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Weißeritz-Zeitung : 08.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192207080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19220708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19220708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-08
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 08.07.1922
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Weitzeritz-Jeibmg Tageszeitung MS Anzeiger siir DWol-iswal-e, SchMeöeberg «.N Vierteljährlich ^MK.ohneZ«- VkaMviNklS. ^agen. — Einzelne Nummem ?"Pf. — Femsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. S. Vemeindeverbands-Gtwkonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. «elteste Zettung -es Bezirk« Kieses Blatt enthält die amtlichen BekarmtmachrmG« -er Amtshauptmannschafl, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippoldiswalde MzelgWreiser dauptmannschq« - ir Ata-, im amtüche» HM HW» »oa Bebürden) die Zeil« T^Ma-—SdvdMt »ch Neklamm ^RVid» VeraniworNkcher Redakteur: Baut Iehne. — Druck und Verlag' Earl Äehne tn Dlvvotdlswatde. Sonnabend den 8 Juli 1922 Nr. 1S7 88. Jahrgan zeichne». Nicht allein, daß in l 4 Backräumen mit der gleichen die Bildung einer Aushilfspolizei in Sachsen und den Anzahl Backösen verschiedener Systeme die in den verschiedenen ! kommunistischen Antrag auf Erlab einer Amnestie ohne Vor- seelt, daß das vorbildlich dastehende deutsche Handwerk und nicht zuletzt das Bäckerhandwerk in seinen treudeutschcn Grund zügen bestehen bleiben müsse, um dadurch zur Wiederausrich tung des Deutschen Reiches ein gutes Teil mit beizutragen. Geradezu ergreifend waren die Worte, die der alte, ehrwürdige Präsident des amerikanischen Väckerverbandes, Strasser, dem deutschen Handwerk und dem deutschen Vaterlande zu seinem Wiederaufbau widmete. Trotz seines hohen Alters hatte er es sich nicht nehmen lassen, seine Kollegen nach Deutschland zu führen. Auch die mit dem Verbandstage verbundene Bäckerei ausstellung ist als ein gut gelungenes Unternehmen zu be- halken wieder einmal romantisch fühlen und empfinden ge lernt und uns dem hingegeben, ehe der Alltag, der hart- kantige, uns wieder in seine Dienste zwang. Altenberg. Die Ortsgruppe Dresden der Altenberger Landsmannschaft (ehemalige Schüler der Höh. Städt. Lehr anstalt) unternimmt nächsten Sonntag einen Ausflug nach Altenberg. Von Bärenstein aus führt die Wanderung über Ladenmühle nach Altenberg, wo nachmittags ein Kommers stattfinden soll. Dresden. Zu Beginn der Donnerstag-Sitzung beschloß der Landtag die Vorlage betr. den Entwurf eines Gesetzes über beratung den Ausschüssen zu überweisen. Sodann erhält Minister Lipinski das Wort, uni vor Eintritt in die Tages ordnung eine Darstellung der Vorgänge in Zwickau zu gebe». Jur Wesentlichen stützen sich seine Ausführungen, auf eine Erklärung, die die Regierung bereits gestern durch die Nach richtenstelle in der Staatskanzlei verbreiten ließ. In weiterer Folge seiner Ausführungen stellte der Minister fest, daß die Pressemeldungen, wonach die linksgerichteten Kreise die Macht an sich gerissen hätten und den gesamten Stadtrat als Geiseln festgesetzt hätten, falsch seien. Der Aktionsausschuß habe in Verhandlungen mit der Regierung die Garantie gegeben, daß die Ruhe und Ordnung wicderhergestellt werden sollte. Ein Ordnungs- und Patrouillendienst sei daraufhin von der organisierten Arbeiterschaft eingerichtet worden. Weiterhin habe sich der Aktionsausschuß mit den Unternehmern, den städtischen Körperschaften und der Kreishauptmannschaft ins Einvernehmen gesetzt, daß der Ausfall an Löhnen gedeckt werde. Bei dieser Gelegenheit kam etwas Leben ins Haus, das die Ausführungen bis dahin ruhig, mit Ausnahme einiger Gelächter der Bürgerlichen und zustimmenden Musterungen der Linken angehört hakte. Das Haus ging dann zur Tages ordnung über. Die Vorlage betr. den Entwurf eines Gesetzes über die Gebühren der Verwalkungsgerichte wurde in so fortiger Schlußberakung angenommen. Auch Kap. 70 des Staakshaushaltplanes, nachträgliche Einstellung bei den Lan- dcsanstalten wurde ohne Aussprache angenommen. Abg. Claus (Dem.) berichtete sodann sür den außerordentlichen Besoldungsausschuß über den demokratischen Antrag betr. Zahlung der Bezüge an die vor dem 1. April 1920 in den( Ruhestand versetzten Beamten der Lehrer nach der neuen Bcsoldungsordnung und beantragt, bei der Reichsregierung energisch dahin vorzugehen, daß für die immer weniger wer denden Allruheständler, Witwen und Waisen die gegenwär tigen Härten beseitigt werden. Weiter berichtete Abg. Claus über die Eingaben des Pfarrvereins für den Freistaat Sachsen, Dorf Wehlen, und beantragt, die Eingaben dec Regierung zur Berücksichtigung mit der Bitte zu überweisen, daß die Auszahlung der den Kirchen darlehnsweise zu ge währenden Beträge mit größter Beschleunigung an die Not leidenden erfolgen kann. Der Landtag stimmte beiden An trägen ohne Aussprache zu. Eine kleine Debatte entspinnk sich nur noch bei der ersten Lesung eines Gesetzentwurfs betr. Aufnahme einer Anleihe zur Förderung des Wohnungsbaues. Der unabhängige Abg. Dcnnhard wandte sich dagegen, daß die Baukostenzuschüsse nicht allein durch das Landeswohnungs- amk verteilt werden dürfen. Ein parlamentarischer Ausschuß müsse zur Lösung der Frage eingesetzt werden. Der Abg. Nitzsche teilte mit, daß eine Verbilligung der Baustoffe ange strebt werde. Auch der Abg. Börner (Dnat.) sprach sich für die Einrichtung des parlamentarischen Ausschusses aus. Ohne weitere Aussprache stimmte der Landtag der Vorlage zu. Die nächste Sitzung wurde auf Dienstag den 11. Zuli fest gesetzt. — Vor Eintritt in die Tagesordnung der Donnerstag sitzung des Landtages gab Minister Lipinski eine Darstellung der Vorgänge in Zwickau. Der Minister erklärte:: Am Dienstag abend nach Schluß des Landtages hat die Regierung die ersten Mitteilungen von den Vorgängen in Zwickau er halten. Die bisherigen Ermittelungen haben ergeben, daß die Demonstration in Zwickau würdig und ruhig verlaufen ist, daß sich aber nach der Demonstration Personen gegen den Vorsitzenden der Deutschnationalen in Zwickau gewandt haben und daß eine andere Gruppe, unabhängig von dieser, sich gegen die Polizei gewandt habe mit der Aufforderung, daß die bei der städtischen Polizei delegierte grüne Polizei von der blauen Polizei nicht unterstützt werden dürfe. Nach dem dies abgeichnk worden war, ist die Polizeiwache im Rat haus gestürmt morden. Daraufhin ist von der Lapo Schutz erbeten worden. Der Schuh ist gewährt, aber nicht ausge führt worden, weil auf dem Wege zum Rathaus die Polizei umringt, zum Teil entwaffnet und zum Rückzug gedrängt TnMchftz und Sächsisches Dippoldiswalde. In den am 28. und 30. v. M. statt- gefundenen Versteigerungen von Brenn- und Nutzhölzern aus dem städtischen Forst waren folgende Durchschnittspreise zu verzeichnen: l rm Reisig 48 M., I rm Rollen 850 M., i Festmeter Stämme ll —15 1962 M., 16—19 2440 M., 20—22 2452 M., über 23 2580 M. Die Klötzer und Stangen erzielten dementsprechende Preise. — Ein besonders heißer Tag, schon mehr unter die Hundstage zählend, war der gestrige Mittwoch. Das schwere Gewitter am Dienstag hatte keine Abkühlung gebracht. Be reits morgens in der 7. Stunde zeigte das Thermometer 20" K. und stieg bis über 30 °K. hinauf. Regen in der folgenden Nacht brachte den Fluren Erfrischung, drückte aber auch die Temperatur merklich herab. — Die Zuckervorräte. Wie aus Berlin gemeldet wird, ist auf eine Anfrage seitens des Reichsministeriums für Ernährung mitgeteilt worden, daß nach dem jetzt vor liegenden Ergebnis der Anmeldungen am 1. Mai 1922 im freien Verkehr rund 700 000 Doppelzentner Zucker vor handen waren. Das ist etwas über zwei Drittel derjenigen Menge, die bei gleichmäßiger Verteilung des Gesamtergeb nisses des laufenden Wirtschaftsjahres auf den Monat ent fallen würde. K— Der in Leipzig vom 2.—5. Juli siattgesundene Ver bandstag des Verbandes deulscher Väckerinnungen, zu welchem vom sächsischen Verbände der hiesige Bäckerobermeister Gietzolt als Delegierter mit abgeordket war und zu welchem nicht allein aus sämtlichen deutschen Gauen, sondern auch aus Amerika, Italien, Holland, Schweiz, Schweden, Norwegen, Tirol, Oesterreich und Ungarn die Bäckermeister erschienen waren, war ein echt deutsches Verbrüderungsfest des Hand werkes. In den am 3. bis 5. stattgefundenen Verhandlungen brachten die Ausländer in herzlichen und aufrichtig gemeinten Worten Grüße von den daheimgeblicbenen Kollegen. Die Amerikaner in einer Stärke von ca. 200 Mann überbrachten außer den herzlichen Grüßen noch 400000 M. zur Ausbesse rung der Verbandspräsident-Bernhard-Stiftung des Germania- Derbande». Alle Sprecher der Ausländer waren davon be Landeslcilen des Deiilschen Reiches gebräuchlichen Backwaren, ' von Sachsen die Leipziger Strumpssohlen und Speckkuchen, ! die Freiberger Vauerhase», die Meißner Fummeln, vor den l Augen des Publikums und in einer tropischen Hitze in appetit- lichsier Weise hccgesteilt wurden, auch in der Konstruktion der ! Bäckereihufsmajchinen und anderer Gebrauchsgegenstände ist die Industrie und die Technik tüchtig vorgeschritten. Es wurden sehr praktische Sachen vorgestthrt, nur mit der einzigen Schatten- , feite: ein hoher Preis. Aber nicht allein für das Auge, auch ' für das Gemüt der Verbandsbesncher waren Veranstaltungen getroffen worden. Sa map z. B. am Dienstag Gelegenheit geboten, die gewaltige Klangwirkung des Gesanges in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals zu bewundern. Kipsdorf. In seinem zweiten, eines besseren Besuches werten Vortrag, den Pastor Fischer am 3. Juli im Kaiserhof über „Nietzsche und die Romantik" hielt, stellte der Redner zunächst den scheinbaren Widerspruch zwischen diesen beiden Größen heraus. Nicht bloß, daß Nietzsche die Führer der Romantik gelegentlich „schleichende Dämmerlrnhen" genannt, überhaupt dem ganzen Mesen der Romantik schien er fern zu flehen. Hier hat Prinzip der Gemeinschaft, der Freundschaft, dagegen Nietzsche der große Einsame, auf der Seite der Romantik die Verehrung der Fran, Nietzsche: „Menn du zum Weibe gehst, vergiß die Peitsche nicht!" Hier das Auf gehen in Stimmungen, das Sichvcrsenken in die Welt des Mittelalters, des Rittertums, des Katholizismus, die Sehn sucht, „heim" zu gehn, die Vorliebe für freundlichen Ausgleich aller Gegensätze, dort der Zug in die Fremde und der Gegen satz gegen alles Bekannte und Gewesene, der Trieb zum rück sichtslosen Kampf. Ilnd doch, so sehr der Schein dagegen spricht, gehören beide, Nietzsche und Romantik, zusammen. Geboren sozusagen in der Heimat der Romantik, besuchte Nietzsche eine Schule, in der ihm, zumal durch einen von ihm sehr geschätzten Lehrer, wie auch durch den geistigen Verkehr mit Hölderlin die Romantik sehr nahe gebracht wurde. Aus schlaggebend wurde aber vor allem seine schwärmerische Liebe zur Musik — von der der Vortragende besonders eingehend in seinem letzten Vortrag „Nietzsche und Richard Wagner" noch sprechen wird —> seine Neigung zu etwas so ausge sprochen Romantischem, wie des Traumdeutens, seine Sehn sucht nach der wahren Freundschaft, die nur deshalb keine Befriedigung fand, weil er viel zu hohe Ansprüche stellte, das leidenschaftliche Zagen nach Triumph und endlich nicht zuletzt sein schon früh ausgeprägter Zug zum Weib, so sehr auch das Wort von der Peitsche dem zu widersprechen scheint: von jeher bevorzugte er in seinen Ausdrucksformen das Lyrische, das Weiche, das Geheimnisvolle, Schleierhafte, Innigkeit und Scham, immer ging er aufs Gefühl zurück, ließ überall den feinen Geschmack milsprechen, feierte den Tanz, schätzte weib lichen Witz und Esprit, unterlag jähem Stimmungswechsel, ja, suchte ihn — bezeichnend sein Mort von der „Traurigkeit des tiefsten Glücks". Nicht minder romantisch dünkt uns seine Bekämpfung der herkömmliche^ Moral, die er, freilich im Unterschied zur Romantik, durum befehdete, weil sie ihm nicht streng genug war, seine Gegnerschaft zu Kant, Rousseau und Schiller, die Wollust des Zerbrechens und Nenschaffens und vor allem seine schwärmerische Liebe zu der geheimnisvollen, in ihrem dämmernden Zwielichlschein märchenhaft wirkenden Stadt Venedig, der Mittlerin zwischen Morgen- und Niedcr- land, halb Byzanz und halb Brügge. Wenn nirgend sonst, hier, unter den Eindrücken dieser Munderwelt, verstehen wir, daß Nietzsche Romantiker sein mußte. Wer je dieses Venedig geschaut, nein erlebt hat, wer die schwermütigen, tief melancholischen Melodien der Gondoliere, mit tönender, mächtiger Stimme gesungen, von der Ferne über das Wasser hergekragen, in noch weiterer Ferne verhallend, vernommen hat, der ist selbst — und wärs auf Stunden nur — zum Romantiker geworden. — Auch wir, die wir dem Vortrag und dem Redner, der tief in diese Welt der Geheimnisse hinabgestiegen, gelauscht und dann beim dämmernden Mon denschein durch den stillen Wald zu Tal gewandelt waren, Der Entwurf eines Gesetzes zum Schutze der Republik fleht in 8 1 die Todesstrafe oder lebenslängliches Zuchthaus für Personen vor, die an einer Vereinigung teilnehmen, von -er sie wissen, daß zu ihren Zielen gehört, Mitglieder der im Amte befindlichen oder einer früheren republikanischen Regierung zu töten, ferner für Personen, die in Kenntnis der vorgezeichneken Ziele eine solche Vereinigung durch Zuwen dungen unterstützen. Personen, die um das Dasein einer solchen Vereinigung wissen, werden mit Zuchthaus, bei mil dernden Ilmständen mit Gefängnis bestraft, wenn sie es unter lassen, sowohl der Behörde wie der durch Verbrechen be drohten Person unverzüglich Kenntnis zu geben. Keine An wendung findet diese Vorschrift auf Geistliche bei Ausübung der Seelsorge. 8 2 bestimmt: Mit Gefängnis von 3 Monaten bis 5 Fahren, woncben auch auf Geldstrafe bis 5 Millionen Mark erkannt werden kann, wird bestraft: 1. wer öffentliche Gewalttaten gegen die republikanische StaakSform des Reiches oder eines Landes oder gegen Mit glieder der amtierenden oder einer früheren republikanischen Regierung verherrlicht oder ausdrücklich billigt, oder wer solche Gewalttaten belohnt oder die Täter oder Teilnehmer begünstigt, oder wer verstorbene Mitglieder einer solchen Regierung, die einer Gewalttat zum Opfer gefallen sind, ver leumdet oder öfffentlich beschimpft: 2. wer zu Gewalttaten gegen die republikanische Regie rung des Reiches oder eines Landes auffordcrt oder solche Gewalttaten mit anderen verabredet: 3. wer Mitglieder der amtierenden oder einer früheren republikanischen Regierung verleumdet oder öffentlich be schimpft: 4. wer öffentlich die verfassungsmäßige republikanische Staatsform des Reiches oder eines Landes oder die NeichS- oder Landesfarben beschimpft: 5. wer an einer Verbindung keilnimmt oder durch Zu wendungen unterstützt, die bezweckt, die republikanische StaakSform zu untergraben. In besonders schweren Fällen ist -ie Strafe Zuchthaus. Das Gesetz bestimmt ferner, daß den Verurteilten der Aufenthalt in bestimmten Teilen oder an bestimmten Orten des Reiches auf die Dauer von 5 Jahren verboten werden kann.
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