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Dresdner Journal : 17.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-17
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1882
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W40. Freitag, den 17. Februar. 1882 ^Lkrlicb: .... IS Kl»rk. 4 Sl»rlc bv kt. Llvistsa Huiuwaru. ro kL «»—rd«lb ä«, ä«ot»cii«li U«icd»» tritt?o»t- aoä LtswpelmieUI»^ iuLia. l»»vr»teopr?I,er kür a«» k»uw oiLvr ^e«p»Itm»oo ?«tittails So ?L votor „Lu^«»»i>clt" äi« Lsil« SO kf. V« r»b«U«o- uoä LU«ra»»t- »0 18 ZresdnerIourml. Lr»cd«Ioe» r l^iictl mit Xu»o»Um« U«r 8ooo- uocl ^d»o<i» Mr ä«o kvl^«o6«o Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lo^r»t»n»Lo»dw« »»»Mtrt,! F>. Lra-<i«tet<er, OommtiivuLr 6v« Vrexivor ^ourv»l«; L«»d«r, >«rll»-wt«n - I^lpMtU >—l >r„1»o kr»nklvrt ». ».: //aaientt«,»» ck ^OA/er, S«rlm-Vt«LHswdi>r^- kr»U-L«ipit, kr»»ktl»rt ». U.-USned«»: D«<< 2/<E,' L«rU»: /nvati<t«ntta«t,' Ir«w»v: L Le-tott«, Sr„l»a: D » L««ea« ^abat-)kr»oktari » » : L ^aeAt^ick« Uucdkiuxlluosk; Stritt«: tr. L»im«vr: (7. Lc-ü«t«», S«rU» rr«»kki»rt ». H - It«ttz«rt: Da«-« <k Oo., S»mdi»rs: ^Ici. Lteiner. ll « r » » , x e d » r t Löllial. k^psUitio» äs» l)r«,<toer 7onrn»I«, vr««tso, Ho. LS. Nichtamtlicher Theil.' «eterstch«: Telegraphische Nachrichten. Zeituagsscha«. (Samt«James-Gazette. Preffe.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Karls ruhe. Darmstadt. Wien. Buda-Pest. Paris. London. St. Petersburg. Bukarest.) Dre-dner Nachrichten. Proviuzialuachrichten. (Leipzig. Wurzen. Sayda. Scheideuberg. Hainichen. Meißen ) Lermischtet. Statistik und LolkSwirthsckaft. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Telegraphische Nachrichten. St. Petersburg, Donnerstag, 16. Februar. (Tel. d DreSdn. Journ.) Ei« kaiserlicher Ukas er nennt den Grafen Peter Schuwalow »um Ver weser des Lpauagendepartemeuts mit Beibehaltung der Senatorwürde. Laut der „Reuen Zeit" erhielten di« Traci- runge» der projrctirtev St. Petersburg Lrchangrl- bahn dir allerhöchste Genehmigung. Die Bahn wird über Petrosawodsk gehen. Konstantinopel, Mittwoch, 1S. Februar, Nachmittags. (Reuter's Office.) Der Eommandaut des englischen Kriegsschiffes „Falcon", Lievteaavt Selby, wurde, als er sich auf einer Jagd bei Lr- taki in Anatolien befand, von einem Albanese« angegriffen, welcher ihn dnrch Schlüge mit ei«er Hacke schwer verwundete. Die Pforte hat dem Laly der Provinz und dem Kaimakam des betref fenden Districts befohlen, fich an de« Ort der Thal zu begeben und den Thäter festzuvehme«. Der englische Botschafter, Lord Dnfferin, verlangt die Entsendung eines türkischen Kriegsschiffes nach Artaki. Dasselbe wird vorausfichtlich von dem englischen Kriegsschiffe „Cockatrice" begleitet werden. (Einer andern Meldung zufolge wurden außer dem Lieutenant Selby auch ein Schiffsosfizier namen» Erenwell und der englische Tonsularadjunet Wrench auf einer Jagd bei Artaki von albanesischen Hitten angegriffen; Erenwell ist leicht verwundet.) Konstantinopel, Donnerstag, 16. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der englische Eonsul geht morgen mit einem ottomanischev Kunctioaür auf dem englischen StationSdampfer nach Artaki be hufs Einleitung der Untersuchung anlü-lich des Angriffs ans englische Unterthanen. Der Zustand des Lieutenants Selby läßt wenig Hoffnung übrig. Dresdn», 16. Februar. Zu den Staatsmännern, welche ein besonderes Ge- schick haben, .heißes Eisen"' anzufaffen, gehört der eng lische Premier Mr. Gladstone, und seit jener Zeit, wo das .Eabinet der Entschuldigungen" seine PolÜik durch die Angriffe auf Oesterreich inauguritte, hat es ihm an Verwickelungen nicht gefehlt. Luch gegen wärtig geht England mit der am 7. d. neu eröff nete« Parlamentssession wieder einer sehr stürmi sche« Periode entgegen, von deren Bedeutung die Thronrede allerdings kaum etwa» ahnen läßt. Einen der schwersten Fehler des englischen Premier» findet man zunächst m der förmlichen und warmen Aner- keunung der Ansprüche der Irländer auf llomv-rula durch eine Rede, welche Mr. Gladstone bei Gelegenheit der Adreßdebatte an da» Parlament richtete. Der Premier beklagte e» al» ein ernstliche» Unglück für Ir land, daß da» Volk dort nicht verstehe, die Gewalt der Localregierung so zu handhaben, wie e» in anderen Theilen de» Reiche» geschieht. .Zwei Redner haben", fuhr er sott, .empfohlen, daß solche Einrichtungen ge troffen werden, welche dem irischen Volke gestatten, irische Angelegenheiten selbst zu erledigen; Beide er klären fich im Princip für die Erhaltung der Inte grität de» Reiche» und wünschen, daß ReichSangelrgen- henen im ReichSparlame«te verbandelt werden, iu dem Irland vertreten ist. So weit ihre Erklärungen gehen, kann gerechter Weise nicht» gegen sie eingewendet werden." Der größte Theil der englischen Zeitungen hat diese Aeußerungen gemißbilligt. Gladstone könne nicht sage«, meinen diese Organe der Presse, welchen Entschluß da» Unterhaus bezüglich der irischen üow«- Unls faffen werde, wenn nur ein vernünftiger Plan vorgelegt würde, welcher die RrichSfragen von den rein irischen trennen würde. Man sieht in den Aeußerungen de» Premier» eine sehr gefährliche Ermunterung der irisch-separatistischen Agitation, welche rin Sonder parlament in Dublin und somit eine Trennung von England anstrebt. Thatsächlich legten sowohl die Par- nelliten wie die loyalen Irländer Gladstone'» Worte schon in diesem Sinne au»; die Ersteren sind entzückt. Die intimsten Freunde Mr. Gladstone'» sollen durch seine Aeußerungen während der Adreßdebatte schwerverlc tzt worden sein. Neuerdings sind die Verlegenheiten, welche da» Verhallen der Regierung in den irischen Angelegen heiten Hervorrust, noch durch ein amtliche» Actenstück, durch eine von der königl. Landcommission für Irland herauS- gegebene, allen bisherigen englischen Traditionen zu- widerlausende Broschüre vermehrt worden. .Die Land- commission", heißt es, laut einer Londoner Eorrejpon- den» der .Boh.", in dieser Schrift, .hat nicht nur die Aufgabe, die angemeffeue Pachtrente zu fixiren, sondern auch die Bildung eines freien Bauernstandes an- zustreben. Wer wollte bezweifeln, daß eS für alle Farmer von Nutze« wäre, wenn sie Besitzer statt blose Pächter deS Grund und Boden» wären? Der Ankauf wird von der Regierung nach jeder Richtung hin er leichtert; sie getvährt Vorschüsse, sie verlangt keine Uebrttragung»gebühren. Wie leicht ist e» außerdem, jetzt zu kaufen, wo der Werth der Besitzungen so sehr gesunken istl Der Gutsbesitzer, der weise ist, wird nicht vergessen, daß er jetzt keinen andern Käufer hat, al» seinen Pächter; er kann nur an ihn, oder gar nicht verkaufen. Keine Stellung ist gegenwärtig so beäng stigend (aniioos), so sorgenvoll und unprofitable, nie die eine» irischen Landlord», der sein Gut an kleine Farmer verpachtet hat. Der Besitzer eine» solchen Gute» ist nicht mehr der Gegenstand de» Neide» und der Bewunderung, sondern des Mitleid». Wir sind in der letzten Zeit in Irland zu ernst geworden, um noch zu sehen, daß die Männer dieser Klaffe (die Landlord») sich mit ihren Prätenstonen nur die Lächerlichkeit und diese ziemlich theuer erkauft haben." Dem .scharfen Ver stände" (boao intslligsLo«) der irischen Farmer müsse e» daher einleuchten, wie leicht und billig man nun unter diesen Verhältnissen zu seinem eigenen Herrn werden könne. Mögen sie darum die Gelegenheit be nutzen, .da sonst Parnell, Dillon und Davitt vergeb lich gearbeitet und gelitten haben würden." Da» sagt eine von der Regierungsdruckerei unter königl. Wappen ausgegebene, von dem Secretär der irischen Landcom mission versaßle SchriftI Dieselbe Regierung, die Parnell, Dillon, Davitt und 500 andere Landligler eingekerkett hält, verweist triumphirend auf die durch die Schreckensherrschaft der Landliga geschaffene Noth lage der LandlordS und empfiehlt den Farmern, sich diese Umstände zu Nutzen zu machen, .da sonst Par nell, Dillon und Davitt vergeblich gearbeitet und ge litten" hätten. Der nächste Act de» Parlament» sollte hierauf unstreitig der sein, da» ganze Tabinet dorthin zu senden, wo jetzt die irischen .Märtyrer" weilen. Bon der Landliga ist bestimmt keine aufreizeu- dere Brandschrift erschienen, al» diese officielle Schrift. Die Broschüre der irischen Landcommission ist bereits iu beiden Häusern zum Gegenstände von Interpella tionen geworden. Die Schrift ist wirklich amtlich auS- aegeben worden; Niemand will aber deren Inhalt ge kannt haben. Verfasser ist der ehemalige Anwalt der Landliga (I), der alsdann als Secretär der königl. Com mission mit einem Gehalte von 1200 Pfd. Sterling angestellt wurde. Da- Aufsehen, welche» dieser neue .Zwcschenfall" macht, ist ungeheuer. Eine andere Verlegenheit bildet die Bradlaugh- As faire. Mr. Labouchdre'S in Northampton abae- gebene Erklärung, daß die Regierung entschlossen sei, Mr. Bradlaugh nunmehr zum Eide zuzulaffen und der Opposition mit dem Anträge auf Uebergang zur Tages ordnung zu begegnen, hat bereit- einen Sturm hervor- gerufen, der un- erkennen läßt, waS wir von der Wiederaafwärmung dieser Frage zu gewärtigen haben. Eicherm Vernehmen nach wird Mr. Gladstone eine von den angesehensten Männern de- ganzen Landes unterzeichnete Adresse übergeben werden, in welcher um Nichtzulassung von Atheisten in das Unter haus gebeten wird. Zu den Unterzeichnern gehören 16 katholische Prälaten, beinahe ebenso viele pro testantische Bischöfe, eine Reihe conservativer Rich ter, Professoren und zahlreiche Parlamentsmitglieder. ES handelt fich eben in der Bradlaugh-Angelegenheit nicht so sehr um einen einzelnen Fall, sondern um eine Principienfrage, und der Würde des liberalen TabinetS würde eS bestimmt mehr entsprechen, wenn eS ehrlich und gerade an die Lösung der Frage im liberalen Sinne herantreten würde, als wenn eS Mr. Bradlaugh in dar Parlament hinempaschte. Mr. Glad stone käme durch ein Manoeuvre, wie eS von Mr. Labouchdre in Aussicht gestellt wurde, nicht nur im Parlamente, sondern auch außerhalb desselben bei den Liberalen in eine schiefe Position, da man ihm die .Entheiligung de» Erde»" durch Mr. Bradlaugh nie und nimmer vergeben würde, während er im Falle der Anregung einer Aenderung der parlamentarischen Formen in Bezug auf den Ersatz der EideSablegung durch die Leistung de» AngelöbniffeS der Unterstützung der überwiegenden Majorität de» Hause» gewiß sein könnte. Der Weg ist länger; allein er ist würdevoller und zweckentspechender und bewahrt das Eabinet vor der Gefahr, gleich zu Beginn einer bedeutungsschweren Session eine Niederlage zu erleiden. Ist e- vorauSzusehen, daß von dieser Seite dem Eabinet Mr. Gladstone'- mancherlei Unannehmlichkei- ten erwachsen, so bietet nicht minder die russische Judenfrage ausreichende Veranlassung, um dem Pre mier kleine Verdrießlichkeiten zu bereiten. Unwillkür lich erinnert man heute an die maßlose Agitation Mr. Gladstone'S anläßlich der bulgarischen Gräuel. Die Judenmißhandlungen in Rußland dagegen scheine« Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 1b. Februar: .Elavigo". Trauerspiel in fünf Acte« von Goethe. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen.) Durch dre Vertreter der drei hervorstechenden Hauptrollen Elavigo, LarloS und Beaumarchais — die Herren MatkowSky, Jaffs und Porth — wird an unserer Bühne diese Tragödie auf eine respektable Höhe der Darstellung gehoben. Außerdem ist diese Dich tung keine auf den Theatern häufig sehr erscheinende, gar viele im Publicum haben die Art ihrer sceni- schen Wirkung niemals kennen gelernt und eS wäre daher sachgemäß, wenn mit regem Eifer diese Lücke in der ästhetischen Bildung durch einen lebhaften Theater besuch auSzufüllen versucht würde. Doch der Schmei chelname .Bühnen- und Literaturfreund" ist ohne Zweifel verbreiteter, als der Nachweis zu dessen Be rechtigung, wenigstens wird die» von einigen hundert Theater Plätzen laut gepredigt und zwar von . Nie mand ", der auf jedem dieser Plätze fitzt. Rechnet man zu diesem Umstand die billigen Preise und die Thatsache hinzu, daß so viele fade Theatergknüsse selbst durch da» doppelte Entree nicht geschädigt worden, so spitzen fich die Resultate mit einiger Peinlichkeit zu und man muß gestehe«, daß Theaterleitung eine Aufgabe ist, die weder durch Leich tigkeit noch Dankbarkeit anheimelt. In dieser Llavigovorstelluvg erfreute, so weit ich sie sah, da» correcte eifrige Zusammenspiel (in den großen Scenen zwischen Elavigo und Beaumarchais, zwischen Elavigo und Earlo») und die gute Zeitstim mung, die über dem Ganzen lag. Die weibliche Liebhaberinnenrolle ist stet» ^ehr nebensächlich, nur eine Folie für die actuelle Wirkung unter den übri gen Personen gewesen. O. B. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 1b. Fe bruar: .Er hat etwa» vergessen" von Betthold. — .Da» Gefängniß". Lustspiel in 4 Acten von Rodrich Benedix. (Neu einstudirt.) Da» neu einstudirte Stück von Benedix zeichnet fich unter den Lustspielen diese» Verfasser» teineSwrg» durch besondere Schwächen au». Im Gegentheil ge» Hötte e» immer zu den beliebtesten Stücken de» Ber- fasser», bei denen e» ganz allgemeinhi« mit der Eha- raklerznchnung und mit einer überzeugenden oder gar feinen Motivirung, die psychologisch für die Personen paßt, niemal» genau genommen worden ist. Außer- dem hat da» .Gefängniß" noch den Vorzug, daß darin der Verfasser seiuer Neigung, ia» Schwankattige Hin überzuschweifen, widerstanden hat. Au» diesen Grün den war eine Wiederauffrischung nicht eben fern- liegend. Diese älteren Stücke haben endlich noch bei allen ihren Fehler« und Unzulänglichkeiten die Eigenschaft, daß sie den Kenner der modernsten Bühnenvroduüion veranlassen, für die heutigen Lustspiel'chrnber zu er- rötheu. De« Letzteren, die nur mü ihre« Erfolgen pro»periren wollen und fich meisten» wenig um Hekuba und die Musen kümmern, ist da» wahrscheinlich sehr bequem, doch e» bleibt stet» ein wehmüthige» Kri terium. Da» Letztere ergiebt sich nämlich au» der Wahr nehmung, daß die Lomödiea der früheren Periode doch in ihrem Drange nach dem Bühneneffect unge mein viel einfacher, harmloser und bescheidener auf traten, al» die heutigen. Jene Bescheidenheit fand auch im Genuß der Stücke im Publicum gleichartige Ansprüche. Man war mit weniger scenischen Effecten zufrieden, achtete auf die Darstellung und forderte keine Ueberreizung der noch gesünderen Nerven. Jetzt sind die Lustspiele unserer, gleich den Büh- nenvittuofrn nach Gelde jagenden Matadore allerdings reicher und realistischer componirt, jedoch sie arbeiten um jeden Preis und, wenn e» noth thut, mit künst lerisch würdelosen Mitteln, mit jedem Mangel an Simplicität und Bescheidenheit auf ein möglichst tolleS Trivialamusement hin. Der infernal gesteigerte thea tralische Moment gleicht einer bagalisch beleuchteten Seifenblase, aber nicht mehr als von dieser bleibt als Nachklang zurück Die Darstellung vom .Gefängniß" war im Ganzen eine löbliche, nur sollte Baron Wallbeck von einem Bonvivant gespielt werden können, der die anmuthig feine Darstellung deS Herrn Richelsen mit Glaub haftigkeit an sein leichte» Leden zu ve» binden vermöchte. E» ist ein schmeichelhafter Eharakterzug, daß Herr Richelsen in solchen Rollen den Eindruck eine» spar samen Verschwenders macht, der sich al» nüchterner Trinker von Zeit zu Zeit traurig erheiterte und dabei auch vom Reiz der Liebe verführerisch abgestoßeu wurde. Wie so wetthvoll wird un» dagegen dieser jetzt für den russenfreundlichen Mr. Gladstone ebenso verhängnißvoll werden zu wollen, wie e» früher die Ausschreitungen tu Bulgarien durch seine Bemühun gen für seinen Amtsvorgänger wurden. Wie früher die Liberalen, so benutzen nämlich jetzt die Eonserva- tiven unter dem Deckmantel der Nächstenliebe und der Gebote der Menschlichkeit die in fremden, von der Eultur fast unberührten Staaten sich ereignenden Gräuel, wie diese» jüngst feiten deS Baron» Worm» in Green wich geschah, um da» Ansehen und die Macht ihrer politischen Gegner zu schädigen. E» kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Waffe die» Mal in den Händen der letzteren eine weit schneidigere ist, da die Libera len mit vollem Rechte der Heuchelei geziehen werden können, wenn man ihre zur Schau getragene Ent rüstung anläßlich der bulgarischen Vorgänge mit ihrer Theilnahmlosigkeit gegenüber den Judenverfolgungen in Rußland einem Vergleiche unterwirft. Und doch wird Mr. Gladstone in der Sache selbst nicht» zu thun vermögen. ES handelt sich hier um innere An gelegenheiten Rußlands, und die russische Regierung wie die russische Presse verwahren sich mit großer Energie gegen jede auSwättige Einmischung. Eine schwere Niederlage hat das Eabinet endlich in seiner, in der ägyptischen Frage befolgten aus wärtigen Politik erlitten, wo England auf ein gemein same» Vorgehen mit Frankeich verzichten mußte. Die .Saint-JameS-Gazette", ein neuerstandene» Organ der strengconservativen Pattei, da- mit einschneidender Offenheit bereit- die ersten Schritte der englischen Re gierung in der ägyptischen Frage verurtheilte, nannte die seiner Zeit mit so vieler Emphase überreichte identische Note ein typische» Beispiel von „dounes", wa» ungefähr so viel wie eine jeder nachträglichen Action entbehrende Bangemacherei bedeutet. ,ES ist einfach die Wahrheit", schreibt dieser unerbittliche Ten sor, .daß der Anspruch Englands und Frankreichs auf eine exclusive Eontrole über die Geschicke Aegyp tens ein solcher ist, daß sie ihn gegen die Opposition der Pforte und zwei oder drei anderer Mächte nicht geltend machen könnten, daß sie, kurz gesagt, die von ihnen in Worten beanspruchte Eontrole nur mit Er- laubniß anderer Regierungen thatsächlich ausüben könn ten, und daß eS jetzt weniger, als je, wahrscheinlich ist, daß ihnen diese Erlaubniß ettheilt werde. Im Gegen theil, sie wird ihnen nicht ettheilt werden " I« Ganze« find die Auspieie« für da» englische Eabinet keine günstigen: eine Anschauung, welche so ziemlich allgemein getheilt wird. Nicht ohne Ironie beuttheilen die Organe der österreichischen Presse, welche die früheren gegen Oesterreich gerichteten An schuldigungen nicht vergessen haben, Mr. Gladstone'» heutige Verlegenheiten. .WaS immer die nächste Zukunft bringen mag", sagt die Wiener.Presse", .England wird schwerlich, wie in den Zetten DiL- raeli'S, ein maßgebende- Wort mitsprechen. Seine innere Lage und die eigenthümliche Situation, in welche seine Regierung gerathen ist, zwingen eS, an der Noth eine Tugend zu machen und bei etwaigen Streitfällen in kühler Neutralität zu verharren. Glad stone wird Niemandem mehr sein „balläs ock« zu rufen: wir Oesterrricher werden nicht mehr seiner offen zur Schau getragenen Fcivdseligkeit begegnen; wir werden aber auch, wenn die Aspekten noch ernster sich gestalten sollten, nicht auf jene traditionelle Freund schaft Englands rechnen können, welche ia DiSraeli ihren modernen geistesgewaltigen und einflußreichen Vertreter halte. Erst wenn die irischen Verlegenheiten zu einer Katastrophe führen, in deren Wirbel auch da- Ca- bmet Gladstone untergeht, und wenn den Tone- au- der Di-raeli'jchen Schule neuerding» die Leitung der Geschäfte anheimfällt, erst dann kommen auch jene alten Traditionen wieder zu Ehre und Ansehen. Gladstone'S Sympathien stünden, wenn er überhaupt noch an so fernab liegende fleißige Künstler bei ernsthaften, oft recht schwierigen Aufgaben. Hr. v. d. Osten hat für seinen Doctor Hagen die natürlichen komischen Elemente. Er macht davon hi« und wieder einen für die Kunst etwa» zu ungenitten, chargitten Gebrauch. Der gute Leben-accent feiner Sprache, die überzeugende Wirklichkeit hat, erfreute in den humoristischen Scenen und fand den Beifall des PublicumS. Alle übrigen Rollen sind unbedeutend. Nur Frl. Diacono sei al» Hermine au» diesen deshalb hervor gehoben, weil sich diese junge Schauspielerin durch einen Gewinn deS natürlichen Redeausdruck» löblich gesteigert hat und stet» für die Bühne durch die Sttt'g» keit und jungfräuliche Noblesse ihrer Erscheinung und Haltung eine erfreuliche Stütze ist. Deshalb spielt sie eben, wenn eS nicht über ihr Talent und dessen tech nische Ausbildung hinausgeht, mit natürlicher Leichtig keit e»ne Tochter aus guter Familie. EL fehlt auf allen Theatern an solchen Kräften, besonder» empfind lich in neuester Zeit. O. B. Mittwoch, den 15. Februar fand im Börse«saale da» Eoucert de» Damenvocalquartett» Statt, deffen beseelende Leiterin und erste Sopranistin Fcou Anna Regan-Schimon ist. Da» frühere schwedische Damenquattett hatte vor diesem den fesselnden Eindruck origineller schwedischer Rationalgesänge und eine durch längere Uebuog und durch gleichmäßige Ausbildung am Stockholmer Eonservatonum geförderte Vollendung de» Enfemble» voraus. Aber eS ist Frau Regan- Schimon gelungen, ein mufikalisch interessanie» Reper toire auSzuwählev u«d die jugendlich volle« aber noch
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