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Dresdner Journal : 11.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188410110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-11
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 11.10.1884
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W239. 1» U«»« «so«—»« ^Ldrlivd: .... 18 U»rt. HMtrlwk: t H»rtc LO kk. L»«1o« Kaouo«r»i 10 ?L L»—rk»1d ä«, ltsuttcksu L«iot>« tritt ko«t- <u»<t Ldvwpsliu-elllit^ tuL»v. lm»rat«npr»l»«, Vül u»» L»uo> v»«r ^«p»It«u-a ?»t»«»«U« »0 kk. votsräi« 2vüs bv ?5 Sai 7?adaUsL- rmä Ä2arL»»tr 80 Au5«c>il»^ Lr»eb«li»«», LAFliol» »1t Tar Korw- a»ä ksisrtt^s Alrsuä» Klr äsn kolAvaäsu Sonnabend, den 11. October. c , _ _ —. Dres-nerImmml. 1884 lL»«r»tta»ull»tiiuk »u»^Lrt»! ^>. Lra»<i«t«ttsr, Oo«u»i»iol»Lr ä«, vre«tll«r ^ouriuU»; S»«d»rU L«rU» - Vt« I^tp«tU >—l >r«,I»a kr»»lr»rt ». N.: ^aou>«»»t«« <4 logier, L»»d»r,- rr»U-L«ip«tr kr-iUltutt «. N.-NkL-U-L: /iu<i Lto«e,- NsrUL! / Sr«w«u: L Le/Uotte, >r««I»<r F LtanA«,', Litrea- ». U r L ^aeAer'iek« kucbliLlläluo^; S. L«i»ov«r: 0. §o8ü«ier, r»tt, L«rU» Lr»»>cNu« ». N >ttltt,»rt! 60., L«ad«r,: AL Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther iu Dretde». ll«r»v»x«d»r: Lüviel. kipeäitiov 6«, vr««6oer ^ouriuU», Dr»«i«o, Lviv^eritr»»« Ho. «t. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Aichung festfundamentirter Brückenwaagen betreffend. Auf Grund der Verordnung des Königlichen Mi nisteriums de- Innern vom 13. März vor. I». (Ge setz- uud Verordnungsblatt S. 9) ist unter dem 8. Februar lauf. I». dem Aichamte Meißen, und unter dem 30. September lauf. Js. dem Aickamte Zittau die Befugniß zur Prüfung und Stempelung festfunda- mentirter Brückenwaagen bis auf Weiteres ertheilt worden. Dresden, den 2. October 1884. Königliche Ober - Aich ungs - Commission. Böttcher. Müller. tlichtamtlichrr Theil. UebtrNch«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschall. (Illinois Staatszeitung. New-Yorker StaatSzeitnng.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin Hannover. Nürn berg. Stuttgart Braunschweig. Prag. Paris. Haag. London. Stockholm. St. Petersburg. Athen. Alexan drien. Lapstadt.) Erueunuugen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) UuglücktfLlle in der Provinz. Vermischtet. Statistik und Lolktwirthschaft. Feuilleton. Kirchennachrichten. Taaetkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Braunschweig, Donnerstag, S. October, Abends. (W. T. B.) Nach den bis heute Abends aut Sibyllenort hier eingegangenen Nachrichten war eine Besserung im Befinden des Herzogs nicht eivgetretev. Paris, Donnerstag, S. Oktober, AbendS. (W. L. B.) Die „Agence HavaS" meldet aus Hanoi Folgendes: Der General Nögrier stieß gestern bei Kep auf 6000 chinesische Reguläre, welche mehrere ein Lentral- schanzwerk umgebende Verschanzungen besetzt hatten. Die Chinesen begannen den Angriff und suchten die französischen Truppen zu umringen; das Gesecht dauerte von früh 9 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr und endete mit der Flucht der Chinesen. Der Rückzug nach der chinesischen Grenze wurde den Chinesen abge schnitten: dieselben flohen in vereinzelten Haufen in der Richtung von Daognan und wurden von den französischen Truppen verfolgt. Die mit der Ver- theidigung von Kep beauftragten chinesifchen Truppen Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 9. October: „Im Bunde der Dritte" Von Paul Heyse. — „Durch die Intendanz." Lustspiel in 5 Acten von Henle. (Frl. Engelhardt, als Gast.) Zunächst sei daraus hingewiesen, daß am Sonn abend, dem 11. d. auf dieser Bühne Schiller's „Cabale und Liebe" gegeben werden wird. Es vervollständigt sich auf eine angenehme und dankenswerthe Weise durch diese Einflechtungen classischer Stücke in das ge wöhnliche Repertoire der Grundsatz, auch den in der Neustadt gewiß sehr zahlreich vertretenen Freunden der wirklichen dramatiichen Poesie erhebende Genüsse zu bereiten. Jedem ständigen Publicum ist es will kommen, solche Genüsse in den Räumen haben zu können, an welche es gleichsam häuslich gewöhnt ist und die außerdem die Wirkung der Aufführungen in Rede und Spiel vortheilhaft erleichtern. Nachdem da« in seiner novellistischen Breite auf einen ernsten, zum Theil elegischen Grundton berech nete Heyselche Stück mit warmer Hingabe an seine Eigenthümlichkeit wesentlich durch da» Ensemble von Frl. Ulrich und den Hrn. v. d. Osten und Richel - sei» zur Anschauung gebracht war, stellte man da» eine keckere und buntere Färduna verlangende Henle'sche Stück mit guter Laune dar. Neu besetzt war darin die Rolle der jungen CommerzienrathStochter Marie, die ihre romantische Neigung zur Kunst so klug wie bereitwillig gegen den realistischen Gewinn der Lieb« leisteten bemerkenSwerthen Widerstand, in die Ortschaft Kep, welche von den französischen Truppen umzingelt wurde, mußte Bresche geschossen werden; da» Central schanzwerk wurde mit dem Bayonnet genommen. In der Ortschaft Kep allein verloren die Chinesen über 600 Mann au Todten. Die französischen Truppen gingen mit großem Muthe vor und operirten mit solcher Umsicht und Entschiedenheit, daß man sich der Rückzugslinie de» Feindes bemächtigen konnte. DaS gesammte Kriegsmaterial der Chinesen und eine große Anzahl von Maulthieren und Pferden fiel in die Hände der französischen Truppen. Die Verluste der französischen Truppen betrugen: 1 Lapitän und einige 20 Mann todt, 8 Offiziere und etwa 50 Mann ver wundet. Der General Nögrier und ein Ordonnanz offizier sind leicht verwundet. Der General Briöre de l'Jsle ist nach dem Schauplatze der Operationen abgegangen. Eatania, Freitag, 10. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Opfer de» Wirbelsturmes werden auf nahezu 500 Verwundete und 30 Todt« geschätzt, die meist den ärmeren Claffeu äuge- hören. Dresden, 10. October. Die Deutschamerikaner nehmen in dem dies jährigen Präsidentschaftswahlkamvfe im großen Ganzen eine andere Stellung ein, als früher, und das ist ein sehr beachtenswerthes Symptom; denn die Deutschen haben, namentlich im Westen, die Ent scheidung in der Hand. Nehmen wir z. B. die Staaten Ohio, Illinois, Mlchigan, Wisconsin, Iowa, Minnesota, Nebraska und Kansas. Diese 8 Staaten gaben im Jahre 1880 ihr ganzes Wahlvotum, 86 Stimmen be tragend, für den republikanischen Candidaten ab. Dieses Jahr geben dieselben infolge der Vermehrung der Wählerstimmen 103 Stimmen ab, alfo über die Hälfte der zur Wahl, resp. Majorität nöthigen Stim men (201). In allen diesen Staaten ist das deutsche Element sehr stark vertreten, wie daraus ersichtlich, daß im Jahre 1880 in jenen Staaten 915 816 deutsche Stimmen abgegeben wurden. Garfield'» Mehrheit be trug aber in denselben 365 730, im ganzen Lande 535 OM. Somit kamen fast drei Viertel der Mehr heitsstimmen aus den 8 westlichen Staaten mit starker deutscher Bevölkerung. Es ist also klar, daß, wenn irgend eine Partei sich der Mehrheit des deutschen Votums erfreute, dies die republikanische war. Geht demnach das deutsche Votum zur demokratischen Partei über, so wird dieser Abfall die republikanische Partei in ihren Grundvesten erschüttern. Nun hat aber im Westen ganz offenbar ein solcher Abfall der deutschen Republikaner von ihrer Partei stattgefunden. Die bedeutendsten re publikanischen deutschen Blätter haben sich offen gegen die republikanischen Candidaten erklärt und unterstützen die demokratischen Candidaten. Die Erklärung dafür ist darin zu suchen, daß in den westlichen Staaten die republikanische Partei fast allenthalben den Prohibi tionsschwindel eingeführt oder dessen Einführung ver sucht hat. Und die Getränkefrage ist nun ein Mal bei den Deutschen eine Hauptfrage: wer ihnen das Bier umschüttet, der hat's bei ihnen verschüttet. Selbst aite deutsche Republikaner fühlen es, daß die republi kanische Partei von heute eine ganz andere ist, als die frühere, und daß zwischen ihr und den Deutschen eine tiefe Kluft gähnt, und diese Kluft wird noch erweitert durch den in der jetzigen republikanischen Partei je nach der Oertlichkeit mehr oder weniger schroff sich zeigenden Deutschenhaß. In Blaine aber erblickt man den Vertreter oder das Werkzeug dieser den Deutschen feindlichen Richtung. Auf der andern Seite bringen die Deutschen Cleveland Vorliebe entgegen. Drese vertauscht. Frl. v. Olah fand eine passende Haltung für diese Aufgabe, schlug oft sehr einfache mädchen hafte Töne an und gab dieser Figur schon dadurch den wünschenswerthen Reiz, daß sie vorzüglich gut aussah. Es ist für diese mit so viel ersichtlicher Lust spielende Schauspielerin die Verwendung im modernen Drama und leichten Lustspiel durchaus vortheilhaft, fchon deshalb, weil sie im Lonversationsstück weit ein facher und natürlicher redet, als in Gestalten der höhern Poesie. Man muß darauf bedacht sein, diese gesündere und viel anmuthigere Sprache durch Uebung zu befestigen. In der Hedwig, einer der sogenannten naiven Backfischrollen, versuchte sich der Gast, Frl. Engelhardt; der Eindruck war zwar der schon bezeichnete, doch eine lebhaftere Munterkeit und Schattirung kam der Wirkung bei den lebhaft gezeichneten Effectstellen dieser Partie entgegen. O. B. Freda. Novelle von E. Lameron. AuS dem Lnglychen von August Frenzel. (Fortsetzung.) Wir waren unterdessen rasch au» der Bai ge rudert. Die beiden Männer, welche Mark mitgebracht batte, ruderten, und wir saßen im Fond des Bootes. Mark hatte für einen dicken, warmen Shawl gesorgt und wickelte mich da hinein. „Ich habe nicht», ihn zu befestigen, er wird Ihnen von den Schultern fallen — stört e» Sie, wenn ich ihn halte?" „Ich antwortete nicht und er nimmt mein Schweigen beruht zum Theil auf persönlichen Eigenschaften de» Manne», besonder» auf der Unabhängigkeit, welche er al» Bürgermeister und Gouverneur von New-York bewiesen hat, und auf der mannhaften Entschiedenheit, mit welcher er in seinem Annahmebriefe gegen Tem- perenzzwang sich ausspricht. Je näher der Wahltag (4. November) rückt, desto mehr erwärmen sich die Deutschen für Cleveland; denn sie betrachten seine Er wählung gleichsam als eine Schutzwehr für die Deutsch amerikaner, al» eine Nothwendigkeit für die Selbst erhaltung de» Deutschthums. DaS einflußreichste deutsche Organ im Westen, die „Illinois StaatSzeitung", sagt bei einer Wieder holung der Gründe, ouS denen sie (die „Jll St.") mit der Masse der Deutschen im Westen der republi kanischen Partei den Rücken gekehrt, daß die infolge der Veröffentlichung der neuen Serie Mulliganbriefe so lebhaft befprochenen Beweise für Blaine's Corrup- tion für die Deutschen im Westen deshalb weniger Werth haben, weil sie ohnehin entschlossen waren, für Eleveland zu stimmen. Für sie genügte fchon die Ueberzeugung, daß Blaine's Sieg ein Sieg des deutsch feindlichen, puritanischen YankeemuckerthumS innerhalb der republikanischen Partei sein würde. DaS Blatt fährt dann fort: „Die Deutschen in den östlichen Staaten können da» kaum würdigen; denn sie gehörten ohnehin schon bisher in großer Mehrzahl zur demo kratischen Partei. Im Westen aber, und besonders hier in Illinois, standen die Dinge anders. Hier ist einige Jahrzehnte lang die große Masse der Deutsch amerikaner Hand in Hand mit den amerikanischen Republikanern gegangen und findet sich nur schwer in den Gedanken, ihre bisherigen Bundesgenossen als Feinde anzusehen. Aber was innerhalb der letzten 10 Jahre in Kansas, Nebraska, Iowa, Michigan, Illinois geschehen ist, hat ihr diesen Gedanken aufgezwungen. Ueberall in diesen Staaten finden die Deutschen, daß unter ihren früheren republikanischen Freunden (Eng lisch-Amerikanern) die bittersten, boshaftesten und heimtückischsten Feinde alles deutschen Wesens die Uebermacht haben. Daraus schließen sie, daß die Erwählung Blaine's als ein Sieg des Yankee- thums über da- Deutschthum betrachtet und als solcher im vollsten Maße ausgebeutet werden würde. Und dies ist — in einer Nußschale — der Grund, wes halb die Auflehnung gegen Blaine unter den deutschen Republikanern des Westens allgemein ist." — Die „New-Yorker Staatszeitung" bemerkt hierzu in einem „Was für die Deutschen auf dem Spiele steht" überschriebenen Artikel Folgendes: „Uns kommt rS am Ende nicht so sehr darauf an, was unS in dieser Krisis die westlichen Republikaner zu Bundes genossen macht. Wenn auch in unserer nächsten Nähe ein solcher Kampf, wie er den Deutschen im Westen aufgezwungen worden ist, nicht vorliegt, fo fühlen wir doch nicht minder stark, daß die Zeit ge kommen ist, um über das ganze Land hin einen wuch tigen Schlag für deutsches Wesen gegen amerikanische Intoleranz zu führen. Die Persönlichkeit Blaine's ist ausnehmend dazu angethan, das betreffende Gefühl bei allen Deutschamerikanern wachzurufen. Der repu blikanische Präsidentschaftskandidat war in seiner ganzen politischen Laufbahn aufs Engste verwachsen mit den hier in Frage kommenden, uns so sehr antipathischen amerikanischen Elementen. Blaine ist ohne Zweifel ein grimmiger Deutschenhasser. Er haßt unsere ganze Denkweise und vor Allem die Vorurtheilslosigkeit, mit welcher mir über Politik und speciell über Parteiwesen urtheilen. Bei seinem Eintreten sür das Temperenz- thum ist er jetzt natürlich Heuchler; er ist viel zu sehr Lebemann und hat sich viel zu viel in der großen Welt bewegt, als daß er bei dem Fanatismus hätte stehen bleiben können, in den er sich vielleicht in jüngeren Jahren hineingearbeitet haben mag. Aber als Zustimmung, dann legt er, um den Shawl zu halten, seinen Arm um mich und zufällig — ich weiß nicht — da ich sehr müde bin — ich weiß nicht wie es kam — lehne ich mich an seine Schulter. „Arme, kleine Händchen, wie kalt sie sind!" sagt er und legt die seine darüber. Sie sind kalt, seine ist warm, und ich ziehe meine nicht zurück. Danach sprach Keines von uns, während einer langen Zeit. O, selige, segensvolle, glückliche Nacht I Der Wind geht und es regnet; die See ist stürmisch und die Lust bitter kalt. Unser Boot ist das unbe quemste, das man sich denken kann und doch! nicht halb so berauschend kann eine Meerfahrt in reich ge polsterter Gondel, unter Italiens Himmel, in seinen von Orangen- und Citronenblüthenduft erfüllten Mond scheinnächten sein, als diese stürmische Stunde auf den bewegten Wassern der Devonshireküste. Ich fühle mich feltsam, unerklärlich, vollkommen glücklich: Kein Ge danke an George Curtis kommt mir in den Sinn, als habe der gute, alte Mann niemals existirt. Ich bin allein mit Mark Thistleby — die Ruderer zählen nicht, es ist fo dunkel, daß man ihre Gesichter nickt sehen kann — und ihm gehört mein Herz! DaS habe ich damals schon gewußt, später uoch oft genug empfunden. Dieser Mann, den ich gestern noch nicht kannte, gilt mir heute als der Vortrefflichste und Liebste unter den Menschen. DaS ist eine Thorheit, ist nicht musterhaft, ist schlecht, wenn man will, aber morgen kann ich diese Thorheit ja bekämpfen; morgen will ich sie aus meinem Herzen weisen, morgen werde ich abreisen, ihn nicht mehr sehen, nicht mehr an ihn denken; aber heute, dieses eineu Abend, soll mich der Strom der er möchte rücksichtsloser, als der fanatischste ^Tem- perenzkaffer in Maine gegen die Sitten und Rechte der Deutschen wüthen, um mit dem deutschen Wesen ein ihm aufs Tiefste verhaßtes politisches Element zu unterdrücken. Die Situation, wie sie sich in diesem Wahlkampse gestaltet hat, muß ihn erst recht in diesem Unterdrückungsentschlusse bestärken. Er sieht, wie sich ganz tüchtige Menschen, eingeborene Amerikaner, trotz Allem, was sie vor seiner Nomination gegen ihn einzuwenden hatten, gehorsam in diese fügen, lediglich weil die Nominatton einmal gemacht ist. Er sieht aus der andern Seite, daß die große Masse der deutschen Republikaner — und unter ihnen die tüch tigsten Leute — sich ebenso entschieden weigern, DaS, was sie vor der Nominatton gegen ihn vorzubringen hatten, jetzt zurückzunehmen, vielmehr ganz stramm dabei beharren, daß er eine ungeeignete Person für das höchste Amt der Republik ist, und sich demgemäß ans Werk machen, seine Erwählung zu vereiteln. Die Emancipation der Deutschen von dem Parteiaberglauben geht ohne Zweifel über den Horizont der meisten in diesem Aberglauben ausgewachsenen Englisch-Amerikaner; aber Blaine ist wohl klug genug, um die nobeln Mo tive der Deutschen zu verstehen. Doch eben dies macht ihn zum nur um so bitterern Feinde der Deutschen. Mit allen anderen Maschinenpolitikern muß er von dem Wunsche erfüllt sein, die Deutschen zu unterdrücken, bis sie ihr eigenartiges Wesen ausgeben und sich um so leichter an den Parteikarren spannen^ lassen. Die oben erwähnten beschränkteren Englisch-Amerikaner, welche unser Eintreten für deutsches Wesen, deutsche Sitten und Gewohnheiten nicht verstehen, mögen in der That glauben (was man so oft von ihnen zu hören bekommt), daß die Deutschen ihr Bier über Alles stellen, und daß es ihnen dabei nur um die Befriedigung niedriger Neigungen zu thun sei. Leute wie Blaine wissen dies ohne Zweifel besser. Sie wissen ganz genau, was die Hochhaltung ihrer persönlichen Freiheit, ihre Weigerung, dem Staate Vormundssteüe einzuräumen, zu bedeuten hat, und daß das muthige Eintreten der Deutschen gegen das Temperenzthum und Muckerthum aufs Engste mit ihrer Auflehnung gegen eben solche Parteisclaverei zusammenhängt, wie die, durch welche jetzt ein Blaine der Union als Präsident ausgezwungen werden soll. Unter solchen Umständen ist die unversöhnliche Feind schaft eines Blaine gegen die Deutschen eine selbst verständliche Sache, und eS ist speciell klar, daß einem Siege Blaine's eine Proskription der Deutschen fol gen würde, schlimmer, als wir sie je gehabt haben. Es steht in der That für die Zukunft des Deutsch thums in den Vereinigten Staaten bei dieser Wahl außerordentlich viel auf dem Spiele, und in der Wür digung dessen stehen die Deutschen im Osten jeden falls hinter denen im Westen nicht zurück Wir fassen die Sache vielleicht in einigen Details etwas anders auf; doch in der Hauptsache stimmen wir mit unseren Stammesgenossen im Westen vollkommen über ein: wir müssen uns unserer Haut gegen Nativismus, Temperenzthum und Muckerthum energisch wehren, und die Niederlage Blaine's wird für kein amerika nisches Bevölkerungselement ein größerer Triuulph sein, als für die Deutschamerikaner." Tagesgeschichte. Dresden, 10. October. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 28. Stück des Jahres 1884 heute hier ein gegangen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1567) Allerhöchster Erlaß vom 29. September 1884, die Aufnahme einer Anleihe auf Grund der Gesetze vom 16. Februar 1882 (Reichs - Gesetzbl. S. 39), vom 2. Juli 1883 (Reichs-Gesetzbl. S. 148) und vom 12. April 1884 (Reichs-Gesetzbl. S. 2I) betreffend. Glückseligkeit tragen, diese kurze Stunde will ich glück lich sein. Trotz des kalten Windes, rollt mein Blut schnell durch die Adern und mein Herz pocht laut. Schüch tern blicke ich zu meinem Begleiter auf. Gehören mir wohl seine Gedanken? O, nein — welche thörichte Einbildung! Sein Gesicht ist mir abgewendet, dunkel hebt sich gerade der Contur seine- Antlitzes von dem grauen Himmel ab. Er denkt nicht an mich, seine Gedanken sind scheinbar weit weg. Da ich dies sehe, schaue ich ihn lange an, be günstigt von der Dunkelheit. Es ist nicht schicklich, Jemanden so anzustarren, das weiß ich wohl und von mir gewiß eine Sünde, die ich büßen muß; denn jeder Sünde folgt die Strafe nach. Allein ich kann nicht anders, ich blicke ihn an und — werde dabei be troffen. Meine Strafe folgt sofort, doch sie ist süßer, al» meine Sünde. Mark Thistleby schließt seinen Arm ein Wenig fester um mich, und mich damit ein klein wenig dichter an seine Seite. Ich unterwerfe mich dieser Strafe: um Liebe leiden thut nicht weh. O, glückliche Stunde, warum währst du nicht ewig? Du fliegst schnell dahin! Die Lichter der kleinen Stadt Seacliff sind bereits in Sicht, und jeder Augen blick bringt uns ihnen näher. „Wie schnell diese Dummköpfe rudern!" grollte Markl Dann, als wir noch ein paar hundert Ellen von der Küste sind, beugt er plötzlich seinen Kopf tief zu mir herab uud schaut mir in da» Gesicht. Es ist so dunkel, daß ich kaum seine Züge unterscheiden kann und doch scheint e» mir, al» ob ich da» Licht in seinen
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