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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-01-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-185701241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18570124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18570124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1857
- Monat1857-01
- Tag1857-01-24
- Monat1857-01
- Jahr1857
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1857
- Autor
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1857. Sonnabend, den 24. Januar. 'Bl Redigirt unv verlegt vön E. M. Gänncr in Schneeberg und Schwarzenberg. 1 11 ! 7—11 Spitzeu bekannt geworden, ging die Waare zurück und dq!« Capital wurde des hohen Zolles und der vrrloren gegange- nen Zinsen wegen bedeutend absorbirt. Wer kennt nicht Hinck u. Comp. in Hamburg, der säch sische Fabrikate in alle Weltthetle verführte, und daS Opfer dieser Spekulation wurde. Die jüngern Häuser suchten durch Wohlfeilheit sich Ab satz zu verschaffen, ost auf Kosten der Solidität der Waare, wodurch dem sächsischen Fabrikat mit Hülfe ter baumwollenen Zwirnsabrikantcn, die haufirend den Klöpplerinnen billige-, schlechte- Material lieferten, der Ruf sächsischer Spitzen «n- tergraben wurde. Die Wohlfeilheit der Maschinen - Spitzen brächte aber unsere Waare wieder in Aufnahme; die Dame de- Hauses wollte nicht dasselbe tragen, was ihrem Dienstmädchen wegen Billigkeit gleich zugänglich war. Die Mode der schwarzwol- lenen Svitzen war aber der eigentliche Hebel de- Klöppelei- Verdienstes; das gleiche Muster, was in Leinen gearbeitet 85 Pfennige kostete, wurde in Wolle aus 25 Pfennige gestei gert, dreifachen Verdienst bat aber die Roßhaarfabrikation noch nicht geboten, da der Referent solchen nur aus 65 Pfen nige für den Tag berechnet, was eine geschickte Klöpplerinn auch in Zwirn- und seidenen Spitzen verdienen kann. Die Spitzen-Fabrikation ruhte auf sehr schwachen Pfei lern, wenn solche bloß von der Mode der Roßhaar-Spitzen abhängig wäre.; diese Pfeiler würden sosortuntergraben, wenn Paris, was den Zepter der Mode noch nicht verloren' hat, eine andere Garniriing der Strohhüte in Anwendung brächt«, und alle Neuigkeiten, die auch zum Vorschein kommen, wür den solche nicht sesthalten können, sie würden verschwinden wie die wollenen Spitzen, die jetzt bloß noch von der'länd- lichen Bevölkerung getragen werden, und deren Anfertigung nur einen sehr bescheidenen Lohn abwirft. Ich habe selbst nicht geglaubt, daß diese Fabrikation von so langer Dauer sein würde, sonst hätte ich diese Gold- grübe auch für mich ausgcbeutet; langen Fortbestand kann ich derselben jedoch nicht wünschen, da, mit den Worten de- Versassers zu reden, dieser grobe Artikel die Klöpplerinnen unfähig machen würde, feine Zwirnspitzen zu fertigen, und wenn wieder feine Spitzen begehrt würden, so müßten Wit solche aus Belgien beziehen, gleich den Posamentier-Fraud«, die jetzt ihre Bänder den Franzosen abkaufen müssen, wäh rend solche sich früher mit eignem Fabrikat schmückte«: Die älteren Häuser, denen aller Verdienst skut Vervoll- kommnung gebirgischer Industrie abgesprochen wird; haben allerdings nicht so in die Trompete gestoßen, wio^S jetzt ge schieht, zu deren Ehrenrettung will ich nur eitriges a«führen. Mit großen Opfern wurde die Fabrikätion der Va lencienner Spitzen in Sachsen etugeführt ^und di« Klöppel- schulen errichtet in Breitenbrunn und Rittersgrün, dertn ur- sprüngliche Tendenz jetzt ganz verloren gegangen ist, indirekt wurde dadurch das Leben diese- sich so verdient tzeniachten Manile» gekürzt, der nach Bervöllkvmmnung strebte und sich leider immer gehemmt sand. ' r i Sächsische Blonden, an- italienischer Seide gefertigt, waren verpönt, französische Plöndenfabritanten besucht«« mit Die sächsische Roßhaar-Spitzen-Fabrikation. (Eingesandt au« Lößnitz.) ES ist so mancher Unsinn in den letzten Jahren zu, Tage gefördert worden, um den Nothstand der Gebirgsbe wohner durch Einführung neuer Industriezweige radikale zu beseitigen, und alle haben sich al- unzureichend dargestellt. Da wird eS aus einmal hell, Glück auf! ein neues Wochenblatt erscheint, belehrt uns, wo der Hase in Pfeffer gelegen hat, die Roßhaar-Spitzen-Fabrikation bildet ein zwei tes Kalifornien und aller Nothstand ist radicale gehoben. Ich würde die- kaum erfahren haben, wenn nicht ein alter bewährter Factor mir dieses Probe-Blatt eingesandt hätte, mit der Rand-Bemerkung: - Ich lege Ihnen dieses Blatt bei, damit sie den Unsinn, über Spitzen-Fabrikation geschrieben, kennen lernen. Dieser einfache Mann allein hat schon mehr neue Muster ih Handel gebracht, als die gesammte Roßhaar--Spitzen-Fabri- kation jetzt aufweisen könnte.' Alle öffentlichen Besprechungen über Industrie haben mehr geschadet als genützt; ich könnte dies mit Belegen nachweisen, weshalb ich auch geschwiegen haben würde, da aber alte achtbare Männer, die schon im Grabe ruhen, noch gelästert werden, so kann der Aussatz nicht ohne Erwiderung bleiben, und fühle mich dazu berufen, da ich in Betracht des Gewerbsteuer-SatzeS mich zu den Koriphäen der Spitzenmanufactur zählen muß. Der Verfasser des Artikels: „Korrespondenz aus dem Ober-Erzgebirge," ist in einem großen Jrrthum, wenn der- selbe die neue Roßhaar-Spitzen-Fabrikation allein als den Hebel erhöhten Arbeitslohnes aufführt. Was bedingt den Werth einer Waare? deren Seltenheit; die« ist aber allein nicht ausreichend, es muß der Bedarf dazu treten, entweder tägliche Konsumtion oder_verstärkte Nachfrage durch die herr schende Mode bedingt. In alten Zetten bildeten nebst Juwelen Spitzen den Schmuck der Frauen, der Werth der Arbeit sowohl wurde erkannt, sowie deren Dauer durch gutes Material erzielt. Spitzen wurden dazumal wie Silbergeräthe vererbt; diese guten Zeiten, wo noch Provinzial-Trachten vorherrschten, wur den aber durch das Seepter der Mode verdrängt. Diese in dem Geschmack von Spitzen auch fortzusühren, würde ein zu großes Capital in Anspruch genommen haben, und man half sich durch billige Surrogate, welche die Spitzen ersetzen mußten. Gaze-, Flor-, Petinet-Spitzen kamen an die Reihe, verschwan den aber fast spurlos, wie in England die Bobbinnctt-Fäbri- kation entstand, und Bobbinnett-Spitzen, genäht und gestickt, machten sich geltend; geklöppelte Spitzen erhielten sich jedoch noch in allen Kreiseir. Wie aber die Fabrikation von Ma- schinen-Spitzen auskam, die in rapider Weiche sich aller Grüüh- arten geklöppelter Spitzen bemächtigte, wurden sie gänzlich entwerthet. Die alten Häuser, die sich nicht von der Fabrikation guter Spitzen trennen wollten, suchten einen Verschleiß über seeisch herbeizuführen, mit welchen Opfern dies geschah, kann nur der beurtheslen, der dieses selbst erfahren hat. Nach dreijährigem Lager, da dort bereits auch Maschinen-
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