de^ ConcordateS halte; ebenso sei die Regierung gewillt, sich aller ge setzlichen Mittel zu bedienen, um dem CleruS Achtung vor dem Gesetz und vor der Verfassung auttulegen. Die Wahl von BoScher wurde mit 402 gegen 93 Stimmen für ungiltig erklärt. Dresden, 25. November. Diejenigen, welche etwa auf daS Ministerium Gambetta große Erwartungen setzten, haben vorerst keine Aussicht, diese Erwartungen erfüllt zu sehen. In der auswärtigen Politik ist Frankreich seine Haltung für lange Zeit hinaus durch die Stellung der euro päischen Mächte genau vorgezcichnet; auch hat der neue Ministerpräsident bereits erklärt, daß er in der selben keine Aenderung eintreten zu lassen Willens sei, während in der innern Politik vorläufig nicht abzu- sehen ist, auf welchem Gebiet daS neue Cabinet seinen Vorgängern gegenüber in der Lage wäre, solche Erfolge zu erringen, welche eS ihm »erstatteten, dauernd die Gunst der in Frankreich sehr wandelbaren öffentlichen Meinung zu gewinnen. Die nächste und am meisten energische Thätigkeit entfaltet daS neue Cabinet, unter dem atheistischen Unterrichtsminister Paul Bert, auf dem Gebiete deS LullurkampfeS. DaS Programm deS Letzter« findet sich in der „Ropublique franyaise" entwickelt. Als Ziel dieses Programms wird offen „die Befreiung der Kinder von dem Joche des Aber glaubens und der Dogmen", also die Entchnstlichung Frankreichs, hingestellt, und sodann werden als Mittel dazu aufgezählt: 1) Reichere finanzielle Ausstattung der CentralunterrichtSverwaltung. 2) Vermehrung deS AufsichtSpersonalS, „damit da» Auge und die Hand deS StaateS in die letzte Hütte reichen könne"; 3) Er höhung deS Unterrichtsbudgets, so daß nicht nur der Elementar-, sondern auch der ganze Secundärunterricht in Gymnasien, Universitäten, Bau-, Kunst- und Fach schulen unentgeltlich ertheilt werde; 4) Ausweisung jede- Religionsunterrichtes, der bekanntlich bereits in den Elementarschulen beseitigt wurde, aus den Gym nasien, Universitäten und allen höheren Schulen. DaS DeligionSlehrer noch die Klastenlocale betrete, und Äaudcrhast, daß er dasselbe Katheder besteige wie die Vorigen Professoren. Dagegen will Paul Bert den UeligionSlehrern noch die Ertheilung des Unterricht- ß> den Kapellen für solche Kinder gestatten, deren Rettern daS etwa verlangen sollten, „aber in die Klasse «rf er nicht mehr den Fuß setzen und den Professoren- Huhl kann er nicht weiter besteigen." Neben derartigen den öffentlichen Frieden in hohem Krade gefahrdrohenden Umänderungen bildet die Wiedereinführung des ListenscrutiniumS einen der wichtigsten Punkte der Gambetta'schen Resormprojecte. Aber auch hier kann derselbe auf keine zuverlässige Majorität rechnen. Treffend wird in dieser Beziehung die Lage deS neuen Cabinettchesr durch daS Wiener „Fremden-Blatt" charakterisirt. „Für die Deputir tenkammer", sagt dasselbe, „ist nämlich das Listen- serutimum ein ebenso schwarzer Punkt, wie die Revi sion der Verfassung für den Senat, und wenn Gam betta — waS aber in neuester Zeit wieder unwahr scheinlich geworden ist — diese beiden wichtigen inneren Fragen mit Nachdruck in Angriff nehmen und be treiben sollte, so würde wohl in der Kammer die Majorität für Gambetta ebenso problematisch sich ge stalten, als im Senat die Majorität gegen ihn nahezu sicher wäre. Der Umstand, daß sich bis jetzt in der Kammer keine geeignete Persönlichkeit bereit erklärt hat, durch eine »6 boo eingerichtete Interpellation Gambetta die erwünschte Gelegenheit zur Darlegung seines „großen" Programmes zu bieten, beweist doch wohl, daß man gerade in allen Reihen Derjenigen, welche seither der Fahne deS Opportunismus sich an geschlossen hatten, noch nicht darüber einig ist, daß man beim Hervortrrten gewisser ominöser Fragen, welche weniger die großen Interessen der Gesammtheit, als die Sonderinterrssen der Deputirten unangenehm berühren, auch ferner noch in gleichem Schritt und Tritt dieser Fahne folgen will. Hierher gehört aber m erster Linie daS Listenscrutinium, daS als individuelle und nicht als politische Angelegenheit in allen Theilen deS eben erst auf Grund der Arrondissementswahlen constituirten HauseS vielleicht noch mehr Gegner zählt, als bei dem ablehnenden Votum vor den Wahlen. WaS den Senat betnfft, so hat die letzte Wahl des Candidaten der Rechten die volle Bedeutung eine- Bruches deS von I. Simon geführten republikanischen CentrumS mit dem Ministerium. Die Abstimmung I. Simon'- und seiner Freunde für Voisins-Laverniöre gegen den Candidaten der republikanischen Gruppen, Herold, war von jener Seite eine grobe Verletzung des bis jetzt stets eingehaltenen Cartel-, demzufolge der Reihe nach immer der Candldat der einzelnen Gruppe von sämmtlichen Fractlvnen der Linken gewählt wurde. Gambetta wird solchen Symptomen gegenüber schwer lich sich mit diesen bedenklichen parlamentarischen Re formen überstürzen; er ist zu vorsichtig, um sich der Eventualität einer empfindlichen Schlappe auf diesem Gebiete auSzusetzen, und zu scharfblickend, um nicht die Gefahren, welche eine solche Schlappe seiner eigenen und Frankreichs republikanischer Zukunft bereiten könnte, nach ihrem vollen Umfange zu würdigen. Da rum wird Gambetta eS auch vorziehen, nach Erledi gung der dringlichsten Angelegenheiten, wie der tunesi schen Creditforderung, die Kammern bis über die An fangs Januar stattfindenden partiellen SenatSwahlen hinaus zu vertagen. Das neu zu wählende Senatsdrittel wird, aller Voraussicht nach, durchweg einen opportunisti schen Charakter tragen, so daß Gambetta, ohne jetzt schon zu dem Wagniß einer VersassungSrevision sich entschlie ßen zu müssen, auf dem Wege deS praktischen Verfahrens für die nächste inhaltsschwere Session auch im Senat auf eine ministerielle Majorität rechnen dürfte. Mit wett größerer Entschiedenheit, vielleicht aber mit ge ringerem Erfolg, scheint Gambetta auf dem Gebiete gewonnen. Er ist auf dem besten Wege, nicht springend weniger auch in den übrigen Ausführungen hervor: und unsicher, sondern ringend und festen Schritte- Lieder von Schubert, Rüfer, Förster, einer zweiten schaffen und jeden Widerstand mit entsprechenden Mit ¬ teln brechen. Die Regierung rechne für ihr Vorgehen Gambetta'sche Blatt findet eS unerträglich, daß der nichtamtlicher Theil. Uedersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Republique sranyaise. Fremdenblatt.) TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste Dre-dner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. Vermischte-. Statistik und Bolk-wirthschaft. Feuilleton. Tage-kalender. Kirchennachrichten. Inserate. „Verloren" mit schrillen Tönen ins Ohr, wenn er sich aufraffen wollte. Sie zeigten ihm in der Verklärung Schimmer die Jugendzeit, m der er noch schuldlos sich deS Lebens freute, ehe sein Leichtsinn ihn so unglück lich gemacht hatte. Nur langsam kam er weiter, doch fand er mecha nisch dann den Weg durch das Gewirr der Straßen und Plätze bis zu der Vorstadt, in welcher seine ver- wittwete Mutter ein Haus besaß. — Er war ihr ein ziges Kind und hätte die Stütze ihres Alters sein sollen, waS aber war er nun! — Er erinnerte sich noch recht wohl des Tage-, an welchem sein Vater, der Kaufmann Schulz, ihn — den damals sechzehn- jährigen Knaben — au sein Sterbebett hatte kommen lassen, um ihn zu ermahnen, brav und tüchtig zu wer den und seine Mutter hochzuhalten und zu beschützen. Hatte er gehalten, was er dem sterbenden Vater ge lobt? O mein Gott, er war ja ein doppelter Ver brecher! wohin hatte ihn der Leichtsinn geführt, — wie konnte er eS wagen, der so schwer gekränkten Mui ter wieder vor die Augen zu treten. Und da lag schon daS HauS, in dem sie lebte; e» sah so sauber, so friedlich aus, al» wohne da» Glück hinter feinen Mauern, und nicht der Jammer über den verlorenen Sohn in der Muttcrbrust. — Wenn er nur unbe- merkt hineinkommen könnte, — freilich, wer kannte ihn denn hier noch? hier wechselte ja Alle» rasch, die Miethbewohner waren nicht mehr dieselben al- damals, da man ihn verhaftet hatte, und selbst da» hübsche Dienstmädchen, welche» neugierig da oben zum Fenster hinau»sah, war ihm fremd. Zögernd öffnete er die Thür, aber kaum hatte er die Schwelle überschritten, al- sich ihm zwei Arme lineratenprelivr ä«u sioor g«p»Itsosll ?oLt»mlo 20 kf. Vater äia Leits KO kf. Sei 'kebettoa- aaä LiSeraaa.tr bv H FaLedl»^. Lreedelaea: Higtiob mit Xaaaabw« ävr 8oaa- anä ksisrta^s Xdeaäa für <tsa kol^voüsa 1^- Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 25. November, Nachmittag-. (Tel. d. DreSdu. Journ.) Se. Majestät der Kaiser hat mit einigen Unterbrechungen im Allgemeinen recht gut geschlafen und ist Uhr aufgestaudeu. München, Freitag, 25. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Abgeordnetenkammer berieth heute den Finanzetat und lehnte hierbei mit 78 gegen 59 Stimmen den DiSpofitionSfond ab. Abg. Rittler erklärte, daß die Rechte deu wohlthätigen Zweck de- Dispositionsfonds wohl würdige, aber sich nicht veranlaßt fühle, rin mißliebige- Ministerium zum öffentlichen Almosenier zu machen. Wien, Donnerstag, 24. November, AbendS. (W. T. B) Der BudgetauSschuß deS Abgeord netenhauses erledigte heute daS Budget für daS Ministerium der LandeSvertheidigung. Der Minister erklärte dabei, die Organisirung der Landwehr in Dalmatien sei ohne Störung vor sich gegangen; die Regierung beabsichtige, die Maßregel in Ruhe — und wenn nicht unbedingt nothwendig — mit Vermeidung aller Gewaltmaßnahmen durchzuführen. Der Minister erwähnte ferner die Beunruhigung von Kriwoschj durch Räuberbanden und die dagegen getrof fenen Maßregeln. Der neuernannte Statthalter werde eventuell besondere Maßnahmen beantragen. Die Re gierung werbe die Schonung des Blutes der Staats angehörigen sich vor Augen halten, nöthigenfallS aber der Autorität und Macht des StaateS Geltung ver- Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat December werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Postanstalten. In DreSde»-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer. (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Liönigl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20.) Lagesgeschichte. Dre-den, 25. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gelangte, ein Schrei ben des StaalsministerS Frhrn. v. Könneritz zur Ver lesung, durch welches die Mitglieder der Kammer für den 30. d. M. zu einer Besichtigung der neuen Schmalspurbahn Wilkau Kirchberg eingeladrn werden. Die Kammer bewilligte hierauf auf Antrag der Finanz deputation ö (Referent: Abg. Prüfer) Titel l des außerordentlichen StaatshauShattSetatS, zur Entschä digung an Stadtgemeinden für Uebernahme von inner halb der Städte gelegenen Pflaster- und Straßen- str ecken zu eigener Unterhaltung, in der geforderten Höhe von 100000 M. als BerechnungSgeld und ver wies ein königl. Decret, betreffend ein nachträgliches ^tbrliob: . . 1» Kvlr 6oouiu«ioo»r ä« l)r«xiaor ^ounuü»; LuNdMU »«rit« Via» I- Lr—I», »»»bNlrt rraLktvl ». ». Lmi Lk««,' S«rll»:LLoe«»cz:, L Sc-Uotte: »r«i»L Staren'« Lürs»«; L SSrUt»: S LtM«-,- U-umov«:0 SekS-i«', ». H.- Da«-« - 0o , k FL Lüuizl. kipväitioli ä« Vrvvävvr t)r«cl«o, Lviusoratraa« Ifo. 26. der finanziellen Experimente vorgehen zu wollen. Be weis dafür ist die rasche Absetzung de- seitherigen Bankgouverneur» Denormandie, der allerdings ein po litischer Gegner Gambetta'S war, aber al» einsichts voller und zugänglicher Geschäftsmann sich deS Ver trauens der großen und kleinen Finanzwelt in hohem Grade erfreute. Gambetta soll die hohen Finanz barone, Frhrn. v. Rothschild in höchsteigener Person an der Spitze, welche Vorstellungen gegen die Absetzung Denormandle's und gegen die Ernennung deS Nach folgers, deS seitherigen FinanzmmisterS Magnin, er hoben, sehr ungnädig abgefertigt haben, offenbar die kühnste That, zu der sich der neue Premier aufschwin gen konnte. Welche Entscheidungen nunmehr in Be zug auf die schon längst in Sicht stehende Verstaat lichung der Bahnen, aus die Rentenconversion, auf die Besteuerung gewisser Mobiliarwerthe und auf andere, in die Routine tief einschneidende Maßregeln ergriffen, wann und in welchem Umfange sie durch Hrn. Allain- Targe durchgeführt werden sollen, ist noch in völlige Ungewißheit gehüllt, allein diese Ungewißheit an und für sich würde schon hinreichen, auf dem französischen Geldmärkte und in der finanziellen Situation deS Staate» und der Individuen eine dem allgemeinen Credit und dem geschäftlichen Verkehr keineswegs för derliche Stockung hervorzubnngen." Im Ganzen wird sich das Cabinet Gambetta für die nächste Zeit bezüglich seiner politischen Reform- projecte zu einer sehr reservirten Haltung genöthigt sehen. Daß aber eine solche, nach der vorausgegangenen lebhaften agitatorischen Thätigkeit des CabinetSchesS nothwendig Denen eine Enttäuschung bereitet, welche von dessen Agitationsreisen aus die Wirksamkeit de- zukünftigen Premiers schlossen, während das Thun Paul Bert'S die Erbitterung der zahlreichen christlichen Bevölkerung Frankreichs wachrufen muß, dürste in der Folge immer sichtlicher zu Tage treten. Vortheil aus dem jüngsten Ministerwechsel wird voraussicht lich nur sür den klugen, vorsichtigen Präsidenten Grovy erwachsen. Für diesen war Gambetta, so lange er Präsident der Deputirtenkammer war, ein bedenk licher Rivale. Er war, im Falle der Präsident durch einen politischen Fehler sich genöthigt gesehen hätte, zurückzutreten, dessen muthmaßlicher Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl. Heute erscheint diese Gefahr erheblich in die Ferne gerückt. Als Ministerpräsident dürfte Gambetta voraussichtlich den Parteiintriguen gegenüber ebenso seine Kräfte verbrauchen und seine politische Reputation schwinden sehen, wie jeder seiner Vorgänger. Sollte er aber, um dieser Gesahr zu ent gehen, sich jemals mit abenteuerlichen, auf die Diktatur im Innern und den Krieg nach außen gerichteten Plänen tragen, fo würde er mit elementarer Gewalt von dem zweifellosen FriedenSbedürfnisse seiner Lands leute und dem Willen der im Interesse des allgemei nen Friedens solidarisch geeinigten Großmächte Europas geradezu erdrückt werden. Donnerstag, den 24. November, gab Frl. Marie Gortky, Concertsängerin aus St. Petersburg im Saale de- „Hotel de Saxe" ein Eoncert. Ihr um fangreicher Mezzosopran bietet ein vorzügliches Stimm ich beiwohnte, in jeder Scene und bei allen betheiligten Personen, mit ganz besonderm Glück bei Spiel und Rede von Frl. Guinand und Hrn. Dettmer. Dieser junge Schauspieler hat überhaupt in letzter Zeit durch Fleiß und durch maßvollen, sich nicht mit gewöhnlichen Bühneueffecten hervordrängendem Bottrag ungemein Die Macht deS BorurtheilS.*) Novelle von M. Flach» I. Da- Zuchthaus zu * * * schloß sich wieder; ein etwa drerundzwanzigjähriger, offenbar den besseren Ständen angehörender junger Mann stand draußen und sah, dem Hause sich nochmals zuwendend, mit scheuem Blicke nach dem Gebäude. Er seufzte tief, und feine ohnehin schon blaffen Wangen wurden noch um einen Schein bleicher, als er ein vergittertes Fenster gefunden, hinter dem er zwei Jahre seine» noch so kurzen Leben» verbüßt hatte. Endlich wendete er sich ab und schlug den Weg nach Berlin ein. Kein B>ick, nach so langer Entbehrung, fiel aus die in vollem Blüthenschmucke prangende Natur; nicht- AeußerlicheS schien ihn zu berühren, starr blickten seine Augen auf die Gegenstände, ohne sie zu sehen, und nur mechanisch bewegten seine Füße sich der Weltstadt zu. In seiner Seele hatten die Dämonen der Reue und Berzweislung ihre Wohnstätte ausgeschlagen und marterten ihn mit HenkerSlust. Sie riefen ihm ihr -) Unbefugter Nachdruck untersagt. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 24. November. „Gold und Eisen". Schauspiel in vier Acten von Hugo Bürger. Diese dritte Aufführung de» neuen Dramas machte auf alle Freunde der Bühne und ihrer Bestrebungen einen überaus günstigen Eindruck. ES ließ sich daraus die behagliche Antheilnahme des PublicumS ersehen und infolge dessen die Lebensfähigkeit deS Stückes al- eine für daS Theater dankbare ermessen. Angeregt von diesem guten Erfolge und dem an eifernden Eindruck, den ein gut besetztes HauS jeder zeit auf die Künstler macht, war denn auch die Dar stellung eine recht animitte, leben-frische. Gerade im Detail der kleinen Einzelscenen und Episoden bietet do» Drama für da» Erreichen einer solchen Frische dankbare Aufgaben dar. E» gehört dahin zu aller- meist ein natürlicher, leicht verschlungener Dialog und die Au»führung dieser Wechselreden hatte an zutreffen der, realistischer Haltung gewonnen. D'.e» zeigte sich in den ersten beiden Acten, denen u «i HL es»«. » . i»8 . 14» . 14» »Salle» ««» 8»»» »4 I») dl, » d-«1dd^»- » p^l«» I, O«tr»- Id«>dM«. lln»d« », i. r«—, '. dl« » ». >t«irl«d- l«,
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