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Dresdner Journal : 04.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-04
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1884
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Berantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther iu Dre-de». ll»r»u»8«d«rr LSoml. Lxpsäitioo 6«, Or»«äver ^ourrudl», Vrvväou, Lvia^vrstrL«« tto. LV Amtlicher Theil. Dre-de«, 29. August. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Kantor Heinrich Ferdinand Müller in Sornzig daS AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uederslcht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Temps.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin Straßburg. Prag. Reichenberg. Buda-Pest. Paris. Bern. New-Uork.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Chemnitz. Zittau.) UuglückSfLlle in der Provinz. Berauschtes. Statistik und BolkSwirtkschatt. Feuilleton. Telegraphische WittrrungSberichte. Tageskaleuder. Zuserate. Beilage. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, DienStag, 2. September, AbendS. (W. T. B.) Die Regierung hat bei dem Gewerbe- tage einen Vertreter ernannt, um die Wünsche und Beschlüsse desselben unmittelbar wahrzuurhmeu und ihr hierüber Bericht zu erstatten. Lemberg, DienStag, 2. September, AbendS. (Lorr.-Bur.) Der galizische Landtag wurde deute mit einer kurzen Ansprache des LandmarschallS eröffnet, in welcher derselbe in Kürze den Um fang der Schäden der KrühjahrSüberschwem- mungeu darlegte uud für die kaiserliche Hoch herzigkeit und Fürsorge für das Land durch einen Hochruf auf Se. Majestät dankte, welchen der Landtag stehend 3 Mat begeistert wieder holte. Bei der Debatte über den Jahresbericht drS LandesauvschuffeS erklärt Pietruski gegenüber einer Beschwerde des Abg. AntomevicS, daß der Landesausschuß rutheuische Eingaben stets ruthe- nisch beantworte. Brüssel, Dienstag, 2. September, AbendS. (W. T. B.) Lie Repräseulautenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung die 3 erste» Artikel deS Gesetzentwurfs, betreffend die Regullrung der Steuer« uud Verbrauchsabgaben für Branntweiu, genehmigt; mit der Annahme dieser priucipiellen Artikel ist der ganze Gesetzentwurf atS augeuom- meu zu betrachten. Die Vorlage wegen Erhebung einer ZuschtagSsteuer auf ausläudischen Zucker wurde mit 63 gegen 16 Stimmen angenommen. ^'eru, Dienstag, 2. September, AbendS. (W. T. B.) Die Diöeesanconferrnz hat sich auf die Vorschläge drS BundeSratheS (Errichtung eines apostolischen VicariateS im Canton Tessin und Neu- begründung einen Bisthums in Basel) geeinigt. Zu Ehren der Conferenzdelegirten hatte der BuvdeS- rath heute ein Diner veranstaltet. London, Mittwoch, 3. September, Mittags. (Tel.d.DreLdn. Journ.) Einer Meldung drr„TimrS" aus Futsch eu zufolge, herrscht in dieser Stadt und der Colonie jetzt Ruhe. Der englische Vice- eonsul ist zurückgekehrt; die baldige Rückkehr deS EonsulS wird erwartet. Die Pagode stehe unter dem Schutze chinesischer Truppen. Die Chinesen seien mit der Wiederherstellung der FortS beschäf ¬ tigt. Dir Ordnung werde lediglich durch gelan dete Mannschaften der englischen und der amerika nischen Kriegsschiffe aufrecht erhalten. Streich sehen. Die Franzosen sind anscheinend in friedlicher Absicht den Min hinaufgefahren, wurden nicht belästigt, und ohne Kriegserklärung begannen sie ihr Werk der Zerstörung. ES ist selbstverständlich, wenn ein solches Verfahren einen bittern Haß zurück- läßt. Die Franzosen können sich vielleicht darauf be rufen, daß andere Nattonen im Confliete mit asiati schen Reichen und anderen halbcivilisirten Staaten ähnlich verfahren sind: aber man beklage sich we nigsten- nicht, wenn die Angegriffenen ihrerseits nun auch jegliches Mittel für recht halten, um ihren Fein den zu fchaden. Bon einer Proclamation, wie sie sich die „Agence HavaS" aus Hongkong melden läßt, wonach die chine sische Regierung aus den Kopf eines jeden Franzosen einen Preis gesetzt habe, hat man an sonst unterrich teter Stelle in Berlin keinerlei Kenntniß. Möglich ist eine solche in Lhina zur Anfeuerung chinesischer Strei ter übliche Prämienaussetzung immerhin in Tonkin, wo Franzosen und Chinesen einander allein gegenüber zustehen kommen werden, nicht aber in ganz China, am allerwenigsten in den Vertragshäfen, wo sich die chinesische Regierung die möglichste Rücksichtnahme auf daS Fremdenthum auferlegt. Das Journal „Paris" schreibt, eS seien alle Vorbereitungen getroffen, um, wenn nothwendig, eine Division neuer Truppen nach Lhina zu schicken; die fragliche Division würde au- 2500 Mann Marineinfanterie und 6000 Mann Lillientruppen bestehen. Die Ernennung eines neuen TruppenbesehlsbaberS würde in dem ersten, nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten Ferry stattfindenden Miuisterrathe erfolgen. Der „Temps" betont die Nothwendigkeit, das Truppencommando im Tonkin mit Rücksicht auf dessen große Wichtigkeit einem bereits mit größeren Truppencommandos betraut gewefeneu Offizier anzuvertrauen. Die Situation in China nimmt nach den neuesten au» Shaughai iu Paris eingelauienen Nachrichten eine kriegerische Färbung au. Die Friedenspartei scheint in Peking völlig in den Hindergrund gedrängt zu jein. Li-Hung-Tschang selber soll degradirt und seiner Wurden als Großsecretär und Vicekönig verlustig erklärt worden sein. Dies Ereigniß wäre, wie man beifügt, noch der Bestätigung bedürf tig. Unter der Ueberjchrift „Die chinesischen Selbst täuschungen" bringt der „LempS" einen Artikel, in welchem es heißt: „Der Mißerfolg von Bac-Lä war in Peking von der Kriegspartei wie ein Triumph der chinesischen Waffen ausgebeutet worden. Ueber- zeugt, diese Wendung des Glücke« sei der Tapferkeit seiner Soldate» zu verdanken, angetrieben durch die Rachschläge der Lensoren, de« Marquis Tseng, Tso- Tsung-Tavg's und Tschan-Pei-Lun'S, wies der Hof von Peking mittelst einer jener Schwenkungen, von denen er so viele Beispiele gegeben hat, die weise An sicht Li-Hung-Tschang's zurück und nahm in den zu Shanghai eröffneten Unterhandlungen eine immer weniger versöhnliche Haltung an. Auf diefer Bahn, hauptsächlich durch die von Tschan-Pei-Lun, dem neuen kaiserlichen Commissar zu Vertheidigung des Fo-Kien (zu welchem Lommando Futscheu und Ki-Lun ge hören), gegebenen Siegesversicherungen fortgerissen, entschloß sich der Tsung-li-Aamen, seine Unterhändler aus Shanghai abzuberufen. Dieser Tschang-Pei-Lun war der Haupturheber des Bruches. Er saß im Tsung- li-Aamen bei den Unterhandlungen von Tien-tsin und leistete gegen die Unterzeichnung des Vertrages vom ll. Mai den stärksten Widerstaud. Da er ein per sönlicher Feind Li-Hung-Tschang's ist, so hatte dieser ihn von Peking entfernt, indem er ihm den Militär befehl übertragen ließ, in welchem er soeben die Stärke unserer Waffen erprobt hat. Tjchan ist einer der eifrigsten Führer der Kriegspartei; sein alter Haß gegen Li-Hung-Tschang war dem erbitterten Wider Dresden, 3. September. Der Zustand eines thatsächlich geführten, aber völ kerrechtlich nicht vorhandenen Krieges zwifcheu Frank reich und China dauert noch immer fort. Wie der Telegraph aus Paris meldet, ist der französifcheu Re gierung bisher keine Notifikation zugegangen, welche eine formelle Kriegserklärung Chinas enthält. In unterrichteten Kreisen glaubt man auch nicht, daß eine solche erfolgen werde. Die chinesischen Staatsmänner haben zur Genüge sich von der Unzulänglichkeit ihrer Streitkräfte gegenüber europäischen Truppen überzeu gen können. Gerade die letzten Ereignisse im Min- flusse, die Leichtigkeit, mit welcher der Admiral Cour bet seinen verwegenen Handstreich programmmäßig durch führen konnte, und der geringe Widerstand, den er hierbei gefunden, sind in dieser Hinsicht zu lehrreich, um mißverstanden zu werden. Diese Ereignisse mutz, ten jenen chinesischen Staatsmännern, welche für solche Thatsachen nicht absolut blind sind und die realen Factoren der Politik nur einigermaßen zu würdigen verstehen, die Ueberzeugung erbringen, daß es nicht blos genügt, Handfeuerwaffen und Hinterladerkanone» nach europäischem System, sowie Menschenmaterial zur Bildung einer Armee zu besitzen, sondern daß man aus diesen Leuten erst wirkliche Soldaten machen muß, welche jenes Rüstzeug zu handhaben verstehen, uiw daß diese Soldaten von Offizieren commandirt werden müssen, die im Pulverdampfe nicht fofort den Kopf verlieren. Lhina würde, wenn es durch eine formelle Kriegserklärung dem Gegner den officiellen Krieg auf- drängt, allerdings dem Labinet Ferry große Ungelegen- heilen bereiten und die Republik in einem Unternehmen vorwärts drängen, das sie am liebsten mit einem Halb wegs erträglichen Compromiß alsbald abgeschlossen wissen möchte. Frankreich wäre zu weiteren militärischen Anstrengungen gezwungen, welche ihm sehr ungelegen kämen, weil sic seine Armeeorganisation stören, seme Politik der freien Hand in europäischen Dingen für einige Zeit beeinträchtigen und feine Finanzen mehr, als erwünscht, anspannen würden. Der officielle Krieg wäre für Frankreich unbestritten eine Verlegen heit, aber eine Verlegenheit, die bereitet zu haben, schließlich China sehr theuer bezahlen müßte. Denn auf einen militärischen Erfolg, der den Streitfall schließlich zu Gunsten des Reiches der Mitte wendet und die Franzosen zwingt, erschöpft vom Kampfe ab- zulaffen, haben die Mandarinen, nachdem der Anfang des Feldzuges von ihnen fo über die Maßen kläglich eingeleitet worden, jetzt nicht mehr zu hoffen. LaS Verfahren des französischen Admirals Courbet auf dem Mm ersährt übrigens vielseitigen Tadel. Jedenfalls scheint derselbe Vorsicht für den bessern Theil des MutheS gehalten zu haben, und statt den Stier bei den Hörnern zu fassen und die Befestigungen der Chinesen zur Vertheidigung des Flusses von der Front anzu- greifen, brachte er es fertig, die Forts und Batterien vom Rücken oder von der Flanke her zu beschießen. Ob die Art und Weise, wie der Admiral Courbet mit einem Theile des Geschwaders sich den Vor übergang bei den Forts zu ermöglichen wußte, indem er scheinbar in friedlicher Absicht den Fluß hinaufsegelte und noch am Tage vor dem Bombardement seine Flaggen hißte zur Feier des Ge burtstages des Kaisers von China, nach den gewöhn lich beobachteten Satzungen des Kriegsrechts sich recht fertigen läßt, ist fraglich, und den Chinesen ist es nicht zu verdenken, wenn sie in dem Angriffe und in der Zerstörung des werthvollen Kriegshafens mit feinem Ungeheuern Material einen perfid angelegten Lagesgeschichte. DreSdeu, 3. September. Ihre Majestät die Königin wird, vom Jagdhause Rehefeld zurückkehrend, heute Abend 6 Uhr 25 Min hier eintreffen und Sich in das Hoflager nach Pillnitz begeben. * Berlin, 2. September. Aus Bonn sind heute zwei Trauerbotschaften hier eingelangt. Der General- feldmarschall Herwarth v. Bittenfeld ist heute früh - 9 Uhr dort verstorben. Mit ihm ist — abgesehen von Sr. Majestät dem Kaiser — der seit dem Tode deS Prinzen Karl von Preußen älteste activc Offizier des preußischen Heeres aus dem Leben geschieden, da die Generalseldmarschälle — wenn auch nicht mehr im Dienste — stets als actw in der Rangliste ge- sührt werden. — Ferner starb in Bonn der Curator der dortigen Universität, der geh. Oberregierungsrath vr. Beseler. — Der Rücktritt des geh. Oberregie- rungSrathes Or. Struck von der Directton des Reichs gesundheitsamtes wird, nachdem dessen Entlassungs gesuch genehmigt ist, am l. December d. I. ersolgen. — Nach einer Notiz der „Königsb. Hart. Ztg." ver langt in diesem Jahre die Verwaltungsbehörde eine summarische Uebersicht der in der Provinz Ost preußen sich aushaltenden, noch nicht naturali- sirten Russen, und zwar soll dabei der Stand vom 1. October als maßgebend erachtet werden. — Vor einiger Zeit erregte die Nachricht, daß ein englisches Kriegsschiff zum Schutze der englischen Fischerei in der Nordsee nach Helgoland gelegt werden solle, einigen Unglauben. Die Absicht der englischen Re gierung ist jetzt der Verwirklichung nahe. Ein eng lisches Kriegsschiff, der „Samson", hat die Befesti gungen verankert und demnächst wird das Kanonen boot „Elk", mit 4 Geschützen, mit Doppelschraube, 603 Tons groß, 470 Pf., Lapitänlieutenant Wintz, bei Helgoland Station nehmen. Straßburg i. E., 1. September. Man schreibt der „KarlSr. Ztg ": Der Erlaß des Statthalters in der Optantenfrage vom 28. August, welcher die Verhältnisse der französischen Elemente im Lande regelt, ist unzweifelhaft geeignet, einem allgemein an erkannten Mißstände abzuhelfen, und ist als eine un vermeidliche Ergänzung der Thätigkeit der Optanten commission anzujehen. Von actuellster Bedeutung ist lande nicht fremd, den er der Politik des Bicekönigs >eS Petfchili entgegensetzte. Aus Rache verbündete er ich mit der mächtigen Familie Tseng, welche Li' die offene Verleuguuug deS Marquis Tseng und seine Er setzung in Paris durch Li-Fong-Pao, einen der Freunde Li'S, nicht verzieh. UebrigenS fand die KriegSpartei natürliche Bundesgenossen in den Len soren, welche von AmtSwegen der Krone gegen jede Abweichung von der althergebrachten Regierungsweise Vorstellungen machen müssen: die Abtretung des Tonkin an Frankreich änderte eine Ordnung der Dinge, die von der Gelehrtenclasse als ein Glaubens satz bettachtet war. Aus seinem Posten angelangt, glaubte sich Tschan-Pei-Lun, nachdem er eine impo- nireude Flotte versammelt, seine Batterien verstärkt und gepanzert hatte, so sicher, alle französischen Schiffe im Min zu begraben, daß er beständig beim Hofe von Peking auf den Abbruch der Unterhandlungen draug; er wollte uns so nöthigen, die Feindseligkeiten in der von uns selbst vor Futscheu, 40 üm vom Ein gänge deS Flusses, gewählten Stellung zu eröffnen. Dieser Umstand erklärt, warum Tschan - Pai - Lun die Schiffe „Triomphante" und '„d'Estaing" noch die Forts passiren und zu dem französischen Geschwader hlnauffahren ließ. Der kaiserl. Commissar klatsche unserer Thorheit Beifall, welche noch 2 weitere Schiffe in feine Hände lieferte. Der Min füllte das Grab der ganzen französischen Flotte werden." Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Ei» Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Marby. (Fortsetzung.) Für Jeden, der in Käthcheu's Nähe kam, hatte sie einen freundlichen Blick und ein gutes Wort. Ihrem liebreichen Herzen bereitete es gewissermaßen Pein, als sie bemerkte, wie schroff abweisend die Tanie sich gegen Fritz zu benehmen pflegte, wogegen der Onkel ihn besonders hochzuhalten schien. Durch die letztere Wahrnehmung glaubte sie sich berechtigt, durch ver doppelte Freundlichkeit Tantchens Kälte, die sich häufig bis zu beleidigender Nichtachtung steigerte, so viel wie möglich vergessen zu machen. In diesem Bemühen begann sie unwillkürlich den jungen Mann aufmerk samer zu beobachten. Sein Benehmen und ganzes Auftreten glich in keiner Weise dem Wesen der übrigen Knechte und Tagearbeiter; nie kam ein rohes, oder auch uur grobes Wort über seine Lippen; ernst, schweigsam während der Arbeit, leistete er mehr, als seine schwatzenden Genossen, ohne doch je seines Fleißes sich zu rühmen; im Gegentheile ließ seine Bescheiden heit ihn stet- hinter die Anderen zurücktreteu; aber wo e- etwa- für ihn zu helfen gab, war er immer zu finde», auch in feinen Mußestunden war er un aufgefordert jeden Augenblick zu den verschiedensten Dienstleistungen bereit, ja, e- machte ihm sichtlich Freude, wenu er seiner Herrschaft sich gefälli; zeigen kouale. Er war erfahren und gejchutt i» allen Dmge». Aber nicht allein der praktische, fleißige Arbeiter erweckte KäthchenS Theilnahme, mehr noch interessirte sie der tief schwermüthige Ausdruck in seinem Antlitz. Besonders um Mund und Augen lag ein so gram voller Zug und auf seiner breiten, prächtig gewölbten Stirn zogen Linien sich hin, die unmöglich das Alter — er zählte ja noch nicht dreißig — dort eingegruben hatte. Ls mußte ein schweres seelisches Leiden sein, das seinen Jugendmuth gebrochen hatte, sein ganzes Leben zu umdüstern schien. Aber was mochte es sein, das den jungen Mann frühzeitig zum Greis zu machen drohte? Kannten der Onkel und die Tante die Ursache seines Unglücks? Zuweilen schien es Käthchen so; aber auf ihre darauf bezüglichen Fragen erhielt sie eine entschieden abwei sende Antwort, und doch hätte sie wer weiß was da rum gegeben, hinter das Geheimniß — ein solches mußte Fritz Schäfer'» Vergangenheit bergen — zu dringen. Nun — da- Eine stand fest: er war ein Unglück licher — und al» folcher hatte er ein besondere» An recht auf ein freundliche- Entgegenkommen. Ihr un bewußt klang der Ton ihrer Stimme, wenn sie zu ihm redete, unbeschreiblich sanft und innig, ihr Lächeln war noch herziger, al- gewöhnlich, und in ihren Blicken lag ein Etwas, das fein Herz in unruhigen Schlägen pochen machte. Lange war Fritz sich unklar geblieben über die ihm bisher unbekannten Empfindungen für da» lieb liche Mädcheu, aber eine» Abends, al» er — „zu- Mia", wie immer, Käthchen» Weg kreuzte, um ihr die schwere» Milcheimer abzuoehmen uud dabei ihre weiche Hand die seine berührte, durchzuckte ihn blitz schnell die Erkenntniß seiner Liebel Ja, es konnte nicht anders seinl Was er einst für Anne empfunden, war nur brüderliche Zuneigung gewesen I Nun erst, wo in seiner eignen Brust die verzehrende Flamme der Leidenschaft glühte, begriff er vollends Annen's Widerstand gegen die aufgezwungene Verlobung. Nun rächte sich das Schicksal an der un schuldigen Ursache ihrer Leiden, nur war er tausend Ntql unglücklicher, als Anne es wohl je gewesen! Nicht ein einziges Mal durste er dem geliebten Mäd chen seine Gefühle verrathen, mußte den lodernden Brand still in sich verschließen! Ach — ihm brachte die Erkenntniß keinen Augenblick berauschender Wonne, son dern nur namenlose, ewige Qual! Zwischen ihm und der holden Käthe lag eine unüberbrückbare Kluft! Eine entsetzliche Angst überfiel ihn bei dem blosen Gedanken, daß je ein Zusall — eine Andeutung der redseligen Tante dem geliebten Mädchen verrathen könnte, daß er ein — Mörder, dem sie in argloser Vertraulichkeit die Hand gereicht, dem sie zugelächelt, mit dem sie geplaudert von Allem, was ihr gerade durch den Sinn ging. Wenn ihre unschuldSvollen Augen sich eines Tages in unverhohlenem Abscheu von ihm wen den würden? Er fühlte, das würde er nicht ertragen! Drum mußte er fort aus ihrer Nähe, je eher, desto besser! E« kamen Augenblicke, wo der Boden ihm unter den Füßen brannte, wo er sofort hätte fliehen mögen weit — weit! Und dann wieder kam e» über ihn wie ein Bann, dem er sich in weher Lust willenlos hingab, au» dem sich zu befreien es ihm au Kraft gebrach. Niemand ahnte, lva» in Fritz Schäfer vorging; nur Käthchen bemerkte mit stiller Bettübniß, daß sein Antlitz von Tag zu Tag noch düsterer wurde und der ohnehin schweigsame Mann seinen HauS- genossen und — sie täuschte sich sicher nicht, ihr besonders — in fast scheuer Zurückhaltung mehr denn früher au» dem Wege ging. V. LS war an einem Märzsonntag Nachmittags. DaS prächtige Morgenwetter hatte Herrn und Frau Klein verlockt, mit den Kindern nach Berlin zu fahren. Leider war die Sonne nach kurzer Zeit hinter grauen Wolken verschwunden, ein heftiger Wind hatte sich erhoben, und nun fchlug fchon feit Stunden ein feiner Regen, mit Eiskörnchen vermischt, gegen die Hellen Fensterscheiben, hinter denen Käthchen strickend und lesend faß. Bon Zeit zu Zeit schaute sie ge dankenvoll die öde Dorfstraße entlang, wo auf dem lehmigen Erdboden fchon hier und da kleine, stehende Pfützen sich bildeten, oder sie warf einen Blick auf die zierlich geschnitzte schwarzwälder Wanduhr und wandte dann lauschend den Kopf, als erwartete sie ein anderes Geräusch zu hören, als den monotonen Pendelschlag und das Klappern ihrer Nadeln. Doch Kin weiterer Laut ward vernehmbar — und dann flog jedes Mal ein Ausdruck, aus Enttäuschung, Un- muth und Langeweile gemischt, über Käthchen's hübsches Gesicht, sogar ein leiser Seufzer stahl sich wiederholt über ihre rothen Lippen. Je länger, desto bedrückender wirkte diese unge wohnte Stille auf da- lebhafte, einer beschaulichen Einsamkeit abgeneigte Mädchengemüth; dazu beaann infolge des dämmergraue» Regeahimmels, e« im Zim-
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