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Dresdner Journal : 14.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-14
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 14.06.1882
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W135 Mittwoch, den 14. Juni. 1882. 4d«uoemeo1»prM» r Iw x»oi»» 4,,li«k»o : ^LirrlieU: .... IS U»rlc. 4 Storil 50 kk. Liwrolo, Hunimoro: lOkk. ^o«»rv»Id äe» cieutooken lisicksi tritt?o»t- und LtsmpsIruicUlL^ Uium. Inveroteopretvor ?ür do» 8»urn einer xeepaltsoev ?vtitrsils SO kk. v»ter dio 2eils 50 kk. ö.i 1»t>«üvii- uud 2iüsrvs»tr 50 Aukoeld»^. Lrvckviaen r D^IieU mit Xu,v»Kms dsr 8onv- und keisria^s ^bood» kur dso fol^eodsn 1'»^. NreMerIonnml. Io,«r»1eu»ou«bwe »uvMRntir I.«tx»>r- Lfandst-tt-^, 0omwi«»o»Lr d— l)re»doer dournol»; 8»mdor^ S,rU»-Vi»o I-«tpiix L»»«l-T.«»I»» ^rsn^eorl ». //ausenrtein F ^0A/rr, S«rU»-Vi«ll S»wdur,- kr»U - l-sipiiss kr»n>llart ». H -Nüoed«»: ^kv«e,' Lerlto: /nraii<ke»«kunl:, Srswen: Le/lkotte,- Lriil»»: F LtanAen's 8ure«u <Lm«k /kabakki) / kr^oklurt » M.: L «/aeAe^sods üuekkandlun^; VVrM,: tr. ^ku/ier/ L-muovsr: O. §e/iü«»ksr, ?Lid» L»rlm-?r»nkkurr ». St»Ux»rt' />au5e ct 6o., L»mdur^: ätrrner. Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llvr»u8xvd«r: Lüniat. Lrpeäition de« vr«»doer dourn»!», Urssdsn, 2»io8vr»trL»»s lio. 80. Amtlicher Theil. Dretden, 13. Juni. Se. Majestät der König sind gestern Abend 10 Uhr 30 Min. von Berlin wieder hier eingetroffen. Se. Majestät der König haben den zuw Consul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Chem nitz ernannten Herrn John I. Flinn daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 12. Juni. (Tel. d. Boh.) Die Ernennung deS ungarischen Abgeordneten Szö- gyenyi zum SrctionSchef im auswärtigen Amte ist alS perfect anzusehen. Derselbe hat sich heute dem Minister deS Auswärtigen, Grafen Kalvokp, officiell vorgestellt. London, Montag, 12. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses gab der UntrrstaatSsrcretär im auswärtigen Amte, Dilke, auf eine Anfrage Bourke'S Auskunft über die gegenwärtige Lage in Aegypten- Dilke erklärte hierbei, der weitere Schriftwechsel betrefft Aegyptens würde vor Ende der nächsten Woche vorgelegt werden können, und verlas sodann Telegramme deS englischen Biceconsuls in Alexandrien, in denen erklärt wird, daß die gestrigen Ruhestörungen und die Verletzungen des Consuln nicht so ernstlich gewesen seien. Die nach dem Consulat geflüchteten Frauen und Kinder seien auf die Schiffe gebracht worden. DaS Militär halte die Ordnung aufrecht. Der Khe- dive habe einen Adjutanten nach Alexandrien gesandt. Die einheimischen und die englischen Behörden hätten übereinstimmend den Rath ertheilt, Matrosen oder Marinesoldaten nicht zu landen. Der Admiral Seymour Hobe Vollmacht, Truppen zu landen, sobald er et für nölhig halte. Derselbe habe indessen telegraphirt, die Unruhen hätten, wenn sie auch ernst gewesen, doch keinen politischen Charakter gehabt und seien von den ägyptischen Truppen unterdrückt. Ein Telegramm der BrceconsuIS von heute Nachmittag 2 Uhr besagt, daß die Stadt sehr ruhig ist. Jeder in den Straßen wird untersucht und eventuell entwaffnet. Die aus Kon stantinopel und auch von Malet eingegangenen Tele gramme lauten beruhigend über die persönliche Sicher heit deS Khedive. DaS Hau» setzte hierauf die Specialberathuug der irisches ZwangSbill fort. Im Oberhause erklärte der StaatSsecretär deS Arußeren, Granville, alle Mächte seien von der Wichtigkeit der Conferenz überzeugt; die Ansicht deS SultanS in dieser Hinsicht sei unnöthig, er habe indessen keine Einwendungen gegen den Lor schlag der Mächte gemacht. DaS HauS lehnte sodann mit 132 gegen 128 Stimmen in zweiter Lesung die Bill ab, nach welcher die Ehe eines MannrS mit der Schwester seiner verstorbenen Krau giltig sein soll. Der Prinz v. Wales und die Herzöge v. Edinburgh und Albany stimmten mit der Minorität. St. Petersburg, Montag, 12. Juni, AbendS. (W. T B.) Der von drm ReichSrathe genehmigte Entwurf zur Gründung einer Bodenkreditbank für die ländliche Bevölkerung, wozu auS der Reichs- bank 500000 Rbl. leihweise hergegrbev werden sollen, hat die kaiserliche Sanktion erhalten. St. Petersburg, Dienstag, 13. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kaiserin wurde heute frub 8 Uhr in Peterhof von einer Tochter glücklich Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Allstadt. — Am 12. Juni: „Böse Zungen*, Schauspiel m 5 Acten von Hein rich Lauve. (Neu einstudirt.) Laube schrieb sein Zeitbild und Tendenzdrama 1868. E» erklärt sich in seinen speciellen Beziehungen am Gr« ^.sten, wenn man auf die öffentlichen und gehei- i men Schmähungen zurückblickt, die sich an den Tod und die Verwaltung des Ministeriums Bruck knüpfen und von Seiten deS Staate» und der edlern Gesell schaft entlarvt und in eine Ehrenrettung der unglück lichen Familie verwandelt wurden. Hat der Verfasser dabei auch die Virlagen der Wirklichkeit sehr srei be handelt, so verblieb doch dem ganzen Gemälde ein ge wisser Localton, und rS wurden dabei Conflicte dra- matisirt und zum Bühncneffect zugespitzt, welche nicht von der Phantasie geboren, sondern derselben zuge bracht wurden. Al» da» Stück hier vor zehn Jahren zum ersten Male gegeben wurde — die Herren Dessoir, Marcks, Dettmer, Richelsen, Koberstem spielten damal» die Rollen Soda, Pranger, Mack, Gottfried, Meno, die Fräulein Berg und Ulrich Christiane und Mmona — glaubte die Kritik nicht, auf eine so lange Haltbarkeit diese» Dramas hoffen zu dürfen. Diese Ansicht war logisch richtig, und sand sie durch den praknschen Er- folg eine Milderung, so ist diese Täuschung, die selbst pen Autor überraschen muß, eine angenehme, denn da» entbunden. Die Großfürstin erhielt den Namen Olga. Belgrad, Montag, 12. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die auSgeschirdeven Mitglieder der Oppo sition find sämmtlich wiedergrwählt worden. Man glaubt, daß diese Wahlen gesetzlich für ungiltig erklärt und 10 von der Regierung ausgestellte Candidatrn, auf welche eine genügende Slimmen- zahl entfiel, in dir Skupschtina berufen werden. Bukarest, Montag, 12. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die Session der Kammer ist heute durch eine Botschaft deS Königs geschlossen worden. Kur» vor dem Schluffe hatte Konstantin Rosetti, der Führer der liberalen Partei, seine Demission als Deputirter gegeben, weil die Kammer die Prüfung mehrerer von ihm eingebrachter Gesetz entwürfe vernachlässigt hatte. Die Annahme der Demission wurde jedoch einstimmig abgelehnt. Konstantinopel, DirnStag, 13. Juni. (Tel. d. Dre-on. Journ.) Die Botschafter theilten der Pforte Depeschen auS Alexandrien über die dor tigen Vorgänge mit, welche die Bestrafung der Meuterer erheischten. Die Pforte telegraphirte darauf an Derwisch Pascha, welcher antwortete, daß 30 Meuterer verhaftet find. Der Adjutant deS SultanS, OSman Bey, ist mit ergänzenden Instructionen für Derwisch nach Alexandrien ab- gegangen. Wie verlautet, sprach sich im gestrigen Mini sterium die Mehrheit im Sinne der Zustimmung zur Conferenz auS unter der Bedingung, daß die Conferenz nur die ägyptische Krage behandle. Dem Sultan wurde hierüber noch keine Vorlage gemacht. Kairo, Montag, 12. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ^ Die Generalconsulv besuchten heute Mor gen Derwisch Pascha und erbaten Aufklärung darüber, wer für die in ernster Gefahr schwebenden Leben der Europäer verantwortlich sei. Derwisch Pascha antwortete ausweichend. Nachmittags wur den die Consuln zum Khedive berufen, wo sie Derwisch Pascha und die übrigen Commiffare, sowie Scherif und Arabi Bey vorfanden. Arabi Bey verpflichtete fich, die Befehle deS Khedive ge treulich zu erfüllen, daS Predigen in den Moscheen gegen die Kremden, sowie die aufrührerischen Ver sammlungen und die feindseligen Zeitungsartikel zu untersagen. Der Khedive versprach Maßregeln zum Schutze deS Lebens und EigenthumS der Europäer zu treffen. Derwisch Pascha willigte rin, gemeinsam mit Arabi Bey die Befehle deS KhediveS durchzuführen. Alexandrien, Montag, 12. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Biele Europäer verlassen Aegyp- ten möglichst rasch. Eine Proklamation deS ConsularcorpS ermahnt die Europäer, fich ruhig zu verhalten und drückt daS Vertrauen auS, daß die ägyptische Armee den Gesetzen entsprechend für die Ruhe und Ordnung sorgen werde. Hente find keine neuen Ruhestörun- gen vorgekommrn. Die Anzahl der Tobten bei den gestrigen Unruhen wird jetzt auf 100 geschätzt. Alexandrien, Montag, 12. Juni. (Tel. d. N. fr. Pr.) Die Telegramme aller Londoner Blätter auS Aegypten melden übereinstimmend, daß die Excesse in Alexandrien ausschließlich vom Pöbel auSgegangen seien, welcher in die Häuser der Europäer einbrach, um zu plündern. Da» ägyptische Militär habe fich daran nicht betheiligt und vielmehr die Unruhen unterdrückt, während jedoch die Polizei fich den Plünderern gegenüber passiv verhalten habe. Stück gehört zu den öffentlichen moralischen Protesten gegen die Unsitilichkeit. Nicht ohne Nutzen wird man in solchen Zeitspiegel Hineinschauen. Es wurde soeben wieder mit regem Interesse und großer Wärme von einem zahlreich besuchten Hause ausgenommen. Die Veranlassung daran liegt nicht allein in dem Werth einer geistreich durchgeführten Arbeit, nicht allein in der umsichtig fleißigen Einstudirung und meist sehr tüchtigen Ausführung der einzelnen Rol len, sondern ganz vorzüglich in dem Vortheil, der sich für diese» Drama bei seinem Vergleich mit neuesten Autorenleistungen ergiebt. Während diese ganz vor herrschend nur da» triviale Amüsement ohne jeden sitt lichen Zweck in den Vordergrund stellen, hat hier der Autor sehr Viele» auf dem Herzen, da» durch sein all gemeine» rein menschliche» Pathos weit über die Sache hinauSrogt und an da» Gewissen der menschlichen Ge sellschaft mit schneidiger Energie appellirt. Die Verbrechen, die in der hier vorgeführten Be gebenheit gebrandmarkt werden, versuchen eS überall und zu allen Zeiten, gleißnerisch ihr Haupt zu erheben, um durch Lüge und Verleumdung ihr Wesen zu treiben. Laube erwarb sich da» Verdienst, dabei auch mit ge nauer Sachkenntniß jene» schmachvolle Treiben zu ent- hüllen und zu bestrafen, welches fast in jeder Groß stadt von Sette einer nichtswürdigen Presse intriguant, rechtverdrehend und ehrabschneidend den Wehrlosen an- fällt und wie ein moralisches Rattengift mitten in die friedliche Heimstätte der Familien hineingrtragen wird. Diese öffentliche Schande der Journalistik, welche man künstlich groß gesäugt, indem sich überall weite Kreise de» Publicum» durch indifferente Duldung und Arabi Bey erklärte dem Correspondentev der „Daily New»" in Kairo, er würde fich lieber tödten lassen, alS Aegypten verlassen. Seine AuS- söhnung mit Tewfik sei unmöglich. Dieser müsse abgesetzt werden, da er schlechte Berather habe und allen nationalen Bestrebungen feindlich sei. Der englische Generalconsul Malet müsse Aegyp- ten verlassen, gegen Sienkiewicz habe er nichts einzuweuden. Der beste Nachfolger Tewfik'» wäre Halim. Dresden, 13. Juni. Die Lage in Aegypten nöthigt un» heute wie der, die massenhaft eingelaufenen Telegramme durch erläuternden Text zu ergänzen. Im Ganzen ist aller dings seit unserer letzten Betrachtung keine wesentliche Veränderung eingetreten, aber e» sind unterdessen doch noch einige, eine nähere Beleuchtung verdienende Fak toren schärfer hervorgetreten. Vor Allem wurden in Alexandrien Gewaltthätigkeiten begangen, welche ein demnächstigeS militärisches Eingreifen an Stelle der blosen diplomatifchen Thätigkett möglich erscheinen lassen. Zwar »st der Aufstand in Alexandrien wieder unterdrückt; allein die Zahl der Opfer ist eine zu be deutende und der Geist muselmännischen Fanatismus', welcher dabei zum Ausbruch kam, dürste die West mächte veranlassen, auf einer bewaffneten Dazwischen kunft zu bestehen. Allein auch diese» Mittel bedeutet ein zweischneidige» Schwert. Vor Alexandrien haben nämlich England und Frankreich eine starke Flotte mit Landungstruppen liegen, die mit dem einheimischen Pöbel und der Besatzung der Stadt rasch fertig sein würden. In Kairo dagegen verhält es sich gerade umgekehrt, dort ist ein militärisches Gegengewicht gegen den fanatisirten Pöbel und die meuterische Garnison zur Stunde gar nicht vorhanden, der Khedive demnach sammt den Europäern gefährdet. L 'd Dufferin hat denn auch einer Depesche aus Konst, tinopel zufolge dem türkischen Minister für auSwäuige Angelegen heiten den Vorschlag gemacht, daß in Anbetracht der jüngst von der Militärpakt« auSgestoßenen Droh ungen Derwisch Pascha sofort Maßregeln für die persönliche Sicherheit deS Khedive treffen sollte. Die Lage in Kairo ist um so bedenklicher, als Arabi Bey noch unerschüttert ist und allem Anschein nach vor dem Aeußersten nicht zurückschreckt. Der Bericht- k.statter des„Clairon* in Aegypten meldet, Arabi Bey habe Folgendes erklärt: „Aegypten betrachtet den gegen wärtigen Khedive als seinen ärgsten Feind. Aegyp ten scheut vor nichts zurück, da e» eine heilige Sache vertritt. Wenn nothwendig, rufen wir den heiligen Krieg auS. Die Drohungen der Fremden schrecken uns nicht; sie machen einfach eine friedliche Lösung der Krise unmöglich, da der Kyedive sich auf die Frem den stützt und die wahren Freunde de» Landes ver jagen will. Aegypten verabscheut den Krieg, wird aber seine Freiheit bis zum Tode vertheidigen. Ich schreite voran an der Spitze meiner Mitbürger. Selbst wenn die Fremden sich deS Landes bemächtigen, wird Aegyp ten einen unbesieglichen Widerstand entgegensetzen Wir proclamiren den heiligen Krieg und entzünden eine Flamme, welche vielleicht die gejammte Welt ergreifen wird.* Es heißt, Arabi habe eine in ähnlichen Wor ten abgefaßte Proklamation vorbereitet. Man verbreitet zwar neuerdings die Nachricht, der Aufstand in Alexandrien habe deS politischen Charak ters entbehrt, auch sei das Militär nicht dabei be iheiligt gewesen; dieses ändert jedoch angesichts der übrigen, in Betracht kommenden Momente, wenig an der Sachlage. Es handelt sich um eine große, gegen die vorzugsweise dem Islam seindlichen Westmächte gerichtete islamitische Bewegung, welche England und Frankreich zunächst zu bemeistern haben werden. Alle bisher zur allgemeinen Kenntniß gekommenen Kund feige Schadenfreude an derselben betheiligen und an ihrer Nichtswürdigkeit zum Mitschuldigen werden, war auch schon in Wien bei der Entstehung diese» Dramas zum Abscheu aller braven Menschen geworden. Ihre Entlarvung fand bei unserer Theatervorstellung ein ungewöhnlich regeS Verständnis Frau Bayer gab, wie schon früher, die innerlich tief bewegte Rolle der Frau v. d. Strasse und ent wickelte dabei mit wundervoller Kraft und seelischer Wärme den bekannten Glanz ihrer dramatischen Be- redtsamkeit. Hr. Porth spielt den Grasen Zech nicht nur mit der Würde eines Ehrenmannes, sondern rn der That fein, baltungSvoll und interesfant durch die Mischung de» Offenen und Reservirten in diesem Charakterbilde. Die Strasse'schen Töchter wurden von den Fräu lein Diacono und Link sympathisch dargestellt. Die letztgenannte Schauspielerin gab ihrer Minona einen festen Kern und geistig sehr frischen Ausdruck. Auch Hr. MatkowSky führte die mehr durch moralische Entrüstung al» durch Handlung hervoriretende Rolle des Staatssekretärs tüchtig durch. Ferner seien unter den neuen Mitwirkenden noch Frau Wolff, Hr. Dettmer und Hr. Swoboda (Frau Mack, Gottfried und Soda) und unter den älteren Inhabern hervorstechender Partien jnoch Hr. Jaffö erwähnt, der den Rath Fischer, dieses ver kommene Verbrechernaturell, wie schon srüher mit drastischer Charakteristik auSstattete O. B. gedungen bezeugen diese-; zugleich richtet sich infolge der starken Steuerbelastung deS Landes der öffentliche Uumuth gegen den Khedive. Wie die Blätter Kairos melden, haben die Schecks sämmtlicher Beduinenstämme UnteräzyptenS vor einigen Tagen eine Berathung in der Stadt Zagazig abgehalten und dabei folgendes Programm für ihre Haltung dem Sultan und dem ägyptischen Ministerium gegenüber festgestellt: 1) Aegypten muß seine Unabhängigkeit vom tür kischen Ministerium behalten, um seine inneren An gelegenheiten nach eigenem Gutdünken zu ordnen; 2) der kaiserl. Ferman von 1872, welcher die ägyptische Erbfolge ordnet, darf keine Aenderung erleiden; 3) das ägyptische Heer muß auS Sparsamkeitsrücksichten bedeutend reducirt werden; 4) neben der regulären Cavallerie soll auch eine irreguläre, aus Beduinen be stehend, gebildet werden; 5) soll die Grundsteuer von 5 zu 5 Jahren revidirt werden; 6) die StaatSeisen- bahnen und die ärarischen Fabriken sollen verkauft werden. Die Mächte, England und Frankreich voran, be treiben daS baldige Zusammentreten einer Conferenz, und die Pforte setzt diesem Plane fortwährend ihren Widerstand entgegen, obschon der Conferenzvorschlag Englands und Frankreichs von den Vertretern der anderen vier Großmächte in Konstantinopel unterstützt wird Die türkischen Staatsmänner verweisen die an drängende europäische Diplomatie auf Derwisch PaschuS Mission in Kairo. In einer neuern Unterredung mit den Botschaftern der Westmächte verschanzte sich der türkische Minister deS Auswärtigen hinter da» Rund schreiben der Pforte vom 3. d. M. Gewiß ist, daß zu Gunsten der Westmächte noch keine Besserung der Lage erfolgte. Die Pforte ist nach wie vor Herrin der Situation. Ein geheimes Emverständniß zwischeu Derwisch Pascha und Arabi Bey, wie eS von den eng lischen Blättern unterstellt wurde, scheint jedoch nicht zu bestehen, sondern Derwisch Pascha schreitet unab hängig seinen, Besreiung Aegypten» von der Obervor- ' mundschaft der Westmächte und völlige Wiederherstellung der Oberhoheit der Pforte abzielenden Weg. ES er scheint neuerdings nicht unwahrscheinlich, daß Halim Pascha anstatt Tewfik Bey zum Khedive erhoben wird, und Arabi Bey wird man möglicherweise als Krieg»- minister in den Kauf nehmen. Doch hat die Pforte über alles Dieses noch nichts verlauten lassen, und Derwisch Pascha scheint dem gegenwärtigen Khedive gegenüber eine völlige Selbstständigkeit zu bewahren. Ein Telegramm der „Times* vom 9. Juni aus Kairo sagt: „Derwisch Pascha legt besondern Nachdruck darauf, daß er Soldat und kein Diplomat ist. Er erkennt kein Hinderniß an, daß sich seiner Mission ent- gegenzustellen vermöchte, und sagt, die Frage sei nicht die, wie seinen Befehlen zu gehorchen sei, sondern was für Befehle er zu geben für angemessen halte. Er hat e»n Ziel zu erreichen und will es um jeden Preis erreichen. Und eS ist ihm in der That bereits ge lungen, eine nicht geringe Bestürzung hervorzubringen. Als ihn die Deputationen mit Petitionen bestürmten, legte er diese sehr höflich mit dem Bemerken bei Seite, daß Alles selbstverständlich und bereits abgemacht sei. Gegen die Offiziere bemerkte er gelegentlich, daß er als der einzige Muschir (Feldmarschall) ipso Hicto Commandant aller ottomanischen Truppen sei, die er in Aegypten finden könnte. Als er hörte, daß die Schildwachen an den Thüren den Fremden den Ein tritt verwehrten, drohte er ihnen mit Degradirung, wenn das noch einmal geschehe, während zwei Perso nen, welche im Verdachte standen, Spione Arabl'S zu sein, nur eine Minute Zeit erhielten, um den Palast zu verlassen. Gegen Scherif Pascha, welcher ihn be suchte, war er sehr herzlich, und sagte, er sei ganz da rauf vorbereitet, provisorisch da» Tommando der Ar mee oder dar Krieg-Ministerium zu übernehmen. Diese Verstoßen. Novelle von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Anna zerpflückte zwischen ihren Fingern die Weiden blätter. „Vielleicht*, sagte sie halblaut, „vielleicht, wenn eS dem Bruder Johanne- gelungen wäre, die schöne Hilde al» Gefährtin für alle Zukunft zu er werben, dann * „Nun?* flüsterte Otto, al» sie stockte. Er bemühte sich, wieder ihre kleinen Hände zu erfassen, aber sie entzog ihm dieselbe beinahe heftig. „Dann würde die Heidin eine» Tage» den Tod gesucht haben, um dem Leben an seiner Seite zu ent fliehen. Liebe und Leid, Liebe und Lüge — da» ist nur em». Kommen Sie, Herr Held, da» Gewitter ist im vollen Anzuge.* „Und Sie wollen Ihre Frisur, Ihre Toilette schonen, nicht wahr Fräulein Mildener? — Genießen können Sie andernsall« da« großartige Naturschauspiel nirgend» besser al» gerade hier.* Wie um die Wahrheit de» Gesagten zu bestätigen, erklang in diesem Augenblick der erste gewaltig« Donnerschlag, ein ferne» Bergecho warf zehnfach verhallend den Ton von allen Seiten zurück, und durch Luft und Wasser zugleich ging ein hohle» Brausen. Die Wellen schimmerten beinahe schwarz mit weißen, zackigen Schaumkronen, sie schlugen hoch, hinauf greifend gegen den einsamen umbrandetec, Felsen, Fluth nach Fluth sprang auf au» träger Knye, — ein blendender Blitzstrahl zerriß secundenlang da» Dunkel.
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