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Dresdner Journal : 07.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-07
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1887
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R AN. l, z»»»»» L«icd« - ILdrtiedr.... 18 >zMrl»<rt»: 1 KU kk. liüinsto» Uunuuvru: l v t^t. Lai»,ri»»1dd«,- d»ot«ok«o ttviet»« tritt?o«t- und 8tvuip»l,o»<:KI»^ ki»»u. ^uküu«Ilikonisi,^vdadr«Q r t>'i1r d«o li»um siuur js««p»Itsllvo 2«il^ klvlvsr Beitritt SU kk. l)ot«r „^iv^viuuxtt" di« Leit« KU l'k. tiei ?»b«Ilva- liod ^!i'en>«t« «atipr. Auf,etlt»z. Lr»cb«ln»>: ILjxlivd mit ^u»L»ymv d«r 8020- ar»d ksisrt»^« »dsud», ^«loiprvctr-^lliotilu»«: Ur. USK. Freitag, den 7. Oktober, abends. Dres-nerAounml. Für bte tSesanttlettun- rxranttvarUtchr Dtto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Runstgeschichte. 1887. L»iuG« V» »»ALrt», l)r—La« daara»!,, S»»dvU - >«U» - Vt« LatpatU >»»«I Iraala» eraatilarr a. «.: «» ^o-isr/ >«U»-Mt«-L»»d«,- rra,-L«tp«tT-rr»a»5»rt ». «. »Ra«»«: L»L.-Ml»«,' ?»rt» LoaLo» - LarU» - »raaKkvl a. «. ,ta««»rr: bo .' NarUa: SkrUt». A. «tLÜ«» ^«A/cds«,- Saaaarar: o. Lall« a. ».r /. Larct L vo. N«r»»»^d«r, Nvmzl. 8»p«tiÜoa d« t>r«da« doaraal», Drvadaa, 2^ia^«r»tr. 80. ?«ra,pr»ol»-XL»vi^o«! Ur. 1»»». Amtlicher Teil. WeKatttttmachung. Das Ministerium des Innern hat an Stelle des von der KreiShauptmannschaft Leipzig in dasselbe als Hilfsarbeiter versetzten Regierungs-Assessor- Dr. Rumpelt m Bezug auf die ihm nach dem Gesetze über die Be richtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Ent- und BewässerungS-Anlaaen vom 15. August 1855 in mehreren FlußregulirungSsachen lt. Bekanntmachung vom 28. April 1d84 übertragenen Commissariate nun mehr die AmtShaaptmannschaft Leipzig mit Fortstellung der Angelegenheit bezüglich Regulirung der Elster II. Strecke bei Zwenkau (ein schließlich der Zwenkauer Wehrs), und die Amtshauptmannschaft Grimma mit Fortstellung der Angelegenheiten bezüglich Regulirung der Parthe bei Beucha und der Parthe bei AlbrechtShain beauftragt, während die Commissariate bezüglich der Gösel bei Dechwitz, der Gö el bei Dreiskau und der Gö el bei Göltzschen vom Regierungs-Assessor vr. Rumpelt auch fernerhin fortgeführt werden sollen. Solches wird in Gemäßheit von 8 38 des oben- gedachten Gesetze» hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 3. October 1887. Ministerium des Innern Für den Minister: Böttcher. Müller Nichtamtlicher Teil. KetegrerphifcHe WacHricHten. Straßburg i. E., «. Oktaber. (W. T. B.) Der Statthalter Kürst Hohenlohe ist heute gegen Abend hier wieder ringetroffen. München, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer geneh migte einstimmig die Weitererhebung de» erhöhten Malzausschlageö auf 2 Jahre. Mailand, 6. Oktober. (W T.B.) Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Kronprinz ist mit Ihrer Kaiser!, und König!. Hoheit der Krau Kron- Prinzessin und den Prinzessinnen Töchtern nach mittags Uhr hier cingetroffen Der Kron prinz stieg im Hotr! Milano ad, die Kronprinz!. Familie setzte die Reise nach Arona und Baveno fort. St. Petersburg, 7. Oktober. (Tel.d.Dresdn. Jour». - Anläßlich der Generalrevifion des Zoll tarife» durch eine hierzu eingesetzte Ministerial- kommisfiou wird der Ainanzminister durch den „Berein zur Förderung der russischen Industrie und de» russischen Handels" und auch dessen pro vinziale Lektionen eine Enquete veranstalten. Hierzu sollen auch Börsenkomitee» und die ge lehrten Gesellschaften herangezogen werden. Sophia, 6. Oktober. (W.T.B) Der Prinz Ferdinand erteilte gestern dem früheren Minister- Präsidenten RadoSlawoff die von demselben nach gesuchte Audienz. FkuiUttou. Der Komödianten-Nah. Eine Beschichte au» den bayerischen Bergen. Bon Friedr. Dolch. . (Fortsetzung.) Bitu» war unter diesen zermalmenden Worten auf der Bank zusammengebrochen und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Er regte sich auch nicht, als Kun» schwieg, sondern blieb stumm und unbeweg lich sitzen und blickte nicht empor. Das Mädchen blickte kalt und mitleidslos einen Augenblick auf ihn nieder und begab sich dann wieder an ihre Arbeit. Nach wenigen Minuten tiefen Schweigens richtete der Bursche sich wieder auf, strich sich mit zitternder Hand über die bleiche Stirn und sagte mit heiserer, klangloser Stimme: „Ja, jetzt ist's aus, mit allem, das seh' ich nur zu gut einl Wenn Du so von mir denkst, dann darf »ch mir freilich keine Hoffnung mehr machen. Aber eins muß ich Dir noch sagen, Kuni, denn ich kann'S net ertragen, daß Du mich für einen fo gar schlechten Kerl hältst — Du mußt mich anhören", fuhr er leiden schaftlich auf, als das Mädchen eine abwehrende Be wegung machte, „Du mußt anhören, wa» ich zu meiner Rechtfertigung zu sagen hab'! Du wirfst mir vor, ich hätt' die Wirtskathrin' in den Tod gejagt? Das ist eine elendige Lüg'? Kann denn ich was dafür, wenn sich da- Madel in einem Anfall von Irrsinn in den See stürzt —?" Dresden, 7. Oktober. Die Reise Crispi- im Lichte der europäischen Presse. X Von dem Augenblicke an, da der italienische Minister de- Äußeren die Schwelle de- deutschen Kanzler schlosse- betreten hat, ist in der europäischen Presse ein betäubender Wirrwarr von Stimmen laut geworden. Ein französische- Blatt, der „Matin" durfte als erstes der Welt Kunde bringen von der Abreise Crispis zu dem Ministerpräsidenten des deutschen Reiches; und während die italienische Presse sich in beabsichtigtes Schweigen hüllte, die deutsche sich in völliger Unkenntnis befand, war e- der genannten französischen Zeitung vergönnt, ihren Lesern mit der obigen Nachricht auch das Programm für die Zu- fammenlunft in FriedrichSruh zu verabfolgen: den wesentlichsten Verhandlungsgegenstand werde die rö mische Frage bilden, die Aussöhnung zwischen Quirinal und Vatikan. Um die Thotsächlichkeit diese» Pro grammes noch zu erhöhen, erhob sich der „Observateur fran^ai»" aus seiner allgemein bekannten Unbedeutend heit empor und ergänzte die von dem „Matin" ver öffentlichte Tagesordnung der Konferenz durch die Mitteilung, daß der Reichskanzler Hrn. Cri»p» fest formulierte Vorschläge in betreff de» Ausgleiche» zwischen Krone und Tiara zu machen habe. Dieser Enthüllung nahmen sich die klerikalen deutschen Blätter mit großer Wärme an, indes der größere Teil unserer Presse da» so plötzlich in den allgemeinen Gesichts kreis getretene Ereignis mit ruhiger Einsicht besprach. Man sah in dem Besuch Crispi» ausschließlich eine öffentliche Bekräftigung des deutsch - österreichisch- italienischen Bündnisse», eine neue Bürgschaft für den europäischen Frieden und demnach die logische Folge der Reise des Grafen Kalnoky zum Fürsten Bismarck. Diese letztere Deutung haben auch die österreichischen Preßstimmen besonder» betont und von der durchweg günstigen Stimmung, die un» au» den Zeitungen de» be freundeten Nachbarstaates entgegentritt, geben sonder lich die Auslassungen der „Neuen Freien Presse - Zeug nis, welche in dem gleich schönen und wahren Satze gipfeln: „Der deutsche Staatsmann fetzt sein ganze» Können für die Erhaltung de» Frieden» ein", und ferner die Betrachtungen de» offiziösen Wiener „Fremden- blatte»", welche» ganz in Übereinstimmung mit den in Deutschland vertretenen Ansichten da» Gebühren der ftanzvwchen Presse schonungslos geißelte. MG wirk lich ist von der letzteren da» möglichste geleistet worden! Da» Mißtrauen der Franzosen, da» in mancher Be ziehung an Manie streift, trübt zu Zeiten ihren poli tischen Blick außerordentlich. Von allen bedeutenden Organen Frankreichs hat allein da» „Journal de» DebatS" eine nüchterne Sprache zu führen verstanden. Die monarchischen Organe sahen die Spitze der Entrevue gegen Frankreich gerichtet, die regierungsfeindlichen machten ihrem Ingrimm in Verdächtigungen de» Mi nisteriums Luft, welches sie der Unfähigkeit ziehen, die Regierungsblätter suchten ihren Groll zu verbergen. Diese allgemeine Charakteristik verliert indes durch da» Benehmen einzelner Journale den Anspruch auf volle Berechtigung. So hat die „Republique fran?aise", die bis dahin, allen ihren Kolleginnen voran, mit stetem Nachdruck darauf hingewresen hatte, wie wenig Italien ein Bündnis mit Deutschland nützen könne, m diesen Tagen nur hohnvolle Worte der Mißachtung gegen die Großmacht gesprochen, für deren Gunst sie vordem keinen Preis zu hoch gehalten. So hat der „TempS" oller Maß politischer Kurzsichtigkeit erfüllt, al- er von drei Hauptpunkten fabelte, welche die Basis der Fried- richsruher Verhandlungen bilden follten. Da- war einmal die bulgarische Frage; zweiten- die römische Frage: Bismarck brauche die katholischen Parteien für seine Wirtschaftspolitik, Österreich bedürfe derselben, um feine vom deutschen Kanzler vorgezeichnete Politik ver folgen zu können; und drittens die Entfaltung der italienischen Macht im Mittelmeer: die AuSdehnungS- politik Italien» in Ägypten und nach Albanien werde von Deutschland unterstützt werden. Zu derartigen politischen Hallucinationen haben sich die übrigen franzö sischen Blätter löblicher Weise nicht emporgeschwungen, aber sie alle sind bemüht gewesen, sich von einem be merkenswerten politischen Unverstand die Feder führen zu lassen. So der „Figaro", der von „Befehlen" sprach, welche entgegenzunehmen Crispi auf deutschem Boden erschienen wäre, die „France" — der chauvi nistischen Hetzblätter gar nicht zu gedenken — und -Pari»', welches sich schönstens für die Freundschafts- bezeugungen bedankte, mit welchen die italienischen Blätter etwaigen nachbarlichen Unmut im Keime er- sticken wollten. Die italienische Presse, die sich zuerst etwa« zurückhaltend benahm, hat in ihrer großen Mehrheit LnSpi» Reise sehr günstig und sehr ruhig besprochen. Besonders hat die ministerielle „Riforma" der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß man von der Zusammenkunft der beiden leiten den Minister sehr befriedigt sein könne, obwohl e» sich um keine neuen Ziele und Beschlüsse handle. Die „Riforma" hat weiterhin formell dementiert, daß die römische Frage in FriedrichSruh auch nur gestreift fei und damit all' das böswillige Ge schwätz der französischen Zeitungen zurückgewiesen, daS keinen anderen Zweck hatte, als Crispi bei dem italie nischen Volke zu verdächtigen. Und in ihrem Leit artikel vom 5. Oktober hob sie mit Stolz hervor, daß Italien nunmehr allbeliebt und allgeachtet in der Reihe der europäischen Großmächte dastehe. Die gesamte nicht-radikale Presse hat für Crispi Worte unbeschränkten Lober gehabt und mit dankbarer Be friedigung die günstigen Urteile der deutschen Blätter über Crispi und das Bündnis mit Italien wieder aegeben Nur jene Ultra-Radikalen, welche eS zu allen Zeiten verstanden haben, unter dem Deckmantel der Demokratie und des Liberalismus deutsch-feindliche Hetzereien in Szene zu setzen, haben sich grollend ab seits von der Mehrheit ihres Volkes gestellt. — Die russische Presse hat bis jetzt die Zusammenkunft in FriedrichSruh mit Stillschweigen hingenommen, indes werden die panslavistischen Hetzblätter schwerlich ihre Empfindungen für sich behalten können. Auch die sonst wortteiche Presse Englands ist in der Beurteilung de» Ereignisse» ziemlich zurückhaltend gewesen Der konservative „Standard" hat sich in vorsichtigen Wor ten und mit kühler Befriedigung über die Entrevue ausgesprochen und, eines Sinnes mit mehreren fran- zösisthen Kollegen, auf die Verhandlungen über die rö- mische Frage besondere- Gewicht gelegt. Die radikale „Pall Mall Gazette" hat mit großer Naivetät sür ein Bündnis Englands mit Deutschland und — Rußland plaidiert und sich bei der Darstellung dieses politischen Taschenspielkunststückes zu dem prophetischen Ausruf bewogen gefühlt: „Vielleicht wird eines schönen Tages Lord Salisbury nach St. Petersburg gehen!" — Man sieht, so zahllos die Kommentare zu CriSpiS Reise sind, so verschiedenartig haben sie sich gestaltet, und e» wäre ein müßiges Beginnen, aus diesem Durcheinander von Urteilen sich eine klare Meinung bilden zu wollen. Für nnS steht das eine unleugbar fest: durch die Reisen des österreichischen und des italienischen Staatsmannes zu dem leitenden Staatsmanne de- Deutschen Reichs ist der Damm neu befestigt worden, der aufgerichtet ist gegen alle Begehrlichkeit und allen Rachedurst. — „Der friedliebende Bürger, welcher jedes neue, zur Bekräftigung des europäifchen Friedens dienende Pfand mit Freuden begrüßt, wird deShab mit Genugthuung ebenso wie auf den Besuch de- Grafen Kalnoky in FriedrichSruh auf den des Ministerpräsidenten Crispi Hinblicken", — das ist der Kernsatz in den gewichtigen Auslassungen der „Nordd. Allg. Ztg", und auf der Seite de» Kanzlerblatte» steht die öffentliche Meinung Europas. Lagesgeschichtr. * Berlin, 6. Oktober. Die Kaiser!. Majestäten befinden sich, wie au» Baden-Baden berichtet wird, daselbst im allerbesten Wohlsein und unternehmen bei dem jetzigen schönen Wetter täglich längere Spazier fahrten in die Umgegend. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag die Vorträge de- Militär kabinetts und des wirkt, geh. LegationSrat» v. Bülow entgegen, und begab sich um 1 Uhr »um Dejeuner bei den Großherzogl. Badischen Herrschaften nach dem Schloß. DaS Diner nahm Se. Majestät gemeinsam mit Ihrer Majestät der Kaiserin ein. An der heute abend stattfindenden Theegesellschaft nehmen die Groß- Herzog!. Herrschaften und die Prinzen Ludwig und Ruprecht von Bayern Teil. Die Rückreise der letzte ren nach München ist auf morgen früh festgefetzt. Dem hiesigen Stadtverordnetenkollegium ist auf die an Ihre Majestät die Kaiserin gerichtete Geburts tags-Glückwunschadresse folgendes allerhöchste Schreiben zugegangen: „Die Vertreter der Stadt Berlin haben Meine» Geburtsfestes in einer Weise gedacht, die Mich wahr haft zu erfreuen geeignet war. Aus vollem Herzen spreche Ich daher auch Meinen Dank aus und kann es Mir nicht versagen, die Stadtverordneten, deren Fürsorge für das allgemeine Wohl Ich stets wahr nehme, Meiner unabänderlich anerkennenden Gesin nung mit dem Wunsche zu versichern, daß e- Mir vergönnt sein möge, an der Seite des Kaisers Meine Kräfte, soweit Ich eS vermag, der Pflichterfüllung eines Berufs noch ferner zu widmen, dessen ernste Bedeutung in der so oft kundgegebenen Liebe des Volkes ihre volle Würdigung findet. Die Mir heute dargebrachten freundlichen Beweise der An hänglichkeit sind ein guter Vorbote des beginnenden Jahres, das Ich im Vertrauen auf Gottes gnädige Fügungen und mit der Hoffnung auf glückliche Wiedervereinigung der Meinen dankbar beginne. Baden-Baden, I. Oktober 1887. gez. Augusta." Der Bundesrat hielt heute nachmittag um 2 Uhr eine Plenarsitzung unter dem Vorsitze de- Staats sekretärs im Reichsamt des Innern, v. Bötticher, ab, zu welcher die Einladungen erst gestern abend er gangen waren. Es erfolgte zum Beginn die Mit teilung über die von Sr. Majestät dem Kaiser ver fügte Bildung der Ausschüsse für daS Landheer, die Festungen und für das Seewesen, sowie die Bildung der übrigen Ausschüsse durch Wahl. Sodann wur den die sämtlichen Vorlagen, darunter die über die Ausstellung in Melbourne und der Antrag Lü becks wegen der! Zollbehandlung von Arak rc. an die Ausschüsse überwiesen; es folgte Beschluß fassung über geschäftliche Angelegenheiten, sowie über den Antrag Preußens wegen Erneuerung des kleinen Belagerungszustandes auch für Spandau und mehrere mündliche Berichte Durch diese sollte u. a. der Antrag Mecklenburgs, betreffend eine Grenzstreitig keit mit Lübeck, erledigt werden. Mitte diese» Monats gedenkt der französische Bot schafter Herbette wieder hierher zurückzukehren und seine Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen^ Im Verein für Sozialpolitik, dessen letzthin erst erschienenes Gutachten über die Wucherfrage den Anstoß zur Erwägung einer Abänderung unserer Wuchergesetzgcbung gebildet hat, sind gegenwärtig zw'i neue Enqueten im Gange. Die eine bezieht sich auf die Hausindustrie und will einmal durch Klar stellung der Zustände derselben gleichfalls der Gesetz gebung Unterlagen bieten, sodann aber durch Unter- „Weil Du sie im Elend und in der Schänd' hast sitzen lassen —" „Dar iS net wahr", rief der Burfche, „ich hätt' sie geheirat't, so wahr ein Herrgott im Himmel ist! Die Äut' machen mich schlechter, al» ich wirklich bin, und wenn einer sich verfehlt hat, dann stoßen sie ihn erst ganz hinunter ins Elend und in die Schlechtig keit, statt daß sie ihm wieder in die Höh' helfen thäten. — Kuni," brach er plötzlich leidenschaftlich au» und stürzte vor dem Mädchen auf die Knie nieder, während er die gefallenen Hände zu ihr emporhob, „ich bitt' Dich um de» Blute- Christi willen, stoß' mich net so von Dir! Schau, ich will'- ja net leugnen, daß ich ein leichtsinniger, ja vielleicht wirklich ein schlechter Mensch gewesen bin, aber Du kannst Dir gar net denken, wie oft und tief ich meine Fehler schon bereut hab'! Ich hab' mir vorgenommen, wieder umzukehren und ein besserer Mensch zu werden und zu diesem Vorsatz hat mich nur die Lieb' zu Dir gebracht. Mir ist'- auch ernst mit meinem Vornehmen und daß ich'- au-führen kann, dazu sollst Du mir behilflich sein. Ich will ja auch gar net einmal haben, daß Du mich gleich gern hab'n und Dein Ja wort geb'n sollst, ich wär' ja schon zufrieden, wenn Du mir versprechen thät'st, daß Du abwatten willst, wie ich mich in der Zukunft mach'. Wenn ich mir dann wo ein Heimatl geschafft hätt', und käm' und thät um Dich anhalten und Du thätst mir dann Deine Hand geben, dann wär ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt." Da» Mädchen schien durch die leidenfchastlichen Bitten de» Burschen etwa» bewegt, aber sie blickte ernst zur Seite und schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaub' Dir — ich will Dir glauben, daß eS Dir mit Deiner Reu' ernst iS", sagte sie, „aber ich kann Dir keine Hoffnung geben, wa» mich —" „Und warum net?" unterbrach sie VituS, der noch immer auf den Knien lag, lebhaft erregt. „Du glaubst an meine Reu' und an meinen Vorsatz und hast doch kein Berttau'n auf mich? — Kuni", fuhr er dringend fort und ergriff die Hand des jungen Mädchen», die ihm diese mit Widerstreben überließ, „besinn' Dich noch ander», laß mich net so von Dir weggeh'n! Ich bin ein bald verlorener Mensch, Du allein kannst mich noch auf den rechten Weg zurückbringen, aber wenn Du mich auch im Stich läßt, dann muß ich ganz zu Grund' geb'n I" DaS Mädchen kämpfte einige Augenblicke unent schlossen mit sich selbst, dann aber zog sie ihre Hand zurück, schüttelte traurig mit dem Kopfe und sagte: „Ich hab' Mitleid mit Dir, VituS, aber — ich kann Dir einmal net helfen, denn mein Herz iS nimmer frei —" Mit einem wilden Aufschrei schnellte der Bursche in die Höhe und taumelte ein paar Schritte zurück. Seine Augen schienen au» ihren Höhlen zu dringen und glühende Röte und Totenblässe wechselten rasch auf seinem verzerrten Gesicht. „Also da» ist's", preßte er mit halb erstickter Stimme hervor und ballte krampf haft die Fäuste, „das ist der wahre Grund, warum Du nix von mir wissen willst! — Ich hätt' mir das aber auch einbilden können" rief er mit einem wilden Lachen, „wenn ich net ganz blind und damisch ge wesen wär'! Die schönste Dirn vom ganzen Gebrrg wird net auf fo einen rothaarigen wüsten Ding watten, der nix i» und nix hat, net einmal einen ehr ¬ liche» Namen. — O, das Hirn könnt ich mir ein rennen an einer Felswand, weil ich mir so dumme Einbildungen in den Kopf gesetzt hab'!" „Was soll's mit dem wüsten Gethu?" sagte Kuni etwa- unwillig, „die Lieb' laßt sich net erzwingen —" „Recht hast!" hohnlachte Vitus, „es heißt ja auch: Zum Lieben und zum Beten, kann man niemand Nöten! — Aber laß'- gut sein! Ich weiß ja jetzt, wie ich dran bin und will Dich nimmer länger von der Arbeit aufhalten", brach er plötzlich ab, während er nach Hut und Bergstock griff. „Nur eins möcht ich noch wissen, eh'ich geh", setzte er hinzu und blickte das junge Mädchen mit flammenden Blicken an, „wer der Glückliche is, dem Du Deine Lieb'geschenkt hast?" „Auf diese Frag' hab' ich keine Antwort", sagte da- Mädchen kurz und wandte sich ab. „Macht nix", grinste VituS, „ich komm' doch da hinter und wenn ich einmal weiß, wer es ist, dann werden wir vielleicht ein ernstes Mörtel mit einander reden!" „WaS unterstehst Dich!" rief Kuni, sich empört umwendend. VituS aber gab keine A"twort mehr, sondern rannte ergrimmt zur Hüttenthür hinaus, stieß draußen auf mehrere Personen, die er beinahe über den Haufen rannte, und eilte auf den Waldessaum zu, wo er bald hinter den dunkeln Tannen ver schwand. Die Sennerin wollte eben auch hinaus in» Freie, als plöblich die Thür verdunkelt wurde und der alte Natz auf der Schwelle erschien. Hinter ihm wurden zwei Stadtherren und eine Dame sichtbar, die mit vieler Neugierde umherschauten. Alle hatten Berg stöcke in den Händen und derbe Schuhe an den
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