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Dresdner Journal : 23.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-23
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1884
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H1S7. Somabenk, dm N. August. 1884 4do»eM»at»prel» r Hdriioki .... 18 K»rK. ^M»rUcd: 4 U»r» öv kk. HiuiunsrD! 10 ?L 4«—r^«1d ä», ä«ot»ol»«o k«»cl»vi tritt?<xt- aoä Ltviup^Iruictil»^ Ku»»». st, ä«o L»vu» «i»«r ^v»p»It«»«o 40 kL v»t»r „Lü»^»»»»ät" äl« 2oU« Ü0 ?k. ö«» TTl>«ll«i»- ui»ä 2i8srv»»t» 80 H AaÄekl»^ Lr»ed«loeo: sAEUol» mit ArliQ»tuv« ä«r 8o»u>- a»ck k'msrt»-» Adeoä, Kr äsn kol^vnö«» 1»^. Dres-mrIomnal. Verantwortliche Redactioa: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. tQ»er»t«u»«»L»Uiu« »u»vkr1»r l^tpAt,: n. 6omrui«»ooLr ä«, Orexiuor ^ourmtt»; L»»d»rU >«rU» Vt« L»tp«tU >—»l kr»Lk1vrst ». <4 ttoAitf, I«rUL-Vt«» Lu»diir,. kr»U-I^ip«tx U. ». »üacd«»: 2ko»«e,' S«rU»: /->vaticj««äant, >r«w«i»: L. Kc^tott«, >r»,I»a: T L'ta»A««'i L^«a^ (Uri Xadat^),- knulkkurt ». » : F). üuokd»ll6I<iQss; VSrUU: L»»»»v«r: 6. §<Aü«i«', K»rt» >»rM» rnu»Kkiu4 »c. » It»tt4»rt - Da-öe <4 6o., S»a»durI: Art. St«»»«'. N»r»u,U«der, Köoiel. Liperlittov 6e» Vrsxtovr ^ourmU», Vrvxieo, /vjntk«r,tra»»« tto. 8V. Amtlicher Scheil. Dresde», 16. August. Se. Majestät der König haben Allergwidigst zu genehmigen geruht, daß der Lehrer und Kantor Gustav Adolf Schönrich in Johanngeorgenstadt die ihm von Sr. Hoheit dem Herzog von Sachfen-Loburg und Gotha verliehene goldene Verdienstmedaille des Herzoglich Sachsen- Ernestinischen HauSordenS annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telezraphtsche Nachrichten. Wien, Donnerstag, 21. August, Abends. (Tel. d. Boh.) Das Kronprinzenpaar schwebte heute Mittags iu ernster Gefahr. Lon Bruck in der Station Himberg angekommen, fuhr da-Kron- priuzenpaar im Wagen nach Laxenburg. Auf Befehl des Kronprinzen bog der Kutscher zur Abkürzung der Fahrt bei Lanzendorf auf einen Seitenweg ein. Auf demselben ragte plötzlich dir Stange eine- Wltseuschrankeus hinein. Der Kutscher wollte aus- weichen, wobei eines der Hinteren Räder zwischen die Schranken grrirth, worauf der Wagen um- stürzte, das Kronprinzenpaar herauSfiel und der Kutscher, sowie der Leibjäger vom Bocke geschleu dert wurden. Der Kronprinz erlitt an der rechten Hand eine leichte Hautabschürfung; die Kron prinzessin kam mit dem Schrecken davon, während der Kutscher einige Hautabschürfungen erlitt. Da die Pferde stehen blieben, trat kein weiterer Uu- fall ein. Das Kronprinzenpaar fuhr dann in einem andern Wagen fort. Wien, Freitag, 22. August, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dorn'- „Bolksunrthschft- liche Wochenschrift" meldet, daß die Ausführung des PlaurS, 4 österreichisch ungarische Kriegsschiffe zur sprcirlleu Berücksichtigung der rommerziellen Interessen zu entsenden, unmittelbar bevorstehe. Gube August verlassen dir Corvetten „Helgoland", „Aurora", „FrundSberg" und „Saida" den Central- Hafen (Pola. Die Red.) mit Instructionen zur be sonder» Wahrnehmung der handelspolitischen und consularischeu Interessen. Nach einer Meldung der „Presse" theilte die TtaatSbahngesellschaft den preußischen Staat-- bahuen namrnS der österreichisch ungarischeu Bah nen mit, daß letztere gezwungen seien, die Zu stimmung zur Einführung des neuen rumänisch- deutschen Eisenbahutarifs zurückzuziehen, weil die rnmäuischeu Bahnen die Zustimmung zur Ein- führuug deS auf gleicher Grundlage entworfenen und bereits publicirlen österreichisch - rumänischen Laris- verweigern. Paris, Donnerstag, 21. August, AbrndS. (W. T. B.) Die „Agrnce Havas" veröffentlicht folgende Note, welche den Abbruch der diplomati schen Beziehungen Frankreichs zu China meldet: Trotz des der chinesischen Regierung fortdauernd bewilligten Aufschubes und trotz der Mäßigung der französischen Unterhändler hat das Cabinet von Peking definitiv jede Genugthuung für den Verrath von Langson verweigert und seine Bevollmächtigten von Shangai zurückberufen. Die französische Regierung mußte deshalb der chinesischen Regierung einen letzten Aufschub Vorschlägen. Der Gesandte Patenütre er hielt den Befehl, dem Tsung - li - Uamen das Votum des französischen Parlaments zu notificiren und gleich zeitig zu erklären, daß die Entschädigungssumme de finitiv auf 80 Millionen festgesetzt und in 10 Jahren zahlbar sei und daß, wenn innerhalb 48 Stunden der Tsung-li-Aamen sich nicht endgiltig entschieden habe, der Admiral Lourbet beauftragt werden würde, die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um Frankreich die ihm zukommende Entschädigung zu sichern. Der letzte Aufschub lief heute um 1 Uhr Nachmittags ab. Der BotschaftSsecretär Semalle mußte deshalb sofort Peking verlassen, um sich Patenütre in Shangai anzuschließen. Im Laufe des Tages suchte der chinesische Gesandte eine Audienz bei dem Minister präsidenten Ferry nach und erklärte, er habe von dem Tsung-luVamen Befehl erhalten, auf seinen Posten nach Berlin zurückzukehren. Li-Fong-Pao verab schiedete sich von Ferry, welcher ihm sofort seine Pässe zustellen ließ. Loudon, Freitag, 22. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Telegramm von Reuter'- Office aus Suakin von gestern berichtet auS Jeddab, daß der französische Liceconsul von Beduinen im Innern Arabiens getöbtet worden sei, als er von Rabuk nach Redjid zurückkehrte. Nach Meldungen aus Lssuau fällt der Nil fortdauernd. Dresden, 22. Augnst. In den Hansestädten ist die Nachricht von dem Aushijsen der deutschen Flagge an der West küste Afrika- das Erelgniß des Tages, und zwar hat, wie sich jetzt ergiedt, eine doppelte Action des deutschen Commissars Or. Nachtigal stattgefunden, indem derselbe sowohl in Bagida an der Goldküste, als auch in Camaruns mit dem naheliegenden Hafen platze Bimbia die deutsche Flagge entfaltet hat. Wie uns scheint, verdient der nachfolgende Bericht, welchen der „Hamb. Corr." über die Sache bringt, viel mehr Vertrauen, als die englischen: „Am 2. Juli traf das Kanonenboot erster Classe (kein Panzerkanonenboot) „Möve" in Little Popoe ein und hörte dort, daß die Negerstämme iu der Nähe von Bagida gedroht hätten, die dortige Factorei der Hamburgischen Firma Wölber und Brohm zu zerstören, wenn sie nicht binnen 7 Tagen geräumt werde. Daraufhin dampfte die „Möve" nach Bagida und hißte zum Schutze der Factorei die deutsche Flagge aus, während zugleich der Chef der Factorei, Randad, zum deutschen Lonsul daselbst be stellt wurde. Nach Rückkehr der „Möve" nach Little Popoe ratificirte der Negerkönig Lorson den seiner Zeit mit dem Capitän Stubenrauch, dem Commandanten der deutschen Lorvette „Sofie", abgeschlossenen Freund- chaftsvertrag und versprach, sich fernerhin aller Feind- eligkeiten gegen Deutsche zu enthalten, worauf die »erzeit von der „Sofie" sortgeführten 2 Geiseln gelandet und in Freiheit gesetzt wurden." — Hiermit stimmen auch die nachstehenden Mittheilungen der neuesten „Wes.- Ztg". aus Geschäftsbriefen, welche von den unter „deutsche Protection" gestellten Punkten an der afrika nischen Küste eingegangen sind, uberem. Man schreibt dem bremischen Blatte dabei: „Quitta und Danoe stehen seit länger bereits unter englischer Oberhoheit, wofür wir nur hohe Zölle zu bezahlen haben, ohne weitere specielle Vortheile. Bey Beach bis Whydah rc. ist nie unter englischer Oberhoheit gewesen; Mr. Firminger versuchte auf hinterlistige Weise das Protectorat zu erwerben, worin er nun durch die Ankunft der „Möve" glücklicherweise gestört wurde." Quitta, 24. Juni. Der hiesige DistrictScommiffar Lapi- tän Firminger befindet sich seit ca 8 Tagen aus einer Ent deckungsreise nach Bey Beach, Bagida und Porto Seguro. In Bey Beach haue er em Meeting mit den dort wohnenden Da noe und Addana EhiesS, welche den Engländern s. Z. Danoe abtraten, in Bey Beach jedoch absolut keine Macht haben. Seine Bemühungen, Bey Beach aus gütlichem Wege zu erhal ten, sind denn auch bis jetzt erjolglos gewesen, da Ihr Agent zusammen nut den Hamburger Agenten sich hinter den König von Bey Beach steckten, welcher als Eigenthümer dieser großen, etwa 2 englische Meilen von Bey Beach gelegenen Town sich ewschiedeu weigerte, seine HoheitSrechte an die Engländer ab- »Mrttrn. Iu Bagida soll Eapitän Firmmgci ähnliche Lrsah- ruugru gemacht Haden, und erwarte ich, bald Näheres darüber zu hörru. Man ist hier allgemein der Ansicht, daß Firminger diese Reise aus eigene Rechnung und Lesahr unternommen habe, um sich kurz vor seiner Heimkehr noch eiuige Lorbeern zu pflücken Wären die Lhief« ihm williger gegenubergetreten, halle Firminger die Sache der zuständigen Behörde sicher so dargestellt, al» wenn die Leute zu ihm gekommen seien; auSge- schloffen ist natürlich durchaus nicht, daß er aus Ordre de» Gou verneur« gereist ist, um mit den Ansicht«» der machthabenden Chief» Fühlung zu bekommen. Sollte eS wirklich in der Ab sicht der Engländer liegen, den Küstenstrich bi» Porto Seguro zu nehmen, so würde da» wohl ohne Anwendung von Gewalt nicht möglich jein, und glaube ich nicht, daß die Engländer dazu schreiten werden; indessen läßt sich mit reichen Ber- sprechungeu ja auch Biele» erreichen. Jedrnsall» darf man sich nicht durch die Prahlereien Firminger'» beeinflußen lassen, da mau doch wohl ruhig annehmen darf, daß, wenn diese Ange legenheit wirklich schon soweit gediehen wäre, er sich wohl hüten wurde, darüber in dieser offenen Weise mit Jedem zu sprechen, der Lust hat, e» anzuhören Ich meinerseit» glaube mit sämmt- lichen Europäern, Engländern sowohl al» Deutschen, daß Fir minger in obigem Falle wahrscheinlich wohl selbst sehr wenig darum wissen würde. ES ist natürlich immerhin nicht unmög lich, daß gerade jetzt endlich einmal Ernst aus der Geschichte gemacht wird, und sollte er mir leid thun, wenn Littie und Grand Popoe alsdann nicht mitgenommen würden, da Bey Beach und Bagida alsdann bedeutend verlieren würden. Wenn der ganz« Strich bis Grand Popoe incl. annectirt würde, so bin ich sicher, daß das aus den dortigen Handel keinen nach theiligen Einfluß haben wird; dagegen würde da» Quitta- gc,chäst nur dadurch gewinnen, Bey Beach dagegen etwas von seiner Bedeutung als Schmuggelplatz verlieren, möglich auch, daß sich da» Beygeschäft alsdann wieder nach Danoe ziehen würde Die- ist der genaue jetzige Stand der Angelegenheit, soweit sich daS überhaupt von Uneingeweihten beurtheilen läßt. Bey Beach, 1. Juli. Während meiner gestrigen Ab wesenheit ist hier ein ernstes Palaore zwischen den Bey-Leuten uud den hiesigen Kaufleuten gehalten woroen Zur Erläute rung desselben muß ich vorauSschlckeu, daß Lapitän Firminger uns bei seiner Rückkehr von Porto Seguro warnte, vor den Loga-Leuten (einem wilden Stamme zwischen Bagida und Porto Seguro im Innern) aus der Hut zu sein, da dieselben beabsichtigten, die Merchant» von Bagida und Bey Beach zu vertreiben Sowohl die Bey-Leute al» auch King Mesa hatten Mr. Firminger (Eapitän ist der Kerl ja gar nicht) an die Loga-Leute verwiesen, welche sich natürlich erst recht weigerten, das Land an die Engländer abzutreten. Daraushin stellte ge nannter Herr den Leuten die Alternative, entweder die Kauf leute in Bey Beach zu vertreiben, oder er würde die Küste mit Gewalt nehmen. Seit einiger Zeit war e» mir bekannt, daß F den Toga-Leuten diese Alternative gestellt haben soll, ich hielt eS aber für leere» Geschwätz der Leute, da ich nicht glauben konnte, daß F. al» Weißer, und was noch mehr bedeutet, al» englischer Offizier sich so rück sichtslos und gemein benehmen würde, einem von der Livili- iation noch ganz unbeleckten Menschenschlag da» Leben der Vertreter von circa 8 Firmen, worunter 2 Weiße, auf da» Spiel zu setzen. Die Bey-Leute waren nun gestern gekommen, um uns als Freunde mitzutheilen, daß die Toga-Leute in 7 Lagen (also Sonntag) kommen würden, um Alles, was noch nicht abgebrochen, niederzubrennen Den Leuten ist natürlich die Doppelzüngigkeit de» F. auSeinandergesetzt worden und auch, daß F. un» seine Houffa» in Danoe im Falle der Noth zur Bersügung gestellt hat. In diesem Falle würde ja natür lich die Küste sofort von den Engländern annectirt werden. Wir haben die Bey-Leute beauftragt, den Toga-Leuten mitzu- theilen, daß eine Frist von 7 Lagen zur Räumung des Platze- zu gering wäre und wir mindestens iw Tage haben müßten. Die Bey-Leute sind entschieden aus unserer Seite, aber von den Toga-Leuten abhängig. Ich kann nicht glauben, daß die Loga- Leute eS wirklich ri»kiren sollten, hier zu brandschatzen, ich halte eS aber für meine Pflicht, St« von diesem Vorfall« zu unterrichten. Antwort auSQuitta vom ».Juli aus obigen Bries: Ich denke, wenn die .Möve' kommt, taffen wir die Togaaffaire von dem Consul untersuchen und Golt gnade Firminger, wenn eS sich Herausstellen soll, daß er die Leute ausgehetzt hat. Es komm: mir vor, al- wenn Firminger ein gewagtes Spiel mache. Bey Beach, 6. Juli. Ich habe Ihnen nur noch kurzen Bericht über den Verlaus der Verhandlungen mit den Toga- leuten zu geben. Bor Allem habe ich die Ehre, Ihnen die freudige MittheUung zugehen lassen zu können, daß heute Mor gen hier die deutsche Reichsslagge aufgezogen worden ist, und da- Territorium zwischen der englischen Grenze und Bon Eojfi (hinter Porto Seguro) unter deutschen Schutz gestellt worden ist. Die Slänkereien von Mr. Firminger, worüber bereit- in meinem erg. Letzten berichtete, sind nun von den Toga leuten schriftlich bestätigt worden, und genügte diese- Bor gehen de» Hrn. Firminger, wa» ihm vielleicht den Kragen kosten wird, dem Generalcousul Hru vr. Nachtigal, um un» jeden Schutz der deutschen Regierung angedeihen zu lassen. Während gestern bereit» in Bagida die deutsche Flagge ge zogen wurde, waren hier noch einige Formalitäten mit den Bey-Leuten zu vollziehen. Die.Möve' ist gestern Rachmit tag mit der .Ella' zugleich hereingekommen und soeben nach Little Popoe zurückgegangen. Bon einem Landen ex .Ella' ist bi» jetzt natürlich noch keine Red« gewesen, Ea pitän Melchertsen scheint r» auch gar nicht ander» zu erwar ten. Hr. Randad ist zum Lonsul für diese» erste Protectorat ernannt. Quitta, 9. Juli. In Anschluß an meinen letzten Be richt, die Bey - Beach-Affaire betreffend , habe Ihnen heule die vorläufige Mittheilung zu machen, daß der Strich Danoe, rxrl. Porto Seguro, von dem Generalconsul t)r. Nachtigal, welcher mit der Lorvette .Möve' in Bagida-Bey Beach war, unter.deutsche Protection' gestellt worden ist. In Hamburg waren vorgestern an der Börse Gerüchte verbreitet, wonach auch in Angra Pequeaa die feierliche Aufhisfung der deutschen Flagge stattgesunden haben soll. „Diese Gerüchte," schreibt man der „Boss.Ztg." aus Hamburg, „ haben einen authentischen Hintergrund. Wie ich Ihnen bereits vor einiger Zeit onttheilte, ist die gedeckte Lorvette „Leipzig" von Capstadt in einer Specialmission nach der Lüderitz'schen Besitzung ge gangen. Dabei aber kann es sich nur um die Ent faltung der deutschen Flagge gehandelt haben: eine Vermuthung, die ich schon in meiner damaligen Mel dung ausdrückte." Ein Verletzung der englischen Flagge hat jedoch, wie verschiedentllche englische Mel dungen bestätigen, in keinem der beiden Fälle des Auf- hissens der deutschen Flagge stattgefunden. Auch ist von dem deutschen kmserl. Commissar Or. Pachtigal, welcher, an Bord der „Möve" angekommen, das Auf hissen der deutschen Flagge bei Bagida angeordnet haben soll, nicht zu erwarten, daß er sich zu einem so verhängnißvollen Vergehen hätte hinreißen lassen. Ueberdies hat die englische Regierung diese Angabe bereits dementiren lassen. In England scheint sich dem Verhalten Deutsch lands an der afrikanischen Westküste gegenüber nach träglich ein Umschwung zu vollziehen. Der „Stan dard" findet die Nachricht unangenehm, doch seien die Gerüchte, daß die englische Flagge insultirt morden, unbegründet. Man könne es von dem Fürsten Bis marck nur natürlich finden, daß er die deutsche Aus wanderung von Nordamerika nach anderen Orten, wo die nationale Flagge weht, zu dirigiren wünsche. — Die „Times" geben offen ihrem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Angra-Pequena Angelegenheit, welche die Englän der „wirklich wenig berührt", in deutschen Augen plötzlich zu großen Dimensionen angeschwollen sei. Die eng lische Regierung sei dafür zu tadeln, und Fürst Bis marck habe thatsächlich Ursache zu Mißvergnügen. „Afrika", heißt es dann wörtlich, „ist groß genug, um friedlichen Unternehmungen Deutschlands und England- Spielraum zu gewähren. Nicht einmal der am meisten imperialistisch gesinnte Engländer konnte irgend welche Versuche Deutschlands, sich Märkte zu eröffnen oder Colonien an der Südwestküste Afrikas zu gründen, mit Eifersucht betrachten. Deutschland ist, wenn eS solch' ein gutes Werk durch Erforschen, Bevölkern und Livllisiren ausführt, soweit unsere Nation in Be tracht kommt, willkommen, und das hätte unsere Regierung offen und wohlwollend sagen sollen, als sie darüber befragt wurde. Allein das „Um- schreibungSamt" ist noch nicht abgeschafft, und Fürst Bismarck hat Ursache, sich darüber zu beklagen, daß er den Earl Granville nicht zum Sprechen bringen konnte, als er (Bismarck) sich an unsere Regierung in einem Geiste wandte, welcher zeigte, daß er weder unsere Interessen, noch unsere Empfindlichkeit verletzen wollte." Man möge auf deutscher Seite zu ungeduldig gewesen sein, sicher aber habe man auf englischer Seite zu viel Zaudern gezeigt. Fürst Bismarck werde mittlerweile erkannt haben, daß seine Colonialpolitik innerhalb der von ihm umschriebenen Grenzen auf Feuilleton. Redigirt von Otto Bau«-. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 21. August, wurde R. Wagner'S große romantische Oper „Tannhäuser" gegeben. Frl. Friedmann gab zum ersten Male hier die Venus, und zwar in Gesang und Darstellung in höchst lobenswerther Weise. Sie führte die gesanglich schwierige, unbequem liegende und doch undankbare Partie correct, mit sicherer Be herrschung und — bis auf auf ein paar Noten — mit reiner Intonation auS und entfaltete dabei sehr wohl den sinnlich verlockenden, dringenden Ausdruck der verführerischen Liebesgöttin. Die vorzüglichen Leistungen des Frl. Malten und des Hrn. Gude- Hus in den beiden Hauptrollen und nächstdem des Hrn. Bulß als Wolfram sind bekannt. Vor Allem zeichnete sich Frl. Malten'- schöne Gestaltung der Eli sabeth durch poetische schwungvolle Beseelung, edlen tiefbewegten und die Hörer sympathisch erfassenden Ausdruck auS; gleich ihre begeisterte Begrüßung der Sängerhalle war von hinreißender Wirkung und er regte citthusiasttjchen Beifall. Den Landgraf Hermann sang Hr. Jost mit anerkennenswerthem Fleiß« und Erfolge; indeß möchten wir für die Vorstellungen dieser Oper in keinem Falle die vorzügliche Ausführung de» Hrn. Fischer in der Partie de» Landgrafen ent behren. Frl. Kostka sang den Hirtenknaben nut gutem Gelingen. D»e Musikfreunde seien auf Mozart'S »um Sonn- abeud angesetzte Oper tun tutto" besonders aufmerksam gemacht. Kann uns auch das Sujet der selben nicht tnteressiren, so bietet doch die Musik einen seltenen hohen Genuß, der durch eine sehr gute Ge- sammtauSsührung unterstützt wird. C. B. Unvrrmählt. Au» dem Italienischen des Enrico Castelnuovo. (Fortsetzung.) Ich schloß die ganze Nacht kein Auge. Mit Tagesanbruch stand ich auf. Der Doctor konnte länger als bis heute nicht fortbleiben, er mußte früh zeitig angekommen sein. Ich that vollkommen unbe fangen und half dem Mädchen die Kinder ankleiden. Hugo, der sich allein angezogen hatte, erfüllte bereits das ganze Hau» mit fernem Lärm. Dieser abscheuliche Junge — sagte Rosa — wird noch die Herren drin nen aufwecken, Papa und Moritz schliefen noch; wer den denn diese Ferien me ein Ende nehmen? Nach einer Weile fing sie wieder an — jetzt ist er still ge- worden, das ist doch merkwürdigl — Ah! da kommt er. Die Thür wurde geräuschvoll geöffnet. Tante Emilia, Doctor Asolan» ist da — ries Hugo. AK! rief ich und wollte ihm entgegengehen. Meine Füße zitterten und ich muß todtenbleich ausgesehen haben. Hinter mir hörte ich Lisa ganz bewegt über mein verstörtes Aussehen — Tante Emilia — rufen. Ich aber war schon im Nebenzimmer, stand bereits dem Doctor gegenüber und hatte in seinen zerknirschten Zügen schnell mein Urtheil gelesen. Er nahm mich sanft bei der Hand: Willst Du, daß wir hier bleiben, fragte er, sich umblickend. Nein, antwortete ich — ich wagte gar nicht ihn anzusehen —, gehen wir lieber in mein Zimmer. Beim Hinaufgehen flüsterte ich ihm zu: Es ist Alles aus, nicht wahr? Ganz so wie ich es kommen sah . . . Sie wissen ich habe Muth. — Arme Emilia, murmelte er liebevoll. Ich schloß die Fenster meines Zimmers und machte einen Sessel frei, den ich dem Doctor anbot. Ich selbst blieb am Bettrand gelehnt stehen und zwang mich zu lächeln: Nun — wiederholte ich — also ich hatte Recht... nehmen Sie keine Rücksicht ... erzählen Sie mir freimüthig AlleS: ich hatte es mir ja selbst nicht eingebildet. Es ist besser so. — Der Doctor ließ sich von meiner geheuchelten Gleichgiltigkeit nicht täuschen, betrachtete mich lange mit liebevollem Blick und begann dann: „In einem Punkte hattest Du Recht . . . Jener Humbert war Deiner nicht werth. Denken wir nicht mehr an ihn." — Bitte erzählen Sie, erzählen Sie — unterbrach ich ihn ungeduldig, wie um mich zu betäuben — wie empfing er Sie? Ah, es muß eine lustige Scene gewesen semi —Höre, meine Emilia, sagte er sanft, lege Dir vor allen Dingen nicht solchen Zwang auf . . . Komm hierher zu mir, so. — Ich wußte selbst nicht wie mir ge schah, mit einem Male saß ich wie ein Kind auf des DoctorS Knien. Also? fuhr ich fort, seien Sie auf richtig, heirathet er eine Andere? . . . Aber so reden Sie doch. Sie versprachen mir doch, keine Geheim nisse aus dem Vorgesallenen zu machen .... oder liegt etwa ein ganz besonderes Abenteuer vor? — WaS träumst Du von Abenteuern? Dieser Mann wird nie welche haben; er liebt Dich ebenso wenig, wie er überhaupt je eine andere Frau lieben wird, sein Herz ist vollkommen verdorrt. Da» Heirathen scheint >hm nur dann wichtig zu sein, wenn die Braut eine Rente von mindestens 20000 Lire als Mitgift bringt. Mit Dir hätte er vielleicht am Ende eine Ausnahme gemacht; als Ihr Euch verlobtet, kannte er noch nicht viel von der Welt, er war durchaus noch geneigt, sein Versprechen zu halten, aber wozu diese Eile? Et glaubte vielleicht, daß es bei Deinem hef tigen Temperament schwierig sein würde, mit Dir auszukommen . . . Kurz und gut, hätte ich nach sol chen Redensarten noch mit ihm unterhandeln sollen? Du hattest ja mein Versprechen, daß ich Deine Würde schützen wollte. — Ich würde es Ihnen auch nie ver zeihen, wenn Sie dies nicht gethan hätten. Aber bitte, weiter, beruht die Versetzung nach Sicilien auf Wahr heit oder nicht? — Ja, das ist wahr. — Wirklich? Wir schwiegen Beide. Ich hatte die Empfindung, als ob der Doctor mir noch etwas verberge. Endlich ge lang es mir mit vieler Mühe, ihn zum Sprechen zu bringen. Die Versetzung nach Sicilien hat ihre Richtigkeit, aber — sie ist von Humbert selbst erbeten worden. Seinen Freunden gegenüber hatte er geäußert, daß dies die einzige Möglichkeit sei , ein Verhältniß zu lösen oder wenigstens hinauszuschieben, welches ihm zuwider geworden war. Darauf hin gaben Sie ihm natürlich Alles wieder, sagte ich, um auf diese Weise daS Gespräch zu enden. Ich stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Der Doctor zog nun aus seinem Rocke drei große Pakete mit Briefen hervor, dann kam noch ein Couvert mit meinen Photographien und ein Etui zum Vorschein, in welchem eine Mosacknadel und einige andere Schmucksachen lagen, die Humbert von mir erhallen hatte. Er legte Alles vor mir hin auf den Tisch. Bis zu diesem Augenblicke hatte ich mich tapfer beherrscht; nun aber konnte ich e» nicht
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