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Dresdner Journal : 23.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-23
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1887
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ember« 113,73 von ich: l.»o — »o. — ,, b is, ) s.»o, ,, 8.»», Görlitz ^» (bi» autzrn). >, 12.«», Aulsig- Frank« l.ro. — S, 7». öroßen- , 11», lauchau, i2.e, », », 12.r», K.LL. — »0, v.»0, », 2 .U, , 11^» w, 1d», b Ricsa) , 2.»», 3, >»,11.»», Mor>»- Mün« ib, 9.10. 3. — (3, 4» taundorf », 3., 3, », 11», ll.ro. — », 9, 3, «H», 9, io, 11^», ,«. — 7, 9.«, Nkuslrdl Stolp«» ,io, 7^». od. Dux« >», 12.«», ^r, 7^o, >L, 9. — Brünn) rag). — Hau (üb. >, 10^», Vischvt»« 'N. Obersir« lüdch«»: Rittmitz. rl Robert ostietrrtür lab«-. M2S7. tioieda. tritt unä ^Mrliob: 4 »arS 30 ?1 kinru. ^inroln« kinnuuvrn: 10 kk. 4nüau6l»«a^9U«''Ndren, l^ür clsn ltaum vinor ^«»paltoavn 2sils üleivor 8vkr>tt 20 ?k. vntor „^io^o>>aoät" üie 2eU« 30 kf. ltoi Uvellso un6 Ättsroxttt ontrpr. ^ukxekla^ Lraebotn^nr l^tivb mit Luraatuus äor Sonn- nnü k°sisrt»sa »dsoä». I>'ern«prvob-Ln»vtilii»,: Ur. 1293 Freitag, den 23. Dezember, abends. Sl es-nerÄumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dito Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. »887. Lnnnü»» ran LnüNnülU»»^» »»»«Lrta» l^lprl,: />> Lran<t»«tt«r, Oowmiixonar aa» Uroxtaor ^onrnalij Sawkur, 3«rU» - Vta» Lalprl, - >»»«>-Nr—1»a - »raaittarr ». ».: L 3«rU» Vt«»-U«»dor,- r,»o^Nu1 » U.M3»cd»v Uixt >7o««»,' ?»ii, Lonckoa 3«rUn ^ran»tnrt a » »laN«»N />axb« <t 6'0., 3«rUn> 03rU»^ tt. ^«Ui«ri UacA/oio«',' Uaaooror: 0 Sc^ü«i«r,' L»U« ». ».: Larct -» 0» kl» r » « » » « d « r« Nüni^l. Lrpoüitioo <is» Oroxtnor Journal», vr««ä«o. /«inirorrtrasr« 20. ksrnrprvvti -^nrettlarr Ur. 1293. Amtlicher Teil. Merordmmg der Ministerien des Innern und der Finanzen, die Verladung und Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen betreffend; vom 21. Dezember 1887. Nachdem der Bundesrath beschlossen hat, die mit telst Bekanntmachung im Centralblatte vom 13.Juli 1879 getroffenen, durch Beiordnung der unterzeichneten Mi nisterien vom 16. September 1879 (Gesetz- und Ver- ordnungS-Blatt von 1879 S. 381) für das König reich Sachsen besonders bekannt gemachten Bestim mungen über die Verladung von Thieren auf den Eisenbahnen in nachstehender Weise zu ergänzen, so wird im Anschlusse an die Bekanntmachung in Nr. 48 des Centraldlattes vom 2. Dezember dieses Jahres in Krast der Verordnung Nachstehendes hierdurch bekannt gemacht: 1. An die Stelle von Absatz 3 in tz 3 der ange zogenen Bestimmungen tritt die folgende. Die Verladung von Wiederkäuern verschiede ner Gattung oder von Wiederkäuern und Schwei nen in demselben Wagen ist bei Transporten von deutschen Schlachtviehmärkten nach den Nordseehäfen verboten. Im Uebrigen ist die Verladung von Großvieh und Kleinvieh, sowie von Thieren verschiedener Gattung in demselben Wagen nur dann gestattet, wenn die Einstellung in durch Barrieren, Breiter- oder Lattenverschläge von einander getrennten Abtheilungen erfolgt. 2. Hinter dem nurgedachten Absätze 3 ist als Ab satz 4 einzuschalten: Zur Beförderung nach den Nordseehäfen be stimmte Wiederkäuer und Schweine dürfen nur dann verladen werden, wenn eine Bescheinigung darüber vorgelegt wird, daß die Thiere un mittelbar vorher von einem beamteten Thierarzt untersucht und gesund befunden worden sind. 3. Die in Absatz 2 der Verordnung vom 16. Sep tember 1879 angedrohten Strafen leiden auch bei Zu widerhandlung gegen vorstehende, bez. abgeänderte Be stimmungen Anwendung. Dresden, am 21. Dezember 1887. lie Ministerien des Innern und der Finanzen. von Nostitz-Wallwitz. von Könneritz. Körner. — . .. Nichtamtlicher Teil. Tekegvaphische WacHvichten. Wien, 22. Dezember, abends. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp." meldet auS Belgrad: Die Skupschtina hat den von mehreren Abgeordneten ringebrachten und vom Finanzausschüsse befürwor- eten Antrag angenommen, auS Sparsamkeitsrück- ichten der Regierung die Aufhebung der Gesandt- chaften in Rom, London, Paris, Berlin und Athen anzuempfehlen. Ministerpräsident RisticS erklärte, den Beschluß der Skupschtina bei der Vor legung des Budgets berücksichtigen zu wollen. Wien, 23. Dezember. (Tel d. Dresdn Journ.) DaS „Frrmdenblatt" dementiert die Nachricht deS Paris-r Korrespondenten deS „Etoile belgr", be treffend die Verhandlungen wegen Einberufung Ftuilleton. A. Poftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 22. Dezember, wurde Albert LortzingS komische Oper „Zar und Zimmermann" gegeben, welche am gleichen Tage vor 50 Jahren in Leipzig zum ersten Male aufgeführt wurde. Die Feier dieser ersten Auf- führung der allgemein beliebt gewordenen und ge bliebenen Oper zu ehrendem Gedenken deS Komponisten ist eine erfreuliche und dankenswerte Erfüllung künst lerischer Verpflichtung, und diese wird noch dadurch verdienstvoller, daß — dem Vernehmen nach — die Tageseinnahme zum Teil für die Erben LortzingS be stimmt wurde. Aber warum man das so lobenswerte Borbaben so still und wie verschämt verfolgte, ohne durch Erwähnung desfelben in der Ankündigung der Repertoires und auf dem Theaterzettel die Teilnahme de» Publikums anzuregen, mußte auffallen und Lortzing verdient alle Ehren seitens der deutschen Bühnen, er gehörte zu ihren Wohlthätern. Daß sich eine Oper 50Jahre lang in fast gleichmäßiger lebensvoller Wirkung behauptet, gehört zu den gar seltenen Erscheinungen im Verhält nis zu der großen Zahl von Opern, die geschrieben und auch gegeben werden: Es bedeutet und beweist ein geistiges LebenSelement in Musik und Sujet, das weit über da- gewöhnliche Tagesbedürfnis der Bühnenwelt hinaus« reicht und die weitesten Kreise de- Publikums inner lich nachhaltig erfaßt: hier durch volkstümlichen Cha rakter und durch Komik und Humor in echt deutscher Art, welche letztere Tigenschaiten in unserer ernsten Zeit leider der deutschen Oper entschwunden sind. einer Konferenz zur Regelung der bulgarisä'en Frage und Absendung einer Kollektivnote an den Fürsten Ferdinand mit der Aufforderung, Bul garien verlassen. Rom, 22. Demzember. (W. T B.) Minister- Präsident CriSpi empfing heute den Botschafter Grafen de Launay, welcher sich morgen zum Be suche Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit des Kron prinzen nach San Remo begiebt und von dort auf seiuen Berliner Posten «urückkehrt — Der deutsche Botschafter Graf Münster, welcher zum Besuche seiner Tochter nach San Remo gekommen war, ist heute von dort nach Paris zurückgekehrt. Madrid, 22. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat den Adreßen-wurf mit 14! gegen 74 Stimmen angenommen. Dublin, 22. Dezember. (W. T. B.) In Ballyneely (Grafschaft Limerick) wurde heute der Prister Ryan zu einmonatigem Gefängnis ver urteilt, weil er die Pächter zur Nichtbezahlung der Pachtgelder aufgereizt hatte. St. Petersburg, 23. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „RegierungSanzeiger meldet: In der vergangenen Woche liefen Nachrichten über Ruhestörungen in den höheren Lehranstalten zu Charkoff, Odessa und Kasan rin. In dem technologischen Institut Charkosss veranstalte'en Studenten eine Versammlung und verweigerten den Behörden den Gehorsam. Gegen 30 Studen- ten der Charkoffer Universität verließen am 1s. dS. MtS. plötzlich die Auditorien, vereinigten sich nach vorheriger Abmachung auf der Straße mit einer Anzahl von Besuchern deö technologisch»» Velerinär-JnstitutS und verübten Ruhestörungen, indem sie die Fenster der unteren Etage des Uni- versitätSgebäudes zertrümmten. An der Odessaer Universität hielten die Studenten am 14. dS. Mts. ebenfalls eine Zusammenkunft, störten die Vor lesungen und verlangten lärmend die Aufhebung der bestehenden Univerfitätsordnung. In Kaian hielt am 16. dS. Mts. der größere Teil der Studentenschaft der Universität und daS Veterinär- Institut lärmende Versammlungen, wobei sie in Bezug auf die Vorlesungen ähnliche Forderungen stellten wie ihre Kameraden an der Odessaer Uni versität. In diesen drei Univerfilätcn und in dem Charkoffer technologischen Institut find die Vor- lesungen eingestellt. Durch den Vergleich mehrerer hierbei zu Tage getretenen Umstände ergicbt sich, daß bri allen diesen Unruhen die Aufhetzungen übelwollender Leute mitwirkten. St. Petersburg, 23. Dezember. (Tel. d. Dresdn Journ.) Die „Börsenzeitung" glaubt ver sichern zu sollen, daß das KriegSmimsterium keinen besonder» Kredit verlangt hat. Sämtliche Aus gaben desselben, darunter die Truppenverpflegung hätten in den letzten Wochen die Voranschläge nicht überstiegen. Bukarest, 22. Dezember. (W. T. B.) Die Kammer bewilligte heute einstimmig den von der Regierung geforderten Kredit von Iv Millionen zum Ankauf von lOOOOO Repetiergewehren und Munition. Dresden, 23. Dezember. Zur Stellung des Pariser Magistrats. Die auffallende politische Disharmonie zwischen Pari« und Frankreich, zwischen der Stadtgemkinde der Residenz und der Landesregierung wurde bereits vor einiger Zeit in Betrachtung gezogen. Das Spiel, welches der Sondergeist des Magistrate- zur Ver- Die lange Lebensdauer dieser Oper sollte zugleich den deutschen Bühnendirektionen — ganz im allgemeinen sei« gesagt — zur Mahnung werden, daß ihr einstiges undankdares und geiziges Verhalten gegen Lortzing ein letztes Beispiel verwerflicher, zwar mit gesetzlicher aber nicht mit moralischer Erlaubnis auSgeübter Pra xis gegen Lpernkomponisten und dramatische Dichter sein möge, denen sie doch die Nahrung für ihr Be stehen danken. Lortzing kämpfte bis zu seinem Tode mit materieller Lebensnot, während den Bühnen reiche Einnahmen durch die gelungensten seiner Opernwerke -uflossen. Die Darstellung des „Zar und Zimmermann" ist jetzt schwieriger geworden als vor fünfzig Jahren, als noch Lortzing selbst bei den ersten Ausführungen seines Werkes in Leipzig mitwirkte. Denn die Bühnensänger empfangen die individuelle Entwickelung ihres Talents aus den Bühnenwerken selbst und vornehmlich aus denen, welche in ihrer Zeit geschaffen wurden. Die komische Oper liegt aber nicht in der geistigen Richtung der Gegenwart. Um so mehr hätte man — und mit Rücksicht auf den Zweck dieser Vorstellung — die möglichst beste Besetzung der Oper anstreben sollen. Peter Michaeloff — Zar Peter — gehört zu den ausgezeichnetsten Leistungen des Hrn. Bulß. Hr. Decarli giebt vortrefflich, mit Humor und ohne Über treibungen den Bürgermeister van Bett, dielen karri- kierten Typus, echt deutschen Philistertums und obrig keitlicher Dummheit und Hr. Meincke sang die Partie deS französischen Gesandten mit anerkennenswertem Bemühen und sehr hübschem Erfolge. Aber des Bürgermeister- Tochter Marie verlangte sehr nach einer günstigeren und auch möglichen Besetzung — gewaltigung der Provinz und der allgemeinen Inter essen der Republik begonnen hat, ist seitdem nicht auf- gegeben, die Karten sind nur von neuem gemischt. Die Parteien halten sie in den Händen mit scheinbar freundlichen Mienen, doch bei einer inneren Erregung von Leidenschaften, die unter der Asche glimmen. Wann wird die Flamme aufjchlagen und wohin wird der Brand führen, wenn er, ohne rasch gelöscht zu werden, Leben und Dauer gewinnt? Beantworten läßt sich heute diese Frage noch nicht, aber daß sie aufgeworfen werden darf, erläutert eine lokale Beobachtung der Zustände. Eine solche zeigt sich uns in Mitteilungen auS Paris, welche der „H. Corr." empfängt. Viele französische Politiker, und zwar ohne Unter schied der Partei, sind über die Tendenzen des Stadt rates verstimmt nnd über die Gefahr besorgt, mit der er die Sicherheit der Stadt Paris und selbst der Regierung bedrohen könnte, da Paris der Sitz des Parlament- und der Executivgewalt ist. Man darf diese Gefahr für nicht gering schätzen, wenn man sie auch nicht übertreiben darf. Es handelt sich darum, sie von der richtigen Seite aufzufafsen Der Pariser Stadtrat ist eine eigentümliche Kör perschaft, bei der alles — Meinungen und Zuständig keiten ebenso wie die Stellung und das Personal — durcheinander geht. Etwas abgeschlossenes oder gleich mäßiges bietet er nicht. Die Mehrzahl seiner Mitglieder, selbst die unver söhnlichsten und heftigsten, sind reiche, zum Teil sehr reiche Leute, die, wenn sie durch eine revolutionäre Beraubung bedroht wären, sich kräftig verteidigen oder mit dem größten Nachdruck von der Welt die Hilfe der Regierung anrufen würden. Nehmen wir z. B Hrn. Hovelacque, einen der be kanntesten Führer der RegierungLfeinde! Hr. Hove lacque ist ein reicher Mann, der mit der Stichle deS verstorbenen Laurent-Pechat, eines Vorkämpfers der demokratischen Republik, verheiratet ist. Er würde für sich selbst und seine zärtlich geliebte Familie jeder ernsten Bedrohung feines Vermögen- den heftigsten Widerstand entgegensetzen. Ganz ebenso wie der furcht bare Hovelacque würden unter den 80 Stadträten ohne Zweifel 70 mit aller Kraft jeden anscheinenden Ver such eine- «,rkährlichen Angriffs oder gar einen wirk lichen AllfMnd bekämpfen Aber daneben laufen die unbestimmten politischen Ideen und Traditionen, die Eitelkeiten und die Befürchtungen Das ist die Ge fahr. Die Unwissenheit der Pariser Stadträte ist zehnmal größer als diejenige der Parlamentsmitglieder und der Bewohner der Provinz. Das scheint schwer glaubhaft, aber eS ist so, und um die Lage richtig zu verstehen, muß man es in Rechnung ziehen. Die Vor urteile der ersteren sind noch beschränkter und fest gewurzelter als diejenigen der anderen, und was Paris denkt, verkörpert sich vollständig in den Adilen, die im Stadthause herrschen. Von Tag zu Tag aber verschärft und verbittert sich der Streit zwischen der Hauptstadt und den Provinzen. Jedes Jahr tritt es mehr hervor, daß man in Paris den großen Zug der ersten Jahre der Revolution, der Jahre 1789 bis 1792, aus dem Gesicht verloren hat. Man denkt nicht daran, daß eS eine doppelte, daß es zwei Revolutionen in Frankreich gab, eine französische und eine parisische. Das Jahr 1789 mit seinen Ge neralstaaten war eine französische, philosophisch poli tische Bewegung, die zu großen und wertvollen Refor men hätte führen und ein verfassungsmäßiges Regiment begründen können. Aber was folgte, war rein pari sisch. Es führte zu furchtbarer Unordnung. Die Kommune von Paris erhob sich gegen das Königtum, gegen Frankreich. Sie hat seitdem freilich viele Nie derlagen, viele Erniedrigungen unter den verschiedenen Regierungsformen erlitten, aber diese Niederlagen durch Frau Schuch, und Hr Erl hätte, da er den früher von ihm vortrefflich gesungenen Marquis Hrn. Meincke überlassen hatte, nun den Peter Jwanoff über nehmen müssen. DaS Haus war äußerst mäßig be sucht, was aber die lebhafte Anerkennung der erwähnten guten Leistungen der Vorstellung nicht hinderte. C. B. Weihnacht-erzLhlung von Marcus Bohen. Sie war siebzehn Jahre alt, und noch niemals war sie eine Nacht von dem Heim ihrer Eltern und Geschwister getrennt gewesen, und doch hatten oftmals Wünsche nach Reisen in die weite Welt sie erfüllt, wenn sie den Wolken und den Schwalben nachblickte, oder wenn der schrille Pfiff der Lokomotive vom Bahn hof der Stadt in die stille Straße klang, in welcher LiSbethS Kindheit und erste Jugend erblühte Ta hatte eines Tages die Mutter Lisbeth in daS Zimmer de« Vaters gerufen und dort hatten die Eltern dem überraschten Mädchen mitgeteilt, daß eine Einladung der Großmutter für sie eingetroffen sei, welcher sie bald und für lange Zeit Nachkommen sollte. ReisenI Da- Wort nahm Gestalt und Form an. Die Brüder studierten mit Li-beth Kursbücher und Reisekarten, der Vater kaufte e nen Reisekoffer, die alten Schulgenossinnen nahmen gerührten Abschied, und dann am le(>ten Abend vor der Abreise packte wirk lich die Mutter mit Lisbeth Koffer und Tasche, und manche Thräne rollte mit hinein. Und al» da- letzte Stück geborgen war, da hatte die Mutter im Dämmerlicht da von gesprochen, wir seit längerer Zeit der Großmutter gerade sind zur Tradition der Pariser Stadtver waltung geworden. Bis zu den Jahren 1787—»789 war Paris verhältnismäßig weit davon entfernt, die herrschende Stadt zu sein. Seine Bedeutung datiert in Wirklichkeit von dem Tage, an welchem seine Phi losophen und Schriftsteller auch im Auslande Ruhm gewannen und die französische Sprache die neuen Ideen über Europa verbreitete. Mit Voltaire und Rousseau begann diese Periode, welche die anmaß- lichen Ansprüche der Stadt Paris auf die geistige Beherrschung der Nation vorbereitete. Das Ausland heiligte durch die Aufmerksamkeit, die eS ihm zuwandte, diesen Sieg der Pariser über Frankreich. Daran hatten der Große Friedrich und die Kaiserin Katharina mehr Anteil als irgend jemand anders. Darauf, auf den Ursprung der Tradition, ist alle» zurückzusühren. Wie eine jede Tradition, ist sie un bestimmt und »ibelhaft in ihren Einzelheiten, aber unwiderstehlich in ihren Folgen. ES giebt wahrichein- lich keinen einzigen unter den Stadträten, eS seien denn die wenigen Vertreter der Rechten, der die Ge schichte der Revolution kennt oder den „Oontrut social" und selbst die „Menschenrechte" gelesen hat, aber das hindert ihn nicht an der Überzeugung, eS sei seine Pflicht, ParlS gegen die Barbaren der Pro vinz zu verteidigen, die durch das Parlament und die Regierung vertreten sind. Hat man demgemäß erkannt, was die thatsächliche Ursache des gegenwärtigen Streite» ist, so bleibt nur noch übrig, sich zu vergewissern, ob damit eine wirk liche Gefahr verbunden ist. Dazu bietet ein Artikel gute Gelegenheit, den der „Figaro" soeben vercffent- licht hat. Derselbe behandelt die Frage ohne Rück halt, indem er sich auf den vorhandenen Antagonis mus stützt. Hr. Magnard ist ein Franzose, der sein Paris so gut wie kein anderer kennt und welcher wünscht, daß es sich nicht in seiner eigenen Wert schätzung übernimmt. Er sieht keine Gefalrr, indem er auf das Übergewicht der kleinen Kapitalisten hin« weist Er meint, daß jeder revolutionäre Angriff in einem Lande, in dem das Kapital ebenso wie der Grund und Boden unter Millionen Eigentümer verteilt ist, notwendig (? Red.) zurückgeschlageu wird, weil der kleine Kapitalist alsbald degreist, daß er es ist, dem es an den Hal» geht, wenn der große Kapitalist beseitigt ist. Er gesteht indessen gleichzeitig zu, daß wenigsten» Unord nungen entstehen könnten, wenn verschrobene Köpfe wie Basly und andere in ihren Kundgebungen von dem gesamten Stadtrat al» Körpeischäft unterstützt würden. Ja, er zögert nicht, hinzuzusügen, daß der Stadtrat eine permanente Drohung sein würde, wenn man ihn nicht in die ihm zukommende Stellung zu rückverwiese. Der Gegenstand des Streites ist heute, wie man weiß, die Autorität des Präfekten. Allein der P äfekt vertritt die Regierung und speziell das MinistenM» des Innern gegenüber der Stadiverwaltuug. 4. lese aber verlangt durch das Organ ihres Präsidenten und ihrer Majorität sich selber zu vertreten und verweigert dem Seinepräfekten die Wohnung »m Stadthau,e. In Rücksicht darauf verlohnt es sich, die Worte Magnard» zu zitieren, denn sie sagen, was das einsichtige Publi kum denkt. Wenn, schreibt Magnard, die Zentral regierung nicht versteht, den Stadtrat zur Erfüllung seiner bescheidenen Amtspflichten anzuhaUen und ihn auf diese zu beschränken, so ist der Friede der Haupt stadt nicht fest und gesichert. Er Ichließt, indem er die Mitglieder des Siadtrates als anmaßende und anspruchsvolle Vertreter des Pariser Plebs bezeichnet. Alles das ist richtig und wahr. Nur ist es eine etwas harte Wahrheit. Denn es ist nicht allein die Plebs, den die Stadträte vertreten, sondern sie ver treten auch alle übrigen Einwohner der Stadt, selbst die reichsten, und als einfache Adilen wirtschaften sie Briefe mehr Trübsinn als schon sonst immer gezeig hätten und wie infolge dessen die Mutter selbst der Großmutter Lisbeth zur Gesellschaft angeboten hatte. Das Anerbieten war gern angenommen worden, doch hatte die alte Dame geschrieben, daß sie vielleicht eine zu ernste Gesellschaft für da» junge K>nd sein dürste. Lisbeth hatte die Großmutter seit sieben Jahren nicht gesehen und halb vergessen und nun sollte sie so lange Zeit mit ihr allein leben und fern sein von Eltern und Geschwistern, auch an dem Tage, wenn daheim der Weihnachtsbaum brennen würde. Lisbeth seufzte. Die Mutter strich ihr über die krausen Haare, welche sich so widerspenstig aus den prächtigen Flechten zu befreien wußten und richtete den gesenkten Kopf ihres Töchterchens auf. „Du bist nun ein große» Mädchen," sagte sie ernst, „und ich darf vor Deinem Scheiden Dir manches erzählen, was ich dem Kinde bisher verschweigen mußte und was Dir doch jetzt helfen foll, die Großmutter besser zu verstehen und ihr den Trost zu bringen, dessen sie gerade in der schönen Weih nachtszeit am bedürftigsten ist." Da nickte LiSbeth mit feuchten Augen, und dann begann die Mutter zu erzählen. „Die Großmutter hat drei Töchter gehabt, die beiden Tanten, die Du kennst, und mich. Als wir schon große Mädchen waren, ist uns noch ein Bruder geboren worden, em schönes herrliches Kind, das aber leider zu einem trotzigen, unglücklichen Manne herangewachsen ist, der seiner Mutter viel Schmerz gemacht hat und sie dann endlich ganz verlassen hat, um in der Ferne ein Glück zu suchen, dar er sich nicht daheim im Vaterland iu treuer Arbeit gründen wollte. Du bist zu jung, um all' den Jammer verstehen zu können, der solche Ent-
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