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Dresdner Journal : 12.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-12
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 12.12.1884
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Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rathmann Schmidt in Geringswalde das Ritterkreuz II. Llasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. Nichtamtlicher Theil. Vebers«»«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Mün chen. Stuttgart. Weimar. Buda-Pest. Paris. Brüssel. Rom. Stockholm. Konstantinopel. Athen. Washington.) Dresdner 'Nachrichten. Vermischte-. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 10. December.) Drrsoner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Johanngeorgen stadt. Kamenz.) UnglückssLlle in der Pronins- Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Bvrsennachrichtrn. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pari», Mittwoch, 1«. December, Abend». (W. T. B) Die Deputirtenkammer lehnte in ihrer heutigen Sitzung bei Beratdung des Cultusbud- get», entsprechend dem Anträge der Commission, dru Antrag de» Bischofs Kreppet auf Wiederher stellung der Domherrengehalte ab, ebenso mit 242 gegen 231 Stimmen den Antrag des Bischofs Kreppet, die von der Commission gestrichenen Freistellen für Seminaristen wieder hrrzustellen. Die Berathuug de» CuttuSbudget» wird morgen fortgesetzt. Der Senat wird morgen über die Kredite für Tonkin berathen. London, Mittwoch, 10. December, AbendS. (W. T. B.) Stanley ist heule Abends nach Bert»« adgereist. Kopenhagen, Donnerstag, 11. Deeember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei einer gestrigen Ver sammlung der Vertreter der ministeriellen Frac- tionen erörterte der Ministerpräsident Estrup die in nere Lage und sprach sich dafür auS, daß der 12jäh- rigr Kampf gegen den Parlamentarismus beS BolkSthingS zu Ende geführt werden müsse und solle. Lie Regierung kämpfe für eine vrrfassungS- mäßige Machtvertheitung, für die Freiheit und den Fortschritt. > 1 > ! Dresden. 11. December. Die territorialen Verhältnisse in den Congo, ländern geben gegenwärtig zuweilen zu Mchverständ- nisten Anlaß. Man spricht von einer »internatio nalen Longogeselljchaft" und von einer »internatio nalen afrikanischen Gesellschaft". In der That giebt e- zwei verschiedene Gesellschaften, die beide unter dem Schutze des Königs der Belgier stehen und denselben Vorsitzenden, den Hauptmann Strauch Haden. Ueber beide Gesellschaften werden dem »Hamburgischen Correspondenten" aus Berlin neuerdings folgende Erläuterungen gegeben. Die »internationale afrika- msche Gesellschaft" hat als ihr Arbeitsgebiet das östliche äquatoriale Afrika, das Operationsfeld der »inter nationalen Congogeselljchaft" ist das Gebiet des Congo und de- Qmlu. Die erstere hat di- jetzt nur 3 orga- nisirte Stationen: in Kerase im Westen von Zanzibar, in Karema und in Mpala — beide letztere am Tan- ganikasee, Karema auf dem östlichen, Mpala auf dem westlichen User des See-. Die »internationale Congo gesellschaft" aber besitzt am Congo selbst und am Quilu und in den Umgebungen desselben mehr, als 40 Niederlassungen. Zwischen der vorgeschobensten Station der Congogesellschaft an den Stanley Kall- — nicht zu verwechseln mit Stanley Pool — und den Stationen Karema und Mpala der »afrikanischen Gesellschaft" liegt noch ein großer Zwischenraum — fast 1000 km — aber diese Lücke wird bald ausge füllt sein. Die »internationale afrikanische Gesellschaft" hat neuerdings eine Expedition au-geschickt, die bereits unterwegs ist und den Auftrag hat, von Zanzibar aus nach dem Tangamkasee zu gehen, von da aus dem Laufe des Congo zu folgen und daselbst Stationen einzurichten, so daß die Stationen der afrikanischen und der Congo gesellschaft eine ununterbrochene Kette bilden sollen. Wenn das gelungen ist, so liegt allerdings die Möglichkeit vor, daß beide Gesellschaften sich vereinigen und dann auch einen neuen Namen annehmen, was ganz natür lich sein würde. Von der Wichtigkeit der Mündung des Congo für den neu zu errichtenden Congostaat ist neuerdings viel — und mit Recht — die Rede ge wesen. Kaum weniger wichtig aber ist ein anderer Punkt am Congo — ich meine den Stanley Pool. Es ist das ein See oder vielmehr eine Verbreiterung des Congo, der die Grenze zwischen dem obern und dem untern Congo bildet. Dieser Punkt ist in jeder Hin sicht von außerordentlicher Wichtigkeit. Wenn die Mächte nicht zugeben wollen, daß die Mündung des Congo in den Besitz Portugal- kommt, so können sie noch viel weniger dulden, daß Stanley Pool einer ein zigen Macht in die Hände falle. Welche Macht das auch sein mag, würde sie, sobald sie beide Ufer von Stanley Pool im Besitze hat, in der Lage sein, die Schifffahrt und den Handel auf dem Congo zu sperren, oder wenigstens die Verbindung zwischen dem untern und dem obern Congo abzuschneiden. Man hat sich freilich von vornherein darüber verständigt, daß die westafrikanische Conferenz SouveränetätSfragen nicht in den Rahmen ihrer Arbeiten ziehen sollte; gleichwohl wäre es sehr wünschenswerth, daß, wenn auch außer halb der diplomatischen Versammlung, ein Arrange ment getroffen würde, welches geeignet wäre, dem be zeichneten Uebelstande vorzubeugen. Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß eines der Ufer von Stanley Pool unter allen Umständen dem neuen Staate ange hören muß, um den freien Verkehr auf dem Flusse für immer sicher zu stellen. Es ist das, wie wiederholt werden muß. ein Punkt von der höchsten Wichtigkeit, der ebenso wenig aus den Augen gelassen werden darf, wie die Congo mündung. Ferner ist es durchaus selbstverständlich, daß der neue Staat, der eine beträchtliche Ausdehnung haben wird, ohne Küstengebiete nicht lebensfähig ist. Aber die ganze Küste des westlichen Mittelafrila ist in festen Händen. Es bleibt nur noch die Küste zwischen Setta Cama — welches zwischen dem 2. und 3. Breiten grade liegt — und der Congomündung. Ein großer Theil dieser Küste — von Setta Cama bis Zandana — ist im Besitze der Congogesellschast, mit Ausnahme eines Punktes, der von den Franzoien besetzt »st, näm lich von Loango, einem Dorse in der Nähe von Ponta Negra. Der übrige Theil dieser Rüste — von Zan dana bis zum Congo — ist noch im Besitze der Neger. Portugal erhebt Anspruch aus denselven, findet aber bei keiner Macht Unterstützung. Kann man sich durch aus mcht entschließen, dieses Küstengebiet dem neuen Staate zuzuwelsen, so bleibt nur der Ausweg, dasselbe zu internationallsiren; aber der Küstenstrich zwischen Zandana und Setta Cama muß unter allen Umstän den der Association verbleiben, um von derselben dem neuen Congostaate augejchlossen zu werden; andernfalls würde dieser Staat, wie Transvaal, ein Blnnenstaat, d. h. ein Staat ohne Küste und infolge dessen nicht entwickelungsfähig sein. Cs ist das, wie eingeräumt werden muß, eine Frage, deren Lösung durch die Con ferenz nicht erfolgen kann; aber es scheint doch von Wichtigkeit, daß alle Betheiligten die Lösung dieser Frage im Auge behalten, andernfalls würde da- Werk der Conferenz ein todlgeboreneS sein. Laycsgeschlchtt. Dresden, 11. December. Ueber den Aufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, sowie Sr. lönigl. Hoheit des Prinzen Georg in Leipzig gehen uns von dort nachstehende Mitthei- lungen zu: (-) Leipzig, 11. December. Am gestrigen Morgen fuhren Se. Majestät der König, AUerhöchstwelchem nach 7 Uhr früh eine Morgenmusik von der Kapelle des l 07. Infanterieregiments dargebracht worden war, und Se. lönigl. Hoheit der Prinz Georg nebst den Herren des Gesolges zur RathSjagd auf Burgauer Revier. Dabei wurden 2 Fasanen, 88 Stück Rehwild und 34 Hasen zur Strecke gebracht. 'Nach der Rück kehr in bas königl. Palais begann H6 Uhr Nach mittags das Diner unter Zuziehung der bereits ge nannten geladenen Herren. Am gestrigen Abende mit dem Courierzuge 9 Uhr 40 Min. tra; Ihre Majestät die Königin in Begleitung des OberhosmeisterS v. Lüttichau und der Hofdame Gräfin v. Einsiedel hier ein. Auf dem Bahnhoie hatten sich zum Empfange Se. Majestät der König und Se. Excellenz der General lieutenant v. Montbe nebst Gemahlin eingefunden. Die Rückkehr Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg nach Dresden erfolgte gestern Abends mit den Courler zuge 10 Uhr 10 Mm Heute srüh 7 Uhr begab Sich Se. Majestät der König zu den königl. Jagden auf Ehrenberger Revier. Das Diner un königl. Palais findet Nachmittags Uhr Statt. Einladungen haben erhalten Se. Excellenz der Generallieutenant v. Montbe und der Krelshauptmann Graf zu Münster. H8 Uhr Abends begeben Sich beide Majestäten zu dem Er- öffnungsconcert im neuen Gewandhause. * Berlin, 10. December. Die Commission der afrikanischen Conferenz war, wie die »Nordd. AUg. Ztg." berichtet, gestern wieder in längerer Be- ralhung versammelt, und ist im Besonder» der Neu- tralttäisparagraph des Congofchifffahrtsvertrages bas Thema emgehe«der Erörterung gewesen. Man hofft, am Freitag die Berathung der Schifffahrtsacte zu Ende zu führen, so daß die nächste Plenarsitzung der Conserenz, wenn der Bericht des Referenten der Com- miffion, Barons Lambremont, bis dahin fertig wird, am Montag oder Dienstag stattfinden könnte. Man nimmt an, daß die afrikanifche Conferenz vom 15. bis 20. d. Mts. ihre Arbeit beendigen wird, nachdem in Bezug auf die Congo- und Nlgerjchifffahrt eine Ver- ständigung erzielt ist und der 3. Punkt der der Con serenz gestellten Aufgaben nur wenig Sitzungen in Anspruch nehmen wird. — Das Plenum des Reichstags beschäftigte sich heute zunächst 2 Stunden lang mit der rein internen, das außerhalb des Haufes stehende Publicum gar nicht interessirenden Frage der Zusammensetzung seiner Wahlprüfungscvmmijsion. An der Debatte betheiligten sich die Abgg. Frhr. v. Stauf- fenberg, Ackermann, Hasenclever, Liebknecht, v. Heere- man, Wmdthorst, v. Relnbaben u. A. Das Resultat der langwierigen Debatte war die Annahme eines den bisherigen Geschäftsgang bei den Wahlprüsungen vor läufig modificirenden Antrages der Geschästsordnungs- commission. Gewisse Beschuldigungen des Abg. Hasen clever, als habe die Regierung bei der Anberaumung von Neuwahlen u. dergl sich tendenziöser Versäumnisse schuldig gemacht, wies der Staatssecretär v. Bötticher an der Hand des amtlichen Actenmaterials mit Entschie denheit zurück. Sodann berieth die Kammer zwei Anträge der Abgg. Munckel und vr. Peter Reichens perger, betreffend tue Abänderung des Gerichtsver- fassungsgesetzes und der Strafproceßordnung, beide auf Wiedereinführung der viel vermißten Berufungsinstanz hinauslaufend. Die Verhandlung, welche wahrjchem- lich zu einer Verweisung beider Anträge an eine Com mission führt, wurde heule nicht beendigt. Abg. Or Reichensperger begründete seinen Antrag, worauf Staats secretär im Relchsjustizamte, vr. v. Schelling, erklärte, daß der Reichskanzler sich mit der Absicht trage, die Einführung der Berufungsinstanz im Bundesrathe an zuregen. Die folgenden Redner, 1)r. Hartmann, v. Buol und Payer, sprachen mehr oder weniger rück haltlos ihr Einverständniß mit der Tendenz des An trages aus, betonten aber dabei, daß sie eine größere Garantie gegen die Verurtheilung Unschuldiger, als solche m der Berufung liege, in einer gründlichen Umgestaltung des Voruntersnchungsverfahrens erblicken. Nur der Abg. I)r. Marqnardjen äußerte sich weniger wohl wollend über die Anträge, indem er vor einer stück- weisen Revision der Slrasproceßordnung warnte und einer umfassenden Revision derselben das Wort redete. Nachdem morgen die erste Berathung der Anträge zu Ende geführt wird, was zu erwarten steht, soll die Specialberathung des Etats fortgesetzt werden. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Berlage.) — In der Budgetcommlssron des Reichstags wurde heute die Berathung des Militäretats fortgesetzt. Cap. 14 Tit. 4 war vom Plenum nachträglich der Commission überwiesen worden. Hier wird für den Generalstabsarzt der Armee eine Dienstzulage von 900 M. und für 2 Oberstabsärzte l.Classe je600M. gefordert. Beide Forderungen wurden mtt 13 gegen 12 Stimmen abgelehnt. Bei Cap. 17 Tit. 2 katho lische Feldgeiftlichlett 153 350 M. war bekanntlich vom Abg. Letocha ein specialtsiner Antrag auf Erhöhung der Gehalte (bis auf 161450 M.) eingebracht mor den. Heute zog der Abg. v Huene namens des Antrag stellers diesen Antrag zurück und beantragte dagegen eine Resolution, den Reichskanzler aufzufordern, die Gleichstellung der Militärgeistlichen beider Confessionen hinsichtlich der Gehaltsvcrhältnisse sowohl als der son stigen amtlichen Stellung herbelzusühren. Diese Re solution wurde einstimmig angenommen. Cap. 27, Garnisonverwaltungs- und Serviswesen, wurde einst weilen zurückgestellt. Cap. 37, Artillerie- und Waffen wesen 11505100 M., wurde bewilligt, doch die nach trägliche 'Nachweisung der bei den einzelnen Titeln verbliebenen übertragungsiähigen Geldbestande verlangt. Cap. 40, Wohnungsgeldzujchüsse 6 506 976 M , wurde genehmigt; ebenso wurden die entsprechenden Capitel des sächsischen und württembergijchen Milttaretats an genommen. — Die Commission des Reichstags zur Vorberathung der Vorlage über die Subvention von Postdampfern trat gestern AbendS zu Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refideuztheater. Leider konnte im Gastspiele des Herzog!. Meiningenschen Hoftheater», welches sich seinem Ende nähert, Shakespeare'- hochpoetisches Lustspiel „ WaSIhr wollt" nur ein Mal zur Darstellung aebracht werden, ein Verlust für alle gebildeten Theaterfreunde, denen eine so echt künstlerische Wiedergabe des un berührten Original- eine glänzende und genußreiche Bestätigung alter theurer Grundgesätze der Aesthetik gewährt. Die Leistungen der Meininger in dieser Comödie war immer ohne Gleichen und hat seit Jahren die Bewunderung der bewährtesten Kenner hervorgerufen. Da- Genie in der Jnscenirung mit allem Reize des decorativen, durch Natürlichkeit, Geschmack und trau liche Anheimelung berückenden Arrangement- wirkte stet» in diesen Ausführungen gemeinsam mtt dem sichern Tact, der die beiden Grundelemente de-Stücke»: den Herzens- zauber de» feinsten dichterischen LustspieltonS und den derben Humor einer urwüchsigen Komik alter Zeit mit spielender Sicherheit auseinander zu halten ver mag. Der allgewaltige Geist Shakespeare s hat hier zwar die Fußstapfen angegeben, doch es hält schwer, ihnen zu folgen, wie denn das bis zum ersten Ein- studiren diese» Werke» durch die Meininger auch noch von '.einem Theater jemal» ermöglicht worden war. So groß die Errungenschaft dieser Darstellung der Meininger auch immer gewesen ist, so wurde sie doch gegenwärtig durch die Ausführung der Viola von Frl. Lorenz auf einen vorher noch nicht gekannten Höhepunkt ^gebracht. Diese tief und eigenartig be gabte Künstlerin, deren Talent einen so großen Rol lenumfang ermöglicht, macht durch die fesselnde Kraft ihre» Naturells die Bühne stets vergessen. Sie spielt mit einer selbstlosen Versenkung in ihre Rolle, mit einer sie ersichtlich beglückenden Hingabe an die Dich tung, als ob gar kein Publicum, sondern nur die Mttwirkenden und der Genius des Dichter- anwesend wären. Durch diesen Wegfall jede- theatralischen Be wußtseins, jeder Berechnung, wird die unmittelbare Wirkung überraschend gesteigert und die Illusion der Zuschauer eine vollendete. Dazu tritt in der Viola die rührende Gewalt dieser weichen, echt weiblichen Stimme, die ihre Beredtjamkeit nicht im Umfange und Notenwechsel, sondern in der Vertiefung des Ausdruckes sucht und ja, wie wir in tragischen Aufgaben gesehen haben, ihren Ton durch geistige und seelische Erregung zur fesselndsten Gewalt der Leidenschaft zu steigern vermag. Ueber Gang und Haltung, über den so poetisch wirkenden Gesang ließe sich noch viel des Anerkennenden sagen. Hr. Arndt hat mir al» Orsino, den er mit No blesse spielt, sehr Wohlgefallen, auch Hr. Alexander Otto war als Schiff-Hauptmann gesund und markig. Die Olivia wurde von einer neuen jugendlichen Kraft, Frl. Sofie v. Dierkes gegeben und erfreute, durch ihre sehr frische anmuthige Erscheinung, nicht nur das Auge; sie hatte auch treffliche Uebergänge im GefuhlSauSdruck, gute Mimik für eine fo junge Kraft uud ihre Rede floß leicht und gefällig von den Lippen. Hr. Hassel und Hr. Teller spielten den Tobias und den Narren trefflich. Hr. Görner, der in komi schen Dümmlingsrollen und 'Naturburschen «.wie er da« im »Eingebildeten Kranken" und nn „Winter märchen" beweist) für jedes Theater ei» unersetzliches Mitglied sein würde, erheitert als Bleichenwang mit köstlichem Humor. O. B. Freda. Novelle von E. Lameron. AuS dem Englischen von August Frenzel. (Fortietzung.) Infolge der stärkenden Mittel, welche Vickers und ich sogleich anwendeten, kehrte ihre Seele mit einem tiefen, zitternden Seufzer noch einmal auf kurze Zeit in dieses Leben zurück. Ich dankte Gott, daß sie nicht in ihrem Schrecken während ihrer Schwester Abwesenheit gestorben war. »Sie müssen Miß Barbara telegraphiren", flüsterte VickerS und ich schlich mich hinaus und sendete Thompson nach Kaneton ab. Als ich zurückkehrte stand Mark ,m Corridor, düster gegen die Wand ge lehnt. Als er mich sah, kam er rasch auf mich zu. »Sie meinen doch nicht, was Sie vorhin sagten", sagte er bittend, »Sie können nicht glauben, daß ich in Wirklichkeit die Arme getäuscht und verlassen Habel" Aus dem Tone seiner Stimme sprach aber mehr Besorgniß um mich, als um sie. „Ich weiß nicht, es ist Alles so verwirrend", sagte ich niedergeschlagen und mit der Hand über meine schmerzende Stirn streichend. „Miß Barbara behaup- tete stets, sie sei zu einer Scheinehe von Ihnen ver führt worden." „Ist das glaublich, Freda? Sie wissen nur zu wohl, wie froh ich gewesen sein würde, wäre ich im Stande gewesen, mir das auch zu sagen. Sic wissen, daß diese fatale Heirath allem zwischen mm und mei nes Herzens liebsten Wünschen stand I" „Ja, das ist wahr", gab ich zu; aber so gut Sie mich gefunden haben, hätten Sie Ihr Weib auch fin den können. Es war Ihre Pflicht, Sie ausfindig zu machen; und da Sie dieses Haus so sehr beobackneten, konnte es Ihnen doch auch nicht unbekannt bleiben, wer Diejenigen waren, welche hier lebten." „Wie konnte ich das wissen", ries er mit Unge duld; „wie konnte ich in beiden Miß Fairbank'S, von denen ich hörte, daß Sie ihre Hausgenossinnen seien, Nelly Fairfax und ihre Schwester, die ich vor Jahren gekannt hatte, vermuthen. Ich sah Nelly heute zum ersten Male wieder — und sie hatte ihren Nameu geändert! Mein Ehrenwort Freda, daß ich nicht ent fernt ahnte, wer Diejenigen waren, unter deren Dach Sie lebten!" „Es thut mir leid", sagte ich, „wenn ich ungerecht gegen Sie gewesen bin; aber ach! ich bin jo sehr un glücklich." Meine Fassung verließ mich und ich brach in Thränen aus. „Zu denken", rief ich, „daß ich die ganze Zeit bei lhr gewesen bin, ihre traurige Ge schichte, an welche ihre Schwester nie glauben wollte, wußte, mir ihre Liebe erwarb und doch zwlfche i ihr und Ihnen stand und ihr Leben sür alle Zukunft, wenn es chr erhalten bleibt, verbitterte; ist da« nicht
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