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Dresdner Journal : 30.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-30
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1884
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OS03. Dienstag, den m December. 1884. l» xm»«»» 4«>tivd«» L«ick«: ^»lirliobr.... 18 H*rlc. ^Mrlicb- 4 Llvk bv kt. Lio«lL»Nairu»«ri»! 10 kL 4»»—rk«Id äe« 6eot»ck«o keiot»«, tritt?o»t- uocl 8t»wp»l»u»cll^ luLm. ^ür ävo kaum eivsr ?»titr«il« iS kL Ootsr „LiLKSntoät" äi« 2«ils SV kk. L« ^»dsIIsL- uoä 2iF«r»»»t» bä ^uk»cll»b Ln>ek»1»«i» z IR-Uet» mit Lui»»bm« 6«r 8ov»- avck ksiart»^» Xbsock» kllr ä«n kol^suilsa Dres-nerZournal. Io»^ral<ea>»o«»t»mk uiü-Niirr^r D«Ip»ix: /<>. t^nmmiuiiouLr clv« I)rep«1v«r öonru»ti; LmwdorU -N«rli» Vt,o 8»»«I 8e«,I,u rr»r>tf0rt ». « : 7/cia«^»»e4ein F ^oA/e-r,' S»rUL-Vl«ll N«i»dtirff- rr»8-l.»i!>«ix ^ranllkurt ». N -Unoek»»--Nxck. »«rUo! vrsmoa: A <8c^olte,' Sr«<I«il - §ta»>Arn'» Lurran ^'adut^,' rrmoiekset » M.! ^arA«^»oks ltuobbaotiluo^, vörU»: O. ^/<>7/er; L»o»ov«r: 17. §ckünier, ?»rt, v«eU» krmniltvet ». H Dau-r c^ Do./ Smwdnrx: ^14. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Neransxvdvrr Läviel. kipeäitian <Ie» lir^äoer ^miroLli, I>re««I«sn, /«inrr« r^tri> r« ^1n 80 Abonnements - Kinkadung. Auf das mit dem 1. Januar 1885 begin nende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dres den bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20), für auswärts bei den betref fenden Postanstalten. In Dresden-Nenstadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, sowie bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Albert- theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Üimiyl. Lrpe-ition des Dresdner Journals. sZwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben dem Oberhof meister Ihrer Majestät der Königin und Kämmerer Wolf Siegfried Carl von Lüttichau den Titel und Rang eines wirklichen Geheimen Rathes Allergnädigst zu verleihen geruht. riichtliultiichtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Klagenfurt, Montag, 2S. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Tarvis und Umgebung wurden in der Nacht vom Sonnabend zum Sonn tag heftige Erdrrschütternngen, iusbesonderr 3 Stöße von großer Stärke wabrgrnommen. In den Mauern der Häuser entstauben vielfach Sprünge und Riffe. Madrid, Sonntag, 28. December, Abends. (W. T. B.) Durch bas jüngste Erdbeben in den Provinzen Granada und Malaga find, nach der amtlichen Zeitung, insgrsammt 286 Personen ver unglückt. (Vgl. die Rubrik „Berauschtes".) Madrid, Montag, 20. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein Erdbeben zerstörte den größern Theil der Stadt Alhama. Die Vorder seite der Kathedrale in Granada senkte sich etwas; dir Kathedralen in Sevilla und Giraldi wurden beschädigt. Bon den Einwohnern der Ortschaft AlbunudoS in der Provinz Granada sind viele umgekommen. (Bgl. die Rubrik „Vermischtes".) Dresden. 29. December. Einem Artikel der „Neuen Preußischen Zei tung" über den Nicaraguavertrag wird in der Presse eine weiter gehende Bedeutung beigelegt. Es heißt in diesem Artikel: Der Earl Granville hat in dieser Zelt viel Verdruß Die von der deutschen Re gierung im Weißbuche veröffentlichten Actenstücke haben die öffentliche Meinung in England um so mehr auf- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonntag den 28. December wurde Edmund Kretschmer'S große Oper „Die Folkunger" gegeben. Sie ist eine der sehr wenigen deutschen Opern aus neuester Zeit, welche sich auf dem Repertoire nicht bloS unser- Hof theaters, sondern der meisten deutschen Bühnen durch ein interessantes Sujet und mehr noch durch werth- vollen Gehalt und Reiz ihrer Musik mit gleichem Er folge erhalten hat. Dieser bewährte sich auch bei jetziger Wiederaufnahme derselben in- Repertoire. Die Aufführung unter Direktion des Hrn. Kapellmeister» Hagen war eine vorzügliche, so namentlich in den Hauptpartien <Hr. GudehuS, Frl. Malten und Hr. Jost in der Partie des LarS), in den Leistungen der Chöre und des Orchesters, in der trefflichen Wieder gabe der großen Ensemblesätze de- Werks. Es sei unter Anderm nur der fesselnde und entschiedene Ein druck des reizenden Brautgesanges von Falun, der Finalsatz des 4. Act- mit dem dramatisch hoch ge- steiaerten Chore „Sprich, bist du Erich'- Sohn?" und da- schöne große Finale de» 3. ActS hervorge hoben. Außer Hrn. Jost (als LarS) waren Hr. Gutzschbach und Frl. Stegler in den Partten des Herzog» Beugt und des „dalekarlischen Mädchen" neu eingetreten. Die Herren Decarli und Fischer sangen wie früher den Sten Petrik und den Abt AnSaar. Da- beliebte Werk wurde mit dem lebhaftesten Bei gebracht, al- alle unabhängigen Stimmen anerkennen, daß Fürst BiSmarck in der Angra-Pequeüaangelegen- heit nicht nur vollkommen correct, sondern auch durch aus höflich verfahren ist. Wenn dabei ein vollkom mener Wechsel der Rollen eingetreten ist, indem im Jahre 1883 Deutschland anfragte, ob England seine Ansiedler in jenem Gebiete schützen wolle, und 1884 der britische Geschäftsträger die deutsche Regierung er sucht, daselbst befindliche Engländer zu schützen, so ist das lediglich die Folge der Unschlüjsigkeit des eng lischen Colonialministers. Die ägyptischen Angelegen heiten erscheinen verwickelter und aussichtsloser, als je. In Afghanistan sitzt jetzt schon Wochen lang Sir Peter Lumsdon und wartet vergeblich auf seine rus sischen Collegen, die mit ihm die afghanisch-russische Grenze feststellen sollen. In Ostasien stören die fran zösischen Unternehmungen gegen China und die an Siam gestellten Forderungen die englischen Inter essen empfindlich. Zu dem Allem kommt nun eine Botschaft aus Amerika, wonach die Ver einigten Staaten einen früher mit England ge schlossenen Vertrag bei Seite gesetzt haben, welchen noch kürzlich der Earl Granville al- in unzweifel hafter Wirksamkeit bestehend bezeichnet hatte. Es ist dies der vielgenannte „Bulwer-Clayton-Vertrag" vom >9. April 1850. Durch diesen Vertrag verbanden sich beide Regierungen, daß, wenn ein Canal zwischen dem at lantischen und stillen Ocean durch den St. Juanstrom und die Seen von Nicaragua hergestellt werden sollte, keine der genannten Mächte eine ausschließliche Con- trole über einen solchen Canal anstreben dürfe, keine an demselben Befestigungen anlegen oder in Mittel amerika eine Colonie gründen oder über irgend ein Gebiet daselbst ein Protectorat errichten dürfe. Der Canal selbst sollte unter Garantie beider Mächte neu- tralisirt werden; er sollte bei einem Kriege der Contra- henten unter sich frei von Blokade, Beschlagnahme oder Wegnahme bleiben. Im Art. 8 erklären beide Mächte, daß sie diese Bestimmungen auf alle anderen Verkehrswege zu Lande wie zu Wasser ausdehnen, welche über Tehuantepek oder Panama angelegt wer den könnten; dieselbe Neutralität ist auch für die interoceanische Eisenbahn durch Honduras im Vertrage vom 27. August 1856 zwischen Großbritannien und Honduras festgesetzt, sowie durch das Gesetz der Ver einigten Staaten von Columbien vom 13. Mai 1878 für die an Hrn. v. Lesseps gewährte Concession zum Bau des Panamacanals. England erhob auch gegen letzter» Bedenken, als dem Vertrage von 1850 wider sprechend, mußte aber zugeben, daß die Frage zweifelhaft und jedenfalls Columbien nicht an einen Vertrag gebunden sei, den zwei Staaten ohne seine Zustimmung abgeschlossen. Ganz an ders ist es mit dem Vertrage zwischen den Ver einigten Staaten und Nicaragua, von dem uns jetzt der Telegraph Kunde gebracht hat und der voll ständig unvereinbar mit dem „Bulmer-Clayton Ver trage" ist. Danach sollen die Vereinigten Staaten den Canal bauen, der das Eigenthum beider Regie rungen sein soll. Die Richtung des Canals soll den Staaten überlassen bleiben, die auch statt desselben eine Eisenbahn bauen könnten. Ein 2^ englffche Meilen breiter Streifen Landes mit dem Canal in der Mitte soll gemeinsames Besitzthum beider Con- trahenten bilden und in Friedenszeiten unter der Jurisdiction von Nicaragua stehen. Der Canal kann von Schiffen aller Nationen unter denselben Beding ungen benutzt werden, doch genießen die Küstenfahrer der beiden Contrahenten gewisse Erleichterungen be züglich der Canalabgaben. Die Verwaltung des Canals steht unter einer Commission von 6 Mitgliedern, von denen jedem der beiden Staaten 3 angehören. Den Ueberschuß der Einnahmen über die Unterhaltungs kosten therlen dieselben so, daß die Vereinigten Staaten fall vom Publicum ausgenommen, und die Darsteller wurden durch mehrfachen Hervorruf ausgezeichnet. C. B. Gelöst« Wirren. Erzählung von E. Schmidt. (Fortjeyung.) Eine saubere Dienerin öffnete die Thür bes Hauses. „Der Herr zu Hause?" fragte Hannah. „Nein, gnädige Frau." Schmuck, sauber, reich war Alle-, wohin Hannah blickte, sie athmete hoch auf, zum ersten Male schwellte dankbare Freude an ihrem Besitz ihre Brust, sie trat in ihr Zimmer, welches die letzten Strahlen der Abendsonne vergoldeten, nahm Hut und Man tel ab und öffnete zum ersten Male den prächtigen Flügel, welchen sie hier schon vorgefunden hatte. Ihr war daS Herz zu voll für Worte, ihr war zu Muth, als hätte sie eine- lieben, vertrauten Freundes Hand in der ihren gehalten und als klängen seine freundlichen Mahnungen noch tröstend in ihr Ohr. Zagend, unsicher legten sich die Finger auf die Tasten de- Instruments, ein kurzes Besinnen, dann sang Hannah mit einer sehr angenehmen, wenn auch schwachen Stimme der alten, guten Tante Lieblings- arie: „Sei stille im Herrn und hoffe auf ihn, er wird dir geben, was dein Herze wünschet." Seltsam genug zog der sanfte Ton der Stimme durch den hohen Raum, schön und voll erklang das Instrument, wie hatte Hannah e» nur vermocht, sich so lange aller Musik zu enthalten? Was gingen sie denn alle Opernarieu an, die früher hier in der zwei Drittel, Nicaragua ein Drittel erhalten. Der Canal soll binnen 2 Jahren begonnen und innerhalb 10 Jahren vollendet werden. Die Vereinigten Staa ten verpflichten sich, die Integrität Nicaraguas für alle Zeiten zu schützen, und gewähren demselben ein Darlehn von 4 Millionen Dollars, die zur Her stellung und Verbesserung des Betriebes verwendet wer den sollen und aus den Betriebseinnahmen zurückzuzahlen sind. Nicaragua verpflichtet sich, alle Verträge, die mit diesem im Widerspruche stehen, aufzuheben. Die Ver einigten Staaten sind eine solche Verpflichtung nicht eingegangen, haben sich aber bereit erklärt, ein Bünd- niß der 5 ceutralamerikanischen Republiken zu unter stützen. Sie versichern schließlich, dies Werk nicht aus Ehrgeiz unternommen zu haben, um sich über ihre eigenen Grenzen auszudehnen, sondern lediglich zur Stärkung der Nationen auf dem amerikanischen Fest lande und zum Besten aller befreundeten Nationen. Diese Motive sind unerheblich für die Rechtsfrage, wie für die politische Bedeutung des Vertrages; klar ist, daß derselbe, welcher in allen Punkten dem von 1850 widerspricht, nur geichlossen werden konnte, wenn die Vereinigten Staaten den letzter» als nicht mehr giltig betrachteten. Diese Auffassung hat nun aller dings schon vor etwa 2 Jahren der amerikanische Staatssecretär Frelinghuysen ausgesprochen: er hat be hauptet, der Vertrag von 185o habe sich nur auf ein bestimmtes Project bezogen, wonach ein Canal Nicara gua in bestimmter Richtung durchschneiden falle, der Vertrag sei also nur für eine bestimmte Zeit geschloffen, und es sei dabei die Voraussetzung gewesen, daß bri tische Capitalisten das Geld für den Canalbau be schaffen sollten, was nicht geschehen, da der Canal überhaupt nicht gebaut sei. Diese Behauptungen sind aber keineswegs stichhaltig; nicht der geringste Anhalt dafür, daß der Vertrag nur für eine bestimmte Zeit oder für ein bestimmtes Project gelten solle, findet sich im Vertrage; im Gegentheile heißt es im Art. 8: »Die Regierungen von Großbritannien und den Bereinig ten Staaten haben bei Abschluß dieses Beitrages nicht bloS ge wünscht, einen bestimmten Zweck zu erreichen, sondern auch ein allgemeines Princip auszujiellen und kamen hierdurch überein, ihren vertragsmäßigen Schutz aus -lle gangbaren Verbindungen, durch Lanal oder Eisenbahn auszudehncn, welche die Landenge kreuzen, die Nord- und Südamerika verbindet." Der Earl Granville hat denn auch damals auf die Ausführungen Frelinghuyfin's erwidert, er könne in keinerlei Weife die Huffalligkeit ^s Vertrages von 1850 zugeben und halte es deshalb für unnütz, in irgend welche Erörterungen darüber einzugehen. Vom völkerrechtlichen Stanopunlte ist die Giltigkeit des Vertrages von 1850 ebenso wenig anzufechten, wie das Handelspolltische Interesse es sicher England ver bietet, die Ausführung des amerlkamschen Unterneh mens zu dulden; es kann nicht Amerika eine Wasser straße überlassen, welche das atlantische mit dem stillen Meere verbindet und namentlich für Canada den näch sten Weg nach Australien und Indien bietet; aber die Frage ist: wie will England die Ausführung dieses seine Interessen so gefährdenden Vertrages hindern? Die Vereinigten Staaten sind jo weit gegangen, daß sie kaum mit Ehren zurück können, der Präsident hat den Vertrag, der offenbar sehr geheim unterhandelt ist, an den Senat mit der Empfehlung schleuniger Ge nehmigung gesandt, und es scheint sehr fraglich, ob der Senat dieselbe aus Scrupeln über die Giltigkeit des entgegenstehenden Vertrages von 1850 verweigern wird. Unter Lord Palmerston hätte man in Washington nicht so vorzugehen gewagt; aber man weiß dort, daß der Earl Granville schon 1870 die russische Kündi gung der Neutralität des schwarzen Meeres hingenom men, und vertraut darauf, daß das Ministerium Glad stone an Aegypten genug Schwierigkeiten hat, um sich nicht gleichzeitig mit den Vereinigten Staaten zu Über werfen. Vorläufig ist der Earl Granville nach Ha- Vollendung mochten erklungen sein, sie wollte ihre altmodischen Liederchen singen. — „An Alexis send' ich dich —", sie sang das alte sentimentale Lied bis zu Ende, sie sang es mit Freude an ihrem eigenen Gesänge, in friedevoller Erinnerung au ein dürftiges Stübchen, ein altersschwaches Clavier und ein liebes, altes Gesicht, das lächelnd und halb wehmüthlg den Klängen lauschte. „Singst Du, Hannah?" Sie fuhr vom Flügel auf zu Tod erschrocken, in der geöffneten Thür des Zimmers stand Kelchner. Wie ein Meer von Schrecknissen überstürzten sich die Gedanken in Hannah's Hirn, sie lehnte wie hilflos gegen die Wand deö Zimmers und barg ihr flam mendes Gesicht in ihren Händen. „Du singst Han nah?" fragte Kelchner nochmals nähertretend. „Llebe, habe ich Dich erschreckt;" er sah auf die Erregte, „o Hannah", rief er schmerzlich, „hat Dich mein Herein kommen so verstört?" „Ich dachte, Du seist nicht zu Hause", stotterte Hannah, „ich — ich versuchte zum ersten Mal, o, ich dachte, Du würdest mich nicht gern singen hören, Du — würdest dann Derer gedenken müssen, deren schöne Stimme in diesen Räumen — o gewiß, Du kannst mich nicht gern hier singen hören." „Ich Dich nicht gern singen hören? Dies einfache Liedchen nicht, das zu meinen frühesten, liebsten Kinder- erinnerungen gehört", ries Richard Kelchner eifrig, und seine Stimme bebte vor Zärtlichkeit, „o, liebe Hannahl" Hannah umschlang ihn mit ihren Armen, sie lehnte den Kopf an feine Schalter und schloß die Augen. „Liebst Du mich, Richard?" flüsterte sie. Der Druck seine» Arme» gab ihr Antwort, sie warben gefahren, um mit Gladstone Rath zu Pflegen; wir werden ja sehen, was die Beiden ersinnen, um der Verlegenheit zu begegnen, die sich für England zu den vielen schon bestehenden gesellt hat. hob den Kopf und fah ihrem Manne bittend und erregt in die Augen. „Liebst Du mich? Ach, willst Du mir jetzt sagen, was Dich verleitet hat, mich, das unschöne, einfache Mädchen zu Deiner Frau zu machen? Willst Du mir keinen, keinen Deiner Be weggründe verschweigen? Ich bin gefaßt auf Alles, was ich nur hören könnte, ich will nicht närrisch und nicht anspruchsvoll sem, aber ich vergehe, wann ich weiier mit Dir leben soll, neben Dir, den ich so herz lich liebe, ohne eine endliche Antwort auf diese ewig in mir klingende Frage von Dir selbst erhalten zu haben." Richard Kelchner schwieg einige Augenblicke. „Ich sehe", sprach er dann, „Du hast die Worte nicht ver gessen können, die wir Beide an unserm Hochzeitstage hören mußten, wie tief beklage ich es, daß wir nicht gleich den Muth sanden, durch Frage und Antwort uns Klarheit zu schaffen. Nun gut, ich will Dir sagen, was mich trieb, Dich für mich zu gewinnen." Er zog sie fester zu sich und streichelte leise ihre Hände, während er zu ihr sprach. — „Erinnerst Du Dich des ersten Abends, der mich in Deines Vaters Haus brachte? — Ich hatte am Vormittag Deine Stiefmutter nicht zu Hause getroffen, und ein Billet- chen von ihr forderte mich darauf auf, am Abend wiederzukommen, um mich gemeiujchastlich mit den Damen in eine Tanzgesellschaft zu begeben, zu welcher mir auch eine Einladung zugestellt wurde. Ich kam zu früh, man bat mich, eine kurze Zeit zu warten, die Damen seien noch beim A"kleiden betchäfugt. Ich ging in den leeren Zimmern auf und ab; von einem Fenster derselben konnte ich über einen Hof in große, hellerleuchtete Zimmer sehen, ich sah dort Frau Lagesgeschichte. Dresden. 29. December. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das KönigreichSachsen ist das 17. Stück deS Jahres 1884 nebst Jnholtsverzeichniß für 1884 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 80) Verordnung vom 22. November d. I., eine Ergänzung der Verordnung vom 3. November 1879 über den Verkehr mit Sprengstoffen betreffend; Nr. 81) Ver ordnung vom 1. December d. I., die 88 23 und 24 der Verordnung über Aushebung von Pferden rc. rc. für den Bedarf der Arm-'e vom 1. März 1877 und der Abänderungsverordnung dazu vom 23. September 1880 bereffend; Nr. 82^ Bek, antuiachung vom 4. De cember d. I., die Eröffnung eil. s provisorischen Be triebes für Kohlentransporte auf der Ettenbahnstrecke Bienenmühle-Moldau iLandesgrenze) betreffend (ab gedruckt in Nr. 284 des „Dresdn. Journ.") * Berlin, 27. December. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß sür den Reichskanzler Fürsten Bismarck ohne Rücksicht auf klimatische Lage irgend ein entlegener lind geschäftliche Beziehungen ausschlie ßender Ort, sei es Madeira oder Aegypten, sei es Tiflis oder Drontheim in Aussicht genommen war, so daß keine Reise nach Frankreich beabsichtigt mar. Der hochofficiöse Artikel schließt: „Die Beziehungen beider Länder und beider Regierungen zu einander sind der art, daß auffallende und übelwollenden Deutungen ausgefetzte Schritte zu ihrer Erhaltung und Befestigung nicht erforderlich sind; die beiderseitigen Botschafter erfreuen sich des Vertrauens der beiden Regierungen, zwischen denen sie zu vermitteln haben, und wenn dennoch der Fall einträte, daß tue Leiter der deutschen und der französischen Politik einer persönlichen Be sprechung bedürsten, so würde sich eine solche erreichen lassen, auch ohne das Aufsehen und die Partewor- wände herbeizusühren, welche sich an einen Besuch des Reichskanzlers in Paris knüpfen könnten." — Der in Capstadt erscheinende „Cape Argus" hatte kürzlich durch einen „Die Deutschen und die St. Lucwbai" überschriebenen Artikel die Nachricht ver breitet, daß nach einander 2 Deutsche, ein Or.Häver- nick und ein Or. Mebus, bei der Regierung der neuen Zulurepublik wegen Erwerbung der St. Lucia- bai vergebliche Schritte getyan Hutten. Zufolge des Artikels hätte Or. MebuS sich der Zuluregierung als ein von der kaiserl. deutschen Regierung in aller Form autorisirter Beamter vorgestellt. Es habe sich jedoch bei näherer Prüfung der angeblichen Vollmachten er geben, daß Or. Mebus keinerlei Auftrag feiten der deutschen Regierung mit Bezug auf d e St Luciabai erhalten. Wie die „Post" hört, ist Or. Mebus ein Asrikareisender wie Viele, der sich vor einigen Jahren mit einem gewöhnlichen Reisepässe und mit einer ihm aus dem afrikanischen Forschungssond bewilligten Unter stützung nach Südafrika begeben hat; die Fvrtgewäh- rung dieser Unterstützung ist ihm indeß vor einiger Zeit versagt worden. Was den Dr. Hävernick anbe langt, so ist derselbe hier nur durch seine Mittheilungen über reiche Kohlenlager in Südafrika bekannt. Weimar, 27. December. (Nat.-Ztg.) Die nächst" jährige Generalversammlung des Gustav-Abolf- Vereins wird in Eisenach stattfinden. Wien, 28. December. Man telegraphirt der „Frkf. Ztg.": In einer heute hier abgehaltenen, von 2000 Personen besuchten Arbeiterversammlung wurde zunächst eine Zuschrift des Pottzeldlrectors ver lesen, daß die persönliche Theilnahme des deutschen Abgeordueten Liebknecht nicht geduldet werden könne,
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