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Dresdner Journal : 07.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-07
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1884
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hierher zurückkehren wird. — Wie der „Nat.-Ztg." berichtet wird, sind vom Reichskanzler die Bundesregie rungen ersucht worden, geeignete Medicinalbeamte namhaft zu machen und zur Theilnahme an einem vom geh. Oberregierungsrathe l)r. Koch abzuhaltenden Cursus der Feststellung des Vorhandenseins von Bacillen nach Berlin zu senden. — Der„Reich»anz." widmet dem ver storbenen Generalseldmarfchall Herwarth v. Bit tenfeld einen längern Nachruf, in welchem es heißt: In dem am l. September aus dem Leben abgerufenen Generalfeldmarschall Eberhard Herwarth v. Bittenfeld hat das vaterländische Heer einen Hähern Führer verloren, dessen Namen mit dem Ruhme der preußischen Waffen für alle Zeit unlösbar verknüpft ist. Seine strenge Auffassung der Berufspflichten, seine selbstlose Hingebung an den Dienst nnd echt soldati'ches, mit Milde und Wohlwollen gepaartes Wefeu machten den Verewigten zu einem leuchtenden Vorbilde für feine Untergebenen und zu einem von der allgemeinen Liebe und Achtung derselben umgebe nen väterlichen Berather. Und wie er in treuer und angestrengter Arbeit das Ansehen und den Ruhm der Armee mehren half, ebenso war er ein treuer Diener des Königs, ein tapferer Soldat und ein für die Macht und Größe seines Vaterlandes warm begeisterter Patriot. Sein langjähriges Wirken in Rheinland und Westfalen hat den Heimgegangenen in nähere Beziehung zu der Bevölkerung dieser Provinzen ge bracht, welche die sympathisch-ehrwürdige Erscheinung des Feldmarschalls stets mit Kundgebungen aufrich tiger Zuneigung begrüßte, weil sie in ihm den tapsern und ruhmreichen Führer, den wohlwollenden Vorge setzten der Söhne vom Rhein und Westfalen in den Feldzügen von l864 und 1^66 ehrte. Aber auch iu weiteren Kreisen des Vaterlandes bleibt der Name des Verewigten der pietätvollen Erinnerung ei> ge prägt, ebenso wie sein Ruhm als Feldherr von Alsen und von der Elbarmee in den Annalen der Heeres- geschichte unvergessen fortleben wird " — Der Vor stand des deutschen Buchdruckervereins hat un- term 1. d. Mts. an das Reichsverjicherungsamt den von IO21 Buchdruckern unterschriebenen Antrag auf Einberufung einer Generalversammlung der Be sitzer von Buchdruckereien und damit verwandten Ge werbebetrieben in Deutschland behufs Bildung einer Berufsgenossenschast für das deutsche Buchdruckerei gewerbe und die damit verwandteu Gewerbebetriebe gestellt. In dem Anträge sind 28 457 Personen als versicherungspflichtig angegeben. Die Zahl der dem Anträge beigetretenen Unternehmer beträgt beinahe den 6. Theil aller Unternehmer, für deren Betriebe die Berufsgenossenschaft gebildet werden soll, die Zahl der angemeldeten versicherungspflichligen Per sonen aber beträgt beinahe die Hälfte aller derjenigen Personen, welche in diesen Betrieben beschäftigt sind. Als Ort für die Abhaltung der Generalversammlung wird Leipzig wegen seiner günstigen geographischen Lage im Mittelpunkte Deutschlands empfohlen. * Wien, 5. September. Ihre Majestät die Kö- nigitt Natalie von Serbien hat sich heute Vor mittags mit Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen Alexander zu einem mehrwöchigen Curgebrauche nach Gleichenberg begeben. Se. Majestät der König Milan gab seiner Gemahlin das Geleite bis auf den Südbahnhof und fuhr fodann in einer 2spännigen Hofequipage in die Hofburg, woselbst er die Sofien- appartements bezog. — Rach einer Meldung der „Politik" soll der Reichsrath am 2. December zu- sammentreten und die Congruavorlage noch vor Neu jahr erledigen. — Der Lord Northbrook und der General Wolseley trafen gestern Abends in Triest ein nnd setzten heute früh auf der englischen Dampf- yachl „Iris" ihre Reise nach Alexandrien fort. Prag, 5. September. Der Landtag wird sofort beim Beginne seiner diesjährigen «Session, welche bekanntlich am nächsten Dienstag nach einem in der Niklaskirche abgehaltenen Hochamte eröffnet wird, ein überaus reiches Arbeitsmaterial vorfinden. Der Lan desausschuß hat nämlich bereits nicht weniger als 30 größere Gesetzentwürfe vorbereitet, welche nebst einer Reihe kleinerer Vorlagen der Landesvertretung sogleich nach ihrem Zusammentritte werden unterbreiter werden. Es befinden sich unter ersteren jene, betref fend: die Reform der Landtagswahlordnung; die Aenderung der Geschäftsordnung des Landtags; den Bau des Museums und einer Akademie für Tanzen, Fechten, Turnen und Schwimmen; die Beendigung der Gruttdentlastung; die Aufhebung des Schulgeldes an öffentlichen Volksschulen; die Wasserregulizung in Böhmen; die Organisation des Sanitätsdienstes in Tante wißt davon. Nicht wahr, Onkelchen? es ist so? ach, wenn Du mir doch mittheilen. —" Herr Klein war erst verwundert, daun theils be stürzt, theils nachdenklich Kälhchen's eifriger Rede ge folgt, zuletzt erschrak er über ihr „Ahuungsvermögen" und fiel ihr nun in ernst verweisendem Tone ins Wort: „Nichts sag' ich und weiß ich, Du neugierige, kleine Evastochter, Du — und rathe Dir, Dich nicht um fremde Angelegenheiten zu kümmeru. Hat Fritz was zu verbergen, so geht's uns nichts au — und fühlt er sich bei uns unzusriedeu, dann mag er in Gottes Namen gehen — uud nun genug davon." Allein damit war Käthchen nicht einverstanden. Ihr nicht so leicht zu irritirendes Köpfchen glaubte nun erst recht sicher zu sei», daß der Oukel Kenut- niß halte von dem geheimnißvollen Druck, der Fritz Schäfer's Leben verdüsterte. Etivas Ehren rühriges, Schändende- konnte eS nicht jein, dann hätte ihn der Onkel sicher nicht m fein Hau» genommen — kurz und gut: er war ein Unglück licher — als solcher verdiente er Theilnahme und werkthätige Hilfe! Ja, sie empfand jetzt ihrerseits als heilige Pflicht, ihr ihm gegebenes Versprechen ein zulösen. ,! . ... , In diesem Sinne ihre ganze überzeugende Beredt- samklit aufbietend, drang sie mit schmeichelnden Bitten so lang« iu den mehr und mehr in dse Enge aerathen- den Onkel, bi- er endlich halb brummig, Halo lachend zugab: „Na - wenn Tante einwilligt, dann meinet wegen —, Bei Frau Kltin hielt eS allerdings bedeutend schwerer, sie Käthchen'S Wunsch geneigt zu machen. Dach sie wußte: wenn eS darauf ankam, zeigte da» 1142 den Gemeinden; eine neue Bauordnung für Prag und dessen Vorstädte, sowie eine neue Bauordnung sür die Landgemeinden; die Pflicht der Versicherungsgesell schaften zu Beiträgen sür die Bedürfnisse der Feuer wehren u. s. w. Auch soll, wie verlautet, sogleich in der ersten LandlagSsitzung an die Regierung eine Inter pellation in Sachen der kritischen Lage der böhmischen Zuckerindustrie gerichtet werden. Das reiche Vor lagenmaterial wird jedenfalls die eifrigste Thätigkeit des Landtags erfordern, damit dasselbe aufgearbeitet werde; sollten aber national-politische Debatten wieder geraume Zeit in Anspruch nehmen. dann wird anch Heuer wieder die Session nicht so fruchtbar sein, als dies im Interesse des Landes liegt. Die „deutsche Theaterfrage", das heißt, die Angelegenheit der Erbauung eine- zweiten deutschen Theater- wird wohl in ihrem ursprünglichen Umfange nicht wieder aus die Tagesordnung des Landtags gelangen; aber ungestreift dürfte sie doch nicht bleiben, da ja bei der Erledigung des LandeLvoranschlagS auch die beiden Landestheater nnt ihren Subventionen zurSprache kommen müssen. Das Erforderlich sür das tichechifche Landestheater ist bekanntlich ein nicht unbeträchtlich größeres, als jenes für das deutsche, das sich überhaupt jetzt in einer recht schwierigen Lage befindet, ans welcher eS nur durch besondere Energie der obersten Leitung befreit werden kann. Uebrigens wäre es eine irrige Annahme, wollte behauptet werden, daß das tschechische Landestheater trotz aller günstigen Verhältnisse, welche demselben seit der im November vor. I. stattgehadten Eröffnung zu Gute kamen, ein besonders glänzendes finanzielles Jahresergebniß qufzuweisen haben wird; denn die Regie erfordert eben sehr große Kosten. Auch die Baukosten sind noch nicht vollständig begliche», indem noch eui Deficit von rund 158 500 Fl. zu begleichen ist. Aus diesem Grunde wurden auch jüngst Die jenigen, welche die nach dem Brande des Theaters gemachten Versprechungen bisher nicht erfüllt haben, indem sic die gezeichneteil Beiträge nicht erlegten, dringend aufgefordert, ihren Verpflichtungen nachzu kommen. „Es ist in dieser Hinsicht zu beklage»" — heißt es iu der betreffenden Veröffentlichung des Bau- comites — „daß die Einbringung der versprochenen Be träge mit beträchtlichen Schwierigkeiten verbunden ist ;denn gerade Jene, welche sich ihrerzeit mit den Versprechungen am meisten beeilt und dieselben sogar telegraphisch den Zeitschriften mitgetheilt hatten, geben jetzt auf die zahl reichen, ,mit Kosten verbundenen Mahnungen entweder gar keine Antwort, oder schieben stets die Erfüllung ihres Versprechens mit verschiedenen Ausflüchten auf. Das gilt nicht nur von einzelnen Personen, sonder» anch von Gemeinden und Bezirksvertretungen." Es hat eben jede Sache ihre Kehrseite! Paris, 5. September. (Tel.) Die Nachricht eines hiesigen Morgenblattes, der Ministerpräsident Ferry sei gestern hierher zurückgekehrt, ist unbegründet. Derselbe wird vielmehr erst nächsten Sonntag früh hier erwartet — Ebenso wird die heutige Depesche der „Times" von der neuerlichen Bombardirung Kelungs von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet — Der srayzpsische Conful in Shanghai, Lemaire, ist zum Miuisterresidenten in Hue' ernannt worden. — DaS Journal „Paris" schreibt, die Frage wegen des Commandos im Tonkin werde in eimm nächsten Dienstag statlfindenden Ministerrathc ent schieden werden, die Action Frankreichs werde sich nicht auf die Besitzergreifung von Formosa beschränken. — Der „Liberte" zufolge wäre es möglich, daß vom Admiral Courbet einige Schiffe zur Blokirung des Golf- von Petschili entsendet würben. — Depeschen aus Hanoi constatiren, daß im ganzen Delta voll ständige Ruhe herrsche; die besetzten Plätze seien in Bertheidiguilgszustand gesetzt. Bern, 4. September. Wie der „Bund" ver nimmt. ist die gerichtliche Untersuchung in Bern wegen Verbreitung des anarchistischen Flug- blattes, betreffend den Tod Stellmacher'-, noch nicht abgeschlossen; indessen mußte auch der noch inhaftirte Bodemüller wegen ungenügender Judicien wieder frei- gelassen werden. Anfangs glaubte mau, genanntes Aktenstück sei in der Schweiz gedruckt worden; bei näherer Untersuchung der znm Drucke desselben (d h. des schwarzen Randes verwendeten, äußerst seltenen Typen stellte es sich indessen heraus, daß dasselbe in New-Jork und in der nämlichen Druckerei hergestellt wordeu jein muß, wo die Most sche „Freiheit"erscheint So deuten denn auch alle Anzeichen darauf hin, daß die in Bern zur Verbreitung gelangten Exemplare direct aus New-Kork stamme». In Burgdorf, wo man bei einer HausuMersuchung ebenfalls mehrere Exem- plare deS berüchtigten PlacateS der Executive in New- Kork und der „Freiheit" vorsand, wurde der eine der in Haft gesetzten Anarchisten, Franz Kuttmann, den Gerichten überwiesen, der andere aber, Gustav Arich, wieder sreigelasfen. Rom, 2. September. (Voss. Ztg) Die Blut rache besteht auch auf Sardinien, dem Fortschreiten der Civilisation ungeachtet, noch immer vielfach in vollster Kraft. Die Gemeinde- wie die Regierungs behörden lassen eS sich jeder Zeit angelegen jein, der barbarischen Sitte zu steuern, und es gelingt dies auch in immer häufigeren Fällen. Heute melden Tele gramme aus Terranova-Pausania, daß dort vorgestern zwischen 4 zahlreichen Familien und deren Verwandt schaft, die zusammen über 300 Köpfe zählen, ein feier liches Versöhnungsfest gehalten wurde, womit nach langen Jahren eine Reihe blutiger Racheacte endgiltig abgeschlossen wird. Den religiösen Theil der Feier leiteten die Bischöfe von Tenipio und Osieri, und den betreffenden Cereinonien wohnten auch der Präfect der Provinz Sassari, Comm. Fiorentini und nicht wenige Behörden bei. Lonkwn, 5. September. (Tel.) Wie die „Pall Mall Gazette" meldet, wäre die Rede davon, den Präsidenten des Geh. Raths, Lord Carlingford, an Stelle des verstorbenen Botschafters Lord Ampthill, provisorisch nach Berlin zu entsenden. — „Reuter's Office" wird aus Wadyhalfa von heute telegraphirt, daß der Nil daselbst 3 Fuß gefallen fei. Kopenhagen, 3. September. (Hamb. Corr.) In den gestrigen Versammlungen der evangelischen Allianz präsidirten theils Graf Bernstorff aus Berlin theils Prof. Schafs aus New Kork. In der zweiten Sitzung hielt Pastor Reeolin aus Paris Vortrag über kirchliche Zustände in Frankreich. Redner bemerkte, daß das französische Volk trotz Unglauben und Atheis mus sein religiöses Leben bewahrt habe, wie ja auch hcrv tragende Männer französischer Wissenschaft, u. A. Dumas uud Pasteur, eine warme Religiosität an den Tag legten. Die kleine Anzahl der französischen Pro testanten, kaum 600 < 00, zeichne sich aus durch mora lische Kraft und großes Ansehen unter der vorwiegend katholischen Bevölkeiung. St. Petersburg, 5. September. (Tel.) Der Kaiser und oie Kaiserin trafen heute Nachmittags 2 Uhr aus Peterhof hier ein, besuchten die Festungskirche, eitheillen dem außerordentlichen persischen Gesandten Daoule-Kahia-Khan eine Abjchiedsandienz und haben darauf St. Petersburg wieder verlassen. — Eine St. Petersburger Meldung der „Polit. Corr." sagt, bei der bevorstehenden Reise des russi schen Kaisers nach Polen würden der deutsche und der österreichische Kaiser Gäste des Kaisers und der Kai serin von Rußland sein; im Gefolge des Kaisers von Rußland werde sich anch der Minister v. Giers be- siuden. Nkw - Uork, 20. August. (Hamb. Nachr.) Ob gleich die hitzigen Wahlschlachten erst im September zu eiwarien sind und bis zu deren Höhe noch man cherlei Wendungen eintreten können, die der Campagne einen verschiedenen Charakter verleihen, sind die Er wartungen in Bezug auf diesen doch schon jetzt sehr herabgestimmt. Es wird allgemein zugestanden, daß der .Feldzug beider Hauptparteien ein ungewöhnlich geist- und inspirationsloser sein werde, und daß keines wegs eine Wandlung erwartet werden könne, wie sie während der fast hoffnungslos gewordenen Garfield campagne durch die Versöhung mit der Conkling- und Grantpartei und deren Eintreten in den Wahlkampf zu Gunsten des republikanischen Candidaien eintrat. Die republikanische Seite anlangend, verhält sich die „Regierung" in sp«ci«, d. i. der Präsident und die Beamten durchaus indifferent; von einer beabsichtig ten Theilnahme Conkting's und anderer „Stal- warts" ist nicht so viel wie eine Andeutung vor handen, und auch andere namhafte Stumpredner in der Garfieldcampagne, wie John Sherman, Win dom, Foster, Cameron, bleiben zurückgezogen und machen keine Miene, für den „Federbuschhelden" iu d e Arena zu steigen. Ganz Gleiches wird aber auch von der demokratischen Seite berichtet. Auch dort ist die Gleichgiltigkeit gegen den Chicagocandidaten fort während im Wachsen begriffen, was sicherlich nicht der Fall sein würde, wenn nicht ein Candidat der unzu friedenen Republikaner ernannt worden wäre, sondern die Wahl auf einen der erprobten, dem Volke bekann ten Vorkämpfer der Partei, wie Bayard, McDonald, Randall, Thurman, gefallen wäre. Es herrscht in der demokratischen Partei sehr allgemein die Ansicht vor, daß, da die Wahl in Chicago im Interesse und auf junge Mädchen eine so entschiedene Art und Weise, das hübsche Blondköpschen konnte sich in einen so eisen harten Trotzkopf verwandeln und wußte schließlich immer seinen Willen dnrchzusetzrn, wie eS dies Mal gewiß auch geschehen würde, daß Frau Klein es klüg lich für das Gescheidteste hielt, sich nachgiebig zu zeigen, wozu noch die Kunde von Fritz Schäfer's Absicht das Ihrige beitrug. Ter Gedanke, den ihr unheimlichen Hansgenosseu in Bälde zn verlieren, nahm ihr gleich sam eine Last vom Herzen — — - — (Fortsetzung solgt.i Das Bauwesen in den Lkreiuigten Staaten von Nordamerika bildete den interessanten Gegenstand eines ausführlichen Vortrags, welchen der Regierung-- und Baurath Lange, bisher Jngenieurattachv der deutschen Gesandt schaft in Washington, in der Schlußsitzung der in diesen Tagen stattgehabtcn Generalversammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Jngenieurvereine in Stuttgart am 27. August gehalten hat. Wir ent- uehmen den mit großem Beifall aufgenommenen Aus- führungen Folgendes: Die Staatsbauten werden theils von der Regierung der Vereinigten Staaten, theils von den souveränen Einzelstaaten ausgeführt. Die Vereinigten Staaten haben in Washington eine Ingenieurabtheilung unter dem Krieg-Minister und eine HochbaUabtheilung unter dem Finanzminister. Der Ingenieurabtheilung unterstehen alle Hafenbauten, Lorrectiynen der Ströme im Interesse der Schifffahrt, FortificationS- und Militärbauten. Das Ingenieur- corp- besteht aus NO Offizieren, von welchen rar wenige im eigentlichen Militärdienste bei dem Ba taillon der Ingenieure, die überwiegend große Mehr zahl als Cimlittgenieure thätig sind. Die Vereinigten Staaten sind in Baudistricte eingetheilt, denen ein Oberst oder Major als Chefingenieur vorsteht. Der Etat der Ingenieurabtheilung für ihre Bauten beträgt jährlich 60 bis 70 Millionen M., wovon auf die Coirection des Mississippi allein l5 bis 20 Millionen M. entsallen. Die Strom- und Hasenbauten unter scheiden sich von den unsrigen nicht wesentlich in der allgemeinen Anordnung, wohl aber in der Ausführung. Die Höhe des Arbeitslohnes und die niedrigen Preise von Bauholz und Busch bedingen die ausgedehn teste Anwendung von Baumaschinen und von Holz bauten. Namentlich ist der Bau mit Steinkisten kOiibvrk). eine bei uns saft vergessene Bauweise, für Fun..rungen, Brückenpfeiler, Ufcrmauern, Stauwehre u. j w. allgemein gebräuchlich. Parallelwerke und Buhnen werden meist aus doppelten oder dreifachen Psahlr-ihen mit Busch- oder Steinfüllung hergestellt. Diese Bauweise gestattet in kurzer Zeit viel zu leisten, was in den ungesunden, fieberausdünstenden Fluß- thälern von großer Wichtigkeit ist. CanalisirungS- arbeiten zur Verbesserung von Flußstrecken, bei denen die gewöhnliche Correction nicht zum Ziele führen würde, sind an ll Ströme» im Gange, für welche 40 Mill. M. bereit- verwendet, 9 Mill. M. vorhanden und 36 Mill. M. noch zu bewilligen sind Die be weglichen Wehre und Schiff'durchlässe werden hierbei nach den» System Lhanoine ausgesührt. Ueber die Nothwendigkeit und Nützlichkeit neuer Schifffahrt-canäle sind die Meinungen ebenso getheilt wie bei uns Da- Project de» HennepincanalS zur den Wunsch der ReformrepublDt^er auf '"den Wb schürigen Cleveland gefallen fei, die Letzteren nun auch für dessen Erwählung die Haupkanstrengungen und den Auptauswand machen müßten Die Folge dieser Stimmung in beiden regulären Parteien ist dran auch, daß eS mit dem „norvus raruw uareuäaruw" bei Beiden noch sehr mangelhaft bestellt ist. Geld, sehr viel Geld, brauchen sie Beide, und diese- fließt den Lassen der ExecutivauSschüsse noch sehr spärlich zu. Die „freiwilligen Contributionrn" der Beamten er weisen sich bei der großen Unsicherheit des Ausfalls der Wahl unzureichend, und auch das Capital — Börse und Industrie — zeigt sich bei dem stagniren- den Zustande aller Geschäfte nichts weniger, als frei gebig. provilyialnachrichten. Gottleuba, 5. September Wer in dem frenndlich, an der sächsisch-böhmischen Grenze gelegenen Städtchen Gottleuba weilt und Interesse an der Erziehung armer Kinder nimmt, sollte nicht versäumen, auch die hiesige Kinderstation des Pirnaer Bezirksarmenver- eins zu besuchen. Ein Freund der „Soc.-Corr." stattete, nachdem er einige Tage vorher bei einem abendlichen Spaziergange durch Gottleuba gesehen, daß eine Anzahl gleichgeklcideter Waisenknaben mit Rechen über den Schultern Lon Feldarbeiten nach der Stadl zurückkehrte, jener Anstalt im August d. I. einen Be such ab und wurde von der gewandten und gefälligen Hausmutter derselben durch sämmtliche Räume geführt. Die Kinderstation beherbergt jetzt 46 Knaben und 32 Mädchen im Alter von 3 bis 14 Jahren, die meist Waisen oder solche Kinder sind, welche dein äUerlicheu Hause entnommen werden müssen. Die Kinder wer den, soweit es der Schulunterricht gestattet, in sehr verschiedener Weise beschäftigt, namentlich mit Buch- Kinderarbeiten — sie fertigen z. B Schulschreibhcfte — mit dem Flechten von Körten, mit dem Anserti- gen von Metallknöpsen von verschiedenen Größen und Maßen, mit dem Sammeln und Auskleben von Blumen und Gräsern, die gepreßt und dann industriell verwerthet werden rc.: im Sommer wird eine Anzahl der Knaben von Gutsbesitzern der Umgegend zu ländlichen Arbeiten verwendet. Von Werth ist, daß die Kleidungsstücke, Jacken, Strümpfe rc., von den Kindern selbst gefertigt werken, was zugleich für die Zukunft der Mädchen großen Werth hat. I» der Anstalt herrscht eine außerordentliche Reinlichleit und Ordnung Die Speisekammer enthält große Vor- räthe von Lebensmitteln (Mehl, gutem Brod, Milch rc.), die Küche ist praktisch eingerichtet. In den Schlaf- sälen, in denen die Bettstellen In langen Reihen, in angemessenen Zwischenräumen ausgestellt sind, herrscht ebenfalls die größte Sauberkeit. Auch ein besonderes Badezimmer ist vorhanden; ebenso wenig fehlt eS au einer besondern Krankenstube. Die herrliche reine Ge birgsluft übt jedenfalls einen wohlthätigen Einfluß auf die Gesundheit der Pfleglinge aus Es wird die Frage bestritten bleiben, ob es vörzuziehen ist, arme Waisen gegen entsprechende Vergütung Familien zur Erziehung und Pflege zu übergeben oder sie in dafür errichteten Anstalten, Waisenhäusern, unter zubringen. Für das Letzlere spricht jedenfalls, daß die Kinder stets eine, wenn auch einfache, doch gesunde und ausreichende Kost erhalten, daß Ordnung, Regel mäßigkeit nnd Reinlichkeit in den Anstalten herrscht, daß die Gesundheit besser Überwacht, für eine ent sprechende Beschäftigung außer den Schulstunden ge sorgt und dadurch die Neigung zu Arbeit und Fleiß befestigt werden, eine Ueberwachung in sittlicher Hin sicht leichter erfolgen kann. Dazu kommt der stete Umgang mit Altersgenossen, aus dem sich später freund schaftliche, nutzbringende Beziehungen bilden können. Freilich fehlen in den Anstalten jene angenehmen Momente, welche das Familienleben bietet. Die Kinder können in Familien das Erwerben und Zusammen halten täglich leichter praktisch mit ansehen, sie hören da täglich, wie nöthig das Sparen ist und werden dazu schon frühzeitig angehalten; aber Anstaltserziehung wird für manche Kinder doch geeigneter und schwer zu entbehren sein. Zu wünschen wäre allerdings, daß die Einförmigkeit des Lebens in den Waisenanstalten, der stete Aufenthalt in denselben Zimmern, vielleicht mitten unter dem ArbeitSgeräth, von Zeit zu Zeit auf die eine ödere andere Weise etwas unterbrochen werden könnte, z B. durch Verweilen in einem andern größern Zimmer, an Sonntagabenden unter Vornahme von Spielen, Borlesen kleiner Erzählungen, Vorträgen auf einem Piano, ferner durch Ausflüge auf einen be- Verbindung von Chicago mit dem Mississippi ist vom Congreß nicht genehmigt. Redner beschrieb hierauf den Schifffahrtsbetrieb auf dem Ohio, Missouri und Mississippi, sowie den Transport der Holzflöße durch Hinterraddampfer, welche die Flöße schieben nnd an deren dberm Ende so befestigt sind, daß sie zugleich als ein mächtiges Steuerruder für das Floß dienen. Von den Leuchtthürmen, welche ebenfalls durch das Jngenieutkorps auSgeführt werden, wird der jetzt voll endete eiserne Leuchtthurm von 250 Fuß Höhe am Hellgate bei New-Kork erwähnt, welcher 6 elektrische Lampen vow je 4000 Kerzen Leuchtkraft erhalten soll. Tie Hochdauabtheilung unter dem Finanzminister der Bereinigten Staaten führt die Zoll- und Post- Häuser, die GerichtSgebäude und die Marinehospitäler mit einem Kvstenaüfwande von jähtlich etwa 20 Mil lionen M. aus. Diese Gebäude, werden außerordent lich solid und feuersicher hergestellt,-erfordern aber mich bedeutende Kosten In größeren Städten, wie Boston, Philadephia rc'„ stellt sich rede- solcher Ge- bände auf 20 bi» 25 Millionen M. Da» Post gebäude in New-Kork Heht über 40 Millionen M hinau». In den ' EiNzekstaaten find Oberingenieure bestellt, wenn solche ein Cartalnetz besitzen, wie New- Kork und Ohio, oder wenn sie große Meliorationen auSzuführen haben, wie California und Colorado Auf dem Eriekanal wachen die sogenannten Con- svrtboote, nämlich zwei zufammengekuppelte Canal- boote, von denen da» Hintere Mit Dampfmaschine und Schraube versehen ist, die besten Geschäfte. ' Sie haben nur 0,578 Pf. Unkosten für den Tonnen kilometer, wckhrend sich die Unkosten der Einzelbooie mit Pferdezug aus 0,746 Pf. stellen. Bei der zu;
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