Delete Search...
Dresdner Journal : 31.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-31
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
W 304. Mittwoch, den 31. December. L» U»«,« ««»—L« Ikbrlieb: .... >8 K»rll. ^jUtrUek: 4 U«k 60 ?f. LL»»«l»« Nsiu,uL«n»i 10 kL rk»Id ctei ä«vttvb«v L«ici»»» tritt?o«t- rmä 8t«»p«I»u»vll»^ Nw». e<lr äeo n»uw vu»vr 8««p»iluuvlt ?«tit»»ila »o kL vot«r ,F!u»8v«u»ät" äi« 2«ilo 6V ?t. L« ^»d«U«o- iu»ä 2i^or»«t« 60 db FickicllliiG AresdnerÄurnal. 1884. Ii»s»?r»l«!Ui»iiu»l»Ut« »»»nilrt»» l.«Ix»>x F>. Lran<i«trtt«r, Ooluwi»lollLr äv» l)r«»6ll»>r öourv»l,; S.mdarU >«r»» -Vt.» l.«ip»i^ >—l 8r»,i»ll-kr»ulrNlr1 lt.: ^OAirr, >«rUi»-VI«ll S»»durb kr»ff-l.«lp»ix kr.llltllrt L. N - Näll«k»i»: ^Ukt A/onx«,' 8»rNo: /-»vadtikitiant, 8r«m«o: L üc/»/ottr, Lr.«!»» /, LtanAen» Aureal« <L'mii kr»oilkll5t » H i L ^n-A^sebe Liiclibkuiäluo^; vdrllt«: S»»nov«r: O. k»rt» NirUll - rr»viltun ». H.- 6tattx»rt: Daudet 6o , S»wdur^: Ltnnsr. kr»ek»l»e»r TA^lleb mit Foiv»bw« ä«r 8o»o- u»ck Xdsoä» kür 6«» kol^vvä«» 1»^. Beraatwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ller«u»xed«rr Xöniel. kipeäitiov ä«, Vrv^üoer ^onrnkil», I)re»<lon. r.trn!'«^ Xo 20 Abonnements - Ginladung. Auf das mit dem 1. Januar 1885 begin nende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dres den bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20), für nnSwirt- bei den betref fenden Postanstalten. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, sowie bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. üoniyl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Scheil. Dresden, 27. December. Se. Königliche Maje stät haben dem Expedient bei dem Amtsgericht Borna, Aktuar Johann Christian Gotthard Schulz, das AlbrechtSkreuz zu verleihen Allergnädigst geruht. nichtamtlicher ticheil. Telegraphische Nachrichte >. Paris, Montag, 2S. December, Abends. (W. T B.) In der heutigen Sitzung des Senat- rich tete der Graf v St. BalMr eine Anfrage an die Regierung über die Ackerbaukrisis, beklagte, daß die Commission betreffs der Erhöhung der Zölle auf Lieh und Getreide mit ihren Arbeiten so langsam vorwärts komme, und fragte schließlich: ob die Regierung beadfichtige, dir von der Com mission abgeschafftrn Zölle auf Lieh aufrecht zu halten? Der Ackerbauminister erwiderte, die Re gierung werde die Biehzöüe aufrechthalten und bei drm Wikberzusammentritt der Kammern verlangen» daß die Ackerbaufragt auf die Tagesordnung ge- srtzl werde; die Regierung werde alles nur Mög liche thun, um die Lage der Ackerbau treibenden Bevölkerung zu verbessern. Der Senat geneh migte sodann mit 192 gegen 3 Stimmen den von der Deputirtenkammer votirten Credit von 1 Milliarde Krcs. für baS I. Quartal 1885. Dauphin legte den Bericht über das AuSgabebudget vor. Die Session wurde hierauf geschlossen. Von der Deputirtenkammer wurde der von der Regierung verlangte Credit von 1 Milliarde Fres, zur Bestreitung der Ausgaben für bas 1. Quartal 1885 mit 351 gegen 127 Stimmen genehmigt und sodann das Enlnahmedudget nach den Beschlüssen des Senats ohne Debatte angenommen. Paris, Dienstag, 30. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Figaro" zufolge wird der frühcre Gesandte in Bukarest, Baron Ring, an statt des Marquis v. NoailleS zum französischen Botschafter in Konstantinopel ernannt werden. Madrid, Montag, 2S. December, Nachmit tags. (Corr.-Bur.) Len letzten Nachrichten zu- Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Gelöste Wirren. Erzählung von E. Schmidt. (Schluß.) Ich kam dann später wieder in da- Haus Deines Vaters, zu selten, wie ich bemerken konnte, für die Wünsche, welche deine Mutter in Bezug auf ihre ältere Tochter hegte, viel zu ost, wie ich bald fühlte, für die Ruhe des eigenen Herzen». Wie niedlich war doch stets die kleine Hannah allzusehen in ihrem haus mütterlichem Schaffen, sie trug die Lasten des Haus standes, Andere nahmen die daraus entstehenden Ehren für sich in Anspruch; gütig, bescheiden, zurückhaltend, so konnte ich sie immer finden. Al» ich klar erkannte, daß da» Haus, welche» ich — ich gestehe e» offen — ausgesucht hatte um Georginen» willen, mir nun plötz lich eine andere Blume erblühen ließ, statt der vollen Rose ein herzige» Veilchen, da fühlte ich zuerst nur Bestürzung. Ein Mann wie ich, durch Lebenserfahr ungen und Enttäuschungen so weit dem Zauberland svtrückt, in welchem jetzt die» liebe Veilchen zu aller guten Menschen Freude blühte, wie konnte ich den Muth finden zu der Frage, die ich so gern gestellt hätte und zwar bald, recht bald; denn da» erwartung». volle Lächeln der Mutter, wenn sie von mir zu Geor gine hinblickte, machte mir Pein und schien mich zur Vrrantwortung ziehen zu wollen. Und an einem Abend, al» die Zimmer bei Euch von geputzten Gästen, folge hat das Erdbeben über Ittvtt Opfer an Menschenleben gefordert. Madrid, Montag, 29. December, Abends. (W. T. B.) Heute früb fanden in Terror (Pro vinz Malaga) neue sehr deftige Erberschütterungen Statt; viele Häuser erhielten Risse und Sprünge; bas Mairiegedäude wurde besonders stark beschä digt. In dem Dorfe Trigliana stürzten viele Häuser eiu; die Einwohner flohen auf da» freie Feld. London, Dirnttag, 3V. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Daily Telegraph" zufolge wäre der Befehlshaber des englischen Geschwaders in den australischen Gewässer angewiesen, die englische Flagge auf den Louifiaden, den Woodlack- inseln, der Longinsel und der Cookinsel aufzu hissen, falls versucht würde, in der Nachbarschaft des australischtu Festlandes Annexionen vorzu- nehmen. Dresden, 30. December. DaS von einer durch den Statthalter Frhrn. v. Manteuffel eingesetzten Sachverständigencomnnffion ab gegebene ärztliche Gutachten über das Elemen- tarschulwejen in Elsaß-Lothringen schließt sich unmittelbar den bereit» früher publicirten Gutachten über das höhere Schulwesen und über die höhere Töchterschule an und bildet so den Abschluß der für das Reichsland veranstalteten gesundheitlichen Schul enquete, bei welcher namentlich die viel erörterte „UeberbürdungSfrage" zu berücksichtigen war. Das neueste Gutachten constatirt, daß der Volksschule gegen über der Vorwurf einer Ueberbürdung der kindlichen Kräfte von ärztlicher Seite bisher nicht erhoben wor den sei, daß im Allgemeinen ein nachtheiliger Einfluß der Volksschule auf die körperliche Entwickelung des Volkes sich nicht nachweiien lasse und daß die ichäd- lichen Einflüsse, welche ßie Volksschulen bei fehler hafter hygienischer Einrichtung auf die Entwickelung der Jugend etwa ausüben könnten, gegenüber den weit mächtigeren Einwirkungen der Erziehung durch die Familie und die gejammte Gestaltung des wirth- schaftlichen Lebens nicht erheblich in Anschlag kommen lönnten. Dies gilt freilich nur im Allgemeinen; es soll damit nicht m Abrede gestellt werden, daß in nicht zu seltenen Einzelfällen in den Volksschulen in hygienischer Beziehung gesündigt wird auf Kosten der Gesundheit der Kinder. Die Beseitigung solcher Mißstände ist auf jede Weise zu erstreben. Die ärztliche Commission ist einverstanden, daß die gesetzliche Schulpflicht, wie bisher schon in Elsaß- Lothrmgen, so auch fernerhin, mit dem vollendeten 0. Lebensjahre beginnt und für die Knaben mit voll endetem 14., für die Mädchen mit vollendetem 13. Lebens jahre endigt. In Ausnahmefällen kann und soll der Schulbesuch später beginnen, jo bei mangelhafter körper licher und geistiger Entwickelung oder bei weiter Ent fernung des Kindes von der Schule; Kinder, die mit ansteckenden oder ekelerregenden Krankheiten behaftet sind, müssen zeitweise, gewisse Epileptstche ganz vom Schulbejuche ausgeschlossen werden. Ueber die im Reichslande bestehenden Fabnkichulen spricht sich das Gutachten wenig günstig aus; auch die Kleinklnder- schulen finden nur bedingte Billigung. Die Zahl der m einem Saale von normaler Größe (eS sind bestimmte Normalmatze bezeichnet) versammelten Schüler soll höchstens 00 betragen. Die Zahl der Lehrstunden ist zu reduciren auf ein Maximum von 18 Stunden pro Woche für das 7. bis 8. Lebensjahr (unter Wegfall aller häuslichen Aufgaben), von 20 Stunden sür das 9. blS 10. Lebensjahr, von 24 Stunden für das 11. dis 14. Jahr. Es sind hierbei jedoch nur solche von Musik und Stimmengewirr schwirrten und ich die kleine Hannah so voll ehrlicher Bewunderung ihrer talentvollen Schwestern und in so reumüthigem Be kennen der eigenen nüchternen Talentlosigkeit zu mir sprechen hörte, da glaubte ich, als ich sie scherzend zu trösten versuchte, einen Schein in ihren blauen Augen zu sehen, der mich plötzlich ermuthigte, jene Frage zu wagen. Du weißt wie sie beantwortet wurde." Wie der schwieg Richard Kelchner und neigte seine Stirn auf den kleinen Kopf, der an seiner Schulter ruhte, dann fuhr er fort. „Ich eilte, mein Glück von dem Hause zu lösen, in welchem außer Deinem Vater kein Mensch sonst ein rechtes Verständniß dafür zu haben schien. — Ich will in dieser Stunde ganz offen sein. Dem ent würdigenden Verdachte, welchem jene niedere Frau an unserm Hochzeitstage Ausdruck gab, begegnete ich in den Reden Deiner Stiefmutter, Deiner Schwestern, ich fühlte mich rein von solchen verächtlichen Beweg gründen, diese Anklagen von Mutter und Schwestern betrübten mich nur, weil sie eben von solchen Seiten mir entgegengebracht wurden. Wohl hatte Dein Vater bei Beantwortung meiner Werbung mir überraschende Mittheilungen über den Dir zugehörigen Reichthum gemacht, aber ich sah, daß der General von der Lauter keit memer Wünsche in Bezug auf Deinen Besitz über zeugt war, und seinem Einflüsse, das behaupte ich, ver- danken wir es, daß nicht ähnliche Worte wie in jener Kirche, zu un» auch offen in Deinem Vaterhause aus gesprochen wurden. Wenn ich eine große Schuld an Dir, und an mir nicht minder, beging, so war e» die, daß ich feige war, ja feige, wenn ich auch damals mit andern Namen nannte, wa» mich abhiett, Dir gleich, Unterrichtsstunden gemeint, welche mit Sitzen ver bunden, aber durch ausreichende Pausen unterbrochen sind. Zu besserer Schonung der Sehkraft wünscht die Commission die Antiquaschrift (lateinische Schrift) in den Schulen, namentlich in den Elementarschulen ein geführt. Die Beseitigung des jetzt gebräuchlichen dop pelten Alphabets würde Lehrer und Schüler entlasten und den Augen manche Anstrengung ersparen. Das Gutachten behandelt sodann mit Aufmerksamkeit die Lage des Heftes beim Schreiben und spricht sich dahin aus, daß das Heft derart zu legen sei, daß der untere Rand desselben unter einem Winkel von ungefähr 30" von links unten nach rechts oben vom Tiichrande oder einer ihm parallelen Lime aufsteigt (Schrägschrift, nicht Steilschrnt). Be sonderer Nachdruck wird auf körperliche Uebungen ge legt. Die Nützlichkeit gehöriger Leibesbewegung wird für die Volksschulen noch speciell durch den Hinweis auf die Thatsache begründet, daß die Mehrzahl der Kinder, welche diese Schulen besuchen, den körperlich schwer arbeitenden Classen angehört und auf eine Nahrung angewiesen ist, welche, soll sie zuträglich sein, viel Bewegung vorausjetzt. Die Commission erklärt eine Ueberwachung der Volks- und Kleinkinderschulen durch amtlich geordnete, periodische Visitationen unter Zuziehung erfahrener Aerzte sür unentbehrlich. Allen Lehrern sollten von staatswegen kurz und verständlich abgesaßte Handbücher der GeiundheitSlehre übergeben werden. Von Interesse sür Statistiker und Militärs sind schließlich die Ausführungen des Gutachtens be züglich der Frage, ob die Wehrfähigkeit der Nation infolge ungünstiger Einflüsse etwa abgenvmmen habe. In diesen Ausführungen scheint manches wenig oder gar nicht bekannt gewordene statistische Material ver arbeitet zu sein. Eine präcise Antwort auf die ihr gestellte Frage erklärt die Commissiou bei dem jetzigen Stande der Aushebungsstatlstik für unthunlich. Es bedürfe zunächst gewisser Vorarbeiten, genauerer statistischer Untersuchungen nach verfchiedenen Rich tungen und Gesichtspunkten, und zwar für eine längere Reihe von Jahren — etwa in der Weise, in welcher sie seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Italien behördUcherleitS angestellt werden. Lagesgeschlchk. * Berlin, 29. December. Nach der Fractions- angehörigkeit der Mitglieder setzt sich der gegen wärtige Reichstag folgendermaßen Mammen: Deutsch- conservative 75, dazu 1 Hospitant (Graf v. Schliessen) und der als ReichstagSpräsident „zu keiner Fraktion gehörig" aufgeführte Abg. v. Wedell-Plesdorf, also zusammen 77 Mitglieder, Reichspartei 28, National- liberale 50, Cemrum 99, Weifen 10, Polen 16, Deulschsreisinnige (mit dem Hospitanten Behm) 63, Volkspartet 7, Locialdemotraten 24, Elsaß-Lothringer (die sich als „wild" bezeichnen) 15. Als „Wilde" sind im FractlonSverzelchnlsse ferner aufgesührt die Abgg. Bertram, Gras v. Hacke, Lenzmann, Frhr. v. Hornstein (Kalhoi., Agrarier), Junggreen (Däne), Sander und Frhr. Langwerth v. Simmern. Weimar, 29. December. (Thür. Corr.) Heute empfing Se. königl. Hoheit der Grotzherzog den brulfchen Botschafter in Berlin, Sir Malet, zur Ueberreichung der Beglaubigungsschreiben desselben als Vertreter der Königin Victoria am großherzogl. Hofe. Nach der Audienz und einem Empfange des Bot schafters durch Ihre königl. Hoheit die Frau Groß- herzogln wurde derselbe zur Tafel gezogen. Der japanefische Gejandtc in Berlin, Aokl, und der fapanesifche Generalpostmeister trafen am Sonnabend hier ein; sie wurden gestern zur großherzogl. Tafel gezogen. nachdem ich fühlte, daß jene bösen Worte eine Scheide wand zwischen uns aufzurichten schienen, in aller Ein fachheit meiner lauteren Gesinnungen die Versicherung zu geben, daß ich Dich zum Werbe begehrt habe nur um Deines lieben Selbstes willen; was ich in jener Minute ausgeschlagen, schien, so empfand ich bitter, keine Zukunft mir zurückgeben zu wollen." Er drückte seine kleine Frau fester an sich. „Es war noch ein Gefühl, was mich leitete, in jener Stunde vor Dir zu schweigen," sprach er leiser. „Durfte ich denn meiner Braut, meiner zweiten Frau, sagen, wie sehr mein Herz nach der echt weiblichen Einfachheit dürstete, die meine Hannah schmückte und von welcher die stolze Schönheit meiner ersten Gattin sich so weit entsernt halte, daß darüber ihre Schönheit und der Glanz ihrer Talente zu einer nur blendenden, zerstörenden Gluth wurden, die mich nie mehr die Segnungen von Ruhe und kühlendem Schatten finden ließ? — Verurtheile mich nicht zu hart, liebe, einfache, natür liche Hannah, ich war fung in ein arbeitsames Leben gekommen, dessen Gedeihen mich bisher voll erfüllt und befriedigt hatte, ich war kaum mehr als ein Knabe an Lebenserfahrungen und Lebensgenüssen, als ich Irene kennen lernte, echte Schönheit und unechter Glanz von unnützem Flitter blendete, berauschte mem widerstands loses Herz. Als ich erkannte, wie unwiderruflich mein Lebensglück verloren war, beschloß icd, sich wenigstens Irene glücklich fühlen zu lassen, soweit es sich irgend mit Ehre und Sitte vertrug. Nach dreijähriger Ehe starb Irene, sie starb m der Erwartung der Ge burt eines Kindes, auf das ich hoffte, wie auf einen Fnedensengel für mein verwüstete- Haus. Die letzten Wochen in Jrenen'S Leben waren die Pari-, 28. December. (Köln Ztg.) In dem Saale Levis im Stadtviertel BatignolleS fand heute Nachmittags wieder eine Versammlung beschäfti gungsloser Arbeiter Statt. Die Polizei hatte große Vorsichtsmaßregeln ergriffen, da man stürmische Auftritte erwartete. Diese Voraussicht traf im höch sten Grade ein. Schon vor der Eröffnung der Ver sammlung entspann sich eine förmliche Schlacht zwischen den Blanquisten, welche die Einberufung erlassen hallen, und den Anarchisten, welche mit Pistolen, Dolchen, Knitteln bewaffnet waren; es setzte bedenkliche Ver wundungen. Um dem Lärme ein Ende zu machen, wurde rasch die Eröffnung der Versammlung ausge sprochen. Nun stritt man um die Ernennung des Vorsitzenden. Die Blanquisten rufen den Anarchisten zu: „Nieder, mit den Spitzeln!" Die Anarchisten singen die „Carmagnole". Ein Blanquist läßt sich als Vorsitzender an dem Tische nieder. Entsetzlicher Lärm. Die Anarchisten wollen sich des Tisches be mächtigen; mehrere Leute erleiden dabei Verletzungen. Der Blanquistische Vorsitzende zieht sich zurück, worauf verhältnißmäßige Ruhe eintritt und ein Vorschlag, zwei Vorsitzende, einen von jeder Partei, zu ernennen, an genommen wird; der anarchistische Vorsitzende ist ein Maurer in Blouse und Holzfchuhen. Sodann be ginnen die Reden. Einerseits wird die Forderung gestellt, sofort auf die Straße zu steigen; andererseits wird verlangt, daß man abwarte, bis die revo lutionäre Partei vollständig organlsirt fei. Der Blan quist Michel begehrt, daß mit der Organisation sofort begonnen werde, damit man gegen das Bürgerthum vorgehe, und schließt seine Rede mit den Worten: „Sehet, was in Deutschland geschieht, 3 Anarchisten sind verurtheilt worden, weil sie den Kaiser ermorden wollten. In Deutschland ist die Partei organlsirt; was man auch sagen möge, die Deutschen sind kerne Verräther. Die deutschen Soctalisten Helsen sich unter einander, sie verrathen ihre Partei nicht. Glaubt ihr. sie würden aus die Straße hinabsteigen? Nein; aber sie handeln, während man in Frankreich schwatzt, aber nicht handelt." Schließlich werden die Anarchisten Herren der Lage; sie setzen ihre Tagesordnung durch, welche besagt, daß sofort gehandelt werden müsse, weil von der Regierung und den Behörden nicht» zu hoffen wäre und daher eme Versammlung unter freiem Him mel auf den l5. Januar einzuberufen sei. Darauf trennt sich die Verfammlung, welche etwa 6000 Köpfe zählte. Auf der Straße wurden wegen Beleidigung der Polizei einige Verhaftungen vorgenommen; erheb liche Unordnungen kamen nicht mehr vor. Die Gen darmerie ritt mehrmals an dem Saale Levis vorüber. Die Läden in der Nähe waren aus Furcht vor Ruhe störungen geschlossen. Poris, 29. December. (Tel.) Das „Journal officiel" meldet die Ernennung des Generalconjuls in Tripolis, Feraud zum Gesandten in Tanger; der bis herige Gesandte dortjelbst, Ordega, ist zum Gesandten in Bukarest ernannt worden. Brüssel, 28. December. (Wes.-Ztg.) Die inter nationale Congoaljociation hat jetzt 172 Weiße, die 12 verschiedenen Nationalitäten angehören, am Congo angestellt, nämlich 49 Engländer, 46 Belgier, 37 Schweden, 2l Deutsche, 5 Franzosen, 3 Hollän der, 2 Italiener, 2 Oesterreicher, 2 Portugiesen, 1 Amerikaner, 1 Däne, 1 Schweizer. Rom, 29. December. (Tel.) Der Papst empfing heute den Gesandten Ecuadors und den spanochen Geschäftsträger, welche ihre Neujahrswünfche darbrach ten. Die übrigen beim Batican beglaubigten Diplo maten werden morgen und übermorgen empfangen werden. — Rvnan's Werk „^ouvsllvs ebackes ck« l'bistoirs reli»; ouss" ist auf den Index der ver botenen Schriften geatzt worden. glücklichsten für unsere Ehe, und ewig wird mein Dank gegen Gott sein, der mich dadurch davor bewahrte, das Andenken an meine Ehe zu verwünschen. — Daß der unheilvolle Einflug Frau v. Wolfingens, welche sich fest an mein Haus klammerte, die meiste Schuld an Jrenen'S Verirrungen und meinem Elende trug, da- fühle ich allezeit, allein ich war jung und wurde des Streites müde, ich fand damals nicht den festen Muth, der mich jetzt, am Tage unserer Ankunft hier, lehrte, dem bösen Dämon sofort mein Haus zu ver sagen. Und Jrenen'S Jugend war unter den Augen dieser Frau verflossen, welche al» Theaterchoristln einen alten Pensionär geheirathet und von ihm einen geach teten Namen und den Unterhalt für ihr ferneres Leben geerbt hatte. Vielleicht täuschten sich die beiden Frauen über meine Vermögenslage, als Irene meine Werbung annahm, man hielt mich sür reich, ach, das Leven, zu welchem ich verleitet wurde, hätte mich bald genug ruinirt, wenn der Tod dem nicht Einhalt geboten hätte. — Als ich vor wenig Monaten eS wagte, Deine Hand zu erbitten, gestand ich Deinem Vater ein, daß meine Verhältnisse reducirt, allein geordnet und zu frischem Wachsthum vorbereitet waren; eine reiche Erbin, so ersu.-r ich, gab mir ihre Hand, das sollte mir ein doppelter Sporn zu neuen, gewinnbringenden Unter nehmungen sein, ich wollte zeigen, daß ich ihrer Mit gift nicht bedürfte, wollte es um so mehr, seit jene Worte o Uebe Hannah, wie habe ich ge fehlt, das Nächstliegende habe ich darüber vergeben, verzeihe mir, was hätte ich m meiner Thorheit ver lieren können, o verzeihe mir, um der tiefen Liebe willen, die ich sür Dich empfinde!" Sie hielten sich fest umschlungen, dann bog Han-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview