Delete Search...
Dresdner Journal : 26.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-26
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Adoi»»e»ev1»prel»: 1» U»L»«» L«i«L«: iLkrlivtl IS ^Mlrlicii! 4 H»rll SO ?k. Huillmsru: 10 ?k. rk»N> äei ä«ut»cl>«v koicl»«, tritt kost- ur»ä 8t«wp«I,u»cdl»s lÜLsu. ln»«r»t»upr»!^, küi li^v kaum sivsr ^vsp»It«o«u kstitroil« SV kk vutsr „Lüt^estUläl" äiv 2vilv KO kk. Loi 1'sbsII«»- mut 2i§srL»»tr SO dl» Auk»ob1»^ Dtts-nerIourml. L»edeli»»ur 7H-licl» mit Sunucbw» äor So»n- naä kviort«^» Absoä» Kir 6«» Sol^voävn Berantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. . ll "H. -i»"—- »".l., lusvrolro^uuollluv »u»»»krt»i Lsixilx: F>. Lra»Ljte<trr, OonuoissiouLr <1s» Drosäovr ^oorru»l«; «»»dor^ L«rU» Vi«n L»»«I >-«»!»» ^rsLir^rt s. K.: //aasrnstein <- N«rIm-V>«!iN»l>»'ui'^ kr»ji-l,»ip»tx rrsLktort ». «. - «Sv-d«»: Au«i. Af <«!«,- Vsrltv: Srsmsn: F,'. vr«>Ik»n F üto»>Ar»» s Lurra« ^abat/»),' rrsokkurt » « : L. ^«^^'»eks LuokllLnäluv^; 0SrM>: tr S»LL»v«r: 6. §e/»ÜMier, ksrt, LsrUo-rrsolckurt s. N - StuUxsrtl DavLeckOo., Sswdurx l ^4ci. Ltriner. 8 »i»» u « x « d e r r LSoisl. Lipeäition äss vrosiioer ^ournol», Drssdsn, 2«inj»«rstrssW Ho. 80. Nachbestellungen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise von 3 M. angenommen für DreSde» bei der unter» zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für »S»ärtS bei den betreffenden Postanstalten. In DreSde» - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Albert» theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Kouiyl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Scheil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Güterverwalter Wilhelm Zeitz m Dresden das Ritterkreuz II. Classe des Verdienstordens zu ver lechen. Bekanntmachung, die Anmeldung der unfallversicherungspflichtigen Betriebe betreffend. In Gemäßheit 8 11 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 (Reichsgesetzblatt Teste 69) hat jeder Unternehmer eines unter 8 1 dieses Gesetzes fallenden Betriebes den letzteren unter Angabe des Gegenstandes und der Art desselben, sowie die Zahl der durchschnittlich darin beschäftigten versicherungs pflichtigen Personen bei der unteren Verwaltungs behörde binnen einer vom Reichsversicherungsamt zu bestimmenden Frist anzumelden. Diese Frist ist vom Reichsversicherungsamt auf die Zeit bis zum 1. September dieses JahreS einschließlich festgesetzt und von demselben wegen der Anmeldung auf den nachstehenden Auszug aus dem genannten Ge setze, sowie auf die beigefügte Anweisung hingewiesen worden. Indem Man Vorstehendes veröffentlicht, werden zugleich die zufolge Verordnung vom 19. dieses Mo nats als untere Verwaltungsbehörden bezeichneten Amtshauptmannschaften und Stadträthe angewiesen, in ihren Amtsblättern die Betheiligten auf gegenwärtige Bekanntmachung aufmerksam zu machen. Dresden, am 21. Juli 1884. Ministerium des Innern. Für den Minister: v. Einsiedel. Fromm. Formular für die Anmeldung. Regierungsbezirk Amtshauptmannschastlicher Stadtgemeinde- Bezirk Bezirk Anmeldung aus Grund des 8 11 pp. bis: Gasmotor rc. Auszug auS dem UnfallverficherungSgesetze. pp. pp. pp. (siehe Dcutscher Reichsanzeiger Nr. IKS bis: angehalten werden können.) Feuilleton Redigirt von Otto Banck. May Crocker. Roman von E. Lameron. Deutsch von A. Frenzel. (Fortsetzung.) In solchen Widersprüchen verging die Nacht und beklagte sie, wachend bis zum Morgen, ihr verlorenes Paradies. Als der Tag graute, telegraphirte sie an Miß Denham und erwartete auf der Station die Antwort; und als diese kam, benutzte sie den ersten Zug nach Llanwyn. Es war eine eigne Schicksalsfügung, daß May, welche vollständigen Frieden und völlige Zurück gezogenheit von einer Welt suchte, die nichtig und voller trüber Enttäuschungen war, in dem Haushalte ihrer gütigen alten Gouvernante einem Manne be gegnen mußte, der so stattlich und hübsch als Major Denham war. — „Unser Bruder, Major Denham, der jetzt bei uns wohnt." May betrachtete jetzt alle Männer in einem feind lichen Lichte; denn jeder Kummer, den sie im Leben erfahren hatte, war ihr von diesen bereitet worden. Hier, m dem Heim der stillen, alten Damen hatte sie wenigstens gehofft, von diesem störenden Elemente be freit zu sein! Major Denham indessen erhob die dunkeln Augen mir selten von seinem Teller, war schweigsam und außer der üblichen Höflichkeit, ihr die Speisen zu Anordnung die Ausführung der Bestimmung in 8 109 Absatz 1 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 betreffend; vom 19. Juli 1884. Zur Ausführung von 8 109 Absatz 1 des Unfall versicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 (Reichsgesetz blatt Seite 69 flg.) wird Folgendes bestimmt. 1) Unter der unteren Verwaltungsbehörde, sowie unter der Ortspolizeibehörde ist in den Städten, in welchen die Revidirte Städteordnuna ein geführt ist, der Stadtrath, im Uebrigen die Amts hauptmannschaft zu verstehen. Die höhere Verwaltungsbehörde ist die Kreis- hauptmannschast. 2) Die in 8 11 Absatz 3, 8 35 Absatz 2 und 8 82 Absatz 2 des Unfallversicherungssetzes bezeich neten Strafen fließen der Kasse der unteren Ver waltungsbehörde, welche dieselben verfügt hat, die in 8 85 Absatz 2 des erwähnten Gesetzes gedachte Strafe aber der Kasse der unteren Verwaltungsbehörde zu, in deren Bezirk der Bestrafte wohnt Dresden, am 19. Juli 1884. Ministerium des Innern. Für den Minister: v. Einsiedel. Fromm. Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft als Landes polizeibehörde hat die nichtperiodische Druckschrift: „Vorwärts!" Line Sammlung von Ge dichten für das arbeitende Volk. Heft 1. Zürich. Verlag der Volksbuchhandlung in Höttingen 1884. auf Grund von 88 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Social demokratie vom 2l. October 1878 verboten. Leipzig, den 22. Juli 1884. Königliche Kreishauptmannschast. Graf zu Münster. Gläsel. Mo auiMüjer Telegraphische Nachrichten. Schwerin, Donnerstag, 24. Juli, Abends. (W. T. B.) Der König und die Königin von Griechenland sind zum Besuche der großherzog lichen Familie hier eingetroffen. Paris, Donnerstag, 24.Juli, Abend«. (W.T. B.) Der Senat begann die Beratdung der Re- visionSvorlage. Liwn Say und Simon sprachen gegen dieselbe. Fortsetzung morgen. Der Präsident Gisvy ist mit seiner Fa milie heute Abend nach dem Jura abgereist und wird nach Paris zurückkehreu, wenn der Congreß zusammentritt. — Mehrere Abendblätter meinen, die Regierung werde den Senat auffordern, der Revision des Art. 8 der Verfassung, betreffend die Befugnisse des Senats in Kinanzangelegen- heilen, zuzustimmen; sollte der Senat dieses ab- lehnen, so würde vie Vorlage nicht an die Lepu- tirtenkammer zurückgelaugen. Paris, Freitag, 25. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bon gestern Ab nrs bis heute früh starben in Toulon 15, in Marseille 17 Personen an der Cholera. (Bgl. die Rubrik „Statistik und Volks- wirthschaft.") Rom, Donnerstag, 24. Juli, LbenbS. (W.T. B.) Bei dem preußischen Gesandt»« v. Schlözrr fand heute ein Diner Statt, zu welchem auch der EardinalstaatSsecretär Jacobini und der Unter- staatSsecretär Moceani geladen waren. Loudon, Donnerstag, 24. Juli, AbendS. (W. T. B.) Im Unterhause tbeilte der Premier Gladstone mit, daß heute eine Conferenzfitzung stattgefanden habe und daß die nächste Sitzung auf Montag anberaumt sei. Er hoffe, alsdann dem Hause Mittheilungen bezüglich der Conferenz machen zu können. In der heutigen Conferenzfitzung wurde über die von den französischen Delegirtrn gemachten Vorschläge berathen. Baring, welcher noch immer leidend ist, wohnte der Sitzung nicht bei. London, Freitag, 25. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Standard" zufolge wären die Ver treter Frankreichs und Englands mit dem Ent würfe eines temporären Budgets für Aegypten beschäftigt, welcher der Conferenz am Montag »orgelegt werden soll. Wenn die Conferenz diese« Budget gutheiße, werde England eine Anleihe zur Deckung der dringendsten finanziellen Bedürf- niffe Aegyptens garantiren. Die Reorganisation des ägyptischen Finanzwesen« auf einer dauernden BafiS se» bi« auf Weitere« verschoben. St. Peter«burg, Donnerstag, 24. Juli. (W. T. B ) In Gegenwart de« Kaiser« und der Kaiserin fand beute die feierliche Kiellegung de« Panzerschiffes „Admiral Nachimow" Statt. St Petersburg, Freitag, 25. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „RegierungSanzriger" ver öffentlicht einen Circularerlaß de« Minister« de« Innern, Grafen Tolstoi, welcher da« Circular- schre ben vom 16. Juni 188V in Erinnerung bringt, wonach die durch Preußen in« Ausland Reisenden ihre Pässe vorher durch die deutschen Cousuln in Rußland vifiren zu lassen haben. Dresden, 25. Juli. Die Zustände Oesterreichs wurden schon öfters an dieser Stelle zu schildern versucht und wiederholt wurde, vermöge zahlreicher Kundgebungen der Presse, dem Bedauern über die neuere politische Entwicklung Oesterreichs Ausdruck verliehen. Die Freunde Deutsch lands und des durch das Band der Stammesgemein- schast mit uns vereinigten deutsch-österreichischen Ele ments sehen mit tiefem Schmerz dieses letztere immer mehr zurückgedrängt und zurückgesetzt zu Gunsten frem der Nationalitäten. Und doch war das deutsche Ele ment Jahrhunderte lang der Culturträger in Oester reich, und wenn irgendwo das alte wahre Wort, daß die Staaten nur durch die Mittel erhalten werden, durch die sie gegründet sind, sich bestätigen dürfte, fo ist das mit Oesterreich der Fall. Kommt ihm doch als Staat keine Naturwüchsigkeit zu Gute, die sich etwas Außergewöhnliches erlauben darf. Anstatt in dessen das staatenbildende deutsche Element zu kräf tigen und mit voller Aufrichtigkeit die von Deutsch land ohne Rückhalt gebotene Hand zu erfassen, läßt man sich in der inner» Politik von einer unstaats männischen Voreingenommenheit gegen die sogenannten „factiösen" Deutschliberalen beherrschen. Man begreift nicht, daß für Oesterreich unendlich viel Wichtigeres auf dem Spiele steht, als der Sieg dieser oder jener Parteidoctrin. Ein drastisches Bild von den heutigen österreichischen Zuständen giebt in Folgendem einer der Wiener Mitarbeiter des „Hamburgischen Lorrespondenten". Wir theilen seine Auslassungen mit, indem wir wünschen möchten, daß sich seine am Schlüsse ausgesprochene Hoffnung in der That als bald bewähren möchte. Derselbe schreibt unter dem SO. Juli: „Immer schärfer sondern sich die Nationalitäten in Oesterreich von einander ab — Oivoeeons, Schei den wir uns, scheint das politische Feldgeichrei gewor den zu sein. Es ist eine Zeit für Oesterreich ange brochen, wie wir sie in den ersten Versen von Ovid's Metamorphosen, da, wo. von dem Chaos vor Erschaf fung der Welt die Rede ist, geschildert finden: „Ob- stubLtgu« »liis »liuck, guin eorpor« in uuo trißiäu pu^nabaut^ ealiäi», lluwentin sieois, mollia cuw ckuris, «in« pvnäsr«, llabentiu ponäus." „Das Eine stand dem Andern entgegen, weil in einem und dem selben Körper daS Kalte mit dem Warmen stritt, das Feuchte mit dem Trocknen, das Weiche mit dem Har ten, das Leichte mit dem Gewichtigen." In einem und demselben Staatskörper, in dem seit dem Aus gleiche mit Ungarn entstandenen- engern Oesterreich, steht der eine Volksstamm dem andern feindseliger gegenüber, als der Franzose dem Deutschen oder der Russe dem Türken. Der Tscheche kämpft mit dem Deutschen, der Pole mit dem Ruthenen, der Italiener des Küstenlandes mit dem Slowenen, der Deutsche in Steiermark und Krain mit dem dortigen.Slowenen, der Serbe Dalmatiens mit dem Kroaten, oer Wälsche in Südtirol mit dem Deutschen in Nordtirol. Es ist der wahre Hexensabbath, und da Keiner mit dem An dern in demselben Hause, unter demselben Dache fried lich auszukommen vermag, so nimmt sich eine jede Rationalität die österreichische Landkarte her, radirt die bisherigen Ländcrgrenzen aus und zeichnet eine ganz neue Eintheilung des Kaiserstaates und ganz neue Provinzen hin. Auf der einen Seite will der Slowene von Steier mark die slawischen Landestheile wegschneiden und sie mit Krain und einem Theile Kärnthens und des Küsten landes zu einer neuen Provinz „Slowenien" vereinigen, auf der andern Seite verlangt der Deutsche in Böh men die Zweitheilung des Königreichs nach Nationa litäten, mit einem eigenen Landtage und einer eigenen Verwaltung für die Deutschen und einem zweiten Landtage und einer besonder» Verwaltung für die Tschechen, und soeben meldet sich auch das italienische Südtirol, das Trentino, und fordert für sich die Los- trennung von Nordtirol, zu dem es in Zukunft in ein ähnliches Verhältniß gebracht werden soll, wie Kroatien zu Ungarn. Wie sehr Ernst es den Dentschböhmen mit ihrer Forderung nach einer Art Ehescheidung von den Tschechen ist, davon hat man im Auslande und hatte man bisher selbst in Wien kaum eine Vorstel lung. Erst durch die Abgeordneten, welche ihre Wahl bezirke in Nordböhmen bereist haben, ist es bekannt geworden, wie stark die Strömung ist, welche darauf gerichtet ist, das Tifchtuch zwischen den Deutschen und den Tschechen vollends entzwei zu schneiden. Im nächsten Jahre sind die allgemeinen Neuwahlen für den Reichsrath, und die erste Bedingung der Wieder wahl, welche die deutsch-böhmische Bevölkerung an ihre bisherigen Vertreter im Abgeordnetenhause stellt, ist die, daß sie sich ausdrücklich verpflichten, für die Zwei theilung Böhmens einzutreten, eventuell dem ReichS- rathe den Rücken zu kehren. Dieses Verlangen nach Zweitheilung dehnen die Deutschen folgerechter Weise auf alle Landeseinrichtungen aus, so zum Beispiel auf den Landesculturrath (eine Art volkswirthfchastliches Parlament des Königreichs Böhmen), bei dessen nahe bevorstehendem Zusammentritte sie Strike machen wer den. Diese Enthaltung im Landesculturrathe kann zugleich als Vorläufer der Enthaltung im böhmischen reichen und ihr Glas zu füllen, bemühte er sich nicht um sie. Nach den Mahlzeiten verließ er meistens das Haus, machte einen Spaziergang oder eine Promenade durch den Garten und zog sich dann zu May's großer Beruhigung auf sein Zimmer zu rück. — — Zu Dorrington herrschte nach May's Verschwinden die größte Verwirrung. Einige Stunden lang mochte Niemand in der Familie daran glauben, daß sie wirk lich entflohen sei. Man meinte nur, sie sei vielleicht nach dem Pfarrhause gegangen oder habe nur einen Gang durch den Park gemacht. Denn es wurde an genommen, irgend Etwas, Niemand wußte natürlich was, habe sie geärgert und zu dem Entschlusse ge bracht, nicht zu tanzen. ES war unmöglich, den Gästen diesen Zwischenfall mitzutheilen und sie indirect zum Aufbruch zu veran lassen; denn man hätte dadurch nur Klatsch und Aergerniß hervorgerufen und später wahrscheinlich keinen genügenden Grund gefunden, die Sache harm los zu erklären und richtig einzukleiden. May's Ab wesenheit und das verstimmte Aussehen der ganzen Familie verrieth jedoch Allen sehr bald, daß etwas Unerwartetes und Unangenehmes geschehen sei. Das Fest endete denn auch ungewöhnlich früh, zumal die Gastgeber in keiner Weise ihre Gäste zurückzuhalten versuchten. Unverkennbar gereichte es ihnen zur Er leichterung, als diese sich allmählich entfernten. „Ich versichere Sie", erklärte Mr. Bevan, „sie ist verschwunden —, spurlos verschwunden! Wie? — daS ist noch ein Räthsel. Sie hat Dorrington un zweifelhaft über Bord geworfen; man merkt eS dem armen Burschen an!" Diese Ansicht wurde von allen „Kameraden" ge- theilt. Harold's Sorge und Angst steigerte sich am fol genden Tage zu wahrem Schrecken. Denn May war nicht zurückgekehrt und auch nirgends zu finden; Niemand hatte sie gesehen. Auch nicht dte Beamten aus der Station vermochten Auskunft zu geben: es waren mit den Abendzügen viele Leute angekommen und abgefahren; denn die Fest lichkeiten im Herrenhause hatten zwischen Wormington und Dorrington lebhaften Verkehr gebracht. Der Billeteur war überdies ein Fremder und erst kürzlich in seine Stelle eingetreten; ihm war keine einzelne junge Dame besonders aufgefallen. Es hatten — so viel er wußte — zwar verschiedene Damen Billets ge löst, aber wohin, dessen konnte er sich nicht erinnern. Der Stationsvorsteher hatte Miß Crocker nicht bemerkt, und die Angaben der Portiers waren widersprechend: der Eine meinte, er habe eine junge Dame in den Zug nach Wormington einsteigen gesehen und der Ge stalt nach könne das wohl Miß Crocker gewesen sein, der Andere dagegen stellte das entschieden in Abrede. Er behauptete, mit diesem Zuge sei, mit Ausnahme der alten Mrs. Biggs, der Mutter des LöwenwirtHS, welche an diesem Tage ihren Sohn besucht hatte, über haupt keine Dame abgereist. Harold, bleich wie der Tod, traf Anordnungen, den Fluß auszuschlemmen, und den ganzen Tag über waren Vater und Sohn draußen, um dieses traurige Geschäft zu überwachen, aber natürlich ohne Erfolg. „Ich bin überzeugt, Alice", sagte Harold ver zweifelt, „sie ist verunglückt. Sie muß in der Dunkel heit hinausgegangen und an daS Ufer gerathen und ausgeglitten sein. Anders vermag ich ihr Verschwin den mir nicht zu erklären." Alice war jedoch anderer Ansicht. „Sagte ich es Dir nicht, Gustchen", machte sie ihrer älteren Schwester Vorhalt, „daß sich etwas Schlimmes ereignen würde, wenn Du Rosie in das Haus brächtest, um mitzuwirken?" „Aber Alice, Du bist thöricht!" Und für Auguste, welche den Zusammenhang der Dinge nicht kannte, mußte ja auch eine Beziehung zwischen May's Verschwinden und Rosie's Jessica un erklärlich sein. „Ich begreife May's Verschwinden auch nicht, aber was Rosie damit zu thun haben soll, verstehe ich ganz und gar nicht! Glaubst Du etwa, sie habe sie ermordet?" Selbst das erschien Alice nicht so unmöglich. Im Laufe des Vormittags bemerkte sie die kleine, schöne Hexe am Ende der Ulmenallee und ging ihr entgegen, aber Rosie wendete sich ab und eilte fort. Das theilte Alice ihrem Bruder mit. „Verlasse Dich daraus", sagte sie, „Rosie weiß von May; ich bin überzeugt, sie hat m irgend einer Weise ihr Verschwinden verlchuldet"; und zögernd fügte sie hinzu: „sie hatte Ursache, ihr Böses zu wünschen." Harold erröthete, aber er fragte nicht, woraus diese Ansicht süßte und Alice selbst erklärte es ihm nicht; denn sie schämte sich um ihres Bruders Willen. Harold apostrophirte Miß Wood in Gedanken in einer Weise, die nicht w»edergegeben werden kann. Er begriff vollkommen, daß Alice Recht hatte und ging nach Tisch in das Dorf hinab, uv Rosie über
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview