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Dresdner Journal : 15.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-01
- Tag1887-01-15
- Monat1887-01
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1887
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Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto B^nck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Nernuexedvr r kknisl. krpeüition äe» Ure,äver ^onriuü», Ureeäen, ^eeio^ererrLee« lio SO. ^nlülLcr Tril. Dre-den, 7. Januar. Se. Majestät der König baden dem Kirchschullehrer Kantor Carl Oskar Eugen Hunger in Lauterbach das Verdienstkreuz Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Sc Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Transport-Director der Staatseisenbahnen Eugen Winkler in Dresden das von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern ihm verliehene Ritterkreuz I. Classe des König lichen Verdienstordens vom heiligen Michael annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Vorstand der Maschinen - Hauptverwaltung bei den Staatseisenbahnen, Maschinendirector, Baurath Gustav Wilhelm Bergk zum Finanzrath bei der General- direction der LüaatSeisenbahnen und den zeitherigen Obermaschinenmeister bei der Staatseisenbahnverwal tung Ewald Richard Klien zum Maschinen - Director und Vorstand der Maschinen-Hauptverwaltung bei den StaatSeisenbahnen Allergnädigst zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Grabensteiger Hubrig in Schneeberg das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, an sämmtliche Amtrhauptmannschaften, Stadt- räthe, Bürgermeister und Gemeinde-Vorstände, die Wahlen zum Reichstag betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnungen vom 14. laufenden Monats der Reichstag aufgelöst und zur Vornahme von Neuwahlen der 21. Februar d. I. festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindeobrigkeiten — als welche in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die Revldirte Städteordnung gilt, die Stadt- räthe, für die Städte, in welchen die Städteordnung für mittlere und kleine Städte gilt, die Bürgermeister und für das platte Land die Amtshauptmannschaften zu bettachten sind —, hierdurch angewiesen, unter Be obachtung der in dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 3 l. Mai 1869 (Bundesgesetz-Blatt vom Jahre >869, Seite 145 fg ) und in dem zu Ausführung dieses Gesetzes erlaßenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetz. Blatt vom Jahre 1870, Seite 275 fg.) enthaltenen Bestimmungen ungesäumt, und zwar zugleich für die in ihren Bezirken gelegenen exemten Grund stücke die in den KZ 6 uns 7 des angezogenen Regle ment« vorgeschriebcne Abgrenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände in Gemäßheit von 8 8 des Wahlgesetzes und 8 l des Reglements die Wähler listen aufzustellen. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke einzutheilen sind — 8 7 Absatz 3 des Reglements — hat die Ausstellung dieser Listen für jeden Bezirk ge sondert zu erfolgen und es sind daher die Gemeinde vorstände von den Amtshauptmannschaften wegen der geschehenen Bezirkseintheilungen rechtzeitig mit An weisung zu versehen. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens am 24. Januar d. I. zu erfolgen und es ist deshalb von den Stadträthen, Bürgermeistern und Gemeindevorständen vorher die in 8 2 des Reglements vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Die für die Wahlhandlung benöthigten Protokoll- und Gegenlisten-Formulare werden für die städtischen Wahlkreise den Stadträthen und bez. Bürgermeistern, für die Wahlbezirke des platten Landes den AmtS- hauptmannschaften zur Behändigung an die Wahl vorsteher zugehen. Gegenwärtige Verordnung ist sofort in allen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 15. Januar 1887. Ministerium des Innern v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Velialmtmachung, die Abhaltung der Cavdidaten-Prüfungen an den Lehrer Teminaren des Landes und am Lehrerinnen-Scminar zu Dresden, sowie der Wahlfähigkeits Prüfung am Lehrerinnen- Eeminar zu Lallnberg Ostern 1887 betr. Tie Schulamtscandidaten - Prüfungen an sämmt- lichen evangelischen Seminaren des Landes und am Lehrerinnnen-Seminar zu Dresden, sowie die Prü fung von Lehrerinnen, welche nicht auf einem Se minar vorgebildet worden sind, finden in Ge- mißheit des 8 4 der Prüfungsordnnng vom 1. No vember 1877 in den letzten Wochen vor Beendigung des Schuljahres statt. Es werden daher diejenigen, welche zu diesen Prü fungen zugelassen zu werden wünschen, soweit dieselben nicht auf Grund 8 3 Abf. 1. der Prüfungsordnung von Einreichung besonderer Anmeldung befreit sind, hierdurch ausgefordert, sich fpätcstens bis zum 16. Februar 1887 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der m 8 2 der Prüfungsordnung (Seite 307 des Ge setz- und Verordnungs-Blattes vom Jahre 1877) vor- geschriebencn Zeugnisse pp. anzumelden, event auch die nach 8 3 Abs. 4 der Prüfungsordnung vorge schriebenen Angaben zu machen. Die Wahlfähigkeits-Prüfung am Lehrer- innen-Semrnar zu Callnberg findet um Ostern 1887 zunäct st für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Candidatinnen, welche sich dieser Prüfung un terwerfen wollen, haben spätestens bis zum 12. März 1887 ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschul- inspeklor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vorgeschriedenen Zeug nisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirks- schulinspekroren die Anmeldungen an die EultuS« Ministerial-Canzlei bis spätestens zum 23. März 1887 zu überreichen sind. Dresden, am 7. Dezember 1886. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. Für deu Minister: Ur. Petzoldt. Götz. ^ekautttmachung. Jnsolge Erlöschens der hiesigen Firma Schettler L Berthold hat die Feuerversicherungs-Gesell- schast Union in Berlin ihre hierländische Ver tretung dem bisherigen Mitinhaber dieser Firma Herrn Kaufmann Alexander Paul Schettler allhier allein übertragen. Ferner ist von der Lübecker Feuerversicherungs- Gesellschaft an Stelle des verstorbenen bisherigen Bevollmächtigten Robert Kriebel, der Versicherungs beamte Herr Otto Sander allhier zum bevollmächtigten Vertreter für das Königreich Sachsen bestellt worden. Nachdem die Genannten in dieser Eigenschaft be stätigt, und durch den Stadtrath zu Dresden m Pflicht genommen worden sind, wird solches in Gemäßheit von 8 >0 der Ausführungs-Verordnung zum Gesetze über das Mobiliar- und Privat - Feuerversicherungs- wcsen, vom 20. November 1876, hiermit znr öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 12. Januar 1887. Königliche Brandversicherungs - Kammer. Edelmann. Leonhardi. MÄtamNicktr Lei!. Telegraphische V^ch^ichten. Berlin, 15. Januar, nachmittags. Der Land tag ist heute mit folgender Thronrede eröffnet worden: Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! Se. Majestät der Kaiser und König haben mich mit der Eröffnung des Landtags der Monarchie zu beauftragen geruht. Die Finanz lage des Staates hat die mannichsach erstrebte und namentlich im vorigen Jahre von einer Reform der Branntweinbesteuerung erhoffte weite e Besserung durch die Reichsgesetzgebung nicht erfahren. Tas letzte ab geschlossene Rechnungsjahr vom I. April 1885 bis 1. April 1886, für dessen Etat nach einmaliger Unter brechung zuerst wiederum die Notwendigkeit einer Anleihe zur Herstellung des Gleichgewichts der Einnahmen und Ausgaben hervorgetteten war, hat, abgesehen davon, ein befriedigendes Ergebnis geliefert; ungeachtet nicht unerheblicher Ausfälle bei der Berg Verwaltung und der Eisenbahnverwaltung hat dasselbe infolge reichlicher Mehrerträge anderer Einnahme zweige und größerer Überweisungen aus dem Ertrage der Zölle und der Reichsstempelabgaben einen Ge samtüberschuß von mehr als 7 Millionen Mark er geben, welcher indessen den bestehenden gesetzlichen Be stimmungen gemäß auch bereits in der Rechnung jenes Jahres zu einer Mehrtilgung der Staatseisen bahnschuld hat verwendet werden müssen. — Das laufende Rechnungsjahr wird mit Hilse der im Etat vorgesehenen ergänzenden Einnahme aus einer Anleihe nach allen bisherigen Wahrnehmungen in ähnlich befriedigender Weise abschließen. Für das nächstfolgende Jahr können die Erträge einiger Betriebsverwaltungen, namentlich auch der Eisenbahn verwaltung nicht ganz in der bisherigen Höhe, und die Einnahmen des Staates insgesamt nur zu einem Betrage angeschlagen werden, welcher um nahezu 2H Millionen Mark hinter dem im Etat des laufenden Jahres ohne die ergänzende Anleihe angenommenen Betrage der Einnahmen zmückbleibt. Andererseits ist, bei aller Sparsamkeit und Beschränkung auf die drin gendsten Bedürfnisse, eine Vermehrung der Ausgaben au vielen Stellen des Etats unvermeidlich und es war namentlich nach dem dem Reichstage vorgelegten Entwurf des Reichshaushaltetats für das nächste Jahr eine abermalige Steigerung der Malrikularbeuräge Preußens um rund 19 Millionen Mark vorzu sehen. Unter diesen Umständen erhöht sich der Anleihebettag, dessen der Staatshaushalt für das Jahr vom 1. April 1887 bis zum 1. April 1888 wiederum zur Ergänzung der Einnahmen bedarf, auf nahezu 28^ Millionen M. Daß bei einer solchen Finanz ¬ lage die Notwendigkeit vorliegt, die Art der Beschaf fung des öffentlichen Geldbedarfs zu ändern, werden Sie in Übereinstimmung mit der Staatsregierung umsomehr anzuerkennen geneigt sein, als über die ge sicherte dauernde Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshausbaltsetat hinaus ein viel weitergehendcs Be dürfnis nach besserer Verteilung der Lasten, namentlich der Kommunal- und Schullasten, obwaltet, welches von der Bevölkerung immer drückender empfunden wird, in Ihren Verhandlungen wiederholt als solches anerkannt ist und anders als auf dem Wege der weiteren Entwickel ung der der Reichsgesetzgebuug überwiesenen indirekten Steuern schwerlich jemals befriedigt werden kann. Wenn die Staatsregierung gleichwohl zur Zeit darauf verzichtet hat, durch erneute Anträge beim Reich auf eine Förderung in dieser Richtung htnzuwirken, so hat sie sich hierzu durch die abweisende Aufnahme ihrer bisherigen Anträge und in der Erwägung genötigt gesehen, daß die Bedürfnisse, um die es sich handelt, sich bei den Wählern und bei den Gewählten zum Reichstage nachdrücklicher werden geltend machen müssen, bevor auf zum Ziele führende Verhandlungen mit dem Reichstage gehofft werden kann. Der Entwurf des Staatshaushaltseiat für das nächste Jahr und eines Gesetzes wegen Aufnahme einer Anleihe zur Ergän zung der nächstjährigen StaatS - Einnahmen wird Ihnen alsbald vorgelegt werden. Auch in diesem Jahre werden Ihnen Vorlagen zugehen, welche die Erweiterung und günstigere Gestaltung des Staats - eisenbahnnetzes im Interesse der Landeswohlfarth durch Herstellung wichtiger neuer Linien, wie durch Über führung noch einiger Privatbahnen in den Staats besitz zum Gegenstände haben. Die Durchführung der Verwaltungsresorm wird auch in der bevorstehenden Session Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen; nachdem durch die in der vorigen Session vereinbarte Kreis- und Provinzialordnung für die Provinz Westfalen die neuere Verwaltungsgesetzgebung auf diese Provinz aus gedehnt worden ist, werden ihrer Beschlußfassung zu dem gleichen Zwecke die Entwürfe einer neuen Kreis und Provinzialordnung für die Rhemprovinz, deren hierbei in Betracht kommende Verhältnisse mit demjenigen der Prov nz Westfalen im wesent lichen gleichartige sind, unterbreitet werden. Die Maßregeln, welche unter Ihrer Mitwirkung in den Landesteilen mit polnischer Bevölkerung ergriffen wor den sind, befinden sich in Erfolg verheißender Aus führung und lasten die Hoffnung berechtigt erscheinen, daß sie der Entwickelung der deutschen Berölkerung einen kräftigen Aufschwung geben werden. Um diesen Erfolg nach allen Seiten hin sicher zu stellen und zu gleich für die Erhaltung des deutschen Bestandes, wie für die Förderung der deutschen Bestrebungen einen vermehrten Schutz zu gewinnen, erweist es sich als notwendig, die in ihrer gegenwärtigen Ab ¬ grenzung zum Teil zu umfangreichen landrät- lichen Kreise in diesen Landesteilen zu ver wehren. Es wird Ihnen daher zu diesem Zwecke ein Gesetzentwurf über die Teilung von Kreisen in den Provinzen Westpreußen und Posen vorgelegt werden. Durch die kirchenpolitische Novelle vom 21. Mai 1886 haben die freundlichen Beziehungen, welche sich zur lebhaften Befriedigung Sr. Majestät des Königs zwischen Allerhöchstthrer Regierung und der römischen Kurie immer mehr befestigt haben, eine Bethätigung gefunden, welche je länger desto mehr auf vielen und wichtigen Gebieten des kiichllchen Lebens für die In teressen der katholischen Unterthanen Sr. Majestät sich als segenbringend erweist. Es ist damit der Weg geebnet, durch eine weitere Revision der kirchen politischen Gesetze, über welche die vorbereitenden Ver handlungen mit der römischen Kurie schweben, das Ver hältnis zwischen dem Staate und der katholischen Kirche zu beiderseitiger Zufriedenheit auszugestalten. Tie Staats- Fkuillcton. Freitag, den 14. Januar fand das vierte Sym- phouiekouzert der König!. Kapelle unter Direktion des Hrn. Kapellmeister Schuch statt. Sämtliche Aus führungen desselben waren von musterhafter Voll endung, ausgezeichnet durch ruhig beherrschte Haltung, durch feine Empfindung in Ausdruck und Bewegung, durch begeistigten Schwung und schönes Klangkolorit. Schumanns zweite kleine Symphonie (Ouvertüre, Scherzo und Finale) begann das Konzert. Ihre bei den ersten Sätze find von eigenster reizendster Art der Erfindung und der Ton abenteuernder und heiterer Romantik spricht aus ihnen in fesselndster Weise. Nur im letzten etwas Mendelssohnschen und rhythmisch n onotonen Satz wird ein Stocken der Phantasie fühl bar. Eine Novität war die Suite für Streichinstru mente „im alten Stile" von Edvard Grieg „Aus Holberg- Zeit". Den Beisatz „im alten Stile ' hat der Komponist wohl nicht streng verstanden wissen wollen; denn die formelle musikalische Schreib- und Ausdrucksweise bis etwa zum Jahre 1754 findet sich in der Suite nicht. Aber er hat uns das schlichte, einfache und gediegene Wesen und den gemütlichen naiven Sinn, den Gefühlscharakter jener Zeit, wie man ihn sich gern — vielleicht irrtümlich — denkt, in liebenswürdiger Weise in seiner Suite wieder gegeben; und diese Aufgabe hat ihn sehr zum Vorteil von zu gesuchten Kombinationen und geistreichen Pointen fern gehalten Natürliche, melodisch an mutige, fließende und auch eigentümliche Erfindung, - Einfachheit und Klarheit oer Gestaltung, feine Füh ¬ rung, Wohlklang und charakteristische Tonfärbung des Satzes zeichnen die Suite aus. Den anziehendsten Eindruck machten die beiden ersten Sätze, und das originelle humoristische Rigaudon, welches wiederholt werden mußte. Derbe Züge des Humors auch in den übrigen Sätzen würden dem Titel „Aus HolbergS Zeit" noch mehr entsprochen haben. Ten Schluß machte Fr. Schuberts große O äur- Symphonie, die sich wie ein übermächtiger Strom genialer Produkttonsfülle ergießt. Unvergleichlicher Reichtum reizender origineller Melodik, höchste Mannich- faltigkeit phantastischer Tonbilder und Gestaltung, seelenvollste Innerlichkeit und Gewalt der Stimmung und farbenüpp ger Wohllaut vergeistigter Instrumental« spräche vereinigen sich in bestrickender Harmonie zu begeisterndem Eindrücke. Gegenüber manchen neueren Tonsetzern, welche das kleinste Motiv wie einen seltenen Schatz, den sie gehoben, mit hätschelnder Prätension unendlich und künstlich spekulativ vor unseren Ohren hin- und herbewegen, thut solcher Reichtum natürlicher Erfindung und solche Größe in deren idealer Gestal tung ungemein wohl. Auffassung und Ausführung der Symphonie waren meisterhaft. Nur an wenigen rasch vorübergehenden Stellen wurde eine Abschwächung des WohlklangeS durch den Ton der ersten Oboe be merkbar, der früher zu den besonderen Klangzierden der Kapelle zählte. E. Banck In der Fremde. Novelle von tz Seller-Jorda». (Forftrtzung.) „Sie glauben doch nicht, daß sein Fieber und s Schlafsucht etwa- typhöse- haben?* „O nein, seien Sie unbesorgt, es ist unser gewöhn liches Landesfieber, welches zuweilen schwächer, zuweilen stärker auftritt, jedenfalls werde ich mir erlauben, vor läufig täglich nach ihm zu sehen." „Sie sind sehr freundlich, Herr Doktor, und ich bin sehr dankbar, daß wir gerade Sie gefunden haben, jetzt, wo unfer guter Freund Laßin die Republik ver läßt." Der Doktor schwieg . . . Nach einer Pause, indem er immer mechanisch in dem Buche blätterte, obgleich es zu dunkel war, um noch die Buchstaben unterscheiden zu können, sagte er: „Ich habe auch noch Grüße für Sie von meinem Freunde Schlosser, er hat mich bei seiner Abreise in Orezaba besucht." „War Herr Schlosser Ihr Freund? Sonderbar, er hat mir nie von Ihnen gesprochen." „Er hat wahrscheinlich nicht geahnt, daß Sie von meiner Existenz wußten, gnädiges Fräulein, denn wie Ihr Herr Onkel vorher erwähnte, war Ihnen ja wohl die Begegnung mit mir so ganz aus dem Gedächtnis entschwunden, daß Sie mich auch ihm gegenüber nicht genannt haben." „O nein, nein," sagte Leontine hastig, indem ihr Gesicht eine glühende Röte übergoß, „ich habe ost an Sie gedacht und mich gefragt, ob Sie wohl Ruhe und Glück gefunden haben, nach all den er schütternden Verhältnissen, die Sie aus der Heimat getrieben?" Walter Günther sah hinüber nach dem Onkel, seine regelmäßigen Athemzüge verrieten nur zu deutlich, daß er eingefchlafen war. „Ruhe, ja, Fräulein Rosen, Ruhe habe ich in meinem Beruf unv durch die Zeit gefunden, Glück noch nicht, aber doch den Glauben, daß eine Möglichkeit vorhanden ist, es noch einmal zu finden." Walter Günthers Augen versanken bei diesen Wor ten träumerisch in die ihren, so wie damals auf dem „Piraten", als sie ihre Hand zum Abschied in die seine gelegt, nur ruhten sie jetzt länger in den ihren und es lag nicht mehr jener Ausdruck von Weh in denselben, sondern ein Etwas, was daS junge Mäd chen wie ein Taumel erfaßte, wie ein Taumel von Seligkeit, für die sie keinen Ausdruck fand. „Und Sie, Fräulein Rosen, sind Sie immer glück lich gewesen?" — „Ja, glücklich —" hauchte sie, im lebendigsten Ausdruck ihres momentanen seligsten Empfindens. Sie hätte jetzt Walter Güther nicht von John Peter- sprechen können — nicht um eine Welt. Sie wußte nicht warum. O, es war ja auch noch immer Zeit dazu — sie mochte jetzt diese Stunde nicht profanieren die ihnen beiden — allein gehörte — nach fo langer, langer Zeit. „Ich habe ost an Sie gedacht, Fräulein Rosen, ich hatte auch die Absicht, bald nach Ihnen in die Haupt stadt zu kommen, aber es waren eigentümliche Ver hältnisse, die mich davon abhielten, ich werde Ihnen das vielleicht später erzählen." „Unangenehme Verhältnisse?" „Ja, sie haben sich aber hoffentlich gelichtet." Leontine stand auf, um Licht anzuzünden. Auch Doktor Günther erhob sich, er fühlte, daß fein Befuch, für den ersten, schon fast zu lange gewesen war, auch wollte er diese Dämmerstunde nicht durch da- grelle Licht gestört haben. Er trat an da- Lager Oukel
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