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Dresdner Journal : 14.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188402146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-14
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 14.02.1884
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W38 Donnnötaa. de« I d. Fedniar. 1884. Lbvvnowvutvpret»» -Ti","»» N«irb«: ILdrticb, .... IS jLbrli^t,: 4 SV kt. ^ia»«Iov ^uiuu»«r»! 10 Pf. 4n»»,rb»Id 6«» cksutvcken k«icds» tritt?o»t- 006 tu»»». I»»»r»t»i>pr»l»«i lsr 6«n R»uw siv«r ^«p»Iten«n ?otitr«il» SV ?f Vvter „Li»8«,»vät" äi« 2«its SV kf. L«i 1'»b»Uvv- unä LiLvriouttr SV Fukicbl»^ Dres-mrImmmt. Lr>ed«lnea: l^liek mit Xv»n»bm« äer 8c>nv- uns Feieri»^» ^dsoäi kür cl«n fol^e»6en 1»^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1»»er»1eo>«n,>»km» mi!»vttr«»»r lrixrrx: Oe. O,o>.,/Oviuluittiouür 6c-» Or^^äuer 6onrn»l»; U««,bvrx N«rN» -Vl«» - b»tp,tU N«^l « n : »'n» F L»rU»-Vi»a Lu»k«rU. kicnkkori ». »-Nüo-K«»: ^»6 p. r in: SremvL: F,'. Schotte,- Sr»»l»«: -.. .'»xe»,!« ^O»»ii7 Onbat-»-,- ?r»nkkvr1 » N.r Ö. ^ex e), , v< Ii^ tUxkn^oitwnsl-, 0^-IV«: <7 H,»»ov«r: (7. »»rUa-ki^okinic Q n 4,ut!r»rr: 7>ai«öe-t 6!o./ Uluvd^ i F<t. Ltr<>,rr llvr«u»x«b«rr ^Vviat. Lxpeäition <Io» l»rk^v<>r 6ourotU», Dresckeu, ivtrimtr»»»» lio SV. Ämtticher Theil. Aekmmtmachung, betreffend die Gewährung von Beihülfen aus der Friedrich-Wilhelmstiftung für den Kurort Marienbad in Böhmen. Nach tztz 4 und 5 de- Statut- über die vorgedachte Stiftung ist das Finanz-Ministerium berechtigt, all jährlich bis Ende März drei Personen, welche die Marienbader Heilquellen und Bäder gebrauchen wollen, aber die Kosten einer solchen Kur aus eigenen Mitteln nicht zu tragen vermögen, zu Gewährung von aus Stif tungsmitteln zu bestreitenden Beihülfen, welche statuten mäßig entweder in freier Wohnung oder einer Geld unterstützung oder beiden zugleich bestehen können, bei dem Vorstande der Stiftung zu präsentiren. Zu dem Ende werden diejenigen zum Ressort des Finanz-Ministeriums gehöriaen Beamten, welche zum Gebrauche einer Kur in Marienbad in diesem Jahre eine solche statutenmäßige Beihülfe zu erhalten wün schen, hierdurch aufgefordert, ihre diesfallsigen Gesuche längstens bis zum 15. März dssphs. Anher einzu reichen. Dresden, den ll. Februar 1884. Finanz - Ministerium. Frhr. von Könnerih. Nichtamtlicher Theil. ««beglicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte (Dresden. Berlin. München. Wien. Paris. Madrid. Lissabon. London. Christtauia. St. Petersburg. Belgrad. Sofia. Kairo.) Ernennungen, Versetzungen rc. iw öffrntl. Dienü». Dresdner Nackrickten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz.) UnglückSfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und LolkSwirtbschaft. Feuilleton. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Mittwoch, 13. Februar, Mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Die Nachricht von der Ergreifung drS ThLterS deS PostraubeS im Ber liner Bahnhöfe ist nach Erkundigungen an co«- petentestrr Stelle unrichtig. Berlin, Mittwoch, 13. Februar, Nachmittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Da» Abgeordnetenhaus nahm in seiner heutigen Sitzung die Berathung der Frage eine» neuen GeschLftSgebLudeS für die hohe Körperschaft (vgl. die „TageSgeschichte") wieder auf. Die Erwerbung der SpeicherhLuser wurde vom BudgrtauSschusse empfohlen und nach längerer Debatte, wobei der CultuSminister v. Goßler, die Abgg. v. Wedell-Malchow, Meyer, v. LrnSwalde, Steugrl und Graf für, und dir Abgg. Frhr. v. Minningerode, vr. Wivdthorst und v. Rauch- huupt gegen die Bewilligung sprachen, bei nament licher Abstimmung mit 16S gegen 15V Stimmen genehmigt. Pari», Dien»tag, 13. Februar, AbendS. (W. T.B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Be rathung deS Gesetzentwurfes, betreffend daS Ver bot von Kuadgrbvugeu auf öffentlichen Straßen *) Nachdruck verboten. D. Red. ..'"'N ' Feuilleton. Slodigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am l2. Februar: „Am Clavier". Lustspiel in 1 Act nach dem Fran zösischen de- Barridre und Lorin von Grandjean frei bearbeitet. — „Moderne Jugend". Lustspiel in 3 Acten von Bauernfeld. (Beide Stücke neu einstudirt.) DaS erste kleine Lustspiel, das in seiner effect- haschenden und doch so bühnenwirksamen Mischung von romantisirender Sentimenz und gesuchter Origi nalität mit seinen Personen und mit dem Publicum Coquetterie treibt, wurde überall gern gegeben und war in einer frühern Glanzepoche unser- Theater» sehr beliebt. So wünschenSwerth sich im Allgemeinen ein Wieder gewinn des Stückes machte, so war doch kaum ein so günstiges Resultat, wie das nun vorliegende, zu Hoffr u, ES ergab sich dasselbe nicht nur au» dem emsigcn Fleiße der Darsteller, sondern vielmehr aus einein Zusammenwirken mithelfender Gaben und Privat- geschicklichkeiten, die den beiden Rollen Bertha und besonders Franz in den hier auf der Scene nöthigcn musikalischen BethätigunAen zu Gute kamen. In diesen sehr wichtigen Nebendingen, die fast zur Hauptsache werden, hob Hr. Richelsen „Am Clavier" seinen Liebhaber und Liedercomponisten in sehr ge fälliger Weise und stattete ihn auch sonst mit viel Frisch«, Keckheit und Herzlichkeit au». Die andere schon genannt« Roll« ist «in« elegante, sein abschattirte und Plätzen, fort und nah« den Artikel 1 mit d«n von de« Ministerin« genehmigten Modist- cationen mit 300 gegen 183 Stimmen an. Rom, Dienstag, 12 Februar, AbendS. (W. T. B/> Der „Moniteur de Rome" bestätigt, daß brr Laticau den Nuntiaturen eine Rote über die Sentenz deS CaffationShofeS in der Angelegen- heit der Güter drS Institut- der kropaguock« ück« übersandt bat. London, Dien-tag, 12.Februar, Nacht-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de- Oberhauses stand auf der Tagesordnung die Berathung deS vom Marquis v. Salisbury beantragten Tadels- votumS gegen daS Cabinet wegen dessen Haltung in der ägyptischen Frage. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Earl Granville, erklärte, der Sudan sei weder fi.r Eng land, noch für Indien von Interesse und biete auch für Aegypten kein dauerndes Interesse. Die Garni sonen von Sinkst und Tokar repräsentirten nur etwa den 5<>. Theil aller im Sudan befindlichen ägyptischen Truppen. Die Regierung habe darauf bedacht sein müssen, die Absichten des Generals Gordon nicht zu durchkreuzen; sie schätze sich glücklich, constatiren zu können, daß nach den jüngst eingegangenen Nachrichten Gordon gegen die Entsendung von Truppen zu Ope rationen ftr der Umgegend von Suakin nichts einzu wenden habe; infolge dessen habe die Regierung Befehl ertheilt, Tokar beizustehen, wenn es sich halten könne Die Regierung habe nicht die Absicht, Aegypten zu annectiren, sondern nur so lange dort zu bleiben, als nothwendig sei, um eine stabile Regierung zu sichern ES sei unmöglich, Aegypten von der Downing Street aus zu regieren Alles, was die Regierung thun könne, sei, Männer ersten Ranges zu ernennen, um England in Aegypten zu vertreten, und ferner Männer zu empfehlen, die geeignet seien, die Livil und Mi litärstellungen in Aegypten auszufüllen. „Die Um stände haben uns gezwungen, weiter zu gehen; wir müssen aber unsere Verbindung mit Aegypten auf die Erreichung deS von der Regierung bezeichneten Zieles beschränken." Bei der Abstimmung wurde daS vom MarqutS ». Salisbury gegen da- Eabinet beantragte Ta- del-votu« mit 181 gegen 81 Stimmen angenommen. I« Unterbaust theilte Labouchdre mit, daß Bradlaugh sein Mandat uiedergelegt habe (vgl. die „TageSgeschichte"), und beantragte, die Nenwahl für Northampkon auzuordnen. Churchill beantragt, die Debatte hierüber zu vertagen; die- wurde in- dessen nach kurzer aber lebhafter Di-cusfion mit 203 gegen 145 Stimmen abgrlehnt und der An trag auf Vornahme einer Neuwahl angenommen. Sodavu wurde da- von Northcote deautragtr Tadel-votum berathen. Der Premier Gladstone gab ähnliche Erklä rungen wie der Earl Granville im Oberhause ab und bemerkte weiter, General Gordon'S Plan sei, die Gar nisonen friedlich aus dem Sudan zu ziehen und in dem Sudan die früheren Zustände wiederherzustellen. Nach Suakin seien 4000 Mann Verstärkungen beordert. Schließlich wurde die Debatte vertagt. Zahlreiche Offiziere beabsichtigen, wie ,S heißt, heute Abend rl» Neapel nach Aegypten abzureisen. Gerüchtweise verlautet, «S sollten Truppenver- stärkuvgen nach Aegypten gesandt werden; doch ist noch nicht» Definitive» bekannt. In den Ar- stvalen und in den Departement» deS Kriege- und der Marine herrscht lebhafte Thätigkeit. Mau spricht davon, da» Canalgeschwadrr unter de« Befehle de» Herzog» v. Edinburgh habe Bc fehl erhalten, nach Aegypten abzugehen. Leistung von Frl. Ulrich, geschmückt mit einem Em- pfindungSauSdruck, der die Zurückhaltung des eng be grenzten SalontonS wohlthuend unterbrach und zu einem recht natürlichen Zusammenspiel führte. Noch günstiger gestaltete sich der Theatererfolg in „Moderne Jugend", dieser elastischen und in immer zutreffender, echt dichterischer Allgemeinheit gehaltenen Satire auf unsere Zeit. DaS durchweg unterhaltende Stück wurde immer vortrefflich bei uns gespielt. Die alte Gräfin Drach - stedt mit ihrem guten Magen, dcr sich auch aus die Berdauungskrast und den gesunden Schlaf ihres Ge wissen» erstreckt und eS ihr möglich macht, sich den sehnsüchtigsten Rückerinnerungen an die lüderliche Ge nußsucht der alten frivolen Epoche hinzugeben - diese Charaktergestalt wird heute noch mit derselben Lebens- wahrhei», wie vor einer Reihe von Jahren, von Frau Bayer'« wunderbarem Talent auSgesührt Verändert hat sicb nur zu Gunsten deS Ganzen der mit der Zeit freier werdende sattrische Humor. Ein neuer sehr wesentlicher Gewinn für das Stück ist daS Eintreten des Hrn. v. d. Osten in die Rolle Graf Rietberg. Ick nehme keinen Anstand, sie iu ihrer zwanglosen, fesselnden Durchführung, in dem jederzeit sichern Anschlägen des Situation-ton» für die glücklichste und wahrste Leistung de- genannten Schauspielers zu erklären. Isidor v. Fernau wurde von Hrn Bauer zwar mit etwas starker, doch wirk samer und nicht gerade aus dem Geiste des feinern Lustspiels herausfallender Chargirung gespielt. Die Partten Julie Braun, Baron Rietberg und Elsa wur den von Frl. Buinand, Hrn. Richelsen und Frl. Die Regierung hat beschloffeu, ein Detachement der gegenwärtig in Aegypten stehenden englischen Truppen zur Unterstützung von Tokar abzusenden. Die Truppen werden von dem General Graham befehligt werden. - - London, Mittwoch, 13. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der Commandant von Kairo, Stephenson, ist angewiesen worden, den sofortigen Abmarsch der 3 besten Bataillone und 1 Husaren- regiment» nach Suakin vorzubereiten, um, wenn »S möglich ist, Tokar zu helfe«, eventuell die Häfen de» rotbeu Meere» zu vertheidigen. Die Garnison von Alexandrien soll, so weit notbwendig, nach Kairo verlegt und Alexandrien in diesem Kalle durck Flottenmanuschaften besetzt werden. Außerdem befindet sich «in aus Indien kommende» schottische- Regiment an Bord de» DampferS „Zumua" auf dem Wege nach Suez. Dasselbe soll sich ebenfalls nach Suakin b grden. Das ganze Expeditionskorps steht unter dem Befehle de» Ge nerals Graham. Kairo, Dien-tag, 12. Februar, AbendS. (W. T. B ) Der General Gordon meldet telegraphisch, er hoffe trotz der Niederlage Baker Pascha» noch immer auf Erfolg. Baker Kat den englischen Obersten Coetlogon zum Commaudantrn von Ckartum ernannt und eine Versammlung der Führer der verschiedenen Stämme rinderufen. Der Trausportdampfer „OronteS" ist mit 400 Mann Landungstruppen von Port Said nack Suakin abgegangen. Die Kriegsschiffe „Monarch" und „Hekla" werden morgen folgen. Washington, Mittwoch, 13. Februar. (Tel d. Dresdn. Journ.*) Im Repräsentantenhaus« wurde rin Antrag ringebracht, welcher dir Con- vritirung der Schuld in eine 2^procentige vvr- schlägt. Dirsr Maßnahme tritt au die Stelle der bereit» eingrbramten Vorlage, detreffeud die Emis sion Lprocentiger Bond». Rrw-Aork, Mittwoch 13. Februar. (Tel. d Dresdn. Journ.*) E>n von Mitgliedern der Pro duktenbörse abgehaltenr« Meeting nahm einen Antrag au, welcher drr Regierung dir Einführung riner Untersuchung und Prüfung drr Schwein« und drr Schwrinrproductr bezüglich der Qualität anempfiehlt und zugleich ausspricht, daß der Vor schlag Frankreichs in Betreff einer mikroskopischen Untersuchung drr Schweine und der Schweine- Produkte einem Einfuhrverbote gleichkomme. Die Uedrrschwemmung in Cineinnati ist noch immer im Steigen begriffen. Unterhalb Ein- rinnatiS hat fick die Lage ständig verschlimmert. Die Schilderungen klingen herzzerreißend. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, l3. Februar. Die gebildete Welt Europa-, die Regierungen an der Spitze, steht im Begriffe, einen Culturkamps im besten Sinne des Wortes zu unternehmen. Dieser Culturkamps gilt der Beseitigung der letzten Spielhölle, der Spielbank von Monte Carlo im Fürstenthume Monaco. Alljährlich fordert diese Bank eine Reihe von Opfern an Menschenleben. So fan den erst am 24. vor. Mts. in dem kleinen Orte 4 Selbstmorde und l Mord Statt; letzterer an einem Spieler, welcher das zweifelhafte Glück gehabt hatte, in der Bank 60 (x o Frcs. zu gewinnen, und dadurch die Habgier seiner Mörder erregt hatte. Wie bekannt, recrutiren sich die an der Bank in Monte Carlo Spielenden aus allen Ständen; doch participiren ge- Diacono in geschickter Wiedergabe ihrer innern dra matischen Bewegung vorgeführt. Das Publicum wird die Zusammenstellung dieser beiden Stücke als eine sich angenehm ergänzende Gabe lieb gewinnen. O. B. Balsams. Nach den Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer- Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Duboc.) (Fortsetzung.) Der Fürst war damals etwa 45 bi» 48 Jahre alt, die Fürstin etwa zehn Jahre jünger, wir hatten also sämmtlich vor dem jungen Manne einen hübschen Vorsprung an Alter und Erfahrung. Aber um so mehr staunte ich über die Klarheit, mit der della Porta dem Wesen der ihm doch nur ganz oberflächlich bekannten Fürstin auf den Grund schaute und mehr fast noch über die merkwürdig richtig zutreffenden Schlüsse, die er in Bezug auf den Fürsten — den er nicht kannte — aus gewissen unbedeutenden Einzelheiten in den Bleistiftskizzen, die mein Tagebuch von ihm enthielt, abzuleitcn wußte. Er blätterte daS letztere durch und öffnete mir, im flüchtigen Berühren von allerlei phy siognomischen Beiläufigkeiten, die Augen über Dtnge, deren ich mir bis jetzt, trotz meiner langjährigen Thä tigkeit im Dienste deS künstlerischen Sehens und Be greifen-, kaum jemals klar bewußt gewesen war Fast ward mir unheimlich zu Mutke Diese Uebergewandt- heit im Entziffern der Geheimschrift menschlicher Natur gab dem damit Ausgerüsteten eine Macht, vor deren Mißbrauch Einem wohl grauen konnte. Wie wenig della Porta eine- solchen Mißbrauch» fähig war, wird der Verlauf meiner Geschichte zeigen. rade die besseren und höchsten Gesellschaftskreise am meisten an jener unglücklichen Leidenschaft, deren Opfer in Monaco nach Hunderten und Tausenden zählen. Seit Jahren haben sich einflußreiche und wohlgesinnte Persönlichkeiten aller Staaten und aller Stände für die Unterdrückung deS Spiel- in Monte Carlo inter- essirt, ohne daß deren Bemühungen bis jetzt von einem Resultate begleitet gewesen wären. Erst der Grün dung jenes internationalen ComiteS in London, an dessen Spitze der verdienstvolle Mr. Thompson steht und dessen Filialen sich in Berlin, Pari», St. Peters burg, Rom, Marseille, Nizza, San Remo, Cannes und Mentone befinden, ist es zu danken, daß die Auf hebung der verderblichen Spielbank in absehbarer Ferne zu erwarten steht. Hochstehende Personen intcr- essiren sich für die Ausrottung des Uebels, und namentlich hat die Königin von England ihrer Ab neigung gegen Monte Carlo dadurch einen entsprechen den Ausdruck gegeben, daß sie gelegentlich ihres Auf enthaltes zu Mentone im vorigen Jahre in der Villa Rosier die Annahme eines von der Badedirection von Monte Carlo ihr zugesandten prachtvollen Bouquets verweigerte. Der König von Italien, der Papst, welcher vor wenigen Tagen erst auf die Gefahren der Hazardspiele himvie», und zahlreiche andere hohe Persönlichkeiten erwärmen sich auf das Lebhafteste für die Aufhebung der Spielbank an der Riviera. Auch die deutsche Regierung hat sich, wie die „Köln. Ztg' erfährt, auf ergangene Anfrage günstig für den Plan ausgesprochen. In Italien, welches von seinem nicht allzn großen Nationalreichthume alljährlich 7 Millionen an die Spielbank abgiebt, ist die Gährung gegen die un saubere Nachbarschaft von Monte Carlo im Wachsen. Die Presse brachte vor einiger Zeit eine Menge scharfer Ausfälle gegen die Spielbank und zeigte sich in diesem Punkte viel ehrenwerther, als viele Pariser- Blätter, unter denen nur der „TempS", das „XIX. Swcle", das „Journal des Debats" und „La Justice" die Hände rein halten, während andere einflußreiche Organe mit jährlich 5<)000 bis Frc». „ge stillt" werden. Trotz solcher und anderer gewaltigen Ausgaben wirft die Spielbank den Erben Blanc» jährlich l Million Pfd. Sterl, ab. Mittlerweile aber wächst daS Unheil; die Sirene mit den verborgenen Löwentatzen mehrt künstlich ihre Reize, besoldet eine Armee von Werbern, die sich aus aller Herren Län dern recrutirt; sie steckt den Selbstmördern Geld in die Tasche, um den wahren Grund ihrer Verzweiflung zu verdecken; große Häuser, auch das eines römischen Principe, verloren ihr Vermögen und Familienglück; die Gasthöfe von Nizza entvölkern sich, und eines der glücklichsten Gefilde, auf dem die Leidenden der ganzen civilisirten Welt Zuflucht suchen, verliert Anziehungs kraft und Verdienst. Bereits ist, angeregt von den Städten der Riviera, San Remo, Porto Maurizio, Oneglia und anderen, eine neue Petition an daS italienische Abgeordnetenhaus im Umlaufe, in welcher eS heißt: .Unerfahrene, junge Leute, von den Reizen jene» Orte» und der trügerischen Hoffnung mühelosen Gewinne» angelockt, büßen ihre Thorsten mit Selbstmord oder Elend, Kausleute suchen sich für ihre geschä'ttichen Verluste in Monte Larlo zu erholen und kehrcn vollständig ruinirt oder entehrt zurück; fremde Familien fliehen mit Ekel eine Stätle, wo da» wider wärtige Geündel der Spieler von Handwerl und der Abenteurer beiderlei Gefchlechte» ferne Orgien feiert, und suchen andere Orte auf. um ihre Söhne, Brüder und Gatten vor dem drohen den Verderben zu schützen.' Diese Petition wird durch eine von Eugene Pelletan für die Berathungcu des französischen Senat» in Aus sicht gestellte, vom Grafen St. Vallier, dem frühern Botschafter in Berlin, unterstützte Kundgebung noch ganz besonder» Nachdruck erlangen, und solche von außen auf die italienische Regierung geäußerte Ein wirkung dürfte ihren Zweck wohl nicht verfehlen. Ich füge hier gleich hinzu, daß ich mich mit dem eben Gesagten nicht zu den Lehren der Physiognomik bekennen will. AuS der Form eine» OhreS, einer Nase, eines Kinns Schlüsse aus den Charakter einer Person zu ziehen, halte ich nach wie vor für eine trügliche Methode. Aber wohl bringt das Ausmerken auf solche und andere Dinge allmählich eine so große Beobach tungsschärfe mit sich, daß namentlich das Mienenspiel, der Blick deS Auges, der Wechsel der Farbe dem Phy- siognomiker innere Seelenvorgänge in weit untrüg licherer Weise als unS Anderen enthüllen. Dies war die große Fähigkeit della Porta's, und ich werde noch von den Früchten zu reden haben, die aus ihr ent sprangen. DaS fürstliche Paar empfing ihn mit der größten Herzlichkeit und der Verkehr kam sofort in da» wünschenSwerthe Gleis. Beide Gatten hatten der Zeit ihren Tribut gezahlt; aber wenn der Fürst auch dem Ergrauen nahe war und die Fürstin nicht mehr ganz so geistig und körperlich beweglich schien, wie zur Zeit meines ersten Bekanntwerdens mit ihr, sie ließen doch an Frische, Lebhaftigkeit und Rüstigkeit für einen Fremden nicht» vermissen. Daß sie auf» Beste har- »ivnirten und immer aufs Beste harmonirt hatten, diesen Eindruck empfing auch der Fremde sofort und nicht minder den, daß aus dem Verlust de» Zwillings paare» ihnen eine Gewöhnung gegenseitigen Schonen- erwachsen war, wie sie nicht zarter und wohlthuender gedacht werden konnte. Wir haben an der VeSpertafel jenes Abends die ganze wunderliche Verwickelung dann sofort auf» Ein gehendstr durchgesprochen. Der Hausarzt, Doctor Hüttl, ein Mann von 60 Jahren, eine derbe, wenig
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