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Dresdner Journal : 16.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-16
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1884
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^191 Sonnabend, den 16. August. 1884 4boo»«»«»t»pr<t»: DreMerAourm! Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ,^v»«d. e. »rttl- s" ik >rU» <V 1», tU»«- «i„» »d«»4» A»»—rd»Id U», 6«ot»<:U«ll L»ioüo, tritt ko«t- ru»ck ü' :i- 1» U»»»»» »«»«XL»» L«i«L« j iLürllvl»; .... 10 von ich: ^>-0*1»- So»»». ». », i. kl»»» I»t»> »d»»4, , k-a» langen, so lange sich dieselben den offenkundigen und allgemein festgestellten Thatsachen anpassen. In dieser Beziehung dürste sich insbesondere in Rücksicht auf »,»,«»<>» »ock»»- >Ut» (a. sc»oL«> 6^S, VI«» - Vi,» j. ».»», «»!>»-» <» di» — 1^»»- » 7^S. Look»» >d«o (d. Dat Journal „de St. P-ter-bourg" meldet, anläßlich der am S. d. Mtt. in Kowuo vorgekom- meven Au-schreituogen gegen dir Juden habe sich der Gouverneur von Wolhynien persönlich nach Kowno begeben. die kürzlich in Ischl stattgehabte Zusammenkunft der Monarchen beider Reiche, wie unS die „Neue Preu ßische Zeitung " zutreffend zu folgern scheint, ergeben, daß die beiden Staatsmänner dadurch, „daß sie in persönliche Berührung treten, den neuerlichen Beweis liefern, wie sehr es in ihrer Absicht liegt, die durch das unverbrüchliche Bündniß gewährleistete gemeinsame Politik in Allem und Jedem auf gleicher Linie zu halten." „Nichts ist natürlicher", sagt in demselben Sinne das dem Wiener auswärtigen Amt nahestehende „Fremdenblatt", „al- daß es in dem Entschlusse so wohl Deutschlands als Oesterreich-Ungarns liegen muß, das bestehende Bündniß nicht nur fortzuführen, zu vertiefen, immer mehr mit den Lebensbedingungen beider Staaten verwachsen zu lassen, sondern auch nach außen hin bei jeder sich darbietenden Gelegenheit zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen, sowie erst die im besten Sinne demonstrative Bedeutung, welche der jüngsten Monarchenzvsammenkunst in Ischl von der öffentlichen Meinung ganz Europas zuerkannt wurde. Denn allerdings dringt es mehr und mehr in das öffentliche Bewußtsein, daß der zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn geschlossene Bund nicht blos von dem Bernunftstandpunkte einer mehr oder weniger dauerhaften Verflechtung ihrer Interessen zu beurtheilen ist. Mit der Dauer dieses Bundes ist man des geistigen Spiele- der Kräfte gewahr geworden, das in ihm waltet. Man sieht ihn erfüllt von jenen Un wägbarkeiten des beiderseitigen Volkslebens, welche, an sich unwägbar und unmeßbar, doch alle Beziehungen dieses politischen Verhältnisses sättigen und durch dringen. Deutschland und Oesterreich-Ungarn stehen einander näher, als irgend emem dritten Staate. Ihre politische Verbindung findet den mächtigsten Rückhalt in den Gesinnungen ihrer Völker, m den vollen Empfindungen gegenseitigen Vertrauens und Wohlwollens. Die herzliche und warme Freundschaft ihrer Souveräne krönt dies Verhältniß. Niemals waren so zahlreiche und so fortwirkende Bedingungen kill ä«L ksuw «m«r l'»Ut»«ll« 10 kL vatsr „LiLgsEiät" äw 2«I« iw kl 8« urul iw H Lr»vb»tt>»» r TA^lioü mit Au«u»üw« clsr 8o»»- koisrt»^» Akvnck» Kr <l«» kol^vocks» Beilage. Börseunachrichteu. -0 N di«-. Lu»»«l-o U--m»«rv, iv kt. Amtlicher Theil. Dre-den, 15. August. Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, Prinzessin Ma thilde und die Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Max sind gestern Abend 10 Uhr von Nürnberg kommend hier eingetroffen und haben Sich nach Hoster witz begeben. gegensehen. Nicht in letzter Linie wird sich diese Ge- nugthuung auch auf das persönliche Verhältniß der beiden Staatsmänner erstrecken müssen. Der Besuch von Varzin vollzieht sich unter allen Zeichen ihrer herzlichen gegenseitigen Sympathien, warmen Wohl wollens, aufrichtig freundschaftlicher Gesinnung. Auch das ist ein Unterpfand mehr für die glückliche Lösung jener Ausgaben, die an Deutschland und Oesterreich- Ungarn herantreten können. Die Einmüthigkeit der beiden leitenden Minister, das Vertrauen und die rück haltlose Offenheit, die sie sich entgegenbringen, sind nicht hoch genug zu würdigende Factoren für die Fort führung des Friedenswerkes, das aus der gemeinsamen Politik Oesterreich-UngarnS und Deutschlands empvr- gewachsen ist und als die segenbringendste politische Erscheinung unserer Zeit betrachtet werden muß." Es kann selbstverständlich den beiden Staatsmän nern an Gegenständen für ihren Meinungsaustausch nicht fehlen. Die politischen Thatsachen liegen offen kundig vor und wir dürfen uns mit ihnen beschäftigen, ohne allzugewagte Behauptungen aufzustellen. Eine erhöhte Wichtigkeit hat neuerdings durch mehrere an scheinend weniger bedeutende Vorgänge die orienta lische Politik erlangt. Die ägyptische Frage lastet allerdings nicht mehr, mit ihrer vollen Schwere aus den Schultern der Centralmächte. Sie ist, wie das „Fremdenblatt" versichert, „wesentlich eine Frage der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Eng land. Jedenfalls glauben wir zu wissen, daß die Sommerbegegnung des Fürsten Bismarck und des Grasen Kalnoky lange feststand, noch ehe die Contro- verse beider Staaten die scharfen Formen angenommen hatte, in welchen sie sich heute befindet. Die Krisis des Nillandes und die politischen Consequenzen, die sich daran knüpfen, können in den Besprechungen von Varzin eine Stelle finden, aber sie haben diese sicher lich nicht hervorgerufen." Allein in anderer Beziehung hat sich eine für beide Reiche wichtige Aenderung im Orient vollzogen. Die Annäherung zwischen Großbritannien und der Türkei, die bereits auf der verflossenen Conferenz deut lich zu Tage trat, ist wie der „Kölnischen Zeitung" gemeldet wird, auch in der Streitfrage wegen der Ver stärkung des internationalen Gesundheitsamts in Kon stantinopel durch 7 türkische Mitglieder wieder zum Ausdruck gelangt. Wie das erwähnte Blatt aus diplo matischen Kreisen vernimmt, hat sich der englische Bot schafter bei der Pforte in diefer Angelegenheit von den Vertretern der anderen Großmächte getrennt und sich deren gemeinsamem Einspruch gegen die den be stehenden Verträgen widersprechende Maßregel der Pforte nicht angeschlossen. Ueberhaupt ist in der Stellung des britischen Jnselreichs zu den Mächten des Festlands, Deutsch land insbesondere, neuerdings eine Wandlung einge treten, welche auch in officiösen Stimmen wiederholt deutlich zu erkennen war. Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" enthielt in dieser Beziehung mehrfache Kundgebungen und brachte erst gestern wie der einen sehr entschieden gegen die englische Politik sich kehrenden Artikel. Er lautet im Wesentlichen: Die „Times" setzen in il,rer Nummer vom 7. d. MtS. unverdrossen ihre Hetzereien fort. Die Verstim mung deutscher Blätter über englische Unfreundlich keiten giebt dem Blatte Anlaß, uns' als übellaunig zu bezeichnen und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß dieser „Anfall" bald vorübergehen werde: „Es sei schwierig, Leute zu befriedigen, welche Den verachten, der ihnen nachgiebt, und Den anmaßend nennen, welcher es nicht thut." Es giebt keinen ungerechter» Vorwurf gegen eine Politik, welche, wie die deutsche, Äjichts er strebt, als die Vertretung berechtigter Interessen ihrer Reichsangehörigen und die Wahrung der Rechte deutscher Souveränetät auf dem Fuße der Gleichheit mit allen anderen Staaten, England nicht ausge- schloffen. Wir wissen nicht, wo England sich jemals nachgiebig gegen uns gezeigt Haden sollte, wohl aber wissen wir, daß Deutschland seit Jahren die englische Politik in der uneigennützigsten Weise unterstützt hat, ohne dafür etwas Anderes zu ernten, als übelwol lende Behandlung seiner überseeischen In teressen nicht nur von Seiten Englands selbst, son dern auch von dessen Colonialregierungen. Die deutsche Frage, ob England Anspruch auf Angra Pequeüa be sitze, hat das Cabinet von St. James 8 Monate lang unbeantwortet gelassen und das Vorgehen der Lapregierung, welches bezweckt, das Aufkommen deutscher Niederlassungen in Afrika zu hindern und die Existenzbedingungen derselben zu verschlechteru, scheint bei den australischen Colonien Englands Nach ahmung finden zu wollen. Die Colonien beuten die Suprematie ihres Mutterlandes zur See aus, wie sie können, und behandeln es ihrerseits als Anmaßung, wenn Andere gleiches Recht und gleiches Licht mit ihnen beanspruchen. Wir dagegen haben niemals Den jenigen verachtet, der uns nachgiebt, und erklären für anmaßend nur Solche, welche uns ungerecht behaitdeln. Wenn Deutschland in seiner Gewissenhaftigkeit sich hat versichern wollen, ob ihm unbekannte englische Rechte auf Angra - Pequera beständen, so war das eine Höf lichkeit, wie sie die Regierungen befreundeter Mächte unter einander zu üben pflegen, und ein Ausfluß der traditionellen Vorliebe der Deutschen für die Freund schaft Englands. Sobald aber derartige Freundschaften nur einseitige sind, so müssen sie aus Mangel an Nahrung zu Grunde gehen, und wenn die „Limes" annehmen, daß „der Anfall vorubergehen" wird, so sehen wir darin den Ausdruck ihrer Ansicht, daß Eng land feine bisherige Behandlung deutscher Interessen in fremden Welttheilen ändern werde. Sollte dies nicht geschehen, so dürfte im Gegentheil Das, was die „Times" einen „vorübergehenden Anfall schlechter Laune" nennen, sich zu einer dauernden Verstim mung herausbilden. Die deutsche Politik, davon sind wir überzeugt, wird auch in Zukunft den Grund satz verfolgen, Freund ihrer Freunde und Gegner ». >r, lod^». i, Id»«d- ic»»»»- , uv»- r»t» 7, — I«. >»-ri, >»». 77, o»»- » HU», »» 3.t0 »» Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 15. August, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Gras Kalnoky, ist heute früh 8 Uhr 5 Min. hier eiugetroffen uud um 8 Uhr 30 Miu. nach Larzin weitrrgrrrist. Pari-, Donnerstag, 14. August, Abends. (W.T.B.) Nachdem in der Depatirtrnkammer noch die Leputirten Lalande und Blancsud- über die Handel-intereffeu Frankreichs in Hinteriudiev ge sprochen hatten, wurde die Weitrrderathuag der Creditforberung für Tonkin vertagt. Der Minister des Ackerbaues, Meline, brachte hrnte im Bureau der Kammer den Gesetzeutwurf, betreffend die Erhöhung des EiugaugSzolleS für fremde- Lieh, ein. In dem Entwürfe wird vor- geschlagen, den Eingang-zoll für Ochsen von 15 auf 25 Fres, zu erhöhen, denjenigen für Stiere und Kühe von 8 auf 12 Krc-., für Hammel vou 2 aus 3 KreS., für Lämmer vou 0,50 auf 1 Fr., für Schweine von 3 auf 6 KrcS. und für gesalze nes Fleisch vou 4,50 auf 8,50 ArcS. London, Freitag, 15. August, (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie der „Daily Telegraph" wissen will, soll bei Helgoland ein englisches Kanonenboot zum Schutze brr Fischerei staUonirt werden. St. Petersburg, Freitag, 15. August. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Lie russische „St. Petersburger Zeitung" erfährt, daß nach der m»t Oesterreich ab geschlossenen Eonveutivn die Gerichtsbehörden und die Staatsanwaltschaft des Grricht-bezirks War- schau mit den Gerichtsbehörden der Krakauer und Lemberger Gerichtsbrzirke künftig in allen Civil- und Strafsachen direcl zu verkehren haben. Dre-den, 15. August. In Varzin findet heute die Zusammenkunft zwischen dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarck und dem österreichischen Minister des Aeußern, GrafenKalnoky Statt. Der Besuch des österreichischen Ministers bei dem deutschen Reichskanzler erregt selbst verständlich die allgemeine Aufmerksamkeit; denn es kann bei den zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn bestehenden innigen Beziehungen nur von dem höchsten Werthe für beide Reiche fein, wenn die lei tenden Staatsmänner derselben in persönlichem Ver kehre und freiem gegenseitigen Meinungsaustausche einander nahe treten. WaS sich in Varzin vollzieht, bleibt allerdings vorläufig der Kenntniß des großen Publicums verborgen und waS über den Zweck und die Bedeutung der Zusammenkunft veröffentlicht wird, gehört in das Gebiet der Conjectur. Doch steht eS der von der Publicistik geübten kritischen Vergleichung der vorliegenden ZeitungSstimmen immerhin frei, sich in Muthmaßungen zu ergehen. Es bleibt im Weitern dem Leser überlassen, wie weit er diesen Unterstellungen und Hypothesen Glauben schenken will. Sie werden, Lfantkt-tt«-, Ooww^ionLr ä«, Vrvrüllvr ^ourv»l»; L»»»d»rU N»rN» - Vi«» >r»»i»a ». N.: <S L»rUL-Vi»o ». N.-NÜLedsv: N«rU»: A Nr»»I»»: L L»»7«a«t <H>! Labatk-; ». N : NVrUt»: B 6. k»rt» 0»rU» rr»»KNir» »- H - 6o., NluodLiL: Ali. ll » r » a 8 x « d » r r 8ülli«l. Lipväition <le» l)r««ckoer ^ovriutt», Oro«!«!», 10. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Neue Preußische Zeitung. Frem denblatt. Kölnische Zeitung. Norddeutsche Allge meine Zeitung. Weser-Zeitung. National-Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Wien. Paris. Versailles. London. Kopenhagen. Konstanti nopel.) Betrieb-Übersicht der königl. sächs. Staatseisen- bahnen pro Monat Juli d. I. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichtrn. (Leipzig. Pirna.) Ungluck-fälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Volk-wirthschaft. Kirchrnuachrichtev. TageSkalrnder. Feuilleton. Telegraphische Witterung-berichte. Inserate. sür die unerschütterliche moralische Bereinigung zweier großer Reiche gegeben. Und diese Vereinigung dient wie den besonderen Interessen Deutschlands und Oesterreich-UngarnS, so den allgemeinen Interessen Europas. Sie ist gegrün det auf die Achtung fremder Rechte und die Behaup tung der eigenen. Sie wehrt der Friedensstörung und sie ist eifrig bemüht, alle jene Kräfte zu fördern, welche zum Schutze der Ruhe und der Rechtsordnung des ContinentS zufammenwirken. Auch hieraus und gewissermaßen principiell geht hervor, daß Graf Kal noky ebenfo wenig active politische Zwecke für die Varziner Auseinandersetzungen in Aussicht genommen haben kann, als Fürst Bismarck; denn wenn irgend etwas in der Thätigkcit diefer beiden Staatsmänner erkennbar hervortritt, fo ist es gerade die Sorge um die Hintanhaltung von Actionen, die zu europäischen Verwicklungen führen und die nähere oder entferntere Gefahr der Friedensstörung in sich bergen könnten. Welche geistige Arbeit auch in Varzin verrichtet wer den mag, sie wird der Sache des Friedens dienen. Sie wird zugleich auch die Bande noch fester schürzen, welche Deutschland und Oesterreich-Ungarn verbinden; nicht als ob eS dazu irgend welcher Abmachung be dürfte; aber die vertrauensvolle und offene Erörterung der europäischen Gesammtlage und der concreten In teressen Deutschlands und Oesterreich-UngarnS kann der Natur der Sache nach nur dazu führen, die innere Verwandtschaft und den ParalleliSmuS dieser Interessen ii. — >,«, » I^I»»iU neuerdings in den Vordergrund zu rücken. So darf wie alle Hypothesen, eine gewisse Glaubhaftigkeit er- man der Zusammenkunft des Grafen Kalnoky mit dem langen, fo lange sich dieselben den offenkundigen und Fürsten Bismarck mit freudiger Genugthuung ent- 'N v FcMcluu. Redigiri von Otto Banck. K. Hoftheatrr. — Altstadt. — Donnerstag, den 14. August, wurde Verdi's Oper „Der Trouba dour" gegeben. Frl. Tenner gastirte darin als Azucena, Hr. Luria als Graf Luna. Die Rolle der Azucena, die Aufgabe einer charak teristischen Zeichnung und eines ergreifenden Aus drucks in den qualvoll und leidenschaftlich auSbrechen- dem Affecte dieser Figur ist eine noch zu bedeutende für Frl. Tenner. Aber in Rücksicht ihrer Anfänger- schaff auf der Bühne war ihre Leistung eine über raschend gute, sowohl in musikalisch sicherer GejangS- auSführung, als in talentvoller Darstellung und in warm empfundenem Ausdruck des Vortrags. Hin- sichttich des letzter» wird ihr die allmähliche Aneig nung eines festern energischen Tonansatzes für scharfe belebende Accente, die einer mannichfaltigen Ton färbung, sehr förderlich werden. Der Erfolg des Hrn. Luria gestaltete sich als Graf Luna nicht günstiger. Der durch falsche Tonbildung trübe, schwülstige Klang feiner Stimme macht seinen Gesang unklar und läßt auch das Löbliche, was er darin giebt, nicht zu ange nehmer Wirkung kommen. Die ganz vorzügliche GefangSauSführung deS Hrn. Riese al- Manrico ist bekannt. Ihr schloß sich die sehr lobenSwertbe Leistung de- Frl. Friedmann (Leonore) an. Diese Sängerin hat ua Laufe ihrer hiesigen Thätigkeit an Wärme des Ausdrucks und Noblesse des Stimmklangs wesentlich und in sehr an- erkennenSwerther Weise gewonnen; sie würde aewiß die Wiedergabe dieser Partie durch sorgsamere Beach tung der Accentuation und seiner Nuancen der Be wegung noch künstlerisch steigern können. Vortrefflich und zu großem Vortheil der ersten Scene fang Hr. Jost den Ferrando und auch die Besetzung der kleinen Rolle der Vertrauten ist als ein Gewinn zu er wähnen." L. B. May Crocker. Koman vou E. Tameron. Deutsch von A. Frenzel. (Fortsetzung.) In ihrem Entsetzen glaubt sie, daß ihr derselbe auf der Seite entgegenkommt, auf der sie sich be findet, und verzweifelnd, schreiend, zu Tode ge ängstigt, versucht sie zurück und nach der andern Seite zu eilen, während das Ungethüm erbarmungs los heran saust. Ein wilder Schrei, ein leichter Ruck und der Expreßzug eilt aus der Tunneltiefe wieder hinaus in die Stille der Nacht und trägt Harold Dorrington seines Weges weiter nach Llanwyn. Von Rosie Wood hörte Niemand wieoer. Einige Arbeiter, welche die Linie auSzubessern hatten, fanden am folgenden Tage eine Verunglückte, deren Gesichtszüge nicht mehr zu erkennen waren. Erst nach Verlauf einiger Zett wurden die von den Behörden aufbewahrtcn Kleidungsstücke derselben von Lady Harriette North al» Eigenthum Rosie Wood'», ihrer vermißten Scunmeljuugfer, recoguoScirt. 30. Kapitel. Wie sie ihn zurück gewann. Als Alice Dorrington sich nach der Adresse May Crocker's erkundigte, hatte man ihr gesagt, daß die junge Dame im Denham'schen Hause auf dem Anger wohne. Alice war erröthet und erschrocken bei dem Klange dieses einst vertrauten Namens und wandte sich zögernd dorthin. „Ob eS wohl Verwandte sein können?" dachte sie. „Wie sonderbar, daß ich wieder auf diesen Namen treffe. Aber ist eS nicht thöricht, mich durch einen fo geringfügigen Zufall auffegen zu lassen? Es giebt gewiß sehr viele Leute in der Welt, welche den Na men Denham führen." Und doch klopfte ihr Herz heftiger und sie schalt sich ein recht thörichtes Mädchen. May war hinauf in ihr Zimmer gegangen, um sich zu Tische anzulleiden. Sie hatte keine Eile; sie lehnte in ihrem Stübchen am Fenster und sah müßig auf die Bay; sie fühlte sich einsam und betrübt. Da kam Alice den kleinen Pfad von der Land straße nach dem Hause herauf. May traute ihre» Augen nicht; und doch — es war Alice, ganz gewiß! WaS führte sie der? May'S Herz schlug laut und sie wurde abwechselnd roth und blaß bei der unerwar teten Erscheinung der Schwester des Geliebten; dann erfüllte sie aber plötzlich ein anderer Gedanke — Lionel! Er war unten im Besuchszimmer allein, denn die Miß Denham's waren beide noch mit ihrer Toilette beschäftigt und gebrauchten dazu, wie May aus Er fahrung wußte, immer ziemlich lange Zeit. May flog die Treppe hinab und fing das Haus ¬ mädchen gerade noch, als sie aus Alice Dorrington's Schellen die Hausthüre öffnen wollte. „Es ist eine Dame, die mich besuchen will", sagte sie zu ihr. „Führen Sie dieselbe in das Empfangs zimmer und sagen Sie ihr, ich sei beim Ankleiden, würde aber sehr bald erscheinen; ich ließe sie bitte», Hut und Mantel abzulegen und mich zu erwarten. Und dann eilte sie wieder die Treppe hinauf und fetzte sich dort auf die oberste Stufe, so daß die Miß Denham's ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung nicht hinunter konnten. DaS Besuchszimmer war durch einen Flachbogen und schwere Portieren in zwei Räume — eineu größeren und einen kleineren — getheilt. Lionel Denham, aus seiner Krankheitszeit her und auch da durch, daß er der einzige Mann im Hause war, etwas verwöhnt und gehätschelt, hatte es sich bequem gemacht und in dem zweiten, kleinen Raum sich behaglich auf einem niedern Diwan ausgestreckt. Er hatte noch Zeit, sich anzulleiden, bis die Damen herunter kamen, denn seine Toilette nahm sehr wenig Zeit in Anspruch. Unterdessen träumte er vor sich hin. Die Dämme rung war eingetreten, und es war zum Lesen zu dunkel und um Licht anzuzünden noch zu hell. Alice trat in das Zimmer ein — Major Denham hörte es nicht — und ging an das Fenster und sah hinaus in den milden, sriedlichen FrühlingSabend, in die Gluth und den Glanz der vom Horizont rasch ver schwindenden Sonne. Sie dachte daran, wie Harold'S Geschick sich so schnell günstiger gestaltet hatte und überlegte, was sie May wohl zu sagen habe. May blieb aber entsetzlich lange au». — Das Piano stand offen uud darauf lagen einige Roten eufgejchlagen
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