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Dresdner Journal : 07.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-07
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1882
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.iLbrlicb: 18 La»»«rd»Id de» deuttcken ltsiclie» tritt?o»t- und '^Mtirlleb 4 Llarlc L0 kk. «. , ., ,. ' , „ Lttmp-IruxUI,^ iirnm. Linrslo« k-iuumsr»: Ivkk Xtrvnneuieoliiprvi»: Im U»ilre 1«ut,ek»a s»iek«: InserLleoprvlsvr ?ür den k»uw eiuor ^»piitteuei» Dstitrsit« 20 kk. l7»t«r „Nu^«»»i>dt" dis Leits bv ?k. vsi IsbsUea- und LitksrvsLtr SV 1t, ^ukseklLK. ürselielven r Htxlioli mit ^umskms der 8onn- vnd I'eierts^s Xbend» fsir der, kvlAsodev DresdnerZomMl. I»»er»teoanii»Iim« «us^krttr F>. /irandÄetter, t)ommi«iou!tr de, Dresdner doornsl»; ULmdar^ - LerNo Vi»o - l.«ip»i^ L»»»>-vr»,I»«-^r»nilei„r ». M : //aaeen^tein <« ^»Ater,- >»ritQ -Vi»L S»md«rx. ?r«^-I.«ipI>8 ^r»Lkkiirt ». ».-»ü»ed«ll: /tuet. LerUll! /»rriiide»id«nt, vr»m«n Lc/dotte,' Lr»»l»u: /. .^eanAen» ^turenu /rabat^), kr»»2k»rc » > - L dauer'seiie UnekkLndluo^; VSrM»: k/ L/ü/ie,; s»imor«r: <7. §e/>'««ier, ?»tt» i»rU» rr»»kk»n ». U »toti^sri: Daude <L <7o., LswdmA- ^4d §te»ner Verantwortliche Nedaction: Oderredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ikvrsusxedvrr Löoist. k^ipedition des Dresdner dourn»!», Dresden, Lvin^erstrnsso tio. 20. 1liltitamtti<t>er Theil. utbkrs> cht: Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. Tagesgesckichte. dresdner Nachrichten. Fohlevaufzüchterei im Königreich Sachsen. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Mittwoch, 5. Juli, AbendS. (Tel. d. Boh.) Johann Horvath, Nedacteur des ArbeiterblattrS „Der Socialist", wurde auf Grund deS Lerdictes der Geschwornen heute wegen des Verbrechen- der Aufreizung gegen die Armee und Verherrlichung deS FürstenmordeS schuldig erkannt und zu 9 Moniten StaatSgefängniß und 95 Fl. Geldstrafe verurtheilt. Er mrldete die Nullität an und wurde gegen Bürgschaft auf freien Kuß belassen. Zahlreich anwesende Arbeiter demon- strirten gegen die Geschwornen, den Staatsanwalt und den Präsidenten und arrangirtrn auch auf der Straße eine Demonstration, zerstreuten sich jedoch, sobald die Gefängnißwärter erschienen. Marseiile, Donnerstag, 6. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Dampfer „Avaö" brachte NO ägyptische Flüchtlinge, der Dampfer „Sarthe" 750, darunter 355, welche völlig mittellos an Bord deS DampserS bleiben müssen, bis hinrei chende Maßregeln zu ihrer Unterbringung ge troffen sind. Rom, Donnerstag, 6. Juli. «Tel. d DreSdn. Journ.) Einer Journalmelduug zufolge ist der Bürgermeister von Rom durch wichtige Geschäfte verhindert, an der Pariser Stadtfeier thrilzu- nehmen. London, Mittwoch, 5. Juli, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte iu Beantwortung einer Anfrage von Croß der Unterstaatssecretär deS Aeußern, Sir Charles Dilke, der Admiral Seymour habe in Bezug auf die Armirung der FortS von Alexan drien neue Instructionen erhalten, die jeder Even tualität gegenüber ausrrichen würden. Von Bourke wurde f r morgen eine Anfrage darüber angekün- digt, ob dir Regierung einen Credit für militä rische Operationen zu fordern beabsichtige. Der Premier Gladstone beantragte sodann die Einzel- berathung der Pachtrückstandsbill. Chaplin be antragte die Verwerfung der Bill, weil sie Steuern für Zwecke auferlege, welche geeignet seien, daS irische Volk zu demoralifiren. Die Debatte wurde schließlich aus morgen vertagt. In Beantwortung einer Anfrage Northcote'- erklärte schließlich Gladstone, der Regierung feien seit dem Zusammen- tritt deS HauseS keine Gerüchte auS Alexandrien zugegangen, welche geeignet seien, die öffentliche Meinung zu beunruhigen. London, Donnerstag, 6. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie die „TimeS" erfahren, wird in Ver folg erhaltener Instructionen Admiral Seymour heute der ägyptischen Regierung formell eröff nen, daß die Errichtung von Festungswerken, die Auspflanzung von Kanonen oder andere die Flotte bedrohende Maßregeln nicht länger ge stattet werden könnten. Er werde die unverzüg liche Eiustrllnng solcher Arbeiten fordern und im Weigerungsfälle ohne Verzug eine Beschießung der Befestigungsanlagen in Alexandrien eröffnen. Die „TimeS" wollen ferner wissen, die Conferevz habe gkstern beschlossen, den Sultan einzuladen, unter den von den Botschaftern vereinbarten Be dingungen in Aegypten zu interveuiren. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mr. Timsen der Spekulant. Roman von Lonrad Fischer-Sallstein. (Fortsetzung.) Die beiden jungen Männer lachten zusammen und diese- Lochen schien Mr. Timsen vcllendS aus dem Concept zi bringen. „Sir, mögen Sie immerhin lachen, Sie Mr. Do- rell und oer Capitän, aber ich bin ein Mann von Thatsachen, ich halte e- nur mit den Thatsachen, denn Thatsachen täuschen nie. Jedermann in den Ver einigten Staaten wird mit mir der Ansicht sein, daß nur Brüder eine solche Sehnlichkeit erreichen können, nein nicht Brüder, Sir, nein ich sage ZwillingS- brüder." Mr. Timsen trat wieder an da- Pult zurück, be fand sich bald in derselben Stellung wie vorher und blickte wieder mit demselben Interesse wie vorher auf die Beiden herab. Einige Zeit später verabschiedete sich Franz v. Leuteritz mit dem Vorgeben, noch einen Besuch bei einem Bekannten m der Eile machen zu müssen, von dem er in einer Viertelstunde zurück sein wollte, um sodann sofort nach dem Sü>en abzureifen. Dorell bedauerte mit einem Blicke auf seinen Krückstock, ihn nicht begleiten zu können, begleitete ihn jedoch di- an die Thür, reichte ihm mit brüderlicher Innigkeit t e Hand und kehrte , nachdem Franz ge- Berschiedene Blätter melden, die Behörden in Indien seien angewiesen, Vorbereitungen zu treffen zur Entsendung indischer Truppen nach Aegypten, und zwar von 1800 Mann englischer Truppen, einschließlich 3 Batterien und 5000 Mann Ein geborener. In AgreS und Bombay werden größere BelagerungStrainS vorbereitet. St. Petersburg, Donnerstag, 6.Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Besprechungen des Ministers deS Innern, Grafen Tolstoi, mit Hrn. v. GierS betreffs der Verhandlungen mit Rom ergaben, wie glaubhaft verlautet, vollständige Uebereinstimmung Infolge dessen find versöhnliche Mittheilungen an die Curie ergangen. Der deutschen „St. Petersburger Zeitung" zu folge meldet ein Gerücht, der Finanzminister Bunge beabsichtige zu demissioniren. Sein Nachfolger werde der ReichSrontroleur Solsky sein. Eine Bestätigung dieses Gerüchts ist bis jetzt nicht erfolgt. Der Minister deS Innern hat die Grenzbehör- den angewiesen, die Rückkehr der ausgewanderten Juden auf jede Weise zu erleichtern und nur Vor sichtsmaßregeln anzuwenden, welche zur Verhinde rung mißbräuchlichen EinschleichenS Unberechtigter nothwendig find. Konstantinopel, Donnerstag, k. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Conferenz berirth gestern über den Text der an die Pforte zu richtenden Einladung; sie hält an dem 8t»tn8 «zuo ante und der Aufrechterhaltung der internationalen Ver pflichtungen, sowie an der beschränkten Dauer der Okkupation fest. Die endgiltige Beschlußnahme soll in nächster Sitzung, welche voraussichtlich heute stattfindet, erfolgen. Das Verhalten der Pforte der Conferenz gegenüber scheint sich zu bessern. Dresden, 6. Juli. Lange wurde wohl kein wichtiger Vorgang der auswärtigen Politik mit so lebhaftem Interesse und zugleich leidenschaftsloser von der öffentlichen Meinung in Deutschland verfolgt, al- die ägyptische Ver wickelung. Wir können auch dem weitern Fortgange deS immer ernster sich gestaltenden Schauspiel- mit um so größerer Ruhe entgegensetzen, al- wir von dem Bewußtsein durchdrungen sind, daß da- deutsche Reich von den sich dort abspielenden Ereignissen völlig un berührt bleiben wird. Immer schwieriger wird die Aufgabe der Diplomatie, und anscheinend hängt sich gegenwärtig Gewicht an Gewicht, um eine Entscheidung durch die Waffen zu provociren. Wie die „Daily NewS" sich telegrapyiren lassen, verlangte gestern der britische Admiral Lord Seymour vom Gouverneur von Alexandrien die Einstellung der ArmirungSarbeiten der FortS. Sollte die Armirung fortgesetzt werden, so würde er activ einschreiten. Admiral Seymour hätte hier zum ersten Male von den ihm ertheilten neuen Instructionen, deren in der gestrigen Sitzung deS Un terhauses durch Sir Charle- Dilke Erwähnung geschah, Gebrauch gemacht, und England, da- bereit- eine starke Seemacht vor Alexandrien versammelt hat, beabsichtigt anscheinend, mit Waffengewalt Arabi Bey zu begegnen. Auch in Frankreich rüstet man für den Fall einer möglichen bewaffneten Dazwischenkunft. Die Flotten- referve wird kriegsbereit gestellt, die Marinereserven werden einberufen. Ein eventuelles französische- Lan- dungScorpS in Aegypten würde in erster Linie au» einer Brigade Marinetruppen von 8 Bataillonen zu 600 Mann bestehen; die zweite Brigade auS 8 Ba taillonen Zuaven auS Algier und Tunis in gleicher Stärke, und eine etwaige dritte Brigade auS 8 Ba taillonen Linieninfanterie deS algierischen Armeekorps. Letztere würden durch Truppen auS Frankreich ersetzt werden. gangen war, nach seinem Platze auf dem Sofa zurück. Die hagere, knochige Gestalt von Mr. Timsen ging nun vom Pulte hinweg, schob einen der Sessel an daS Sofa heran und setzte sich dicht neben den Advocaten. „Hat Mr. Tips dringende Geschäfte, Sir? Ich meine, ob Sie ihm eine Viertelstunde Urlaub geben könnten, Urlaub für mich, in meinem Interesse, etwa nur soviel Zeit, damit er nach dem nächsten Postamte gehen kann?" „Gewiß, Mr. Timsen, Tip- wird seine Copie be endigt haben und mag gehen." Mr. TipS kam hinter dem Pulte hervor und stellte sich vor beide Herren auf, bereit ihre Wünsche ent gegenzunehmen. „Gehen Sie nach dem Postamt und fragen Sie nach, ob Briefe an Mr. Timfen angekommen, Briefe von St. LomS, Geldbriefe?" „YeS Sir, ich werde fragen," erwiderte Mr. Tip» und ging eifrig aus dem Zimmer. „Was haben Sie?" begann Dorell und sah auf merksam in dar glattrasirte Gesicht deS Yankee, „ge wiß handelt eS sich um etwas von Bedeutung, im andern Falle hätte ich Sie auch Mr. Tip» Verschwiegen heit versichert." Der Yankee wälzte eine Zeit lang seinen Kau tabak im Munde herum, trommelte dann mit den Fingern auf dem Knie und blickte mit seinen wasser blauen Augen ziemlich gleichgiltig zu dem Advo caten auf. „Es ist eine Frage von Herz und Gewissen; Sir, kein Geschäft, Sir, nein, nicht- dergleichen." „Ich verstehe Sie nicht, Mr. Timsen." Arabi Bey bleibt jedoch der drohenden Haltung der Westmächte gegenüber unverrückt auf dem frühern Standpunkte, und bi- jetzt gelang eS nicht, ihm auch nur die mindeste Concession abzuringen. Den „Times" telegraphirt man unter dem gestrigen Tage auS Alex andrien: „Arabi Bey erklärte, er werde ebenso gegen die Türkei als gegen England oder Europa kämpfen. Er könne mit Hilse der FortS 20 000 Feinde an einer Landung hindern." Man sieht, die Spannung kann kaum noch hochgradiger werden. Dennoch wird unser Vertrauen auf eine friedliche Begleichung der Diffe renz nicht erschüttert; namentlich das Vorgehen Eng lands dürfte angesichts der immer drohender sich ge staltenden Zustände in Irland und in Rücksicht auf die zum größten Theil muhamedanische Bevölkerung deS britisch-ostindischen Reichs, dennoch an gewissen, Jedermann sichtbaren Schranken stille stehen. England würde sich endlich zu neuen, schwer erschwingbaren Opfern entschließen müssen. Die „Daily NewS" ver anschlagen jetzt schon die Kosten der ausgerüsteten Ex pedition nach Aegypten inclusive eventueller Mobil machung der Reserven aus mindestens 4H Millonen Psd. Sterl., infolge dessen die Einkommensteuer um 2 Pence erhöht werden würde; wenn die Expedition wirklich absegelt, würde der Aufschlag der Einkommen steuer 3 Pence betragen. Diese Kostenrechnung dürfte manchen wüthenden englischen Chauvinisten von seiner Begeisterung für die bewaffnete Intervention in Aegypten befreien. Die neuesten Nachrichten (vergl. die Telegramme an der Spitze des Blattes) beweisen allerdings, wie man in England immer tiefer in die ägyptische Schlinge sich zu verwirren geneigt ist. Man hat nach wie vor ollen Grund, schreibt daher die „Neue Preußische Zeitung", auch die Möglichkeit einer alleinigen Action Englands ins Auge zu fassen, zumal die Nachrichten aus Aegypten so trübe als möglich lauten und zu allen Uebetständen auch noch der gekommen ist, daß durch den Wegzug der Europäer der einge borenen Bevölkerung zahlreiche Erwerbsquellen abge- schnitlen worden und unter dieser ein solche« Elend herrscht, in welchem allein schon ein gefährliches Mo ment zu erblicken ist. Vorerst vernimmt man nicht viel über die Thä- tiqkeit der gestern in Konstantinopel zu ihrer 6. Sitzung versammelt gewesenen Conferenz; aber ge rade daS bisher von den Theilnehmern derselben beobachtete strenge Stillschweigen bietet gewissermaßen eine Bürgschaft für den Ernst, mit welchem tue Diplo matie ihre friedlichen Zwecke verfolgt. Gestern gab ein Konstantinopeler Telegramm der „Agence HavaS" zu verstehen, daß die ägyptische Krise an einem Wende punkte angelangt ist. Es heißt darin, daß nach der gestrigen Conferenzsitzung die Botschafter der Pforte unter der Form eines freundschaftlichen Rather die Entsendung eines OccupationScorpS nach Aegypten Vorschlägen würden. Beharre die Pforte aber in ihrer ablehnenden Haltung, so würde jeder Macht ActionS- freiheit gegeben sein. Letzterer Satz deS „ HavaS Telegramms findet sich in der „Wiener Abendpost" reproducirt, während die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" gerade diese Stelle nicht wiedergiebt, woran» man folgern dürfte, daß man in Berlin gegenwärtig noch nicht der Meinung ist, daß für den Fall einer ablehnenden Haltung der Pforte auch dem neuesten Conferenzbeschluß gegenüber, schon sofort jeder ein zelnen Macht volle AclionSfreiheit eingeräumt werden solle. Weitere positive Mittheilungen über die Be schlüsse der Conferenz fehlen, und die meisten in den Zeitungen enthaltenen Nachrichten beruhen auf müssigen Bermuthungen. Zur Orientirung unserer Leser wird eS dienlich sein, wenn wir nachstehen den, unter dem Titel: „DaS Geheimniß der Con ferenz" in der „Politischen Correspondenz" ver- Mr. Timsen richtete einen langen Blick auf den Advocaten, dann griff er nach dessen Hand, als wolle er nach feinem Puls fühlen. „War fagen Sie dazu; wenn Mr. Leuteritz fällt?" Der Angeredete fuhr auf. „Er wird nicht fallen, Sir; er hatte bis jetzt immer Glück, der Himmel fchemt ein Wunder an ihm zu thun. Im dichtesten Kugelregen in der Schlacht bei Bull-Run, der Tag sei verwünscht, blieb er aufrecht stehen, als Alle fielen; die Kugeln fürchten sich vor ihm, verlassen Sw sich darauf, Mr. Timsen." Mr. Timsen blickte jetzt wieder so gleichgiltig vor sich hin, als ob ihn der Gegenstand der Unterhaltung langweile. „Angenommen, Sir, die Kugeln fürchten sich vor ihm, ich wünsche eS sogar, auS menschlichen Gründen wünsche ich eS, Sir, aber ein Bayonnet könnte ihn niederrennen. Der Fall war schon da, Sir, als ehe maliger Obrrlieutenant werden Sie baS bestätigen müssen, und dieser Fall könnte wiederkommen, könnte sich gerade an diesem Manne wiederholen! Angenom men der Fall wiederholt sich, was würde alsdann au» dem Majorat?" „Lassen Sie daS, Mr. Timlen. ich wünsche nicht an einen solchen Fall zu denken. Wie ich Franz v. Leuteritz kenne, so weiß ich, daß er sich ein Bayonnet nicht so nahe auf den Leib kommen läßt; er streckt seinen Gegner nieder, ehe dieser zum Stoße auSholt." „DaS ist nicht gewissenhaft gesprochen, Sir, wahr haftig nicht; nehmen wir den Fall an, und wir müssen ihn annehmen, daß Franz v. Leuteritz fällt, vielleicht schon in der nächsten Schlacht, alsdann fällt da- Ma jorat an den Siaat zurück, tue Wutwe die bl arm und öffentlichten Artikel, soweit die Mittheilungen derselben nicht durch die Ereignisse überholt sind, wiedergeben. „Diejenigen Personen", schreibt man der „Polit. Corr." unterm 30. Juni au» Konstantinopel, „die in der Regel über politische Vorgänge am besten unterrichtet sind, gestehen offen ein, daß sie nicht wissen, war aus der Conferenz vorgeht, während Diejenigen, welche ge meinhin nicht gut unterrichtet sind, genau anzugeden wissen, war in jeder Sitzung vorgeht. Es giebt 6 Mitglieder der Conferenz, deren Jeder einen Secretär (außerhalb der Conferenz) zum Chiffriren der Depefchen benutzt, und diese 12 können allein wissen, was die Conferenz bisher gethan hat. ES ist unglaublich, wa- für List von allen Seiten angewendet wird, um den Schleier deS Geheimnisse- zu lüften. Man erzählt den Conferenztheilnehmern absichtlich falsche Gerüchte, die im Umlauf sind, um in ihren Zügen eine Bestä tigung oder eine Widerlegung zu lesen. Tie Mlt- gl.eder der Conferenz behaupten, daß, wenn überhaupt je eine Thatsache bekannt werden sollte, die» nur durch eine Indiskretion geschehen könnte, welche in Europa begangen würde. Resch,d Bey, der Secretär des Sultan-, geh« von einer Botschaft zur andern, er brachte nach der ersten Sitzung den ganzen Abend mit Hrn. v. Hirschfeld zu, welcher zu seinem Entsetzen ihm nur von dem Kinde sprach, von dem Frau v. Hirsch feld vor Kurzem glücklich entbunden worden ist, aber jeder Anspielung auf die Conferenz auS dem Wege ging. Auch Baron Calice, von dem er sich gewiß nach feinen naiven orientalischen Anschauungen ein größeres Entgegenkommen vorgestellt hatte, weil Baron Calice vom Sultan soeben die höchste Orden-au-zeichnung erhalten hatte, gab sich wie eine Marmorstatue, so ost e» sich um die Conferenz handelte. Da auch Lord Dufferin sich nur bei ihm erkundigte, ob e» wahr sei, daß man einer neuen ministeriellen Krisis entgegen- gehe, so ist Reschid B.y zum Sultan mlt leeren Händen zurückgekehrt. Dieses Dunkel, welches die Conferenz umgiebt, wird in verschiedener Weise gedeutet. Die Skeptiker wollen wissen, daß man nichts erfahre, weil die Conferenz bisher noch gar Nichts gethan habe und daher nichts zu erzählen fei. Dagegen giebt eS An dere, auf welche dieser Geheimniß der Conferenz einen unheimlichen Eindruck macht. Obschon also, wie ge sagt, durchaus nichts Authentisches bekannt geworden ist, dringt doch mancher Strahl deS Lichte- durch die dunkle Nacht. Man weiß mit Bestimmtheit, daß die Initiative der Vorschläge bisher von Lord Dufferin auSgegangen fei, wenn man auch nicht genau weiß, aus welche Punkte sich dieje Vorschläge bezogen haben. Man weiß ferner, daß die Sicherheit deS ElgenthumS und der Personen und die Sicherheit deS Canale- von Suez jedenfalls die Conferenz beschäftigt haben, und endlich, daß man die Beziehungen der Türkei zu Aegypten in Betracht gezogen habe. Die wichtigste Seite der Verhandlungen — und diesen einen Punkt kann ich Ihnen auS authentischer Quelle verbürgen — betraf jedoch den Umstand, daß die Pforte der Conferenz gegenüber eme beinahe feindfelige Stellung angenommen hat. Die erste Action der Conferenz be stand darin, die Pforte von ihrem Zufammentreten in Kenntniß zu setzen und sie nochmals einzuladen, an den Berathungen Theil zu nehmen. Die Pforte ließ diefe Ratification, welche außerdem fehr freundschaft liche Gesinnungen für die Türkei auSiprach, ohne jede directe Beantwortung. Indirekt beantwo-tete sie sie allerdings durch die OrdenSauSzeichnungen, welche Arabi Bey und einigen anderen ägyptischen Offizieren zu Theil wurde, fowie auch durch Geschenke, welche ihnen geschickt wurden." NeuerdrngS lassen Telegramme au- Konstantinopel eine Annäherung zwischen der Pforte und der Confe renz hoffen. Gestern, meldet man der „Neuen freien Presse" unterm 5. d. au« Konstantinopel, fand im die Schwester deS CapitänS ebenfalls. Sir, auf Pflicht und Gewissen frage ich Sie, war würden Sie als dann thun in diesem Falle, Sie als Anwalt deS Ge fallenen?" „Sie sagten vorhin, Mr. Timsen, daß Sie ein Mann seien, der nur mit Thatsachen rechne, und nun wallen Sie mit Möglichkeiten mit mir streiten?" Mit dieser Frage schien der Yankee auS seinem Pflegma aufgescheucht zu sein. „Sir, diese Möglichkeit liegt so nahe, daß sie für mich den Charakter einer Thatiache angenommen hat; au» Prinkip bin ich berechtigt und will ich solche Möglichkeiten al- Thatsachen betrachten. Also ange nommen, waS würden Sie alsdann thun?" Der Angeredete fand sich m eine gewisse Verlegen heit versetzt, er war Jurist und diese- ein interessanter Fall. Vielleicht hätte einer seiner amerikanischen Mit- streber nach einigem Nachsinnen eine andere Antwort bereit gehabt, als Dorell, dessen deutscher Geradsinn noch zu sehr rn seinem Wesen die Oberhand hatte, um in Amerika Larrisre zu machen. „Ich würde nicht umhin können, Mc. Timsen, al» ihn tief betrauern und den Hinterbliebenen die Urkunde seines Todes verschaffen." „Da- finde ich herzlos, Sir, entschuldigen Sie, aber daS finde ich herzlo-. Eine Wittwe ist ein zart be saitetes Geschöpf, Sir; ich habe in New York eine solche Wittwe kennen gelernt, sie verlor ihren einngen Sobn bei einer Dampsschiffixptosion aus dem Mississippi; man schickte ihr die Urkunoe von dem Tode ihre» Sohne» und drei Tage später stmb sie an Kummer. Wer hat sie qetödtet, frage ich Sie? Ueber wen kommt da« Blut der Wltlw,? Ligen Se mir nicht», M. To-
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