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Dresdner Journal : 13.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-13
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 13.03.1884
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1884 Donnerstag, den 13. März. Dres-mrIourM Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nichtamtlicher Lheit *) Nachdruck verboten. D. Red. «r.ll laubt ssung äufig cklärt d« d«vt»ed»» tritt ko«t- vvd tu»,». de die a ent irsten lehnt, aßten Gün- An- nmen des )nigl. hön- Uhl. 8. NtUrliot», .... 18 U»r^ 4 U»rk 80 ?f. N»ouo«»i 10 ?L Jn- t, be- rhrn. S der Er- Ge- rath Abq. r. 22. 'crets rrung ent geh- traße dem lassen l und Die Be- lssion träg- tatlet DiS- . Oc- rden, iaths ation ligung unter taat». Kairo, DienStag, 11. März, AbendS. (W.T. B.) Aus Suakin von heute Abend 8 Uhr wird jener» DO M vom >8 M. tlichen » von )eneh- g die- dpückr i zum ». l07 besetzt ist, hat das Gewehrfeuer bereits begonnen. Die übrigen englischen Truppen sind plötzlich nach Zareba aufgrbrochen; die Generäle Graham und Stewart befinden sich mit ihrem Generalstabe bei denselben. AlS Garnison find in Suakin zurück gelassen worden: 80 Mann Artillerie, 650 Ma. trosen und Marineinfanterie und 600 Mann ägyp tische Truppen. Nach dea letzten Berichten sollen die Streitkräfte OSman Digmas aus 8000 Mann bestehen. writer ür die oder l. De. euern, rzin», itlar», r die s in über- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. wesen, habe der Präsident an daS Verfahren der deutschen Regierung hinsichtlich der Resolution keinen Wunsch zu knüpfen. In einem Briefe Kreliaghuyseu'S an Sargent vom gestrigen Tage wird auf die Geschichte der Bereinigten Staaten hingewiesen, welche alle un- freundlichen Muthmaßungen bezüglich dieser An gelegenheit ausschließe. Frelinghuysen schließt mit der Erklärung, obgleich die Richtübermittelung der Resolution an den deutschen Reichstag in Amerika bedauert werde, gehe die Sache keinen der beiden Zweige der amerikauischen Regierung etwas an Aufzeichnungen zur Kenntniß des Fürsten gelangen. Vor Allem gilt es die Frage zu erledigen: Sind Balsamo und Berenice Geschwister oder sind sie es nicht?" „Sie haben Recht", rief die Fürstin, und unfähig, mich selbst zu begleiten, verwies sie mich auf eine Seitentreppe, über welche ich zu den von della Porta bewohnten Zimmern gelangen würde. (Fortsetzung folgt.) Washington, DienStag, 11. März, Mittage. (W. T. B.) Der Präsident Arthur übermittelte dem Repräsentantenhaus« bezüglich der LaSker'- schen Angelegenheit auch das Schreiben drS StaatS- secretärS Frelinghuysen, welches die BeileidSreso- lution begleitete, sowie die bezügliche Corrkspon- denz des Gesandten Sargent, außerdem ein Me morandum deS Staatssekretärs Frelinghuysen über die Rückgabe der Resolution durch den deutschen Gesandten v. Eisenbecher. Nach diesem Memo randum erklärte der Staatssekretär Frelinghuysen bei der Rückgabe, nachdem der Fürst Bismarck beschlossen habe, die Resolution der Körperschaft nicht zu übermitteln, an welche sie gerichtet ge. Rom, DienStag, 11. März, AbendS. (W.T. B.) Der Prinz und die Prinzessin Leopold von Bayern wurden heute Nachmittags von den Ma- jestätrn empfangen. AbendS nahmen der Prinz und die Prinzessin den Abschiedsbesuch deS öster reichischen Botschafters am italienischen Hofe ent gegen und empfingen den bayerschen Gesandten am KönigShofe und den bayrischen Gesandten beim päpstlichen Stuhle. Die Abreise erfolgt morgen Nachmittags. Den Abendblättern zufolge beharrt der Kam- merpräfident Farini, ungeachtet des heutigen Kammrrvotumc, auf seiner Entlassung. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) n vm L dc» taat»< Usch« mmen i und omM, end» 0«, holt». et» >u er- batte Balsams. Rach den Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer». Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Duboc.) (Fortsetzung.) Der Magus gab aber nicht nach. Um nun dennoch auf daS Experiment nicht verzichten zu müssen, suchte sie nach etwas Versiegeltem, und als mein „Vermächtmß" ihr dabei zufällig unter die Hände kam, vergaß sie, in ihrer Freude über den trefflich passenden Fund, daß dem Verbote des Eröffnen« — vor meinem Tode — nicht Folge gegeben werde, wenn man, auch ohne die Siegel zu brechen, den Inhalt erforsche, genug, das versiegelte Schriftstück wurde dem Conte di Vallom- brosa eingehändigt und, wie sich später ergab, schnitt der Pfiffikus mit der Geschicklichkeit eines BriefspionS aus der Metternich'schen Schule einen feinen Spalt feitlich hinein, nahm mein Gefchreibfel heraus, ließ eS von feiner kurzsichtigen Somnambule in aller Gemäch lichkeit so laut ablesen, daß die draußen weilende Fürstin eS hörte, und öffnete die Thür nicht eher wie- dn, als bis er nach beendigter Lectüre und abermali gem Secretiren des Manuskripts Zeit gehabt hatte, mittelst einer säubern Gummilösung den Spalt zu ver kleben. Dies sind nachträgliche, durch mich und della Porta herbeigeführte Ermittelungen, die der von uns in die Enge getriebene MaguS eingeräumt hat, wenn auch mit dem ihn, wie er meinte, rechtfertigenden Zu- ktlr d« Loom «iovr 10 Dk. votor „Lins«»Mdt" dt» 2«il« 80 ?s 8« D»d«Ue»- und 2iS«r»«tt- 80 H ^uksedln« r wit der 8onn- und IHsrtuis» Xdeud» Mr dvo tutxe»d«n 1 Bau- und Kunstdenkmälrr des Königreichs Sachsen. Herausgegeben vom königl. sächsischen Al terthumsverein. Dresden in Commission bei Mein hold u. Söhne. Dem im Jahre 1881 erschienenen ersten Heft der befchreibenden Darstellung der Bau- und Kunstdenk mäler des Königreichs Sachsen, dessen in diesen Blät tern seiner Zeit kurz gedacht wurde, ist soeben das zweite Heft gefolgt. Sei es nunmehr gestattet, das bedeutsame Unternehmen, dessen Realisirung wir der Munificenz der königl. Staatsregierung verdanken, et was eingehender zu würdigen. Zweck desselben ist es, Das, was sich im König reiche Sachfen an Bau- und Kunstdenkmälern aus der Vergangenheit und zwar von frühmittelalterlicher Zeit an dis zum Ende des vorigen Jahrhunderts auf uns erhalten hat, zu verzeichnen und zu beschreiben; das Jnventarium auszustellen über Alles, was innerhalb des Königreichs an Kunstdenkmälern aus der bezeich neten geschichtlichen Zeit gegenwärtig noch vorhanden ist Ausgeschlossen hiervon sind selbstverständlich die in öffentlichen Sammlungen befindlichen Kunstobject«. Von wie hohem Werthe eine solche Jnventarisirung ner- nmer men: geben, idtage nschen ht ge- t tin- Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschao. TageSgeschichte. Statistik «md VolkSwirthschast. Feuilleton. Feuilleton. TageSkalevder. Inserate. Lrandrtetter, Coiuuu»ionLr ds» Dresdner 1onrn»I»; KEdnr? LsrUn - Visu - >r,»l»n rriuUdvre ». U.: /soMienÄein F VvAler, SsrUn-Visn-NnrnkurU- rrs^-lUpitx rrsnkknrt ». u.-Uünrksn: /k«d. »erltn: iienlickeridant, 8r«m«n: Lc/Untte, LriilLu: L LtanAen's Lurea« (Lmii Labat/Y,- rrsnklur» » A : L. ^a«Aer'sol>« Duckbnudlun^; NbrUtr: 6. A/ü/ter; N»n»or«r: (7. r»rt» L»rUn-rr»n>lknre ». A.- vo., Mundurg: Fd. Steiner ll«r»u»r«dvrr LSui«! Lrpedittoo äs» Dresdner douruul», ^Dresden, 2vin^er»trL8»s Ho. SV. Telegraphische Nachrichten. Prag, DienStag, 11. März, AbeudS. (Tel. d. Reichenb. Ztg.) Im Auftrage deS KreiSgerichtS Pilsen orduete daS Bezirksgericht Staab dem dortige» Postamte die Beschlagnahme bedenklich scheinender Provenienzen auS Amerika, England und der Schweiz an, nachdem gelegentlich von HaaSsnchnnge» bei den Arbeitern deS westböhmi- schen Kohlenreviers zahlreich« soeialistisch - revolu tionäre Flug- «nd Zeitschriften vorgefunden wor- dea fiud. Bensen, DienStag, 11. ML», AbendS. (Tel. v. Bob.) Der Strike in den Preidel'scheu und HübeUschen Fabriken in Rabstein dauert fort. Hr. Preidel machte den Strikevden die Wieder- avfnahme der wrgen socialistischrr Agitation ent- laffeueu Arbeiter zur Covcesfion, worauf sie jedoch noch des Weitern eiue Lohurrhöhuag von 40 Pro- crnt forderten: eine Forderung, welche die Firma als nndiScutlrbar erklärte. Den Hübel'schen Ar beitern wurde eiue 8proceutige Lohnerhöhung an- geboten, während die Strikendeu 20 Procent ver langen. Am Freitag trifft der Gewerbeiospector ans Reichenberg hier rin, um spectell bezüglich drS letzter» StrikrS Erhebungen zu pflegen. zur Sprache: die Fürstin und ich waren nicht mehr die alleinigen Eingeweihten; della Porta, während jenes mysteriösen Leseexperiments im Schlosse eingetroffen, hatte von der Bibliothek aus ohne Wissen der Fürstin das Experiment mitcontroliren zu müssen geglaubt, und wenn er auch discreter Weise nur einem Theile der Lectüre sein Ohr geliehen hatte, so war ihm gerade jenes ihn selbst betreffende Geständniß Berenice's schwer lich entgangen. Er hatte seitdem nur wenige Worte mit der Fürstin gewechselt, augenscheinlich selbst nicht wissend, wie er, ohne die Wahrheit zu umgehen, sich der Fürstin gegen über zu benehmen habe, und befand sich in Erwartung der Rückkehr des Fürsten auf feinem Zimmer; ob jene seine Versicherung: es sei in Bezug auf die bewußte Spurfährte, während er in der Bibliothek die Schränke und Geheimfächer näher unterfuchte, von ihm etwas fehr Wichtiges aufgefunden, ob diese Angabe über jene andere Enthüllung nur weghelfen follte, oder auf Wahrheit beruhte, blieb ungewiß. Auch die Frage: ob Berenice ahne, was über sie ans Tageslicht gekommen fei, konnte die Fürstin weder bejahen noch verneinen. Sie fürchtete, Berenice sei während der Lectüre ungeachtet der getroffenen Vor kehrungen in der Nähe gewesen. Gewißheit darüber hatte sie nicht. „Ich habe völlig den Kopf verloren!" schloß die Fürstin unter Thränen. „Helfen Sie! Welch' ein Chaos! Mein armer Ullo! Und diese Berenice! Wie soll da Rath geschafft werden? Ich verzweifle." Ich bat die Fürstin, mir zunächst nur Zutritt zu della Porta zu verschaffen. „WaS er ermittelt hat", sagte ich, „muß früher noch als der Inhalt meiner den Schiffe. Dieselben könnten aber selbstverständlich dem Ueberwachungsrechte der französischen Schiffe nicht unterliegen, da sie von diesen ohne Verletzung des Völkerrechts nicht durchsucht werden dürften. DaS Schreiben schließt mtt der Erklärung, daß das Marine- departement seine Aufgabe in den Grenzen des Völker rechts und der bestehenden Conventtonen sorgfältig er füllen werde. Paris, Mittwoch, 12. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Nach dem vom „Journal officiel" publi cirteu Ausweise bleibt der Eiuuahmebetrag in- direkter Abgabe» vom Januar und Februar 1^4 um 11z- Millionen KrcS. hinter den veranschlagte» Budgets uud um 4z- Milliourn KrcS. hinter dem Ertrage deS gleichen Zeitraumes deS Vorjahres zurück. Lyon, DienStag, 11. März, AbendS. (W.T. B.) DaS an den Grafen v. Paris adressirte Paket, welches am Sonnabend in dem Bureau der Meffagerie abgegeben und alS verdächtig »ach dem Arsenal geschafft worden war, wurde heute vou einem sachverständigen Chemiker, welcher feiten der Behörde hierzu delegirt worden war, geöffnet. Derselbe constatirte, daß daS Paket sehr stark mit Dynamit gefüllt war, welcher derart vertheilt war, daß bei der Explosion desselben mehrere Personen hätten getödtet werden können. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageS- geschichte".) daß er gegenwärtig den Hafen Quinhoae, an der Küste von Avam, blokire, um KriegScontrebande zu verhindern. Der UnterstaatSsecretär im Ministerium der Marine und der Colonien hat unter dem 8. d M. ein Schreiben an den Depntirten Guillot gerichtet alS Antwort auf daS Schreibe« desselben über die Haltung und die Proclamation deS Generals Gordon in Betreff der Sclavereifrage im Sudan, welche dazn angethan seien» eine Verschlimmerung deS Sklavenhandels an dea Ostküstrn Afrikas herbeiznführen. Der UnterstaatSsecretär theilt mit, er habe das Schreiben Guillot's dem Minister der Marine und der Colonien übergeben. Den französischen Schiffen sei formell vorgefchrieben worden, die unter französischer Flagge segelnden oder unter französischem Protektorate stehenden Fahrzeuge streng zu überwachen. DaS Durch- suchungsrecht bestehe und sei für Fahrzeuge dieser Art immer in Anwendung gebracht worden. Was die ohne Flagge segelnden Fahrzeuge angehe, deren Papiere sich nicht in Ordnung befänden, so würden dieselben als Seeräuberschiffe bettachtet und es sei in dieser Hin sicht keine Instruction nothwendig. Es handelte sich also nur noch um die eine ausländische Flagge führen- satze: seine Somnambule habe unzählige Male jene Fähigkeit, mit der Herzgrube zu lesen, wirklich gehabt; Unkundige wollen nie begreifen, daß über solche Fähig keit sich nicht wie über eine Maschine zu jeder Zeit verfügen lasse, und so habe er, der ungeduldigen Prin- cipessa gegenüber, sich helfen müssen, wie es eben ging. Aber Betrug oder nicht — darauf kam in dem Augenblicke, als die Fürstin mir bekannte, mein Ver bot übertreten zu haben, wenig an und in der That war davon nicht einmal die Rede. Das Wesentliche war ja die Beichte Berenice's. Was enthielt sie nicht V lles! Das Geständniß ihrer anfänglichen Leidenschaft für della Porta, dann Balfamo's Behauptung, er sei nicht der Sohn des fürstlichen Paares und Berenice sei folglich nicht seine Schwester; endlich die Ent stehungsgeschichte der Liebe dieser Beiden, umsonst von einander Ferngehaltenen, die sich durch das Ge lübde ewiger Treue gebunden hatten! Dies waren der Enthüllungen so viele und so ver wirrende, daß auch eine minder erregte Persönlichkeit als die der Fürstin Mühe gehabt haben würde, sich im Gleichgewicht zu behaupten. Wir hätten uns nun — ich über das Verschweigen so wichtiger Dinge, sie über den Vertrauensbruch, dessen sie sich absichtslos schuldig gemacht hatte — zu rechtfertigen gehabt, doch auch dabei sich aufzuhalten war nicht Zeit, zumal das eine wie das andere ja im Grunde auch ohne ausdrückliche Rechtfertigung sich hinreichend durch die begleitenden Umstände erklärte. Wichtiger war die Frage: wie soll die Kunde in solcher Weise dem Fürsten übermittelt werden, daß nach allen Seiten der Gefahr einer Uebereilung vor gebeugt wird? Und dabei kam erst das Schlimmste Dresden, 12. März. Zu den Schwierigkeiten, mit welchen die Regierung der französischen Republik gegenwärtig zu kämpfen hat, ist durch den Strike der Kohlenarbeiter in den Bergwerken von Anzin und in einigen anderen Ge- gevden im Norden Frankreichs eine neue hinzugekom men. Vorgestern empfing der Präsident der Republik 2 Delegirte der Bergleute, welche, obwohl der 44er- AuSschuß der Deputirtenkammer mit 21 gegen 12 Stim men den Antrag Cl«menceau's, die Untersuchung über di« industrielle Krisis auch auf den Strike der Berg leute im Norden auszudehnen und zu diesem Behufe eine Subcommission nach Anzin zu senden, verwarf, dem Präsidenten dennoch von Neuem Vorstellungen über die Lage der Arbeiter machten und um Einschrei ten der Regierung gegen die Gesellschaft, die ihre Con- cessionspflichten nicht erfülle, baten. Der Präsident Grevy hörte sie aufmerksam an, machte sich fleißig Notizen aus ihren Mittheilungen und versprach, die Angelegenheit nochmals im Ministerrathe erörtern zu lassen, ermahnte aber auch die Delegirten, die Lage der französischen Industrie, die billigen Kohlenpreise und die Mitbewerbung des Auslandes zu berücksich tigen. Die Unterredung dauerte 1z- Stunden. Es ist das erste Mal gewesen, daß Grevy eine Deputation strikender Arbeiter empfangen hat. Diese persönliche Unterstützung, welche die Arbeiter bei dem Staatsoberhaupte gefunden haben, ist um so bemerkenswerther, als bei der Berathung des Antrags Elömenceau in der Enquötecommifsion der Arbeits- Minister Raynal erklärt hatte, daß eine Prüfung der -Beschwerden der Strikenden, nach den eingelaufenen Berichten der Präfecten, zu gefährlichen Confequenzen führen könne. Es müsfen also besondere Gründe sein, welche den Präsidenten Grövy bewogen haben, einen andern, als den von dem Ressortminister zuerst be tretenen Weg einzuschlagen. In der That scheint eine Verschlimmerung eingetreten zu sein, wenn auch die amtlich mitgetheilten Daten dieses noch nicht völlig ersichtlich erscheinen lassen. Die Zahl der vorgestern eingefahrenen Arbeiter betrug 1177, darunter 246 Häuer. Es sind an keinem Schachte Ruhestörungen vorgekommen. Die nach der belgischen Grenze zu führende Scheldebrücke von Vieux-Cond«, welche übrigens noch 7 km von der Grenze entfernt ist, wurde von den Bergleuten keineswegs bedroht und wird nur des Nachts, wie dies stets geschehen ist, von 2 Gendarmen bewacht. Am virgestrigen Abende sollte eine neue Versammlung der Strikenden in Denain stattfinden. Die Brodvertheilung vollzieht sich in vollster Ordnung. In Anzin, wo das Comit« seinen Hauptsitz hat, wird auch Geld vertheilt. Die radicale „France" benutzt den Strike, um in den Arbeiterkreisen zu schüren. Aus Valenciennes be richtet man dem Blatte über die Vorgänge in Anzin Folgendes: Der Strike tritt in seine acute Periode ein. Eine am 9. d. in Denain stattgehabte Versamm lung war sehr aufgeregt. Die Theilnehnier haben ihren Entschluß, der Gesellschaft nicht nachzugeben, fehr energisch ausgesprochen, und der Hunger naht. Die Brodvertheilung wird in möglichst geordneter Weife stattfinden. Die Orte und die Zeit der V! ustheilung sind genau festgestellt, und die Familien erhalten Brod im Verhältnisse zu ihrer Kinderzahl. Jeder Familien vater, der 2 Kinder hat, wird ein Sechspfundbrod empfangen, wer mehr hat, 9 Pfund, die Junggefellen nur 3 Pfund. Die Strikenden, welche noch einige Mittel besitzen, haben sich verpflichtet, nichts zu ver langen. Die Gesammtsumme der von den Arbeitern bis jetzt gesammelten Mittel übersteigt nicht 12 OVO Frcs., und es sind 30 000 Bergleute zu ernähren. In der Versammlung zu Denain, welcher 3500 Per sonen beiwohnten, verhehlte Basly (einer der Führer der Arbeiter) seinen Kameraden nicht den Ernst der Lage. „Bürger," rief er u.A., „die Stunde der Prüfung wird jetzt schlagen! Seit den 17 Tagen, die Ihr nicht arbeitet, habt Ihr trotzdem leben können, Dank dem Ertrage Eures letzten Lohnes; aber heute ist Alles erschöpft, und der Hunger wird sich fühlbar machen. Auf ihn rechnet man, um uns zu zähmen. Aber Diejenigen, die darauf Hoffen, kennen uns fehr schlecht. Wir haben gerechte Forderungen aufgestellt, wir haben uns einer unausführbaren Arbeit widerfetzt. Wenn man uns nicht Gehör schenken will, nun so werden wir verhungern, aber wir werden nicht nach geben." Diese wenigen Worte, und die Zustimmung, die sie fanden, lassen in eine traurige Zukunft blicken. Nach einer Depesche aus Lille versuchten mehrere In dividuen, die unbekannt geblieben sind, die Arbeiter und Häuer der Abtheilung von Denain, welche ein fahren wollten, daran zu verhindern. Auch wurde der Behörde über die drohende Haltung der von Anzin nach Aniches und Auberchicourt zur Sammlung von Unterstützungsbeiträgen gekommenen Leute geklagt. Sieht man auch von der augenblicklichen Lage des nordfranzösischen Kohlenbergbaues ab, so geht doch aus Allem, was bisher über die Werke bekannt ge worden ist, mit großer Klarheit hervor, daß dieselben nur noch mit den größten Anstrengungen concurrenz- fähig erhalten werden können. Die bedeutendsten der selben, die der Anzingesellschaft, umfassen 281 c^iu oder mehr als das ganze Arrondissement Valencienner. Dieselben sind schon über 150 Jahre im Betriebe, und da die Kohlenschichten des ganzen Gebietes sich in ebener Gegend befinden, so wird die Ausbeutung immer schmieriger. Meist wird in einer Tiefe von 500 m und darüber gebrochen, so daß das Herausschaffen der Kohlen bedeutende Schwierigkeiten verursacht. Wasser und Hitze gefährden die Bergleute und erfordern kost- fpielige Vorkehrungen. Die Förderungskosten betragen jetzt 12 FrcS. die Tonne, gegen 10 Frcs. in England und 6 Frcs. in Preußen. Es kamen nur 190 Tonnen auf einen Arbeiter jährlich, gegen 35o in England und 295 in Preußen. Der Reingewinn der Anzin- gesellfchast ist von 12 Millionen im Jahre 1874 auf 1200 000 Frcs. im Jahre 1883 gesunken. Jedoch trägt die Gesellschaft, wie man ihr vorwirft, hieran einen guten Theil der Schuld. Nach dem aus der Prohibitivzeit stammenden System hat sie stets Hilfe beim Staate gesucht und durch die Vermittelung ihrer Actionäre Thiers, Herzog d'Audiffret-Pasquicr, Casimir Perier u. f. w. auch stets gefunden — wenn es galt, die Concurrenz zu bestehen. Ihr zu Liebe sind Kohlen zölle eingesührt und erhöht, Frachtvergünsttgungen und Wasserstraßen gewährt worden. Hätte die Gesellschaft sich aber auch angelegen sein lassen, ihre Betriebsem richtungen den veränderten Verhältnissen entsprechend zu verbessern, so würde sie heute nicht auf das lahme Mittel zu fallen brauchen, durch Kürzung der Löhne sich zu halten. Dergleichen ist unter republikanischem Regime doppelt gefährlich. Freilich hätte sie hierzu in den guten Jahren einige Millionen von den Divi denden abschneiden müssen. Der Mangel einer ge- PartS, DienStag, 11. März, LbeadS. (W. T. B.) Dem Minister deS Auswärtigen ist ein Schreibe» Brazza'S vom 27. Drcember vor. I. zagegavge», »ach welchem sich Brazza damals auf de« „Alima", 25 Stunde» vo» Agoue entfernt, befand. Brazza theilte mit, daß es ibm an nichts fehle und er mit de» verschiede»«» Bölkrrstämmtn a«meldrt: Bei Zareba, welches vo» dem 42. I»- ausgezeichnete Beziehungen unterhalte. 70. Husarenre'giment Eine Depesche deS AdmiralS Courbet mrldet,
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