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Dresdner Journal : 23.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-23
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1887
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W1SL 1» U»»»«» ^Lbrliübr. ... IS «^^LUrtiebr 1 tt»r^ SOkk. Li»»«I»« 10 ?L L»„«rluUb ä«, ä«vt««dm> Lvivk« tritt ko«t- iu><j 8t»u>p«I»i»«bI»^ üiniu. T»b>»ätUM»U»U«b»bk^» r Lär ä«» 8«u» «ü»«r b^»p^i»o«o 2«Is Atomar ticbrikt »0KL Vst« Ui« 2sU« K0 Kk. ö»i D»b«U«»- u»6 LiL«ri»»»t« «vtipr. Aakiobt»^. TtUliob »it Au«»»lull« ä«r Sono- usä K«i«rt»js» »dsuä«. ksrusproob Aiwvblil,»: Ur. 1tSS. Dienstag, den 23. August, abends. Dres-nerIourml. Für die Gesamt! eitong veranttvartlichr Gtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. 1887. T»»»»« V» R»M«rLrt»> I^tpltUi F> L»v«t«t«tt«e, 6ooum«io»Lr L« 1>r«üo« ^our»»I»i L»»d«r, I«rU» - Vt« - L«ip«1, N—I Nr,«I»»-rr«LLNw» «. ».: 7/aa»«n«1«M <S Ko-i«r, L«rU»-Vt«»-L»»d»rU ?r»U I^tp»tU-er»»Lkart ». ».-»»«L«: L««L Zto««/ k»rt» l^väoa - N«rU» enutklvrt ». N. - St«ttE»r1: Da«-« <O 60/ »«rU»: /^vatc<i«n«ka»,t, SsrUW: S. ZtSüar» ^»0-/0!-«',- L»LL»r»r: v. Sc-ü«iar, LUI« «. ».: Laeot F O». U»r»,^»d«r r U0Li-l- kipsctition äo« I>r«»<lQ«r ^oanuU», Dr«<i»i», 2MU»s«»tr. BO. ?era,pr»o!»-A»«obIiu«: Nr. 1»»b. Amtlicher Teil. Dresden, 23. August. Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern Abend 9 Uhr nach Schloß Persenbeug gereist. Dresden, 17. August. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer August Hermann Eberhard Rühle in Lausa das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts» orden Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. VetegvaphifcHe WacHvicHten. Varis, tt. August. (W. T. B.) Die Session der Geueralrtte ist heute eröffnet worden. London, L2. August, adeuds. (W. T. B.) Die deutsche Kronprinzessin und die Prinzessinnen Vik toria, Sophie und Margarete statteten heute dem Matrosenhei« in Portsmouth einen Besuch ab. Dresden, 23. August. Zur Aktiengesellschaft für Spiritus» Verwertung. Immer brennender wird die Erörterung, ob die Beteiligung an dem Projekte der Gründung einer Aktiengesellschaft für Spiritusverwertung eine so zahl reiche fein wird, daß die Bedingung, welche die Väter des Entwurfs aufgestellt haben: Beteiligung von Brenne reien, welche 8V Prozent de» der Kontingentierung zu Grunde liegenden Maischraumsteuerquantums dar stellen, in Erfüllung gehe. ES ist richtig, Versamm lungen in Posen, Breslau, iu unserm Dresden, in Frankfurt a. O., Stettin, Magdeburg, Leipzig und anderen Otten haben ihr Einverständnis mit dem Plane erklärt und Berliner Börsenblätter haben be reitS gemeldet, daß das Zustandekommen der Gesell schaft gesichert fei. Ob aber dies ganz wörtlich zu nehmen ist, möchten wir dahin gestellt sein lassen; vor allem scheint eS uns, daß, bevor die süddeutschen Brenner Stellung zu der Frage genommen haben, ein sicheres Urteil über die Aussichten de» Unternehmen» nicht zu gewinnen ist. Man wird eben abzuwarten haben, wie die Entscheidung am 29 d. Mt». au»fallen wird. Indessen ist doch diese ganze Frage von so ausschlaggebender Bedeutung, daß wir eS als unsere Pflicht erachten, die wichtigsten Meinungsäußerungen über dieselbe zur Kenntnis unserer Leser zu bringen. Wir teilen daher in Folgendem aus einem Artikel des offiziösen Organs der konservativen Partei, der „Kons. Korr ", welcher der Gesellschaft im ganzen freundlich gegenübersteht und einige der gegen den Plan ausge tauchten Bedenken in sachlicher Ruhe bespricht, folgen de» mit: „Die Bedenken gegen da» Unternehmen, denen wir in der Presse begegnet sind, tragen, wenn wir da» freisinnige, jedes sachlichen Charakters ent behrende Tendenzgezeter hier auf sich beruhen lassen, ein verschiedenes Gesicht. Das Unbehagen über die Allianz der Landwirtschaft mit der baute - üuauce können wir nachsühlen; gleichwohl ist ein Unter nehmen der hier besprochenen Art ohne eine sichere finanzielle Fundierung nicht durchführbar, und dieses Fundament dürfte sich kaum aus den Kreisen der Bren ner, sondern eben nur mit Hilfe der dauts-Lvaucs be schaffen lassen. Andere Einwände scheinen unS auf weniger durchdachte Redewendungen hinauszulaufen. So ist Feuilleton. Der beste Anwalt). Erzählung von F. Arnefeldt. Der Rittergutsbesitzer Eschebach und der Amtmann Glöckner nannten sich Nachbarn, obwohl das Gut des ersteren und die König!. Domäne, welche der letztere in Pacht hatte, eine starke Viertelstunde von einander entfernt lagen, und sie waren sogar gute Nachbarn und Freunde, was freilich nicht ausschloß, daß sie sich bei ihren gegenseitigen Besuchen nur allzu oft heftig zankten und mit dem Schwur auScinandergingen, daß e» uun für ewig zwischen ihnen vorbei sein sollte Dann verstrichen doch kaum einige Wochen, so sah man sie in aller Gemütlichkeit wieder bei einander. Amtmann Glöckner war schon feit vielen Jahren Witwer; seine Frau war wenige Wochen nach der Grbutt ihre» ersten Kinde», einer Tochter, gestorben, und er hatte sich nicht zu einer zweiten Heirat ent schließen können, Indern an die Spitze seine» großen Haushalte» eine Wirtschafterin gestellt, mit der er seit nunmehr achtzehn Jahren ähnlich wie mit seinem Freunde Eschebach in einer Art von bewaffnetem Frieden lebte. Auch der letztere hatte feine Frau ver loren, aber erst seit wenigen Wochen, mde» weit ent fernt, e» seinem Nachbarn gleichtyun zu wollen, war er darauf bedacht, ie eher je lieber einen angemessenen Ersatz für die fehlende Herrin de» Hause» herbeizu schaffen Richt daß er Lust gehabt hätte, selbst noch *) Unbefugter Nachdruck unterlagt. un» die Gefahr, die darin besteben soll, daß SpirituS- händler die Aktien der Gesellschaft auskaufen könnten, nicht verständlich. Wenn bisherige Spiritushändler ihr Geld in dieser Weise anlegen, so werden mit dem Erwerb der Aktien ihre Interessen im wesentlichen dieselben wie die der Brenner; wollen letztere jedes Risiko, bei dem das Kapital ihnen die Windseite ab gewinnen könnte, vermeiden, so steht es in ihrer Hand, ihre Produktion auf das Jnlandsquantum, für welche» ihnen der hohe Preis von 120 M. sicher ist, zu be schränken, und erscheinen ihnen die Verhältnisse nach 3 Jahren dedenNich, so können sie alsdann ausscheiden und rem iutegram Herstellen: zu allem Überfluß sollen auch nicht nur 2b Proz. des einen Gewinn von 5 Proz. übersteigenden Reingewinns an die Interessenten (17 Proz. an die Brenner und 8 Proz. an die Sprit fabrikanten) als Dividende verteilt werden, sondern auch ein Dritteil der auSzugebenden Aktien den Bren nern referviert bleiben. Ebenso scheint man unS zu viel von dem billigen Spiritus zu machen, mit dem man das Ausland auf Kosten der deutschen Bevölke rung beglücken wolle. Von dieser Auslandsschwärmerei sind die Leiter des Unternehmens selbstverständlich frei, und was in dieser Hinsicht geplant wird, ist nur als eine Übergangsmaßregel zu denken, mit deren End resultat, wenn es wirklich gelingt, die russifche Kon kurrenz zu schlagen und dauernd oder doch aus geraume Zeit vom Weltmarkt zu verdrängen, unsere Brenner keinen Anlaß haben würden unzufrieden zu sein. Das Gebiet der ernsthaften Bedenken beginnt dagegen mit der Gefahr, der ein von den Herren v. Rauchhaupt und Stengel auf der Magdeburger Versammlung am Sonnabend eingebrachter und von den Anwesenden angenommener Anttag begegnen soll, wonach Brenner nicht nur in dem AufsichtSrat, son dern auch in dem Direktorium der Genossenschaft ver- reten sein müssen, damit nicht „in volkswirtschaftlich chädlicher Weise die Preise zum Nachteile deS Kon- umS, der Interessen der Bevölkerung und derjenigen »es Brennereigewerbes zu hoch normiert werden können". Wir zweifeln keinen Augenblick, daß dieser Anregung, deren Tendenz im wohlverstandenen Inter- esse nicht nur deS Publikums, sondern auch aller an dem Unternehmen beteiligter Kreise liegt, entsprochen werden wird. E- bliebe dann noch die eine Besorg- nir, welche von anderer Seite, namentlich der „Natio nalzeitung", mehrfach durchaesprochen worden ist, im Anschluß an die Stettiner Versammlung in der vom- merschen ökonomischen Gesellschaft von Hrn. Aitel mann dieser Tage mit Erfolg geltend gemacht wurde und, kurz gesagt, auf der Wahrscheinlichkeit fußt, daß der von der Genossenschaft verbürgte günstige Inlandspreis das Entstehen neuer inlän discher Konkurrenzbrennereien ermutigen werde, die außerhalb der Aktiengesellschaft bleiben, an der Last der (wenigstens vorübergehend) weniger vorteilhaften Bedingungen der Produktion für den Export nicht mittragen, aber von dem Mitgenuß der JnlandspreiS- fixierung durch die Genossenschaft nicht ferngehalten werden können. Natürlich würden folche neu ent stehende Brennereien, die man als Parasiten des projektierten Brennereiverbandes bezeichnen kann, soweit es sich um den Inlandspreis handelt, noch immer nicht in gleicher Höhe des Vorteils mit den mit dem 50 Marksah kontingentierten Brennereien stehen; sie würden vielmehr durchweg 70 M. Konsum- und 16 M. Maischraumsteuer zu entrichten haben: Aber sie würden doch bei einem Überschuß von über 34 M. pro Hektoliter (denn 120 M. zahlt die Gesellschaft den angeschlossenen Brennern, muß also selbst mehr herauSwirtschaften) sich immer noch erheblich besser stehen, als unter den bisherigen Produktionsverhält nissen. Auf der andern Seite werden diese Kon kurrenzbrennereien zwar selbstverständlich in ihrem eigenen Interesse nicht darauf auSgehen, den Inlands preis unter die Normierungen der Genosfenschaft hinunterzutteiben; das vermehrte Angebot wird diese preisdrückende Wirkung (wenn wir daneben auch noch die Produktion der schon bestehenden gewerblichen Brennereien mit in Betracht nehmen) aber von selbst auSüben, und jedenfalls wird die Basis für die Ope rationen der Aktiengesellschaft auf dem Weltmarkt durch diese Konkurrenz geschmälert und gefährdet." „Wir sind unS gleichwohl nicht sicher, ob wir diese Gefahr allzu schwer anschlagen müssen. Die Genossen schaft wird zwischen zwei Aufgaben, der Einwirkung auf den Weltmarktpreis und der Abschüttelung der inländischen Konkurrenz, zu balancieren haben; indessen würde e» ihr doch, zumal da sie sich nach allen Richtungen fest in den Sattel gesetzt haben wird, ehe diese Konkurrenz auf dem Plan erscheinen kann, nicht schwer fallen, der letzteren einige wuchtige Schläge zu versetzen. Hat sie hierin aber keinen Erfolg, so würde die Konkurrenz um so eher auf dem Boden der Schüssel angelangt sein, je empfindlicher sie die Ge nossenschaft schädigt und ihre Berechnungen stört, und der Krach würde hier, wenn es wirklich gelingt, die Aktiengesellschaft außer Funktion zu bringen, doch noch ein anderes Gesicht tragen als bei den privilegierten Brennereien. Nehmen wir hinzu, daß auch schon in ihrer Maienzeit der Gewinn der neuentstehenden Kon kurrenzbrennereien durch die in demselben Maße steigenden Kattoffelpreise und andere Umstände eine Schmälerung erfahren würde, so scheint uns der Schluß gerechtfertigt, daß zum mindesten das Risiko solcher Konkurrenzunternehmungen noch größer ist als da- der Genossenschaft. Das gilt zumal für die der letzteren sich anschließenden Brenner, die mit dem für 3 Jahre ihnen gebotenen Status wohl zufrieden sein können — und erweist sich der jetzt versuchte Weg wirklich als ungangbar, so wird auch die Überzeugung unabwendbar sein, daß die bei den Verhältnissen in Deutschland vorgezeichneten Ziele der Branntweinsteuer- gesetzaebung mit den Mitteln der bisherigen Beschlüsse des Reichstags nicht erreicht werden können, und dem entsprechend eiue Neuregelung Platz greifen müssen." Lagesgeschichte. Dresden, 23. August. Das Befinden Ihrer Kaffer!. und Königl. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha ist fett gestern leider kein befriedi- gendeS. — Da den letzten Nachrichten nach bedenklichere Symptome eingetreten sind, so ist Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg mit dem Königl. Leibarzte geh. Medizinalrat vr. Fiedler an das Krankenlager Sr. Erlauchten Tochter geeilt. Dresden, 23. August. Heute früh aus Persenbeug eingelangten telegraphischen Nachrichten zufolge haben sich im Verlaufe der heutigen Nacht bei Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha mehrere jedoch leichte Fraisenanfälle ein gestellt; das übrige Befinden ist nicht unbefriedigend. Dresden, 23. August. Se. Excellenz der Herr StaatSminister vr. v. Gerber ist von seiner Urlaubs reise zurückgekehrt. Dresden, 23. August. In der heutigen Nummer der „Dresdner Nachrichten" Seite 2, Spalte 2 wird mitgeteilt, dem Sozialdemokraten Viereck, der sich be kanntlich unter den wegen Vergehens gegen 8 129 deS Strafgesetzbuchs zu längerer Gefängnisstrafe Ver urteilten befunden und seine Strafe in der Strafanst ckt zu Zwickau verbüßt hat, sei die Vergünstigung zu Teil geworden, daß er während seiner Krankheit in einem dortigen Krankenhause untergebracht und daß ihm auch die Zeit seiner Krankheit auf die Strafzeit an gerechnet worden sei. Die Thatsachen sind richtig. einverstanden sei, kam aber bei Eschebach übel an. Ganz puterrot vor Zorn werdend, schrie er: „War soll dar heißen? Was kann sie an meinem hübschen, kräftigen Jungen, der bei den Gardeküras- sieren gedient hat, Reservelieutenant ist und die Wirt schaft aus dem Grunde versteht, auszusetzen haben? WaS? frage ichl" wiederholte er noch lauter und rückte dem Amtmann noch einen Schritt näher auf den Leib. Glöckner, der im Grunde seines Herzens vor dem gewaltthätigen Wesen seines Nachbars eine gewisse Furcht hegte und in der Regel, um sie zu betäuben, noch lauter schrie und tobte als dieser, suchte ihn heute, wo ihm viel daran lag, daß der Handel zu stande komme, zu beschwichtigen. „Nichts, nichts, Nachbar", sagte er, „es ist nur, dnß man bei einem Mädchen doch nie recht weiß, auf welche Einfälle sie kommen kann." Run lachte aber Eschebach, daß die Wände zitter ten „Lange Haare, kurze Gedanken I Nachbar, da habt Ihr Recht, aber eben darum muß man nicht viel Federlesen- mit ihnen machen. Nehmt Euch ein Bei spiel an mir, Glöckner! Ich habe meinen Sohn nicht gefragt und möchte ihm nicht raten, nein zu sagen, wo ich ja gesagt habe, und da- ist doch immer noch ein Mann; sollte bei Euch wirklich ein Frauenzimmer mitteden dürfen?" Dar hieß den Amtmann bei seiner empfindlichsten Stelle packen; nicht selten rührten seine Zwistigkeiten mit Eschebach daher, daß dieser ihm vorwarf, er sei nicht Herr in seinem Hause und laste sich von der Wirtschafterin zu viel gefallen. Auch heute loderte bei dieser Anspielung sein Zorn in Hellen Flammen einmal auf FreierSfüßen zu gehen; nein, sein Sohn sollte heiraten, und er glaubte auch nach einer passen den Frau für ihn nicht lange suchen zu dürfen, son dern sie in der sehr hübschen, frischen, achtzehnjährigen Käthe Glöckner, mit deren Vater er jetzt gerade im besten Einvernehmen lebte, gefunden zu haben. Nur die erste Trauerzeit um die verstorbene Gattin verhinderte ihn, schon jetzt seine Werbung anzubringen, al» er aber eines Tages einen großen Verdruß mit der „Mamsell" gehabt hatte, schwand auch diese Rück- sicht. Ohne seinem Sohn auch nur ein Sterbens wörtchen von seinem Vorhaben zu sagen, ließ er seinen Braunen satteln, ritt »u Glöckner hinüber, stellte ihm die Sache vor und fand ein williges Gehör Der Amtmann mochte sich im stillen auch schon gesagt haben, daß es für seine Käthe keine bessere Partie geben könne als Eschebachs Franz, und zeigte sich da her sehr entgegenkommend. Nicht nur, daß er sich zu einer höchst ansehnlichen Mitgift für seine Tochter verstand, er fand eS auch in der Ordnung, daß Esche bach das Gut noch nicht abgeben, sondern, wie er sagte, die Zügel in der Hand behalten und dem jungen Paare eine kaum beneidenswerte Vasallenstellung unter seiner Oberherrschaft anweisen wollte. So geschah denn das Wunder, daß die Nachbarn, welche sich sonst bei dem geringfügigsten Geschäfte, das sie miteinander abschließen wollten, in die Haare gerieten, in dieser wichtigen Angelegenheit überein kamen, ohne daß nur ein heftiges Wort zwischen ihnen gewechselt worden wäre. Erst ganz am Ende der Verhandlung drohte das Einverständnis doch noch in die Brüche zu gehen. Glöckner äußerte nämlich die Absicht, seine Tochter zu fragen, ob sie mit der Heirat Wenn man aber die betreffenden Maßnahmen als Vergünstigungen bezeichnet und dadurch der An schein erweckt wird, daß es sich um Verfügungen ge handelt habe, die auch hätten versagt werden können, so ist dies unzutreffend. Die Krankheit Vierecks war von der Beschaffenheit, daß sie in der Strafanstalt selbst nach der Meinung der Anstaltsärzte in zweck entsprechender Weise nicht behandelt werden konnte. Sie war aber nicht der Art, daß sie Viereck an daS Zimmer gefesselt haben würde. Wäre es unbedenklich gewesen, ihn für die Dauer der Krankheit aus der Strafhaft zu entlassen, so würde für die zur Heilung voraussichtlich erforderliche Zeit eine Strafaussetzung vei fügt worden sein. Dadurch wäre Viereck in die Lage gekommen, seiner Heilung wegen hinzugehen, wohin er wollte, und die Zeit bis zu seiner Wiederein lieferung wäre ihm auf die Strafe nicht anzurechnen gewesen. Eine Strafaussetzung erschien aber aus Gründen, die mit der Krankheit Vierecks in keinem Zusammenhang standen, als unthunlich. Es war daher die Unterbringung Vierecks in einem Krankenhause an- zuordnen, in welchem er den Verfügungen der Straf- vollzugsbehörden unterworfen blieb, und die zwangs weise in demselben verbrachte Zeit hat ihm nach der Vorschrift in 8 493 der Strafprozeßordnung auf die Strafzeit angerechnet werden müssen. Dresden, 23. August. Wir wollen nicht unter lassen, nochmals zu bemerken, daß die von uns bereits früher angekündigte 24. öffentliche Plenarsitzung des Landeskulturrats am nächsten Sonnabend, den 27. d. Mts., im Sitzungssaale der Ersten Kammer eröffnet werden wird. Die Tagesordnung umfaßt: 1) Registrandenvortrag; 2) Erledigung der Rechnung für 1886; 3) Gesetzentwurf, die Regelung der Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirt» schastlichen Betrieben beschäftigten Personen auf Grund des Reichsgesetzes vom 5. Mai 18s6 betreffend; 4) Ein» stellung der Wetterprognosen: 5) Gesuch des sächsi schen Flschereivereins um Zuwahl eines außerordent lichen Mitgliedes für Fischzucht; 6) Wahl von drei Preisrichtern für die Beurteilung der Schriften, welche in Bewerbung um den von der Reuningstiftung aus gesetzten Preis eingegangen sind. * Berlin, 22. August. Die Besserung im Be finden Sr. Majestät des Kaisers nimmt ihren Fort bang. Die Beschwerden sind seltener und weniger intensiv geworden. Am heutigen Vormittage nahm Se. Majestät der Kaiser nach einer recht gut ver brachten Nacht auf Schloß Babelsberg den Vortrag des Oberhof- und Hausmarschalls Grafen Perponcher entgegen und arbeitete mittags einige Zeit mit dem Chef des Zivilkabinetts, wirkt. Geh. Rat v. Wilmowski. Am Nachmittage findet auf Schloß Babelsberg ein kleineres Diner statt. Die „Schlesische Volkszeitung" teilt mit, die Er nennung des Bischofs Kopp zum Fürstbischof von BreSlau sei in den letzten Tagen eingettoffen; die Inthronisation werde voraussichtlich erst gegen Ende Oktober stattfinden. Die Zusammenkunft der hessischen Brennerei besitzer behufs Beratung über den Beitritt zur Aktien gesellschaft für Spiritusverwertung ist auf den 29. August verlegt. Der „Pol. Korr" schreibt ihr Berichterstatter aus Berlin, 21. August, folgendes: Die vor einigen Tagen an dieser Stelle gemachte Bemerkung, daß daS Vorgehen des Prinzen Ferdinand von Loburg von allen Mächten in seltener und vollständiger Übereinstimmung als ein ungesetzliches verurteilt werde, ist noch heute vollkommen richtig; auch darf noch immer zuversichtlich gehofft werden, daß das Coburgsche Abenteuer den europäischen Frieden in keiner Weise stören werde; andererseits ist jedoch nicht zu verkennen, daß die Wendung, welche die Dinge in Bulgarien genommen auf, nur wandte er sich diesmal nicht gegen den Nach bar, sondern gegen seine Tochter und deren etwaige Widersetzlichkeit. Dies wirkte ansteckend, auch Esche bach witterte jetzt einen möglichen Ungehorsam seme- Sohnes und wetterte schon im voraus dagegen; zuletzt verschwuren sich beide hoch und teuer, Käthe und Franz müßten ein Paar werden und wenn die ganze Welt sich dagegen setze, und die Sache müsse noch heute in» Reine kommen. Als sei die größte Gefahr in Verzüge, sprengte Eschebach mit verhängten Zügeln heimwärts und nach dem Felde, wo sein Sohn die Arbeiter beaufsichtigte, hieß ihn sein in der Nähe angebundenes Pferd be steigen und ritt mit ihm, wie er ging und stand, nach der Domäne zurück. Unterwegs verständigte er ihn mit kurzen Worten und ohne nur die geringste Ein rede zu dulden, von der Rolle, die er ihn dort spielen lassen wolle, und ehe Franz Eschebach recht wußte, wie ihm geschah, stand er auch schon verlegen und duntelrot vor der nicht minder fassungslosen Käthe, welche ihr Vater aus der Milchkammer mit den Worten geholt hatte: „Mach hurtig, daß Du herauskommst und ziere Dich nicht, Dein Bräutigam reitet soeben auf den Hof/- Der jähe Schreck, welcher das Herz des jungen Mädchens bei dieser urplötzlichen Ankündigung durch zuckt hatte, wich einer verhältnismäßigen Beruhigung bei der Wahrnehmung, daß der so aus den Wolken gefallene Bräutibam niemand anders als ihr Freund und Kindheitsgespiele Franz Eschebach war, der sich in der That mit seiner stattlichen Figur, dem braunblon den, gelockten Haar, den blauen Augen und dem vott
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