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Dresdner Journal : 18.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188411188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-18
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1884
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1E die nunmehrige Treue ihrer Glaubensgenossen zu der heimathlichcn Kirche belräst^gtr. Liese ganze Ange legenheit wäre ohne jede Bedeutung geblieben, wenn es nicht neuerdings polnischen Jntriguen gelungen wäre, einige Unitarier, die sich ihren Glaubensgenossen nicht angejchlossen, zu Klagen bei der katholischen Geistlichkeit über russische Vergewaltigungen in Glau- benSsragen zu veranlassen. Diese Klagen wurden in schwärzester Darstellung dem Papste unterbreitet und führten zu einem wenig freundlichen Schriftwechsel zwischen dem Vatican und St. Petersburg. Diesen günstiaen Zeitpunkt benutzten sofort die polnisch- katholijcht N Bischöfe, um ihre durch das Concordat fest gesetzten Pflichten gegen den Staat zu vernachlässigen. Dort war ausdrücklich bestimmt worden, daß die Bischöfe sich bezüglich innerer Angelegenheiten in ihren Divcest n nur durch die russische Regierung an den Papst wenden dürften, d h. sie mußten ihr Schreiben der Regierung zur Weiterbeförderung einreichen. Nicht allein, daß die Bischöfe gegen diese Bestimmung handelten, indem sie sich in heimlicher Weise direct an den Papst wandten; sie gingen sogar so weit, Geistliche zu ernennen, ohne die vorgeschriebene Be stätigung der Regierung einzuholen. Hierbei verdient bemerkt zu werden, daß die einzige Diöcese, in welcher solches nicht vorkam und in der die Beziehungen mit der Regierung die vortrefflichsten sind, die von einem deutschen Bischof, Zottmanu, verwaltete von Tiraspol ist. Der Papst desavouirte diese Bischöse nicht; scheint sie sogar eher in ihrer Stellungnahme zu bestärken. Ging es doch so weit, daß ein dem Vatican nahe- steyendeS Blatt nut dem Abbruche der Beziehungen zu Rußland drohte. Die polnisch-jesuitische Coterie ver sucht auch Alles, um den ihr mißliebigen russischen Geschäftsträger Butenjew von seiner Stelle zu ver drängen. Die Curie findet aber in dem Chef des „Departements für fremde Culte", dem Fürsten Kanta- luzene, einen russischen „Falk", von dem sie keinerlei Nachgiebigkeit zu erwarten hat. Dieser wies auch kürz lich in Rom aus das treffliche Verhältniß hin, in wel chem die russisch" Regierung zur Geistlichkeit ihrer zahlreichen evangelischen und muhamedanischen Unter- thanen steht. Der Fürst beabsichtigt nun vorläufig, den compromittirlen katholischen Geistlichen vom I. Ja nuar k. I. an den Gehalt zu sperren: eine Maßregel, die jedoch noch nicht endgiltig beschlossen ist, da man, nach den in Preußen geschöpften Erfahrungen, deren Nutzlosigkeit einsielst. Cs hieß auch, daß nach Wilna eine Conferenz russischer Bischöfe berufen werden sollte, welche sich mit der aggressiven Haltung der römisch katholischen Kirche in den westlichen Gouvernements beschäftigen werde; doch entspricht letzteres Gerücht wohl kaum der Wahrheit. Jedenfalls würde irgend ein bezüglicher Schritt der russischen Bischöfe ohne große Bedeutung sein, da die letzte Entscheidung in der ganzen Angelegenheit doch für hier in den Händen des Synods, beziehungsweise dessen Procurawrs Pob- jedonosszew liegt. Von diesem ist aber ein Nachgeben am allerwenigsten zu erwarten, so daß sich ein Ende des einmal begonnenen Streites wohl ebensowenig ab sehen läßt, als in Preußen. Allerdings dürfte schließ lich die russische Regierung vor keinem Mittel zurück- schrecken, um den Gesetzen Geltung zu verschaffen, und ihr stehen in dieser Beziehung schärfere zu Gebote, als anderen Staaten." Wie man aus Vorstehendem ersieht, handelt es sich hier um sehr verwickelte kirchliche Rechtsverhält nisse, und der Artikel der „Schief. Ztg." orientirt wenigstens bezüglich der kirchenpolitischen Meinungs verschiedenheiten, über welche die Telegramme nur unzureichende Auskunft geben. Ob man in Rußland besonders geneigt »st, sonstigen Culturkämpfen, welche die dortige Regierung fortdauernd auf den verschie densten Gebieten zu führen hat, noch den kirchen- politischen Culturkampf hinzuzufügen, möchte fraglich erscheinen, ebenso wie der Hinweis auf den „russischen Falk" kein glücklicher zu sein scheint. Es sind im Gegensätze zu obiger Darstellung der Vorgänge in Podolien, welche hier zunächst in Betracht kommen, auch Stimmen vernehmbar, Kundgebungen vorhanden, aus welchen deutlich zu ersehen ist, daß auch der Un duldsamkeit und Projelytenwacherei der russischen Or thodoxie ein großer Theil der Schuld an den gegen wärtigen Wirren beigemesseu werden kann. Bei dem obenerwähnten, im Juni d. I. stattgehabten Empfange der Deputation der griechisch Unirten durch den Papst überreichte diese Deputation eine von Leo XIII. an den Kaiser von Rußland beförderte Bittschrift, welche d>e schwersten Anklagen gegen die russische Orthodoxie enthält. Es heißt dalelbst: .Man stürzte sich osten auk unsere kathollsch-unirlen Kirchen, die Altäre wurden zertrümmert, die Orgeln in Stücke ge schlagen und ÄllcS dem orwodoxcn Kleru» überantwortet. Tas Boll flehte in änhersiec Belzweiflnng um Erbarmen, es vertheidig'e sich, daß es selbst daran schuld sein solle, und ichwm, niemals an dir Annahme dieses EuNu» gedacht zu haben. Alles umsonst: aut alle ihre Beschwerden und Buten tom nur eine einzige, eine sürchirrliche Antwort: ,ES ist der Wille Eures Kaisers!" liesst» Trauer deckte unser unglückliches Land. In einzelnen Orten sah man Frauen und kleine Kinder den Eingang zu ihren Kirchen den Kosaken streitig machen, die Btiehl hatten, sie mit Gewalt zu nehmen. Mit dem Bayonnet mub>en die Truppen die Kirchenthüren öffnen, an welchen die Frauen und Mütter sich wie wahnwitzig anklammerten in der Hosjnunq, so den Eintritt wehren zu können Da die Kolben schläge nichts mehr auSrichttten. gaben sie Feuer In Sirö- men floß dar 2 lut. Bei der Bertheidigung ihrer entweihten Altäre sank eine große Zahl Lpjer nieder - in den Jahren >874 und I87ü! Fast unmöglich ist es, ein vemälde »UeS Testen zu geben, was wir erduldet haben und noch erdulden Man zwingt uns, unsere Kinder in die russische Kirche zur Taufe zu dnngen, die Aeltern die sich widersetzen, werden so fort ins Oesängniß geworsen, mit der Nachajka und der Knute gehauen und durch Conlributionen in kurzer Zeit zu Grunde gerichtet Gleicherweise werden wir auch gezwungen, unsere Ehe» vor russischen Triestern zu schließen, wir dürfen keinem katholischen Priester beichten, und im Augenblicke unserS letzten SeuszerS sind wir der Tröstung des heiligen Sacraments der letzten Lelung beraubt Es ist ja dem katholischen Priester verboten sich bei einem Unirten einzusindru, ihm eine Tröstung zu spenden, die keine Regierung dem Verbrecher aus dem Schassottc verweigert .... Tie Wege nach Sibirien bedecken sich mit Schaaren unglücklicher Verbannten; alles Dies aber geht meistens vor sich ohne Eerichleerkennlmß ohne genügende Beweise und aus den einzigen Grund des Verdachter hin oder infolge von meist falschen Angebereien seilen der Gendarmen. Polizeiagenien oder orthodoxer Priester . . . Wir erbitten nur Eins: Es ist die Glaubensfreiheit, deren unsere Ahnen sich erfreuten und die heule alle gebildeten Völker besitzen. Wir erbitten die Gnade, unsern griechisch-murten Ritus behalten zu dürfen, d. h. den Glauben, den wir für unser Seelenheil für unentbehrlich halten, den Glauben, der in der Vereinigung mit der römisch-katholischen Kirche besteht. Wenn Du eS befiehlst, erhabener Monarch, dann wollen wir den lateinischen Ritus annehmen, wenn Du cs erlaubst, unsern unirten behalten, vor ausgesetzt, daß wir unsere Priester und unsere Kirchen ohne Abänderungen wiedererhalten. In jedem Falle werden wir gern Ew. Majestät gehorsamen, unter der Bedingung, daß die Union mit dem heiligen Siuhle von Rom nicht gebrochen werde Wenn wir jemals wirklich zum russisch-orthodoxen Be kenntnisse gezwungen würden, dann schwände jedes religiöse Gesühl und aller Glaube aus unseren Herzen, und dann könnlen wir gute und getreue Unlerthaven nicht mehr sein...." Nehmen wir auch an, daß manche von den in der vorstehenden Bittschrift enthaltenen Anschuldigungen auf Uebertreibungen beruhen, so steht doch andererseits fest, daß Uebergrisfe und Gewaltthätigkeiten in dem weiten Reiche an der Tagesordnung sind. Die wenig sten dieser im Innern Rußlands sich abspielenden Vor gänge gelangen zur Kenntmß des europäischen Publi- cums. Auch ist es bekannt, daß die Organe der griechisch-orthodoxen Kirche, welche in den deutschen Ostjecprovinzen in gleicher Weise gegen die dortige lutherische Landeskirche sich schon manntchsacher Ueber- griffe schuldig machten, von dem Uebergewichte, welches ihnen die hinter ihnen stehende Staatsgewalt verleiht, einen keineswegs scheuenden Gebrauch machen. Rian wird daher wohl thun, die Auschlildtgungen, welche von russisch-orthodoxer Seite gegenwärtig wider die griechlsch-unirten Christen erhoben werden, mit Vor sicht auszunehmen. Laljesgcschlchtc. Dresden, 17. November. Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen wird morgen, Diens tag, den 18. d. Mts., Abends von Berlin über Rö- derau hier eintreffe» und in der königl. Villa zu Strehlen abtreten. Dem hohen Gaste zu Ehren findet an der Mittwoch im Thiergarten zu Moritzburg eine Hosjagd Statt. * Berlin, 15. November. Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Schweden traf in der vergangenen Nacht, von Amsterdam kommend, in Kiel ein und nahm, einer Einladung Sr. königl Hoheit des Prinzen Heinrich folgend, im königl. Schlosse sein Absteige quartier. Zu Ehren desselben sand heute Nachmit tags bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich ein Galadiner Statt. In der kommenden Nacht wird der Kronprinz mit dem Dampser „Skirner" seine Reise nach Korsör fortsetzen. — Heute Nachmittags 2 Uhr wurde die afrikanische Conferenz im Fest saale des Reichskanzlerhaujes durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck eröffnet. Diese erste Sitzung wird voraussichtlich nur dem Zwecke der Constltutirung ge widmet sein. Tie Conferenz tagt in demselben Saale, welcher durch den Congreß von 1872 eine historische Bedeutung erlangt hat. Im Conserenzsaale erinnert zunächst eine große, an 5 m hohe Karte Afrikas von Kiepert an die nächsten Zwecke, welche diese glänzende Dresden, 17. November. Die Beziehungen zwischen der russischen Re gierung und der päpstlichen Curie gestalten sich mehr und mehr unfreundlich, und culturkc.mpflustige deutsche Blätter verkünden für Rußland bereits den Beginn eines „CulturkampseS". Aussehen erregt ein in der Sonnab ndnummer des „Journal de St.Pöters- bourg" anläßlich der von mehreren Zei'.um.en in Um lauf gesetzten Nachnckten über den Empfang einer Deputation von katholffch Unirten Podoliens beim Papste und über die vom Papste der Deputation er- theilte Antwort erschienener, vom Telegraphen über mittelter Artikel, in welch m es heißt: „In Berück sichtigung der Wichtigkeit der zwischen dem Vatican und Rußland wieder angeknüpsten guten Beziehungen und der Beweise des Wohlwollens, welche der Kaiser bei Gelegenheit seiner jüngsten Reise nach Polen den Katholiken gegeben hat, haben wir es uns zur Pflicht gemacht, ein Dementi oder wenigstens eine Richtig stellung öl en gedachter Nachricht durch die officiösen Organe des Vcnicaus abzuwarten. Diese Hoffnung ist indessen getän-chi worden. Diese Blätter hätten das Interesse des Vatikans verstehen und dem Gedanken nicht Glauben verschaffen sollen, daß der Papst die Grundregeln des Völkerrechts so weit außer Augen setzen könnte, um in die inneren Angelegenheiten eines Landes sich einzumilchen, zu welchem er soeben wieder in freundschaftliche Bestehungen getreten ist; denn die bloje Thatsache, die Klage einiger Unterthanen eines Souveräns gegen denselben vielleicht, sogar von Leuten, welche sich als solche ausgegeben, entgegengenommen zu haben, müßte unbestreitbar als eine ungeeignete und unzulässige Dazwischenkunft angesehen wer den. Ein solches Verfahren stände im Widerspruch mit der Art und Wege, wie Papst Lev seit seiner Erhebung zum Pontificat verführ', und mit der Klug heit, von welcher er so vielfache Beweise gegeben hat. Welches auch der Zweck der klerikalen Blätter sein möge, wir halten dafür, daß das von den Organen des Vatv ans beobachtete Stillschweigen die seit Kurzem zwischen Rußland und dem heiligen Stuhle wieder hergestclllen guten Beziehungen beeinträchtigen und ganz besonders die wohl verstandenen Interessen des Vaücans und der römischen Kirche schädigen muß." Mit diesen kirchlichen Vorgängen in Polen darf man wohl auch das seit vorgestern (Sonnabend) durch kcuserl. Befehl dem Minister des Innern eingeräumte Recht, einzelnen Personen den Aufenthalt in Polen zu verbieten, in Verbindung bringen. Die „Schlesische Zeitung" gicbt in einer Correspondenz aus St. Petersburg folgende Dar legung über die Entwickelung der Beziehungen zwischen der russischen Regierung und der Curie, bezüglich welcher wir dem Breslauer Blatte die Verantwortung überlassen müssen. Dasselbe schreibt: „Als im Früh jahre vorigen Jahres das Concordat zwischen St. Petersburg und Rom unterschrieben und besiegelt war, glaubte man, sich hier, nach langen Jahren religiöser Zwistigkeiten, eines endlichen Friedens er freuen zu können; denn die Machtverhältnisse des Staates wie der Kirche, waren auf dos Genaueste abgegrenzt. Aber man hatte mit zwei Gegnern nicht gerechnet — den Jesuiten und den Polen. An der Spitze der im Vatican gegen Rußland intriguirenden polnischen Partei steht der Cardinal Czacli, der dort Rußland gegenüber dieselbe Rolle spielt wie Gras Ledochowski gegenüber Preußen. Die Jesuiten, wenn auch selbstredend zu klug, um au die polnischen Traum gespenster zu glauben, benutzen diese doch gern als Hilfsmittel zum Kampfe gegen die russische Regierung, wie sie jede nichtkalholische Regierung bekämpfen. Belden Parteien war der religiöse Frieden ein Dorn im Auge, nud bald sand man Mittel, ihn zu stören. Einen willkommenen Anlaß, um bei dem Papsts Miß stimmung gegen Rußland hervorzurnsen, bildeten die Verhältnisse der sogenannten Umtarier oder Unirten in den westlichen Provinzen des Reichs. Diese sind ihrer Zeit von den Jesuiten belehrte Russen, welche sich, ohne den griechisch-katholischen Glauben ganz aufzu geben, dennoch in religiöser Beziehung dem Papste unterordneten. Man bekümmerte sich rujsischer- seits lange nicht um die Unitarier, bis vor etwa 10 Jahren, zu der Zeit, als der Minister Makow das Ministerium des Innern bekleidete, die unitarstche Frage aufgeworfen wurde. Es gelang der russischen Geistlichkeit unter der sehr nachdrücklichen und kräftigen Mitwirkung der weltlichen Behörden, viele Unitaricr zum Rücktritte in ihr früheres Verhältniß zur russi schen Kirche zu bewegen, und es erschien sogar eine Deputation dcr Uuncuier in St. Petersburg, welche von Anfang bis zu Ende eine Kette von Lng und Trug. Sie können nicht denken, daß eine Frau wie diese mich veranlassen würde, irgend etwas Böses von Ihnen zu glauben! Gerade ihr gehässiger Brief hat mich bestimmt, schon jetzt zu Ihnen zu kommen, statt in Rücksicht auf Ihre Trauer noch zu warten; weil ich bedachte, wie einsam und kummervoll Ihr Leben sein müsse, da Sie den bösen Nachreden dieser Frau auch noch preisqegeben sind und Niemand haben, ihre Verläumdungen zum Schweigen zu bringen und Sie zu schützen. „O! Mr. Flower, wie gut sind Sie. Wie sehr wünschte ich ihre Liebe vergelten zu können, so sehr wie sie es verdient!" Dann brach ich in heftige Thränen ans. Gleich war mein junger Freund an meiner Seite, streichelte meine Hände und tröstete mich mit süßen Liebesworten. Aber ich ivies ihn sanft und bestimmt zurück. „Stein. Mr. Flower", sagte ich, „Sie dürfen Ihre Güte nicht an mir verschwenden. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll, daß Sie gekommen sind, um sich einer so Geschmähten und Verlassenen anzu nehmen, w>« ich es bin. Aber Mr. Flower! Ich kann Ihre Liebe nicht erwidern —" „O, Freda!" „Ick) habe meine Liebe seit lange schon vergeben." Er trat von mir zurück und ging im Zimmer auf und nieder, ehe er antwortete und dann blieb er plötz lich vor mir stehen: „Wollen Sie mir die Wahrheit darüber sagen, Freda?" fragte ei sanft. Ich nickte. „Ist es Mark Thistleby — der auf dem Balle zu Eddington war — den Sie lieben?" „Ja", antwortete ich leise, während heiße Röthe mein niedergebeugtes Antlitz bedeckte, da ich empsand, welche Schande und wie wenig Stolz für mich in diesem Geständniß meiner Liebe lag. Nach kurzer Pause fragte Charley mit Ernst und Strenge, wie ich sie nicht an ihm gewohnt war. „Sagen Sie mir die Wahrheit, - hat er sich schlecht gegen Sie benommen? Hat er als Schurke an Ihnen gehandelt? Bei Gott! wenn er das gestern gethan hat — " „O nein, nein! — rief ich „Was veranlaßt Sie, so etwas zu glauben? Er ist immer gut zu mir ge wesen, aber ach! nur können nie glücklich werden. Er ist i» keiner Weise zu tadeln, Mr. Flower; allein —" und meine Stimme bebte. Ruhig Kind, sagen Sie mir nichts weiter. Denken Sie nicht, ich wünsche sie auSzusragen oder Ihre Ge heimnisse Ihnen zu entlocken. Es genügt mir, daß ich weiß, er hat nicht schlecht an Ihnen gehandelt." Er trat ans Fenster und schaute minutenlang schweigend ins Freie, dann wendete er sich mir zu, ergriff meine Hand und küßte sie. „Ich will Sie nicht länger mit meiner Liebe lang weilen", sagte er etwas gebrochen, „und, so sehr ich Sie liebe, Sie damit nie mehr belästigen. Leben Sie wohl! Wenn Sie je einen Freund gebrauchen, Miß Clifford, vergessen Sie nicht, daß Sie in mir einen solchen besitzen - möge Gott mit Ihnen sein " Ehe ich antworten konnte, war er gegangen und mit ihm schien mir auf einmal all' der Sonnenschein und das Licht, welches jein unerwartetes Erscheinen auf meinen einsamen und verzweifelten Weg gebracht, verschwunden. Und doch war ich glücklicher durch diesen Besuch — in dem Gedanken, daß ein ehrliches Herz mehr in dieser Welt mich liebte und mir mehr ergeben war, als ich geahnt hatte. (Forijetzuiig folgt.) Literatur. Im Verlage von Karl Heymann in Be»lin ist im Auftrage des königl. preußischen Herrn Ministers der Unterrichtsangelegenheilen von A. v. Wussow ein Buch erschienen: „Die Erhaltung der Denkmäler in den Culturstaaten der Gegen wart". Wir machen hier vorläufig aus dies dem nächst zur Versendung kommende Werk alle Freunde der vaterländischen Geschichte nud der Kunst auf merksam. Sächsischer.Kunsiverein. DerJahresbericht des unter allerhöchstem Prolectorat Sr. Majestät des Königs stehenden „Sächsischen KunstvereinS" auf das Jahr 18l<3 weist erfreuliche Daten nach, so das WachSlhum der Mttgliederzahl. Sehr beachtenSwerth sagt unter Anderin der Bericht Folgendes: „DaS Directorium wird nicht nachlassen in seinem Bestreben, die ihm anvertrauten Interessen des Vereins nach allen Richtungen wahrzunehmen und nach bestem Vermögen für denselben zu wirken, es richtet aber auch immer wieder an die Mitglieder des Verein« die Mahnung, daß sie da- Directorium hierbei unte, stützen und wo es angeht ihren Einfluß im Interesse des Vereins und der von demselben zu fordernden bildende« Künste Versammlung hier zusammengeführt haben. . Um. einen nach Weste» hin offenen Tifch in Hnfeijtilform werden die Conferenzmitglieder in der Reihenfolge Platz neh men, daß in der Mitte der äußern Querseite der Reichskanzler feinen Sitz hat, hinter welchem an einem bffondern Tisch die erst nach der Eröffnung einge- jührten Secretare der Conferenz, die Herren Raindre, erster Secretär der französischen Botschaft, Graf v. BiSmarck, geh. RegierungSrath im Staatsministerium und Vicecvnsul Ur Schmidt, beschäftigt im auswär tigen Amte, ihre Arbeitsplätze haben werden. Zur Rechten und zur Linken des Reichskanzlers reihen sich dem Alphabet ihrer resp. Länder nach die Bevoll mächtigten, so daß rechts vom Kanzler Oesterreich Ungarns, links Belgiens Repräsentant sitzen, und an dieselben an der Ouerseite noch Dänemarck und Spa nien (» spanne), an den äußeren Längsseiten rechts die Vereinigten Staaten, Großbritannien, die Nieder lande — links Frankreich, Italien sich anschließen. Dem Kanzler gegenüber, in der Mitte der inneln Hilfeisenwand, sitzt der Staatssekretär Gras Hatzfeldt mit einem der französischen Telegirten zur Linken, dem schwedischen Conferenzbevollmächtigten zur Rechten — an den inneren Längsseiten des Hufeisens sind rechts die Türkei und Rußland, links die portugie- sifen Conserenztheilnehmer placirt. Die Flügelplatze an den äußeren Längsseiten des Conserenztisches, dessen nach dem Garten zu gelegene Endflächen nm Büchern, Broschüren und Karten, kurz Allem bedeckt sind, was die Literatur aller Welt neuestens über Afrika ge bracht hat, sind von den weiteren deutschen Bevoll mächtigten: UnterstaatSsecretär Ur. Busch und geh. Legationsraty v. Kusserow eingenommen. Eine große eichene Standuhr, Zifferblatt und Gewichte von cuivr« poli, vervollständigt die Ausstattung des Sitzungs- laales. Nachdem Fürst Bismarck die Sitzung er öffnet und die Bevollmächtigten begrüßt halte, wurde der Reichskanzler auf Vorschlag des italienischen Ver treters zum Präsidenten gewählt. Darauf wurde das Sekretariat gebildet; dasselbe besteht aus dem fran zösischen Bolschaftsrath Raindre, dem Grasen Wilhelm Bismarck und dem Viceconsul Schmidt. Die nächste Sitzung findet am Dienstag Statt. Tie heutige Sitzung war, wie Graf Hatzfeld den Mitgliedern von vornherein erklärte, „uu ecbaujZb pulltesss". Nach der Conferenz versammelten sich die Telegirten zum Frühstück. — Der neue chinesische Gesandte Hsü-Ching-Cheng ist, wie der „Post" berichtet wird, heute Nachmittags nach Kiel abger.ist, um die im Hajen daselbst liegen den beiden chinesischen Panzercorvetlen „Ting-Z)uen" und „Chen-Uuen" einer eingehenden Jnjpicirung zu unterziehen. Nach nunmehr endgiltig erfolgtem Be schlusse der Pekinger Centralregierung nämlich hat die bisher zweiselhaft gewesene Uebernahme auch der kauf- männiich-gejchästlichen Agenden der hiesigen chinesischen Gesandtschaft durch den neuen Gesandten Hsü-Ching- Cheng von seinem Vorgänger Li-Fong-Pao bei der in Aussicht stehenden Rückkehr des Letzter« nach China zu erfolgen. Zu dlejen Agenden gehören in erster Reihe alle noch nicht erledigten Schiffsangelegenheiten rejp Bestellungen, welche der seitherige chinesische Ge sandte Li-Fong-Pao in Deutschland unter persönlicher Verantwonllchkeit seiner Regierung gegenüber gemacht hat. Demzufolge hat sich Hjü-Ching-Cheng über den ihm angegebenen Stand der Schiffe vor deren Ueber nahme durch eingehende Besichtigung zu überzeugen. Der Aufenthalt Hsü-Ching-Cheng's in Kiel dürfte mehrere Tage dauern. — Ter Ausschuß des Bun des rathes für Rechnungswesen trat heute zu einer Sitzung zusammen. Dem Bunoesraly ist ein Antrag Preußens zugegangen, welcher für alle Bundesstaaten den Erlaß gleichmäßiger polizeilicher Strasvorschristen zur Verhütung der Gefährdung militärischer Pulver transporte durch Handlungen oder Unterlassungen des Publikums bezweckt — Tas Polizeipräsidium macht, der „Nordd Allg. Ztg." zufolge, neuerdings die Wahr nehmung, daß auswärtige socialdemokransche Agitatoren, nachdem sie an ihrem seitherigen Wohnorte mit den Behörden in Conslict geratheu sind oder sonstwie sich politisch compromittirt haben, seit einiger Zeit mit Vorliebe Berlin zum Aufenthaltsorte wählen, fei es, um hier ihre Agitationen in größerm Maßstabe fortzusetzen, oder auch in der Hoffnung, un ter der Menge hier wohnhafter Gesinnungsgenossen der Ausmertsamkeit der Polizei zu entgehen. Solche Personen werden sehr wohl daran thun, sich in dieser Beziehung keinen Illusionen hinzugeben, ebensowenig aber darauf zu speculiren, daß sie ungeachtet der auf Grund des sogenannten kleinen Belagerungszustandes für Berlin bestehenden Anordnungen hier dauernd ge- geltend machen möchten. Diese Mahnung richtet sich aber auch an die Künstler, insbesondere die heimische», welche noch weit mehr, als zeilher, die Ausstellung des Kunüvereins mit, ihren Erzeugnissen beschicken und dem Direktorium geeignete Gegenstände für die all jährlichen Verloomngsankäufe darbieten könnte». Der Süchsstche Kunstverem steht vor einem wichtigen Ab- schmlte seiner Geschichte. Laut Beschluß der könig lichen Ltaatsregierung und der Stände des Landes sollen binnen Kurzem das Ausstellungsgebäude auf der Brühl'jchen Terrasse, in welchen» dcr Kunstverein seit einer langen Reche von Jahren sein Tomicil hatte, und das lömgl. Akadcmiegebäude entfernt und durch neue Monumentalbauten ersetzt werden. Tas Directorium hat angesichts dieser Projekte sich mit einem Gesuche an die königl. Staatsregierung gewendet und gebeten, daraus Rücksicht zu nehmen, daß der Sächsische Kunstverein auch m dem neuen Kunstaus- stellungSgebäude ein geeignetes Unterkommen finde, in welchem derselbe namentlich auch während der Dauer der alljährlichen akademischen Ausstellung ein Bureau geöffnet halten und Einzelausstellungen von Kunstiverkcn veranstalten könne, was wiederholt als Bedürsniß hervorgetleten ist. Auch ist gebeten worden, das zeitherige Ausstellungslocal nicht vor Eröffnung des neuen abbrechen zu lassen. Deni letzter» Wunsche dürfte vielleicht schon wegen des gleichen Interesses der akademischen Ausstellungen Rechnung getragen werden. Im Uebrigen ist aus das Gesuch des Kunst« verein» die Antwort ertheilt worden, das königl. Mi nisterium könne zwar bei dem dermaligen Stande der Vorarbeiten sür da» neue AuSstellungsgedäude auf die Wünsche des VeremS noch keine Entschließung jassen.
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