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Dresdner Journal : 04.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-04
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1884
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154. Freitag, den L. Juli. 1884. vi»: I» „»L,« ä«ut»«L«» U««U«: ILkrltel», .... 18 Ll»rk ^MlrNok: 4 Uurlr vv kl. »Üii»e1o» Uuuuvor»: 10 4a»»«rk»N, ä«i 6»ot»cl>er koiok«» tritt ko»t- uou Ltowpslruiekl»^ i»io«u l»»»r»te»prel»»r k'ür ä«n Lsuio einer ^e,p»It«vsn ?«tit»oil« 20 ?f Unter „Lü»ss«»uo6t" ä>« 2«il« LV Lei D^doUeu- uuä 2ilr«rm>»t» LV Dres-nerZouiMl. 1i>»er»1«>i»uuu»Uiuv LetM,: etter, 6o»»llli»»iooLr äs« Dreminer ^ounuU»; S»»d»r, lerlt» Vte» l^tpitU L»».I Ne«»I»nr>«LlrsLet ». N : -/aae«»t«-» et l^OAler, L»rU»-Vt«v S»»dur, rr»U-Leip«jx »renkkart ». ». Nünede»: Ku-t ^5>«e, >erU»: /-»val><t«n6ant, Srewen: L. Lekl»t1«, Lreileu: L LtaiAt^e Lureau (Lm,l Ladalk-, rrenktar» «U; L ^aeAer'ectiv liuckkLQ^luo^; SürUt»: t- A/ü/ler; U»»Lov«r: 6. i8ckü«1«r, ?»ri» Lerlla knurkkart ». » - 8t»ttr»r1: Da«d«<t 6o., Lewbai,: ^«i. Lterner Leoedoluei» r IN^Iiok mit Lu-uukm« äer 8onn- und keierta^o Lkenä, kiir 6ea kol^so«ien 1 »<k. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll»r»u»x«d«rt Nüvial. kip^6ition 6s« l>re«6iier -ovrv»I», Dreetisn, /v>njter«tr»»»« lio 2v. Ämtlicher Theil. Dresden, 3. Juli. Ihre Königliche Hoheit die verw. Frau Herzogin von Genua ist, von Turin kommend, heute früh 7 Uhr 57 Min. hier eingetroffen und hat Sich in das Hoflager nach Pillnitz begeben. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben den außerordentlichen Profeffor und Direktor der Irren-Klinik bei der Universität Leipzig l)r. m«ä. Paul Flechsig zum ordentlichen Profeffor in der medicinischen Fakultät daselbst Allergnädigst zu er nennen geruht. Nichtamtlicher Theil, liederlich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Pall Mall Gazette. Economist. Würzburger Journal.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Wien. Prag. Agram. Zara. Paris. St. Petersburg. Odessa. Konstantinopel. Kairo.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichteu. (Stollberg. Schandau. Löbau.) Unglücktfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 3. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Polizeipräfect verfügte die Des infektion der Reisenden und Gepäckstücke auS Choleragegenden und zwar innerhalb der Bahn höfe vor dem Eintritt in die Stadt. Pari», Mittwoch, 2. Juli, Abend». (W. T. B.) Der ehemalige Botschafter in London, Tissot, ist gestorben. — Dir Nationalfeirr am 14. Juli hierselbst wird nicht hiuauSgeschoden werden. DaS Festprogramm ist heute veröffentlicht worden. Der Gesundheitszustand ist in Pari» ein vorzüglicher. — Die genaue Zahl der in dem Kampfe bei Langsov erlittenen Verluste beträgt 22 Todte und 53 Verwundete. — Nachrichten au» Toukin be stätige», daß auf dcm Marsche nach Langson zahlreiche Fälle von Sonnenstich bei den französi schen Truppen vorgrkommen find. Paris, Mittwoch, 2. Juli. (Tel. d. Boh.) AuS Toulon wird berichtet, daß daselbst einschließlich gestern Mittags 358 Erkrankungen an der Cholera vorkamev, darunter 112 Todesfälle. Der schlech teste Tag war bisher der 22. Juni mit 21 Er- krankungen und 13 Todesfällen. Marseille, Donnerstag, 3. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Seit gestern früh um 2 Uhr, also innerhalb mehr als 24 Stunden, find im Ganzen 7 CholeratodeSfälle vorgekommen. (Vergl. die Rubrik „Statistik und Volkswirthschaft".) Rom, Donnerstag, 3 Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Kammer hat ihre Sommerferirn an- getreten. Der Gesundheitszustand im ganzen Königreiche ist vorzüglich. DaS im Lazareth von Ventimiglia intrrnirte Individuum befindet sich wohl. „Kavfulla" will wissen, daß der Papst an einer Bronchitis erkrankt sei; er hätte io der FtMeton. Redigirt von Otto Banck. May Crocker. Roman von L. Lameron. Deutsch von A. Frenzel. (Fortsetzung.) „O, gewiß, ich danke, Lord Alforth. Ich bin augenblicklich ganz allein zu Hause; mein Mann ist nach Glasgow gefahren. Ich bin übrigens erstaunt, daß er nicht mit demselben Zuge zurückgekehrt ist, mit dem Sie kamen. Haben Sie ihn nicht gesehen?" „Ich habe ihn mcht bemerkt; ist Miß May auch nach Glasgow?" forschte er consequent weiter, indem er den Namen noch ein Mal und, wie es schien, mit einiger Anstrengung wiederholte. „O, nein, May ist au-gefahren; — in Begleitung. Sie sind schon eine Weile fort und müssen bald zurückkehren." MrS. Lrocker fühlte sich sehr genirt dadurch, daß sie die Anwesenheit eines andern Bewerbers zu gestehen mußte. „So!" entgegnete Lord Alforth und schaute in seinen Hut, den er zwischen den Knien hielt. „Der Herr", fuhr Mr». Lrocker mutbiger fort, denn sie fühlte, daß sie offen »gestehen müsse, was in der Familie vorging, — „ist Mr. Dorrington; viel leicht kennen Sie ihn!" , „Harold Dorrington?" rief Lord Alforth auf- blickens. „Natürlich kenne ich ihn, wir waren zu gestrigen Nacht einen ziemlich heftigen Asthma- aufall gehabt. London, Donnerstag, 3. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die finanziellen Experten der Confereuz treten am Sonnabevd zusammen, da bis dahin wahrscheinlich die Prüfung der einschlägigen Fra gen beendet sein wird. Wie den „Daily News»' au» Assuan vom 2. d. M. gemeldet wird, verlautet, daß 12 Aw Auf- ständische Deppah eingenommen und die Garnison von 3000 Mann, sowie die Einwohner nirderge- metzelt haben. Kairo, Mittwoch, 2. Juli. (W. T. B.) Der finanzielle Beirath der ägyptischen Regierung, Vincent, erklärte in einem Berichte au den Mi- nisterrath, daß eine erhebliche Herabsetzung der Abgaben in den oberägyptischen Provinzen unbe dingt nöthig sei. Dresden, 3. Juli. Wenden wir noch ein Mal den Blick zurück zur abgelaufenen Sitzungsperiode des Reichstages, so nimmt die Rede, in welcher sich der Reichskanzler am 26. v. M. über die Lolonialpolitik der ReichSregie- rung verbreitete, eine hervorragende Stelle ein, und hat dieselbe weit über Deutschlands Grenzen hinaus einen Nachhall gefunden. In dieser Rede sehen wir die deutsche Lolonialpolitik derjenigen der westlichen Seemächte gegenübergestellt, und es wird klar gelegt, wie die deutsche Regierung sich den in den letzten Jahren lebhafter zu Tage getretenen colonialen Be strebungen gegenüber zu stellen gewillt ist. DaS Pro gramm dieser Lolonialpolitik des Reiches bewegt sich streng innerhalb der gegebenen Verhältnisse, und Fürst Bismarck hat mit Entschiedenheit erklärt, daß Colo nien nach dem Muster der französischen von Deutsch land nimmermehr erstrebt werden könnten. Eine Be sitzergreifung überseeischer Provinzen bleibt von vorn herein ausgeschlossen. Vielmehr ist es Absicht der Regierung, die Anlage wie die Entwickelung der Lo- lonien der Thätigkeit und dem Unternehmungsgeist der seefahrenden, handeltreibenden Deutschen zu überlassen; und das Reich wird sich darauf beschränken, diese kauf männischen Unternehmungen, die unter seiner Pro tection stehen, in ihrer freien Entwickelung sowohl gegen die Angriffe aus ihrer unmütelbaren Nachbar schaft, als auch gegen Bedrückung und Schädigung anderer europäischer Mächte in Schutz zu nehmen. Im AuSlande wurden diese Erklärungen mit Be friedigung ausgenommen. Man erinnert sich der be unruhigenden, über die coloniale Politik des deutschen Reiches in England verbreiteten Gerüchte, Uebertrei- bungen, welche nunmehr in ihrer völligen Haltlosig keit dargethan sind. Die abgegebenen Erklärungen haben daher in England die öffentliche Meinung be ruhigt und das zwischen Deutschland und England bestehende gute Einvernehmen befestigt. Diese Stimmung findet in einem von der „Pall Mall Gazette" veröffentlichten Leitartikel ihren Aus druck, der den deutschen Colonisationsbestrcbungen gegenüber ein sichtliches Wohlwollen kundgiebt. Nach dem das genannte Blatt den ausgezeichneten Loloni- sationseigenschaften der Deutschen Anerkennung gezollt hat, sagt dasselbe: „Allgemein wird behauptet, daß wir vor Allem mit Frankreich auf gutem Fuß bleiben müssen, weil sich unsere Interessen überall mit jenen der Franzosen berühren. Diese Anschauung verdient richtig gestellt zu werden. Thatsächlich sind nicht die Franzo en, sondern die Deutschen nächst uns die be deutend te colonisirende Nation. Diese Wahrheit bleibt verdeckt, weil die Deutschen, vielleicht durch Zufall oder aus freier Wahl, sich bisher zum größten Theile in unseren Eolonien oder unter dem amerikanischen Sternen- sammen in Eton. Ein lieber Kerl!" dann seufzte er und schaute wieder in seinen Hut. „Hier, das fühlte er instinctiv, war ein Rival, der das Feld bereits erorbert hatte, aber er war viel zu ehrlich, um irgendwie hinterrücks gegen denselben zu manövriren. „Offenes Spiel" lautete seine Parole und daran hielt er stets fest. „Nun, MrS. Lrocker", sagte er bald darauf, „ich glaube, Sie errathen, weshalb ich komme: der Grund ist einfach der, daß ich bei Miß May noch einen Ver such zu machen beabsichtige. Es sind, wie Sie wissen, beinahe 6 Monate her, daß Miß May mir den Schmerz zufügte und meine Hand ausschlug und 6 Monate sind eine lange Zeit." Dann fügte er scherzend hinzu: „man sagt, junge Damen ändern 2 Mal im Jahre ihren Geschmack — glauben Sie, daß dies auch bei ihr der Fall ist? Sie, als die Mutter Miß May's, sollten das wissen. Lord Alforth schaute, wie nach einem Orakel, ängstlich in Mrs. Crocker'S rundes Antlitz; aber unglücklicher Weise entfiel seinem Auge dabei das Monocle und er war unfähig, den Aus druck ihres Gesichtes genau aufzufassen. Als er das widerspenstige Werkzeug wieder an Ort und Stelle ge bracht hatte, blickte Mrs. Crocker in ihren Arbeitskorb und wühlte ihre Garne nach einem fehlenden Bündel erregt durcheinander. „Ach —! Fragen Sie mich nicht, Lord Alforth. Ich weiß nie, was ich von May sagen soll, sie folgt all' zu sehr ihrem eigenen Willen." „Sie ist aber mit Dorrington doch noch nicht ver lobt?" fragte der junge Mann beklommen. „O, bewahre, nein; sie scheint sich ebenso wenig banner angesiedelt haben. Allein die Zeit ist unstreitig gekommen, wo ein aroßer Theil des deutschen Volkes ein „größeres Deutschland" zu sehen wünscht und die Lolomalpolitik des Reiches in neue Bahnen drängt. Die Frage hat aber eine größere Bedeutung, al- die unabhängiger deutscher Colonien. Deutschland kann und wird vielleicht niemals große überseeische Besitz ungen erwerben. WaS Deutschland wünscht — und Fürst Bismarck hat sich darüber sehr deutlich ausge sprochen — das »st nichts Anderes, als eine Stimme und zwar eine einflußreiche Stimme zu haben, wenn es sich um die Verfügung über solche herrenlose Re gionen, wie am Congo, handelt, die für den Welt handel von größter Bedeutung sind. ES kann wahr lich England nur zum Vortheile gereichen, wenn ein freundliches Deutschland in solchen Fragen intervenirt und die Rivalität Englands und Frankreichs mildert. Dies ist eine wichtige Erwägung, nicht aber die wichtigste. In einigen unserer großen englischen Colonien, na mentlich in Australien, lebt eine sehr bedeutende Zahl deutscher Ansiedler. Dieselben sind ein sehr werth- volles Element der Bevölkerung dieser Colonien, ob wohl sie sich nur langsam mit ihren englischen Mit bürgern verschmelzen. Wenn diese Verschmelzung zu einer neuen, kräftigen Race, die das Beste für die Zukunft verspricht, befriedigend vor sich gehen soll, so find dazu freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Mutterländern unbedingt erforderlich. Ein Streit zwischen ihnen oder selbst nur andauernde un freundliche Beziehungen bedeuten bürgerliche Zwistig keiten in Australien, in Canada, in Südafrika. Wenn wir auf unsere auswärtigen Beziehungen blicken, so giebt es bestimmt nichts Wichtigeres, als die Freund schaft zwischen dem englischen Volke und jener Natton, die mit uns an der Colonisation eines großen Theils der neuen Welt arbeitet und die zum Theilhaber des selben zu werden bestimmt ist." Die Colonialpolitik Deutschlands beschäftigt auch den „Economist" in einem Leitartikel, in welchem er den unübertroffenen Eigenschaften der Deutschen als Ansiedler und Culturpionniere Gerechtigkeit widerfahren laßt. Gerade die leichte Assimilation der Deutschen, die schon in der zweiten Generation mit Leib und Seele dem neuerwählten Vaterlande angehören und ihr Deutschthum gänzlich abgestreift haben, werde in Deutschland schmerzlich empfunden und bilde mit den Hauptdeweggrund zu dem Rufe nach der Gründung deutscher Colonien. Fürst Bismarck wolle jedoch nur den deutschen Unternehmungsgeist unterstützen, wo immer dieser sein Glück versuche, und damit komme ein wichtiger Factor in die Colonialpolitik der anderen Länder. Mit Deutschland werde fortan gerechnet werden müssen; sein Arm reiche weit und Ferry werde fortan bescheidner sein und nicht länger versuchen, den deutschen Handel, und damit auch den englischen, vom Longo und aus Tonkin auszuschließen. In Deutschland finden die auf Gründung von deutschen Niederlassungen gerichteten Bestrebungen in den zahlreichen, in dem letzten Jahrzehnt erstandenen Vereinen eine warme Unterstützung, und wenn man hier auch noch manchen, zu hoch gespannten Erwar tungen begegnet, so befestigt sich doch immer mehr die Ueberzeugung, daß sich Deutschland von der großen Wettbewerbung in überseeischen Ländern nicht auS- schließen könne. Die öffentliche Meinung hat in dieser Beziehung entschieden in nationale Bahnen gelenkt. Bemerkenswerth ist eine Kundgebung des „Würz burger Journals", des Organs des volkspartei lichen ReichtagSabgeordneten Köhl, welches Folgendes schreibt: „Austreiben möchten die Herren Eugen Richter, Bamberger und Consorten uns Süddeutschen die „Schwärmerei für Colonien". Die Herren möchten uns Süddeutschen wohl noch mehr austreiben, nament aus ihm, als aus irgend einem Andern etwas zu machen," bekannte Mrs. Crocker offen. „Sehen Sie", sagte Lord Alforth, „ich weiß, was sie von mir denkt, Mrs. Lrocker; sie glaubt, es sei mir um ihr Geld zu thun. Anfänglich war dies viel leicht der Fall, aber als ich sie näher kennen lernte, dachte ich nicht im Geringsten mehr daran — auf mein Wort. Ich liebe sie ihrer selbst wegen — wie könnte ich auch anders!" fügte er bewegt hinzu. „Aber das will sie nicht glauben. Wenn Sie mir beistehen möchten, MrS. Crocker, sie zu überzeugen, —" „Ah!" unterbrach ihn die Dame plötzlich, die Hand erhebend. „Ich höre den Wagen — sie kommen zurück." Ein Geräusch von Rädern außen aus der An fahrt — von Rädern in rasender Hast fortgerissen, wurde vernehmbar — dann Bewegung in der Halle, und ein Durcheinander von Worten und Antworten, — und dann wurde eine Thür hastig geöffnet und im nächsten Moment stürzte May, verstört und geister bleich und an allen Gliedern zitternd, athemloS in das Zimmer. Sie bemerkte Lord Alforth nicht, son dern sank weinend vor ihrer Mutter in die Knie und verbarg ihr Gesicht im Schooße derselben. „OI Mama!" rief sie voller Verzweiflung, „er ist todt! — tobt! — und mein Eigensinn hat ihn ge- tödtet!" 10. Lapitel. Der Lu-slug. ES sei hier gleich gesagt, daß Harold nicht todt war. Er befand sich nicht einmal in Gefahr, zu sterben, obgleich er zu der Zeit, wo May jene- leidenfchaftliche Bekenntniß ablegte, daß sie an seinem sich auch unsern Abscheu über die Nörgelei an allen Vorlagen, welche große nationale Ziele verfolgen. ES ist wahr, uns Süddeutschen ist ein starker, partt- cularisttscher Zug eigen, aber lange kein so starker, al ben „ freisinnigen" Preußen, welche uns in ihrer Ver bissenheit unfern großen idealen und nationalen Zug rauben möchten. Aber da- werden sie nicht fertig bekommen. Ueber all' unseren Besonderheiten und Eigenthümlichkeiten schwebt der Stern nationaler Größe, den wir leuchtend von Neuem aufgehen sehen. Die Schwaben haben einst in den alten Zeiten deut schen Ruhmes die Reichssturmsahne getragen, die Franken haben dem Reiche die größten Könige ge geben, die Bayern haben ganz Oesterreich und Ungarn colonisirt. An diesen erhebenden Erinnerungen er wärmen sich die süddeutschen Stämme. Wir Süd deutsche hassen eine Politik, welche die Aufgaben der Natton unter dem kleinlichen Gesichtskreise von Scha cherern bettachtet und behandelt. Die Herren Richter, Bamberger und Consorten werden sich also vergeblich bemühen, unser süddeutsches Volk in den Bann ihrer Ideen zu ziehen, die sich im Zirkel einer egoistischen Machtfrage bewegen. Treibt unS nur unsern neu er wachten deutschen Volksgeist auS, wenn Ihr könnt! Dazu, Ihr Herren, seid Ihr doch zu gering!" Einen besonders warmen Widerhall haben die neuesten, auf die überfeeifche Politik des Reichs be züglichen Kundgebungen unter den fern von der Hei- math lebenden Deutfchen gefunden, und möge als Be leg hierfür nur eine Stelle aus einem von/der „Nordd. AUg. Ztg." veröffentlichten Schreiben eines deutschen Kaufmanns im Auslande folgen. Derselbe schreibt anläßlich des Widerstandes, welchen die Postdampfer subvention im Reichstage gefunden, u. A. Folgendes: Die Opposition der Vorlage im Reichstage rechnet allerdings nur mit den Verhältnissen, wie sie bis jetzt leider waren, nicht aber, wie sie noch werden können, und wie sie auch früher bereits gewesen siud. Und doch bedarf es nicht einmal eines allzu großen Rück- - griffes in unsere vaterländische Geschichte, um seit der Wiedergeburt Deutschlands auch eine ebenbürtigere Stellung desselben auf maritimem Gebiete gerechtfertigt erscheinen zu lassen. War es denn nicht die deutsche Hansa, die in ihrem Stahlhof in London einst sogar den Handel des jetzt so stolzen Albions regierte? — war Köln nicht bereits eine bedeutende und reiche Handelsstadt mit eigenen Seeverbindungen, als das später so reiche und mächtige Amsterdam (ein armes Fischerdorf bis zum 14. Jahrhundert) noch kaum den Namen nach bekannt war? In Antwerpen erblicken wir in dem heute noch vorhandenen, die ganze Hafen front beherrschenden ehemaligen Lagerhause der Hansa ein mächtiges Wahrzeichen dieser frühern Bedeutung Deutschlands zur See. Hier ankerten damals deutsche Schiffe mit den Producten ferner Zonen, die ver witterten Mauern haben es mit angesehen, wie nach und nach Fremde sich die Zerrissenheit Deutschlands zu Nutzen machten, und rufen uns heute zu: „Seid einig, wo es die Wiederherstellung der deutschen Seemacht gilt, laßt Euch nicht abermals durch kleinlichen Parteigelst entgehen, was dann gewiß unwiderruflich verloren sein würde." Auf diefem Gebiete güt mehr als irgendwo die Losung: „Wagen gewinnt!" Tagesgeschichte. Dresden, 3. Juli. Die Kreishauptmannschaft zu Zwickau hat die Druckschrift: „Manifest des Lon gresses der socialistischen Arbeiterpartei, ab gehalten vom 26.—28. December 1883 zu Baltimore, Md." auf Grund von 88 11 und 12 des Reichs gesetzes vom 21. October 1878 verboten. * Berlin, 2. Juli. Se. Majestät der Kaiser nahm gestern vor dem Diner in Ems den Vortrag Tode schuld sei, eine Viertelstunde weit vom Hause besinnungslos an einem Steinhaufen auf der Land straße lag. Was sich begeben hatte, war kurz Folgende-: Die Ponies wurden, wie man weiß, erst probirt, und waren bisher noch nie zusammen, ja seit einiger Zeit überhaupt nicht eingespannt worden und infolge dessen sehr lebhaft. May verstand es jedoch, Pferde zu regieren, und that sich darauf etwas zu Gute. Anfangs ging die Fahrt auch vortrefflich von Statten. Auf dem Rückwege aber, etwa eine halbe Stunde vom Hause entfernt, gelangten sie an einen Theil der Land straße, der sich eine viertel Stunde längs der Eisen bahn hinzog und weder durch einen Graben, noch durch eine Hecke gegen einen herannahenden Bahn zug irgendwie geschützt war. Es gab allerdings einen andern Weg, den sie hätten einschlagen können, um diese gefährliche Stelle zu vermeiden, dann hätten sie aber einen beträchtlichen Umweg machen müssen. (Fortsetzung folgt.) Ueber den Sinn der Abasversage. Von vielen sehr verschiedenartiaen Dichtern, von Sue, von Hammerlinak, mit besonderm poetischen Tiefblick von Julius Moosen, ist diese alte Sage be handelt worden, hat aber dabei zugleich manche Ver schleierungen ihres einfachen Kerns erfahren. Will kommen ist daher für die gebildeten Kreise eine Be trachtung, welche M. Bewer über Ahasver in der „Ztg. f. Lit. Kunst u. Wissenschast" darstellt. Wir wollen in zusammengezogener Form das Hauptsäch lichste daraus mittheilen.
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