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Dresdner Journal : 07.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-07
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1884
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Rege«. (Pro- 14» bi» l M. , «pril- steigend. . Sept.- >» 70 ». . »»000 o vr. mber-Oc- i 48.40 böl loe» M. steigend. r.-Octbr. > « «... rrn M. intberg. rdi in idchen: Dresden, legel in secretür RechtS- Ernst Köllner >it Frl. d- mit dmann, Xuseu» Mund- Karie), reiberg. e Etz- ie mit Secre- Kraße «ptbr. tons- Ober- aber. »aut. i dem Ritter stlfang Ucis. tinem j und mnod. Sauer- tbruch. l Dir. Der tilg« ch der t von ergott- 8 Uhr. SSvor. m der Scheu «Bau^ Poste torge, » v»» l881 »I P2I0. Kdonnementapreli r l» x»L»«» a»at»ed«» L«1«b«: jSdriioii: .... 18 dlard. 4 Harte »0 ?f. Liaaaias kiunuoorn. 10 ?L K«»»«rk»Id d«, clontaedon keiodo» tritt koot- uud Ltompelauacllazx tllnin. Ina«r»1«nprel„, tili d«u kaum viuar sse»p»tt«o«o katitroil« >0 kf ^vt«r „Lingtzoamtt" eil« 2«ilo »0 k's 8« PadaUen- und Lillvrnoate »0 db Xutectdag. Lr,ed«1»«n r ILgllcd mit KuenaLm« äor 8onn- und keiortagf» Xdsud» Kr d«a kolxsadsn Lonntag, dm 7. September. 1884. Dt es-lM Journ al. Inasrateuaiiiialime »u»nitrtor l-»tx»t,: F>. Lranetettetter, LommiuLiouLr de, lireodusr donroal»; SamdurU - »«rUu - Vi»« 1.ilp«tU 8»»»l >r»»I»v »runktar« «. N : //aMte^rttin <S ^NA/er, LsrIM -Vt«« kamburx- kr»U l.«jp«ix »r»«kturt ». N-Hülled«»: Eiltet. A/<^e, 8»rU«: /«ratidendapit, 8r«m«o: <8e/dotte,' Lr»»I»o F LtanAen » Lureau rraoteturl » » : F daeAer^sek« kuodtuuidlun^; vorUr»: -VÄter; S»«uor«r: 0. ^>c»ü««ier, kart» L«rtM-Lr»«Uturr ». >.- »tnttgart: Lanbe «S 6o.Laordurg: ^d. Verantwortliche Kedaction: Oberredacteur Nadolf Günther in Dresden. Neranoxedorr Lönini. klrpedition de» Dre»doer dournal», Ore»deo, ^»ring«-r»tra»»« Ito SO. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Wien, Sonnabend, 6. September, früh. (W. T. B.) Die Eisenbahnlinie Belgrad-Nisch, deren feierliche Eröffnung vorgestern stattfand (vgl. die „Statistik und VolkSwirthschaft" unter Nisch), soll am 15. d. Mts. dem öffentlichen Verkehre über geben werden. Wie die „Presse" meldet, ist die Herstellung von 2 Klügelbadnrn, welche von der Eisenbahnlinie Belgrad-Ntsch abzweigen, nunmehr gesichert: die eine soll nach Kragujrvaez, dem Ar senale Serbiens, die andere soll von Kuprija nach Scuic geführt werden, wo sich reiche Kohlenlager befinden. Temesvar, Freitag, 5. September, AbendS. (Corr.-Bur.) Die Spiritusfabrik der Gebrüder Arirdmann mit riesigen Stallungen, vielem Mast vieh und großen, mit MaiS gefüllten Speichern nebst 4(1 Häusern ist heute abgebrannt. Der Schaben ist ein sehr bedeutender. Dir Fried mann'sche Fabrik ist auch schon vor 2 Jahren ab gebrannt. St. Petersburg, Sonnabend, 6. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Gesetzblatt veröffent licht ein vom Kaiser bestätigtes Gutachten deS ReichürathS, wonach die Wirkungsdauer der Maß nahmen zur Wahrung der Ordnung im Staate uub der öffentlichen Ruhe vom 14. August 1881 auf weitere 3 Jahre, und die zur verschärften Sicher- heitSaufsicht in St. Petersburg, Moskau und den bekannten anderen Ocrtlichkeiten laut Reglement vom 21. August 1883 getroffenen Maßnahmen auf 1 Jahr verlängert werden. Kür die nicht unter verschärftem Schutze befindlichen Orrtlichkeiten sollen dir am 14. August 1881 erlassenen Bestimmungen für denselben Zeitraum in Kraft bleibeu. Warschau, Sonnabend, 6. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Ankunft deS Kaisers von Rußland erfolgt, wie bestimmt verlautet, am nächsten Montage. Der General Tscherewin trifft bereits früher hier ein uub fährt mit dem General Gurko und einer Deputation deS Adels dem Kaiser bis Wilna entgegen, von wo sich der Kaiser dirrct hierher begiebt. Belgrad, Freitag, 5. September, AbendS. (Lorr.-Bur.) Der ErössnungSzug ist heute Mittags zurückgekehrt. Die Eisenbahnlinie Belgrad-Nisch wird am 15. d. dem Verkehre übergeben. Bei dem gestrigen Banket in Nisch brachte der Vertreter Deutschlands einen Toast ans, in welchem der Wunsch nach baldiger Herstellung einer Verkehrsstraße nach dem Bosporus auSge- drückt wird. Der Toast wurde lebhaft acclamirt. Dresden, 6. September. In Nr. 204 unsers Blattes haben wir den Er laß des kaiserl. Statthalters von Elsaß- Lothringen bezüglich der im Reichslande woh nenden Nationalfranzosen und ursprünglich giltig optirt habenden Elsaß-Lothringer mit- getheilt. Es handelt sich hier um eine für das gesammte politische und joeiale Leben der eingeborenen Bevölkerung der Reichslande hochwichtige Angelegen heit, deren Bedeutung schon genügend aus der im Eingänge des an den Staatssecretär v. Hofmann ge richteten Erlasses hervorgehobenen Zahl von Personen der oben bezeichneten Art, welche nicht weniger, als 14 924 im Ganzen beträgt, hervorgeht. Wer in Elsaß- Lothringen gelebt hat und wer insbesondere der ein heimischen Bevölkerung näher getreten ist, wird zur Erkenntniß gelangt sein, daß diese, unter dem Gesammt- begriff „Optanten* zusammenzufassenden Nichtdeutschen zu den feindseligsten und schlimmsten Widersachern des deutschen Elements gehören. Wir sehen ab von den üblen Subjecten in den niederen Classen, arbeitsscheuen Individuen und Taugenichtsen, die anfänglich optirten, nach Frankreich auswanderten, und nachdem sie dort die Erfahrung gemacht, daß ihre Option ihnen dafelbst nicht die Anwartschaft auf ein Faullenzerleben zu sichern vermochte, wieder nach dem Reichslande zurück kehrten und nunmehr mit dem Gesetze und der öffent lichen Ordnung im Kampfe leben. Die Zahl derarti ger Personen ist immerhin verhältnißmäßig gering, und die reichsländische Polizei ist kräftig genug, um mit derartigen Subjecten rasch fertig zu werden. Um Vieles schlimmer sind die im Reichslande wohnenden National franzosen undOptanten aus denhöherenLlassen der Gesellschaft. Sie sind Fabrikbesitzer, Eigen thümer größerer Handelsunternehmungen, Vorstände oder Vertreter von Actiengesellfchaften, namentlich der Versicherungsbranche, und üben in diesen Stellungen einen solchen Einfluß aus, daß Jeder, der irgend eine Sympathie für die deutsche Regierung bekunden oder gar bei Wahlen für einen deutschen Candidaten seine Stimme abgeben würde, unfehlbar ihrem Hasse und ihrer Verfolgungssucht sich aussetzen würde. Eine große Zahl bilden endlich die sogenannten „Drücke berger", junge Leute, die, um der deutschen Wehrpflicht zu entgehen, für Frankreich optirten, in französischen Erziehungsanstalten und Lyceen ihre Ausbildung er hielten, mehrere Jahre in Frankreich in Geschäfts unternehmungen untergebracht waren und die alsdann, im Vertrauen auf die Langmuth der deutschen Regie rung, nach dem Reichslande zurückkehren, in Fabriken und auf Comptoirs und Bureaux Stellungen erlangen und zunächst gegen Alle feindselig auftreten, die sich mit den neuen Verhältnissen ausgesöhnt haben. Vor züglich sind es Diejenigen, welche ihrer Wehrpflicht im deutschen Heere genügt haben, die von diesen „Drückebergern" und Französlingen angefeindet wer den. Die meist einflußreichen Familien angehörigen Optanten dieser Gattung üben allerwärtS im politi schen wie im gesellschaftlichen Leben ihren schädlichen Einfluß, und wer es mit der deutschen Sache gut meint, der kann sich nur aufrichtig und herzlich freuen über den Erlaß des kaiserl. Statthalters, durch wel chen endlich einem Zustande ein Ende gemacht wird, bezüglich dessen gerade die deutsch gesinnten einge borenen Elsaß-Lothringer bei jeder Gelegenheit berech tigte Klagen vernehmen ließen. Die Freude über den Erlaß des Statthalters kommt auch in der Presse des Reichslandes zum Aus druck. Die „Metzer Zeitung" bespricht die Politik des Statthalters und hebt hervor, daß die Stimmung im Lande sich gebessert habe; „aber wenn sie sich ge bessert hat, so ist dieses von dem Tage an geschehen, da die Politik der Regierung selbst eine Wendung nach der Richtung hin gemacht hat, die wir schon lange vorher als die zum Heile des Landes führende bezeichnet hatten. Das ruhige Gewährenlasfen einer von Woche zu Woche sich wüster gestaltenden Agita tion, der wenigstens scheinbare Gleichmuth, welchen der Statthalter Sr. Majestät des Kaisers den Unver schämtheiten eines Antoine gegenüber bewahrte — man entsinnt sich der Entrüstung, welche das freche Schreiben Anwine's an den Feldmarfchall v. Man teuffel in allen deutschen Kreisen erregte — sie hatten bei der gewiß loyalen und friedfertigen Bevölkerung Lothringens, welche diese Haltung nicht verstand und sie als ein Product der Schwäche der Regierung deutete, eine Stimmung entstehen und wachsen lasten, welche bei längerer Andauer die Früchte, die das Paci- ficationswerk bereits erzielt, unzweifelhaft zerstören mußte. Da — e» ist jetzt gerade ein Jahr darüber vergangen — ging die Regierung mit einer Maßregel vor, welche mit der bisher von ihr beobachteten Hal tung deS ruhigen Geschehenlastens zum ersten Male in Widerspruch stand: der Cercle littörairs «t 6u commvrev in Metz, allgemeiner Annahme nach der Herd der deutsch-feindlichen Umtriebe in Metz, wurde unterdrückt. Ls währte nicht lange, und auch Antoine wurde wegen Briesen, die er in Pariser Blättern veröffentlicht hatte, gerichtlich zur Untersuch ung gezogen, eine Zeit lang sogar ins Gefängniß ge steckt. Auch noch andere Erscheinungen traten zu Tage, welche erkennen ließen, daß die Regierung den Zeitpunkt für gekommen erachtete, um mit Energie gegen Frechheiten vorzugehen, die nur durch die bis her gewährte beispiellose Nachsicht den Anschein be denklicher Bedeutsamkeit gewonnen hatten. Das aber war es ja eben, was Kenner der Verhältnisse in Loth ringen schon längst der Regierung als das einzig zum Ziele Führende empfohlen hatten — ein wenig Energie, und wie Nachtgefpenster beim Wehen frischer Morgenluft verschwanden die unheimlichen Geister, deren Walten die allmähliche Beruhigung der Ge- müther im Lande verhindert hatte. Der Erfolg sollte bald zeigen, daß diese Politik die richtige war: der Gemeinderath von Metz wählte zum ersten Male zum Landesausschuß einen Abgeordneten, welcher das Man dat annahm, und Antoine — nun der hat sich seitdem bemüht, die deutsche Sprache zu erlernen; im Uebrigen spricht kein Mensch mehr von ihn», nicht einmal er selbst. Der Erlaß des Statthalters vom 28. August, welcher die Verhältnisse der französischen Elemente im Lande regelt, ist ein weiterer Beweis dafür, daß eine veränderte Auffassung der Dinge in den maßgebenden Kreisen in Straßburg zum Durchbruch gekommen ist. Die Mißstände, welchen dieser Erlaß ein Ende macht, waren längst allgemein anerkannt und auch von uns wiederholt in ihren Consequenzen eingehend geschildert worden. Von höchster Bedeutung in dem Erlaß ist namentlich der Passus, welcher sich mit den jenigen jungen Leuten beschäftigt, die mit Ent- lassungsurkunde ausgewandert, dann aber, meist ohnl eine andere Staatsangehörigkeit erworben zu haben, ins Land zurückgekehrt sind. Die Wirkung und in fast allen Fällen wohl auch der Zweck dieser Mani pulation war die Umgehung der Wehrpflicht. Diese Leute entzogen sich jedoch nicht allein in nicht zu dul dender Weise den Allen obliegenden Pflichten, sondern, was noch schwerer wiegt, sie verletzten durch ein oft recht provocirendes Auftreten die Gefühle Derjenigen, welche von einem gleichen Mittel nicht hatten Ge brauch machen wolle» oder können. Jene zurückge kehrten „Auswanderer" haben nach den Bestimmungen des Erlasses vom 28. vor. Nits, nachzuwelsen, daß sie eine fremde Staatsangehörigkeit erworben haben: in diesem Falle werden sie sofort ausgewiesen, welches Ausweisungsrecht der Regierung ja jedem Fremden gegenüber zusteht; es wird ihnen dann nur gestattet werden, sich bei ihren Angehörigen zu kurzem Besuch von 2 bis 3 Wochen jährlich aufzuhalten. In den meisten Fällen wird aber der Nachweis der Erwerbung einer fremden Staatsangehörigkeit nicht erbracht wer den können, da es der Mehrzahl eben darauf ankam, nicht nur der deutschen, sondern jeder Militärpflicht aus dem Wege zu gehen. Hier verfügt dann der Er laß, daß solche junge Leute, den Bestimmungen der Wehrordnung entsprechend, sofort in die Armee einge stellt werden. Der größte Theil des Erlasses beschäf tigt sich mit Verhältnissen, welche denen ähnlich sind, c - - die Preußen jüngst gegenüber den^jDänen in Nord- schleSwig zu regeln hatte. Der Erlaß des kaiserl. Statthalters geht von der Erwägung aus, daß die Zahl der im Reichslande wohnenden National- franzosen und ursprünglich giltig optirt habenden Elsaß- Lothringer in fortwährendem Steigen begriffen ist; die selben würden nach einer weitern Reihe von Jahren förm lich französische Colonien im Lande bilden, und es ist klar, daß diesem an sich unnatürlichen und aus viel fachen naheliegenden Gründen bedenklichen Zustande bei Zeiten vorgebeugt werden muß. Der Erlaß thut dies in der mildesten Form, indem zunächst von der Aus- tckisungrbefugniß durchaus abgesehen wird. Beim Eintritte eines Sohnes jener Familien in das wehr pflichtige Alter sollen jedoch die Famllienvorstände der Regel nach aufgefordert werden, für die ganze Familie oder für den betreffenden, ins wehrpflichtige Alter getretenen Sohn die Naturalisation zu beantragen. Ge schieht dies, so hat der Sohn, als nunmehriger Deut scher, der deutschen Wehrpflicht zu genügen; geschieht dies nicht, so wird er unter den oben dargelegten Bedingungen ausgewiesen. Ebenso würde in Bezug auf diejenigen Familien zu verfahren sein, welche auf Vorschlag der Optantencommijsion nachträglich als Ausländer anerkannt worden sind. Wird ja auch die Anwesenheit einer relativ großen Zahl von Franzosen im Reichslande nie zu verhindern sein, so sind die Bestimmungen des Erlasses vom 28. August doch ge eignet , einem bedenklichen Anwachsen icner Elemente und damit dem wesentlichsten Hindernisse einer dauern den Beruhigung und eines allseitig offenen Anschlusses an das neue Vaterland entgegen zu treten. Die Miß stände, welchen der Erlaß des Statthalters ein Ziel setzt, sind nicht so sehr von den eingewanderten Deut schen, als vielmehr von der eingeborenen Bevölkerung recht schwer empfunden worden; er wird daher sicher von allen einsichtigen Elsaß-Lothringer« mlt Genug- thuung und Freude begrüßt werden." Lagesgejchlchte. * Berlin, 5. September. Wie die „Post" ver nimmt, hat sich das Befinden Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Wilhelm, sowie auch des jüngsten Sohnes derselben bereits wesentlich gebessert. — Alle Com- binationen über den Ort der bevorstehenden Kaiser- begegnung bei Seite lassend, glaubt die Nat.-Ztg." als den für dieselbe festgesetzten Tag den 15. d. Mts. mit einer gewlsseu Bestimmtheit bezeichnen zu dürfen. Der „ Oberjchlef. Anz." läßt sich aus Woijchmk, Kreis Lublimtz, vom 3. d. Mts. Folgendes schreiben: Die in den polnischen Grenzstadt Kvzieglow und Zarki ftationirten Gendarmen und Miliciantcn find dieser Tage nach den Bahnhöfen Myszkow und Porvj der Warschau-Wiener Bahn zusammengezogen worden, um daselbst die Bewachung bei der Fahrt des Kaisers von Rußland nach der Grenze, woselbst derselbe eine Zu sammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich haben wird, zu übernehmen. Der ganze Bahnkörper auf beiden Seiten ist von Kosaken bewacht, welche Jeden bis auf eine Entfernung von 100 Schritt von dem selben sernhalten. Auf Denjenigen, welcher den Zuruf aus Fernbleiben in der angegebenen Weite unbeachtet läßt, wird Feuer gegeben. Die Reise des rujsffchen Monarchen fvll noch Ende dieser Woche zur Ausfüh rung gelangen. — Der Reichskanzler wird, wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, Mitte dieses Monats nach Berlin zurückkehren, um die Vorbereitungen behufs Einberufung des StaatSraths zu treffen und demnächst bei Sr. kaiserl. und königl. Hoheit dem Kronprinzen die erforderlichen Vorträge zu hallen. — Der Staats- secretär des Innern, v. Bötticher, hat sich am gest rigen Tage zum Reichskanzler Fürslen v. Bi maick nach Varzin begeben, von wo er voraussichtlich am Sonnabend Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Freitag, den 5. September: „Der Mennonit", Trauerspiel in 4 Acten von Ernst v. Wildenbruch. (Zum ersten Male.) Der in seltenem Maße vom Glücke begün stigte Dichter hat den schönen Erfolg, mit welchem seine Dramen „Die Karolinger" (im April 1882), „Harold" (im Januar 1883) und „Opfer um Opfer" (im September 1883) an unserer Hofbühne in Scene gingen, auch dies Mal wieder erzielt. Wie das Stück „Väter und Söhne" greift das Trauerspiel „Der Mennonit", dessen Schauplatz ein Dorf bei Danzig während der Befetzung dieser Stadt durch die Fran zosen im Jahre 1809 ist, :n die Tage von Deutsch lands Schmach und Ringen gegen die französische Knechtschaft zurück und zeigt abermals die starke Hand de» an den Mustern Adolf Müüner's, Ernst Rau- pach's u. s. w. herangebildeten gewandten Bühnen praktikers, welche den Stoff in lebendig gesteigerten Scenenbildern gruppirt und die Wirkung auf die ent scheidenden Punkte verlegt. Einen elgenthümlichen Reiz empfangen die handelnden Personen durch den Umstand, daß der tragische Conflict sich auf dem Boden der Glaubenssätze der Wiedertäufer aufbaut. Ju dem Aeltesten und den Mügliedern einer Menno- nitengemeinde führt uns der Dichter eine Reihe kraft- gesättigter Figuren vor. Der starr an den Grund sätzen seiner Secte sesthaltende Aelteste Waldemar wurde von Hrn. Porth mit überzeugender Wahrheit und edler Würde gegeben. Nicht minder sympathisch berührte auch Frl. Breier als dessen Tochter Maria. Von frisch quellender Jugendkraft und stolzem Thatendrange getragen war der Reinhold des Hrn. Matkowsky. Die Rolle des zelotischen und unheimlichen Mathias fand durch Hrn. Grube eine überzeugende Verkörpe rung. Ebenso thaten die übrigen Mitwirkenden ihr Bestes zum Gelingen der Gesammtaufführung, auf welche Hr. Oberregisseur Marcks die größte Sorgfalt verwendet hatte. Wünschenswerth bleibt allerdings, daß künftig in der Schlußscene der vorlaute Charakter der Schußwaffe einige Milderung erfährt. R. Gthr. Ein Problem der Gesellschaft. Novell« von Ä. Marby. (Fortsetzung.) Sich vertraulich an des Onkels Arm hängend, sagte sie leichthin: „Da wirst Du ihn im nächsten Frühjahr recht vermissen." „In wiefern, will er denn fort?" „Natürlich, OnkelchenI Ich glaubte, es sei Dir bekannt, daß er im Herbste nach Amerika auswandert." Herr Klem blieb überrascht stehen und schaute jein Nichtchen mit großen Augen an. „Im Herbst? Nach Amerika? Unsinn, Kindl Er hatte wohl früher mal diese Idee — aber daß er noch daran denkt, glaube ich nicht. Woher hast denn Du diese Neuigkeit?" „Aus seinem eigenen Munde, Onkelchen." „Der Tausend! Ei, da frage ich ihn doch gleich selbst —" Herr Klein wollte in der That stracks umkehren, allein Käthchen zog ihn mit sich fort und sagte überredend: „Komm nur, Onkelchen, ich erzähle Dir Alles, was ich weiß." Und nun berichtete sie dem gespannt Aufhorchenden wortgetreu ihre gestrige Unterredung mit Fritz Schäfer, den sie unter Büchern „vergraben" gefunden: sie schilderte lebhaft ihr Erstaunen über seine gelehrte Beschäftigung und wie sie schließlich sich erboten, ihm nach ihrem besten Können seinen englischen Selbst unterricht zu erleichtern. „Freiluh nicht ohne Eigennutz", setzte sie, ge wahrend, wie des Onkels Stirn sich ärgerlich zu- ammenzog, rasch hinzu — „denn dabei hoffe ich mein chon halb vergessenes Englisch wieder etwas aufzu- rischen." „Gar nicht nöthig! Lauter unnützer Krimskrams für" „Erlaube, OnkelchenI Weshalb habt ihr mich dann in eine so kostspielige Pension geschickt? Wozu wurde ich dort mit allerhand .Krimskrams' geplagt, wenn Du ihn doch für rein überflüssig hältst?" Herr Klein wich verlegen Käthchen'S vorwurfsvoll fragenden Blicken aus — sie hatte ganz recht: wozu eigentlich? „Hm! ja, närrisches Ding" — er lachte ge zwungen —, weil's einmal so Mode ist. Haben doch Krause's ihre Louise, Peter's ihre Minna, Schnee- berg's ihre Marie — und wer weiß noch Alle» — ihre Töchter in vornehme Institute gebracht, daß sie .Bildung' lernen, natürlich bestand Deine Tante da rauf, daß Du auch hingingest l Hab' meine Käthe die lauge Zeit über schwer genug vermißt und war » mir schon lieber gewesen, Du hättest nur unsere Erlenthaler Schule besucht." „Wäre damit auch durchs Lebcn gekommen, wenn ich doch nur so viel Schönes gelernt haben soll, um es wieder zu vergessen. Aber nun sich mir einmal Gelegenheit bietet" — das junge Mädchen hob energisch den blonden Kopf und schaute den Onkel mit herausfor dernder Entschlossenheit an — „mein Bißchen Wissen zu Anderer und meinem eigenen Nutzen zu vermerthen, soll das viele Geld doch nicht ganz umsonst fortge- worfen worden sein." „Das wird's auch nicht, Käthchen. Kannst schon mit unsern Jungens den Anfang machen und ihnen von Deiner Gelehrsamkeit was beizubriugen versuchen. Aber" — Herrn Klein's halb scherzhafter Ton ging in entschiedenen Ernst über — „aber das mit dem Fritz schlag Dir aus dem Sinn, es würde sich jür Dich durchaus nicht schicken." Käthchen's rosiges Antlitz färbte sich mit tieferer Gluth. „Nicht schicken?" wiederholte sie voll edler Ent rüstung. „ Fritz allerdings nur Dell» Knecht, aber was sein Benehmen, seinen Anstand und seme Bildung be trifft, darf er mit manchem feinen Herrn dreist m die Schranken treten. Ja, ich bin fest überzeugt, nur widrige, zwingende Umstände haben den Lehrerssvhn in seme jetzige niedere Stellung getrieben, und weil er das Unpassende fühlt, sehnt er sich aus derselben heraus! Hast Du nicht selbst gejagt, Onkel, seiner Tüchtigkeit und seinen Kenntuisjen nach könne er eine Verwalter- oder Jnspectorslelle einnehmen? Weshalb verdlngt er sich nun als ge meiner Knecht? Da muß irgend ein dunkler Punkt in sclnem Leven sein, und ich möchte wetten, Du und
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