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Dresdner Journal : 17.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-17
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1882
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Dinge zu denken Muße hätte, auf Seite der herzego- wimschen Insurgenten; der Marquis v. Sali-bury hat sich formell und feierlich für die österreichischen Schild- wachen im Balkan au-gesprochen. Wie die Dinge augenblicklich stehen, müssen wir froh sein, daß de» Einen Verlegenheit de« Andern Gelegenheit ist, und Mr. Gladstone keine Zeit mehr erübrigt, sich um die Vorgänge auf der Baikanhalbinsel mehr, al- um jene in Irland zu bekümmern.* Lagesgeschichtr. Dre-den, 16. Februar. Se. königl. Hoheit der Landgraf von Hessen stattete gestern Mittag Ihren königl. Majestäten in der Villa zu Strehlen, sowie dann Ihren königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg einen Besuch ab. Um 5 Uhr fand im hiesigen königl. Residenzschlosse zu Ehren de- hohen Gaste- eine Hoftafel Statt, an der auch der hiesige königl. preußische Gesandte Gras Dönhoff Theil nahm. Dresden, 16. Februar. Die Zweite Kammer setzte gestern Abend die Berathung der eingegangenen Eisenbahnpetitionen fort. ES wurde beschlossen, Pe titionen auf Erbauung von Eisenbahnen SauperSdorf- Rautenkranz, Verbindung der Chemnitz - Aue - Adorfer mit der Zwickau - Falkensteiner Eisenbahn, Chemnitz- thalbahn, VoigtSgrün - Reichenbach - Mylau - Greiz und Löbau-Cunewalde der Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Eine gegen die Einziehung der Eisen bahnstrecke Treuen-Auerbach Falkenstein gerichtete Pe tition erachtete die Kammer durch die Erklärung der Regierung, daß eine solche Maßregel nicht beabsichtigt sei, für erledigt. In ihrer heutigen Sitzung nahm die Kammer die Gesetzentwürfe, betreffend die Löschung von Reallasten im Grund- und Hypothekenbuch, und betreffend die Entmündigung und Bevormundung Geisteskranker, Ge brechlicher und Verschwender, nach den Beschlüssen der Ersten Kammer bez. unverändert an und ertheilte ihre Zustimmung zu der von der Regierung beabsichtigten Abschreibung von zu Waffe« laufregulirungszwecken ge leisteten Vorschüssen im Betrage von 171 237 M. 49 Pf. Hierauf bewilligte die Kammer die Etats der LandeS- straf-, Heil- und Versorganstalten, den Etat des statisti schen BureauS und die allgemeinen Ausgaben beim Departement deS Innern. An den erstgenannten Etat knüpfte sich eine längere DiScussion, welche insbeson dere die Frage, ob dem milden Strafvollzüge die Schuld an der Zunahme der Verbrechen und der gegen früher wesentlich gesteigerten Zahl der Strafgefangenen bei zumessen se«, zum Gegenstände hatte. Nachdem dem LandtagsauSschusse zu Verwaltung der Staatsschulden für die StaatSschuldenverwaltung in den Jahren 187H/79 Justlfication ertheilt worden war, erledigte die Kammer eine Reche Straßenbaupetitionen. * Berlin, 15. Februar. Ihre Majestät die Kai serin erschien gestern in der Sitzung des deutschen CentralcomitoS, um der 3. internationalen Conferenz der Vereine des rothen Kreuzes beizuwohnen. Die Kaiserin wohnte den Beratungen eine Stunde lang bei und nahm an denselben lebhaften Antheil. Die Kriegervereine haben den Beschluß gefaßt, sich für den Kriegsfall dem rothen Kreuz zu Hilfeleistungen anzu schließen: ein Beschluß, der hoffentlich von großem praktischen Werthe sein wird. Ihre Majestät die Kai serin richtete in diesem Sinne huldvolle Worte an das vom Präsidenten vm gestellte neue Mitglied des Cen- tralcomites, an den Vorstand der Kriegervereine, Fabrikbesitzer und Stadtverordneten Diersch. — Ihre kaiserl. und königl. Hoheit die Kronprinzessin wird, wie aus Arolsen gemeldet wird, zu kurzem Besuche morgen daselbst eintreffen, da um diese Zeit auch die Königin Victoria zum Besuch am fürstlichen Hofe an wesend sein wird. Auch der jüngste Bruder der Frau Kronprinzessin, der Prinz Leopold von England, Her zog v. Albany Bräutigam der Prinzessin Helene von Waldeck, weilt gegenwärtig noch am fürstlichen Hofe in Arolsen. Derselbe beabsichtigte bekanntlich auf der Rückreise nach England vor einiger Ziit zum Besuch auch nach Berlin zu kommen, war dann aber durch eine starke Verletzung, welche er sich an der Kniescheibe zugezogen hatte und die ihn für längere Zeit an das Zimmer fesselte, daran gehindert worden, diese Absicht auszuführen. Zum Besuch ihrer erlauchten Verwand ten wird nun, dem Vernehmen nach, die Frau Kron prinzessin am 16. Februar früh von Berlin abreisen, bis zum 17. Februar Abends am fürstlichen Hose in Arolsen verbleiben und dann wieder sofort nach Berlin zurückkehren. — In der unter dem Vorsitze des ungeklärten und unfertig gebildeten Stimmen ihrer Mitsängerinnen der Fräuleins M. Bingenheimer, A. Lankow und L. Pfeifer van Beck in kurzer Frist zu vorzüglichen fein nuancirten Ensembleleistungen zu schulen. Und diesen giebt sie selbst als ausgezeichnete Gesangskünstlerin mit ihrer silberklaren, glockenreinen Stimme und ihrem einfach herzlichen Ausdruck un widerstehlichen Reiz und Vollendung. Sie beherrscht die Technik im rein lyrischen Gesang mit feinstem Ge schmack und in jedem Detail so sicher, das Bortrag und Ausdruck vollkommen natürlich und unmittelbar er scheinen. Und die Aussprache ist tadellos deutlich. Meisterhaft waren ihre Solovorträge einer graziösen Canzonetta von P. O. Paradies und Lieder von Tau bert und Hofmann. Bon den drei und vierstimmigen Gesängen von Schubert, Schumann, Rheinberger, Reinh. Becker, Jensen rc. wirkten besonders schön der 23. Psalm 4stimmig von F. Schubert, Wassermann (Schu mann), Gute Nacht (Rheinberger) und die sehr wirk sam und wohlklingend (nach Grieg und Raff) von A. Schimon gesetzten Schlußlieder. Fil. A. Lankow trug noch drei einstimmige Altlieder (Brückler, Hart mann, Gramman) mit Beifall vor, muß aber eine festere Tonbilduug ohne Bebung zu erlangen suchen. Hr. Pianist L. Heß spielte mit lobenSwerthem und musikalisch verständnißvollem Bortrage Beethoven'« Sonate op. 90, ein durch reizende Erfindung und feine Züge der Durcharbeitung fesselndes Andante von Fr. Schubert (zu einer unvollendet gebliebenen Sonate) und ein weniger interessante- „Brautzug* betitelte« Charakterstück von Grieg. E. B. Stoat-minister« v. Bötticher vorgestern abgehaltenen Plenarsitzung de- Bunde«rath« wurden zunächst die von Oldenburg und von dem Stellvertreter de« Reichs kanzler« zu dem Gesetzentwürfe, betreffend di« Reich«- krieg«häfen, vorgelegtea Denkschriften den zuständigen Au«schüssen zur Borberathung überwiesen. Ein Au«, schußantrag in Betreff der Abfertigung de« mit dem Anspruch auf Sleuervergütung au«gehevden Biere« fand die Zustimmung der Vel^mmlung. Ein« Ein gabe, wegen Aufnahme der DsgraSsabrlken in da« Verzrichniß der nach der Gewerbeordnung genehmigung«- pfllchtigen Anlagen, wurde dem Reichskanzler mit dem Ersuchen um Herbeiführung vorgängiger Er hebungen überwiesen. Ein Gesuch, betreffend die Zolltarifirung von Sternanis, sowie ein gegen verfügte Versetzung in den Ruhestand erhobenes Recur-grsuch wurden zurückgewiefen. Den Beschluß de- Reichstag« wegen Herbeiführung einer durchgreifen deren Ermäßigung der GerichtSgedühren überwie- die Versammlung dem Reichskanzler zur Erwägung Auch ertheilte dieselbe zu einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Beleidigung deS BundesratHS die Ermächtigung. Schließlich wurden einige Eingaben den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Die vereinigten Ausschüsse deS BundeSraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusam men. — Wie der „Schles. VolkSztg.* aus Rom ge meldet wird, hätte der Papst den Propst Herzog in Berlin, welcher auf der Vorschlagsliste des Breslauer DomcapitelS stand, zum Fürstbischof von Breslau auS- ersehen, und stände die Präconisation desselben in der nächsten Zeit bevor. — Der Gesammtvorstand deS Ab geordnetenhauses trat heute um 2 Uhr zu einer Sitzung zusammen, um über den Bau emeS neuen preußischen ParlamentShauseS zu verhandeln. — Die Commission deS Abgeordnetenhauses zur Borberathung der kirchenpolitischen Vorlage berieth heute zu vörderst über den vom Abg. Or. Brüel gestellten An trag, als 8 3a neu aufzunehmen: .Dit Autübunq der in den 88 13 ff. des Gesetzes vom IS. Mai 1874 und den 8 4 ff. deS Gesetze- vom SO. Mai 1874 dem Präsentation-berechtigten mit der Gemeinde beigelegtcn Besugnitz zur Wiederbesetzung eine- erledigten geistlichen AmleS und zur Errichtung einer Stellvertretung in demselben findet ferner nicht mehr Statt.' Der Antrag Brüel 8 3u wird nach kurzer DiS cussion mit 11 gegen 10 Stimmen angenommen. Die Commision tritt in dir DiScussion deS Art. 4 der Vorlage ein: .An die Stelle de- 8 16 im Gesetze vom 11. Mai 1873 tritt nachfolgende Bestimmung: Der Einspruch findet Statt, wenn dafür erachtet wird, daß der Anzustellende au- einem Grunde, welcher dem bürgerlichen oder staatsbürgerlichen Ge biete angehört, für die Stelle nicht geeignet sei, insbesondere wenn seine Vorbildung den Vorschriften diese- Gesetze» nicht entspricht. Die Gründe für den Einspruch sind anzugeben. Gegen die Einspruchserklärung kann innerhalb 30 Lagen bei dem TultuSminister Beschwerde erhoben werden, bei dessen Entscheidung eS bewendet.' Hierzu beantragt Abg. Brüel, dem Artikel fol gende Fassung zu geben: Im 8 t6 deS Gesetze- vom tl. Mai tS73 wird die Nr. 3 des ersten Satzes gestrichen. (Dieselbe lautet: .Der Einspruch ist zulässig, 3) wenn gegen den Anzustellenden Lhatsachen vor liegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß derselbe den Staatsgesetzen oder den innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständig keit erlassenen Anordnungen der Obngkeit entgegenwlrken oder den öffentlichen Frieden stören werde.') Dazu stellen die Abgg. Grünhagen und Zelle fol genden Unterantrag: Anstatt des Wortes .gestrichen' zu setzen: .dahin abge ändert' 3) wenn der Anzustellende dir StaatSgesrtze oder die iunerhalb ihrer gesetzlichen Zuständigkeit erlassenen Anordnungen der Obrigkeit verletzt hat.' 2 ) Abg. Frhr. v. Zedlitz und Genossen beantragen: in der Vorlage statt der Worte: .Die Gründe sür den Einspruch sind anzugeben' zu setzen: .Die Lhatsachen, durch welche der Einspruch begründet wird, sind anzugeben;' ferner an Stelle de« Worte-: .LultuSminister' zu setzen: .Staat»- ministerium'. Das Unteramendement der fortschrittlichen Mit glieder, sowie der Antrag der freiconservatwrn Mit glieder wurden im Laufe der langen, lebhaften De batte zurückgezogen. Das schließliche Resultat der heutigen Verhandlungen war die Ablehnung deS Antrages Brüel gegen 6 Stimmen, die Ablehnung deS Art. 4 der Vorlage gegen 9 Stimmen. — Die „National«Zeitung" vom Sonnabend giebt in ihrem Börsentheil einige Ziffern, welche, wie dort selbst gesagt wird, den „kolossalen Umfang des Termin geschäfts an der Berliner Börse" im Jahre 1881 beweisen. Danach dürfte in Differenzgeschäften, welche allein durch die hiesigen 5 Maklerbanken abgeschlossen worven sind, ein Umsatz von 17 Milliarden M. er- Ju den Bergen. Eine Dorfgeschichte von Anton Ohor». (Fortsetzung.) Dem jungen Bauer stieg da- Blut in die Wan gen; Fiedler hieß der Grenzjäger, mit welchem Grete zur Kirmes getanzt hatte. Heißer Haß rang sich mit einem Male in ihm empor gegen Den, welchen er als seinen glücklichen Nebenbuhler ansah, und der Ge danke, an ihm sich zu rächen, ihm einen Schabernack anzuthun, trat vor feine Seele. Aus Trotz gegen den Grünrock wollte er auch wieder ein Mal über die Grenze gehen. Die alte Lust am Verbotenen erwachte. „Wann gehst Du denn wieder 'nüber?" fragte er. Peter sah ihn listig blinzend an. „Willst wohl wieder ein Mal mit?" „Und wenn'S so wär'?* Der Pascher trat näher an ihn heran und blickte forschend umher, ob auch Niemand in der Nähe sei. „Wir haben heute einen Zug vor, ich und noch einer, und ich bin eben auf dem Wege, noch einen Dritten zu suchen. Die Sache ist schwierig, aber sie wirft was ab, wenn'S gut geht. Mir ist's recht, wenn Du unser Mann sein willst; 'S wird aber schwerer zu tragen al« das letzte Mal, und Profit nimmst Du ja wohl auch nicht?* „Ich thu'S nicht um- Geld, Du weißt's — ich bin dabei, weil mir'« just Spaß macht, den Grünen eine Nase zu drehn. Wann soll'« denn fortgehrn?* „Komme spätesten« um neun Uhr zu mir, da« Weitere wird sich schon finden!* Franz reichte dem Schmuggler die Hand, die Gache reicht worden sei». Diese Ziffer stellt dabei nur den Umsatz auf einer Sette dar. An Provisionen für solche Geschäftsabschlüsse sind, der „Nat.Ag.* zufolge, den Banken allein etwa 4^ Millionen M. zugefallen. Außerdem aber wird noch eine ziemlich erhebliche Anzahl von Differenzgeschäften durch BvrfenmaNer vermittelt. Die Maklerprovision wird an der Berliner Börse mit -8 vom Tausend berechnet. Würde die Börsensteuer auf Dlfferenzgrschäfte auch nur mit H vom Tausend erhoben, so hätte also allein von der Berliner Börse für solche Geschäfte eine Stempelsteuer von mehreren Millionen gezahlt werden müssen. Allerding« beträgt der Tarif nur 1 M. für jede» Geschäft von 1000 M. und darüber, und da nun bei dem Differenzspiel stet hohe Summen in Betracht kommen, so mag der durch die Maklrrbanken vermittelte Umsatz von 17 Milliarden sich vielleicht auf Durchschnittsgeschäfte zu 100000 M. vertheilen. ES gäbe die« dann 170000 selbstständige Abschlüsse mit einem Stempel von 170000 M., wo bei allerdings zu bezweifeln ist, ob sich die effectwe Ziffer so hoch stellen wird. Bei vom Tausend würde sich der Stempel, welcher von den durch die erwähnten Banken abgeschlossenen Differenzgeschäften zu erheben gewesen wäre, allein auf nahezu 1^ Mil lion belaufen haben. Die von der „Nat.-Ztg * mit- getheilten Zohlen über daS Differenzgeschäst an der Berliner Börse geben aber auch noch nach anderen Seiten hin Manche- zu denken. — In der „Berliner Tage-post" von heute früh steht unter dem Titel „Entdeckte- nihilistisches Attentat* eine Mitthei» lung über die angebliche Entdeckung eine- nihilistischen Attentates durch einen hiesigen Einwohner, durch wel ches der Kaiser von Rußland am 17. d. M. in seinem Schlafzimmer in Gatfchma mittelst Dynamit ermordet werden solle. Der Inhalt dieser Notiz beruht nach den angestillten Ermittelungen lediglich auf Mysti fikationen. München, 14. Februar. Man schreibt dem „Nürnb. Corr.*: Der heutige Beschluß der Kammer der ReichSräthe, den Antrag de- Abg. SchelS be züglich des Tabaksmonopols ohne vorherige AuS- schußberathung sofort im Plenum zu behandeln, wird allgemein dahin gedeutet, daß der Beschluß der Kam mer der Abgeordneten mit großer Mehrheit wird ge nehmigt werden. * München, 15. Februar. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten stand auf der Tagesordnung die Berathung des Antrags des Frhrn. v. Hafenbrädl auf Aufhebung de» 7. Schuljahres. Reserent Triller schildert die Ausschußverhandlungen und betont das große Interesse und die Verdienste der Kirche an der Schule gegenüber dem Staate. Redner giebt die Nützlichkeit des 7. Schuljahres zu, bestreitet jedoch die Nothwendigkeit und empfiehlt An nahme deS AusschußantrageS. Abg Strauß bekämpft in längerer, sehr beifällig aufgenommener Rede die Ausführungen des Referenten sowie den Antrag selbst; er glaubt, keine Regierung werde sich finden, die einen so verderblichen Beschluß ausführen möchte. Hasen- brädl vrrtheidigt den Antrag, tritt den Angriffen deS Vorredners sehr erregt entgegen und weist bei Ableh nung auf die socialen Consequenzen hin. Auf den Antrag Mayer wird die Sitzung vertagt. Es sind noch 12 Redner vorgemerkt. * Darmstadt, 1b. Februar. Die Zweite Kam mer wählte heute Kugler zum ersten und Muhl zum zweiten Präsidenten * Wieu, 15. Februar. DaS Abgeordnetenhaus genehmigte heute zunächst daS Gesetz, betreffend die k. k. Karl - Ferdinands«Universität zu Prag, m dritter Lesung und setzte sodann d»e Generaldebatte über das Budget fort. Zu Beginn der Sitzung constatirte der Präsident, daß er gestern dem Abg. JaqueS wegen seiner Angriffe gegen den Richterstand den Ordnungs ruf ertheilt habe, welcher jedoch vom Hause sowohl als von den Stenographen überhört wordeu sei. Der Präsident rügte hierauf noch andere Stellen in der Rede des letzten Redners und rief ihn nachträglich nochmals zur Ordnung. Sodann ergriff das Wort der Minister Or. Prazak, um nochmals die Angriffe Ja- que»' »urückzuweisen und da- Vorgehen der Regierung nach jeder Richtung hin zu rechtfertigen. Die bekämpfte Sprachen verordnung, meinte der Minister, entspreche vollständig dem Geiste de- Memorandum- der deutsch-böhmischen Abgeordneten, und wa» die Justiz anbelange, so rechne er sich gerade Da» zur Ehre an, stets mit aller Sorgfalt geprüft und stet» unpar teiisch gehandelt zu haben. Abg. Fürst Czartoryski polemifirte gegen di« versas- sungStreuen Vorredner, namentlich Gras Wurmbrand und Ja ques, und molivirte noch nachträglich die Haltung seiner Ge sinnungsgenoffen in der Pctroleumsteuersrage mit der Rücksicht auf die Lage der StaatLfinanzen und die ernste Situation in Bosnien. Abg vr. v. Ple» «r, welcher behauptet, baß da- Destel« 4b Millionen betragt, übte bittere Kritik au der Finanz politik der Regierung und sagte: Ja allen Lulturstaatea. wo die sociale Frage besteht, gehen die Regieruageu daran, da» Wohl der Arbeiterklasse zu h«ben. Jene Herren bei uu» aber, wrlche da» Monopol für sich tu Anbruch nehmen, sociale Re formen durchzuführen. begiaaen mit der Unterdrückung der arbeitenden Klaffe, mit der vertheurruag der Lebeusbedüii us c mit der Erschwerung de» Erwerb». Aber auch der Kamps, den Sir gegen da« Großcapital führen, zeigt von einer Auffassung, wie ne sonst in keinem Eulturstaate besteht, weil ober die Regierung diese» Gefühl hatte, kam fie aus den Gedanken, fremde« Capital hereinzu liehen Damit beginnt aber jener Zug in der österreichischen Finanzverwaltung, welcher die gegenwärtige Finanzpolitik charakterifirt; man wollte eine neue Aera de« Aufschwünge» inauguriren. Bon diesem Gesicht»- puuktr geleite», fetzte fich die Regierung mit den Leite» n der .Union gänärale'io Verbindung zur Gründung der Länderbank. Bon diesem Momente an beginnt da» System der Begünsti gungen eine« Institute«, dessen Name dauernd mit dem gegen wärtigen Regime in Verbindung steht. Al« im vorigen Jahre von diesem Institute junge Aktien au«gegtbtn wurden, noch ehe di» alte» ringezahlt waren, da hat unsere Partei ihr« Stimme erhoben und aus da» Bedenllich« der Action hingewieseu; sie hat ihre Stimme erhoben gegen die Begebung de» Anlehen» bei der Ländrrbanl und gegen den monströsen Vertrag mit der Länderbank in Betreff der politischen Lran»versalbahn. Al» diese und andere Anklagen »n wahrhaft erschütternder Weise von dem Abg. Neuwirth erhoben wurden, was that die Re gierung? Sie sand nicht ein Wort der Abwehr, nicht ein Wort de» Verthridigung Sir schwieg, sie ließ alle Anklagen unbe antwortet. Sie hat wahrscheinlich auch Ursache gehabt zu schweigen, denn sonst hätte die Regierung dem Anträge diefir Partei aus Einsetzung eines AuSjchuffeS beipflichten, sie hätte jeden Kampfplatz acceptiren müsfen, um sich von allen Ankla gen reinzuwaschen; fie that da» aber nicht — sie schwieg Wa» man dieser Regierung vorwirft, daS hat man noch keiner Re gierung vorgeworfen. Man wie» ihr nach, daß sie ihre staat liche Autorität zur Begünstigung einer bestimmten Finanz gruppe gebrauche, daß sie um dieser Finanzgruppe Verträge abschließe, welche direkt zum Schaden de» Staate« aussallen müssen. Diese Regierung aber, welche Alle» leicht nimmt, hat auch diese Borwürse leicht genommen. Aber die Dinge haben einen unerbittlichen Verlaus genommen, und das Schicksal Hal die Börsenspielergruppe erreicht, welche in da» Land hineinge- zogen wurde und welche die Regierung mit staat»wirthschast- lichen Ausgaben zu betrauen beabsichtigte Die Finanzpolitik der Regierung ist geschlagen, und der duilleur konct« dieser Politik sitzt heute im Gesängniß. Der gegenwärtigen Regie rung kann sobald nichts etwa» anhaben, fie wird die Politik sorljetzen, die sie bisher geführt hat. Bor wenigen Lagen hat der Ministerpräsident erklärt, daß sie noch immer auf dem Boden der Verständigung stehe. Ich weiß n cht, wa-ich mehr bewundern soll, die Kühnheit, mit welcher die Behauptung vorgebracht wurde, oder den Mangel an Einsicht über die thatsächlichen Ver hältnisse. Die Rede eines der Wortsührer der Herren au» Galizien hat aber dargethan, daß durch die gegenwärtige Re gierung rin Kampf herausbeschworen wurde, welcher da« Reich zerreißt, und daß eS sich nur darum handelt, Oesterreich den deutfchen Charakter zu nehmen und ihm einen slawischen zu geben. Das letzte Ziel dieser Majorität und dieser Regierung, welche diese nationale Politik unterstützt, ist die Herstellung de- tschechischen Staate». Für heute mögen sie es vielleicht nicht wollen, sür die Zukunst werden sie wieder da» sogenannte böhmische Staat-recht und den böhmischen Lhron Herstellen wollen. Die Art und Weise, wie der Hr Ministerpräsident die Interpellation Klier'» beantwortet hat, ist gerade eine Verhöh nung des deutschen Stammes. Ist e» nicht eine Ironie de» Schicksal» oder eine gerechte Strafe, daß in dem Momente, wo dieses thörichte Beginnen im Innern de» Reiches sich vollzieht, Oesterreich zu gleicher Zeit der bestgehaßte Feind des Pansla wismus ist. Seitdem schüren die Slawen den Aufstand in Bosnien und der Herzegowina und suchen unS zu schaden. Und unter diesen Verhältnissen sragt man uns, warum wir Opposition machen. Wir machen dieser Regierung Opposition als Oesterreicher und al- Deutsche. Ministerpräsident Gras Laaffr: Ich hätte aus die gegen mich gerichteten persönlichen Angriffe nicht erwidert, aber die Achtung vor dem hohen Haufe zwing« mich, da« Wort zu ergreifen. Et wurde gesagt, die Beantwortung der Interpel lation Klier sei eine Verhöhnung der Deutschen in Böhmen. Da muß ich erklären, daß eine solche Intention der Regierung vollkommen sern lag, und was die Sache selbst betrifft, gründet fich die Antwort aus gerichtliche Urtheile und actenmäßige Be lege der k. k. Behörden, und da kann doch von einer Verhöh nung nicht gesprochen werden Meine letzte Rede im Herren- Hause wurde dahin charakterisirt, daß sie von einer großen Kühnheit und Mangel au Einsicht einaegeben war E» war weder da» Eine, noch da» Andere der Fall, sondern e» war nur Lonsequenz, und mit Lonsequrnz kann man sehr viel durch setzen. Man sprach auch davon, dir Majorität und mit ihr die Regierung werbe emrn slawischen oder tschechischen Staat errichten. Ich glaubt, daß die Herren von der Linken dies selbst von der Regierung nicht glauben. Oesterreich ist und bleibt der Vereinigung-Punkt aller Nationaluäten Wenn von der Erbitterung in Böhmen gesprochen wurde, so sollte man nicht alle Schuld der gegenwärtigen Regierung bei legen. Ich glaub« eher, die Erbitterung sei da» Resultat von Vielem, wa» geschehen oder vielmehr nicht geschehen ist. Wenn der Vorredner meinte, daß er da» Budget al» Deutscher und Oesterreicher verweigern müsse, so glaube ich wohl, daß er e» al» Deutscher thun kann, aber nicht als Oesterreicher. Ein Redner hat vorgestern vo« den Maklerkammern gesprochen. Ich habe schon viel von einer Martervank gehört, und ich sehe sie jeden Tag Bon einer Maklerkammer hörte ich hier zum ersten Male. Angenommen, aber nicht zugegeben, daß eine Marterei flatlfindet, so kann sie nur dann stallfinden, wenn andererseits eine Opposition czuuocl mSms gemacht wird, aber ich habe den Muth, zu erklären, daß ich nicht gemartert bin. Derselbe Redner habe gesagt, der Minister verstecke sich hinter einem Schild, hinter der Krone, wenn er persönlich angegriffen werde. Run, ich verstecke mich nicht und trete nöthigensalls war abgemacht, und die Beiden gingen nach ver schiedenen Richtungen auseinander. Zur festgesetzten Stund« klopfte der Bursche an der Hütte de- Hallodri-Peter an. Dieser that ihm auf und führte ihn schweigend in die Stube. Die Fensterläden waren geschlossen, und eine kleine Oel- lampe, welche auf dem Tische stand, erhellte spärlich den verräucherten Raum. Auf der Ofenbank saß noch ein Mann mit finsterem bariverwachsenem Gesichte, au- einer kurzen Tonpfeisc rauchend, und Franz er kannte einen in der Gegend wohlbekannten Hausirer. Dieser begrüßte ihn mit einer gewissen Vertraulichkeit, die ihn anwiderte, die er sich aber in solcher Situation mußte gefallen lassen; zum ersten Male fühlte er ein Unbehagen, daß er sich auf folche Ge meinschaft eingelassen hatte. Sie bereiteten sich zu ihrem Unternehmen vor und besprachen die Einzelheiten. Aus getrennten Wegen wollten sie die Grenze überschreiten und jenseit der selben wieder zusammentreffen, um gemeinsam die in einem bestimmten Hause deponirten Waaren zu holen. Der Hausirer hatte eine kleine Büchse mit Ruß zu sich gesteckt, damit man bei dem Rückwege sich die Gesichter schwärze« könne, und Peter nahm ein Pistol zur Hand und reichte ein gleiche« — eine alte kleine Waffe — dem jungen Bauer. Franz fühlte, wie ihn ein Schauer überlief, und nur zögernd streckte sich feine Hand nach dem Gefchoß au«. „Wa« soll'« damit?" fragte er mit einer gewissen Scheu. Der Hausirer lachte kurz und herb auf, der Hallodri-Peter aber fügte: „'« ist, um die Mücken zu verjagen; e« könnt' geschehen, daß wir uns um die Haut wehren mühten.* ES wurde nicht viel mehr gesprochen. Leise ver ließen die Drei die Hütte und gingen in verschiedenen Richtungen nach dem Gebirge. Grau hing die Nacht in den Bergen, und rauh wehte der Nordwind. Der einsame Bursche schlug einen Weg ein, der ihn vor überführte an der Laborantenhütte. Ein kleiner Licht schein glimmte durch die matten Scheiben, und er konnte eS nicht unterlassen, vorsichtig heranzutreten und in die Stube zu blicken. Auf der Ofenbank saß Grete und spann; ihre Wangen waren blaß, ihre Augen eingesunken, so daß ihr Anblick ihm in die Seele schnitt. Aber seine Aufmerksamkeit wandte sich ihm nicht allein zu. Mit dem Rücken gegen das Fenster faß der Laborant, und neben ihm ein Mann »n der Uniform der Grenzjäger. Franz konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er wußte, e« konnte Niemand sein, al» Fiedler; e« gab ihm einen heißen Stich ins Herz, und unwillkürlich faßte feine Hand an den Griff der klemen Waffe, die er in der Brusttasche hatte. Aber er schauderte vor dem: euchelmorde, an welchen er eine Gecunde lang gedacht hatte, zurück, unwillig wandte er sich ab und stieg weiter empor, der Gren-e entgegen. Jenseit derselben traf er mit seinen beiden Gefähr ten zusammen, und nach kurzer Frist schon traten alle Drei den Rückweg an, ein Jeder beladen mit einem schweren, wohlverschnürten Ballen und da« Gesicht ge schwärzt. Schweigend gingen sie hinter einander auf engen, unbetretenen Steigen und nur ab und zu blie ben fie stehen, um, auf den derben Stock gestützt, einige Minuten zu verschnaufen. Peter ging voran, der Hausirer machte den Schluß. (Forts«tzu»,
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