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Sächsische Dorfzeitung : 25.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-25
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189303256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930325
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-25
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 25.03.1893
- Autor
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Exped u. Redaktion Dresden-Ncustadl tt Meißner Gasse 4. Die Zeitung erschein: Dienstag, Donnerst«« und Sonnabend früh. Abonnement»- Preis: vierteljährl. M. 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Bote». Bei freier Lieferung inS HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. Sächsische Nacheilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten : dielspalt.Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Inseraten- Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Hänfenstem LVogler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«« Müsse* in Dresden. M. 36. Sonnabend, den 25. März 1893. 55. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. In der Reichstagssitzung am Mittwoch legte der Abg. Ahlwardt einen Theil der Akten vor, aus denen hervorgehen soll, daß im Jahre 1871 das deutsche Volt durch Machinationen, welche zwischen Mitgliedern der Regierung und des Reichstages einerseits und „Börsen-Juden" anderseits stattgefunden haben, um Hunderte Millionen betrogen worden sei. DaS gesammte Aktenmaterial, welches nach der Aussage des genannten Abgeordneten zwei Leutner (!) wiegt, konnte er leider nicht so schnell zur Stelle schaffen, da er eS anläßlich der verschiedenen Haus suchungen, welche bei ihm vorgenommen worden sind, bei Freunden außerhalb Berlin untergebracht hat. Nach den Osterferien hofft er aber auch diese Akten dem Reichstage vorlegen zu können. — Auf Antrag des Grafen Ballestrem vertagte sich der Reichstag auf eme Stunde, damit der Seniorenkonvent die von Ahl wardt eingereichten Dokumente prüfen konnte. Nach Wiedereröffnung der Sitzung ergriff der Abg. Graf Ballestrem zu nachstehender Erklärung da- Wort: .Meine Herren! Ihre Vertrauensmänner sind unter dcm Vorsitze des Präsidenten des Reichstages zusammen getreten, um Ihrem Auftrage gemäß die von dem Abg. Ahlwardt überreichten Aktenstücke zu prüfen. Dieselben sind von einigen Mitgliedern der Kommission Stück für Stück durchgesehen worden. Der Abg. Ahlwardt, welcher behufs Ertheilung von Erklärungen zugezogen worden war, wurde aufgefordert, einzelne Schriftstücke unter diesen Aktenstücken zu bezeichnen, welche feine Angaben vom gestrigen Tage zu bestätigen geeignet wären. Der genannte Abgeordnete hat das aber nicht vermocht; er erklärte, daß die vorgelegten Aktenstücke allein nicht geeignet seien, seine Angaben zu bestätigen, daß dies vielmehr erst in Verbindung mit anderen Aktenstücken, welche er herbeizuschaffen r.och nicht in der Lage sei, geschehen könne. Hierauf hat die Kommission einstimmig beschlossen, zu erklären, daß die vom Abg. Ahlwardt vorgelegten Aktenstücke durchaus nichts enthal ten, was die Behauptungen desselben irgendwie zu unter stützen geeignet sein könnte; ebenso wenig werden durch jene Aktenstücke gegenwärtige oder frühere Mitglieder des Reichstages oder der deutschen Reichsregierung bez. einer deutschen Landesregierung im Mindesten belastet. Wenn Jemand solche Beschuldigungen vorbringt, wie der Abg. Ahlwardt eS gethan hat, so muß er auch die Beweismittel für die Wahrheit seiner Behauptungen sofort zur Stelle haben. Das ist aber bei dem Abg. Ahlwardt nicht der Fall und deshalb fällt es mir auch schwer, sein Benehmen in parlamentarischen Ausdrücken richtig zu qualificiren." (Anhaltender stürmischer Bei, Feuilleton. Der Gerichtsthurm. Kriminal-Erzählung von L. Gothe. (22. Fortsetzung.) Wieder trat Schweigen ein, bis die alte Dienerin abermals dasselbe, jedoch mit leiser Stimme unterbrach: „Müssen Zie denn wirklich heute Nacht wieder fort, Fräuleinchen?" „Ich werde um zehn Uhr gehen und in einer Stunde zurück sein. Es geschieht heute zum letzten Male." „Zum letzten Male! Das sagten Sie auch an dem Sonnabend, als da- schreckliche Wetter war. Und nun müssen Sie doch heute wieder fort?" „ES geschieht heute gewiß zum letzten Male, Christine." „DaS ist doch ein Trost: Ich habe mich immer zu Tode geängstigt, bis Sie glücklich zurück waren. Wenn doch wenigsten- die Frau Rathsherrin darum wüßte." „Die gütige Mama würde aus Besorgniß für mich mein Thun verbieten und ihrem ausdrücklichen Verbote könnte ich nimmer zuwiderhandeln. Bald werde ich ihr und dem Papa Alles entdecken dürfen. Sie werden mich schelten , mir dann aber um des guten Zweckes willen verzeihen und Dir, gute Christine, keinen Vor, Wurf wegen Deine- Schweigen- und Deiner Beihilfe machen." „Daß Sie einen Zweck haben, versteht sich bei: fall.) Dem gegenüber betonte der Abg. Ahlwardt: „Als ich gestern durch den Abg. Richter provocirt wurde, antwortete ich, ich könnte unter Beweis stellen, daß nicht nur bezüglich deS JnvalidenfondS, sondern auch bezüglich vieler anderer Dinge Schlimmes vor gekommen und das deutsche Volk hierdurch schwer ge schädigt worden sei, ja daß sogar durch gewisse Akten, die ich besitze, Mitglieder dieses HauseS und auch ein VertrNer der jetzigen Regierung kompromittirt würden. Angesichts der Verhältnisse, in denen ich lebe, kann ich solche Aktenstücke nicht 24 Stunden in meinem Hause aufbewahren und deshalb habe ich sie bei guten Freunden und Bekannten unurgebracht. Da eS mir nicht möglich gewesen ist, auch nur einige Stunden Aufschub zu er- ! halten und da es die Kommission ferner abgelehnt hat, i sich in Permanenz zu erklären (ichallende Heiterkeit), so ! muß ich meinem Bedauern darüber Ausvruck geben, s daß ich nicht in die Möglichkeit versetzt worden bm, in s der allernächsten Zeit das zu beweisen, was ich unter > Beweis gestellt habe. Es sind nicht leichte Sachen, um ! die es sich handelt. Es liegt den Akten ein Oliginal- l brief des Präsidenten des SenatSgerichlshofes eines > auswärtigen Volke- bei, worin derselbe sich bei einem hervorragenden deutschen Staatsbürger, dessen Namen; ich auch in der Kommission gmannt habe, für die fchöne j Geldzuwendung bedankt und auch für seine Kollegen ! im Senate um Zuwendungen bittet." — Präsident ' v. Levetzow: „Was in den Aktenstücken steht, die Sie > nlcht vorgelegt haben, geht uns heute gar nichts an." > — Abg. Richter (deutschfreisinnig): „Ahlwardt ! sprach von Provokationen meinerseits. Dabei hat aber doch niemand anders provocirt als er, indem er am ! Sonnabend bei Berathung der Novelle über den In- ; Validenfond die Behauptung aufstellte, daß die Reichs- , regierung durch Verhandlungen hinter den Koulissen mit Börsenjuden veranlaßt worden sei, diesen Fond möglichst knapp zu bemessen. Daraufhin habe ich Ahl, i Wardt gestern aufgefordert, den Versuch zu machen, ! dies zu beweisen. Ich konstatire, daß in den von Ahl- s Wardt vorgelegten Aktenstücken über den Reichsinvaliden, fond überhaupt nicht das Mindeste enthalten lst. (Hört! hört!) Wir haben eS hier mit einer Methode zu thun, ' die dieser Herr jetzt zum dritten Male anwendet; daS erste Mal in dem bekannten Proteste, wo er wegen ver leumderischer Beschuldigungen der Stadtverwaltung von Berlin zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, dann in dem bekannten Processe wegen Beleidigung der Militär-Verwaltung und der Firma Löwe. In diesen Fällen hat er die schwersten Beschuldigungen gegen Beamte und Privatpersonen ausgesprochen; nie mals war er aber in der Lage, den Beweis für die Richtigkeit seiner Behauptungen zu erbringen. Immer Ihnen von selbst, Fräuleinchen und Sie gehen gewiß : auch an keinen bösen Ort. Wenn's denn durchaus noch ! einmal sein muß, so werde ich zusehen, wie ich den Friedrich fortschaffe, damit er Ihr Gehen nicht hört. Es ist dabei nur noch gut, daß es heute nicht so spät geschieht, wie das letzte Mal, wo freilich das arge Wetter daran schuld war, oder eigentlich das fchöne, wie es noch spät in der Nacht wurde, so daß sie doch noch fort mußten. Und es ist noch weiter gut, daß es nach dem Regen und Schnee am Nachmittag tüchtig gefroren hat uud noch jetzt friert, daß Sie nicht wieder in den tiefen Schmutz treten müssen, wie damals, wo der Friedrich gewiß seine Noth mit Ihren Stiefelchen hatte. Und zuletzt ist es noch gut, daß die Herrschaft heute erst nach Mitternacht vom Schlosse kommt, wo Sie doch hoffentlich längst wieder zu Hause sind. DaS Alles ist mir eine kleine Beruhigung." „Ich fürchte, Christine, Dein Sohn hat meinen letzten AuSgang wahrgenommen." „Der Friedrich? Wie sollte er denn? Höchsten- hätte er durch da- Aussehen Ihrer Ausgehe-Stiefelchen am Sonntag Morgen darauf vermuthen können. Ich selber hätte sie putzen können; aber da hätt' die Frau RathShrrrin dazu kommen können und hätte sich ge wundert und mich auSgefraat. Nein, der Friedrich hat sich nichts dabei gedacht, sonst hätte er gewiß gefragt oder etwa- gesagt." „Wenn meine Befürchtung begründet ist, so hat Dein Sohn sich durch sein Verhalten seit jenem Tage ein neues Anrecht auf meine Dankbarkeit erworben." „Da wir von Ihren AuSgehe-Stiefelchen gesprochen, Fräuleinchen, so fällt mir noch rechtzeitig ein, daß der suchte er die Angelegenheit zu verschleppen, genau so wie er unS auch jetzt auf einen späteren Termin ver- tlöstet, wo er mit besseren Zeugen und Beweisen hervor- treten werde. Darin erblicke ich den Segen deS Parla mentarismus, daß wir kurzen Proceß mit dem Abg. Ahlwardt zu machen im Stande sind (Lebhafter Beifall und Heiterkeil) und ihn in seiner ganzen Haltlosigkeit und traurigen moralischen Beschaffenheit vor dem Lande hinsttllen können." — Abg. Freiherr v. Manteuffel (konservativ): „Ahlwardt hat gestern gesagt: ES ist etwas faul un Staate Dänemark. Wenn dem wirklich so ist, so haben alle Parteien des HauseS auSnahmslos das größte Interesse daran, daß die faulen Punkte genau bezeichnet und aufgedeckt werden. Ahlwardt thut die- aber nicht; er hält seine Behauptungen schon für erwiesen, wenn er sie nur immer wiederholt. (Lebhafte Heiterkeit und Beifall.) Lin derartiges Vorgehen müssen meine politischen Freunde mit aller Entschiedenheit ver werfen und wir sind wohl mit dem ganzen Reichstage der Meinung, daß ein solche- Vorgehen in diesem Hause bisher unerhört war." (Lebhafter Beifall.) — Abg. Ahlwardt (mit Heiterkcit auf der Rednertribüne empfangen): „Ich rufe die Anwesenden zu Zeugen darüber auf, daß, als plötzlich und unerwartet die Ge» schichte zur Entwickelung kam (Großes Gelächter), ich durchaus nicht darauf vorbereitet war. Nachdem die Sache aber einmal zur Sprache gebracht, habe ich mir gestern alle denkbare Mühe gegeben, so viel Beweis material wie möglich herbeizuschaffen. Den ganzen Nachmittag und einen Theil der Nacht habe ich damit zugebracht, Depeschen find abgegangen — kurz eS ist Alles geschehen, was in meiner Macht lag. Wenn ich heute etwas aus den Akten vortragen wollte, hätte eS keinen Werth, weil ich eS auS dem Zusammenhänge reißen müßte. Die Gerechtigkeit hätte angesichts der ernsten Dinge, die ich vorbrachte, wohl erheischt, daß mir eine längere Frist zur Herbeischaffung deS BeweiS- materialS gewährt würde. Ich kämpfe nach meiner vollen Uebkrzeugung nur für die Wahrheit, für die reine Wahrheit. (Schallendes Gelächter. Zuruf links: Für 75 Pf. Entree!) Ich werde ausharren und eine Besse rung dieses Staatswesens herbeiführen." (Gelächter.) — Abg. Lieber (Centrum): „Es ist zweifellos sehr bedauerlich, daß Ahlwardt nach Allem, was hier vor- glkommen ist, noch immer nicht eine Spur von Ver ständlich dafür zu haben scheint, daß die größtmöglichste Korruption darin besteht, wenn im Schooße deS deutschen Reichstages die unerhörtesten Beschuldigungen gegen Mitglieder dieses HauseS und der Reichsregierung aus gesprochen werden, ohne daß derjenige, von dem sie ausgehen, auch nur den Schatten eine- Beweises zu erbringen vermag. Ich habe als Mitglied der Ver- Friedrich jetzt jeden Abend das Schuhwerk, welche- ge. putzt werden muß, in seine Behausung trägt und e- erst am Morgen wieder mitbringt. Er sagt, daß er jetzt erst immer sehr spät zum Putzen kommt, daß er hier im Hause stören würde; aber es wird ihm wohl nur darum zu thun sein, bei seiner Frau zu bleiben. Da muß ich ihm sagen, daß er Ihre Stiefelchen gleich herüberholt, damit sie hier sind, wenn sie gebraucht werden." „Unterlaß es, Christine. Eine solche Forderung müßte Deinem Sohne auffallen. Ich werde mich ohne jene Stiefelchen behelfen." „Sie wollten in der kalten Nacht in dünnen Schuhen ausgehen? Nein, Fräuleinchen; daS leide ich nimmer mehr! Ich könnte eS nicht verantworten, wenn ich zu ließe, daß Sie sich eine wirkliche Krankheit zuzögen; jetzt sind Sie, Gott sei Dank, noch gesund. Und der Friedrich? Was geht es dem an, daß Sie Ihre Stiefelchen verlangen? Und wenn er wirklich fragt, so weiß ich schon, was ich ihm sagen muß, damit er nicht- merkt." Da Johanna schwieg, so begab sich die gute Alte in das Zimmer hinab, wo sich ihr Sohn befand. „Hast Du die AuSgehe-Stiefelchen unseres Fräulein- wieder in Deine Behausung getragen, Friedrich?" „Ja, Mütterchen. Was ist damit?" „So hole sie, denn sie werden gebraucht." „Heute noch, Mütterchen?" — Friedrich wurde aufmerksam. „Jetzt gleich. Unser Fräulein braucht sie morgen in der Frühe und ich muß heute noch neue Schnür-
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