Delete Search...
Dresdner Journal : 14.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188411146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-14
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
l» ,«»,«» <i,vc,ek,» L«ieL«: iLllrlivll: .... 18 K»rk. 4 K»rk KO ??. Li»»»lL« Kununsrn i lOkf La»»«riuUi> äs« S»utt>»ll«i> Kelek», tritt kv«t- uvä 8tsmpsI«ll«c:tä»E klL»a. ^ür äso K»vm eiuer ^ss^^ltsasu l'«titt«ils 80 ?k Oot«r „k!iv^e»Lnät" äi« 2«llv KO kk. ö«j 1»k«Uso- uvä ^iüsrvslttr SO H ^ukickl»^ Lr»el»«li»«» r H^Uet» mit ^uivilllw« äsr 8om»- anä ksisrt»^» Tbsnäi kur äen fol^suäsn 1^»^. DresdnerIournal. I.«ip»t,: H. 7iranct«trttrr, Oowwl«ionLr äs, Dresäusr äonrn»l«; S«wdurU Lirlt» Vi«u l.«tp,tz >„«l 8r«»I«u rr«»^kllrt «. H : Äaa«<>n«te,n ä' Vo-ier, »«rIm-Vi«uN»»knr8- krsx - krru^kllrt «. ». - ilülledsu: k^uä äk ^«e,- S«rl>ll! /ii a/iäsnäanl', Vrvm«»: Lc/ästt«, Sr„I»U! /> Lta«As»>'« Lureau cHil /rabat/»),' kr«o>lk»rt » H : ^«eArr'mks Iiuckk»oäluo8; vürlit«: t- äkü^er; 8»llvov»r: 0. Kekünker, 8,rIiL -kr^»kturr ». A - Itulr^irt: Dauür ct Oo., Liuudurx: ^it. Lt«»«»' Berantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll«r»a8x»d«rr Nöuiel. kipeäitiou äs» r>rs„äoer äouru»!^ I>re»äuo, X«iu»;sr»tr!u«s üo SO Ämtlicher Theil. Dresden, 11. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern - Sigmaringen ihnen ver liehenen zum Fürstlich Hohenzollernschen HauSorden gehörigen Decorationen, und zwar: der Kammerdiener Earl Gottfried Keller die goldene Ehrenmedaille, der Leibjäger Johann August Noack uud die Kammer lakaien Ernst Hattenius und Otto Henne die silberne Verdienstmedaille annehmen und tragen. NichUlintucher Theil. Telegraphische Nachrichte». Buda-Pest, Mittwoch, 12. November, Abends. (Tel. d. Boh.) In der heutigen Sitzung der öster reichischen Delegation besprach bei der Verhand lung de6 Kriegsbudgcts der Abg. k. Greuter die Affaire zweier Offiziere in Innsbruck, welche wegen Duellverwelgerung ihrer Charge verlustig wuldrn, und erklärte, daß auf diese Art einem guten Katholiken das Avancement zum Offizier verschlagen wird, da das tridentiuische Conril das Duell absolut verbiete. Der Kriegsminister Graf By- landt-Nheydt erwiderte, daß die militärischen Ehren gerichte gerade in Fällen zusammentreten, in welchen nicht daS Strafgesetz angrrufen wird, in welchen vielmehr das Gefühl entscheidend »st; und wenn ein ganzes OsfizierScorps erklärt, mit einem einzelnen Individuum nicht dienen zu wollen, so könne er dieses Individuum dem ganzen Corps nicht auf- drängen. Utbrigens sei er selbst Keldzeugmeister geworden: ein Beweis, daß es die Katholiken in der Armee noch zu etwas bringen können. Die einzelnen Capitrl des KriegsbudgetS wurden ohne weitere Debatte bewilligt. Agram, Mittwoch, 12. November, Abends. (Tel. d. Polit. Corr.) Dir Eröffnung der südslawischen Akademie durch den Bischof Stroßmayrr ist nur der Deckmantel für d»e Förderung seiner politischen regierungsfeindlichen Tendenzen. Der Bischof hat die Nothwendigkeit empfunden, die starke Einbuße, welche seine Popularität während der Wahlen erlit ten hat, wieder wett zu machen. DaS Ziel, welches brr Bischof Stroßmayrr verfolgt, besteht »n der Bildung einer einheitlichen Oppositionspartei unter seiner Führung und seinem Proteclorat. Dieses Streben ist aber aussichtslos, weil weder die gemäßigte Opposition, noch die Starcsevicspartei sich ihm an- zuschließcn Lust bezeigt. Der Bischof Stroßmayer erreicht daher nichts weiter, als daß er sich com- promittirt. (Vergl. die „Tagesgeschichle" unter Buda- Pest.) Paris, Mittwoch, 12. November, Abends. (W. T. B.) Die Drputirtrnkammer lehnte heute mit 248 gegen 219 Stimmen bru Autrag von Salis ab, welcher dahin geht, den zur Welubereitung verwendeten Spiritus bei einem Gehalte bis zu 1s Grad mit 20Krcs. pro Hektoliter zu besteuern. Der Antrag war von der Negierung uuterstützt worden. Ein Antrag des Leputirlen Graux, den zur Weinberritung verwendeten Spiritus von bis zu 12 Grad Gehalt mit einer einheitlichen Steuer vou 25 KrcS. zu belegen, wurde mit 228 gegen 225 Stimmen ebenfalls abgelehnt. DaS Seinetridunal hat heute die Ehe der Sängerin Adelina Patti mit dem Marquis de Caux geschieden und Erstere für den schuldigen Theil erklärt. Lie hiesige Gesandtschaft von Haiti giedl be kannt, daß der Präsident der Republik Haiti durch Verfügung vom 23. Oktober allen Denjenigen, Feuilleton. Redlgin von Otto Banck. Mittwoch, den 12. d. fand im Saale des „Hotel de Saxe" der königl. sächsischen Kammervirtuosin Frl. Mary Krebs Conrrrt unt Orchester Statt. Es war daS erste Virtuosenconcert dieser Saison, welches einen gestillten Saal zeigte. Echt künstlerische Virtuosität, welche mit meisterhafter Beherrschung vollendeter Tech nik eine musikalisch empfundene, verständnißvolle und zu vollkommener Klarheit und Tonschönhelt durchge- bildete Gestaltung und Interpretation der Tonstücke »m Sinne der Compositlon darbietet, ohne sich dabei je emer selbstgefälligen Coquetterie mit gejuchten Effecten virtuosen Spiels hinzugeden, bleibt der allseitigen Theilnahme des musikalischen Publikums gewiß. Die Hauptleistung der Concertgeberin war die durch begeistigte Auffassung stilvolle, vornehm elegante Be handlung, energischen Schwung und feine Nuancirung ausgezeichnete Wiedergabe des Ls-clur-Concerts von Beeihven. Diesem folgten mit schönem fesselnden Vor trage Solostücke: drei charakteristische Märsche (E. Banck), Nocturne Ls-äur (Chopin), Gnomentanz (Seeling), Arabeske (Schumann), Perpetuum mobil« (Mendelssohn) und als vielverlangte Zugabe das Spinnerlled aus dem „fliegenden Holländer", und zum Schluß des Concerts Weber'S brillante mit glänzender Bravour gespielte Ls-6^-Polonaise nach der geist reichen effektvoll lnstrumentirten Bearbeitung von Liszt. Die Leistungen der Concertgebrrm wurden mit außer- ordeutlicystem, warmem Bel,all ausgenommen. Dieser welche die politischen Ereignisse von Haiti ver trieben und ferngehalten haben, vollständige Amnestie ertheilt hat und daß auch alle diejenigen haitischen Staatsangehörigen begnadigt wurden, welche durch kriegsgerichtliches Urtbeil vom 15. April 1882 wegen politischer Verbrechen und Vergehen ver- urtheilt worden find. New-Jork, Donnerstag, 13. November. (Tel. d DreSdn. Journ.) Die officiellen Berichte über die Wahlmännrrwahlen liegen nunmehr aus 48 Graf schaften drS StaateS New-Jork vor und stimmen fast ganz mit deu bereits gemeldeten nichtamtlichen Berichten überein. Die Majorität für Cleveland dürfte 1278 Stimmen betragen. Dresden, 13. November. Für die adeligen Gutsbesitzer in Rußland tritt der Fürst Meschtscherski in seinem Journal „Grash- danln" mit großer Entschiedenheit ein in einem Artikel, dessen Zweck ist, die „Nothwendigkeit einer Hebung des Adelsstandes" nachzuweisen, welchen die Liberalen für „überflüssig" erklären, während die Conservativen sagen: „wo ist denn der Adelsstand? — er existirt ja gar nicht mehr! ..." Es ist wohl etwas übertrieben, wenn der Autor den adeligen Gutsbesitzer mit einem „außer halb allen gesetzlichen Schutzes stehenden Paria" ver gleicht; aber er hat gewiß Recht, wenn er sagt: „faßt einen Bauerjungen nur am Ohre, und das ganze „intelligente" Rußland zieht Euch vor Gericht! Gegen die Coquetterie mit dem „Mushik" richtet sich der Artikel ebenso sehr, als er für den ost wirklich recht- und schutzlosen Edelmann eintritt .. . Hier beginnt ein Edelmann eine regelrechte Forstwirthschaft; Bauern brechen in deu Wald ein, binden die Forstivachter und fällen und schleppen Bäume fort; die Schuldigen wer den nicht emdeckt, und die Sache bleibt ungeahndet; eines Tages aber findet man den Forstwächter er mordet im Walde vor, und die Mörder findet Nie mand auf Setzt sich aber der Forstbesitzer zur Wehr, schießt er einen der Waldsrevler an — so schreit das ganze intelligente Rußland Zeter und stellt den Guts herrn als Mörder vor Gericht. Dort verklagt ein Gutsherr den Bauern wegen Realinjurie — das Ur theil lautet auf 5 Kopeken Strafe, im umgekehrten Falle aber auf 10 bis 50 Rubel u. f. w., u. s. w. Der Autor führt noch mehrere derartige Beispiele an, zum Beweise der „Rechts-" und „Schutzlosigkeit" des Gutsherrn gegenüber den Bauern, darunter auch solche, wo dem Gutsherrn, wen» er auf den „Rath" der Polizei nicht hört, den Bauern den geforderten, un denkbar niedrigen Pachtzins und Kaufpreis zu bewil ligen, das Haus über dem Kopse angezündet wird. „Ja", meint der Fürst, „es giebt sogar schon Gegen den in Rußland, wo der Gutsherr flüchten muß, um sein Leben zu retten, und weil er keinen gesetzlichen Schutz findet." Woher kommt das? Wie erklären sich diese traurigen Erscheinungen? Ein Mal wird die Stimme der ruinirten, verzweifelnden Landedelleute nicht m St. Petersburg laut. Sie dringt nur bis zur Schwelle der Palais der mächtigen Aristokraten St. Petersburgs mit ihren hohen Verbindungen und lauttönenden Titeln. Und doch sind diese ruinirten, verzweifelnden Landedelleute treue, ehrliche Diener des Thrones und des Vaterlandes, und obwohl ihr Stöh nen ungehört verhallt, treten sie nicht in die Reihen der Feinde der Regierung, wie wohl verletzte und ge kränkte Bureaulraten und Tschlnowniks zu thun pflegen; obschon schutzlos und nicht im Besitze ihrer natürlichsten Grundrechte, werden sie doch keine Anar chisten. Er ist sanft und still, wie ein Schaf unter der Scheere. „Es lohnt sich nicht, sich um ihn zu kümmern; denn er ist nicht zu fürchten!" sagt der St. PetersburgerTschinownik von dem „bespieenen Pana (!) wurde auch der Frau Otto-Alvsleben, dem Ehren- mitgliede des k. Hoftheaters, zu Theil, welche das Con- cert unterstützte. Die geschätzte Sängerin hat sich nicht nur ihre ungewöhnliche Coloraturfertigkeit mit voller Beherrschung erhalten, sondern auch die Ausgiebigkeit ihrer Stimme, namentlich in der Höhe und sogar noch mit welchem zarten Timbre im Piano. Sie sang mit ungemeiner, musikalisch sicherer Bravour Graun's be kannte Ane aus „Britannicus", die mit ihrem so äußerst schwierigen als höchst zopfigen und geschmack losen Figurenwerk wohl als Prüfungsstück für eine Coloratursängerin gelten kann, und außerdem Lieder von Liszt, Jensen, Grieg und K. Krebs. Die Orchester partien wurden unter Direktion des Hrn. Kapellmeisters Mannsfeldt von dessen Orchester sehr lobenswerth aus geführt. C. Banck. Freda. Novelle von E Cameron. SuS den, Englischen von August Frenzel. (Fortsetzung.) Inzwischen hatten wir den Wagen bestiegen und erreichten, unter fast absolutem Schweigen, .Chester- Square. Kaum hatte daS Hausmädchen, welcher die Obhut des Hauses anvertraut war, mich gesehen, so eilte sie m die Halle zurück und brachte zwei jener verhängnißvollen Briefe, welche Telegramme zu ent halten pflegen. „O, Miß, ich bin so sroh, daß Sie da sind", rief sie aus. „Heute Morgen sind diese Telegramme für Sie gekommen, und ich wußte nicht, was ich damit beginnen sollte. Ich hoffe, daß sie keine bösen 'Nach richten enthalten." — dem russischen Landedelmann". Diese „Sanstmuth" betrachtet der Fürst Meschtscherski als den zweiten Grund der eingangs geschilderten betrübenden Sachlage. Aber es giebt auch einen dritten, gewichtigen Grund; er liegt in der „Antiabelspolitik", deren Principien noch immer fortleben und die ihren Ausdruck findet u. A. auch darin, daß der „Tfchinownik - Intelligent", auf welcher Stufe der bureaukratischen Hierarchie er auch stehen möge, überall im weiten Reiche vor allen Dingen em Wesen ist, das den Adel instinctiv haßt — als eine sittlich-staatliche, materielle und Agrar- macht. „Durch diesen Haß erklärt sich die Leichtigkeit und der Erfolg, mit denen alle Regierungmaßregeln, welche direct oder indirect eine Stärkung und Festigung der anderen Stände auf Kosten des Adels anstreben, im Leben Wurzel fassen, ohne irgendwo Opposition und Widerstand zu finden. Ungeachtet des Umschwunges, der sich in den höchsten Sphären der Staatspolitik vollzogen hat, wie das in unseren Tagen besonders klar betont worden ist, ist die Macht der vorher gegangenen Strömungen doch eine so große und tief greifende gewesen, daß sie auch jetzt noch in allen Schichten des geistigen Lebens Rußlands einer öffent lichen Meinung Vorschub leistet, der gegenüber die Regierung es nicht zu wagen scheint, offen und ent schieden einzutreten für ihre Richtung und die Partei des Adels zu ergreifen; selbst dort nicht, wo das ein fachste Gerechtigkeitsgefühl es erheischt. Infolge dessen wäre auch heute noch der Tschinowmk weniger erstaunt, lvenn er von einem Bauernhaufen, der von irgend einem 'Nihilisten oder Anarchisten geleitet wird, eine Bittschrift erhalten würde mit dem Gesuche um die Erlaubniß, den Edelleuten die Köpfe abzuschlagen, als wenn diese ihn bitten wollten, ihre Kopse zu schützen." Und daher, meint der Fürst, )ei eS endlich gar so weit gekommen, daß es für dringend nothwen dig erachiet wird, energisch einzutreten für den Schutz der Juden, während dieselbe Regierungsgewalt sich zu verbergen scheint oder gelähmt ist, wenn es gilt, Leben und Eigenthum des Edelmannes zu schützen. Sv schlimm steht es glücklicherweise mit dem russijchen Adel doch noch nicht. Und dann drängt sich unwill kürlich die Frage auf: trifft denn den Adel selbst gar keine Schuld, gar keine Verantwortlichkeit für seine allerdings traurige Lage? Nun, in der That ist auch dem Fürsten diese Frage nahegetreten, und er spricht wirklich von einer Schuld auch des Adels selbst, wo bei er freilich das Vergrößerungsglas, welches er bei der Betrachtung der Sachlage bisher verwandte, mit einer Verkleinerungsbrille vertauscht, wenn er zum Schluffe schreibt: „Endlich giebt es noch eine Ursache, welche die jetzige tröst- und schutzlose Lage der Guts besitzer erklärt. Diese Ursache liegt in der vollstän digen Unfähigkeit, in der todesähulicheu Apathie und in der vollständigen Zusammenhangslosigkeit des ade ligen Gutsbesitzerstandes. Wenn man an die jüngste Vergangenheit denkt, ist es schwer, den russischen Land adel für seine Kraftlosigkeit in strenger Weise verant wortlich zu machen; denn die Beziehungen des früher» Regierungspersonals zum Adelsstände waren so gehäs siger 'Natur, daß jeder Versuch einer Opposition gegen eine solche Politik feiten des Adels in corpore zu der Zeit hätte als Widerstand gegen die Behörden ausgefaßt uud gedeu tet werden können, als eine regierungsfeindliche Hand lung, selbst wenn auch die allereinfachsten und aller- bescheidensten Ziele angestrebt worden waren. Ver antwortlich für )eine Apathie »ft der russische Adel erst seit der letzten Zeit, wo ein ihm günstiger Um schwung in der Politik eingetreten ist, und wo eine freundschaftliche Vereinigung des Landadels m jedem einzelnen Gouvernement eine ungeheuere Bedeutung haben könnte, und zwar nicht allein im Interesse der Edelleute und hinsichtlich der Hebung ihrer wirth- schaftlichen Lage, sondern überhaupt m rein staatlichem Mit zitternder Hand öffnete ich das eine Couvert. Die Botschaft, welche es enthielt, kam von Tante Se lina und lautete: „Dein Vater hat einen leichten Schlaganfall gehabt. Komme sofort zurück." Die zweite war noch beunruhigender: „Der Zustand schlimmer; wenn Du ihn noch einmal sehen willst, kehre augenblicklich zurück Keine Zeit zu verlieren." Ich bestieg sofort den Wagen wieder, den ich eben verlassen hatte. „Mein Vater liegt im Sterben", sagte ich. Mark rief dem Kutscher zu, so schnell er könne, nach der Paddingtonstation zu fahren und nahm neben mir Platz. Ich erinnere mich nicht, was weiter geschah, als wir dort anlangten. Alles ging wie im Wirbel um mich her, nur der eine Gedanke stand klar vor meiner Seele, daß mem Vater im Sterben lag und ich seinen Tod verschuldete. Meine Flucht, mein Brief, meine Lossage von George Curtis, war der Schlag, das sühlte ich sicher, der sein schwaches und betagtes Leben endete. Capitän Thistleby nahm ein Billet, drängte eö in meine Hand und brachte mich in ein Coupe. Ich überließ mich seiner Führung wie im Traume; er lauste m»r einige Erfrischungen und legte sie auf den Sitz vor mir, doch ich berührte sie nicht. Wir hatten noch eine Viertelstunde zu warten, ehe der Zug ab- ging. Er stieg zu mir e»n und sprach zu mir; aber ich hörte nicht, was er sagte, und antwortete nur mechanisch ja und nein. Mein Geliebter, der mir Alles in der Wett ge- Jnteresse, als eines der sichersten Mittel, um das innere Leben in Rußland zu wecken und die Hebung des politischen Geistes zu fördern. Das sind die Ursachen, welche die Lage des Landadels in Rußland zu einer so aussichtslosen und unerträglichen gemacht haben." Lagesgeschichte. Dresden, 13. November. Ihre Majestät die Königin hat Sich heute Nachmittag in Begleitung des Oberhofmeisters v. Lüttichau und der Hofdame Gräfin Strachwitz nach dem Jagdschlösse Wermsdorf begeben. Dresden, 13. November. Als Vertreter der am deutsch-italienischen Güterverkehr betheiligten deutschen Bahnvermaltungen in Italien ist ab l. September d. I. Herr Verkehrsinjpector Trommer, früher in Basel, bestellt und für denselben die Firma „Kaiser!, deutscher Verkehrsinspector, Vertreter von deutschen Reichs-, Staats- und Privatbahnen in Mailand (viu krmcip« Xumäeo Ao. 5)" be stimmt worden. Die Aufgabe dieses Vertreters be steht darin, die Entwickelung des deutsch-italicnljchen Güterverkehrs, namentlich in der Richtung aus Deutsch land nach Italien zu beleben, zu fördern und zu die sem Zwecke durch Studium der Industrie und Fabri kation, der Handelsgesetzgebung und Usancen delder Länder, der Creditverhältmsse u s. w. sich in den Stand zu setzen, die italienischen Interessenten auf die Vorzüge und Bezugsquellen deutscher Rohproducte und Fabrikate aufmerksam machen, sowie andererseits den deutschen Industriellen bei der Anknüpfung von Verbindungen mit italienischen Abnehmern, bei der Ausbreitung ihrer Kundschaft in Italien und bei Sicherung, wie Verfolgung ihrer Ansprüche hilfreiche Hand leisten zu können. Auch soll der gedachte Ver treter etwaigen, das Zollwejen betreffenden Beschwerden auf den Grund gehen und rigorosen Bestimmungen oder Handhabungen derZolltarife Abhilse zu schaffen suchen. Dresden, 13.'November. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 30. Stück des Jahres 1884 heute hier ein getroffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1570) Verordnung vom 11. November d. I., die Einberufung des Reichstags auf den 20. November d. I. nach Berlin betreffend. * Berlin, 12. November. Se. Majestät der Kaiser hat, der „N Pr. Ztg." zufolge, im Hinblick auf die Entsendung von Gerhard Rohlfs nach Ost- asrika als Generalconsul mit dem Sitze in Zanzibar, an den Sultan von Zanzibar einen Brief ge schrieben, der hier von berufener Seite ins Arabische übersetzt wurde und welchen der Generalconsul Rohlfs zu überbringen beauftragt ist. — Mit Bezug auf die im September nach Teheran abgegangene kaiserl. deutsche Gesandtschaft wird im Etat u. A. ausgejührt: Einem wiederholt ausgedrückten Wunsche Sr. Majestät des Schah gemäß ist bereits eine außerordentliche Mission comnnssarlfch nach Teheran entsandt worden, welche insbesondere den Auftrag hat, der m Aussicht genommenen ständigen Gesandtschaft die Wege zu ebnen. Wie man der „Nat. Ztg." berichtet, wird der Chef der außerordentlichen Gesandtschaft nach Persien, Hr. v. Braunschweig, auch an der Spitze der defini tiven Gesandtschaft verbleiben; von den jetzt zur außer ordentlichen Gesandtschaft gehörenden Herren werden der LegationSrath Pros. Brug)ch-Pajcha und der militärische Begleiter, Hauptmann v. Brandis, zum Frühjahr hierher zurückkehren. Gera, 12. November. (Thür. Corr.) Gestern fand rn Schloß Langenburg die Vermählung des am 10. November 1858 geborenen Erbprinzen Reuß j. L., Heinrichs XXV11., mit der Prinzessin Elise v. Hohenlohe-Langenburg, der ältesten, am 4. Sep tember 1864 geborenen Tochter des Fürsten Hermann wesen, meine Liebesgeschichte und meine vernichteten Hoffnungen, welche mich so kurz zuvor noch fast er drückten, waren dem neuen Elende gegenüber, das mich bedrohte, alle ganz vergessen. Selbst als Mark nur „Lebewohl" sagte und meine Hand an seine Lippen hob, hatte ich kein Wort für ihn und war mir kaum bewußt, datz dieser traurige und doch so leidenschaftlose Abschied wahrscheinlich der letzte zwischen uns sei für immer Ich fühlte kernen Kummer darüber, daß ich von ihm scheiden mußte, wohl aber eine schwache Freude, als der Zug endlich abging. O! die schreckliche Heimreise! Sollte ich meinen Vater noch lebend finden? — Diese Frage legte ich mir in nutzloser Angst wieder und wieder vor. Sollte es mir vergönnt sein, ihn noch em Mal zu sehen, an seiner Seite zu kmen, um seine Vergebung zu bitten, seine Abjchiedsworte, seine Verzeihung und seinen Segen zu erhalten? Oder sollte er sterben, ehe ich ihn erreichte? War ich Schuld an fernem verzweifelten Tode, ich seine Tochter, fern einziges Kind? — Welch' ein schreck licher Gedanke war das! Wieder und wieder beklagte ich die Thorheit und Uebereilung: meines Vaters Paus verlassen zu haben, wie ich's gethan. Wäre lch geblieben, halte ich ihm gestanden, daß meine Verlobung mich unglücklich mache, er hätte es sicher milder und freundlicher erfahren. Aber der Schreck über mein Verschwinden und die unerwartete Erklärung meines BriefcS hatten diese» Unglück über ihn gebracht. Daran konnte kein Zweifel fern. Endlich, nach der für mich endlosen Eisenbahn-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview